• Keine Ergebnisse gefunden

Predigt im Gottesdienst am 1. Sonntag der Passionszeit - Invokavit 21. Februar 2021 in Endingen / Kirche Weisheit im Umgang mit der Zeit

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Predigt im Gottesdienst am 1. Sonntag der Passionszeit - Invokavit 21. Februar 2021 in Endingen / Kirche Weisheit im Umgang mit der Zeit"

Copied!
6
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

21. Februar 2021 in Endingen / Kirche 1000

Weisheit im Umgang mit der Zeit

Begrüßung

„Weisheit im Umgang mit der Zeit.“ Das ist das heutige Thema unserer Gottes- dienstreihe zur „Weisheit“. Und heute geht es eben um die Zeit. Wir sehen es hier hinten an unserer Dekowand, was „Zeit“ für uns ist. Zeit – das ist die Uhr, die un- aufhörlich tickt.

Die Uhr, der Inbegriff der Zeit.

Die Uhr, die uns daran erinnert, wann wir Termine wahrbehmen müssen.

Die Uhr, die uns sagt, was die Stunde geschlagen hat.

Die Uhr, die uns vor Augen hält, wenn wir wieder etwas verpasst haben.

Die Uhr, die uns sagt, wieviel Zeit uns noch bleibt.

Die Uhr – das Marterinstrument der Moderne?

Wir können alles, aber nicht ohne die Uhr sein. Ob nun schön modisch, stilisch o- der einfach digital. Und auch unsere Kirche hat eine Uhr, die für uns im Pfarrhaus zumindest nicht zu überhören ist, wenn die Glocken schlagen.

Die Uhr ist allgegenwärtig und bestimmt unser Leben. Deshalb ist es eine wichtige Frage, wie wir mit der Zeit umgehen. Und dazu braucht es Weisheit, Klarheit und den Durchstieg.

Manchmal habe ich den Eindruck, dass nicht wir mit der Zeit umgehen, sondern die Zeit mit uns umgeht, uns im Griff hat, uns bestimmt und kontrolliert. Wir kön- nen alles, aber nicht ohne Zeit sein. Ein Leben ohne die Zeit! Wäre das nicht himm- lisch? Ja, so wäre es bei Gott, der die Zeit gemacht hat. Er ist der einzige, der die Zeit in Händen hat. So heißt es auch im Psalm 31: „Meine Zeit steht in deinen Händen!“

Mit Gott beginnen wir deshalb heute diesen Gottesdienst über die Zeit. Unsere Zeit steht in Gottes Händen. Deshalb ist auch die Zeit, die er uns mit diesem Got- tesdienst geschenkt, in seinen Händen. Und wir feiern den Gottesdienst in Namen des lebendigen Gottes, des

Vaters, der die Zeit geschaffen hat,

des Sohnes, der sich für uns der Zeit unterworfen hat,

und des Heiligen Geistes, der unsere Zeit bestimmt und uns Zeit gibt für Gott und die Menschen an unserer Seite. Amen.

(2)

Predigt

Weisheit im Umgang mit der Zeit ist ein wichtiges Thema, denn Zeit ist nichts Abstraktes oder Lebensfernes, sonder Zeit ist Leben. Zeit hat immer mit unserem Leben zu tun. Eben mit dem, für das wir uns Zeit nehmen.

Zeit ist gefüllte Zeit.

Zeit ist gestaltetes Leben.

Zeit ist selbstbestimmtes Leben.

Wenn wir bei der Zeit nur an die Uhr denken, dann haben wir die Zeit grundsätz- lich mißverstanden. Dann rauben wir der Zeit das Leben und machen aus ihr den Taktstock, nach dem wir tanzen und spielen müssen. Dann sehen wir die Zeit nur als pysikalisches Phänomen, das in Sekunden funktioniert und abläuft, egal, was passiert. Die Zeit ist dann der Strom der Zeit, der aus der Vergangenheit in die Zu- kunft fließt. Uns bleibt dann nur die Gegenwart, die schon in dem Augenblick ver- gangen ist, in dem ich sie erlebe.

Die Bibel spricht anders von der Zeit. Hier ist die Zeit keine Uhr, die einfach ab- läuft, sondern ein Raum, der Leben eröffnet. Im Buch Prediger heißt es:

„Ein jegliches hat seine Zeit,

und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde:

Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit;

pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit;

töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit;

abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit;

weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit;

klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit;

Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit;

herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit;

suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit;

behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit;

zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit;

schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit;

lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit;

Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.“ (Prediger 3,1-8)

Wir sehen, dass hier die Zeit von ihrem Inhalt her bestimmt wird. Enscheidend ist, was passiert, was erlebt wird, ja: was geschenkt wird. Das kann durchaus auch ne- gativ sein, denn wir erleben ja nicht nur Positives. Entscheidend ist, was ich ma- che, nicht wann oder wie lange ich etwas mache. Denn Zeit hat für die Bibel und

(3)

für unser Leben nicht in erster Linie etwas mit Quantität, sondern mit Qualität zu tun. Ganz so wie es in dem Gebet heißt: „Herr, schenkte meinem Leben nicht mehr Jahre, sondern meinen Jahren mehr Leben.“

Vielleicht geht es Euch auch so, wenn Ihr an besondere Ereignisse in der Vergan- genheit denkt. Dann merkt man sich etwas, nicht unter dem Datum und der Ur- zeit, sondern mit etwas, was man damals erlebt hat. Etwa: Damals als unser Kind seinen ersten Geburtstag gefeiert hat, sind wir umgezogen. Oder beim Skifahren in Südtirol haben wir uns kennengelernt.

Das ist die erste Weisheit im Umgang mit der Zeit: Bei Zeit geht es weniger um Quantität als um Qualität. Also: Was erlebe ich mit anderen und mit Gott.

Aber was hat wirklich Qualität? Und wie können wir unserem Leben Qualität ge- ben?

Dazu möchte ich ein kleines Experiment machen:

Wir sehen hier ein Glas. Es steht für mein Leben. Ich kann es mit vielem Unwichtigem anfüllen. Dafür nehme ich mal diesen Sand. Da gibt es viele unnütze Dinge, die mich den gan-

zen Tag beschäftigen und die nur mein Leben anfüllen ohne es zu erfüllen. Leere Worte, die andere nur verletzen. Hantieren mit Dingen, die keiner braucht. Lesen von Informationen, die völlig unre- levant sind. Und vieles andere … und am Ende ist mein Leben voll mit lauter unnützen Dingen. Und wenn dann wirklich mal etwas Wichtiges kommt - dafür nehme ich mal diesen großen Stein – dann hat es keinen Patz mehr.

Anders geht es besser: Ich fange in meinem Leben mit dem Wichtigen an: hier mit den großen Steinen. Da hat einiges Platz. Jetzt ist es voll. Prima! Aber noch nicht ganz.

Da hat noch etwas anderes Platz, was vielleicht nicht so wichtig ist, aber sehr schön und nett: kleine Kiesel. So jetzt ist es aber wirklich voll. Aber nein, da geht ja auch noch etwas von dem unnützen Sand rein. Es ist nicht wichtig.

Aber es tut mal gut, sich auch mit etwas Unnützem zu be- fassen. Es entspannt mich vielleicht und ich kann abschal- ten. Aber jetzt ist Ende Gelände. Aber nein, Wasser: das geht überall noch rein.

(4)

Sehen wir, was hier passiert? Wenn wir in unserem Leben mit den wirklich wichti- gen Dingen beginnen, dann verpassen wir das Entscheidende nicht. Und auch we- niger Wichtiges hat noch Platz. Die Reihenfolge ist das Entscheidende. Das kleine Experiment zeigt uns: „Das Wichtigste zuerst!“ Wenn ich zuerst die kleinen Kiesel oder den Sand in den Behälter eingefüllt hätte, dann hätten die großen Steine kei- nen Platz mehr gehabt. Umgekehrt geht es. Ich konnte viele große Steine platzie- ren und dann haben trotzdem noch die kleinen Steine, der Sand und das Wasser Platz gefunden.

Und ich denke, dass es im Leben ähnlich ist. Wenn wir in unserem Leben nicht zu- erst den wichtigen Dingen Platz verschaffen, dann finden sie später keinen Raum mehr. Wenn wir uns im Kleinkram verlieren, dann vergessen wir das, was wirklich wichtig ist. Das geht uns schon in ganz alltäglichen Dingen so. Da will ich einen wichtigen Geburtstagsbrief schreiben, der dringend auf die Post muß. Aber als ich mich an den Schreibtisch setze, da liegt dort die Zeitung und ich vertiefe mich erst einmal in den Leitartikel. Und plötzlich sehe ich, dass die Blumen in der Vase ja ganz verwelkt sind und die Blütenblätter auf den Boden fallen. Ich werfe sie auf den Kompost und schaue kurz in den Briefkasten. Ein Katalog mit interessanten Büchern beschäftigt mich die nächste Viertelstunde bevor ich dann beim Suchen des Briefpapiers einen alten Brief entdecke und mich beim Lesen in die Anfangs- jahre unsere Ehe versetze als ich noch romantische Briefe geschrieben habe. „War das eine Zeit!“, geht es mir durch den Kopf als es klingelt und der Postbote mich aus den Träumen holt und mir unmissverständlich klar macht, dass ich das, was mir so wichtig war, gar nicht erledigen konnte.

Es ist natürlich keine Schande, wenn es mir so geht. Jedem und jeder von uns wird es mehrmals die Woche so gehen. Und wir brauchen ja auch die freie Zeit, in der der Alltag so vor sich hinplätschert. Aber wir können wichtige Erfahrungen auf die- sem Weg auch verpassen. Wir können uns in den Kleinigkeiten verlieren. Wir kön- nen uns selbst verlieren.

Deshalb die zweite Weisheit im Umgang mit der Zeit „Das Wichtigste zuerst, dann findet alles andere auch noch Platz!“ Die großen Steine müssen zuerst gesetzt werden, dann findet der kleine Kiesel und der Sand auch noch sein Plätzchen.

Aber was ist nun das Wichtigste im Leben? Welchen Stein müssen wir zuerst set- zen, damit unsere Lebenszeit wirklich sinnvoll ist?

Jesus sagt dazu: „Euch soll es zuerst um Gottes Reich und Gottes Gerechtigkeit ge- hen, dann wird er euch alles Übrige dazugeben.“ Also: setzt diesen Stein zuerst, dann wird auch noch das Übrige Platz finden, das Ihr zum Leben baucht.

(5)

Ganz kokret sagt Jesus: „Macht euch also keine Sorgen! Fragt nicht: 'Was sollen wir denn essen? Was können wir trinken? Was sollen wir anziehen?' Denn damit plagen sich die Menschen dieser Welt herum. Euer Vater weiß doch, dass ihr das alles braucht! Euch soll es zuerst um Gottes Reich und Gottes Gerechtigkeit gehen, dann wird er euch alles Übrige dazugeben.“

Also: Gott weiß um den Kleinkram unseres Lebens und er will uns aus seiner Fülle geben,was wir brauchen. Doch unsere erste Sorge soll ihm gelten und nicht dem Kleinkram. Also nochmal deutlicher gesagt: „Sorgt euch zuerst darum, dass ihr zu Gott gehört, dann wird er euch schon mit all dem anderen versorgen.“ Er, der le- bendige Gott, der uns das Leben geschenkt hat, ist der Wichtigste. Wenn er den ersten Platz in Eurem Leben einnimmt, dann wird alles andere auch seinen Platz finden.

Deshalb die dritte Weisheit im Umgang mit der Zeit „Zuerst Gott im Blick haben, dann findet alles andere auch seinen Platz!“

Was heißt das konkret? Wir haben Gott im Blick, wenn wir Jesus im Blick haben und mit ihm Kontakt haben.

Herr, was ist heute wichtig für mein Leben mit dir?

Herr, was würdest du tun, wenn du in meiner Situation wärst?

Herr, wie kann ich noch mehr dir ähnlich werden und deinen Willen tun?

Herr, wo kann ich anderen Menschen heute ein Wort deiner Liebe sagen oder ein Zeichen deiner Barmherzigkeit geben?

Jesus hat dazu einmal etwas ganz konkretes gesagt. Seine Worte sind bekannt ge- wordenals die sieben Taten der Barmherzigkeit:

„Als ich Hunger hatte, habt ihr mir zu essen gegeben; als ich Durst hatte, gabt ihr mir zu trinken; als ich fremd war, habt ihr mich aufgenommen; als ich nackt war, habt ihr mir Kleidung gegeben; als ich krank war, habt ihr mich besucht, und als ich im Gefängnis war, kamt ihr zu mir.“ (Matthäus 25,35-36)

Wäre das nicht ganz konkret ein sinnvoller Umgang mit der Zeit? Wenn wir unsere Zeit dafür einsetzen, diesen Willen Jesu zu tun?

Wo sind die Hungrigen, denen wir zu Essen geben können? Natürlich können wir von unserem Reichtum abgeben und Hilfsprojekte unterstützen. Aber vielleicht hungert auch jemand, den wir kennen, nach einem guten Wort, einem Wort der Hoffnung?

(6)

Kennen wir Menschen, die Durst nach Leben haben und keinen, der ihnen leben- diges Wasser anbietet? Jesus ist das lebendige Wasser, das uns erfrischt, weil er uns mit liebenden Augen ansieht, vergibt und Mut macht.

Es gibt viele Fremde unter uns, vielleicht die Nachbarn aus einem afrikanischen Land oder die Flüchtlinge aus Syrien. Wir müssen nicht weit gehen.

Wieviel ungebrauchte und nie getragene Kleidung gibt es in unseren Schränken, die andere dringend bräuchten?

Und wie wichtig sind gerade in dieser Zeit die Besuche. Und wenn es nur eine Kar- te ist, die ich einwerfe; oder ein kurzes Gespräxch an der Haustüre mit Maske; o- der ein telefonischer Besuch, der fragt, wie es einem geht.

So viel gute Hinweise zum sinnvollen Umgang mit der Zeit, die Jesus uns hier gibt.

Das wäre die vierte Weisheit im Umgang mit der Zeit „Wer zuerst Gott im Blick hat, der findet auch Zeit für die Notleidenden.“

Die Jahreslosung hat uns in diesem Jahr in das „Jahr der Barmherzigkeit“ geschickt:

„Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“

Der weise Umgang mit der Zeit würde im „Jahr der Barmherzigkeit“ bedeuten, in der kommenden Woche eine Tat der Barmherzigkeit, die Jesus heute angesproche hat, umzusetzen. Nicht sieben, aber eine. Eine Tat der Barmherzigkeit im Jahr der Barmherzigkeit. Weil Weisheit im Umgang mit der Zeit kein Gedankenspiel ist, sondern unser Leben verändert und prägt.

Wir haben heute vier Weisheiten im Umgang mit der Zeit entdeckt:

1. Bei der Zeit geht es weniger um Quantität als um Qualität.

2. Wenn das Wichtigste zuerst kommt, dann findet alles andere auch noch Platz.

3. Wenn wir zuerst Gott im Blick haben, dann findet alles andere seinen Platz.

4. Wer zuerst Gott im Blick hat, der findet auch Zeit für die Notleidenden.

Vier Weisheiten und eine konkrete Tat zum „Jahr der Barmherzigkeit“ in der kommenden Woche: Geht da etwas, um den Hunger oder den Durst zu stillen?

Den Fremden freundlich zu begegnen? Nichtbenötigte Kleidung sinnvoll einzuset- zen? Oder den längst überfälligen Besuch zu machen?

Das wäre ein wirklich guter und weiser Umgang mit unserer Zeit. Amen.

Pfr. Dr. Martin Brändl

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija!. Noch während er redete, siehe, eine leuchtende Wolke überschattete sie und

13 Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt!, und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name?,

Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben (5. Mose 8,3): »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.« Da führte

Somit hast du bei einer Blende von f/5,6 je nach Motiv (in diesem Fall bei Sonnenlicht), ca. eine Belichtungszeit von 1/500 Sekunde und wenn du nun die Blende schließt auf

Das war nicht Corona, sondern die Frage, ob wir es schaffen, die nötigen Schritte einzuleiten, dass es auf unserem Planeten auch in 50-80 Jahren noch lebenswertes Leben für

leben und nicht mehr sündigen, weder aus Pflichtvergessenheit noch aus Über- heblichkeit, sondern die weise sind, werden demütig sein.« Hier ist (1) von Weisheit in einem

Es fühlt sich halt einfach gut an, wenn ich für zwei, drei Stunden mit dir untertauchen kann, ohne nach vorn zu sehen,.. weil wir uns einfach gut

Eine spätere Aus- gabe (Abb. 11), aus der Zeit, als Probus Herbst 281 nach Nie- derwerfung der Usurpatoren Proculus und Bonosus auf dem Weg zum Triumph nach Rom auch durch