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Editorial

224 Ärzteblatt Sachsen 6 / 2014

„Ein Jahr danach…“

Vor einem Jahr wurde durch den plötzlichen Tod von Prof. Dr. med.

habil. Winfried Klug völlig unerwar- tet die Funktion des Chefredakteurs des „Ärzteblatt Sachsen“ vakant.

Der Präsident hatte mich damals gefragt, ob ich als unverbesserlicher

„Unruheständler“ noch etwas Frei- raum für die Chefredaktion aufbrin- gen könnte. Ich habe nicht lange überlegt, und nach Zustimmung durch den Vorstand und die Kam- merversammlung diese ehrenvolle Aufgabe übernommen. Für das aus- gesprochene Vertrauen möchte ich mich an dieser Stelle herzlich bedan- ken. Für meine Tätigkeit waren die jahrelangen Vorarbeiten durch die Herren Prof. Dr. Rose und Prof. Dr.

Klug von großer Bedeutung. Für meine Arbeit stehen mir ein enga- giertes Redaktionskollegium sowie die stets einsatzbereiten hauptamtli- chen Mitarbeiter der Kammer zur Verfügung. Ihnen möchte ich an die- ser Stelle ausdrücklich für die hervor- ragende Zusammenarbeit danken.

Ein Jahr danach, welche Erkennt- nisse hat diese Redaktionsarbeit für mich gebracht?

Ich bin wieder intensiver mit den Problemen der Berufspolitik konfron- tiert und muss unwillkürlich an mei- nen eigenen berufspolitischen „Aus- flug“ in der Nachwendezeit im

„Unabhängigen Verband der Ärzte und Zahnärzte“ bzw. als Präsident des „Virchow-Bundes“ zurückden- ken. Mein Fazit: so viel hat sich nicht geändert. Eine Gesprächsrunde mit Horst Seehofer, damals Bundesge- sundheitsminister, werde ich nie ver- gessen. Er sagte sinngemäß: Da Sie sich untereinander nicht einigen können, muss ich die Entscheidun- gen treffen! Hat sich seitdem etwas grundlegend verändert? Leider nein.

Wir Ärzte zerpflücken uns unverän- dert in Grabenkämpfen zwischen Haus- und Fachärzten, Niedergelas- senen und Krankenhausärzten. Parti- kularinteressen stehen im Vorder- grund. Die beschämenden Auseinan- dersetzungen an der KBV-Spitze sind eines der jüngsten Beispiele. Damit sind wir unverändert auseinander dividierbar und die Ärzteschaft muss

aufpassen, dass ihr nicht noch mehr Kernkompetenz für die Betreuung der Patienten aus der Hand genom- men wird.

Einen zarten Silberstreif sehe ich aber am Horizont, denn es „grummelt“ in der Ärzteschaft. Was verbindet eine Zitrone mit den Ärzten? Sie werden zunehmend ausgepresst. Dagegen wächst allmählich der Widerstand.

Ergibt sich die Frage, wer presst uns aus? Ich fange einmal bei der „gro- ßen Politik“ an. Was wird und will der neue Bundesgesundheitsminister für die Ärzteschaft tun? Wird er in dem verfilzten Teppich des „Gesund- heitsmarktes“ aus Gewinnstreben, Abhängigkeiten, Vorteilsnehmern und Lobbyisten eine Neustrukturierung durchsetzen können? Ich habe meine Zweifel, denn die Vorgänger haben es auch nicht geschafft. Nach- dem das Ministerium durch die Abwahl einer mitregierenden Partei frei wurde, muss es Hermann Gröhe richten.

Das Gesundheitssystem in Deutsch- land funktioniert – noch! Reformen sind aber dringend notwendig, wenn die Solidargemeinschaft weiterhin greifen soll.

Ich schaue mit großer Sorge auf den zunehmenden Kommerz und die Pri- vatisierungswellen. Beispiel: Frese- nius Konzern, der mit den Helios- Kliniken und dem Zukauf des Groß- teils der Rhön-Kliniken zum größten Krankenhauskonzern in Europa auf- gestiegen ist. Zusammen mit dem weiteren großen Klinikbetreiber – Asklepios – wird ein Jahresumsatz von rund 3 Milliarden Euro generiert.

Da wird Geld verdient, fragt sich nur auf wessen Kosten. Im Spiegel, Heft 9/2014, wird ein Beispiel genannt:

Das Klinikum Rottweil war seit Jah- ren in den roten Zahlen (Verlust im Verkaufsjahr 11 Millionen Euro!), ein Jahr nach Übernahme durch Helios lag der Gewinn bereits bei 2 Millio- nen Euro. Wie geht das? Unter anderem dadurch, dass die Zahl der Oberärzte um 5 Prozent, die der Fachärzte um 14 Prozent und die der Krankenschwestern um 32 Prozent reduziert wurde.

Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin hat aufgrund der „zuneh- menden Durchdringung des Gesund- heitswesen mit betriebswirtschaftli- chen Denkmustern und Manage- ment-Paradigmen, die sich deutlich auf das ärztliche Berufsbild auswir- ken“, eine Studie „Ärzte-Manager 2013 – Ärztliche Führungskräfte im Spagat zwischen Patientenwohl und Kostendruck“ durchgeführt. Die Er - gebnisse sind alarmierend: Budget- fragen sind typische Themen im Gespräch mit den betriebswirtschaft- lichen Geschäftsleitungen; wichtige wirtschaftliche Sachverhalte der Bereiche können nie oder selten erfolgreich gesteuert werden; die gegebenen wirtschaftlichen Bedin- gungen ermöglichen selten oder nie eine Leitlinien-gerechte Versorgung;

die „Ökonomisierung“ des Gesund- heitswesen wirkt sich negativ auf das Arzt-Patienten Verhältnis aus.

Prof. Ulrich R. Fölsch kommt zu dem Schluss: „Wenn die Kliniken in erster Linie aufgefordert sind, Umsatz zu machen, bleibt zwangsläufig die Zuwendung zum Patienten, aber auch die Weiterbildung auf der Stre- cke“ (DGIM aktuell 1/2014 ).

An der Zitrone Arzt pressen aber noch eine ganze Reihe andere Player, zu nennen sind zum Beispiel die übermächtige Pharmaindustrie, die Krankenkassen, die Vertreter der Paramedizin usw. usw.

Zum Schluss noch eine Bitte in eigener Sache. Gegenwärtig läuft die Leserumfrage für das „Ärzte- blatt Sachsen“, Heft 5/2014. Wir bitten Sie herzlich um Ihre Mei- nungsäußerung.

Prof. Dr. med. habil. Hans-Egbert Schröder © SLÄK

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