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Drei Fragen an fünf Verbände | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Die Volkswirtschaft  12/ 2015 27 STANDPUNKTE

Drei Fragen an fünf Verbände

Mehr als eineinhalb Jahre nach der Abstimmung vom 9. Februar 2014 herrscht immer noch Unklarheit über die Beziehungen zwischen der Schweiz und Europa. Insbesondere die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative ist noch nicht geregelt, und das geplante institutionelle Abkommen ist blockiert. In einem Punkt sind sich in der Schweiz die meisten einig: Die bilateralen Verträge mit der EU sind wichtig für die Wirtschaft. Die Volkswirt- schaft hat fünf Verbände nach ihren Ansichten zu diesen drei Brennpunkten gefragt.  

Verband der Maschinen- Elektro- und Metallindustrie (Swissmem), Zürich

Welche Bedeutung haben die bilateralen Ver- träge für die Schweiz?

Die EU ist der wichtigste Absatzmarkt für Unter- nehmen der Maschinen-, Elektro- und Metallin- dustrie (MEM). Dank der Bilateralen I haben die Firmen einen diskriminierungsfreien Zugang zum EU-Binnenmarkt. In einer aktuellen Umfra- ge bezeichnen drei Viertel der MEM-Unterneh- mer diese Verträge für wichtig bis unverzichtbar.

Wie soll die Masseneinwanderungsinitiative umgesetzt werden?

Eine Variante, welche über eine Schutzklausel die Zuwanderung steuert, hat das Potenzial, den Volkswillen zu berücksichtigen und die Bilatera- len I zu erhalten.

Braucht die Schweiz ein institutionelles Ab- kommen mit der EU?

Swissmem will, dass der Bund die Voraussetzun- gen für die Entwicklungsfähigkeit des bilateralen Weges schafft, ohne dabei Zugeständnisse zu machen, die uns zu stark einschränken

Schweizerischer Gewerbeverband, Bern

Welche Bedeutung haben die bilateralen Ver- träge für die Schweiz?

Die Bilateralen sind wichtig für die Schweizer Wirtschaft. Sie sind ein eingespieltes und ver- lässliches Regelwerk, das wir mit der EU als un-

serem wichtigsten Handelspartner ausgehandelt haben.

Wie soll die Masseneinwanderungsinitiative umgesetzt werden?

Die Leitplanken des Souveräns gilt es zu respek- tieren. Innerhalb dieser Schranken hat der Bun- desrat einen Umsetzungsvorschlag gemacht, der wichtige Anliegen der Wirtschaft berücksichtigt.

So will die Regierung keine starren Reduktions- ziele einführen. Es müssen aber noch Verbesse- rungen erzielt werden. Für die kleinen und mitt- leren Unternehmen (KMU) ist es beispielsweise wichtig, dass Kurzaufenthalter während eines ganzen Jahres kontingentsfrei in der Schweiz ar- beiten dürfen.

Braucht die Schweiz ein institutionelles Ab- kommen mit der EU?

Nein. Gerade dank der Bilateralen konnten wir in der Vergangenheit unsere Unabhängigkeit be- haupten. Diese Unabhängigkeit geben wir auf, wenn wir uns über ein institutionelles Abkom- men automatisch den Regeln der EU unterwer- fen.

Schweizerischer Gewerkschaftsbund, Bern

Welche Bedeutung haben die bilateralen Ver- träge für die Schweiz?

Die Schweiz als kleine und offene Volkswirt- schaft mitten in Europa braucht gute und gere- gelte Beziehungen zur EU. Die bilateralen Verträ- ge sind deshalb sehr wichtig.

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28 Die Volkswirtschaft  12 / 2015

STANDPUNKTE

Wie soll die Masseneinwanderungsinitiative umgesetzt werden?

Mit dem alten Kontingentssystem hat die Schweiz schlechte Erfahrungen gemacht: Tieflohnstellen, Schwarzarbeit und prekäre Arbeitsbedingungen waren an der Tagesordnung. Der SGB lehnt ein solches System klar ab.

Das knappe Ja am 9. Februar 2014 zur Massen- einwanderungsinitiative kam nur zustande, weil sich viele Menschen Sorgen um die Löhne und die Arbeitsplätze machten. Deshalb muss der Schutz der Arbeitnehmenden vor Arbeitge- bermissbrauch verstärkt werden. In der Schweiz müssen Schweizer Löhne bezahlt werden und Schweizer Arbeitsbedingungen gelten. Damit wird auch verhindert, dass die Arbeitgeber «bil- ligere» Arbeitskräfte aus dem Ausland holen, auf Kosten der Inländer.

Braucht die Schweiz ein institutionelles Ab- kommen mit der EU?

Nein.

Neue Europäische Bewegung Schweiz (Nebs), Bern

Welche Bedeutung haben die bilateralen Ver- träge für die Schweiz?

Als Sonderweg neben EWR und Vollmitglied- schaft stellen die Bilateralen eine Übergangs- lösung im Verhältnis zur EU dar. Das bilaterale Verhältnis hat ökonomische Vorteile, allerdings zum Preis einer Passivmitgliedschaft ohne de- mokratische Mitbestimmung. Diese Sonderlö- sung stösst nun an ihre Grenzen.

Wie soll die Masseneinwanderungsinitiative umgesetzt werden?

Der Erhalt der Personenfreizügigkeit hat höchs- te Priorität. Die Initiative muss im gesetzgebe- rischen Prozess im Parlament entsprechend umgesetzt werden. Danach braucht es eine ver- fassungsrechtliche Klärung – in einer Volksab- stimmung.

Braucht die Schweiz ein institutionelles Ab- kommen mit der EU?

Ja. Nach der Sicherung der Personenfreizügigkeit gilt es, konstruktiv das Rahmenabkommen zu verhandeln. Ein solches Abkommen kann mit- telfristig die Schwächen der Bilateralen ausmer- zen, langfristig beseitigt es jedoch die fehlende Mitsprache im Verhältnis zur EU nicht. Wer keine Fremdbestimmung möchte, muss bereit sein, Verantwortung, Souveränität und Entschei- dungskompetenz in einer grösseren, europäi- schen Dimensionen zu denken.

Aktion für eine unabhängige und neu- trale Schweiz (Auns), Bern

Welche Bedeutung haben die bilateralen Ver- träge für die Schweiz?

Die Schweiz betreibt weltweit Handel. Nebst ei- ner glaubwürdigen Neutralität braucht sie ein Vertragswerk, das ihre Interessen sichert – auch in Europa. Aber die Schweiz will der EU und dem Binnenmarkt nicht beitreten. Deshalb benötigt sie keine politische und rechtliche Integration:

Schengen und Personenfreizügigkeit führen in die falsche Richtung. Der Bundesrat hat den Feh- ler gemacht, eine erpresserische Guillotineklau- sel zu akzeptieren.

Wie soll die Masseneinwanderungsinitiative umgesetzt werden?

Volk und Stände haben in einem demokratischen Prozess entschieden. Deshalb ist dieser Wille umzusetzen, auch wenn es Nachteile bringen könnte. Es geht um nichts anderes, als dass die Schweiz als Nicht-EU-Mitglied die Einwande- rung selber steuert. Die Bedürfnisse der Wirt- schaft und der Forschung können nach wie vor sinnvoll erfüllt werden.

Braucht die Schweiz ein institutionelles Ab- kommen mit der EU?

Nein. Die EU fordert von der Schweiz den Status eines Kolonialstaates, was strikt zu bekämpfen ist. Die Schweiz ist kein EU-Mitglied, das muss Brüssel akzeptieren.

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