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ZUm pAtentschUtZ Für ImpFstoFFe

fünf fragEn

an reto hilty

Professor hilty, impfstoff gegen covid-19 ist weltweit rar. indien und südafrika kämpfen daher bei der Welthandelsorganisation für eine lockerung des Patentschutzes, mehr als 100 länder unterstützen dies. Was würde passieren, wenn der antrag durchkommt?

reto hILty Dann könnte jeder mitglied- staat selbst über das Aussetzen des patent- schutzes entscheiden, wobei primär jene da- von gebrauch machen dürften, die sich die Impfstoffe gegenwärtig nicht leisten können.

Das problem ist, dass ein Aussetzen des pa- tentschutzes im eigenen Land nichts bringt, wenn dort kein Unternehmen technisch in der Lage ist, solche Impfstoffe herzustellen.

Welche Patente sind betroffen?

Ironischerweise nicht nur patente, die sich direkt auf die covid-19-Impfstoffe beziehen.

gerade die modernen Impfstoffe auf mrnA-basis beruhen auf technologien, die ihrerseits durch bereits erteilte oder noch zu erteilende grundlagenpatente ge- schützt sind. Diese technologien haben noch andere vielversprechende Anwen- dungsbereiche, namentlich in der Krebs- therapie. Wollte man den patentschutz für die Impfstoffe aussetzen, müsste dies auch für derartige grundlagenpatente der Fall sein. Dass man damit die Anreize für die pharmaindustrie erhöhen würde, weiterhin in solche Zukunftstechnologien zu investie- ren, ist kaum anzunehmen. Wer hier am pa- tentschutz rüttelt, spielt also mit dem Feuer.

Was wäre aus ihrer sicht die bessere lösung?

Wenn die beteiligten Akteure miteinander kooperieren und sich die notwendigen Li- zenzen auf vertraglicher basis erteilen, ist dies im grunde effizienter. Inzwischen sind ja einige Auftragsproduktionen auf dieser basis bekannt geworden. natürlich glänzt diese branche vielfach nicht durch trans- parenz. Aber ich würde nicht von vornher- ein unterstellen, dass sich die Impfstoffent- wickler weigern, Lizenzen zu erteilen. nur:

so viele geeignete hersteller gibt es noch gar nicht. Anschaulich sind die Kooperationen von biontech/pfizer mit novartis oder sanofi – immerhin Weltkonzerne. sie gehö- ren zu den wenigen, die überhaupt in der Lage sind, Impfdosen auch nur abzufüllen.

übrigens würde es ohne patente kaum zu derartigen Kooperationen kommen. Denn hier sind patente gerade die Voraussetzung für Zusammenarbeit. sie schaffen rechts- sicherheit dafür, dass die eigene techno- logie den vertraglichen Vorgaben entspre- chend genutzt wird.

Für Millionen Menschen im globalen süden bleibt die impfung trotzdem zu teuer.

Das gefälle zwischen privilegierten und unterprivilegierten Ländern ist in der tat besorgniserregend. Wer die probleme auf das patentrecht reduziert und die Verant- wortung der pharmaindustrie in die schuhe

schiebt, macht es sich allerdings zu einfach.

marktmechanismen allein vermögen solche

probleme nicht zu lösen. Die reichen staa- ten haben ja nicht ohne grund für die ent- wicklung der Impfstoffe substanzielle mittel beigesteuert. Das ist großartig. Aber wenn davon nicht nur die eigene bevölkerung pro- fitieren soll, werden unweigerlich weitere Kosten anfallen, um auch wirtschaftlich schwache staaten zu versorgen. Die eU kann da hoffentlich bald viel gutes tun.

Wenn sie alle Impfdosen erhält und auch ab- nimmt, die sie bestellt hat, verfügt sie über weit mehr, als sie selbst benötigt.

Wäre am ende nicht wieder die Pharmaindustrie der Profiteur?

gewiss soll sich niemand an der pandemie eine goldene nase verdienen. Aber die staat- lichen gelder müssen ja nicht bedingungs- los ausgegeben werden. Insoweit herrscht allerdings auch bei den öffentlichen geld- gebern wenig transparenz. Die tatsache, dass in den UsA inzwischen bereits ein etwa dreimal so großer Anteil der bevölke- rung geimpft ist wie in der eU, spricht je- denfalls dafür, dass die Us-regierung schon bei der mittelvergabe weitsichtiger verhandelt hat als andere.

interview: michaela hutterer

ILLUstrAtIon: sophIe Ketterer Für mpg

prof. Dr. Dr. h. c. reto m. hilty ist Direktor am max-planck-Institut für Innovation und Wettbewerb.

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Max Planck Forschung · 1 | 2021

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