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Immunisierung yon Schwangeren gegen Streptokokken.

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Aus der KSnigl. Universitttts-Frauenklinik zu Berlin (Direktor: Geheimrat Prof. Dr. E. B u m m ) .

Immunisierung yon Schwangeren gegen Streptokokken.

g o n

Dr. reed. K. W. J6tten,

friiherem Assistenten der Klinik.

(Mit 3 Kurven i m Text.)

Beim Kindbettfieber handelt es sieh bekanntlieh um Wundin- fektionen, die gr5sstenteils dutch Streptokokken hervorgerufen werden. Nur ein kleiner Teil wird dureh andere Mikroorganismen wie Staphylokokken, Pneumokokken, Vibrion septiclue usw. ver- nrsaeht. Endlieh kommen noeh Misehinfektionen in Betraeht, bei denen fast regelmgssig Streptokokken gefunden werden.

Infolgedessen hat sieh die Bek/impfung des Woehenbettfiebers vor allem auf die Verhfitung oder Hintanhaltung der Infektionen zu erstreeken, die auf Streptokokken zuriiekzufiihren Sind.

Da bei den versehiedenen anderen Infektionskrankheiten in den letzten Jahrzehnten die aktive Immunisierung prophylaktiseh mit iiberaus giinstigem Erfolge angewandt worden ist~ so lag es nahe, dieses Verfahren aueh im Kampfe gegen die oben be- sehriebenen Infektionen zur Anwendung zu bringen. Geheimrat B umm hat aus diesem Grunde in der hiesigen Universit'gts-Frauen- klinik die Versuehe wieder aufgenommen, vermittds der aktiven tmmunisierung Frauen prophylaktiseh gegen die w/ihrend der Ge- burC oder im Woehenbett auftretenden Streptokokkeninfektionen zu sehiitzen oder wenigstens eine gesteigerte Resistenzfghigkeit des KSrpers gegen diese hervorzurufen, und mieh veranlasst, die tter- stellung des Impfstoffes und die Bakteriologiekontrolle der F/file zu tibernehmen.

Da die in Frage kommenden Frauen meist erst kurze Zeit vor tier Entbindung in die Klinik kamen, blieb fiir die Immunisierung 1) Naeh einem am 9. Mgrz 1917 in der Berliner gyniikologisehen Gesoll- sehaft gehaltenen Vortrag.

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60 J 5tten, Immunisierung ~'on Schwangeren gegen Streptokokken.

wenig Zeit ~brig. Es musste deshaLb ein Impfstoff zur Anwen- dung gelangen, tier nach einer einmaligen Injektion, die unmittelbar naeh der Aufnahme in die Klinik vorgenommen wurde, sehr schnell zu einer Bildung yon spezifisehen Schutzstoffen ftihrte. Die Bildung dieser AntikOrper brauehte natiirlieh his zum Beginn der Geburt noch nieht vollendet zu sein~ da erfahrungsgemass diese [nfektionen erst allm//hlich einsetzen und nur langsam fortsehreiten.

Aehnliehe prophylaktisehe Impfungen gegen Streptokokken- infektion sind bereits yon Herrn Geheimrat Bumm (1) im Jahre 1905 in Halle bei 5 karzinomkranken Frauen vor der Operatiol~

mit (relativ) giinstigem Erfolge vorgenommen worden. 2 yon diesen starben kurze Zeit naeh tier Operation an Shock resp. an Blutverlust, bei den 3 anderen konnte eine auffallend glatte und fieberfreie Heilung beobaehtet werden. P o l a n o (2) hat als erster prophylaktisehe hnpfungen mit abget6teten Streptokokken bei Sehwangeren, Geb/irenden und WOehnerinnen zur Verhiitung des, Woehenbettfiebers versueht. Von 60 vorbehandelten Frauen ist keine septisch erkrankt. Er hat sich yon tier absoluten Harmlosigkeit dieser Injektionen tiberzeugt, ist mit seinen Erfolgen zufrieden und fordert deshalb zur Nachpriifung an einem gr~Ssseren Material auk Ebenfalls gute Erfahrungen haben W a t t e r s und E a t o n (3), gemaeht und gleichfalls L e v y und H a m m (4); die letzteren haben gleichzeitig mit der aktiven aber aueh eine passive Immu- nisierung - - eine Simultanimpfung - - vorgenommen.

Sonst ist das Veffahren tier Behandlung mit abgeti%eten Streptokokken gegen Puerperalfieber nut in therapeutiseher Hin- sieht angewandt worden. Ueber die dabei erzielten Erfolge sind~

die Ansiehten sehr g'eteilt. Die meisten Untersueher sind zu dem Resultat gekommen: class ein Erfolg mit gr6sserer Sieherheit dann zu erwarten ist~ wenn die zur Verwendung gelangenden Impfstoffe yon den Streptokokken hergestellt werden, die die bereits be- stehende Infektion hervorgerufen haben; es sind abet aueh Stimmen laut geworden, die eine giinstige Beeinflussung tier Streptokokken- infektionen dureh fremde Stamme gesehen haben wollen.

Es war natiirlieh sehr sehwer fiir mieh, dieser ersten mehr Erfolg verspreehenden Forderung (der Herste]lung der Impfstoffe mit Eigenkeimen ) gereeht zu werden.

Ieh glaubte am besten zum Ziele zu kommen~ wenn ich Streptokokken zur Bereitung meiner Impfstoffe verwandte , die aus dem Blute solcher Kranker geziiehtet wurden~ die an einer

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J6tten, Immunisierung yon Schwangeren gegen Streptokokken. 61 schweren puerperalcn Streptokokkenerkrankung litten, wodurch ich am meisten der Wirkung der Autovakzine gleichzukommen hoffte.

Sodann legte ich Wert darauf~ mehrere solcher St/imme zur Impfstoffbcreitung zu erhalten, um einen Schutz gcgen mSglichst viele Streptokokkenarten zu erzielen, da doch die Unit/it (Arteinheit) derselben eine noch nicht vSllig eindeutig gelSste Frage sein dtirfte.

Es standen mir bald 6 solcher Stgmme zur Herstellung der Vakzine zur Verfiigung.

Die Impfstoffe wurden folgendermassen hergestellt: Die aus dem Blute der erkvankten W6ehnerinnen geziiehteten Keime wurden auf Glyzerinagar gebracht und dann 1--2 Tage bei 370 bebriitet bis ein guter Kulturrasen entstanden war, hierauf mit physiologischev Kochsalzl6sung abgeschwemmt und 2 - - 3 Stunden bei 560 abget6tet, sodann die Sterilitiitsprobe angestellt: um eine sichere Abt6tung der Streptokokken zu gew/~hrleisten. Naehdem die verschiedenen Absehwemmungen zusammengegossen waren~

wurde dutch Ausz~thlung in der T h o m a - Z e i s s ' s c h e n ZXhlkammer die Zahl der in 1 ecru der Aufsehwemmung vorhandenen Keime fcstgestellt~ und dann, wenn niJtig 7 welter Koehsalzliisung zugesetzt7 bis die gewiinschte Verdfinnung erreicht war, zum Schluss noch 0,5 pCt. Karbolzusatz.

In der letzten Zeit bin ieh yon dieser Methode etwas abge- wiehen~ indem ieh start der Ziiehtung auf Glyzerinagar dieselbe in 1 proz. Traubenzuckerbouillon vornahm, wodurch niimlieh ein viel ergiebigeres Keimwachstum zu erzielen ist. Die Bouillonr6hrehen wurden naeh 24stiindiger Bebriitung bei 370 zentrifugiert, die iiberstehende Fltissigkeit abgehebert, der Bodensatz mit Kochsalz- 16sung mehrere i~fale gewaschen und in einigen Kubikzentimetern aufgeschwemmt~ dann genau wie vorher Abt6tung, Anstellung der Sterilit/ttsprob% KeimzS~hlung~ Verdiinnung mit NaCI-L6sung his zum gewiinschten Keimgehalt und sehliesslieh Karbolzusatz.

Auf den Keimgehalt der Impfstoffe kommt es besonders an, da sonst eine gesieherte Dosierung nut ungenau erfolgen kann~ und gerade hierauf muss meines Eraehtcens der gr/isste Weft gelegt werden, um den gewiinsehten Impfeffekt zu erzielen~ wie aus meinen weiteren Ausfiihrungen zu ersehen ist.

W r i g h t ' s (7)Beispiel folgend wurden zun/iehst die Impfstoffe mit einem Keimgehalt yon 20--25 Millionen Keimen pro ecru her- gestellt und davon 1 ecru pro dosi injiziert~ abet bald bis auf 50 Millionen pro corn gesteigert, nachdem die Injektionen gezeigt

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62 Jst~en, Immunisierung yon Schwangeren gegen Streptokokken.

hatten, dass bei den Frauen keinerlei Besehwerden oder Tempera- tursteigerungen dureh diese hervorgerufen wurden. Nur an der Injektionsstelle am Obersehenkel war manehmal eine leiehte RS- tung, Sehwellung und eine geringe Druckempfindliehkeig. Ueber sonstige Besehwerden ist yon keiner der Prauen geklagt worden.

Ein Todesfall ist im Ansehluss an die [njektionen nieht zu verzeichnen gewesen.

Die Wirkung der Injektionen wurde naeh dem klinisehen Ver- laufe resp. naeh der Zahl det; im Woehenbett auftretenden Fieber- und Todesfitlle und dureh serologisehe Untersuchungen beurteilt.

Jede Temperatursteigerung tiber 38 o, axillar gemessen~ wurde als Fieber gewertet. Es war nattMieh ein Naehteil, dass hierbei jede Art von Fieber ber/ieksiehtigt wurde, ganz g~eieh~ ob es dureh eine Streptokokkeninfektion hervorgerufen war oder dureh sonst eine interkurrente Erkrankung. Bei der Menge der vorbe- handelten Frauen war es ja garnieht m6glieh, bei jedem einzelnen Fieberfalle zu entseheiden, ob es sieh um eine spezifisehe Strepto- kokkeninfektion handelte. Jedenfa.lls konnte abet so festgestellt werden~ ob unter der prophylaktisehen Behandlung ein Zurfiekgehen tier sonst /ibliehen Morbidit~ttsziffer zu erkennen war oder nicht.

Nit einer einmaligen Injektion yon ?.5--50 Millionen Keimen~

die bei den Frauen so friih wie mSglieh vor der Entbindung d. h.

unmittelbar naeh ihrer Aufnahme in die Klinik subkutan am Obersehenkel vorgenommen wurde~ sind vom O k t o b e r 1915 bis A p r i l 1916 819 F g l l e gespritzt worden. Yon diesen 819 Frauen fieberten im Woehenbett 131 = 16 pet. Dieses Resultat war ge- fade nieht sehr befriedigend, da die hier in der Klinik iibliehe ZahI der Woehenbettserkrankungen naeh Einfiihrung dieser prophylaktisehen Streptokokkenbehandlung eine Beeinflussung naeh der besseren Seite hin nieht erkennen tiess.

Ieh versuehte nun, dureh eine Steigerung der Impfstoffdosis bessere Erfolge zu erzielen. Der Impfstoffkeimgehalt wurde auf 100 Millionen Keime pro eem heraufgesetzt.

Yon M a i - - J u l i 1916 wurden weitere 433 Frauen mit dieser Dosis gespritzt, yon denen 58 fieberten = 13,3 pCt.

Damit war also schon eine geringe Besserung gegeniiber den vorhcr behandelten F/~llen erreicht.

Durch diese Resultate ermutigt ging ich nun an eine noch- maligeSteigerung derDosis und spritzte v o n A u g u s C - - O k t o b e r 1916 300 Frauen mit je 250 Millionen Keimen, hiervon fieberten nur

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JStten, Immunisierung yon Sehwangeren gegen Streptokokken. 63 32 = 10,66 pCt., was wiederum eine weitere Abnahme der Mor- bidit~Ltsziffer bedeutet.

Da aueh nach diesen erhShten Impfstoffdarreiehungen die Frauen keinerlei Besehwerden zeigten und bei den anderen Im- munisierungsmethoden wie bei Cholera und Typhus noeh viel grSssere Desert gut vertragen werden, sehritt ieh dazu, die letzt- verwandte Keimgabe zu verdoppeln 7 worauf aueh keine tier behan- delten Frauen irgendwelehe Besehwerden, ausser den sehon friiher beriehteten, s Yon N o v e m b e r 1916 his j e t z t erhiel~en, 126 Frauen lie 1 eem Impfstoff mit 500 Millionen Keimen, yon diesen fieberten 9 und es waren, was noeh besonders hervorge- hoben zu warden verdient, nur leiehte Fiebersehiibe festzustellen.

Des sind nut 7.1 pCtc., womit wieder ein wesentlieher R~ekgang der MorbiditS~tsziffer erreieht war.

Aueh die Zahl der im Laufe der Beobaehtungszeit vorgekom- menen Streptokokken-Todesf/ille liess eine ebenso gfinstige Beein- flussung erkennen. Es sind insgesamt 10 Frauen gestorben, yon denen aber 5 als nieht hierhergehSrig auszuseheiden sind. Bei 2 yon diesen handelte es sieh um draussen kiinstlieh eingeleite~e Aborte und bei 2 anderen waren ausserhalb der Klinik Zangen- versuehe gemaeht worden. Alle 4 wurden sehon mi~ Fieber ein- geliefert und eine prophylaktisehe Behandlung konnte da nieht mehr yon Erfolg begleitet sein, wo bereits eine Infektion eingesetzt hatte. Es ware genau dasselbe, wenn man sieh bei sehon beste- hender Poekenerkrankung noeh Erfolg yon einer naehtrXglieh vor- genommenen Sehutzimpfung verspreehen wollte.

A ueh der 5. Fall gehSrt nieht hierher, d a e r nieht an einer Streptokokkensepsis, sondern an einer Infektion mit anaeroben St/ibehen zugrunde gegangen ist, die zu bekg.mpfen unmSglieh yon einer prophylaktisehen Streptokokkenimmunisierung erwartet werden kann.

Die iibrig bleibenden 5 Todesf/ille verteilen sieh nun in der Weise auf die behandelten Frauen~ class ,t yon ihnen zu den 819 gehSren, die mi~ 25--50 Nillionen Keimen gespritzt waren.

Der erste yon diesen wurde dureh eine im Woehenbett ein- setzende doppelseitige Streptokokken-Salpingo-oophoritis verur- saeht, die trotz der Prophylaxe ad exitum ftthrte.

Die 3 anderen Frauen sind einer yon aussen eingesehleppten tIausinfektion zum Opfer gefallen. Die bei diesen 3 letzten F~;llen gemaehten Erfahrungen waren insofern sehr wiehtig, als dadureh

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64: JStten, Immunisierung von Schwangeren gegen Stroptokokken.

bewiesen wurde, dass durch eine einmalige prophylaktische Injektion yon 25--50 Millionen abgetSteten Streptokokken die Frauen keinen gentigenden Schutz gegen solch schwere Ausseninfektionen bekamen.

Deshalb wurde cine Steigerung in der Dosierung vorgenommen, um zu sehen, ob nicht dadureh eine wesentliche Verminderung der t/Sdlich verlaufenden Streptokokkeninfektionen zu erreichen war.

VoIx den daraufhin mit 100, 250 und 500 Millionen Keimen vorbehandelten 859 Schwangeren ist nut eine infolge einer $trepto- kokkensepsis gestorben.

Es handelte sich um eine 19j/*hrige Erstgeb//rende, die in ganz verwahrlostem und schmutzigem Zustand und hef~igen Wehen yon draussen hereingeschleppt wurde. Sie sollte auf der Strasse liegend aufgefunden sein. Sogleich nach ihrer Aufnahme erhielt sie eine Injektion yon 250 Millionen Keimen (11 Uhr abends) und wurde am anderen Morgen (10 Uhr 30 Min.)wegen platten und allgemein verengten Beckens durch transperitonealen Kaiser- sehnitt entbunden. Bald nach der Operation stieg die Temperafur~

am Abend trat neben voriibergehenden Bewusstseinsst0rungen Auf- stossen und Erbreehen ein. Am anderen Tage hatte sich der Zu- stand noch versehlimmert~ die Temperatur war ;~ber 39 o ge- stiegen~ der Leib leicht aufgetrieben und wenig druckempfind[ich.

Die vorgenommene l~elaparotomie stelke in der N~the der alten Operationsstelle ein altes Blutgerinnsel und 1/2 Wasserglas d~inn- fltissigen rotbraunen Sekretes test. Unter anhaltender weiterer Temperatursteigerung trat anderen Tags der Exitus ein. Die bei tier Autopsie vorgenommene bakteriologische Untersuehung konnte einwandfrei Streptokokken als Ursache der Infektion naehweisen.

Das rasche Ansteigen der Temperatur naeh der Entbindung weist auf eine schon vor tier Einlieferung bestandene Infektion bin, die sieh dutch die Operation raseh aufs Bauehfell verbreitete und bei der die Prophylaxe zu sp~t kam.

Es wird kaum jemals m/Sglieh sein~ bei soIchen sehweren, rasch verlaufenden F~[len, die zu einer Infektion der BauchhShle intra operationem ftihren, mit einer einmaligen Injektion~ die nur so kurze Zeit vor der Operation vorgenommen wird, eine schnelle und ausreiehende Schutzstoffbildung herbeizufiihren, da.ss tier KOrper geniigend geschtitzt wird.

Jedenfalls muss erst dureh weitere starke Immunisierungen erwiesen werden, ob es vermittels der prophylaktisehen Behand- lung mit abget~Steten Streptokokken mOglich sein wird, eine ebenso

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JS~ten, Immunisierung von Sehwangoren gogon Streptokokken. 65 sehnelle und intensive Sehutzstoffbildung bei den gespritzten Frauen hervorzurufen, wie dieses M a r x e r (5) im Tierexperiment bei Kaninehen erreieht hat. Er konnte bei diesen dureh subkutane Injektion yon sensibilisierten Streptokokken so sehnell Immunisitgt gegen Infektion mit virulenten Streptokokken erzielen~ class die Tiere einer gleiehzeitig mit der Vakzination vorgenommenen mgssig starken Infektion widerstanden.

Hand in Hand mit diesen klinisehen Beobaehtungen ging eine solehe, die sieh auf die serologisehen Ver~nderungen zu erstreeken hatte, die dutch die Injektionen im Blute der gespritzten Frauen hervorgerufen wurden. Es handelte sieh datum, festzustellen~ ob im KSrper resp. im Blute spezifisehe Sehutzstoffe auftraten, die die Herbeifiihrung einer Immunit~t oder wenigstens einer gesteigerten Resistenzfiihigkeit des KSrpers gegen Streptokokkeninfektionen ge- w~hrleisteten.

Bei der Streptokokkenimmunit/~t handelt es sieh naehge- wiesenermassen haupts/~ehlieh um Serumstoffe, die die Phagozytose begtinstigen und unterstiitzen.

In Betraeht kommen dabei die Bakteriotropine N e u f e l d ' s (6) und die Opsonine W r i g h t ' s (7).

Ieh maehte es mir nun zur Aufgabe, das A uftreten [dieser Sehutzstoffe zu beobaehten und zwar zun~tehst ~der Opsonine.

W r i g h t hat hierf(ir die Methode der Bestimmung des opsonisehen index angegeben , die er aueh gleiehzeitig zur Kontrolle seiner Vakzinetherapie angewandt hat.

Die Bestimmung des opsonisehen Index geht rim1 in derWeise vor sieh, dass man eine Leukozytenaufsehwemmung mit etwas Serum der zu un~ersuehenden- Sehwangeren und Nner Streptokokkenaufsehwemmung zusammenbringt und das Gemiseh 10 Min. bei 370 hfilt, am besten in einem besonders dazu konstruierten Opsonizer. Dann werden yon tier Misehung Ausstriehpr~parate gemaeht, die in 100 Leukozyten aufge- nommenen Streptokokken ausgez~hlt und die Durehsehnittszahl pro Lenkozyt bereehnet. Die gefundene Durehsehnittszahl ist die phago- zytisehe Kraft oder der phagozytisehe Index des betreffenden Serums.

Darauf wird ebenso der phagozytisehe Index mit dem Serum eines Ge- sunden bestimmt. Dividiert man dann den phagozyfisehen Index der Sehwangeren dutch den des Gesunden, so erh~lt man den opsonisehen Index.

Dureh die Vakzination soll naeh W r i g h t eine Steigerung des opsonisehen Index hervorgerufen werden, w/thrend ein Sinken eintreten soll, sobald tier Widerstand eines KSrpers gegentiber einer Parasitenart gebroehen ist.

A r c h l y f S r G y n ~ k o l o g i e , B d . 107. H. 1.

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66 35 t t e n, Immunisierung yon Sehwangeren gegen S~roptokokken.

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JiJ'~'~en, Immunisierung yon Schwangeren gegen S~rep'cokokken. 67 Die yon mir angestellten Bestimmungen des opsonischen In- dex ergaben bei den kleineren Dosen yon 2 5 - - 5 0 Millionen Keimen reehg weehselnde Resultate, bald war ein Sinken, bald ein Steigen desselben festzustellen (Tabelle I).

Die mit~leren Dosen yon 1 0 0 - - 2 5 0 ~lillionen Keimen ha.~ten eine deutlieh herabsetzende Wirkung (T~belle lI).

Tabelle [I.

gestimmun~ des opsonischen Index nach Wright bei gespritzten Sehwangeren.

b) Mit mittleren Dosen yon 100--250 }[illione~

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Erst die grossen Dosen yon 500 Millionen Keimen bei ein- maliger Injekgion batten eine deuttich erhiihende Wirkung, meist sogar ein plOtzliehes Ansteigen zur Folge. womit also das erreieht war: was naeh Ansieht W r i g h t ' s zu einer erfolgreiehen Impfung erforderlieh ist (Tabelle III).

T a b e l l e [if.

Bestimmun~, des opsoniscben Index naeh Wright bei prol)hylaktiseh

~espritzten Schwangeren.

o) Nit grossen Dosen yon 500 A'[illionen Keimen.

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68 J 6tten, Immunisierung yon Sehwangeren gegen Streptokokken.

Die weitere serologische Beobaehtung erstreekte sieh dann auf die Bildung der N e u f e l d ' s e h e n B a k t e r i o t r o p i n e .

Die Versuehsteehnik war folgende:

Von einer nieht zu konzentrierten Meersehweinehenleukozyteuauf-.

sehwemmung gibt man je 2 Tropfen in Reagenzr6hrehen yon etwa 1 em liehter Weite, setzt dazu ie einen Tropfen Streptokokkenaufsehwemmung oder Streptokokkenbouillonkultnr und ie einen Tropfen absteigender Verdtinnungen des zu untersuehenden Serums, naehdem es vorher inaktiviert ist.

Naeh der Misehung kommen die R6hrehen ca. 2 Stunden in dell 370 Brutsehrank. Naeh Ablauf dieser Zeit hat sieh am Boden des R6hrehens ein Bodensatz gebildet. Die t~berstehende Fliissigkeit wird vorsiehtig abgegossen und aus dem Sediment auf Deekgl~tsehen Aus- striehpr~tparate angefertigt , diese in Alkohol~ithermisehung fixiert und

mit alter Nanson'seher MethylenblaulSsung gef~irbt.

Diese Pr~parate werden nun wieder mikroskopiseh dnrehmustert and die unterste Serumverdiinnung festgestellt, in der noeh eine ein- deutige Phagozytose stattgefunden hat.

W~/hrend die Sera der mit den kleinen oder mktleren Dosen vorbehande[ten Prauen nur geringe, zumeist wenige eindeutige Aus- sehl~ge einige Tage nach der Injektion zeigten, liessen die Blut- seren der mit den grossen Dosen yon 500 Millionen Keimen ge- spritzten Schwangeren sehon bald eine deutliche Beeinflussung der Bildung der Bakteriotropine erkennen. Bei fast allen darauf Unter- suchten war naeh einer einmaligen Injektion schon nach relativ kurzer Zeit eine ausgesprochene Phagozytose bis zu den Serum- verdiinnungen t : 8 0 , 1 : 100 und gar his 1 : 160 festzustellen (Tabelle IV).

Ebenso konnte ieh nach den grossen Dosen ein baldiges Auf- treten yon Agglutininen beobachten, deren Vorkommen im Strepto- kokken-lmmunserum bereits yon anderen Untersuchern beobachtet worden ist. K r a u s und L S w (7) fanden aueh sehon bei Menschen, die mit abgetSteten Streptokokken behandelt waren 7 im Serum agglutinierende Eigensehaften.

Zur Anstellung der Agglutinationsprobe bediente ich reich einer besonderen Teehnik 7 die yon K o c h und K l e i n e (8) far be- stimmte Bakterienarten und yon N e u f e l d (9) speziell ftir Strepto- kokken empfohlen worden ist.

'Die Agglutinationsprobe wird dabei nieht wie bei tier Widal'sehen Probe mit abgestuften Koehsalzserumverdtinnungen angestellt, in die Bakterien vermittels der PlatinSse eingerieben werden, sondern dazu bedient man sieh einer Aszitesbouillon, in der die Streptokokken ge- zttehtet werden. Diese bilden darin nur einen geringen Bodensatz, der zur Agglutination nieht mitbenutzt werden darf, sondern nur die dar-

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70 J 5tten, Immunisierung yon Schwangeren gegen Streptokokken.

tiberstehende abgegossene Fltissigkeit, der noch 1/2 pCt. Phenol zuge- setzt wird, um ein Weiterwaehsen der Streptokokken zu verhindern.

Von dieser Fliissigkeit wird nun jedes Mal 1 eem in einem ge- wShnliehen Reagenzgliisehen mit abgestuften Mengen des Serums resp.

der Serumverdttnnung versetzt. Ein RShrehen mit 1 ecru ohne Serum- zusatz wird als Kontrolle beigegeben. Die Proben kommen 24 Stnnden in den Brutsehrank und dann wird naeh dem Abkfihlen das Resultat festgestellt. Die Beobaehtung hat sieh dabei auf die Bildung eines Bodensatzes zu erstreeken, was vorz[iglieh in dem Sedimentoskop yon K u h n mid W o i t h e (10) ausgeftihrt werden kann.

Das KontrollrShrehen zeigt einen ganz regelmiissigen knopfartigen Bodensatz, der sieh scharf gegen die Fliissigkeit absetzt, die meist gleiehmassig getriibt ist. Alle SerumrShrehen, die dasselbe Aussehen wie die Kontrolle aufweisen, sind als negativ zu werten. Alle anderen dagegen, die eine positive Agglutination erkennen lassen, haben am Boden des Gliisehens eine feste, ziemlich gleiehmassige, hiiufig grau durehseheinende Membran, die sich mit unregelmi~ssigen, oft zackigen oder sternfSrmigbn Riindern gegen die fast vSllig klare Fliissigkeit absetzt.

Bei meinen Untersuehungen konnte ieh schon wenige Tage nach der Injektion im Serum der gespritzten Frauen agglutinierende Eigensehaften bis zu den Verdiinnungen 1 : 1 0 0 : 1 : 2 0 0 und sogar his 1 : 5 0 0 feststellen (Tabelle V).

Ieh mSchte noeh kurz darauf hinweisen, dass zur Agglutination nieht allein die zur Impfstoffbereitung gebrauehten Streptokokken- st//mme verwandt worden sind~ sondern-aueh noeh ein anderer aus einem Gelenkrheumatismus geziiehteter Stamm. Die damit er- zielten Agglutinationswerte blieben meist nut unerheblich hinter den anderen zurSek, erreiehten hin und wieder abet aueh dieselbe HShe (siehe Tabelle V, Kolonne 4). Dieses Ergebnis ist insofern yon Wiehtigkeit, als es erhoffen l~sst: dass die Vakzination mit einem Streptokokkus nieht allein gegen diesen: sondern aueh gegen andere Sti~mme Immunit~t iesp. Sehutzstoffbildung hervorrufen kann. Dieselben Beobaehtungen sind ja aueh sehon yon anderen Untersuehern mitgeteilt worden.

Diese serologisehen Untersuehungsresultate diirften ausreichend sein: um zu zeigen: dass nach den grossen Dosen yon 500 Millionen Keim en i m Serum der gespritzten Sehwangeren eine Bildung yon solehen spezifisehen Sehutzstoffen einsetzt, die zur Iterbeifiihrung einer Streptokokkenimmunititt erforderlieh sind. Sie haben also zu dem- selben Ergebnis gefiihrt wie die klinisehen Beobachtungen.

Zusammenfassung.

Die auf beiden Wegen gemaehten Erfahrungen diirften wohl zu der Annahme bereehtigen, dass ks mSglieh ist, vermittels der

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J S t t o n , Immunisierung yon Schwangoren gogen Stroptokokken. 71

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72 J b t t e n , [mmunisierung yon SclIwangeron gegen Streptol~okken.

aktiven Immunisierung mit abgetStetcn Streptokokken eine Immu- nititt, zum mindesten aber eine gesteigerte Resistenzfiihigkeit des KSrpers gegen Streptokokkeninfektionen im Wochenbett her- vorzurufen.

Es besteht deshalb die Hoffnung, dass auf diesem Wege eine gtinstige Beeinfiussung der Wochenbettserkrankungen erreicht werden kann.

L i t e r a t u r .

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Referenzen

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