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W il. Magnetismus. Menschen und Natur, thierischen. Wirkungen. die. des. auf. und liber die Wiclitigkeit desselben in arztiicher, Ueber

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(1)

i

'

Ueber

die Wirkungen

des

thierischen Magnetismus

\

auf

/

Menschen und Natur,

und

liber die Wiclitigkeit desselben in arztiicher, reclitlicher, pliilosophischer, religioser

und

welt-^

geschichtlicher Hinsiclit

und

in

Bezug auf

das gesellscliaftliche

Beisammenleben.

Eine Uebersicht der Gegenstande dieser merli- .ivurdigen Wissenscbaft nach den neuesten Fort-

scbritten derselben.

.

Von

, -

|31)ilipp

33nat^

I

,

Felirer dcs Facbcs dcr Physiologic an der Hochschule zu Wiirzburg.

W

il r z

b u

r g.

Cedruckt bel C.

W. Becker,

Universitats-iBuckdruckcr.

•1 8 3 2..

(2)

i I

Der Mesmerlsmus (tliierische Magnetismus) ist ein Zei- clien der Zelt, er ersclicint niclit melir als ein Toriiberge- liendes Meteor, sondern cr beginnt auf sicherer Balm seincn Lavif zu vollbringen. Mit Kraft sucbt sicli jetzt die geiingstete iind geprefste Lcbrc Luft zu maclien, und ^vie ein edles Gewachs unter Dornen und Distein nur dann erst

gedeihen liann,

wenn

jene ausgerotlet sind, so tritt in die-

sem Augenblicb der Magnetismus sebon als cin stattlicLer

Baum

bervor, der niebt mebr viel Zeit bedarf,

um

sich zur riesenbaften Eiche auszubilden.

\

Dr.

M

e rtins.

(Wolf. Jahrb. Bd. 2. H. 1. S. 209.)

/

V

(3)

2lllgcmcme 0rmerkim0cn

ilber thierischen Magnetismus,

iiber

Wahr-

heit und Irrthum, Tauschung undB etru

g,

An- mafsung und Selbsttauschung, Mysticismus

und Wunderkuren und iiber den Zweck

dieser

Sclirift.

Seit

bereits

mekreren

Jahren

babe

ich

im

Gebiete der Natiu’forscbung mit ganz besonderer Berilcksich- tigung ein Feld gewablt, welcbes, in so fern es die ra'tbselhaftestenErscbeinungen des korperlicben

und

gei- stigen

Lebens

des

Menscben und

seine magiscbe

Wecb-

sehvirkung mit der Natur

und

den unsicbtbai’en Kraf- ten des Weltalls ilberbaupt umfafst, gewifs das

merk-

wiirdigste unter alien ist, die der Forscher Sinn

und

Geist beschaftigen,

ich

meine

das

Studium

des

Menscben m Bezug

auf die Erscbeinungen des ani-

maliscbeh (thierischen

oder

Lebens-) Mag- netismus.

Jedermann,

der nur einigetmafsen die bis jetzt bekannten, hierher beziiglichen Erscbeinungen kennt, wird scbliefsen oder ahnen, von welcher Wicbtigkeit dieselben fiir die menscbliche Gesellschaft sind,

und Mancher

vvird nur

dariibcr

sich sebr

wundern, wie

ein Studium, welches vor

mebreren

Jahren

nock

so viele der ausgezeichnetsten

Kdpfe

aufs thiitigste be- schaftigte

und

die Aufmerksamkeit

und

lebbafteste Theilnahme der Gelebrten

und

Gebildeten aller wis- senscbaftlicben Nationen

Europas

erweckt batte, seit

einigerZeit so Verlassen

und

verwaiset ist, dafs es

wie

fast aufgegeben schiene,

wenn

nicbt

noch

einzelne

Wenige

ihre Theilnahme diesem

Zweige

der Wissen- schaftcn

gewidmet

batten.

Fragt

man

nach

dem Grunde

dieser verminderten Theilnahme, So darf

man

keineswegs glauben, als

kdnne

der Gegenstand sclbst uns nicbt die Befriedigung der von

ihm

fruher gehegten Hoffnungen

gewabren;

son- dern es ging bier wie mit jeder anderen Wissenscbaft,

(4)

4

- sie hat nach Ihrem energischcn Anftretcn auch

wiccler ihre Zciten der

Ruhe

und dann Wieder de*

ruchweisen Weiterschreitens. Das Auftreten

war

auch hier bczeichnet durch jugendlichen Eif’er, ia

wclchem

aber oft auch Irrthum statt

Wahrheit

aufge-

nommen und

in ein noch unbegrenztes Gebiet der Wissenschaft zusammengerafst ward*

Der

yorurtheil- frcic ruhigG Sinn Vieler erhannte dies

, verwarf aber, wie so oft ebenfails auf menschliche

Weise

ge- schieht, dann wieder auch das

Wahrie

mit dern Fal- schen,

und

scli6n auf diese

Weise

hann ein Stillstand

fill’ ein Studium eintreten ,

Wo

es einige Zeit hin-

durch bios

beim Festhalten

des so weit

Gewonne-

nen bleibt, bis durch neue Entdeckungen oder sonstige Anstdfse, und nach einer

reiflicheren Erwagung und

Sonderung des sich Widersprechenden, neues Le- hen liber eine solche Wissenschaft aufgeht. Dafs hier-

zu

um

so grdfsere Anstrengungen

und

Entschliisse iinmer wieder gehoren, ist uiu so

mehr

der Fall, je

weniger geordnet und je

mehr

verkannt ein solch ver- lasscnes Feld von

Nachkommlingen

angetroffen wird.

Und

so

war

und ist es mit den Gegenstanden im Ge- hiete des animalischen Magnetismus.

Auch

wir schlie—

fsen uns wieder

dem

verlassenen Gegenstande mit;

frohem

IVtuthe an,

und

die vortrefllichen Leistungen verwichener Jahre dankbar erkennend, wollen wir ver- suchen, der Wissenschaft Neues zu leisten.

Warum

iibrigens,abgesehen von eigentlichwissen--

s

ch

aftliche nUntersuchungen, ailCh bios bestatigende Beobachtungen und ErfahrungenilberMagnetismusin Be-'

zug auf

pr aktisch

e

He

ilk

unde

jetzt zur Zeit eben-

fails zu den seltensten gehoren, davon liegt dieUrsache wieder nicht in der etwa vermeinten Geringfiigigkeif derSache selbst, sondei’n nur in

derSchwierigkeii;

derselben , weil sie namlich Krafte, Fahigkeiten unt Verhaltnisse erfordert, die sich nur selten in giinstigen

Art

beisammen

linden,

und

noch seltener in

dem

ge wdhnlichen arztlichen

Leben

sich in voile

und

erft’eu lichi

Anwendung

bringen lassen,

weswegen

auch diet

magnetische Heilkunst einen ganz abgesondertenZweit;

von den iibrigen arztUchen Beschaftigungen ausma- chen mufs.

Yor

Allem sch<5n berulit die Fahi^keit magnetise ' einzuwirkon wirklich aufeinet gahz

besonderen

Krnf

die eben so wenig

jedem

Menschen, wie

im

Anorgan

(5)

schcn

jedem

Eisen eigon ist, ja in jetziger

Weltpc-

riode aucli dcncn, welch© diese Kraft bositzen, selten nielir ill soldier

Starhe

beiwohnt , wie ausgezeich- nete

und

auflallende

Wirlmngen und

interessante

mag-

nctische Erscheinungen

und

hdhcre gcistige Zustande der Somnambiilcn dieselbe voraussetzen,

Wir

finden

daher in den Geschichtcn von Somnambiilen nicht

selten die Vcrsicherung letztercr gegen ihre Aerzte,

dafs nur sie allein,

und

sonst

Niemand

(so weit ihre

limsicht reicht) ihnen hellen oder ihre beilsamen Zu- stande fortunterhalten hdnnten.

Eine zweite Ursache

warum

die

Anwendung

des

thicrischen Magnetismus jetzt selten geschieht, ist diese, well die Erfahrungen von friiherher gelehrt ha- ben, dafs fast alle die Aerzte, welche mit animalisch- magnetischen Kiiren sich langer bcschaftigten, ihre niagnetische Kraft selbst dabei

mehr

oder weniger bald vei'loren oder nachtheilig verandert

und

hiei’mit zugleich ihre Gesundheit selbst, (theilweise oder ganz- lich) eingebirfst, ja ihr

Leben

verluirzt, oder gar pldtzlich den

Tod

sich zugezogen haben.

Durch

sol-

che Erfahrungen entstand allerdings

Abneigung

vor die- serBehandlungsart,

und

auch Manche, die dieselbe gerne verrichtet baben wiirden, fanden sich allmahlich dazu nioht

mehr

fahig oder brachten nur

geringe

Er- folge hervor.

Und

so

ham

es leicht, dafs die auch

warmsten Freunde

des Magnetismus von dieser

Be-

schaftigung abliefsen,

und

so naeh

und

nach die Er-

schmnungen

dieses Gebietes selbst

immer

seltencr be- obachtet

werden

honnten, die Schriften hieriiber auf-

hdrten

und

so auch das

Publihum

fiir den Magnetismus

erhaltete.

Drittens aber ist bei frilheren magnetischen

Kuren

durch die

Hand,

so wie durchs Baquet, auch fiir so viele

Kranhe

sehr viel

Unangenehmes und

Abstofsen- des

vorgehommen,

namlich abschrechende

Nebenzu-

iuile, die durch die

Behandlung

erst erzeugt wurden, wie z. B.

immer

sich wieder erneuernde Krampfe, fie-

berartige,

Entzundung

ahnliche Erscheinungen, Schwii- che u. s. w., was zu verhiiten

man

nach

dem

bisheri-

gen Zustande der Wissenschaft

vom

Magnetismus nicht

m

seiner Gewalt hattc, weil

man

den ganzen

Umfang und

die

Verschiedeiiartigkeit

der magnetischen

Wirhungen noch

nicht naher kannte

und

schied

,

und

so die so leicht

ompfundenen

nachtheiligcn Einlliissc

(6)

6

nicht zu beseitigcn verstand

, so wie

man

auch die

Dauer und

die ganzliclic Beendigung der somnambil- len Zustiinde nicht in seiner Macht hatte,

wodurch

selbst die

Wiedergenesenen

noch

immer

dern Eintreten somnambiiler Zustiinde unangenehra ausge- setzt blieben.

Aus

dicsem

Grunde

baben

manche

Kranhe, durcli die auch die Wissenschaft neue Eri'ah-

rungen

und

Bereicherungen erhalten hiitte, die An-

wendung

des Magnetismus gefiirchtet,

wozu

nun jetzt

bei einem vollstandig hunstgeraafsen

, nach sicheren

Regeln

geleiteten Verfahren hein

Grund mehr

vorhan- den ist.

Die Furcht yor den Widerwartigkeiten, die bei ungilnstigen magnetischen Einwirhungen sich in friiheren Jahren so haufig einstellten, hat

mancher

j

Menschen

sich so sehr bemachtiget, daks sie, obgleich ihnen hein andeyes Mittel zu ihrerRettung

mehr

librig

War, dennoch den thierischen Magnetismus verschmah-

ten, der, von einem hierin Erfahrenen angewendet, ihre Herstellung zuverlafsig

bewmht

haben wiirde.

Viertens mufs sich der magnetisirende Arzt ganz ungewdhnlichen

Bemilhungen und

Beschwerlichheiten unterziehen

, ist sehr

gebunden

,

und wenn

er es mit

dem

Kranhen

wohl

meint, haum,

Herr

iiber seine Zeit

und

mufs sich Entbehrungen

und

Entsagungen gefal- len lassen,

zu

denen wenige

Menschen

in der bier nd- thigen

Weise

sich verstehen mdgen,

und um

so weni-

ger noch, als fur die Aufopferungen oft nur wissen- schaftliche Yortheile allein der

Lohu

sind , weshalb auch fiir den, welcher auf

pehuniare

Yortheile rechnet oder zu rechnen

gendthiget

ist, die allei-

nige Yerrichtung solch beschwerlicher

Kuren unmdg-

lich wird,

und zwar deswegen

schon, weil er nur im-

mer wenige

Kranhe zugleich in magnetische Behand- lung libernehmen hann

und

darf,

wenn

er nicht in

Kurzem

Gesundheit

und

eigenes

Leben

aufs Spiel se- tzen, oder

doch

die Heilung seiner Kranhen verzdgern

will, was bei Manchen, der zur Heilung gilnstigen oder ndthigenZeitpunhte wegen, doch nicht wohl thunlich ist.

Ntichdem ich nach mehrfaltiger

Erwagung

dieser verschiedenartigen grofsen Hindernisse, die

dem

A^ei- terschreiten in dieser wichtigen Wissenschaft

und

Kunst unter den gewdhnlichen Yerhiiltnissen im

W

e-

ge stehen, mir

wohl

gedacht babe, dafs ohiie eine ganz besondere Yeranstmtung zur Erleichterung

mag-

netischer Heilungs -

und

Wissenschaftsyersuclie yon

(7)

7

J Seiten der Regierungen (die aber leider

noch

fehlen),

) diesei’ ganze Gegenstand niclit allein nicht vorwarts,

i sondern nach so vielen frilherenAnstrengungen, Opf'ern

I

uad

Bemiihungen ausgezeichneter Manner, wieder inVer-

8 naclilafsigung

und noch

grdi’sere Mifskennung oder gar

i in ganzlicheVergessenheit

komnien

kdnnte; so habe ich

I

mich

mit

um

so raehr Eif’er

und Hingebung

demsclben

I gevridmet

und

jede Gelegenbeit zur

Vermehrung

nieiner

I Erfabrungen hierin auf’ das Gewissenhafteste benutzt,

S

um

eine vVissenscIiaft, die I'iir jeden Mensclien holies Interesse hat oder

haben

kann, neuen Yorscliub zu

leisten. Einestheils

war

ich durch raeine Stellung

zum

i

Leben

hierzu ganz begiinstiget, anderntheils aber fand ich Hindernisse, die ich in meineni Wirkungskreise nicht vermuthet hiitte.

Ich hatte nun bei meinen Beschaftigungen mit Magnetismus ganz besonders

im Auge,

Mittel

zu

fin- den,

um

die so Tielfach sich widersprechenden Er*

scheinungen

und Angaben

die

YOn

Somnambiilen

und

Aerzten liekannt

wurden,

auszugleichen, das dabei oft

vorkommende

Abentheuerliche einer ruhigen Priifung

zu

unterwerfen, kurz, das viele

durch

den Eifer dank- verdienender fiiherer

Beobachler

bereits vorliegende reichliche Material, nach neuen

Versuchen und

Entdc- ckungen

zu

ordnen,

und

vor

AUem

sic

here Regeln

i

fiir

die magnetische Befiandlung selbst

aufzufinden,

um

die

Anwendung

des thierischen

Mag-

netismus.

und

so neue

und

gliicklichere Erfahrungen hieruber fcrnerhin

um

so leichter mdglich

zu machen.

^ Ich sage,

neue

Erfahrungen, denn fiir die

W

irk1ich-

I

keit

eines thierischen‘Magnetismus zu streiten,^ wird

wohl Niemand

raehr jetzt einfallen,

indem

die unziili- ligsten Thatsachen friiherer

und

neuerer Zeit, so wie

das. Urtbeil der ausgezeichnelsten

Manner

der

Wissen-

schaften sich fiber die

Wirklichkeit

thicrisch-mag- netischer Krafte

und

ihre

Wirkungen

auf allc

Reiche

der Natur so bestimmt entschieden haben, dafs der

I aus Vernachlafsigung der Literatur hierin Unkundige, nur auf dieselbe verwiesen

werden

darf,

um

jjeden

Zweifel dai'an sich sogleich zu berichtigen.

Um Bc-

weise ffir Befestigung des Glaubens

an

]VIagnetis-

mus

fiber

haupt

also kann es jetzt

keinem

Schrift- steller

mehr

zu thun seyn, cs wird diescr

Glaubc

nur

nebenbei immer

wieder bestiitiget, und in der

Wis-

senschaft

weitcr

fortgefahren.

I

(8)

8

Obgleich die Wissenschaft

vom

Magnetismus sich so weit nun einmal durchgefochten hat, daf's Zweifel liber ihn von Vernilnf’tigen nicht

mehr

erhoben wer- den; so entstehen doch liber

einzelne Erschei-

nungen

die bier

vorhommen

(von denen aber aller- dings

manche

auch wirklich auf Tauschung beruhen), jetzt hie

und

da noch Bedenhen, Diese kcinnen nun

freilich nicht durch grundloses und bios auF Ansichten gestiitztes Raisonnement, sondorn nur durch "wissen- schaftliche Versuche, -also nur durch

Erfahrungen

bestatiget oder verworfen werden; und so entsteht also ein

Sonde rungsprozefs

in dieser Wissen-

schaft.

Die Erscheinungen in Folge der animalisch-magneti- schen EinwirkungenaufdenMenschen und aufDingealler

Reiche

derNatur sind namlich so aufserordentlich

m

an-

nigfaltig, und manche immer

-wieder neu, d. h. noch

me

beobachtet, ja auch von den bereits bekannten sind

(sowohl was das

korperliche

Verhalten eines

Som-

nambiilen, so wie das Einwirken eines Menschen auf den

andem und

eben so seine

Wechselwirkung

mit der iibrigen Natur betrifft, als auch was das geis tige

iVermdgen

eines Magnetisirten anbelangt), viele aller-

dings mitunter so seltsam

, fremdartig nnd uber- raschend, kurz, so ganzlich ungewohnt, und oft selbst an’s Unmdglichscheinende,

Wunderbare und

Unglaub-^

liche grenzend, dafs wir gegenDie allerdings mdglichst

Lillig denken miissen, welche (wie (wir selbst) keine

Neigung

haben, Erscheinungen von denen

man

nach unseren bekannten Naturgesetzen einen

Zusammenhang

Ton Ursache

und Wirkung noch

nicht einigermafsen angeben kann, sogleich als eine richtige Beobach- tung

und

Thatsache hinzunehmen, sondern an ihnen zweifeln.

Auch

sollten wir nie in Eifer gerathen, vrenn Menschen, die sich selber zu ilberzeugen noch nie Gelegenheit batten,

und doch

auf die Zuverlafsig- heit

und

Gewissenhaftigkeit eines ihnen sonst unbe- hannten Beobachters nicht unbedingt bauen mdgen, nicht sogleich ohne weitere Beweise Glauben schen-

hen

wollen;

allein

dies

lindet keine Entschuldi- gung,

wenn

Solche, denen an der Sicherstellung der Ansichten fiber die noch unbegriffenen physischen

und

psychischen Krafte des

Menschen

Theil zu

nehmen Bflicht

ist,

und

welche die Gelegenheit

zum Seibst-

beobachten

vielfach hatten, dieselbe (bios aus

(9)

9

falschem Stolzc

nKmlich

um

ilir^n einmal gethanen iibereilten Ausspruch nicht widerrufen zu milssen) zu ihrer

Ueberz€ugung

nicht beniitzten,

und doch

auf ihrem irrigen Urtheile beliari'cn^

wo

es ihnen, falls sie

w ah

res Interesse an der Wissenschaft batten, so leicht

gewesen >vare, zur Berichtigung auch Aodei'cr Ansich-.

ten

und

Zweifel beizutragen.

Ein Jeder der Gelegenheit hat

, die animalisch- magnetischen Erscheinungen zu beobachten, ist einer schonen

und

fiir das menschliche

Leben

wichtigen

Ueberzeugung wegen

wirhlich zu beneiden ;

wenn

aber Die, welche diese Gelegenheit batten, sie nicht benutzten,

und doch

zweifehi

und

laugnen wollen, was sollen alle Jene thun, welchen eine solche Gelegenheit sich niemals dargeboten hat? Ist es fih' erstere nicht eine

wahre

Versiindigung an der Wissenschaft? Ein gelehrtes

Hoch- und Fremd-

thun hilft jetzt u'berhaupt

und

auch hier nichts mehr,

und

ziemt sich an> allerwenigsten in Dingen, die die ganze Menschheit interessiren

, zu deren crwunschten Aufklarung ein jeder Gebildete nach Rraften beizu- tragen hat. Will nun aber

demand

dieses nicht, so behalte er

doch

wenigstens sein Vorurtheil, d. h. seiu

grundloses

Urtheil, die blose

Meinung

seines Bopfes, fur sich,

und

trete

Anderen

in

Bezug

auf ihre Beobachtungsfahigkeit nicht zu nahe.

Oder wenn man

urtheilen will, so sey

man

wenigstens nicht ungerecht

und

grundlos absprechend , sondern

mache

sich mit der Sache selber erst behannt, ehre das Urtheil

An-

derer, die sich stets der Wahrhaftigheit

und Treue

bellissen haben,

und

entziehe sich nicht hochmiithig einem Gegenstande, der mit

zum Ganzen

unseres Na-

tur-

und

Gottesdienstes gehdrt,

und

wahrlich aueh hei- neswegs die

geringsten

Krafle unseres

Wesens

in

Anspruch nimmt.

Oder

ist es etwa

um

die

Wahrheit

in der W^is- senschaft, so wie

um

die eigene

Ehre

in gewissen 8tellungen eine so geringe Sache, dafs

man

nur so schnellweg, aber grade gegen sich selbst, von

Tauschung

Anderer,

und

in

Bezug

auf hilllose

Arme,

die schon

am Rande

des Grabes stehen, nur so

von

Betrug

sprechen darf in Dingen iiber die

man beim

Mangel eigener und aus Unkenntnifs fremder Erfah- rungen sich eine Urtheiisfahigkeit gar nicht einmal er-

worben

hat?

(10)

10

Dilrfen in tier Naturwisscnschaft ilberhaupt un- sere Urtheile nur auf

E

r f a

h

r u n g a 1 1 e i n ge- griindet seyn, so darf

man

sie auch hier nicht

um-

gehen, denn statt ihrer entscheidet lann Ansehen,

und

selbst lieine Berilbmtheit in

an der en

Dingen liann einen in einer^ -wicbtigen Sache des Faches begangenen Fehler beschdnigen odcr miidern, sondern nur noch yergrofsern,

und

bei Solchen, die sich gewissenlos

und

voreilig als Richter aufwerf’en 'wollen

, zeigt oft in

Dingen wo

sie es selber nicht vermuthen, sich ihr Ta- lent fiir die Beobachtung iibe rhau pt inseinem

wahren

Gehalte,

Bedenbe man

wohl, dafs mancherStolze in der Wisscnschaft,

am

thierischen Magnetismus,stilrzte.

Doch war

dieser auch oft schon eine Klippe

fiir

wa hr ha

ft grolse Taleqte, und brachte sie zur augenblichlichen Nutation; allein waren sie solche Talente wirklich, so bonnten sie auch nicht lange auf ihrer Irrung verharren, sondern sie erkannten und wi- derriefen,

und

zeigten sich dadurch eben

um

so

mehr noch

in ihrer Vortrefllichkeit und

was in

derWis-

senschaft iiber Alles gebt

inihrer

Wahrheitslieb

e.

Es

ist iibrigens hier die Sache besonders in ge- r

ichtlich-medizinischer

Hinsicht sehr ernstbaft,

denn ich kann durch Thatsacben darthun, dafs sonst sehr angesehene Manner, ja sogar solche die

im Rufe

der Beruhmtheit stehen, sich in

Bezug

auf die Beui*- theilung magnetischer Zustande aus Uebereilung

ganz- lich

getauscht haben,

und im

Falle es auf ein dnt- scheidendes Gutachten yon ihnen angekomraen ware, durch ihr iibertriebenes

und

blindes Mifstrauen, so wie durch stdrrige

Meinung yom

Magnetismus , tadellose yerlassene Personen

um

Elme,

und

durch Ki’ankung selbst

um

jede Hoffnung

zum

Wiederauficben gebracht batten.

Man

dai’fsich aber

um

so weniger hieriiber

wun-

dern, da ja (freilich in weit friibererZeit) sogar eine der beriibmtesten

Wissenschaftsakademieen

(die Pa-

riser) sich in ibrem Urtbeil iiber Magnetismus so ent- setzlicb tauscben

und

durcli ibr Ansehen die Walu’-

hcit auf einige Zeit niederscblagen konnte, bis die be- rubmtesten Naturforscber und Aerzte in Frankreich und Deutschland die Sache desMagnetismus aufser alien Zweifel gesetzt und so den Irrtbum der

Akadcmie

ge- zeigt batten.

Uebrigens wird es schon an sich keinem ahrbeit

und Ehre

liebenden

Manne

gleichgiiltig seyn, ob fiir ei-

(11)

11

nen yoreillgen gruncllosen Laugner, oder filr einen bc-

hutsainen, gewissenliaften und zuverlarsigenBcobachter

in cincr so wicbtigcn Sac^liG zxi gcltGiij und^icli bollc daher von

Denen,

-vvelche in

Bezug

auf

meine

Unter- suchurtgen sich ans Uebereilung in ein scbiefes Licht zur Wissenschaft gestellt

haben,—

dafs aucli sie duiMjh

Aenderung

ilires Urtheils und durch Verbesserung des aus

UeberGdung

Vevdorbenen, ein rillimliches BcUennt-

nifs zu ihrem eigenen Vorlheile ablGgen werden. Ich meinerseits, der ich

manche Krankungen

bei

meinem

aufrichtigen Bestreben filr die Wissenschaft zu erdul- den hatte, habe zu raeiner Rechtfertigung

weder

Zeit

und

Miihe, noch Aufopferungen

und Entbehrungen

ge-_

scheut,

— und

ich Iiabe den harten Yorsatz gehalten, einige der besten Jahre meines

Lebens

hierzu aufzu- opfern, jaGesundheit

und

Glilck an eineSache zu wagen,

die die ganze gelehrte

Welt und

sclbst das bilrgerliche

Leben

innigst berilhrt, was aber der so vielen I)unkel-

heiten wegen, die iiber der Wissenschaft

vom Magne-

tismus iiberhaupt

noch

walteten, bisher nicht so er- kannt ward, weshalb eine jede Aufopferung filr diesen Gegenstand leicht furPhantasterci gehalten

wordcn

ist.

Ich habe nun aber hierbei zugleich aus

Ande-

rer

und

meinen eigenen Erfahrungen die wichtige

Ueberzeugung gewonnen,

dafs

mehr

wirkliche

magne-

tischeZustiinde von jeher verkannt wurden, als cs yer- stellte magnetische Zustiinde, naralich Betrfigereien in dieser Ilinsicht

gegeben

haben

mag, und

dafs auch in dieser Bcziehung schon so

mancbev Mensch

als ein

Opfer

der Kurzsichtigkeit oder leidenschaftlichenBlind- heit

und

unbeweglichen

Meinung

gefallen ist.

Es

ist aber unbegreillich,

warum

es filr einen

Mann

mit gesunden Sinnen

und aufmerksamem

Verstande hier so gar schwer seyn sollte, Irrthum von

Wahrheit und Trug

von Natur zu uuterscheiden,

Es

gehdrt nur Behut- samkeit, Geduld, Umsicht

und

klarer, gerader Sinn da- zu,

um

auch hier nicht zu irren.

Mdchten doch

alle

Diejenigen, welche in

Gehcim

oder dffentlich Perso- nen, die von

Anderen

filr Soranambiilen’angesehen

wur-

den, des Betrugs beschuldiget haben, sich

wohl

erin- nern, dafs sie meist nur

wegen

der

Ungewdhnlich-

keit

der Erscheinungen gestutzt, gezwcifclt

und

geur-

theilt haben, die aber doch gewifs kein

Grund desZwei-

felns seyn darf, sondern vielniehr ein

Grund

zu desto ge naue rer

U

n te rs uchun p,und

P

rilfungseyn mufs

.

(12)

12

Manche

aber, die Somnambiilen langer schon be- obacbtet,

und

untergelaufener

Unrichtigkeiten

halber sie dann fiir Betrugerlnnen erklart haben

mogen

sich

wohl

erinnern

, dafs sie auoh

, und be-

sonders anf;angs, durch

viberrasohende

Aussagen

und

Erscheinungen u, s. w. zu ihnen hingezogen wur-

den, TT-T-

und

sie

werden

sich zuletzt sagen miissen, dafs

Wahrbeit

und Irrthum in den Geschicliten ihrer

Som- nambulen

sich vereiniget batten. Allein,

o trauri-^ei*

Beweis

der menschlichen Einseitigkeit!

die

Wahr-

heit liefsen sie

der dabei zugleichvorgekom- menen Irrungen wegen

fallen,

und

betrachteten erstere nur fill’

Zufalligkeit,

den

Irrthum

aber

hielten

sie fest,

und

nach

diesem alfein nur

urtheilten sie

und

erklarten

wahre

Somnambiilen fiir

Betriigerinnen. Die Geschichte der Mifshandlungen der Somnambiilen ist ein schauderhaftes Seitenstiick

zu den furchtbaren Verirrungen der menschlichen Ver- nunft bei den Hexenprozessen.

Es

hat aber das abwechselnde

Vorkommen

von

Wahrheit und

Iirthum bei

wahren

Somnambiilen sei-

nen ganz natilrlichen Grund.

So

lange namlich der somnambiile Zustand

noch rein und ungetritbt

ist, ist auch Reines und

Wahres

zu beobachten;- sobald’

aber durch die fiir das somnambiile

Leben

so leicht

mdglichen Storungen, z. B. durch unvorsichtig vorge-

nommene

Versuche

und

Einwix'kungen u. dergl. der magnetische Zustand einmal

veriindert

und

ver- wirrt

ist, kdnnen natiirlich auch nur

Irrungen und

Verwirrungen

davon die Erfolge seyn, die oft

grade von

D

enen selbst herbeigefiihrt -worden sind, die solche bedauerungswiirdige

Wesen

des Betrugs schuldig erklart

und

ihnen so in

doppelter

Hinsicht geschadet batten.

Die vollkommenste Somnambiile also kann bei gewissen nachtheiligen Einlliissen sich

momentan

oder bleibend irren , und wir miissen daher bier genau unterscheiden zwischen Unrichtigkeiten und Tauscbun- gen, die aus

wirklicher Betrugsucht

gesche- hen,

und

solchen, die ohne alle bdse Absicht, son- dern durch

Verwirrung

des sehr emplindlichen somnambiilen Zustandes sich ergeben, so >vie ja ein

im Denken

begriffener

Mensch

im

gewohnlichen

Zustande schon durch Storungen ebenfalls aufIrrthum

in seinen Urtheilen undSchliissen gebracht werden kann.

(13)

13

Alter mogliclien Irrungen ungeachtet, sind abet doch die geistigen Fahigbeiten in den lioheren

magne-

tischen Zustanden gegen die des gewdlinlichen

Lebena

erhdht, und diese Zustande selbst also sind

und

bleibeil

die merkwilrdigsten und wicbtigsten unseres €sens.

Dafs

man

aber auch gar oft voreilig

das

grade Irrung und Tauschilng nennt, was

uber

unser

gewdhn-

liches FassungSi

und

Erldlarungsvermogen hinausgeht, mit unseren einmal eingelernten oder selbstgeschaffe- Tbeorieein

und gewohnten

Ansicbten nicbt zusam-

menpafst,

und

dariim oft gaV iu rund scheint, dies bedarf ohnedies kelner Erinnerung ; es schadet dies aber nur der Uebertragung einer Sache in das Le- ben, der Wissenschaft selber weniger, da an Kopfe,

fiir die es sogar

Facta

nicbt giebt, dieselbe nicht gebundcn ist. Ich rede bier natiirlich nicbt von Din-

gen, die der

Wissenscbaft

selbst

nocb

zweifelhaft sind, sondern nur von solcben, ilber welche Erfabrun^

gen binlanglich entscbieden haben, die also als

Tbat- sa cben

feststeben,

wenn

gleicb sie

nocb

keine genugen->- tie Erklarung gefunden,

Und

denen sich also nur Men-^

schen obne SaChkenntnifs, oder mit beschranktem Ur-

theile, oder gar aus Hartnackigkeit oder einer ubel verstandenen, unruhmlichen Consequenz widersetzen konnen.

Uebrigens dilrfen wir nicht vergessen zu erin^

nern;, dafs eS auch

Menscben

von grofser Tucbtigkeit giebt, die aber dennoch fur den Magnetismus wie ver*-

loren sind, nnd zwar eben deswegen, weil sie an die bdchsten magnetiscben Zustande

und

ihre ungewohn*.

liche Erkenutnifsfahigkeit wirklicb

glauben,

gerade vor dieser hoheren Erkenutnifsfahigkeit aber eine ge- wisse Scbeue

und

Unheimlichkeit fiihlen, weshalb

man

ihnen auch einen schlechten Dienst erweiset,

wenn man

sie zu

Theilnebmern

an diesen

Beobachtungen

baben mdchte^

Eine sonderbare Irrung, die

dem

Magnetismus Feinde zugezogen hat, ist die, dafs

man

glaubte

und

es vielfach bis jetzt nachsagte, dafs

MensChen im som-

nambillen Zustande grofse

Abneigung

vor Unmorali- scben Personen ieigten,

und

durch deren

Nabe von

Enlsetzen, Kram[)fen

und

Convulsionen befallen wilr- den. Dies aber ist nicht so,

und

es

wurde

hiermit gewifs

mancbem

ganz untadelhaften

Menscben

frilher sebr unrecht getban,

und

er mufste^

von

seiner

Un-

(14)

14

schuld ubcrzeugt, Cund das Unrichtige diescr Ansicht, abcr cben so doch den eigcntlichcn

Grund

dieser Erscheinungcn nicht benhend) eine

Somnambille

vielmebr filr cine Betriigerin halten und so gleichsam unwillkilhrlicb

zum Gogner

des Magnetismus werdenj

wenn

er aucb die vorurtheilfi’eieste Ansicht davon zu- vor gehabt hatte.

Um

das bios Moralische eines

Men-

schcn aber behum'mern sich die raeisten Somnarabiilen wenig,

wenn

detSelbe nicht in einem naheren Verhalt- nisse zu ihrer Behandlilhg selbst steht; eine

Somnam-

biile -wird

Wohl

die Lebensweise eines solchen

Men-

schcn mifsbilligen^ aber in so fern sie dieselbe nicht naher berilhrt,

und wenn

sie nicht unbescheiden ist,

davon nicht leicht eine

ErwahnUng

machen.

Bet Grund

obiger so oft bei Somnambiilen sich

wiederholenden hrampfhaften^ honviilsivischen u. s. yv.

Erscheinungcn aber liegt in den

entgegengesetzN magnetischen^

oder uberhaupt^

entgegenge- setzt-impOnderablen

Einwirkungen, indem nicht

alle

Menschen

in

Bezug

auf Magnetismus, nSmlich in

Bezug

auf die

Art

desselben einander gleich sind,

eine Entdeckting^ die fiir die WissCnschaft Von hoch-

ster Merkwiirdigkeit

und

von wichtigen Folgen fiir das

Leben

ist, wie ich dies ein andermal zeigen veerde.

Dafs Somnambiilen oft

selbst

als

Grund

der nachtheiligenEinw^irkung eines

Menschen

auf sie dessen Unmoralitiit angegeben haben, darf uns hier nicht irre

machen, denn dienachtheiligenEinwirkungen hatten sie

schon verwdrrt, so dafs sie oft, aber eben so unrichtig,

auch in allerlei nOch anderen Dingen die Ursache der Zufalle linden wollten^

und

nur

Einige

der Sache etwas naher

kamen und

angaben,' die magnetische Wir->

kung

einer solchen Person sey

zu stark, wahrend

sie aber wirklich

entgegeiigesetzt-magnetisch

war. Ich bin

um

so stolzer auf diese Entdeckung, dd

selbst die fruheren

S

o

m

na

m

bii 1eh darauf nicht ge-

fiihrt haben^ woraus wir ersehen

, dafs nur 'die zu-

gleich

geistige Erregung

dutch den nachforschen*

den Arzt die

hohe

Fahigkeit einer Somnambiile erst

vdllig werth fiir das

Leben

macht.

Nachdem

ich mir nun auf das Ernsteste babe iJfl- gelegen seyn lassen, vorurtheilfrei

und

griindlich zU bcobachten und zu versuchen, babe ich den Magnetise

mns

als Heilmittel und die magnetischen Ziistande in

ihien verschiedcnen Arten

und

Eigenthiimlichkeiten,

(15)

15

wifi

wohl

keiner meiner

Vorganger

kennen gelernt,

und

jetzt

werdcn

sich die so verschiedenartigen Er- scheinungen, die durch Magnetismus zu

bewirken

sind,

nach ihrer Muglichkeit,

Wahrheit und

Falschheit, nach neuen

und

ricntigerenGesichtspunkten als friiher

mug-

licli wai' betrachten lassen^

Und

so

werde

ich denn gerechtfertiget seyn, dafs ich aucb nacb dcr inir

gewordenen

Uebertragung des Facbes der Physiologic an hiesiger Hochschule es sehr der Miihe

werth

fand, (als ja ohnedies zu diesem

Fache

gehdrig)^

mich

mit animaliscbem Magnetismus zu be- schaftigen,

und

bei scheinbarer Hintansetzung ande- rer Studien, insbesondere einer Somnambiile

meine Aufmerksamkeit

zu

widmen,

die

eben der Unge- wdhnlichkeit

ihrer raagnetischen Zustande

und

geistigen Fahigkeiten in denselben

wegen

,

gleichfalls gjinzlich mifskannt war, die aber wie ich es jetzt

nach Jahre langen

Beobachtungen

aufs Ausfuhrlichste nachweisen kann, wlrklich zil den seltensten, merkwilr- digsten

und

filr Wissenschaften

und

Heilkunst wich-

tigsten Somnarabiilen der neueren Zeit gehort.

DieseSomnambiilehatte, nachdfemniach Jahte langert

Versuchen

kein anderes Mittel ihre GeSundheit wieder

herstellen konnte, dieselbe endlich durch Magnetismus wieder erhalten

;

und

auch

vollkommen

hergestellt, er- hielt ich dieseSomnambiile mit ihrer Zuwilligung

und

bei bleibendem Wohlbefinden,

noch

ferner

im

soranam- biilen Zustande-, der sich iramer

mehr

vervollkomm-

nete,

wodurch

ich denn nach

und

nach in

meinen Un-

tcrsuchungen zu Resultaten

gekommen

bin, die

ohne

die ndthige Beniltzung einer in so

mancher

Hlnsicht gi’ade

besonders

befahigten

Somnambiile,

viel- leicht

wer

weifs auf wie lange Zeit wieder kein

Gegen-

stand menschlicher Erfahrung

geworden

seyn wiirden.

Vor

langerer Zeit niimlich

kam

ich Gesetzen

und

Verhaltnissen des magnetischen

Lebens

auf die Spur, welche welter zu verfolgen

und

zu begreifen, ich

mich

allenthalben nach giinstigenGelegenheitenbegierlgumge- schen habe. Gelegenheiten zu einem solchen ganz be- sonderen

Wirken und

SchalFen aber sind oft f1iich. tig dahin,

und gewisse

Erfahrungen bisweilen auch nur in einer

gahz bestimmtcn Zeit und

unter ganz

bestimmten Verhaltnissen

unscres Le-

bens,

— und

nachher

niem^ls

wieder zu crreichen.

In der Erwiigung', dais gewifs in hundert anderen La-

(16)

16

gen

und

Vcrholtnissen die beabsichtlgten Untersuch- ungen^ anzustellen unniuglich. gewesen se.yn wurde^

habe icb es daher fur Pllicht gehalten, den Augenblick

zu

beiiutzcn und selbst meine ganze Lebensweise

dem untcrnommenen

DIenste dieses Zweiges ineiner Wissenschaft entsprechend umzuandern, wohln beson- ders gehdi't ; von allem gewdhnlichen gesellschaftlichen

Leben

abzustehen, welches mit einer solchen so lange

und

ununterbrochen fortgesetzten Beschaftigung rait

Magnetisraus sich ohne Nachtheil fiir Arzt

und Som-

nambillen

und

ohne Trilbung der Beobachtung selbSt,

einmal nicht verbinden lafst. Hiermit

mdgen

zugleich Diejenigen, welche meineZuriickgezogenheit

und mein

Stillleben bis jetzt vielleicht unrichtig gedeutet ha- ben, ihr Urtheil einstweilen berichtigen, bis ich

im

Stande bin, iiber das Verhaltnifs der Aussenwelt

zum

magnetisirenden Arzte und iiber die nachtheiligen Ein- wirkungen auf ihn,

mich

ausfiihrlicher zu entaufsern.

Ich habe diesmal endlich nur noch zu erinnern, dafs

man doch

auch davon einmal ablassen

moge,

die wissenschaftliche oder praktische Beschaftigung mit thierischemMagnetismus als ein

mystisches

Treiben

zu

betrachten,

wozu

gerade die nothige Zuruckgezo- genheit bei solchen Thatigkeiten

noch um

so

mehr

Anlafs zu geben geeignet ist.

Ich gebe zu, dafs nicht lelcht etwas so gilnstig 1st,

Mystizismus zu

erwecken

oder zu nahren, als

manche

nicht begriffene Erscheinungen

im

Gebiete des thie- rischen Magnetismus; aber

eben deswegen

miissen

wir,

als Solche die in Allem nur

Klarheit

suchen,

und

jede uns zu erreichen mogliche Einsicht in die

Dinge

(unserem wichtigen, ernsten Berufe zufolge so- gar pflichtgemafs) zu erstreben haben, diesen so leicht mlfsverstandenen Erscheinungen

um

so gefafster

und

vorurtheilfreier entgegengehen,

und Denen,

welchen dieselben in

dem

Nebelkreise der Dunkeldenkerei die- nen sollen, sie entziehen, was aber nicht durch unwiir- dige

Witze und

oberflachliche Widerlegungen, son- dern nur durch grundlicheWeiterforschung geschehen bann. Hierzu iiber honnen wir uns fiir

diesen

Ge- genstand keine Kraft in

dem

erstickenden Dunste des bunten wechselnden Treibens der Gewohnlichkeit

und

gerauschvollen, oft so ermiidenden

Und

langweilenden Alltaglichkeit holen, sondern nur in der Natur selbst, in der erheiternden Freie, in der Stille der Einsara-

t

(17)

17

keit,

und

in

dem

ausgesuchten Kreise wohlwollender Freunde. Zerstreuung

und

Vergnilguiig

im

Zeit

ver-

treibendonLeben

erhalt und verinehrt

beim

Natur-

studium nicht den forschenden, tiefercn Sinn, sondern erzcugt viclmehr nur die Obei’llachlicbkeit, giebt nicht Lust und Ijiebe,

und noch

"wenigei’ Ki’aft zur

Weis-

heit der Natur.

Was

nun den Mysticismus betriift, so haben -wir unsererseits demselben bei unseren theoretischen so-

\vohl als pralitischen Beschaftigungen mit Magnetismus

nie

gehuldiget; denn wdr konnten uns nie mit

dem

Diinkelen allein

und

mit unklar ilberquellender

Em-

pfindung bios begnilgen und befriedigen, -Nveshalb M'ir

auch

nie unbegrilfcnen Erscheinungen nur bios gedan- kenlose

Bewunderung

und

blind en

Glauben gezollt,

sondern iiberall

und

stets -wo

immer

mdglich, nach

klarer Anschauung und Verstandigung

ge- rungen haben, wofiir ein Jahre hindurch fortgesetztes

Studium

in dei’selben Sache, mit

dem

blofsen Bestre-

ben —

darin

Deutlichkeit

zu gewinuen, an sich schon spricht.

Was

ilbrigens den thierischen Magnetismus ilber- liaupt bei den Aerzten in neuerer Zeit einestheils ver- dachtigte, ist die unricbtige Ansicht gewesen, dafs

man

sich seiner W^irkungen zur

Erweckung

des

Wunder-

glaubens

bediene, ihn also so als Mittel zur Befesti-

gung

mystischer Ansichten iiber Naturkrafte raifs-

brauche. Man

hat daher die Heilungen

und

sonstu gen

Wirkungen

des Magnetismus jenen gleichgesetzt, welche z. B. von Heiligen, von den ersten Jesuiten, dann von Pat.

Gasner, Fiirst Hohenlohe und Martin Michel

u. a. bekannt

geworden

sind. Dafs Aerzte hierbei eine Bldse gegeben,

und

von die- sen Erscheinungen, oder vielmehr von den Bedingun- gen sie hervorbringen, auf die -wirkenden Ursachen auch

im Magnetismus

geschlossen haben, hat

zu

der irrigen Ansicht veranlafst, dafs

Gasner’sche, Ho- henlohe'sche

u. s. w.

und

thierisch-magnetische

Ku-

ren so ziemlich eins seyen, auf denselben

Bedingungen

namlich beruheten,

niimlich auf

Glauben, festem Willen und Gebet.

Dies aber ist ganzl'ich falsch, verhalt sich durchaus nicht so,

wenn

gleich magneti- sche

Wirkungen

auch bei solchartigen geistlichen Ver- richtungen

und

Exorcismen

zufallig

vereinigt seyn kdnnen, wie mir dies (aus von Aerzten beglaubigteu

o

(18)

18

Erscheinungcn zu schlicfscn) unter Anderen bei Pater

Gasiier

der Fall gcwesen zu seyn schcint.

Im

Uebri- gcn aber,

wo

namlich dicse zuf'allige

Wirlmng

des Magnotismus bei solch geistlichen Verrichtungen niclit

statt flndct, ist eine thieriscb-magnetische EinwirUung von einer exorcistischen, oder durch Glauben,

Gebot und Gebet

bewirbten

ganzlich

verschieden.

Wenn

namlich

urn doch Einiges dariiber zu

bemerken —

z. B.

vom Fiirstcn von Ho hen lobe und

von Mai’tin

Michel

u. a. mittelst vorausge- setzten Glaubens

und

Vertrauens bei einer sehnlichen

und

zuversichtlichen Erwartung der Heilung, in einem

feierlich gestimmten

und

durch Gebet noch

um

so

mehr

erhdhten Augenblicke der oft letzte Rest der Lebensregungen

und

Krafte der Kranken bisweilen so

enorm

gesteigert

worden

ist, dafs eine auf einige Au- genblicke erfolgte Linderung des Krankheitsgefilhles,

oder eine vermehrte Thatigkeit

und

Beniitzung der letzten Lebenskrafte

und

die dadurch dann moglich

gewordene

Gebrauchsfahigkeit vorher unbrauchbar ge- wesener Kdrpertheile, in diesera Augenblicke sogar eine wirkliche

und

bleibende

Heilung

zu seyn schien

;

so hat dagegen eine

magnetise he

Einwirkung eine religiose

Stimmung

und Exaltation zu ihrer Grundlage

durchaus nicht

ndthig, ja nicht einmal den

Glau-

ben an Magnetism

us selbst, deqn bei dera hoch-

sten

Unglauben

hieran sogar zeigt die magnetische Kraft (da

wo

sie eben in gewissen Graden vorhanden

ist) jedesmal ihre bestimmte

Wirkung

dennoch. Uebri- gens ist eine

augenblickliche

Heilung durch

Mag- net

is

m

u s schon an sieh (wenigstens heutzutage) un- mdglich, nnd da aber,

wo

durch erweekten Glauben

und

religiose Aufregung augenblickliche Heilung in einigen wenigen Fallen wirklich bewirkt

worden

ist,

war

von einer solchen Heilung eine pldtzliche, zuver- sichtliche, ungewdhnliche

Erregung

der

Willens- kraft

fiir dasMuskelsystem, oder bei Leiden an ande- ren Theilen eine pldtzliche

Umkehrung

oder Veran- derung ihrer Lebensthatigkeit durch Aufregung, oder eine andere

Veranderung

der Gemiltlisstimmung eines

Menschen

allein nur die Ursache. Ich spreche iiber diese durch den Hci’rn

Fiirsten von Hohenlohe

und

den Bauern

Martin Michel

bewirkte Erschei-

nungen aus Erfahrung; denn ich

war

zur Zeit der so- genannten IIo

h

e n 1ohe’sehen

W

underkuren meines

(19)

19

Wisscns

der einzi^e Arzt, der sich die Miihe

und

Kosten machte, die geheilt seyn sollenden Kranlien auch noch langere Zeit nachher

und zum

Theil ent- fernt aufzusuchen,

um

filr Wissenschaft wichtige

Be-

J^ge nicht verloren gehen zu lassen. Ich will filr jetzt nichts weiter hieriiber anfilhrcn, als dafs einige

wenige

unter jenen Tausenden von Vei’suchen wirklich be- wirkte Heilungen der HeilUunde den Fingerzeig ge-

geben

haben, dafs aucb (und besonders bei gewissen Muskelleiden) durcb

ungewolinliche Erregung der menschlichcnGefilhle und\'Villenskraft manche

Ki'ankheiten gelioben

werden

kdnnen,

und

dafs

eiii solches Mittel filr

manche

Leiden wirklich ganz

spezifisch

ist.

So

sind aber Muskel-

und

andere Rrankheiten in frilhercn

und

neueren Zeiten schon auch durch ungewdhnliche Verlegenheiten, Angst, Ent-

setzen,

Schaam

u. s. w. pldtzlich ebenfalls geheilt

wor-

den, kui’z, durch solchartige ungewdhnlich ergreifende

Erregungen

der menschlichen Natur, welche alle

auch

beute

noch

in den gerade passenden Fallen

und

zu- gleich nach der jedesmaligen

Denk- und

Gerailthsart, Alterstufe,

Neigung undBildung

der verschiedenenMen- schen statt finden kdnnen, ia durch kunstgeraafse iirzt-

licheVeranstaltung statt finden sollten.

Wir

sind nur

gewdhnt

Arzneimittel zu verschreiben,

und wenn

diese nicht wirken, Krankheiten fur unheilbar zu erklaren;

allein zur Heilkunde gehdrt alles w'as heilt,

und

des-

wegen mufs

auch alles was bisher nur

zufallig

bis- weilen

und roh

versucht

wurde,

jetzt allmahlich zur

absichtlichen, durchdachten,kunstgemafsen

arztlichen

Handlung

erhoben werden. '

Diese sogenanntcn

Wunderkuren

neuererZeit also dilrfen durchaus nicht anders als nur

natilrlich

be- trachtet werden,

indem

die Naturforschucg gehdrige Aufkliirung fiber diese Erscheinungen jetzt zu

geben

yermag. Selbst die hochwfirdige Geistlichkeit sieht jetzt ein, dafs sie ihrem Urtheile in solchen

Dingen

nur erst das der Naturforschung vorangehen lassen mfisse,

wenn

der willkilhrlichen

Annahme

eines ver- meinten

Wunders

auch nicht schon durch das Consi- lium Tridentinum (Sess. q5. de invocat. Sanctor.) sehr umsichtsvoll

und

weise dadurch vorgegiiflen ware, dafs es in der Kirche nicht gestattet ist, ohne genaue Untersuchung von bewahrten

Mannern

eine

ungewohn-

liche Erscheinung als

Wunder

zu erklaren.

o-‘

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