i
'
Ueber
die Wirkungen
des
thierischen Magnetismus
\
auf
• /
Menschen und Natur,
und
liber die Wiclitigkeit desselben in arztiicher, reclitlicher, pliilosophischer, religioserund
welt-^geschichtlicher Hinsiclit
und
inBezug auf
das gesellscliaftlicheBeisammenleben.
Eine Uebersicht der Gegenstande dieser merli- .ivurdigen Wissenscbaft nach den neuesten Fort-
scbritten derselben.
.
Von
, -
|31)ilipp
33nat^
I
,
Felirer dcs Facbcs dcr Physiologic an der Hochschule zu Wiirzburg.
W
il r zb u
r g.Cedruckt bel C.
W. Becker,
Universitats-iBuckdruckcr.•1 8 3 2..
i I
Der Mesmerlsmus (tliierische Magnetismus) ist ein Zei- clien der Zelt, er ersclicint niclit melir als ein Toriiberge- liendes Meteor, sondern cr beginnt auf sicherer Balm seincn Lavif zu vollbringen. Mit Kraft sucbt sicli jetzt die geiingstete iind geprefste Lcbrc Luft zu maclien, und ^vie ein edles Gewachs unter Dornen und Distein nur dann erst
gedeihen liann,
wenn
jene ausgerotlet sind, so tritt in die-sem Augenblicb der Magnetismus sebon als cin stattlicLer
Baum
bervor, der niebt mebr viel Zeit bedarf,um
sich zur riesenbaften Eiche auszubilden.\
Dr.
M
e rtins.(Wolf. Jahrb. Bd. 2. H. 1. S. 209.)
/
V
2lllgcmcme 0rmerkim0cn
ilber thierischen Magnetismus,
iiberWahr-
heit und Irrthum, Tauschung undB etru
g,An- mafsung und Selbsttauschung, Mysticismus
und Wunderkuren und iiber den Zweck
dieser
Sclirift.Seit
bereitsmekreren
Jahrenbabe
ichim
Gebiete der Natiu’forscbung mit ganz besonderer Berilcksich- tigung ein Feld gewablt, welcbes, in so fern es die ra'tbselhaftestenErscbeinungen des korperlicbenund
gei- stigenLebens
desMenscben und
seine magiscbeWecb-
sehvirkung mit der Natur
und
den unsicbtbai’en Kraf- ten des Weltalls ilberbaupt umfafst, gewifs dasmerk-
wiirdigste unter alien ist, die der Forscher Sinn
und
Geist beschaftigen,
—
ichmeine
dasStudium
desMenscben m Bezug
auf die Erscbeinungen des ani-maliscbeh (thierischen
oderLebens-) Mag- netismus.
Jedermann,
der nur einigetmafsen die bis jetzt bekannten, hierher beziiglichen Erscbeinungen kennt, wird scbliefsen oder ahnen, von welcher Wicbtigkeit dieselben fiir die menscbliche Gesellschaft sind,und Mancher
vvird nurdariibcr
sich sebrwundern, wie
ein Studium, welches vor
mebreren
Jahrennock
so viele der ausgezeichnetstenKdpfe
aufs thiitigste be- schaftigteund
die Aufmerksamkeitund
lebbafteste Theilnahme der Gelebrtenund
Gebildeten aller wis- senscbaftlicben NationenEuropas
erweckt batte, seiteinigerZeit so Verlassen
und
verwaiset ist, dafs eswie
fast aufgegeben schiene,
wenn
nicbtnoch
einzelneWenige
ihre Theilnahme diesemZweige
der Wissen- schaftcngewidmet
batten.Fragt
man
nachdem Grunde
dieser verminderten Theilnahme, So darfman
keineswegs glauben, alskdnne
der Gegenstand sclbst uns nicbt die Befriedigung der vonihm
fruher gehegten Hoffnungengewabren;
son- dern es ging bier wie mit jeder anderen Wissenscbaft,4
—
- sie hat nach Ihrem energischcn Anftretcn auchwiccler ihre Zciten der
Ruhe
und dann Wieder de*ruchweisen Weiterschreitens. Das Auftreten
war
auch hier bczeichnet durch jugendlichen Eif’er, iawclchem
aber oft auch Irrthum stattWahrheit
aufge-nommen und
in ein noch unbegrenztes Gebiet der Wissenschaft zusammengerafst ward*Der
yorurtheil- frcic ruhigG Sinn Vieler erhannte dies, verwarf aber, wie so oft ebenfails auf menschliche
Weise
ge- schieht, dann wieder auch dasWahrie
mit dern Fal- schen,und
scli6n auf dieseWeise
hann ein Stillstandfill’ ein Studium eintreten ,
Wo
es einige Zeit hin-durch bios
beim Festhalten
des so weitGewonne-
nen bleibt, bis durch neue Entdeckungen oder sonstige Anstdfse, und nach einerreiflicheren Erwagung und
Sonderung des sich Widersprechenden, neues Le- hen liber eine solche Wissenschaft aufgeht. Dafs hier-zu
um
so grdfsere Anstrengungenund
Entschliisse iinmer wieder gehoren, ist uiu somehr
der Fall, jeweniger geordnet und je
mehr
verkannt ein solch ver- lasscnes Feld vonNachkommlingen
angetroffen wird.Und
sowar
und ist es mit den Gegenstanden im Ge- hiete des animalischen Magnetismus.Auch
wir schlie—fsen uns wieder
dem
verlassenen Gegenstande mit;frohem
IVtuthe an,und
die vortrefllichen Leistungen verwichener Jahre dankbar erkennend, wollen wir ver- suchen, der Wissenschaft Neues zu leisten.Warum
iibrigens,abgesehen von eigentlichwissen--s
ch
aftliche nUntersuchungen, ailCh bios bestatigende Beobachtungen und ErfahrungenilberMagnetismusin Be-'zug auf
pr aktisch
eHe
ilkunde
jetzt zur Zeit eben-fails zu den seltensten gehoren, davon liegt dieUrsache wieder nicht in der etwa vermeinten Geringfiigigkeif derSache selbst, sondei’n nur in
derSchwierigkeii;
derselben , weil sie namlich Krafte, Fahigkeiten unt Verhaltnisse erfordert, die sich nur selten in giinstigen
Art
beisammen
linden,und
noch seltener indem
ge wdhnlichen arztlichenLeben
sich in voileund
erft’eu lichiAnwendung
bringen lassen,weswegen
auch dietmagnetische Heilkunst einen ganz abgesondertenZweit;
von den iibrigen arztUchen Beschaftigungen ausma- chen mufs.
Yor
Allem sch<5n berulit die Fahi^keit magnetise ' einzuwirkon wirklich aufeinet gahzbesonderen
Krnfdie eben so wenig
jedem
Menschen, wieim
Anorganschcn
jedem
Eisen eigon ist, ja in jetzigerWeltpc-
riode aucli dcncn, welch© diese Kraft bositzen, selten nielir ill soldierStarhe
beiwohnt , wie ausgezeich- neteund
auflallendeWirlmngen und
interessantemag-
nctische Erscheinungen
und
hdhcre gcistige Zustande der Somnambiilcn dieselbe voraussetzen,Wir
findendaher in den Geschichtcn von Somnambiilen nicht
selten die Vcrsicherung letztercr gegen ihre Aerzte,
dafs nur sie allein,
und
sonstNiemand
(so weit ihrelimsicht reicht) ihnen hellen oder ihre beilsamen Zu- stande fortunterhalten hdnnten.
Eine zweite Ursache
warum
dieAnwendung
desthicrischen Magnetismus jetzt selten geschieht, ist diese, well die Erfahrungen von friiherher gelehrt ha- ben, dafs fast alle die Aerzte, welche mit animalisch- magnetischen Kiiren sich langer bcschaftigten, ihre niagnetische Kraft selbst dabei
mehr
oder weniger bald vei'loren oder nachtheilig verandertund
hiei’mit zugleich ihre Gesundheit selbst, (theilweise oder ganz- lich) eingebirfst, ja ihrLeben
verluirzt, oder gar pldtzlich denTod
sich zugezogen haben.Durch
sol-che Erfahrungen entstand allerdings
Abneigung
vor die- serBehandlungsart,und
auch Manche, die dieselbe gerne verrichtet baben wiirden, fanden sich allmahlich dazu niohtmehr
fahig oder brachten nurgeringe
Er- folge hervor.Und
soham
es leicht, dafs die auchwarmsten Freunde
des Magnetismus von dieserBe-
schaftigung abliefsen,und
so naehund
nach die Er-schmnungen
dieses Gebietes selbstimmer
seltencr be- obachtetwerden
honnten, die Schriften hieriiber auf-hdrten
und
so auch dasPublihum
fiir den Magnetismuserhaltete.
Drittens aber ist bei frilheren magnetischen
Kuren
durch dieHand,
so wie durchs Baquet, auch fiir so vieleKranhe
sehr vielUnangenehmes und
Abstofsen- desvorgehommen,
namlich abschrechendeNebenzu-
iuile, die durch die
Behandlung
erst erzeugt wurden, wie z. B.immer
sich wieder erneuernde Krampfe, fie-berartige,
Entzundung
ahnliche Erscheinungen, Schwii- che u. s. w., was zu verhiitenman
nachdem
bisheri-gen Zustande der Wissenschaft
vom
Magnetismus nichtm
seiner Gewalt hattc, weilman
den ganzenUmfang und
dieVerschiedeiiartigkeit
der magnetischenWirhungen noch
nicht naher kannteund
schied,
und
so die so leicht
ompfundenen
nachtheiligcn Einlliissc6
nicht zu beseitigcn verstand
, so wie
man
auch dieDauer und
die ganzliclic Beendigung der somnambil- len Zustiinde nicht in seiner Macht hatte,wodurch
selbst die
Wiedergenesenen
nochimmer
dern Eintreten somnambiiler Zustiinde unangenehra ausge- setzt blieben.Aus
dicsemGrunde
babenmanche
Kranhe, durcli die auch die Wissenschaft neue Eri'ah-rungen
und
Bereicherungen erhalten hiitte, die An-wendung
des Magnetismus gefiirchtet,wozu
nun jetztbei einem vollstandig hunstgeraafsen
, nach sicheren
Regeln
geleiteten Verfahren heinGrund mehr
vorhan- den ist.—
Die Furcht yor den Widerwartigkeiten, die bei ungilnstigen magnetischen Einwirhungen sich in friiheren Jahren so haufig einstellten, hatmancher
j
Menschen
sich so sehr bemachtiget, daks sie, obgleich ihnen hein andeyes Mittel zu ihrerRettungmehr
librigWar, dennoch den thierischen Magnetismus verschmah-
ten, der, von einem hierin Erfahrenen angewendet, ihre Herstellung zuverlafsig
bewmht
haben wiirde.Viertens mufs sich der magnetisirende Arzt ganz ungewdhnlichen
Bemilhungen und
Beschwerlichheiten unterziehen, ist sehr
gebunden
,und wenn
er es mitdem
Kranhenwohl
meint, haum,Herr
iiber seine Zeitund
mufs sich Entbehrungenund
Entsagungen gefal- len lassen,zu
denen wenigeMenschen
in der bier nd- thigenWeise
sich verstehen mdgen,und um
so weni-ger noch, als fur die Aufopferungen oft nur wissen- schaftliche Yortheile allein der
Lohu
sind , weshalb auch fiir den, welcher aufpehuniare
Yortheile rechnet oder zu rechnengendthiget
ist, die allei-nige Yerrichtung solch beschwerlicher
Kuren unmdg-
lich wird,
und zwar deswegen
schon, weil er nur im-mer wenige
Kranhe zugleich in magnetische Behand- lung libernehmen hannund
darf,wenn
er nicht inKurzem
Gesundheitund
eigenesLeben
aufs Spiel se- tzen, oderdoch
die Heilung seiner Kranhen verzdgernwill, was bei Manchen, der zur Heilung gilnstigen oder ndthigenZeitpunhte wegen, doch nicht wohl thunlich ist.
Ntichdem ich nach mehrfaltiger
Erwagung
dieser verschiedenartigen grofsen Hindernisse, diedem
A^ei- terschreiten in dieser wichtigen Wissenschaftund
Kunst unter den gewdhnlichen Yerhiiltnissen imW
e-ge stehen, mir
wohl
gedacht babe, dafs ohiie eine ganz besondere Yeranstmtung zur Erleichterungmag-
netischer Heilungs -
und
Wissenschaftsyersuclie yon7
J Seiten der Regierungen (die aber leider
noch
fehlen),) diesei’ ganze Gegenstand niclit allein nicht vorwarts,
i sondern nach so vielen frilherenAnstrengungen, Opf'ern
I
uad
Bemiihungen ausgezeichneter Manner, wieder inVer-8 naclilafsigung
und noch
grdi’sere Mifskennung oder gari in ganzlicheVergessenheit
komnien
kdnnte; so habe ichI
mich
mitum
so raehr Eif’erund Hingebung
demsclbenI gevridmet
und
jede Gelegenbeit zurVermehrung
nieinerI Erfabrungen hierin auf’ das Gewissenhafteste benutzt,
S
um
eine vVissenscIiaft, die I'iir jeden Mensclien holies Interesse hat oderhaben
kann, neuen Yorscliub zuleisten. Einestheils
war
ich durch raeine Stellungzum
i
Leben
hierzu ganz begiinstiget, anderntheils aber fand ich Hindernisse, die ich in meineni Wirkungskreise nicht vermuthet hiitte.Ich hatte nun bei meinen Beschaftigungen mit Magnetismus ganz besonders
im Auge,
Mittelzu
fin- den,um
die so Tielfach sich widersprechenden Er*scheinungen
und Angaben
dieYOn
Somnambiilenund
Aerzten liekanntwurden,
auszugleichen, das dabei oftvorkommende
Abentheuerliche einer ruhigen Priifungzu
unterwerfen, kurz, das vieledurch
den Eifer dank- verdienender fiihererBeobachler
bereits vorliegende reichliche Material, nach neuenVersuchen und
Entdc- ckungenzu
ordnen,und
vorAUem
sichere Regeln
i
fiir
die magnetische Befiandlung selbst
aufzufinden,
um
dieAnwendung
des thierischenMag-
netismus.
und
so neueund
gliicklichere Erfahrungen hieruber fcrnerhinum
so leichter mdglichzu machen.
^ Ich sage,
neue
Erfahrungen, denn fiir dieW
irk1ich-I
keit
eines thierischen‘Magnetismus zu streiten,^ wirdwohl Niemand
raehr jetzt einfallen,indem
die unziili- ligsten Thatsachen friihererund
neuerer Zeit, so wiedas. Urtbeil der ausgezeichnelsten
Manner
derWissen-
schaften sich fiber die
Wirklichkeit
thicrisch-mag- netischer Krafteund
ihreWirkungen
auf allcReiche
der Natur so bestimmt entschieden haben, dafs derI aus Vernachlafsigung der Literatur hierin Unkundige, nur auf dieselbe verwiesen
werden
darf,um
jjedenZweifel dai'an sich sogleich zu berichtigen.
Um Bc-
weise ffir Befestigung des Glaubensan
]VIagnetis-mus
fiberhaupt
also kann es jetztkeinem
Schrift- stellermehr
zu thun seyn, cs wird diescrGlaubc
nurnebenbei immer
wieder bestiitiget, und in derWis-
senschaft
weitcr
fortgefahren.I
8
Obgleich die Wissenschaft
vom
Magnetismus sich so weit nun einmal durchgefochten hat, daf's Zweifel liber ihn von Vernilnf’tigen nichtmehr
erhoben wer- den; so entstehen doch libereinzelne Erschei-
nungen
die biervorhommen
(von denen aber aller- dingsmanche
auch wirklich auf Tauschung beruhen), jetzt hieund
da noch Bedenhen, Diese kcinnen nunfreilich nicht durch grundloses und bios auF Ansichten gestiitztes Raisonnement, sondorn nur durch "wissen- schaftliche Versuche, -also nur durch
Erfahrungen
bestatiget oder verworfen werden; und so entsteht also ein
Sonde rungsprozefs
in dieser Wissen-schaft.
Die Erscheinungen in Folge der animalisch-magneti- schen EinwirkungenaufdenMenschen und aufDingealler
Reiche
derNatur sind namlich so aufserordentlichm
an-nigfaltig, und manche immer
-wieder neu, d. h. nochme
beobachtet, ja auch von den bereits bekannten sind(sowohl was das
korperliche
Verhalten einesSom-
nambiilen, so wie das Einwirken eines Menschen auf den
andem und
eben so seineWechselwirkung
mit der iibrigen Natur betrifft, als auch was das geis tigeiVermdgen
eines Magnetisirten anbelangt), viele aller-dings mitunter so seltsam
, fremdartig nnd uber- raschend, kurz, so ganzlich ungewohnt, und oft selbst an’s Unmdglichscheinende,
Wunderbare und
Unglaub-^liche grenzend, dafs wir gegenDie allerdings mdglichst
Lillig denken miissen, welche (wie (wir selbst) keine
Neigung
haben, Erscheinungen von denenman
nach unseren bekannten Naturgesetzen einenZusammenhang
Ton Ursacheund Wirkung noch
nicht einigermafsen angeben kann, sogleich als eine richtige Beobach- tungund
Thatsache hinzunehmen, sondern an ihnen zweifeln.Auch
sollten wir nie in Eifer gerathen, vrenn Menschen, die sich selber zu ilberzeugen noch nie Gelegenheit batten,und doch
auf die Zuverlafsig- heitund
Gewissenhaftigkeit eines ihnen sonst unbe- hannten Beobachters nicht unbedingt bauen mdgen, nicht sogleich ohne weitere Beweise Glauben schen-hen
wollen;—
alleindies
lindet keine Entschuldi- gung,wenn
Solche, denen an der Sicherstellung der Ansichten fiber die noch unbegriffenen physischenund
psychischen Krafte desMenschen
Theil zunehmen Bflicht
ist,und
welche die Gelegenheitzum Seibst-
beobachten
vielfach hatten, dieselbe (bios aus9
falschem Stolzc
—
nKmlichum
ilir^n einmal gethanen iibereilten Ausspruch nicht widerrufen zu milssen) zu ihrerUeberz€ugung
nicht beniitzten,und doch
auf ihrem irrigen Urtheile beliari'cn^wo
es ihnen, falls siew ah
res Interesse an der Wissenschaft batten, so leichtgewesen >vare, zur Berichtigung auch Aodei'cr Ansich-.
ten
und
Zweifel beizutragen.Ein Jeder der Gelegenheit hat
, die animalisch- magnetischen Erscheinungen zu beobachten, ist einer schonen
und
fiir das menschlicheLeben
wichtigenUeberzeugung wegen
wirhlich zu beneiden ;wenn
aber Die, welche diese Gelegenheit batten, sie nicht benutzten,
und doch
zweifehiund
laugnen wollen, was sollen alle Jene thun, welchen eine solche Gelegenheit sich niemals dargeboten hat? Ist es fih' erstere nicht einewahre
Versiindigung an der Wissenschaft? Ein gelehrtesHoch- und Fremd-
thun hilft jetzt u'berhauptund
auch hier nichts mehr,und
ziemt sich an> allerwenigsten in Dingen, die die ganze Menschheit interessiren, zu deren crwunschten Aufklarung ein jeder Gebildete nach Rraften beizu- tragen hat. Will nun aber
demand
dieses nicht, so behalte erdoch
wenigstens sein Vorurtheil, d. h. seiugrundloses
Urtheil, die bloseMeinung
seines Bopfes, fur sich,und
treteAnderen
inBezug
auf ihre Beobachtungsfahigkeit nicht zu nahe.Oder wenn man
urtheilen will, so sey
man
wenigstens nicht ungerechtund
grundlos absprechend , sondernmache
sich mit der Sache selber erst behannt, ehre das UrtheilAn-
derer, die sich stets der Wahrhaftigheitund Treue
bellissen haben,
und
entziehe sich nicht hochmiithig einem Gegenstande, der mitzum Ganzen
unseres Na-tur-
und
Gottesdienstes gehdrt,und
wahrlich aueh hei- neswegs diegeringsten
Krafle unseresWesens
inAnspruch nimmt.
Oder
ist es etwaum
dieWahrheit
in der W^is- senschaft, so wieum
die eigeneEhre
in gewissen 8tellungen eine so geringe Sache, dafsman
nur so schnellweg, aber grade gegen sich selbst, vonTauschung
Anderer,und
inBezug
auf hillloseArme,
die schon
am Rande
des Grabes stehen, nur sovon
Betrug
sprechen darf in Dingen iiber dieman beim
Mangel eigener und aus Unkenntnifs fremder Erfah- rungen sich eine Urtheiisfahigkeit gar nicht einmal er-worben
hat?10
Dilrfen in tier Naturwisscnschaft ilberhaupt un- sere Urtheile nur auf
E
r f ah
r u n g a 1 1 e i n ge- griindet seyn, so darfman
sie auch hier nichtum-
gehen, denn statt ihrer entscheidet lann Ansehen,und
selbst lieine Berilbmtheit in
an der en
Dingen liann einen in einer^ -wicbtigen Sache des Faches begangenen Fehler beschdnigen odcr miidern, sondern nur noch yergrofsern,und
bei Solchen, die sich gewissenlosund
voreilig als Richter aufwerf’en 'wollen
, zeigt oft in
Dingen wo
sie es selber nicht vermuthen, sich ihr Ta- lent fiir die Beobachtung iibe rhau pt inseinemwahren
Gehalte,
Bedenbe man
wohl, dafs mancherStolze in der Wisscnschaft,am
thierischen Magnetismus,stilrzte.Doch war
dieser auch oft schon eine Klippefiir
wa hr ha
ft grolse Taleqte, und brachte sie zur augenblichlichen Nutation; allein waren sie solche Talente wirklich, so bonnten sie auch nicht lange auf ihrer Irrung verharren, sondern sie erkannten und wi- derriefen,und
zeigten sich dadurch ebenum
somehr noch
in ihrer Vortrefllichkeit und—
was inderWis-
senschaft iiber Alles gebt
—
inihrerWahrheitslieb
e.Es
ist iibrigens hier die Sache besonders in ge- richtlich-medizinischer
Hinsicht sehr ernstbaft,denn ich kann durch Thatsacben darthun, dafs sonst sehr angesehene Manner, ja sogar solche die
im Rufe
der Beruhmtheit stehen, sich inBezug
auf die Beui*- theilung magnetischer Zustande aus Uebereilungganz- lich
getauscht haben,und im
Falle es auf ein dnt- scheidendes Gutachten yon ihnen angekomraen ware, durch ihr iibertriebenesund
blindes Mifstrauen, so wie durch stdrrigeMeinung yom
Magnetismus , tadellose yerlassene Personenum
Elme,und
durch Ki’ankung selbstum
jede Hoffnungzum
Wiederauficben gebracht batten.Man
dai’fsich aberum
so weniger hieriiberwun-
dern, da ja (freilich in weit friibererZeit) sogar eine der beriibmtesten
Wissenschaftsakademieen
(die Pa-riser) sich in ibrem Urtbeil iiber Magnetismus so ent- setzlicb tauscben
und
durcli ibr Ansehen die Walu’-hcit auf einige Zeit niederscblagen konnte, bis die be- rubmtesten Naturforscber und Aerzte in Frankreich und Deutschland die Sache desMagnetismus aufser alien Zweifel gesetzt und so den Irrtbum der
Akadcmie
ge- zeigt batten.Uebrigens wird es schon an sich keinem ahrbeit
und Ehre
liebendenManne
gleichgiiltig seyn, ob fiir ei-11
nen yoreillgen gruncllosen Laugner, oder filr einen bc-
hutsainen, gewissenliaften und zuverlarsigenBcobachter
in cincr so wicbtigcn Sac^liG zxi gcltGiij und^icli bollc daher von
Denen,
-vvelche inBezug
aufmeine
Unter- suchurtgen sich ans Uebereilung in ein scbiefes Licht zur Wissenschaft gestellthaben,—
dafs aucli sie duiMjhAenderung
ilires Urtheils und durch Verbesserung des ausUeberGdung
Vevdorbenen, ein rillimliches BcUennt-nifs zu ihrem eigenen Vorlheile ablGgen werden. Ich meinerseits, der ich
manche Krankungen
beimeinem
aufrichtigen Bestreben filr die Wissenschaft zu erdul- den hatte, habe zu raeiner Rechtfertigung
weder
Zeitund
Miihe, noch Aufopferungenund Entbehrungen
ge-_scheut,
— und
ich Iiabe den harten Yorsatz gehalten, einige der besten Jahre meinesLebens
hierzu aufzu- opfern, jaGesundheitund
Glilck an eineSache zu wagen,die die ganze gelehrte
Welt und
sclbst das bilrgerlicheLeben
innigst berilhrt, was aber der so vielen I)unkel-heiten wegen, die iiber der Wissenschaft
vom Magne-
tismus iiberhaupt
noch
walteten, bisher nicht so er- kannt ward, weshalb eine jede Aufopferung filr diesen Gegenstand leicht furPhantasterci gehaltenwordcn
ist.Ich habe nun aber hierbei zugleich aus
Ande-
rer
und
meinen eigenen Erfahrungen die wichtigeUeberzeugung gewonnen,
dafsmehr
wirklichemagne-
tischeZustiinde von jeher verkannt wurden, als cs yer- stellte magnetische Zustiinde, naralich Betrfigereien in dieser Ilinsicht
gegeben
habenmag, und
dafs auch in dieser Bcziehung schon somancbev Mensch
als einOpfer
der Kurzsichtigkeit oder leidenschaftlichenBlind- heitund
unbeweglichenMeinung
gefallen ist.Es
ist aber unbegreillich,warum
es filr einenMann
mit gesunden Sinnenund aufmerksamem
Verstande hier so gar schwer seyn sollte, Irrthum vonWahrheit und Trug
von Natur zu uuterscheiden,Es
gehdrt nur Behut- samkeit, Geduld, Umsichtund
klarer, gerader Sinn da- zu,um
auch hier nicht zu irren.Mdchten doch
alleDiejenigen, welche in
Gehcim
oder dffentlich Perso- nen, die vonAnderen
filr Soranambiilen’angesehenwur-
den, des Betrugs beschuldiget haben, sichwohl
erin- nern, dafs sie meist nurwegen
derUngewdhnlich-
keit
der Erscheinungen gestutzt, gezwcifcltund
geur-theilt haben, die aber doch gewifs kein
Grund desZwei-
felns seyn darf, sondern vielniehr ein
Grund
zu desto ge naue rerU
n te rs uchun p,undP
rilfungseyn mufs.
12
Manche
aber, die Somnambiilen langer schon be- obacbtet,und
untergelaufenerUnrichtigkeiten
halber sie dann fiir Betrugerlnnen erklart haben
mogen
sichwohl
erinnern, dafs sie auoh
, und be-
sonders anf;angs, durch
viberrasohende
Aussagenund
Erscheinungen u, s. w. zu ihnen hingezogen wur-den, TT-T-
und
siewerden
sich zuletzt sagen miissen, dafsWahrbeit
und Irrthum in den Geschicliten ihrerSom- nambulen
sich vereiniget batten. Allein,—
o trauri-^ei*Beweis
der menschlichen Einseitigkeit!—
dieWahr-
heit liefsen sie
der dabei zugleichvorgekom- menen Irrungen wegen
fallen,und
betrachteten erstere nur fill’Zufalligkeit,
denIrrthum
aberhielten
sie fest,und
nachdiesem alfein nur
urtheilten sie
und
erklartenwahre
Somnambiilen fiirBetriigerinnen. Die Geschichte der Mifshandlungen der Somnambiilen ist ein schauderhaftes Seitenstiick
zu den furchtbaren Verirrungen der menschlichen Ver- nunft bei den Hexenprozessen.
Es
hat aber das abwechselndeVorkommen
vonWahrheit und
Iirthum beiwahren
Somnambiilen sei-nen ganz natilrlichen Grund.
So
lange namlich der somnambiile Zustandnoch rein und ungetritbt
ist, ist auch Reines undWahres
zu beobachten;- sobald’aber durch die fiir das somnambiile
Leben
so leichtmdglichen Storungen, z. B. durch unvorsichtig vorge-
nommene
Versucheund
Einwix'kungen u. dergl. der magnetische Zustand einmalveriindert
undver- wirrt
ist, kdnnen natiirlich auch nurIrrungen und
Verwirrungen
davon die Erfolge seyn, die oftgrade von
D
enen selbst herbeigefiihrt -worden sind, die solche bedauerungswiirdigeWesen
des Betrugs schuldig erklartund
ihnen so indoppelter
Hinsicht geschadet batten.Die vollkommenste Somnambiile also kann bei gewissen nachtheiligen Einlliissen sich
momentan
oder bleibend irren , und wir miissen daher bier genau unterscheiden zwischen Unrichtigkeiten und Tauscbun- gen, die auswirklicher Betrugsucht
gesche- hen,und
solchen, die ohne alle bdse Absicht, son- dern durchVerwirrung
des sehr emplindlichen somnambiilen Zustandes sich ergeben, so >vie ja einim Denken
begriffenerMensch
imgewohnlichen
Zustande schon durch Storungen ebenfalls aufIrrthum
in seinen Urtheilen undSchliissen gebracht werden kann.
13
Alter mogliclien Irrungen ungeachtet, sind abet doch die geistigen Fahigbeiten in den lioheren
magne-
tischen Zustanden gegen die des gewdlinlichen
Lebena
erhdht, und diese Zustande selbst also sind
und
bleibeildie merkwilrdigsten und wicbtigsten unseres €sens.
Dafs
man
aber auch gar oft voreiligdas
grade Irrung und Tauschilng nennt, wasuber
unsergewdhn-
liches FassungSi
und
Erldlarungsvermogen hinausgeht, mit unseren einmal eingelernten oder selbstgeschaffe- Tbeorieeinund gewohnten
Ansicbten nicbt zusam-menpafst,
und
dariim oft gaV iu rund scheint, dies bedarf ohnedies kelner Erinnerung ; es schadet dies aber nur der Uebertragung einer Sache in das Le- ben, der Wissenschaft selber weniger, da an Kopfe,fiir die es sogar
Facta
nicbt giebt, dieselbe nicht gebundcn ist. Ich rede bier natiirlich nicbt von Din-gen, die der
Wissenscbaft
selbstnocb
zweifelhaft sind, sondern nur von solcben, ilber welche Erfabrun^gen binlanglich entscbieden haben, die also als
Tbat- sa cben
feststeben,wenn
gleicb sienocb
keine genugen->- tie Erklarung gefunden,Und
denen sich also nur Men-^schen obne SaChkenntnifs, oder mit beschranktem Ur-
theile, oder gar aus Hartnackigkeit oder einer ubel verstandenen, unruhmlichen Consequenz widersetzen konnen.
Uebrigens dilrfen wir nicht vergessen zu erin^
nern;, dafs eS auch
Menscben
von grofser Tucbtigkeit giebt, die aber dennoch fur den Magnetismus wie ver*-loren sind, nnd zwar eben deswegen, weil sie an die bdchsten magnetiscben Zustande
und
ihre ungewohn*.liche Erkenutnifsfahigkeit wirklicb
glauben,
gerade vor dieser hoheren Erkenutnifsfahigkeit aber eine ge- wisse Scbeueund
Unheimlichkeit fiihlen, weshalbman
ihnen auch einen schlechten Dienst erweiset,
wenn man
sie zuTheilnebmern
an diesenBeobachtungen
baben mdchte^Eine sonderbare Irrung, die
dem
Magnetismus Feinde zugezogen hat, ist die, dafsman
glaubteund
es vielfach bis jetzt nachsagte, dafs
MensChen im som-
nambillen Zustande grofseAbneigung
vor Unmorali- scben Personen ieigten,und
durch derenNabe von
Enlsetzen, Kram[)fenund
Convulsionen befallen wilr- den. Dies aber ist nicht so,und
eswurde
hiermit gewifsmancbem
ganz untadelhaftenMenscben
frilher sebr unrecht getban,und
er mufste^von
seinerUn-
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schuld ubcrzeugt, Cund das Unrichtige diescr Ansicht, abcr cben so doch den eigcntlichcn
Grund
dieser Erscheinungcn nicht benhend) eineSomnambille
vielmebr filr cine Betriigerin halten und so gleichsam unwillkilhrlicb
zum Gogner
des Magnetismus werdenjwenn
er aucb die vorurtheilfi’eieste Ansicht davon zu- vor gehabt hatte.Um
das bios Moralische einesMen-
schcn aber behum'mern sich die raeisten Somnarabiilen wenig,wenn
detSelbe nicht in einem naheren Verhalt- nisse zu ihrer Behandlilhg selbst steht; eineSomnam-
biile -wird
Wohl
die Lebensweise eines solchenMen-
schcn mifsbilligen^ aber in so fern sie dieselbe nicht naher berilhrt,und wenn
sie nicht unbescheiden ist,davon nicht leicht eine
ErwahnUng
machen.Bet Grund
obiger so oft bei Somnambiilen sichwiederholenden hrampfhaften^ honviilsivischen u. s. yv.
Erscheinungcn aber liegt in den
entgegengesetzN magnetischen^
oder uberhaupt^entgegenge- setzt-impOnderablen
Einwirkungen, indem nichtalle
Menschen
inBezug
auf Magnetismus, nSmlich inBezug
auf dieArt
desselben einander gleich sind,—
eine Entdeckting^ die fiir die WissCnschaft Von hoch-
ster Merkwiirdigkeit
und
von wichtigen Folgen fiir dasLeben
ist, wie ich dies ein andermal zeigen veerde.Dafs Somnambiilen oft
selbst
alsGrund
der nachtheiligenEinw^irkung einesMenschen
auf sie dessen Unmoralitiit angegeben haben, darf uns hier nicht irremachen, denn dienachtheiligenEinwirkungen hatten sie
schon verwdrrt, so dafs sie oft, aber eben so unrichtig,
auch in allerlei nOch anderen Dingen die Ursache der Zufalle linden wollten^
und
nurEinige
der Sache etwas naherkamen und
angaben,' die magnetische Wir->kung
einer solchen Person seyzu stark, wahrend
sie aber wirklich
entgegeiigesetzt-magnetisch
war. Ich bin
um
so stolzer auf diese Entdeckung, ddselbst die fruheren
S
om
nam
bii 1eh darauf nicht ge-fiihrt haben^ woraus wir ersehen
, dafs nur 'die zu-
gleich
geistige Erregung
dutch den nachforschen*den Arzt die
hohe
Fahigkeit einer Somnambiile erstvdllig werth fiir das
Leben
macht.Nachdem
ich mir nun auf das Ernsteste babe iJfl- gelegen seyn lassen, vorurtheilfreiund
griindlich zU bcobachten und zu versuchen, babe ich den Magnetisemns
als Heilmittel und die magnetischen Ziistande inihien verschiedcnen Arten
und
Eigenthiimlichkeiten,15
wifi
wohl
keiner meinerVorganger
kennen gelernt,und
jetztwerdcn
sich die so verschiedenartigen Er- scheinungen, die durch Magnetismus zubewirken
sind,nach ihrer Muglichkeit,
Wahrheit und
Falschheit, nach neuenund
ricntigerenGesichtspunkten als friihermug-
licli wai' betrachten lassen^
Und
sowerde
ich denn gerechtfertiget seyn, dafs ich aucb nacb dcr inirgewordenen
Uebertragung des Facbes der Physiologic an hiesiger Hochschule es sehr der Miihewerth
fand, (als ja ohnedies zu diesemFache
gehdrig)^mich
mit animaliscbem Magnetismus zu be- schaftigen,und
bei scheinbarer Hintansetzung ande- rer Studien, insbesondere einer Somnambiilemeine Aufmerksamkeit
zuwidmen,
dieeben der Unge- wdhnlichkeit
ihrer raagnetischen Zustandeund
geistigen Fahigkeiten in denselben
wegen
,
gleichfalls gjinzlich mifskannt war, die aber wie ich es jetzt
nach Jahre langen
Beobachtungen
aufs Ausfuhrlichste nachweisen kann, wlrklich zil den seltensten, merkwilr- digstenund
filr Wissenschaftenund
Heilkunst wich-tigsten Somnarabiilen der neueren Zeit gehort.
DieseSomnambiilehatte, nachdfemniach Jahte langert
Versuchen
kein anderes Mittel ihre GeSundheit wiederherstellen konnte, dieselbe endlich durch Magnetismus wieder erhalten
;
und
auchvollkommen
hergestellt, er- hielt ich dieseSomnambiile mit ihrer Zuwilligungund
bei bleibendem Wohlbefinden,
noch
fernerim
soranam- biilen Zustande-, der sich iramermehr
vervollkomm-nete,
wodurch
ich denn nachund
nach inmeinen Un-
tcrsuchungen zu Resultatengekommen
bin, dieohne
die ndthige Beniltzung einer in so
mancher
Hlnsicht gi’adebesonders
befahigtenSomnambiile,
viel- leichtwer
weifs auf wie lange Zeit wieder keinGegen-
stand menschlicher Erfahrung
geworden
seyn wiirden.Vor
langerer Zeit niimlichkam
ich Gesetzenund
Verhaltnissen des magnetischen
Lebens
auf die Spur, welche welter zu verfolgenund
zu begreifen, ichmich
allenthalben nach giinstigenGelegenheitenbegierlgumge- schen habe. Gelegenheiten zu einem solchen ganz be- sonderen
Wirken und
SchalFen aber sind oft f1iich. tig dahin,und gewisse
Erfahrungen bisweilen auch nur in einergahz bestimmtcn Zeit und
unter ganzbestimmten Verhaltnissen
unscres Le-bens,
— und
nachherniem^ls
wieder zu crreichen.In der Erwiigung', dais gewifs in hundert anderen La-
16
gen
und
Vcrholtnissen die beabsichtlgten Untersuch- ungen^ anzustellen unniuglich. gewesen se.yn wurde^habe icb es daher fur Pllicht gehalten, den Augenblick
zu
beiiutzcn und selbst meine ganze Lebensweisedem untcrnommenen
DIenste dieses Zweiges ineiner Wissenschaft entsprechend umzuandern, wohln beson- ders gehdi't ; von allem gewdhnlichen gesellschaftlichenLeben
abzustehen, welches mit einer solchen so langeund
ununterbrochen fortgesetzten Beschaftigung raitMagnetisraus sich ohne Nachtheil fiir Arzt
und Som-
nambillen
und
ohne Trilbung der Beobachtung selbSt,einmal nicht verbinden lafst. Hiermit
mdgen
zugleich Diejenigen, welche meineZuriickgezogenheitund mein
Stillleben bis jetzt vielleicht unrichtig gedeutet ha- ben, ihr Urtheil einstweilen berichtigen, bis ich
im
Stande bin, iiber das Verhaltnifs der Aussenweltzum
magnetisirenden Arzte und iiber die nachtheiligen Ein- wirkungen auf ihn,
mich
ausfiihrlicher zu entaufsern.Ich habe diesmal endlich nur noch zu erinnern, dafs
man doch
auch davon einmal ablassenmoge,
die wissenschaftliche oder praktische Beschaftigung mit thierischemMagnetismus als einmystisches
Treibenzu
betrachten,wozu
gerade die nothige Zuruckgezo- genheit bei solchen Thatigkeitennoch um
somehr
Anlafs zu geben geeignet ist.
Ich gebe zu, dafs nicht lelcht etwas so gilnstig 1st,
Mystizismus zu
erwecken
oder zu nahren, alsmanche
nicht begriffene Erscheinungen
im
Gebiete des thie- rischen Magnetismus; abereben deswegen
miissenwir,
als Solche die in Allem nurKlarheit
suchen,und
jede uns zu erreichen mogliche Einsicht in dieDinge
(unserem wichtigen, ernsten Berufe zufolge so- gar pflichtgemafs) zu erstreben haben, diesen so leicht mlfsverstandenen Erscheinungenum
so gefafsterund
vorurtheilfreier entgegengehen,
und Denen,
welchen dieselben indem
Nebelkreise der Dunkeldenkerei die- nen sollen, sie entziehen, was aber nicht durch unwiir- digeWitze und
oberflachliche Widerlegungen, son- dern nur durch grundlicheWeiterforschung geschehen bann. Hierzu iiber honnen wir uns fiirdiesen
Ge- genstand keine Kraft indem
erstickenden Dunste des bunten wechselnden Treibens der Gewohnlichkeitund
gerauschvollen, oft so ermiidenden
Und
langweilenden Alltaglichkeit holen, sondern nur in der Natur selbst, in der erheiternden Freie, in der Stille der Einsara-t
17
keit,
und
indem
ausgesuchten Kreise wohlwollender Freunde. Zerstreuungund
Vergnilguiigim
Zeitver-
treibendonLeben
erhalt und verinehrtbeim
Natur-studium nicht den forschenden, tiefercn Sinn, sondern erzcugt viclmehr nur die Obei’llachlicbkeit, giebt nicht Lust und Ijiebe,
und noch
"wenigei’ Ki’aft zurWeis-
heit der Natur.
Was
nun den Mysticismus betriift, so haben -wir unsererseits demselben bei unseren theoretischen so-\vohl als pralitischen Beschaftigungen mit Magnetismus
nie
gehuldiget; denn wdr konnten uns nie mitdem
Diinkelen allein
und
mit unklar ilberquellenderEm-
pfindung bios begnilgen und befriedigen, -Nveshalb M'ir
auch
nie unbegrilfcnen Erscheinungen nur bios gedan- kenloseBewunderung
undblind en
Glauben gezollt,sondern iiberall
und
stets -woimmer
mdglich, nachklarer Anschauung und Verstandigung
ge- rungen haben, wofiir ein Jahre hindurch fortgesetztesStudium
in dei’selben Sache, mitdem
blofsen Bestre-ben —
darinDeutlichkeit
zu gewinuen, an sich schon spricht.—
Was
ilbrigens den thierischen Magnetismus ilber- liaupt bei den Aerzten in neuerer Zeit einestheils ver- dachtigte, ist die unricbtige Ansicht gewesen, dafsman
sich seiner W^irkungen zur
Erweckung
desWunder-
glaubens
bediene, ihn also so als Mittel zur Befesti-gung
mystischer Ansichten iiber Naturkrafte raifs-brauche. Man
hat daher die Heilungenund
sonstu genWirkungen
des Magnetismus jenen gleichgesetzt, welche z. B. von Heiligen, von den ersten Jesuiten, dann von Pat.Gasner, Fiirst Hohenlohe und Martin Michel
u. a. bekanntgeworden
sind. Dafs Aerzte hierbei eine Bldse gegeben,und
von die- sen Erscheinungen, oder vielmehr von den Bedingun- gen sie hervorbringen, auf die -wirkenden Ursachen auchim Magnetismus
geschlossen haben, hatzu
der irrigen Ansicht veranlafst, dafsGasner’sche, Ho- henlohe'sche
u. s. w.und
thierisch-magnetischeKu-
ren so ziemlich eins seyen, auf denselbenBedingungen
namlich beruheten,—
niimlich aufGlauben, festem Willen und Gebet.
Dies aber ist ganzl'ich falsch, verhalt sich durchaus nicht so,wenn
gleich magneti- scheWirkungen
auch bei solchartigen geistlichen Ver- richtungenund
Exorcismenzufallig
vereinigt seyn kdnnen, wie mir dies (aus von Aerzten beglaubigteuo
18
Erscheinungcn zu schlicfscn) unter Anderen bei Pater
Gasiier
der Fall gcwesen zu seyn schcint.Im
Uebri- gcn aber,wo
namlich dicse zuf'alligeWirlmng
des Magnotismus bei solch geistlichen Verrichtungen niclitstatt flndct, ist eine thieriscb-magnetische EinwirUung von einer exorcistischen, oder durch Glauben,
Gebot und Gebet
bewirbtenganzlich
verschieden.Wenn
namlich—
urn doch Einiges dariiber zubemerken —
z. B.vom Fiirstcn von Ho hen lobe und
von Mai’tinMichel
u. a. mittelst vorausge- setzten Glaubensund
Vertrauens bei einer sehnlichenund
zuversichtlichen Erwartung der Heilung, in einemfeierlich gestimmten
und
durch Gebet nochum
somehr
erhdhten Augenblicke der oft letzte Rest der Lebensregungenund
Krafte der Kranken bisweilen soenorm
gesteigertworden
ist, dafs eine auf einige Au- genblicke erfolgte Linderung des Krankheitsgefilhles,oder eine vermehrte Thatigkeit
und
Beniitzung der letzten Lebenskrafteund
die dadurch dann moglichgewordene
Gebrauchsfahigkeit vorher unbrauchbar ge- wesener Kdrpertheile, in diesera Augenblicke sogar eine wirklicheund
bleibendeHeilung
zu seyn schien;
so hat dagegen eine
magnetise he
Einwirkung eine religioseStimmung
und Exaltation zu ihrer Grundlagedurchaus nicht
ndthig, ja nicht einmal denGlau-
ben an Magnetism
us selbst, deqn bei dera hoch-sten
Unglauben
hieran sogar zeigt die magnetische Kraft (dawo
sie eben in gewissen Graden vorhandenist) jedesmal ihre bestimmte
Wirkung
dennoch. Uebri- gens ist eineaugenblickliche
Heilung durchMag- net
ism
u s schon an sieh (wenigstens heutzutage) un- mdglich, nnd da aber,wo
durch erweekten Glaubenund
religiose Aufregung augenblickliche Heilung in einigen wenigen Fallen wirklich bewirktworden
ist,war
von einer solchen Heilung eine pldtzliche, zuver- sichtliche, ungewdhnlicheErregung
derWillens- kraft
fiir dasMuskelsystem, oder bei Leiden an ande- ren Theilen eine pldtzlicheUmkehrung
oder Veran- derung ihrer Lebensthatigkeit durch Aufregung, oder eine andereVeranderung
der Gemiltlisstimmung einesMenschen
allein nur die Ursache. Ich spreche iiber diese durch den Hci’rnFiirsten von Hohenlohe
und
den BauernMartin Michel
bewirkte Erschei-nungen aus Erfahrung; denn ich
war
zur Zeit der so- genannten IIoh
e n 1ohe’sehenW
underkuren meines19
Wisscns
der einzi^e Arzt, der sich die Miiheund
Kosten machte, die geheilt seyn sollenden Kranlien auch noch langere Zeit nachherund zum
Theil ent- fernt aufzusuchen,um
filr Wissenschaft wichtigeBe-
J^ge nicht verloren gehen zu lassen. Ich will filr jetzt nichts weiter hieriiber anfilhrcn, als dafs einige
wenige
unter jenen Tausenden von Vei’suchen wirklich be- wirkte Heilungen der HeilUunde den Fingerzeig ge-geben
haben, dafs aucb (und besonders bei gewissen Muskelleiden) durcbungewolinliche Erregung der menschlichcnGefilhle und\'Villenskraft manche
Ki'ankheiten geliobenwerden
kdnnen,und
dafseiii solches Mittel filr
manche
Leiden wirklich ganzspezifisch
ist.So
sind aber Muskel-und
andere Rrankheiten in frilhercnund
neueren Zeiten schon auch durch ungewdhnliche Verlegenheiten, Angst, Ent-setzen,
Schaam
u. s. w. pldtzlich ebenfalls geheiltwor-
den, kui’z, durch solchartige ungewdhnlich ergreifende
Erregungen
der menschlichen Natur, welche alleauch
beutenoch
in den gerade passenden Fallenund
zu- gleich nach der jedesmaligenDenk- und
Gerailthsart, Alterstufe,Neigung undBildung
der verschiedenenMen- schen statt finden kdnnen, ia durch kunstgeraafse iirzt-licheVeranstaltung statt finden sollten.
Wir
sind nurgewdhnt
Arzneimittel zu verschreiben,und wenn
diese nicht wirken, Krankheiten fur unheilbar zu erklaren;allein zur Heilkunde gehdrt alles w'as heilt,
und
des-wegen mufs
auch alles was bisher nurzufallig
bis- weilenund roh
versuchtwurde,
jetzt allmahlich zurabsichtlichen, durchdachten,kunstgemafsen
arztlichen
Handlung
erhoben werden. 'Diese sogenanntcn
Wunderkuren
neuererZeit also dilrfen durchaus nicht anders als nurnatilrlich
be- trachtet werden,indem
die Naturforschucg gehdrige Aufkliirung fiber diese Erscheinungen jetzt zugeben
yermag. Selbst die hochwfirdige Geistlichkeit sieht jetzt ein, dafs sie ihrem Urtheile in solchenDingen
nur erst das der Naturforschung vorangehen lassen mfisse,wenn
der willkilhrlichenAnnahme
eines ver- meintenWunders
auch nicht schon durch das Consi- lium Tridentinum (Sess. q5. de invocat. Sanctor.) sehr umsichtsvollund
weise dadurch vorgegiiflen ware, dafs es in der Kirche nicht gestattet ist, ohne genaue Untersuchung von bewahrtenMannern
eineungewohn-
liche Erscheinung als
Wunder
zu erklaren.o-‘