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Unsere Reise nach Mosul führte uns Angesichts der Stadt Arbil (Arbela) über den nörd¬ lichen Theil der nach ihr benannten Ebene

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Ans einem Briefe des Missionar Peri(ins.

t'rumia , d. 11. Jul. 1849.

— Mit den von unserer Mission herausgegebenen neusi/rUchen Büchern, welehe ich Tur Ihre Bibliolhek abzusenden gedenke '), werde ieh Ihnen aueh zwei bis drei kleine lUnrmorstücie aus den Trümmern von liinive , die ich neulich besucht habe, und eine auf der Ebene von Arbela gefundene Münze aus der Zeit Alexanders des Grossen znschicken. Ohne Zweifel baben Sie Botta's „ Monument de Ninive " und Laynrd's „ Nineveh and ils Remains '' gesehen. Aber keine Abbildung oder Beschreibung kann von dem gewaltigen Umfange, der wundervollen Frische, guten Erhaltung und künstlerischen Voll¬

endung dieser Üeberreste eine entsprechende Vorstellung geben. — Unsere Reise nach Mosul führte uns Angesichts der Stadt Arbil (Arbela) über den nörd¬

lichen Theil der nach ihr benannten Ebene. Es ist ein herrlicher Landstrich von weiter Ausdebnung und höchst fruchtbarem Boden. Die Stadt, welche theils einen runden, ummauerten Hügel bedeckt, theils dessen Fuss umgiebt, enthalt jetzt ungefähr 3000 kurdische und türkische, ausserdem 10 jaeobiti- sche nnd etwa eben so viel nestorianische Familien , — ein trauriger Abfall von ihrer ehemaligen Bevölkerung! Anf dem äussersten Rande der Ebene, 18 oder 20 (engl.) Meilen N.-N.-West von der Stadt , fuhren wir auf einem von aufgeblasenen Ziegenbäuten getragenen Floss über den Zab (den Zabatos des Xenophon). Der Fluss ist sehr reissend , und , eben angeschwollen vom Schmelzen des Schnees in den kurdischen Gebirgen, war er an der Ueber- fahrlsstelle beinahe 700 Fuss breit. Fünfzehn bis achtzehn Meilen weiter westlich setzten wir über einen Ncbenfluss des Zäh , den Hazer (Bumadus der Alten) , in dessen Nähe man das Schlachtfeld von Arbela sucht. Der Hazcr ist leicht zu durchwaten und hatte da, wo wir ibn überschritten, eine

Breite von etwa 150 Fuss. — Zwischen den Trümmern Mnive's auf dem

östlichen Ufer des Tigris, Mosul gerade gegenüber, liegt ein muhammedani- sches Dorf, auf Türkisch Jimus Peigamber , auf Arabisch Tiebi Jünus genannt, d. h. in beiden Sprachen: Prophet Jonas. Ein Gewölbe in der grossem Moschee des Dorfes soll das Grab des Propheten bezeichnen. Wir besuchten die Moschee und das angebliche Grabmal, welches, mit Seidenstoffen und Gold glänzend verziert, einen starken Gegensatz bildet gegen die „Hütte morgen- wärts der Stadt, da er sich unter setzte in den Schatten, bis er sähe, was der Stadt widerfahren würde" (Jon. 4, 5). Mag die Asche des Propheten in diesem Grabe ruhen oder nicbt , jedenfalls bat man wenig Freude am Besuche eines Ortes der beiligen Geschichte, der mit dem kindischen Prunke der Orientalen überladen und von ihren abergläubischen Ueberlieferungen gleich¬

sam umsponnen ist. Weit mehr Erbebung und Genuss gewährt es, die ge¬

waltigen Marmorpalnste tief unter dem Boden , die mit keilförmigen Inschriften und fast endlosen altmorgenländiseben Bildwerken bedeckten Mauern zu be¬

trachten , um die Ueberzeugung zu gewinnen : Hier stmid Ninive '.

1) In Bezug auf diese Bücher steht Ztschr. III, S. 482, am Ende der Gesellscbaftsnachrichten, durch einen Druckfehler „zugesandt" statt zuge¬

sagt. D. Red.

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I'erkins' Reiseoericni. 113

Auf unserem Rückwege von Mosul besuchten wir die alte Stadt El-KüsJi, den Geburtsort des Propheten Nahum, dessen angebliches (irab noch heutigen Tages ebenda gezeigt wird. Es liegt in einer kleinen jüdischen Synagoge, über die jetzt ein Christ die Aufsicht führt, da keine Juden mehr in El-K&sh wohnen; dagegen pilgern noch immer viele von ihnen zum Eaubhüttenfeste dahin. Die Stadt liegt ungefähr 30 Meilen N.-N.-Ost von Mosul am Rande der grossen assyrischen Ebene, am Fusse der kurdischen Gebirge, etwa 5 Meilen östlich vom Tigris , gewiss nicht weit links von der Strasse , welche Alexander nach seinem Uebergange über den Fluss naeh dem Lager des Darius zu einschlug , als er nacb der Erzählung des Gescbichtschreibers „den Tigris zur Hechten und die Monies Cordyaei zur Linken" hatte. El-Küsh enthält jetzt 300 Familien unirter (römisch - katholischer) Nestorianer. Vor wenigen Jahren wurde es von den Kurden geplündert und beinahe vertilgt. Sehr viele von den alten Handschriften im Besitze des nabgelegencn Klosters gingen damals zu Grunde. — Unsere Hin- und Zurückreise führte uns auf zwei ver¬

schiedenen Strecken durch das kurdische Gebirge. Nichts kann die rauhe Grösse und düstre Erhabenheit dieses Gebirgslandes übertreffen. Bei den nestorianischen Bewohnern desselben bekam ich einige sehr anziehende nnd werlhvolle Pergamenthandschriflen des altsyrischen Neuen Testamentes in Estrangelo-Charakler zu sehen. Ich gab mir viel Mühe, eine davon für Ihre Bibliothek zu erlangen, aber vergebens. Die Verheerungen der Kurden haben so wenige dieser Literatur-Denkmäler verschont, dass die noch übrigen ihren Besitzern nur zu übertriebenen Preisen feil sind. Im Allgemeinen baben sie ein Alter von|600 Jabren. Es fehlt in ibnen die Offenbarung so wie die 2. und 3. Epistel Johannis, die Epistel Judä und die Erzählung von der Ehebrecherin, Job. 8. Im Uebrigen stimmen sie mit unsern Handschriften überein. Ange¬

nehm überraschte mich in einer dieser Handschriften eine sehr gute Synopse der vier Evangelien, tabellarisch in vier, mit den Namen der Evangelisten überschriebenen parallelen Columnen , mit Bezeichnung der sicb entsprechenden Abschnitte durch die Buchstaben des Alphabetes. — Die Türken haben in den letzten zwei Jahren die wilden Kurdenstämme dermassen gebändigt, dass eine Reise unter ihnen jetzt nichl gefährlicher ist als in irgend einem Theile der gebildeten Well. Verwunderung erregt es in der That, zu sehen, wie ruhig und schnell die kurdische Barbarei vor dem ersten Anhauche einer halben Civilisation dabinschmilzt.

Ich revidire jetzt eine neusijrische Uebersetzung des Alten Testamentes, deren Druck wir bald zn beginnen hoffen. Ich werde mich freuen , Ihrer Bibliolhek sowohl davon als von anderen Büchern, die wir von Zeit zu Zeit drucken , Exemplare schicken zu können. — Ein Wörlerbucb und eine Gram¬

matik des Neusyriscben haben wir noch nichl herausgegeben; Ihre betreffende Aufforderung werde ich indessen , wenn auch für jetzt nicht im Stande ihr nachzukommen , in treuem Andenken behalten.

Persien ist, in Folge des Ablebens des Schab im vorigen Herbste, wäh¬

rend des laufenden Jahres (1849) in einem Zustande grosser Verwirrung gewesen ; jetzt wird das Land jedoch unter der Regierung Näsir-ed-din Shäh's wieder ruhig. Der neue König ist an Jahren und Charakter noch ein Kind, aber sein Wezir ist der einsichtsvollste Mann "» Persien und scheint ent-

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tl4 Piper , über die alle chinesische Sprache.

schlössen zn seyn , Verbesserangen und Reformen einzurühren , wahrscheinlich mehr als er jetzt noch wird durchsetzen können. Indessen in diesen Zeiten des Fortschrittes und der Umwälzungen in anderen Theilen der Welt ist man ja wohl anch zu dergleichen Hoffonngen Tür das zurückgebliebene Persien berechtigt. — lo unseren Missionsarbeiten sind wir fortwährend glücklich und haben durcb die Bewegungen um uns herum keine wesentliche Störung er¬

litten.

Ueber die alte cbinesiscbe Sprache.

Von Or. Piper.

In einer im J. 1846. der Generalversammlung der D. M. G. zu Jena vor¬

gelegten Abhandlung „über die Bedeutung etymologischer Forschungen in der chinesischen Sprache" ') beabsichtigte ich , das grössere gelehrte Publikum aufmerksam zu machen , dass die reiche Fülle merkwürdiger und wichtiger Thatsachen, welche die chinesische Sprache darbietet, auch denen, die sich nicht selbstständig mit dem Studium dieser Sprache beschäftigen, vollkommen zugänglich gemacht werden könne.

Die chinesische Sprache , welche in dem Gange ibrer Entwickelung so plötzlich stehen geblieben ist, dass sie nicbt dazu gelangte, die Worte zu verschmelzen und zu beugen, oder die gesprochenen Worte buchstäblich zu schreiben, ist dadurch eines der merkwürdigsten Denkmale des hoben Alter¬

thums geworden. Aber sie nimmt in der Reihe der geschichtlichen Denkmale die Stelle, die ihr gebührt, noch nicht ein. Wenn die-fabelhaft klingende Angabe , dass die Chinesen beim Sprechen einander nicbt vollständig verstehen dass sie nicht nur zu Nennung mehrerer sinnverwandten Worte für eine Sache sondern selbst zum Schreiben ihre Zuflucht nehmen müssen, wenn diese fast unglaubliche Angabe durch Gützlaffs Zeugniss (Sketch of Chinese history etc.

tom. I. p. 65) ausser Zweifel gestellt wird, so können wir schon hieraus ermessen, welche tiefen Blicke uns die chinesische Sprache in die Geschichte der Menschheit gestattet. Wenn eine Sprache dabin kommt, dass sie bei dem Sprechen nieht mebr verstanden wird , so lässt sich das nur daraus erklären, dass sie die Eigenschaften einer früheren Bildungsperiode beibehalten, und sieh nicbt den äusseren Verhältnissen entsprechend fortgebildet hat. Eine solche Sprache ist fiir den Sprachforscher, den Alterthumsforscher, den Psy¬

chologen, den Philosophen in gleichem Sinne lehrreich, wie es die Bildungs¬

hemmungen für den Physiologen sind.

Die bezeichnenden Formen der chinesischen Sprache deuten auf eine Gestalt, welche die menschliche Sprache bei ihrem Ursprünge wahrscheinlich überall gehabt hat. Ueber den Ursprung der Sprache theilen sieh die Mei¬

nungen, indem die Einen die Worte durch Nachahmung der Tbicrstimmen und anderer Geräusche entstanden sein lassen, die Anderen, eine solche

1) S. Jahresbericht d. D. M. G. für 1846. S. 160 — 174. D. Red.

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