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Gesundheitspolitik muss transparent sein

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Academic year: 2022

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Gesundheitspolitik muss transparent sein

Die in großen Teilen verfehlte Ge - sundheitspolitik des Bundesgesund- heitsministeriums führt das deutsche Gesundheitswesen in eine zuneh- mend bedrohliche Schieflage. Durch eine immer schnellere Abfolge von Spar- und Reglementierungsgesetzen ist es in wichtigen versorgungsrele- vanten Bereichen des Gesundheits- systems zu Über- und Fehlsteuerun- gen gekommen, die jetzt und in naher Zukunft die flächendeckende Betreuung und Versorgung der deut- schen Bevölkerung gefährden. Gleich- zeitig gibt es Versuche einzelner Poli- tiker, die Selbstverwaltungsstruktu- ren auszuhebeln, weil diese ihnen bei der Umsetzung von Maßnahmen im Wege stehen.

Unverkennbar ist auch ein klarer Trend hin zu Zentralismus, Überregu- lierung und Bürokratisierung. Dies

wirkt sich bereits heute in allen ärzt- lichen Bereichen aus. Jeder von Ihnen kann ein Lied davon singen. Umso wichtiger ist die berufs- und gesund- heitspolitische Arbeit der Sächsischen Landesärztekammer. Sie kann Fehl- steuerungen aufzeigen und gesund- heitspolitische Standpunkte der Ärz- teschaft zielgerichtet in die Politik transportieren. In dieselbe Richtung zielen die „Gesundheitspolitischen Leitsätze der deutschen Ärzteschaft“, die als „Ulmer Papier“ auf dem 111.

Deutschen Ärztetag im Mai dieses Jahres verabschiedet werden sollen.

Im Ergebnis der einfallslosen Spar- und Reglementierungspolitik kommt es zum Ausbluten der Krankenhäuser mit der Folge von Insolvenzen und weiteren Privatisierungen. Deutsch- land droht eine Wartelistenmedizin wie in Holland. Die Unterfinanzie- rung der ambulanten ärztlichen Ver- sorgung wird mit der Folge fortge- setzt, dass Ärzte abwandern oder zu Konkurrenten werden. Auch die dritte Säule im Gesundheitswesen, der Öffentliche Gesundheitsdienst, erfährt eine fortgesetzte unverant- wortliche Schwächung.

Die vordergründige Orientierung an der „heiligen Kuh“ von Beitragssatz- stabilität und Grundlohnsummenstei- gerung aus wahltaktischen Gründen einerseits und die davoneilenden Ge - sundheitskosten infolge Multimorbi- dität und moderner Medizin ande- rerseits führen zwangsläufig bei glei- chem Ressourceneinsatz zur Verknap- pung von Gesundheitsleistungen mit der Folge von Rationierung und Ver- trauensverlust in der Patient-Arzt-Be- ziehung. Therapiefreiheit und freie Arztwahl sind Begrifflichkeiten, die infolge ausufernder sozialrechtlicher Editorial

96 Ärzteblatt Sachsen 3 / 2008

Regelungen in der Versorgungsreali- tät ihre ursprüngliche Kraft und Be - deutung eingebüßt haben.

Die Misstrauenskultur in der politi- schen Auseinandersetzung zwischen Ärzten und Regierungsparteien und die Atomisierung der Versorgungs- landschaft in Folge von unübersicht- licher Vertrags- und Rabattvielfalt führen zu einer allerorten spürbaren Abwanderung, zu Frust und zu Burn- out bei den Kollegen.

Letztlich gibt es nur zwei Wege aus dieser gerade für Patienten desaströ- sen Situation. Entweder mehr Geld in das System, wozu die Krankenver- sicherten wohl auch bereit wären.

Oder eine Änderung, also transpa- rente Kürzung, des bisherigen Leis- tungskataloges in der Gesetzlichen Krankenversicherung. Damit gäbe es keine verdeckte Rationierung mehr und wir Ärzte müssten uns nicht für Dinge verantworten, die wir so nicht gewollt haben.

Nur eine transparente und ehrliche Gesundheitspolitik kann die Heraus- forderungen dieser Zeit meistern.

Wir Ärzte müssen noch mehr Freiheit wagen und die oft zitierte „Vorfahrt für die Selbstverwaltung“ einfor- dern! Wir müssen den zunehmen- den Zentralismus, den Ökonomismus, die Reglementierung und Bürokrati- sierung entschieden zurückweisen.

Der Erhalt der ärztlichen Identität und die freiberufliche auf Patienten orientierte Professionalität müssen trotz zunehmenden Wettbewerbs unsere Ziele bleiben.

Prof. Dr. med. habil. Jan Schulze Präsident

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