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Der Ge- genstand „informelles Lernen“ entpuppt sich als weitaus schwieriger, ja sperriger

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126 REPORT (27) 2/2004 Wolfgang Wittwer/Steffen Kirchhof (Hrsg.)

Informelles Lernen

Neue Wege zur Kompetenzentwicklung (Luchterhand Verlag) München 2003, 246 Seiten, 22,50 Euro, ISBN: 3-472-05257-0 Informelles Lernen ist keineswegs mehr ein bloß bildungs- oder europapolitisches Thema.

Vielmehr etabliert es sich zunehmend in den Erziehungs- und Sozialwissenschaften.

Allerdings erscheint seine wissenschaftsinter- ne Überführung und disziplinspezifische Rezeption – in Gestalt von Begriffsbestimmun- gen, griffigen Forschungsfragen und konzep- tionellen Vernetzungen – mit einer Reihe von Schwierigkeiten verbunden zu sein. Der Ge- genstand „informelles Lernen“ entpuppt sich als weitaus schwieriger, ja sperriger –, als es zunächst den Anschein hatte. In dieser Situa- tion gibt der Band mit insgesamt acht Beiträ- gen sowohl einen orientierenden Überblick und trägt auch zu weiterführenden Klärungen für diesen Teil-Diskurs zum lebenslangen Ler- nen bei.

Einen aspektreichen Themeneinstieg mit jeweils einem eigenen Beitrag liefern W. Witt- wer und B. Overwien. Deutlich wird u. a., dass informelles Lernen weitgehend als

„selbstorganisiertes Lernen“ (S. 17) zu veran- schlagen ist und dass „damit hohe Anforde- rungen an die Lernenden“ (ebd.) gestellt wer- den. Auch erfahren wir, dass sich informelles Lernen und Kompetenzwicklung gegenseitig bedingen. Weitere lern- und bildungstheore- tische Rahmungen folgen von R. Arnold und H. Pätzold und von Kh. Geißler, wobei letzte- rer durch einen ideologiekritisch hinterfragen- den Beitrag eine signifikante Differenz setzt.

Der Erlebnispädagoge D. Brinkmann markiert mit einem konzeptionell abgerundeten Auf- satz „Der Freizeitpark als Lebenswelt – infor- melles Lernen als Erlebnis“ ein kommerziell überformtes, bedeutsamer werdendes Arbeits- feld der Erwachsenenpädagogik. In seiner Per- spektive erscheinen Erlebnisparks, wie bei- spielsweise der häufig angeführte „Zoo Han- nover“, als ein „sich entwickelnder vielfältiger informeller Lernraum“ (S. 76).

Ch. Schiersmann und H. C. Strauß gehen mit der Auswertung einer repräsentativen Bevöl- kerungsumfrage dem Forschungsbedarf nach, welcher aus der bildungspolitischen Entde- ckung des lebenslangen Lernens resultiert. So ist Ihnen noch unklar, „wie die Individuen die-

se Veränderungen wahrnehmen“ (S. 148) und welche Auswirkungen auf das Weiterbil- dungsverhalten insgesamt bestehen. Nicht überraschend und den Erkenntnisstand von Weiterbildungsforschung bestätigend ist zunächst der Befund, dass „arbeitsbegleiten- des Lernen“ den wichtigsten Lernkontext dar- stellt und dass darüber hinaus dem Aneig- nungs- und Erfahrungsgewinn in informellen Lernsituationen eine hohe Bedeutung zu- kommt (S. 150). Als ein Schlüsselergebnis im Hinblick auf die individuelle Gestaltung der Weiterbildungsbiografie und die Theorie le- bensbegleitenden Lernens kann gezählt wer- den, dass die Variable „Selbststeuerung“ einen hohen „Erklärungswert für die Einstellungen zur Weiterbildung, das faktische Weiterbil- dungsverhalten und die Weiterbildungsdispo- sitionen“ (S. 165) besitzt.

Wer in einem bildungsökonomischen Duktus das informelle Lernen in die „volkswirtschaft- liche Gesamtrechnung“ einbeziehen will, muss das außerhalb von anerkannten Bil- dungseinrichtungen stattfindende Lernen zunächst einmal einer Bewertung unterzie- hen. Diese zeitgeistige Tendenz aufnehmend, diskutiert die Berufspädagogin Irmgard Frank unter dem Thema „Erfassung und Anerken- nung informell erworbener Kompetenzen“.

Die Autorin gibt einen strukturierten Über- blick, wobei europäische Entwicklungspers- pektiven einfließen.

Die Nachwuchswissenschaftler Steffen Kirch- hof und Julia Kreimeyer schließen den Band wiederum mit einer – erfrischend respektlo- sen – begrifflichen Vergewisserungsarbeit und mit einer subjektorientierten Rekonstruktion informellen Lernens.

Auf Grund der Lektüre lässt sich der Eindruck gewinnen, dass das Thema des informellen Lernens erziehungswissenschaftliche Ge- meinsamkeit stiften kann. So ergibt sich in die- sem Band eine nicht geringe Schnittmenge zwischen der Erwachsenenpädagogik und der Berufspädagogik. Das Thema wird weiterhin an Fahrt gewinnen, auch deshalb lohnt ein Blick in dieses Buch.

Rainer Brödel Rezensionen

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