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Triglyzerid- und Nüchtern-Cholesterinwerte sind überflüssig

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Academic year: 2022

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Abrüstung an der Laborfront: Wer das kar- diovaskuläre Risiko eines Patienten ab- schätzen will, benötigt dazu weder Trigly- zerid- noch Nüchtern-Cholesterinwerte! Es reicht die Bestimmung von Gesamtcholes- terin und HDL-Cholesterin, für die der Pa- tient nicht nüchtern sein muss. Das ist das Ergebnis einer grossen Datenanalyse der Emerging Risk Factors Collaboration, einer Arbeitsgruppe von Epidemiologen der Uni- versität Cambridge. Die Forscher haben, im Auftrag der British Heart Foundation, nicht nur die publizierten Daten aus einschlägi- gen Studien zurate gezogen, vielmehr ver- suchen sie seit einiger Zeit, die Primärdaten der Patienten zu berücksichtigen, die sie in eine eigene Datenbank einfliessen lassen.

Eine erste umfassende Auswertung ist kürzlich im «Journal of the American Medical Association» (JAMA 2009; 302 [18]: 1993–2000) publiziert worden. Die

Analyse beruht auf den Daten von rund 300 000 Patienten aus 68 prospektiven Stu- dien, die in 21 Ländern in Europa und Nordamerika durchgeführt wurden.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Bestim- mung des Non-HDL-Cholesterins (Gesamt- minus HDL-Cholesterin) eine ebenso ge- naue Risikoabschätzung erlaubt wie die direkte Bestimmung des LDL-Cholesterins, auf dessen Laborwert deshalb genauso ver- zichtet werden kann wie auf den der Tri- glyzeride. Diese signalisieren zwar eben- falls ein bestehendes Risiko für eine koro- nare Herzkrankheit, liefern aber nach Meinung der Autoren keine wichtigen Zu- satzinformationen. Als überflüssig erweist sich ausserdem die Bestimmung der Apoli- poproteine. Apo B und Apo AI zeigten in der Analyse das Risiko zwar genauso gut an wie Non-HDL-Cholesterin und HDL-Chol - esterin, doch ist die Laboruntersuchung

kostspieliger. Professor Peter Weissberg, der medizinische Direktor der British Heart Foundation, geht unterdessen davon aus, dass die neuen Erkenntnisse bald auch in aktualisierten Leitlinien ihren Niederschlag finden werden. Es seien Kosteneinsparun- gen ohne Qualitätseinbussen möglich. «Die Studie unterstreicht aber, dass es wichtig ist, dass Allgemeinärzte in der Lage sind, HDL-Cholesterin so gut zu messen wie das Gesamtcholesterin.» Auch die Patien- ten könnten profitieren, da sie zur Blutab- nahme nicht mehr nüchtern sein müssten – ein Vorteil, der sich in der Praxis aber nicht immer auszahlen wird: Wenn am selben Tag auch die Blutglukosewerte gemessen werden sollen, ist Nahrungskarenz nicht zu

umgehen. ■

U.B.

Abschätzung des kardiovaskulären Risikos

Triglyzerid- und Nüchtern-Cholesterinwerte sind überflüssig

M E D I E N

M O D E N

M E D I Z I N

Bei Koronarstenosen ist die Angioplastie längst ein Routineeingriff. Das Verfahren, das in den Herzgefässen gute Erfolge auf- weist, versagt offenbar in den Nierenarte- rien. Patienten mit einer Nierenarterienste- nose kann durch eine perkutane Revasku- larisierung der Nierenarterie nicht geholfen werden. Weder lässt sich die Nierenfunk- tion durch den Eingriff erhalten noch die Prognose der Patienten verbessern. Das hat die Studie Angioplasty and Stenting for Renal Artery Lesions (ASTRAL) ergeben, die kürzlich im «New England Journal of Medicine» (2009; 361: 1953–1962) publi- ziert wurde. An der Studie nahmen rund 800 Patienten teil, die eine (zumeist) schwere Stenose in mindestens einer Nie- renarterie aufwiesen. Die Teilnehmer wur- den in zwei Studiengruppen eingeteilt. Der eine Teil wurde ausschliesslich medika- mentös behandelt, der andere unterzog

sich zusätzlich einer Angioplastie. Bei fast jedem dieser Patienten wurde nach der Dilatation ein Stent platziert.

Knapp drei Jahre später mussten die For- scher um Keath Westley von der Universität Birmingham feststellen, dass die Interven- tion keinen signifikanten Vorteil eintrug.

Bei 73 revaskularisierten Patienten gegen- über 80 Patienten der Vergleichsgruppe kam es zu renalen Ereignissen. Zu ihnen zählten die Kliniker neu einsetzende Nie- renschädigung, Dialyse oder Transplanta- tion oder der Tod des Patienten. Auch die Zahl kardiovaskulärer Ereignisse war in bei- den Gruppen fast gleich. Offenbar vermag die Revaskularisierung den medikamentö- sen Therapieertrag nicht mehr nennens- wert zu steigern, auch wenn die Nieren- funktion bei Patienten nach Angioplastie etwas günstiger ausfiel: Der Kreatininwert war am Ende um 1,6 mmol/l niedriger als

in der Kontrollgruppe. Allerdings machen die nicht so seltenen Komplikationen sol- che mutmasslichen Vorteile wieder zu- nichte.

Bei 9 Prozent der Patienten kam es wäh- rend des Eingriffs zu Zwischenfällen in der behandelten Nierenarterie (Okklusionen, Emboli, Rupturen) oder den zuführenden Arterien. 3 Patienten mussten Zeh oder Bein amputiert werden, 2 Patienten starben nach der Behandlung infolge eines kardia- len Ereignisses, das wahrscheinlich auf die Intervention zurückzuführen war.

Fazit der Autoren: Die Revaskularisierung der Nierenarterien ist eine nicht belegte experimentelle Therapie, die nicht ausser- halb von Studien durchgeführt werden

sollte. ■

U.B.

Nierenarterienstenose

Angioplastie — riskant und ohne Nutzen

1020

ARS MEDICI 24 2009

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