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Über die mit „Erde" mid „tragend" zusammengesetzten
Wörter für „Berg" im Sanskrit.
Von 0. Böhtlingrk.
Gemeint sind in alphabetischer Ordnmig: '«qT*)<;, ^i^f^,
WTVfK, wr^, »ftwi:, yäRTjfhiT, VTTaf^, >^TT^,
?tM^, ?r^,
und Eine mythische Vorstellung, dass ein Berg
oder Berge die Erde trügen, finden wir nirgends erwähnt. Es muss
demnach für die Bezeiclmung eines Berges eine andere Erklärung
gesucht werden, und die liegt so nahe, dass sie vielleicht nur daher
bis jetzt nicht erkannt oder ausgesprochen wurde, weil man über
das gangbare und durchsichtige Wort nicht weiter nachdachte.
Ein Berg heisst Erdenträger, weil er als Träger des ihn über¬
deckenden Erdreichs erscheint; ein kahler Felsen wäre ursprünglich
wohl nicht so henannt worden. Ein Seitenstück zu 'aqT*(^ u. s. w.
hildet ^T^^sTT „Wasserträger" mit seinen Synonymen als Bezeich¬
nung einor Wolke.
Wenn dieselben Komposita einen Fürsten oder König be¬
zeichnen, dann ist unter u. s. w. die ganze Erde (in hyper¬
bolischer Auffassung) oder das Land gemeint, die der Fürst als
Beherrscher derselben aufrecht erhält (VTTT^rfH), innehat oder
besitzt {f^^ff^).
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Das Alphabet des Siraciden (Eccls. 51, 13—29).
Eine textkritische Studie.
Von P. Nivard Schlögl.
Vor 17 Jahren hatte bereits ein Orientalist ersten Ranges,
nämlich Professor Dr. Gustav Bickell, in der Innsbrucker „Zeit¬
schrift für katholische Theologie" erkannt, dass die syrische
Übersetzung des Ecclesiasticus gleich der griechi¬
schen ein hebräisches Original zur Grundlage haben
müsse, ünd zwar erschloss er dies gerade aus dem noch im Sy¬
rischen unverkennbar erhaltenen alphabetischen Charakter des Liedes
Eccls. 51, 13—29. Er sagt (Ztschr. k. Th. 1882, S. 330): ,Am
wichtigsten ist das nunmehr unzweifelhafte, obgleich noch von
de Wette und Reusch dahingestellt gelassene, von Kaulen und
Fritzsche bestrittene Resultat, dass die syrische Übersetzung des
Ecclesiasticus, aus welcher die arabische geflossen ist, das verlorene
hebräische Original zur unmittelbaren Vorlage hatte, also für Ver¬
suche zur Herstellung des letzteren zwei einander kontrollierende
Texte zu Gebote stehen". Was Prof. Bickell dann weiter sagt, be¬
rücksichtigt seine syrisierende Metrik, die wohl jetzt als ein über¬
wundener Standpunkt betrachtet werden muss, wenn auch jedermann
die hohen Verdienste Bickells nicht nur um Textkritik, sondern auch
um das Metrum der Hebräer anerkennen muss. Denn ungeachtet
aller entgegenstehenden Meinungen hat er an dem Bestehen eines
hebräischen Metrums festgehalten, und wie nahe er der Wahrheit
trotz seines Syrismus gekommen ist, mag aus seiner von mir accen-
tuiei'ten Übersetzung des erwähnten Akrostichons zu ersehen sein.
Unter 22 Versen finden sich 10 mit dem richtigen Metrum (nach
Grimme, ZDMG. 50. Bd.), 23 b kann gleichfalls mit Nebencäsur und
Pausa (i:;ibnn) zu drei Hebungen gelesen werden, und die andem
Verse haben nur nicht das richtige Metrum (3 -f- 3 Hebungen),
weil sie eben vom hebräischen Original abweichen.
Dies ist von ungeheurer Wichtigkeit. Ich betone dies, weil Stimmen
laut werden, welche den gefundenen hebräischen Text für eine Rück-