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Beratung und Anrechnung

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Academic year: 2022

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WM3 Weiterbildung Mittelhessen

Nico Sturm & Noell Marie Bopf

Beratung und Anrechnung

Entwicklung von Beratungstools für nicht-traditionelle Studieninteressierte in der wissenschaftlichen Weiterbildung am Beispiel der Anerkennung und Anrechnung

außerhochschulisch erworbener Kompetenzen

Justus-Liebig-Universität Gießen Philipps-Universität Marburg Technische Hochschule Mittelhessen

© madpixblue - Fotolia.com

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September 2017

WM³ Weiterbildung Mittelhessen www.wmhoch3.de

Das diesem Bericht zugrundeliegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung mit den Förderkennzeichen: 16OH12008, 16OH12009, 16OH12010 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei der Autorin/dem Autor.

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AutorInnen_Informationen Nico Sturm

Dr. Nico Sturm ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Philipps-Universität Marburg am Fachbereich Erziehungswissenschaften. Im Verbundprojekt

„WM³ Weiterbildung Mittelhessen“ ist er verantwortlich für das Arbeitspaket

„Netzwerkinitiative und Netzwerkarbeit“ sowie mitverantwortlich für das Arbeitspaket „Beratung und Anrechnung“.

Noell Marie Bopf

Noell Marie Bopf ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Hochschule Mittelhessen am „Wissenschaftlichen Zentrum Duales Hochschulstudium“. Im Verbundprojekt „WM³ Weiterbildung Mittelhessen“ ist sie mitverantwortlich für die Arbeitspakete „Unternehmensbezogene Prozessanalyse der Bedarfsartikulation“ und „Beratung und Anrechnung“.

Weitere Informationen zum Projekt sowie Kontaktinformationen finden Sie unter Homepage des Verbundprojektes WM³.

Foto

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Inhalt

1. Einleitung ... 1

2. Forschungsstand zur Beratung nicht-traditionell Studierender bzw. zur Beratung in der wissenschaftlichen Weiterbildung ... 3

2.1 Zentrale Ergebnisse zu nicht-traditionellen Zielgruppen ... 3

2.2 Zentrale Ergebnisse zur hochschulischen Beratung nicht-traditioneller Zielgruppen 5 2.3 Ausgewählte Konzepte zur Beratung nicht-traditioneller Zielgruppen ... 6

2.4 Zusammenschau der Vorüberlegungen und Konsequenzen für Konzeption der Beratungstools ... 8

3. Empirie ...10

3.1 Homepageanalyse ...10

3.2 Experteninterviews ...11

3.3 Auswahl der Expertinnen und Experten ...11

3.4 Interviewleitfaden ...11

3.5 Aufbereitung und Analyse des Datenmaterials ...12

4. Zentrale Erkenntnisse ...12

4.1 Differenzierte Betrachtungen der Beratungsanliegen nicht-traditioneller Studieninteressierter ...12

4.2 Differenzierte Betrachtung organisationaler Beratungsstrukturen und des Beratungswissens für nicht-traditionell Studierende ...15

4.2.1 Identifizierte Beratungsstrukturen und ihre Charakteristika ...16

4.2.2 Identifiziertes Beratungswissen ...18

4.2.3 Identifizierung von Entwicklungsaufgaben zur Optimierung von Beratungsprozessen ...19

5. Das Externe Tool ...20

5.1 Entwicklung des externen Tools ...20

5.1.1 Informative Beratung ...21

5.1.2 Situative Beratung ...24

5.1.3 Biographie-orientierte Beratung ...27

5.2 Operationalisierungsstrategien für das externe Tool ...30

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5.2.1 Einsatzszenario 1: Beratungs-Protokoll ...32

5.2.2 Einsatzszenario 2: Kontaktformular (PDF-Formular) ...33

5.2.3 Einsatzszenario 3: Kontaktformular Homepage (Online-Formular) ...34

6. Das interne Tool ...35

6.1 Entwicklung des internen Tools ...35

6.1.1 Die Steuerung von Beratungsprozessen ...36

6.1.2 Organisation und Steuerung intraorganisationaler Kommunikationsstrukturen ..38

6.2 Operationalisierungsstrategien des internen Tools ...42

6.2.1 Fragenkatalog zur Implementierung von Beratungsstrukturen für nicht- traditionelle Studieninteressierte ...42

6.2.2 Entscheidungshilfe zur Systematisierung der Steuerung von Beratungsprozessen ...43

6.2.3 Entscheidungshilfe zur Steuerung intraorganisationaler Kommunikationsstrukturen ...44

7. Abschließende Betrachtungen ...46

8. Literaturverzeichnis ...48

9. Anhänge ...52

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Abkürzungsverzeichnis

Abs. Absatz

bspw. beispielsweise bzw. beziehungsweise

ca. circa

ebd. ebendiese engl. englisch etc. et cetera

f. folgende

ff. folgenden

ggf. gegebenenfalls i.d.R. in der Regel

S. Seite

u.a. unter anderem u.U. unter Umständen u.v.m. und vieles mehr vgl. vergleiche

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Zielgruppenübergreifende Anliegen mit den jeweiligen Ausprägungen ...14 Abbildung 2: Visualisierung des Beratungskonzepts ...31 Abbildung 3: Analyse für Beratung relevanten hochschulinternen Wissensträger am Beispiel der Anrechnung außerhochschulisch erworbener Kompetenzen ...40 Abbildung 4: Aufbau intraorganisationaler Kommunikationsstrukturen zur Aktualisierung von Wissensbeständen für die Beratung am Beispiel der Anrechnung außerhochschulisch erworbener Kompetenzen ...41 Abbildung 5: Systematisierung von Beratungsprozessen am Beispiel der Anrechnungsberatung auf der Ebene der Zentralen Studienberatung. ...44 Abbildung 6: Steuerung intraorganisationaler Kommunikationsstrukturen am Beispiel der Anrechnungsberatung auf der Ebene der Zentralen Studienberatung. ...45

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Charakteristika der auf verschiedenen Ebenen angesiedelten Organisationseinheiten. ...17 Tabelle 2: Zuordnung der spezifischen Beratungsanliegen nicht-traditionell Studieninteressierter zu den Beratungsstrategien ...29

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1. Einleitung

Im Rahmen des hochschultypübergreifenden Verbundprojektes „WM3 – Weiterbildung Mittelhessen“1 sind zwischen 2011 und 2015 vielfältige Forschungsarbeiten auf dem Feld der wissenschaftlichen Weiterbildung entstanden. Ergebnisse zum (regionalen) Bedarf der Zielgruppe der nicht-traditionell Studierenden (Präßler, 2015), dem Potential zur Kooperation zwischen Hochschulen und außerhochschulischen Einrichtungen (vgl. Habek & Denninger, 2015), der Akzeptanz für das Feld der wissenschaftlichen Weiterbildung innerhalb der Hochschulen (vgl. Kahl, Lengler & Präßler, 2015) sowie zur Anrechnung außerhochschulisch erworbener Kompetenzen (Hanak & Sturm, 2015a; 2015b)2 haben einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass in diesem Zeitraum vielfältige Weiterbildungsprogramme (sowohl Weiterbildungsmasterstudiengänge als auch Zertifikatskurse) an den drei mittelhessischen Hochschulen entwickelt und vollkostendeckend am Weiterbildungsmarkt etabliert werden konnten. Gleichzeitig lassen sich aus den Befunden dieser umfassenden Arbeiten weitere notwendige Entwicklungsbedarfe ableiten.

Vor dem Hintergrund fortlaufender Optimierung und nachhaltiger Verankerung in die Hochschulstrukturen gewinnt insbesondere die professionell-organisatorische Absicherung wissenschaftlicher Weiterbildung durch interne Organisationsentwicklung an Bedeutung.

Eine wichtige Rolle kommt dabei der Entwicklung von routinierten und gleichwohl individualisierten Konzepten und Formen von Beratung zu.

Um dem Auftrag - ein Konzept für akzeptanzsteigernde hochschulische Beratungsstrukturen für das Feld der wissenschaftlichen Weiterbildung zu schaffen - nachkommen zu können, wurden im Rahmen des Arbeitspaketes ‚Beratung und Anrechnung’3 sowohl die besonderen Beratungsbedarfe nicht-traditionell Studieninteressierter auf der einen als auch die bereits organisational verankerten Beratungsstrukturen an den drei Verbundhochschulen4 auf der anderen Seite in den Blick genommen. Aus der kombinatorischen Gesamtschau dieser beiden Perspektiven heraus wurde ein Beratungskonzept – bestehend aus einem internen und externen Tool – entwickelt. Diese Beratungstools können durch ein wechselseitiges Zusammenwirken sowohl zu einem transparenten und niedrigschwelligen Zugang zu hochschulischen Beratungsleistungen für Studieninteressierte der wissenschaftlichen

1 Für ausführliche Informationen zu dem Verbundprojekt siehe: www.wmhoch3.de

2 Ein vollständiger Überblick über sämtliche Projektergebnisse in diesem Zeitraum findet sich unter www.wmhoch3.de/ http://www.wmhoch3.de/forschung-und-entwicklung/veroeffentlichungen

3 Für ausführliche Informationen zu dem Arbeitspaket siehe: www.wmhoch3.de/

http://www.wmhoch3.de/forschung-und-entwicklung/zweite-foerderphase/entwicklung/30-forschung-und- entwicklung/arbeitspakete/114-ap-9-beratung-und-anrechnung

4 Partner des hochschulübergreifenden Verbundprojektes sind die Philipps-Universität Marburg (PUM), die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und die Technische Hochschule Mittelhessen (THM).

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Weiterbildung als auch intraorganisational zu einem ressourcenschonenden und effizienten Beratungsverfahren führen.

Als ‚externes Tool’ wird der Teil des Beratungskonzeptes verstanden, der die Schnittstelle zwischen Beratenden und Ratsuchenden bildet. Dies impliziert auf der einen Seite den Teil des Beratungskonzeptes, dessen Wirkungsumfang über die Grenzen der Organisation hinaus ragt und somit für die Ratsuchenden sichtbar wird. Auf der anderen Seite findet im Rahmen dieses ‚externen Tools’ auch der Teil Berücksichtigung, der die Beratenden intraorganisational dabei unterstützt, möglichst optimale Beratungsstrategien für die jeweiligen Anliegen auszuwählen.

Unter dem ‚internen Tool’ ist der Teil des Beratungskonzeptes zu verstehen, der notwendige strategische intraorganisationale Entscheidungs- und Klärungsprozesse aufzeigt, die als Voraussetzung für die Implementierung des gesamten Beratungsprozesses verstanden werden können. Mit Blick auf die Beratenden innerhalb der Hochschulen werden unterschiedliche Szenarien präsentiert, wie das für die externe Zielgruppe entwickelte Beratungstool vor dem Hintergrund einer effizienten Ressourcenverausgabung optimal operationalisiert werden kann. Ziel ist es, unabhängig von der organisationalen Ausgestaltung der Beratungsstrukturen an einzelnen Hochschulen, ein Beratungskonzept für nicht-traditionell Studieninteressierte anzubieten, welches einen Teil zur strategisch fundierten Weiterentwicklung und Positionierung der wissenschaftlichen Weiterbildung innerhalb der Hochschulen beiträgt.

Um der Frage nachzugehen, wie die für wissenschaftliche Weiterbildung notwendigen Beratungs- und Prozessstrukturen an Hochschulen optimiert werden können, werden in einem ersten Schritt bereits vorliegende Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zusammenfassend dargestellt und in einer Zusammenschau auf das eigene Erkenntnisinteresse fokussiert (2). Diese Betrachtungen umfassen vorliegende Erkenntnisse zu den besonderen Bedürfnissen der so genannten nicht-traditionellen Zielgruppen5, zentrale Forschungsergebnisse zur Beratung nicht-traditionell Studierender sowie bereits entwickelte Konzepte zur Beratung nicht-traditioneller Zielgruppen im Rahmen des Bund-Länder- Wettbewerbs „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“. In einem zweiten Schritt wird das empirische Konzept dargestellt, anhand dessen die weiterführenden Erkenntnisse generiert wurden, auf deren Grundlage sich die Empfehlungen für Beratungs- und Prozessstrukturen ableiten (3). In einem dritten Schritt erfolgt die Darstellung der zentralen Forschungsergebnisse, sowohl bezogen auf die Beratungsanliegen nicht-traditioneller Studieninteressierter als auch auf die organisationalen Beratungsstrukturen und das Beratungswissen (4). In einem vierten Schritt werden die Konzepte für ein ‚externes’ und ein

5 Hier wird der Fokus auf die Bedürfnisse gelegt, welche für die Beratung von besonderer Bedeutung sind.

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‚internes’ Beratungstool beschrieben und deren Einsatz anhand möglicher Operationalisierungsstrategien veranschaulicht (5, 6). Abschließend erfolgt in einem fünften Schritt eine Gesamtbetrachtung zum Einsatz der beiden Beratungstools sowie eine Beurteilung möglicher Adaptierungspotentiale über die Zielgruppe der nicht-traditionellen Studieninteressierten hinaus (7).

2. Forschungsstand zur Beratung nicht-traditionell Studierender bzw. zur Beratung in der wissenschaftlichen Weiterbildung

Im Folgenden werden dem Bericht zentrale Forschungs- und Entwicklungsergebnisse vorangestellt. Diese untergliedern sich in drei Teile. Im ersten Teil werden die zentralen Erkenntnisse der Zielgruppenforschung zu den besonderen Bedürfnissen nicht-traditionell Studierender mit dem Fokus auf Aspekte die für Beratungsleistungen von besonderer Bedeutung sind dargestellt. Der zweite Teil fasst für die vorliegende Arbeit wesentliche übergeordnete Ergebnisse zur hochschulischen Beratung nicht-traditioneller Zielgruppen zusammen. Dabei wird der Fokus sowohl auf die Notwendigkeit der Implementierung von Beratungsstrategien für nicht-traditionelle Zielgruppen als auch auf die unterschiedlichen Phasen (Orientierungsphase vor Aufnahme eines weiterbildenden Studienprogramms und Studienphase während des Studienprogramms), in denen Beratung beansprucht wird gelegt.

Für den dritten Teil wurden prozessbegleitend zur Arbeit an den hier entwickelten Beratungstools Veröffentlichungen anderer Einzel- und Verbundprojekte des „Bund-Länder- Wettbewerbs: Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“ zum Themenfeld der Beratung nicht-traditioneller Zielgruppen durch regelmäßige Sichtung der entsprechenden Internetpräsenzen der Projekte zur Kenntnis genommen um ggf. bereits vorliegende Ergebnisse in die eigenen Überlegungen einfließen zu lassen. Die für die eigene Arbeit bedeutendsten Erkenntnisse werden zusammenfassend dargestellt.

2.1 Zentrale Ergebnisse zu nicht-traditionellen Zielgruppen

Nicht-traditionell Studierende lassen sich dadurch charakterisieren, dass sie sich in einer anderen Lebensphase befinden als die Gruppe der traditionell Studierenden, die nach dem erfolgreichen Absolvieren der (Allgemeinen) Hochschulreife ein (Erst-) Studium aufnehmen.

Sie sind daher meist älter, bereits erwerbstätig oder haben häufig als beruflich qualifizierte Studierende des Ersten Bildungswegs schon Fort- und Weiterbildungen absolviert (Kamm, Spexard & Wolter, 2016, S.193). Oft kumulieren sich gleich mehrere dieser Merkmale auf

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einzelne Personen. Aus diesen gruppenspezifischen Merkmalen ergeben sich entsprechende Bedürfnisse an die Organisation akademischer Weiterbildungsprogramme und somit auch an damit verbundene Beratungsleistungen. Um ein tragfähiges Beratungskonzept für nicht-traditionelle Studieninteressierte vorschlagen zu können, ist es daher notwendig, die gruppenspezifischen Faktoren in die Konzeption einfließen zu lassen.

Im Folgenden werden die zentralen Ergebnisse dargestellt, deren besonderer Berücksichtigung es bei der Konzeption entsprechender Beratungsangebote bedarf.6

Ein zentraler Faktor der aus den Ergebnissen der Zielgruppenforschung deutlich wird, besteht in den eingeschränkten zeitlichen Ressourcen nicht-traditioneller Zielgruppen. So stellen Gorges und Konradt heraus, dass berufstätige Weiterbildungsteilnehmende über sehr knappe zeitliche Ressourcen verfügen. Sie begründen dies im Wesentlichen mit zwei Aspekten. Zum einen können sie ihre Arbeitszeit oft nicht reduzieren und nehmen somit ein weiterbildendes Studienprogramm oft zusätzlich zu einer Vollzeitstelle auf. Zum anderen wird ein Großteil der weiterbildend Studierenden von ihren Arbeitgebenden nicht für das Studienprogramm freigestellt und absolviert die Präsenz- und Selbstlernphasen somit in ihrer Freizeit. Über zwei Drittel der Teilnehmenden haben überdies hinaus meist Familienpflichten in Form der Kinderbetreuung und -erziehung zu erfüllen (vgl. Gorges & Konradt, 2011).

Somit stellt der Verfügungsrahmen an zeitlichen Ressourcen den größten Unterschied zur traditionellen Zielgruppe der Hochschule dar (Präßler, 2015, S. 178).

Unter Berücksichtigung der Notwendigkeit der effizienten Zeitverausgabung ist eine Teilnahme an (teils mehrjährigen) Angeboten der wissenschaftlichen Weiterbildung meist nur möglich, wenn eine langfristige Vereinbarkeit mit den beruflichen und familiären Verpflichtungen sichergestellt werden kann (vgl. Präßler, 2015, S. 178f.). Neben dem Befund der Zeitknappheit rückt somit die Anforderung an die Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Privat- bzw. Familienleben in den Fokus. Präßler stellt fest, dass sich zielgruppenübergreifend eine Weiterbildung in flexibler Teilzeitform anbietet (vgl. 2015, S.87). Am Beispiel junger Mütter verdeutlicht sie, dass diese es bevorzugen, „wenn die Präsenzphasen mit den institutionellen Betreuungszeiten vereinbar sind. Beispielsweise haben die qualitativen Befunde herausgestellt, dass Präsenzphasen am Wochenende oder am Abend Vereinbarkeitsproblematiken hervorrufen können“ (Präßler, 2015, S. 179).

Neben den knappen zeitlichen Ressourcen und der Notwendigkeit nach Vereinbarkeit mit Familie und Beruf spielt auch die Frage nach Unterstützungsangeboten eine besondere Rolle. Neben Angeboten in Bezug auf Lernstrategien und Brückenkurse nennen Kamm et.

6 Für ausführliche Darstellungen zur Zielgruppenforschung siehe beispielsweise Gorges, K., Konradt, O. (2011), Kamm, C., Spexard, A. & Wolter, A. (2016), Präßler, S. (2015).

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al. insbesondere auch die Notwendigkeit individueller Beratung und Betreuung (Kamm, Spexard & Wolter, 2016, S. 192).

Beratungsangebote für nicht traditionelle Zielgruppen müssen demnach so konzipiert sein, dass der Bedarf einer individuellen Beratung und Betreuung unter den Rahmenbedingungen zeitlich knapper Ressourcen erfolgen kann, die zudem sowohl durch Erwerbsarbeit als auch Familienpflichten vorstrukturiert sind.

2.2 Zentrale Ergebnisse zur hochschulischen Beratung nicht-traditioneller Zielgruppen

Im Folgenden werden die für den vorliegenden Beitrag wesentlichen Ergebnisse zur Beratung nicht-traditioneller Zielgruppen an Hochschulen dargestellt. Dabei werden neben der Notwendigkeit der Konzeption und Implementierung zielgruppenspezifischer Beratungsstrategien insbesondere die unterschiedlichen Phasen in denen Beratung in Anspruch genommen wird, fokussiert.

Begünstigt durch den Bundeswettbewerb ‚Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen’

konnten in den vergangenen Jahren neben umfangreichen Forschungsarbeiten zu den besonderen Bedürfnissen nicht-traditioneller Zielgruppen (2.1) Erkenntnisse gewonnen werden, aus denen deutlich wird, dass nicht-traditionell Studierende im Verhältnis zu traditionell Studierenden tendenziell einen abweichenden Beratungsbedarf aufweisen. Dieser ergibt sich bereits daraus, dass der Zugang zu Studienprogrammen für nicht-traditionelle Studierende durch eine Reihe von Hürden erschwert ist (vgl. u. a. Schuetze & Slowey, 2002, S. 315ff.; Teichler & Wolter, 2004, S. 73f.). Auch die besondere Herausforderung der Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Weiterbildung wird immer wieder betont. Welche gruppenspezifischen Informations- und Beratungsbedarfe sich bei dieser Zielgruppe jedoch tatsächlich abzeichnen, wurde bisher jedoch wenig systematisch erforscht (vgl. Wiesner 2015, S. 19).

Unterschiedliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass für die nicht-traditionellen Zielgruppen die Beratung in der Orientierungsphase (vor der Aufnahme des Studienprogramms) einen besonderen Stellenwert einnimmt. So müssen Unsicherheiten bezüglich der Fähigkeit das Studienprogramm bewältigen zu können (vgl. Hartmann-Bischoff

& Brunner, 2013; Klumpp & Rybnikova, 2010) ausgeräumt, werden.

Fogolin untersuchte, in welcher Form im Vorfeld der Belegung eines Fernlehrgangs bzw.

Fernstudiums im Rahmen von individueller, beruflicher bzw. akademischer Bildung professionelle Beratung bzw. Informationsquellen genutzt werden (Fogolin, 2015, S.9). Sie wies nach, dass Beratungsangebote durch den jeweiligen Bildungsanbieter eine hohe

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6

Bedeutung für die Auswahlentscheidung der Teilnehmenden haben. Eine frühzeitige Klärung von Fragen, die nicht-traditionelle Zielgruppen in besonderem Maße betreffen, wie die Vereinbarkeit von Studium, Familie und Beruf oder die Anrechnung außerhochschulisch erworbener Kompetenzen, dürfte demnach auch für Hochschulen entscheidend dafür sein, ob die Interessenten die Aufnahme des Studiums als möglich und sinnvoll erachten (vgl.

Gomille, 2015).

Banscherus & Pickert (2013) untersuchten die Internetauftritte von 66 Hochschulen daraufhin, welche spezifischen Informations- und Beratungsangebote für nicht-traditionelle Studierende sowie Studieninteressierte sowohl in der Orientierungsphase (vor der Einschreibung in ein Studienprogramm) als auch in der Einstiegsphase (zu Beginn des Studiums) vorgehalten werden.7 Zwar konnten auf der überwiegenden Zahl der untersuchten Homepages entsprechende Materialien für nicht-traditionelle Zielgruppen identifiziert werden, jedoch beschränkten sich diese meist auf grundlegende Informationen (Checklisten, Merkblätter etc.). Weiterführende zielgruppenspezifische Beratungsangebote stellten die Ausnahme dar. So wurde fast ausschließlich auf die allgemeinen Beratungsangebote der Hochschulen verwiesen, die im Wesentlichen für die Gruppe der traditionellen Zielgruppen konzipiert sind und die zielgruppenspezifischen Beratungsbedarfe nicht-traditioneller Studierender weitestgehend unberücksichtigt lassen. Banscherus & Pickert kommen daraufhin zu dem Ergebnis, dass es an spezifischen Unterstützungsangeboten für nicht- traditionelle Zielgruppen mangelt. Bemerkenswert erscheint diese Erkenntnis insbesondere vor dem Hintergrund der vielfach betonten Notwendigkeit zur Etablierung zielgruppengerechter Beratungsformen an Hochschulen.

2.3 Ausgewählte Konzepte zur Beratung nicht-traditioneller Zielgruppen Im Folgenden werden zentrale Elemente von Konzepten zur Beratung nicht-traditioneller Zielgruppen, die im Rahmen des Bundeswettbewerbs „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“ entwickelt wurden dargestellt8. Ziel dabei ist es, die vielfältigen im Kontext des Wettbewerbs entstandenen Erfahrungen bei der Entwicklung des eigenen Beratungskonzeptes zu berücksichtigen.

Aus der Kombination theoretischer Vorüberlegungen sowohl aus der Zielgruppen- als auch aus der Beratungsperspektive mit der Analyse von 18 Beratungsgesprächen mit Studieninteressierten und Studierenden in der wissenschaftlichen Weiterbildung wurde ein hochschulspezifisches Beratungskonzept für die Hochschule für angewandte

7 Es wurden Hochschulen der Initiativen „ANKOM“ und „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“ untersucht.

8 In die Betrachtungen fließen Konzepte ein, die bis zum 31. März 2017 auf den Internetseiten der Förderprojekte veröffentlicht wurden.

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7

Wissenschaften Hamburg (HAW) entwickelt (Naumann, 2014). Eine zentrale Erkenntnis dieser Arbeit besteht darin, dass „die verschiedenen Instanzen, die auf fachlicher und überfachlicher Ebene mit studentischen Belangen befasst sind, in ihren Schnittstellen besser abgestimmt und stärker vernetzt werden [müssen]“ (Naumann, 2014, S. 17). Damit dies gelingt bedarf es einer „Klarheit seitens der Hochschulleitung vermehrt in diese strategisch wichtigen kundennahen Instanzen, Ressourcen in Form von Zeit und Budget zu investieren, und entsprechende Ziele strategisch zu verankern“ (Naumann, 2014, S. 34). Nauman empfiehlt, eine gesonderte Einrichtung mit eigenen Räumlichkeiten und eigenen Personalstellen als das Kernelement der Organisation und Struktur des Bereichs Beratung einzurichten (vgl. Naumann, 2014, S. 34).

Das „Konzept zur Beratung beruflich qualifizierter Studieninteressierter im Rahmen des Projekts ‚Aufstieg durch Bildung: Die duale Hochschule’“ an der Hochschule Niederrhein sieht eine monatliche offene Abendsprechstunde vor. Darüber hinaus bietet die Hochschule ein Online-Self-Assessment an, welches dazu beitragen soll herauszufinden, ob ein Studium als akademische Weiterqualifizierung für den jeweiligen Bewerber interessant und leistbar ist. Zudem soll überprüft werden, ob sich eine Online-Beratung für beruflich Qualifizierte umsetzen lässt. Ergänzend dazu werden Anfragen Studieninteressierter telefonisch und per E-Mail beantwortet (vgl. Schulz, 2016, S. 3). Zu diesem Beratungskonzept liegt bereits die Auswertung der ersten Evaluation vor. Diese zeigt, dass von 385 erhobenen Beratungsleistungen lediglich 78 in Form von persönlichen Beratungen durchgeführt wurden, während 153 Beratungsleistungen telefonisch und 132 Beratungsleistungen per Mail erbracht wurden9 (vgl. Hochschule Niederrhein, 2016, S. 1). Dies weist darauf hin, dass ein zu erarbeitendes Beratungskonzept so zu konzipieren ist, dass unterschiedliche Instrumente zur Beratung eingesetzt werden können.

Im Rahmen der „Überlegungen zur Beratung und Betreuung nichttraditionell Studierender“

an der Universität Erfurt wird das „Bedürfnis nach übersichtlichen Betreuungsstrukturen und festen, dauerhaften Ansprechpartnern mehrfach nachgewiesen.“ (Gomille, 2015, S. 24). Wie auch beim Beratungskonzept der HAW (Naumann, 2014) kommt Gomille zu dem Ergebnis, dass eine zentrale Beratungsinstitution für alle organisatorischen Anliegen nicht-traditionell Studierender geschaffen werden sollte (vgl. Gomille, 2014, S. 25). Darüber hinaus empfiehlt er als zweite Säule dezentral organisierte Fachberatungen für nicht-traditionell Studierende an den jeweiligen Fachbereichen (vgl. Gomille, 2014, S. 25).

Im Rahmen des Projektes ‚Studica – studieren à la carte’ wurde ein Beratungskonzept entwickelt, welches die Verknüpfung von Weiterbildungs- und Studienberatung zum Ziel hat

9 Insgesamt teilen sich die 385 Beratungsleistungen wie folgt auf: Telefonisch (153), E-Mail (132), Persönliche Beratung (78), Beratung bei Veranstaltungen (22) (Vgl. Hochschule Niederrhein 2016, S. 1).

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(Bergstermann, Rainer & Theis, 2014). Im Rahmen dieses Konzeptes wurde ein Kompetenzprofil für Beratende von nicht-traditionellen Zielgruppen entwickelt. In diesem werden sowohl fachliche als auch personenbezogene Fähigkeiten und Fertigkeiten formuliert, über welche die Beratenden verfügen sollten.

Die Universität Rostock hat im Rahmen ihres Projektes „Konstruktion und Organisation eines Studiums in offenen Systemen (KOSMOS)“ eine zielgruppenspezifische Studien-, Lern- und Kompetenzberatung für die wissenschaftliche Weiterbildung entwickelt (Perleth & Wojtaszek, 2014). Durch eine Beratungsmatrix soll visualisiert werden können, welche beratenden Akteurinnen und Akteure (Studienberatung, Kursleitung, Dozierende, Mitstudierende, Studierende) welche Beratungsaufgaben (Informationen zur Weiterbildung, Biographie, Lerntechniken u.v.m.) mit welcher Intensität (hoch, niedrig) übernehmen (Perleth &

Wojtaszek, 2014, S. 123). Aus diesen Erkenntnissen können weiterführende Konsequenzen für die Beratung abgeleitet werden. Ein besonderer Schwerpunkt wurde konzeptionell auf so genannte Intervisionsgruppen gelegt. Die Teilnehmenden der Weiterbildungsangebote wurden angeregt, regionale Kleingruppen von 4-6 Personen zu bilden und sich mindestens dreimal im Semester für ca. 2 Stunden zu treffen. Die Intervisionsgruppen waren dabei curricularer, verpflichtender Bestandteil der Weiterbildung. Die Autoren beurteilen die kollegiale Beratung in Gestalt von Intervisionsgruppen für die universitäre Weiterbildung als besonders geeignet, weil sie „keine externen, unter Umständen teuren Expertinnen und Experten erfordern, die Coaching, Beratung oder Supervision regelmäßig mit den Teilnehmenden durchführen.“ (Perleth & Wojtaszek, 2014, S. 116).

2.4 Zusammenschau der Vorüberlegungen und Konsequenzen für Konzeption der Beratungstools

Auf Grundlage der komprimierten Darstellungen kann zusammenfassend festgestellt werden, dass bereits vielfältige Erkenntnisse zu den besonderen Merkmalen nicht- traditioneller Zielgruppen vorliegen (2.1). Neben den durch Berufstätigkeit und Familienpflichten geprägten besonderen Lebenssituationen nicht-traditioneller Zielgruppen sind die daraus resultierenden knappen zeitlichen Ressourcen sowie die oft gegebenen geografische Entkopplung von Wohn- und Studienort bei der Konzeption von Beratungsangeboten besonders zu berücksichtigen.

Darüber hinaus zeigen die vorliegenden Studien und Erhebungen, dass nicht-traditionelle Zielgruppen nicht nur abweichende Beratungsanliegen artikulieren, sondern auch, dass sie insbesondere in der Orientierungsphase einen besonders umfassenden Beratungsbedarf aufweisen (2.2). Dies erfordert von den Hochschulen neben der Entwicklung

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bedarfsorientierter Beratungskonzepte und Kommunikationsformen (E-Mail, (Video-)Chat, Forum, Telefon, Face-to-Face, etc.) die über die bereits implementierten Beratungsformen für traditionelle Zielgruppen hinausgehen, auch eine stärkere Fokussierung auf die Beratungsleistungen in der Orientierungsphase.

Die Zusammenschau bereits entwickelter Konzepte hat gezeigt, dass an unterschiedlichen Hochschulen Bemühungen unternommen wurden, die vorhandenen empirischen Befunde in hochschulische Beratungskonzepte zu überführen, die sich explizit an den besonderen Bedürfnissen nicht-traditionell Studierender orientieren (2.3). Diese Konzepte liefern wertvolle Erkenntnisse und bilden zugleich eine breite Basis für weitergehende Entwicklungen.

Gleichzeitig muss aus der Zusammenschau der drei beleuchteten Aspekte aber auch festgestellt werden, dass eine Transformation der aus der Zielgruppenforschung abgeleiteten besonderen Bedürfnisse nicht-traditioneller Zielgruppen in hochschulische Beratungsangebote nicht hinreichend erfolgt ist. Vielmehr mangelt es, trotz vielfacher Hinweise auf die Bedeutung entsprechender Beratungsleistungen in der Literatur, an entsprechenden Angeboten an den Hochschulen. Zudem konnte nicht ermittelt werden ob die aus Projektkontexten entstandenen (unter 2.3 dargestellten) Beratungskonzepte und Empfehlungen von den jeweiligen Hochschulen aufgegriffen und organisational verankert worden sind. Darüber hinaus sind die Konzepte stark an den individuellen Rahmenbedingungen der jeweiligen Hochschulen orientiert und präsentieren davon ausgehend Empfehlungen, wie die Beratung organisational verankert werden sollte (zentral, dezentral) oder welche Instrumente für welche Zielgruppen (Onlineberatung für Fernstudierende, persönliche Beratung für Präsenzstudierende) besonders effizient sind.

Die vorliegende Arbeit greift die bisher generierten Erkenntnisse auf, um daran anknüpfend ein Beratungskonzept zu entwickeln, welches Adaptierungspotentiale unabhängig von den jeweiligen individuellen organisationalen Rahmenbedingungen bieten soll. Hierzu werden neben der Orientierung an den bereits vorliegenden Erkenntnissen (2.1 - 2.3) eigene vertiefende Betrachtungen bezüglich der Beratungsanliegen nicht-traditioneller Studieninteressierter in der wissenschaftlichen Weiterbildung vorgenommen. Durch eine Ausdifferenzierung von Beratungsanliegen, die sowohl von traditionellen als auch von nicht- traditionellen Zielgruppen, jedoch mit unterschiedlicher Ausprägung, artikuliert werden und Anliegen, die explizit von nicht-traditionellen Zielgruppen artikuliert werden, soll eine weitere Konkretisierung des zielgruppenspezifischen Beratungsbedarfs erfolgen. Von diesen Ergebnissen ausgehend werden zwei Beratungstools mit unterschiedlicher Perspektive entwickelt.

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Das ‚externe Tool’ adressiert sowohl die Ratsuchenden als auch die Beratenden und soll dabei unterstützen, den Beratungsbedarf auf der einen Seite kompakt zu erfassen und auf der anderen Seite die Beratungsanliegen schnell und präzise bearbeiten zu können.

Das ‚interne Tool’ adressiert hochschulinterne Entscheidende und soll Hilfestellung dabei geben zu erfassen, welche intraorganisationalen Transformationsprozesse notwendig sind, um umfassend auf die identifizierten besonderen Beratungsanliegen, sowohl zufriedenstellend aus Perspektive der Ratsuchenden als auch ressourcenschonend aus der Perspektive der Hochschulen, reagieren zu können.

Durch die gleichzeitige Betrachtung des Beratungsprozesses auf der einen und notwendiger intraorganisationaler Entscheidungen auf der anderen Seite sowie unter Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse nicht-traditioneller Zielgruppen soll ein Beratungstool entstehen, welches Hochschulen dabei unterstützt, Beratungsleistungen für nicht-traditionelle Zielgruppen bedarfsgerecht zu entwickeln und organisational zu verankern.

Vor diesem Hintergrund wird der Fokus der Untersuchung, in Abgrenzungen zur überwiegenden Zahl bisheriger Untersuchungen, nicht auf die Ratsuchenden, sondern auf die Beratenden innerhalb der Hochschulen gerichtet.

3. Empirie

Im Folgenden wird die methodische Herangehensweise des Teilprojekts Beratung und Anrechnung, beschrieben (vgl. Sturm & Bopf, 2017 für eine ausführlichere Darstellung des methodischen Vorgehens). In Form eines explorativen Vorgehens wurden Homepageanalysen durchgeführt und die besonderen Beratungsbedarfe sowohl traditionell als auch nicht-traditionell Studierender sowie Studieninteressierter mithilfe von Experteninterviews erhoben. Der Erhebungszeitraum der Experteninterviews bezieht sich auf den Zeitraum von Dezember 2015 bis Mai 2016.

3.1 Homepageanalyse

Die Homepageanalyse wurde zur Identifizierung von in der Beratung tätigen Personen der drei Verbundhochschulen durchgeführt. Dabei sollte diagnostiziert werden, welche Akteurinnen und Akteure für Studieninteressierte auf der Homepage sichtbar werden. Auf der Basis dieser Analyse wurden die für die Beratung identifizierten Expertinnen und Experten für eine Befragung in Form von Experteninterviews kontaktiert.

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11 3.2 Experteninterviews

Um exklusive Wissensbestände und fundierte Erfahrungen der hochschulinternen Beratenden bezüglich der Beratungsanliegen von Studieninteressierten und Studierenden zu erheben, wurden insgesamt 18 leitfadengestützte Experteninterviews an den drei Verbundhochschulen geführt. Mithilfe dieser Erhebungsmethode wurden typische Beratungsanliegen der (traditionell sowie nicht-traditionell) Studierenden vor der Einschreibung (Orientierungsphase) und nach der Einschreibung in ein Studienprogramm (Studienphase) ermittelt.

3.3 Auswahl der Expertinnen und Experten

Grundlage für die Auswahl der Expertinnen und Experten lieferten die drei Homepageanalysen, die nicht nur relevante Schlüsselpersonen identifizierten, sondern auch organisationale Beratungsstrategien hervorbringen konnten. So wurden bei der Wahl der Expertinnen und Experten deren differierenden Funktionen und Zugehörigkeiten zu verschiedenen Organisationseinheiten bewusst in den Auswahlprozess einbezogen, um einen möglichst weit gefassten Einblick in die Beratungstätigkeit und die organisationalen Beratungsstrukturen zu erhalten. Trotz der unterschiedlichen Verankerung der Beratung in die Hochschulstrukturen konnten drei Ebenen, auf denen die Beratung vorzufinden ist, identifiziert werden: die zentrale Studienberatung, Studienfachberatung und Beratung der Studiengangkoordinierenden.

3.4 Interviewleitfaden

Aus dem Auftrag des Teilprojekts sowie dem Vorwissen und den Annahmen der Forschenden wurde ein Leitfaden für die Durchführung der Experteninterviews konzipiert.

Dieser wurde in vier Themenblöcke unterteilt:

• Informationen zu Person und Arbeitsfeld

• Beratung von traditionell Studierenden (in grundständigen und konsekutiven Studienprogrammen)

• Beratung von nicht-traditionell Studierenden (mit dem Fokus auf weiterbildende Studienprogramme)

• Beratung zur Anerkennung und Anrechnung außerhochschulisch erworbener Kompetenzen.

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12

3.5 Aufbereitung und Analyse des Datenmaterials

Die geführten Experteninterviews wurden digital aufgezeichnet und nach vereinfachten Transkriptionsregeln wörtlich transkribiert. Dabei wurden, entsprechend der zugesicherten Anonymität und des Datenschutzes, jegliche Möglichkeiten, Rückschlüsse auf beteiligte Personen und genannte Akteurinnen und Akteure zu ziehen, ausgeschlossen (vgl. Sturm &

Bopf, 2017).

Die Auswertung des Datenmaterials erfolgte inhaltsbezogen mit thematischem Fokus. In diesem Zusammenhang wurde ein Kategoriensystem entwickelt, um Textpassagen mit ähnlichem Sachgehalt zusammenführen zu können. Die gebildeten Haupt- und Subkategorien knüpfen an dem Interviewleitfaden an. Mithilfe der Software MAXQDA und dem gebildeten Kategoriensystem wurden die Experteninterviews kodiert und nach der Inhaltsanalyse von Mayring (2003) ausgewertet.

4. Zentrale Erkenntnisse

Im Folgenden werden die zentralen Erkenntnisse, die sich aus der Auswertung des Datenmaterials ableiten lassen, in zwei Perspektiven überführt und komprimiert dargestellt10. Zum einen werden die zielgruppenspezifischen Beratungsanliegen nicht-traditioneller Zielgruppen betrachtet (4.1). Zum anderen werden die Beratungsstrukturen und das Beratungswissen im Hinblick auf nicht-traditionelle Zielgruppen dargestellt und daraus entsprechende Entwicklungsaufgaben zur Optimierung der Beratung nicht-traditioneller Zielgruppen abgeleitet (4.2).

4.1 Differenzierte Betrachtungen der Beratungsanliegen nicht-traditioneller Studieninteressierter

In den Befragungen mit in der Beratung tätigen Personen werden häufig die Beratungsanliegen in zwei Phasen unterteilt, da diese fundamentale Auswirkungen auf die Beratungsleistung haben. Zum einen werden die Beratungsanliegen vor der Aufnahme eines Studienprogramms (im Folgenden Orientierungsphase genannt) und zum anderen die Beratungsanliegen während eines Studienprogramms (Studienphase) hervorgehoben. Die genannten Beratungsanliegen können zudem zielgruppenspezifisch11 differenziert betrachtet werden. Es lassen sich Themenfelder aus den Beratungsanliegen identifizieren, die sowohl

10 Für eine ausführliche Darstellung der Forschungsergebnisse siehe Sturm & Bopf, 2017.

11 Als Zielgruppen konnten zum einen die der traditionell Studierenden und zum anderen die der nicht-traditionell Studierenden identifiziert werden.

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13

in der traditionellen als auch der nicht-traditionellen Zielgruppe eine Rolle spielen. Ebenso konnten zielgruppenspezifische Anliegen herausgearbeitet werden, die fast ausschließlich für nicht-traditionelle Zielgruppen Gültigkeit finden (vgl. Sturm & Bopf, 2017 für eine ausführlichere Darstellung). Besonders die Anliegen in der Orientierungsphase weisen teilweise kontrastierende Merkmale der nicht-traditionell Studieninteressierten im Vergleich zu der traditionellen Zielgruppe auf. Da die Beratung nicht-traditioneller Zielgruppen in der Orientierungsphase in bisherigen Studien als besonders bedeutsam herausgearbeitet wurde (vgl. 2.2), wird dieser Aspekt im Folgenden besondere Beachtung finden. Zudem konnte gezeigt werden, dass von den nicht-traditionellen Studieninteressierten Beratungsanliegen artikuliert werden, mit denen die Beratenden bisher selten konfrontiert wurden. Daher werden, über die Fokussierung auf die Orientierungsphase hinaus, diese Anliegen in den Mittelpunt der folgenden Darstellungen gestellt12.

Die Analyse des erhobenen Datenmaterials zeigt, dass eine differenzierte Betrachtung der genannten Beratungsanliegen von Studieninteressierten der traditionellen Zielgruppe sowie der nicht-traditionellen Zielgruppe erforderlich ist.13 Es können sechs Themenfelder (Studienwahl, Passung14, Bewerbung, Zulassung, Anrechnung und Finanzierung) identifiziert werden, die einen zielgruppenübergreifenden Stellenwert einnehmen. Bei deren genauerer Betrachtung werden jedoch zielgruppenspezifische Ausprägungen deutlich. Abbildung 1 visualisiert die zielgruppenübergreifenden Beratungsfelder mit den jeweiligen Ausprägungen.

12 Um eine bessere Vergleichbarkeit zwischen den Beratungsanliegen der beiden Zielgruppen erreichen zu können, werden - wenn dies erforderlich ist – auch die Anliegen traditioneller Zielgruppe gegenübergestellt.

13 Die folgenden Ausführungen fassen die zentralen Erkenntnisse der Untersuchung zusammen. Für eine differenzierte Darstellung siehe Sturm & Bopf 2017.

14 Unter dem Begriff ‚Passung’ wird die Übereinstimmung zwischen den subjektiven Interessen und individuellen Bedarfen der Studieninteressierten und dem Studienangebot verstanden.

(22)

14

Abbildung 1: Zielgruppenübergreifende Anliegen mit den jeweiligen Ausprägungen (Quelle: eigene Darstellung)

Das erste Beratungsfeld, das zielgruppenübergreifend eine Rolle spielt, ist die Frage nach der Studienwahl. Hinsichtlich dieser Frage weisen vor allem nicht-traditionell Studierende eine ausgeprägtere Abschlussorientierung auf. So stehen bei ihnen einerseits mehrheitlich Überlegungen zur beruflichen Verwertbarkeit der Studieninhalte im Vordergrund, andererseits stellt diese Zielgruppe im Vergleich zu traditionellen Studierenden spezifischere Fragen zu den konkreten Inhalten selbst. Unter dem Themenfeld der Passung stellt sich aus traditioneller Sicht die Frage nach der Übereinstimmung von persönlichen Interessen und Vorstellungen mit dem jeweiligen Studienprogramm, wohingegen die Gruppe der nicht- traditionell Studieninteressierten das Studienprogramm eher im Kontext des eigenen beruflichen Werdegangs bewertet. Auch hier deutet sich das Motiv der ausgeprägteren Abschlussorientierung an.

Beratungsanfragen zum Thema Bewerbungen, speziell zu deren Ablauf, Modalitäten und Details, unterscheiden sich die beiden Zielgruppen insofern, als dass die nicht-traditionelle Zielgruppe mehr Transparenz bezüglich des Prozessverlaufes und des Bewerbungsstatus erwartet und im Falle einer Absage einen höheren Beratungsbedarf hat. Im Kontext der Zulassungsvoraussetzungen verdeutlichen die Befragungen, dass für die Gruppe der nicht- traditionellen Studieninteressierten die beruflich erworbenen Kompetenzen im Vordergrund stehen sowie die Frage, inwiefern diese zum Belegen des jeweiligen Studiengangs berechtigen. Auch die Frage, ob und inwieweit diese außerhochschulisch erworbenen

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15

Kompetenzen zum Zwecke der Studienzeitverkürzung angerechnet werden können, sorgt bei der nicht-traditionellen Zielgruppe für zusätzlichen Beratungsbedarf.

Für beide Gruppen gleichermaßen relevant ist das Themenfeld der Finanzierung, wobei auch hier die nicht-traditionelle Zielgruppe aufgrund anders gearteter Lebensumstände einen Mehraufwand an Beratung in Anspruch nimmt. Während traditionell Studierende zunächst vor die Aufgabe der Sicherstellung des Lebensunterhaltes gestellt sind, stellt sich für nicht- traditionell Studieninteressierte die Frage nach der Finanzierung des Studiengangs, der vollkostendeckend durch Teilnehmenden-Entgelte angeboten wird, neben weiteren finanziellen Verpflichtungen. Aufgrund der höchst individuellen Rahmenbedingungen und jeweiligen Kosten fallen die Beratungen in diesem Themenfeld besonders komplex aus, wobei die Beratung zu Finanzierungsfragen sich als besonders relevant herausstellt, weil die Sicherstellung der Finanzierbarkeit einer der zentralen Entscheidungsfaktoren für oder gegen ein Weiterbildungsangebot ist.

Darüber hinaus werden in den Befragungen auch zielgruppenspezifische Beratungsanliegen genannt, die bei der Beratung von traditionell Studieninteressierten nicht oder nur in geringem Umfang sichtbar werden. Darunter fällt einerseits die Zeitverausgabung für ein weiterbildendes Studienprogramm, also Fragen nach der Dauer sowie dem notwendigen Zeitaufwand, andererseits der Themenkomplex der individuellen Eignung, die Frage, ob die Bewerbenden die notwendigen individuellen Voraussetzungen zum Absolvieren des Studienprogramms erfüllen.

Insgesamt weisen die unterschiedlichen Ausprägungen der Beratungsanliegen in den zielgruppenübergreifenden Themenfeldern auf die Notwendigkeit einer Professionalisierung der Beratungsangebote hin, da die Beratenden seit der zunehmenden Öffnung der Hochschulen für nicht-traditionell Studierende vermehrt mit anders gelagerten Problemstellungen konfrontiert werden.

4.2 Differenzierte Betrachtung organisationaler Beratungsstrukturen und des Beratungswissens für nicht-traditionell Studierende

Nachdem der Fokus auf die Gruppe der nicht-traditionellen Studieninteressierten und ihrer besonderen Beratungsbedarfe gelegt wurde, werden im Folgenden die hochschulinternen Beratungsstrukturen fokussiert. Dabei wird zunächst dargestellt, an welchen Funktionsstellen und Organisationseinheiten Anfragen nicht-traditioneller Studieninteressierter auflaufen und welche Charakteristika diese aufweisen (4.2.1).

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16

Daran anschließend folgt eine Zusammenfassung des vorhandenen Beratungswissens innerhalb dieser Funktionsstellen und Organisationseinheiten (4.2.2). Aus der Gesamtbetrachtung dieser beiden Untersuchungen werden Entwicklungsaufgaben für die Optimierung der Beratungsprozesse formuliert (4.2.3).

4.2.1 Identifizierte Beratungsstrukturen und ihre Charakteristika

Unabhängig von der jeweiligen organisationalen Verankerung der wissenschaftlichen Weiterbildung an den drei mittelhessischen Hochschulen und den hochschulspezifisch unterschiedlich ausdifferenzierten Beratungsstrukturen konnten drei Organisationseinheiten ermittelt werden, die hochschulübergreifend mit Anliegen zur wissenschaftlichen Weiterbildung konfrontiert sind.15 Neben der Zentralen Studienberatung16 werden Beratungsanliegen nicht-traditioneller Studieninteressierter im Wesentlichen an die Fachstudienberatungen17 der Fachbereiche, an denen wissenschaftliche Weiterbildung angeboten wird, sowie an die Studiengangkoordinierenden18 der jeweiligen Weiterbildungsangebote adressiert.

Bei der näheren Betrachtung dieser Organisationseinheiten konnten vier wesentliche gruppenspezifische Unterschiede (Beratungsstruktur, Beratungstätigkeit, Beratungsinhalt und Implementierungsgrad) identifiziert werden.

Auf der Ebene der Beratungsstruktur wird die organisationale Verankerung der Beratungsleistungen betrachtet. Während die Zentrale Studienberatung – wie der Name bereits ausdrückt – zentral organisiert ist, agieren die Studiengangkoordinierenden dezentral in den jeweiligen Weiterbildungsangeboten. Die Fachstudienberatung nimmt hier eine Hybridrolle zwischen der zentralen hochschulweiten Beratung und der dezentralen Beratung durch die Studiengangkoordinierenden ein.

Die Ebene der Beratungstätigkeit betrachtet den Anteil an Beratung innerhalb des Aufgabengebietes der Akteurinnen und Akteure. Während auf der Ebene der Zentralen Studienberatung und der Fachstudienberatung Beratung die Hauptaufgabe der Mitarbeitenden darstellt, haben Studiengangkoordinierende ein sehr heterogenes

15 Aufgrund der kleinen Fallzahl von 18 Experteninterviews hat diese Herangehensweise explorativen Charakter.

Auffällig ist, dass die drei identifizierten Organisationseinheiten hochschulübergreifend mit entsprechenden Anliegen konfrontiert werden.

16 Die Zentrale Studienberatung dient als erste Kontaktstelle für Studieninteressierte und Studierende der grundständigen Lehre sowie der wissenschaftlichen Weiterbildung.

17 Die Fachstudienberatungen beraten Weiterbildungsstudieninteressierte und -studierende in dem jeweiligen Fachbereich.

18 Unter Studiengangkoordinierende werden Personen verstanden, die Angebote der wissenschaftlichen Weiterbildung sowohl fachlich als auch administrativ und organisatorisch begleiten und als Ansprechpartner sowohl für Bewerbende und Teilnehmende als auch für die Lehrenden und Verwaltungseinheiten der Hochschule fungieren.

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17

Aufgabenfeld, in dessen Rahmen die Beratung lediglich einen geringen Teil der Tätigkeit ausmacht.

Die Ebene des Beratungsinhaltes fragt nach der Form der Beratungsanliegen die auf den jeweiligen Ebenen bearbeitet werden. Die Beratung von Studieninteressierten auf der Ebene der Zentralen Studienberatung fokussiert primär übergreifende Aspekte wie Studienwahl, Zulassungsvoraussetzungen, Finanzierung oder persönliche Lebenssituation, während die Beratung der Studiengangkoordinierenden auf die wissenschaftliche Weiterbildung bzw. auf das jeweilige Weiterbildungsprogramm ausgerichtet ist. Wie auch auf der Ebene der Beratungsstruktur nimmt die Fachstudienberatung hier eine Hybridrolle ein.

Auf der Ebene des Implementierungsgrades wird die Integration der Beratungstätigkeit in die Organisationsstruktur betrachtet. Während sowohl die Zentrale Studienberatung als auch die Fachstudienberatung in der Regel mit entfristeten Dauerstellen ausgestattet sind, wird die Studiengangkoordination meist in Form zeitlich befristeter Projektstellen aus dem wissenschaftlichen Mittelbau rekrutiert und ist demnach weniger stark in den organisationalen Strukturen verankert.

Tabelle 1 gibt in einer komprimierten Zusammenschau einen vergleichenden Überblick über die Charakteristika der Organisationseinheiten an denen Beratungsanliegen nicht- traditioneller Zielgruppen auflaufen.

Hochschulebene (Zentrale

Studienberatung

Fachbereichsebene (Fachstudienberatung)

Programmebene (Studiengang- koordination) Beratungsstruktur Zentral

organisierte Beratung

Hybridform zentral / dezentral

Dezentral organisierte Beratung Beratungstätigkeit Beratung als

wesentliche Tätigkeit

Beratung als

wesentliche Tätigkeit

Beratung als ein Aufgabenfeld unter vielen

Beratungsinhalt Allgemeine Beratung

Allgemeine/Fach- spezifische Beratung

Fachspezifische Beratung

Implementierungs- grad

Meist Dauerstellen Meist Dauerstellen Meist befristete Projektstellen

Tabelle 1:Charakteristika der auf verschiedenen Ebenen angesiedelten Organisationseinheiten (Quelle:

Sturm & Bopf, 2017).

(26)

18

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Beratungsanliegen nicht-traditioneller Studieninteressierter an verschiedene Organisationseinheiten innerhalb der Hochschulen adressiert werden, die in sich wiederum unterschiedlich organisiert sind.

4.2.2 Identifiziertes Beratungswissen

Die Beratungsleistungen, die durch die unterschiedlichen Organisationseinheiten erfüllt werden können, werden durch das Wissen über die potentiellen Beratungsanliegen nicht- traditionell Studieninteressierter, das Fachwissen zur jeweiligen akademischen Disziplin (bzw. zu den entsprechenden Studienprogrammen) und das Wissen zum Feld der wissenschaftlichen Weiterbildung bestimmt.

Aus der Auswertung des erhobenen Interviewmaterials wird deutlich, dass die Personen der Zentralen Studienberatung über umfangreiche Ausbildungen in professionellen Beratungstechniken19 und über eine große Beratungsexpertise verfügen, jedoch auf der übergeordneten Hochschulebene meist nur sehr grundlegende fachspezifische Beratungsanfragen abschließend geklärt werden können.

„Denn ich bin auch in den Masterstudiengängen nicht in der Form drin, dass ich da sehr viel sagen könnte und das betrifft noch viel mehr eigentlich die Weiterbildungsstudiengänge. Also, das eine ist, zu wissen, wo wir Informationen im Netz finden. Wenn aber zum Beispiel jemand kommt und sagt, habe ich auch schon alles gelesen, dann sind wir ja auch am Ende“ (Zentrale Studienberatung 21, Abs. 118).

Die Fachstudienberatungen verfügen – in ihrer ‚Hybridfunktion’ zwischen der Zentralen Studienberatung und den dezentral organisierten Studiengangkoordinierenden über Fachwissen in Bezug auf die jeweilige akademische Disziplin. Demzufolge können sie den Studieninteressierten grundlegende Informationen zur inhaltlichen Ausrichtung der Weiterbildungsprogramme geben. Tiefergehende zielgruppenspezifische Anliegen können jedoch auch auf Fachbereichsebene oft nicht abschließend beraten werden.

„Und ja, aber es gibt keine institutionalisierte, es gibt keinen Prozess, der mich einbezieht, so der, wo ich mitgedacht bin und wo ich auf irgendeinem Verteiler oder so stehe und dann eine Information bekomme“ (Fachstudienberatung 23, Abs. 51).

Die Studiengangkoordinierenden auf Programmebene sind in der Regel gut in dem spezifischen Fachgebiet des Studienprogramms vernetzt. Sie verfügen über eine hohe fachliche Expertise und sind umfangreich mit dem Feld der wissenschaftlichen Weiterbildung und damit verbunden auch mit den besonderen Beratungsbedarfen nicht-traditioneller Studieninteressierter vertraut.

19 Hierunter lassen sich vielfältige Aus- und Weiterbildungen in den Bereichen Coaching, Klienten zentrierte Gesprächsführung, systemische Beratung etc. subsumieren.

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19

„Also inhaltlich bin ich einfach im Feld vernetzt. Ich habe die Fachzeitschriften abonniert. Ich kriege die Newsletter von allen Verlagen, die irgendwie damit zu tun haben“ (Studiengangkoordination 21, Abs. 27).

Im Gegensatz zu den Beratenden der Zentralen Studienberatung und der Fachstudienberatung liegt jedoch in der Regel hier keine einschlägige Expertise in Form einer Qualifizierung auf dem Feld der Beratung vor. Darüber hinaus verfügen die Studiengangkoordinierenden über die geringsten zeitlichen Budgets zur Beratung von Studieninteressierten.

4.2.3 Identifizierung von Entwicklungsaufgaben zur Optimierung von Beratungsprozessen

Aus Zusammenführung der Analyse hochschulischer Beratungsstrukturen sowie der Hebung des Beratungswissens bezüglich der besonderen Bedürfnisse nicht-traditioneller Zielgruppen an den unterschiedlichen Funktionsstellen bzw. Organisationseinheiten lassen sich organisationale Entwicklungspotentiale zur Optimierung der Beratungsleistungen für nicht- traditionelle Zielgruppen ableiten.

An allen drei untersuchten Hochschulen werden Beratungsanliegen von nicht-traditionellen Studieninteressierten, unabhängig von deren Inhalt, an alle drei Beratungsebenen (Zentrale Studienberatung, Fachstudienberatung und Studiengangkoordinierende) adressiert.

Aufgrund der unterschiedlichen Charakteristika der beratenden Organisationseinheiten (4.2.1) und des unterschiedlichen Beratungswissens der Mitarbeitenden innerhalb dieser Organisationseinheiten (4.2.2) kann eine qualitativ einheitliche Bearbeitung von Beratungsanliegen nicht sichergestellt werden. Vielmehr muss davon ausgegangen werden, dass die Qualität der Beratung im Wesentlichen davon abhängig ist, mit welchem Anliegen welche Organisationseinheit konfrontiert wird. Insbesondere vor dem Hintergrund der herausragenden Bedeutung der Beratung vor der Entscheidung für ein bzw. der Einschreibung in ein weiterbildendes Studienprogramm (vgl. 2.2) ist eine schnelle, zielgruppenadäquate und qualitativ hochwertige Beratung hier von besonderer Bedeutung.

Unter Einbeziehung der besonderen Notwendigkeit, in der vollkostendeckenden wissenschaftlichen Weiterbildung möglichst effizient zu agieren, wird deutlich, wie zentral die gezielte Steuerung von Beratungsprozessen für die Bearbeitung von Beratungsanliegen nicht-traditioneller Studieninteressierter im Speziellen und für die wissenschaftliche Weiterbildung im Allgemeinen ist.

Die Steuerung von Beratungsprozessen zwischen Hochschul-, Fachbereichs- und Programmebene unter Berücksichtigung der auf den jeweiligen Ebenen vorhandenen Beratungskompetenzen und Wissensressourcen erfordert daher ein auf die individuelle

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20

hochschulische Beratungsstruktur (Organisation der wissenschaftlichen Weiterbildung in einem hochschulinternen oder -externen Zentrum, einer Stabsstelle oder einem Referat etc.) angepasstes Konzept.

Aus der Kombination bisheriger Forschungsarbeiten (2) und den aus dem eigenen Datenmaterial gehobenen Erkenntnissen (4) werden im Folgenden zwei Tools dargestellt, die einen Beitrag zur Optimierung und Professionalisierung von hochschulischen Beratungsleistungen leisten sollen. Die organisationale Verankerung dieser Tools soll dabei unabhängig von individuellen organisationalen Rahmenbedingungen einzelner Hochschulen (zentrale / dezentrale Organisation der wissenschaftlichen Weiterbildung) möglich sein. Ziel ist es nicht eine konkrete Vorgabe zu formulieren, wie Beratung nicht-traditioneller Zielgruppen optimal zu organisieren ist. Vielmehr sollen die hier erarbeiteten Tools als Vorschlag für ein individuell anpassbares Konzept (externes Tool) bzw. Instrument für intraorganisationale Klärungsprozesse (internes Tool) dienen. Die Darstellung der beiden Tools erfolgt dabei in einem Zweischritt. In einem ersten Schritt werden die Tools, sowohl unter Rückkopplung auf die bereits dargestellten Erkenntnisse, als auch unter Einbeziehung weiterer Aspekte, dargestellt, bevor in einem zweiten Schritt mögliche Operationalisierungsstrategien für eine organisationale Verankerung vorgeschlagen werden.

5. Das Externe Tool

Das ‚externe Tool’ bietet die Schnittstelle zwischen den Ratsuchenden und dem Beratersystem. Es organisiert auf der einen Seite die Artikulation des Beratungsbedarfs und unterstützt auf der anderen Seite das Beratersystem dabei, optimale Kommunikationsformate, sowohl für das jeweilige Anliegen als auch gemäß der zielgruppenspezifischen Bedarfe nicht-traditioneller Zielgruppen, zu identifizieren.

5.1 Entwicklung des externen Tools

Im Folgenden wird das externe Beratungstool detailliert vorgestellt. Im Fokus stehen die drei Beratungsebenen – Informative Beratung, Situative Beratung und Biographie-orientierte Beratung – sowie (aus Sicht der Forschenden) geeignete Kommunikationsformate, die eine effiziente und ressourcenschonende Beantwortung von Anliegen nicht-traditionell Studieninteressierter auf der jeweiligen Beratungsebene begünstigen. Dabei sind die den Ebenen zugeordneten Kommunikationsformate keinesfalls als einzig mögliche Lösungen zu betrachten, sondern als Empfehlungen.

(29)

21 5.1.1 Informative Beratung

Die informative Beratung stellt die Beratungsebene mit dem geringsten Komplexitätsniveau dar. Gegenstand dieser Beratungsform ist die Schilderung eines konkreten Weiterbildungsinteresses der Ratsuchenden und die Bereitstellung von Informationen und Darstellung verschiedener Lösungsvorschläge als Entscheidungshilfe der Beratenden. Es handelt sich um eine reine Informationsvermittlung zur Erhaltung von Entscheidungsanregungen (vgl. Gieseke 2000, S. 15). Mit Hilfe diverser Informationssysteme, wie beispielsweise dem Internet, werden Fakten wie Zahlen, Daten, Räumlichkeiten oder ähnliche Verweise vermittelt. Häufig verfügen die Ratsuchenden bereits über allgemeine Informationen, sodass bei dieser Beratungsform i.d.R. nicht mit komplexeren Fragen zu rechnen ist. Die Beratung ist meist mit der Reaktion auf das Anliegen abgeschlossen und erfordert kein ausführliches Beratungsgespräch. Bei diesem Beratungstyp eignen sich besonders die Kommunikationsformate E-Mail, Chat oder Telefon.

Die E-Mailberatung ist in der Kategorie der digitalen Online-Kommunikation20 anzusiedeln und erfolgt schriftbasiert über die eigene E-Mail-Adresse (E-Mailberatung) oder über webbasierte und verschlüsselte Programme (Mailberatung21). Voraussetzung für dieses Kommunikationsformat ist ein Internetzugang, eine bestehende Internetverbindung sowie die nötigen Kenntnisse, um E-Mails versenden und empfangen zu können. Die (E-)Mailberatung ist weder ort- noch zeitgebunden, sofort verfügbar und weist dadurch eine geringe Aufwandsbelastung auf, da keine begrenzten Öffnungszeiten, Anfahrtsstrecken oder Einschränkungen in der Mobilität überwunden werden müssen. Dieses Format zeichnet sich durch geringe finanzielle Belastungen und einen niedrigschwelligen Zugang22 aus.

Infolgedessen öffnet sich der Zutritt zu einer Beratung auch für neue Zielgruppen, wie beispielsweise Berufstätige, die aufgrund ihrer Tätigkeit i.d.R. keine Sprechzeiten wahrnehmen können (vgl. Knatz, 2009). Dieses Kommunikationsformat verfügt über eine flexible Nutzbarkeit, denn die E-Mailberatung kann für die erste Kontaktaufnahme, die Zusendung vorbereitender Materialien sowie im Nachgang eines persönlichen Beratungsgesprächs verwendet werden. So können Ergebnisse und Informationen noch

20 „In der textbasierten Online-Beratung fehlen alle Signale wie Geruch, Stimmlage, Aussehen, Mimik und Körpersprache, die sonst mit wesentlicher Bestandteil der Beratungssituation sind und daher auch den Beratungsverlauf mit beeinflussen (positiv wie negativ).“ (Knatz, 2005, S. 3).

21 Die Mailberatung fällt, anders als die E-Mailberatung, in Deutschland unter das Briefgeheimnis. Die Mailberatung ist mit einem Secure Sockets Layer (ssl) verschlüsselt, sodass die Privatsphäre und sensible Informationen der Ratsuchenden geschützt sowie sicher verwahrt bzw. gelöscht werden (vgl. Knatz, 2005).

22 Die Online-Beratung weist eine generelle innere wie auch äußere Niederschwelligkeit für Ratsuchende auf. Die innere Niederschwelligkeit spiegelt sich in einer hohen Wahrung der Anonymität, einem hohen Maß an Autonomie und einem geringen Verbindlichkeitsgrad wieder. Unter dem Begriff der äußeren Niederschwelligkeit können u.a. der geringe Aufwand, die Bequemlichkeit, schnelle Verfügbarkeit und zeitliche Flexibilität verstanden werden (vgl. Knatz 2009, S. 61f.).

(30)

22

einmal verschriftlicht und den Ratsuchenden zugesandt werden. Bei der informativen Beratung kann dieses Medium als Informationsaustausch genutzt werden – vor allem bei konkreten Fragen, die kein persönliches Beratungsgespräch vor Ort erfordern oder Anonymität von Seiten der Ratsuchenden erwünscht ist. Von großer Nützlichkeit für die Ratsuchenden und Ratgebenden bei der E-Mail Beratung ist die schriftliche Nachhaltigkeit und Reproduzierbarkeit zu einem späteren Zeitpunkt. Des Weiteren kann schriftbasierte Online-Beratung von dem Prozess der Selbstreflexion profitieren (vgl. Engelhardt & Gerner, 2017). Ferner bietet die E-Mailberatung den Vorteil, dass Informationen mithilfe von Anhängen erweitert oder eine zusätzliche Verweisfunktion durch das Mitsenden einer URL (Verlinkung) zur Verfügung gestellt werden können. Fehlende Sinneswahrnehmungen reduzieren die Kommunikation auf den geschriebenen Text. Diese Kanalreduktion hat Einfluss auf den Kommunikationsprozess (vgl. Knatz, 2009, S. 61). Die Zeitverzögerung (asynchrone Kommunikation) bis zu dem Erhalt der gewünschten Information und die geringe Verbindlichkeit eines anonymen und webbasierten Kommunikationsformats können nachteilig betrachtet werden (vgl. Knatz, 2005). Folgende Beratungsanliegen nicht- traditionell Studieninteressierter können beispielsweise auf der informativen Beratungsebene per Mail beantwortet werden:

„Also das Thema ist natürlich zunächst einmal was sind die Inhalte? Wie groß ist der Umfang?

Und was kostet es?“ (AP9HS3ALuStuKo03, Abs. 12).

„Bin ich dafür geeignet? Habe ich die zulässige Qualifikation und so weiter? Und was muss ich tun, damit ich den studieren kann?“ (AP9HS2SK02, Abs. 5).

Ebenso unter die Rubrik der digitalen Kommunikation fällt der Chat. Die Chatberatung ist ein online-basiertes Kommunikationsformat zwischen Ratsuchenden und Beratenden, in dem eine zeitnahe [„quasi-synchron“ (Hintenberger, 2009, S. 69)], wechselseitige sowie schriftliche Verständigung ohne persönlichen Kontakt stattfindet. Dies ist vor allem bei Ratsuchenden von Vorteil, die Anonymität im Beratungsgespräch suchen oder die schriftliche Kommunikation vorziehen (vgl. Hintenberger & Kühne, 2009, S. 22). Der Chat erfolgt ortsunabhängig und die Zeiten können je nach Beratungsanlass festgelegt werden.

Dieses Kommunikationsformat setzt einen Internetzugang voraus und spricht besonders internetaffine Menschen an (vgl. Hintenberger & Kühne, 2009, S.13). Die Verwendung von Emoticons23 kann bei dem Ausdrücken von Gefühlen besonders hilfreich sein, da auch bei diesem digitalen Kommunikationsformat das Fehlen non-verbaler Sinneswahrnehmungen kompensiert werden muss (vgl. Hintenberger, 2009, S. 70). Einen Zusatz stellt die

23 Der Begriff „Emoticons“ beschreibt eine Darstellung der Gefühle (beispielsweise Smileys) anhand von Kombinationen verschiedener Zeichen auf der Computertastatur (vgl. Hintenberger, 2006) und findet in der Sprache Jugendlicher und junger Erwachsener großen Zuspruch bzw. Verwendung.

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