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12. Sonntag nach Trinitatis 2014

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12. Sonntag nach Trinitatis 2014

Der Apostel schreibt:

Wir sind Gottes Mitarbeiter;

ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau.

Ich nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist,

habe den Grund gelegt als ein weiser Baumeister;

ein anderer baut darauf.

Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut.

Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.

Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, so wird das Werk eines jeden offenbar werden.

Der Tag des Gerichts wird's klarmachen;

denn mit Feuer wird er sich offenbaren.

Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen.

Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen.

Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden;

er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch.

1. Korinther 3, 9-15

(2)

Predigt zu 1. Korinther 3, 9-15 12. Sonntag nach Trinitatis 2014

Liebe Gemeinde,

der Apostel Paulus vergleicht die Kirche

mit einem

Ackerfeld

oder einer

Baustelle

.

Bilder aus der Landwirtschaft und dem Bauwesen.

Die Kirche ist in Bewegung, in ständiger Veränderung,

es wächst etwas oder es verdorrt etwas, es wird etwas gebaut und es verfällt etwas.

Ein Grund ist gelegt,

so spinnt der Apostel seine Gedanken fort,

und die Ackerbauern, die Bauleute und Handwerker kommen und gehen --- was wird aus ihrer Arbeit?

Ob von ihrem Bemühen, Pflanzen, Bauen etwas bleibt?

Paulus sieht es eigentlich erstaunlich gelassen:

heute bauen wir, morgen dann andere, und was bleibt, wird die Zeit erweisen, manches wird auch verbrennen..

ein drastisches Bild.

Aber entscheidend ist am Ende, dass wir selber, wenn unser Werk vergeht, nicht mit verbrennen, sondern gerettet werden - „so wie durch Feuer hindurch“.

Ackerfeld und Baustelle.

Die beiden Bilder haben meine Fantasie angeregt.

Stellen Sie sich vor – die Gemeinde als ein Ackerfeld!

Was wächst da nicht alles an bunten, verschiedenen, manchmal auch skurrilen Pflanzen!

Allerhand Knolliges,

Klatschmohn und Klappertopf,

sonnige Sonnenblumen, Lauchkraut und Lavendel,

gewichtige Maiskolben, dicke Rüben, manche Kohlköpfe...

Auf unseren kleinen Predigtzettel habe ich eine Pflanze kopiert, Sie werden sie kennen: es ist die gewöhnliche Kratzdistel,

cirsium vulgare heißt sie in meinem Biologiebuch.

Kratzdisteln gibt’s auch in den Gemeinden...

jetzt dürfen Sie sich alle mal überlegen, was für eine Pflanze wir selber sind, Maiskolben, Klappertopf, Kratzdistel, Sonnenblume.

Es ist schon erstaunlich, dass in der Natur so viele verschiedene Blumen blühen, die Vielfalt sichert das Überleben,

wenn's nur Mais gäbe oder wenn's nur Buchsbaum gäbe,

dann hätte der Buchsbaumzünsler leichtes Spiel und würde alles anstecken.

Aber die Vielfalt ist ein Zeichen der Hoffnung.

(3)

Manchmal denke ich drüber nach,

wie viele verschiedene Menschen ich schon kennengelernt habe im Gemeindeleben, und dann nehme ich mir vor, einmal ein Buch zu schreiben im Ruhestand

über all die verschiedenen skurrilen und grundverschiedenen Originale in den Kirchenbänken, mit denen ich zu tun hatte in meinem Pfarrerleben.

Und meine Frau sagt dann: „Das kannst du erst machen, wenn keiner mehr lebt, denn sonst wären am Schluss alle beleidigt...“

Aber ich würde es natürlich ein bissel verfremden

und außerdem würde ich ja nicht die Menschen bloßstellen, sondern mit einem

Augenzwinkern versuchen, jeden in seiner Einmaligkeit und Liebenswürdigkeit darzustellen.

Vor ein paar Jahren haben wir mal Urlaub in Kärnten gemacht in einem Gasthof.

Es war ein altes Gasthaus, mit einem Seniorchef und einem Juniorchef.

Einmal saß ich nach dem Frühstück im Garten mit dem Seniorchef.

Und er hat erzählt, dass er seit 1955 den Gasthof betreibt und wie die Gäste so sind, jeder hat seine Eigenheiten, auch seine Macken, seine Ansprüche….

und ich hab gedacht: wie in der Gemeinde!

Ich hab ihn gefragt: Wie er denn das aushielte – diese verschiedenen Ansprüche und Wünsche jeden Tag? Er sei doch immer so fröhlich, wie er das schaffe, was ihm denn bei seiner Arbeit Spaß mache und was denn das Wichtigste dabei wäre?

Und er hat geantwortet:

„ Man muss die Gäste lieben. Sonst kann man das nicht machen.“

Man muss die Gäste lieben. Man muss die Menschen lieben, sonst kann man sie nicht ertragen.

Ich denke, dass Jesus das gemacht hat – die Menschen ansehen, nicht nur ihre Macken und Schwierigkeiten sehen, sondern sie lieben.

Und ich denke, dass wir das auch so machen sollen, wir alle, die wir in die Kirche gehen:

die anderen stehen lassen, annehmen mit ihren Schrullen und Macken, die Gemeinde ist ein Ackerfeld, und da blüht und wächst so manches.

Die Kirche kann man nur mit Humor ertragen.

Und genauso das Bild vom BAU, das Paulus verwendet:

viele verschiedene Steine sollen da zusammengefügt werden zu einem Ganzen.

Es sind keine gleichförmigen Ziegelsteine in der Gemeinde,

Gemeindeglieder sind nicht aus einem Ton gebrannt wie die Ziegelsteine, so dass man sie grad so aneinander verbauen kann,

nein, jeder Stein hat seine Ecken und Kanten,

es ist manchmal nicht einfach, dass sie alle zusammenpassen - in einem Kirchengemeinderat, in einem Kirchenchor,

aber am Schluss soll doch ein Haus entstehen.

Wir dürfen bei allem, was wir in der Gemeinde miteinander tun,

in unserem Gemeindeleben, dieses Haus nicht aus den Augen verlieren.

Jeder ist wichtig, jeder kann etwas – und alle sollen eingebaut werden zum Haus, das die Kirche ist.

Sie kennen vielleicht die Geschichte von den drei Arbeitern, die Steine klopfen.

Was machst du denn da? wird der Erste gefragt.

„Ich klopfe Steine.“ sagt der Erste.

Der Zweite sagt: „Ich arbeite am Bau, damit ich meine Familie ernähren kann!“

Und der Dritte sagt: „Ich baue am Dom!“

(4)

Sehen Sie,

wir bauen alle mit am Dom

, wenn wir hier sonntags singen, wenn wir uns engagieren in der Gemeinde, den Gemeindegruß austeilen, im Kirchenchor singen, in den Kreisen mitarbeiten oder im Ältestenrat.

Mir gefallen diese Bilder vom Ackerfeld und vom Hausbau.

Sie machen deutlich, dass die Gemeinde nichts Statisches ist, nichts, was für alle Zeit feststeht und gleich ist.

Sondern es gibt ein Wachsen und Reifen, ein Zusammenwachsen, ein Planen und Bauen, ein Aufbauen

– und das Ziel ist das Gottesreich.

Warum schreibt Paulus über das Ackerfeld und über die Baustelle, die die Kirche ist?

In der Gemeinde in Korinth hat es allerhand Ärger gegeben,

Gruppierungen und Grüppchen, wie's halt in der Gemeinde manchmal ist.

Sie können darüber nachlesen im dritten Kapitel des 1. Korintherbriefes.

Und nun sagt Paulus dreierlei, er sagt es den Korinthern,

aber er schreibt es auch den Hugsweierern und den Langenwinklern ins Stammbuch:

1. Schaut auf das Ganze!

2. Vergesst nicht, was euer Fundament ist!

3. Denkt an die Zukunft!

ERSTENS.

Schaut auf das Ganze! Wir bauen am Dom!

„Wir sind Gottes Mitarbeiter, ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau.

Ein jeder sehe zu, wie er darauf baut!“

Das ist das Wort an alle, die in der Kirche eine Verantwortung übernommen haben.

Niemand sollte sich zu wichtig nehmen.

Wir sind nicht die Ersten und nicht die Letzten in der Kette.

Wir haben das Evangelium nicht erfunden, es gehört nicht uns, wir haben es empfangen und sollen es weitergeben.

Ich habe gebaut, ein anderer baut weiter, sagt Paulus.

ZWEITENS.

Der klassische Satz:

„Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“

Wenn man keinen Grund hat, auf dem man steht, wenn einem alles wegrutscht – das ist schrecklich.

Ich denke oft über die Kinder nach, die heute ohne Berührung mit dem Evangelium aufwachsen, denen die Eltern freistellen, ob sie das wollen oder nicht...

welche Lieder werden sie singen, wenn das Leben nicht locker und leicht ist?

Wie soll man das Beten lernen, wenn es einem nie jemand beigebracht hat?

Wenn uns der Sturm des Lebens um die Ohren pfeift,

ist es gut, wenn wir wissen, wo wir hingehören und was unser Fundament ist.

„Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?

Dass ich mit Leib und Seele im Leben und im Sterben nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre.“

So heißt es im Heidelberger Katechismus.

Das ist das Wichtigste.

(5)

DRITTENS.

Was wird einmal übrig bleiben von allem, was wir so tun und treiben?

Jeder fragt es sich manchmal.

Ich denke an den alten Ruhestandspfarrer, der mal bei einem Treffen in großer Runde gesagt hat: „Ich frage mich, ob von all dem, was ich gepredigt, geredet, gelehrt habe, noch irgendetwas übrig ist, wenn ich jetzt im Ruhestand bin?“

Aber so fragt sich auch ein Lehrer, eine Ärztin, eine Hausfrau, ein Geschäftsmann, eine Geschäftsfrau, ein Vater, eine Mutter.

Jeder Mensch stellt sich hin und wieder die Frage,

was denn von all unserem Mühen und Treiben am Ende bleibt.

Paulus verwendet das drastische Bild vom Feuer, das vieles verbrennt:

„Der Tag des Gerichts wird’s klarmachen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren.“

Im Südbadischen hat vor ein paar Jahren ein alter Pfarrer ein Büchlein geschrieben mit dem Titel

„Gut ist, was verrottet.“

Wenn man das hört, erschrickt man im ersten Moment.

Gut ist, was verrottet?

Wo wir doch festhalten, aufbauen, planen und gestalten wollen?

Es steckt wohl eine große Weisheit hinter diesem Satz.

Er passt zum Bild vom Ackerfeld.

Kommen und Gehen.

Auf dem Feld sieht man es ja: manches wird untergepflügt, Neues wächst daraus.

Wir bauen, andere bauen weiter, es wird gesät, geerntet, neu gepflanzt,

aus dem Mist der einen wird bei den anderen möglicherweise Neues wachsen.

Der Gedanke ist tröstlich – und sehr entlastend.

Unser Werk vergeht, aber wir selbst bleiben in Gottes Hand.

Gerettet – wie durch Feuer hindurch.

Sehen Sie, das ist die Kehrseite davon, dass uns unsere Werke nicht gerecht machen, wie es im Evangelium steht und wie es von Martin Luther neu entdeckt wurde.

Mit unsrer Macht ist nichts getan,

wir wollen uns nicht zuviel drauf einbilden, was wir schaffen und können und leisten.

Wenn am Ende das, was wir selber gebaut haben,

zusammenfällt, vergeht, verrottet, so ist das doch nicht UNSER Ende.

Auch wenn in hundert Jahren längst andere hier sitzen und singen, so sind wir doch selber „gerettet wie durchs Feuer hindurch“.

Das ist unser Glaube.

Und was nehmen wir jetzt mit an diesem Sonntag aus dem Gottesdienst?

Ich will zum Schluss die Bilder aus unserem Text zusammenmixen:

Freuen wir uns an den vielen verschiedenen Pflanzen,

die im Haus der Kirche wachsen und von denen wir selber auch eine sind:

Klappertopf oder Sonnenblume, Kratzdistel oder Brennnessel!

Wir bauen alle gemeinsam am Dom, sind unterwegs zum Reich Gottes!

Nichts wird so bleiben wie es ist, vieles verbrennt!

Aber am Ende sind wir gerettet.

Unser Fundament ist Christus, der Auferstandene.

Auf ihm bauen wir auf, er trägt uns, hält uns, bewahrt uns. Gott sei Dank!

Amen.

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