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Umwelt und Entwicklung in China: Zwischen Tradition und Moderne*

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Academic year: 2022

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Veröffentlichung der Abteilung Normbildung und Umwelt des Forschungsschwerpunkts Technik, Arbeit, Umwelt des

Wissenschaftzentrums Berlin für Sozialforschung

FS II 94-320

Umwelt und Entwicklung in China:

Zwischen Tradition und Moderne*

Bernhard Glaeser

jj»Dieser Beitrag erscheint in der Festschrift zum 60. Geburtstag von Andreas Bodenstedt, Universität Gießen, 1994. In: C. Brombach und A. Nebelung (Hrsg.), Zwischenzeiten und Seitenwege - Lebensverhältnisse in peripheren Regionen (Schriften 55 des Zentrums für Regionale Entwicklungsforschung der Justus-Liebig- Universität Gießen), Münster-Hamburg: LIT-Verlag. Eine Kurzfassung diente als Habilitationsvortrag, 2. Dezember 1993, Fachbereich "Philosophie und Sozialwissen­

schaften I" der Freien Universität Berlin.

Für Anregungen während der Entstehungsphase des Manuskripts danke ich Karl Bruckmeier, M einolf Dierkes, Georg Eiwert, Renata Franke, M anfred Schulz und Wolfgang Zapf.

Januar 1994

Wissenschaftszentrum Berlin ftir Sozialforschung gGmbH (WZB) Science Center Berlin for Social Research

Reichpietschufer 50, D-10785 Berlin Telefon: 030/25491-0, Telefax: 030/25491-684

(2)

INHALTSVERZEICHNIS

Seite

Zusammenfassung iv

Summary v

0. China zwischen Tradition und Moderne 1

1. Umwelt und Entwicklung im modernen China 3

1.1. Umweltprobleme in China 3

1.2. Umweltpolitik 1949-1978 5

1.3. Umweltpolitik nach 1978 8

1.4. Programmatik für die neunziger Jahre 10

2. Wurzeln im traditionellen N atur-und Wissenschafts- 12 Verständnis

3. Konsequenzen für die gesellschaftliche Transformation 17

3.1. Entwicklungstheoretische Voraussetzungen 17

3.2. Zur Prognostik der Transformation 19

3.3 Ausblick: Umwelt und Entwicklung in der Soziologie 24

4. Schlußfolgerungen 25

Literatur 28

iii

(3)

ZUSAMMENFASSUNG

Umwelt und Entwicklung in China: Zwischen Tradition und Moderne

China hat mit schweren Umweltproblemen zu kämpfen, sowohl in städtisch­

industriellen als auch in ländlich-agrarischen Gebieten. Die Zentralregierungen haben seit 1949 konzeptionelle Umweltpolitik mit einer Stetigkeit betrieben, die in Anbetracht des beträchtlichen politischen und sozialen Wandels erstaunlich ist.

Zugleich allerdings war der Vollzug dieser Umweltpolitik, ebenfalls durchgän­

gig, nicht allzu erfolgreich. Die zwischen diesen beiden Festellungen verblie­

bene Spannung konnte und sollte nicht aufgelöst werden. China hat zum planungstheoretischen Ansatz des ecodevelopment entscheidend beigetragen, das heißt, zur Einsicht, daß die Lösung von Umweltproblemen an diejenigen der Entwicklung und umgekehrt gekoppelt ist. So wie die Entwicklungspolitik seit 1949 zwischen Verteilung und Wachstum oszilliert, so besteht auch eine doppel­

te Tradition der sanften Anpassung und der gigantischen Transformation im Ver­

halten gegenüber Natur und Umwelt. Beide Pole finden ihre Legitimation in der chinesischen Tradition. Die Prognosen zu Erfolg und Dauer der gegenwärtigen repressiven Modemisierungspolitik und infolgedessen über die Richtung gesell­

schaftlicher Transformation widersprechen einander. Umweltbewegungen als Kristallisationspunkte gesellschaftlicher Opposition und Veränderung erscheinen nicht ausgeschlossen.

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SUMMARY

Environment and Development in China: Between Tradition and Modernity

China has suffered severe environmental problems in urban industrial and rural areas, but has pursued an environmental policy that has remained surprisingly consistent despite significant changes in China's political situation. Unfortun­

ately China has also been consistent in its failure to fully implement all of the environmental measures. China contributed significantly to the ecodevelopment approach—that is, to environmental sustainability—because it has maintained the conviction that environmental considerations are an integral part of development policy. But just as development policy in China since 1949 has oscillated between distribution and growth, there has also been a double tradition of soft adjustment and gigantic transformation in relation to nature and environment.

Both extremes are legitimized in Chinese history. The prognoses concerning success and durability of the present repressive modernization policy and the direction of societal transformation contradict one another. Environmental movements as focal points of social opposition and change cannot be excluded.

v

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0. China zwischen Tradition und Moderne

China hat uns Europäer immer wieder fasziniert, wie zum Beispiel Leibniz, der selbst nie in China war, aber allen entsprechenden Berichten große Aufmerksam­

keit schenkte:

"Durch eine einzigartige Entscheidung der Schicksals ... ist es dazu gekommen, daß die höchste Kultur und die höchste technische Zivili­

sation der Menschheit heute gleichsam gesammelt sind an zwei äußer­

sten Enden unseres Kontinents, in Europa und Tschina ..., das gleich­

sam wie ein Europa des Ostens das entgegengesetzte Ende der Erde ziert" (Leibniz 1979 [1697], S. 9).

Der Philosoph und Techniker Leibniz versprach sich vom wissenschaftlichen und kulturellen Austausch bedeutende Vorteile für beide Regionen. Aus seiner Sicht waren Europa und China in den

"Fertigkeiten, deren das tägliche Leben bedarf, und in der experimen­

tellen Auseinandersetzung mit der Natur (rerum naturalium experi- mentis) ... einander ebenbürtig ...; in der Gründlichkeit gedanklicher Überlegungen und in den theoretischen Disziplinen sind wir allerdings überlegen" (S. 9).

Dies werde jedoch wettgemacht durch unsere Unterlegenheit in der praktischen Philosophie, den Lehren von Ethik und Politik (S. 11).

Der Politikberater Leibniz schien sich allerdings nicht ganz sicher zu sein, ob der obige Austausch als Äquivalent zu gelten habe. In seinem Brief1 an Simon de la Loubere vom 5. (15.) Oktober 1691 schimmert die Furcht durch, den einmal er­

reichten Modemisienmgsvorsprung zu verlieren:

"Tatsächlich, wenn die Chinesen unsere Wissenschaften ... gelernt ha­

ben werden, wird Europa keinen Vorsprung mehr vor ihnen haben, und unsere Überlegenheit... wird zu Ende sein" (AAI, 7, Nr. 203, S. 398; zitiert in Leibniz 1979 [1697], S. 91-92).

Leibniz' Position, im 17. Jahrhundert im Verhältnis zu China entwickelt, zeigt sich aus heutiger Sicht als noch immer gültig: Es ist die Position der aufbrechen­

den europäischen Moderne in der klaren Abgrenzung zum chinesischen Traditi­

onsbezug. Daß er dabei zwei Kulturleistungen als letztlich ebenbürtig einander

1 Zu Leibniz' China-Korrespondenz siehe W idm aier 1990.

(6)

gegenüberstellt, hebt ihn weit über das gedankliche Niveau der heutigen moder- nisierungswütigen Entwicklungspolitik. Immerhin mag er an dem denkerischen

"Verfall" unwissentlich und unwillentlich seinen Anteil gehabt haben: hat doch sein "Vorurteil" (Spengler 1979, S. 10-12) gegenüber chinesischer Naturwissen­

schaft und Technik die kommenden Jahrhunderte bis heute bestimmt.

Heute, das heißt seit etwa 1970, spielt das Verhältnis von Moderne und Tradition zwar nach wie vor eine Rolle, doch mit der Akzentverschiebung auf die Polarität von Entwicklung und Umwelt. Hierzu eine aufschlußreiche Zeitungsnachricht:

"Peking vertuscht wegen Olympia eine Umweltkatastrophe" - so lautete die Schlagzeile am 12. Juli 1993 im Berliner Tagesspiegel (12.7.1993, S. 20). Ein Ölfeld im Kreis Yong Qing in der Nähe der Hauptstadt brannte. Bauern, die vermutlich die Pipeline anzapfen wollten, wurden evakuiert. Eine Anweisung erging an die chinesischen Medien, weder über den Brand noch über Chinas Umweltprobleme im allgemeinen zu berichten.

In der kurzen Pressenotiz ist bereits ein Gutteil des gegenwärtigen Entwick­

lungsdilemmas der Volksrepublik enthalten. Olympia, gedacht als Aushänge­

schild des modernen China (bevor Beijing der Bewerbung Sydneys unterlag), er­

schien bedroht durch Umweltprobleme, Zeichen der Rückständigkeit und noch nicht gelungenen Modernisierung. Bauern, ursprünglich Repräsentanten des traditionellen China, begehen eine Straftat auf der Suche nach einer modernen Energiequelle für private Zwecke und torpedieren dabei die Modemisierungs- bemühungen insgesamt. Die politische Führung in ihrem Modemisierungswillen setzt auf autokratische und repressive Maßnahmen statt auf Demokratisierung und Meinungsvielfalt - in deutlicher Abweichung vom westlichen Modemisie- rungsmodell.

Entsprechend will ich folgenden Fragen nachgehen:

• Welches sind die Umweltprobleme und umweltpolitischen Ansätze in China, und wie ordnen sie sich in die sozioökonomische Entwicklung des Landes ein? Weist die Umweltpolitik Chinas ähnliche Sollbruchstellen auf wie die Entwicklungspolitik im eigenen Land? (Abschnitt 1)

• Welche Bedeutung hat die traditionelle Kultur Chinas - bezüglich Naturver­

ständnis und Zugang zu Naturwissenschaft und Technik - für die gegenwärtige Entwicklung? (Abschnitt 2)

2 Glaeser • Umwelt und Entwicklung in China

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• Welche Konsequenzen ergeben sich für die gesellschaftliche Transformation Chinas? (Abschnitt 3)

Von vornherein will ich auf die folgenden methodischen Schwierigkeiten hin- weisen. Versucht wird die Rekonstruktion einer Entwicklung, die angesichts der mangelnden Generierbarkeit von Daten nach den strengen Maßstäben empiri­

scher Sozialforschung nicht rekonstruierbar ist. Zu den Besonderheiten der Chinaforschung gehört es, auf die Inhaltsanalyse von Dokumenten, historische Quellen und Reiseimpressionen angewiesen zu sein.

1. Umwelt und Entwicklung im modernen China

Welche Umweltfolgen hatte die Entwicklungspolitik der Volksrepublik China, und wie beeinflußt sie ihre Umweltpolitik? Welcher Wandel fand nach der chi­

nesischen Unabhängigkeit statt, insbesondere während der Periode wirtschaftli­

cher Reform nach Mao Zedong? Abschnitt 1 behandelt Umweltprobleme in China, Umweltpolitik in der Periode 1949-1978, Reformpolitik nach 1978 und ihre Umweltfolgen für städtische und ländliche Gebiete sowie die aktuelle politi­

sche Programmatik.

1.1. Umweltprobleme in China

China hat Umweltprobleme wie andere Entwicklungsländer auch, rurale wie ur­

bane. In den letzten 30 Jahren wurde ein Viertel aller Wälder gefällt. Ein Sech­

stel des Landes - das sind 1,5 Millionen km2 - leidet unter Bodenerosion. Die Wüsten vergrößerten sich von 110 auf 130 Millionen Hektar. Ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche - eine dramatische Entwicklung - ging in der genannten Periode verloren; ihr Anteil pro Kopf der Bevölkerung sank von 0,18 Hektar auf 0,12 Hektar. Die Folge ist extreme Armut auf dem Lande. Die Chemisierung der Intensivlandwirtschaft durch Düngemittel und Pestizide bela­

stet Boden und Gewässer. Die Städte leiden unter Lärm, Luft- und Wasser­

verschmutzung. Nur 8% der Abwässer werden behandelt (Schaffer 1986, S. 735-737). Müll- und Verkehrsprobleme sind im Kommen.

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Luftverschmutzung

In erster Linie sind Schwefeldioxid (SO2), Smog und Staub zu nennen. 1986 wurden 24 Millionen Tonnen SO2 sowie 22 Millionen Tonnen Staub - das sind 2,3 Tonnen je km2 - registriert. Die Energieproduktion - auf der Basis von Kohle geringer Qualität und bei einem Energienutzungsgrad von nur 30 % (Bundesrepublik 50 %) - ist für vier Fünftel aller Emissionen verantwortlich.

Emittenten sind - neben den Kraftwerken - Haushalte, Dampflokomotiven, zu­

nehmend Motorfahrzeuge und die Industrie, vor allem in den Branchen Eisen, Stahl, Chemie, Zement, ferner die Raffinerien. Schließlich wird Staub aus den Wüsten der inneren Mongolei und von dem fruchtbaren Loess-Plateau in die Siedlungsgebiete geweht - eine Folge der Entwaldung. Als Folge der Schadstoff­

erhöhung in der Luft haben - vor allem in den Städten - Atemwegserkrankungen und Krebssterblichkeit zugenommen. Saurer Regen und Smog verursachen Waldsterben, insbesondere in den Industriegebieten des Südwestens (Smil 1984, S. 114-126; Schaffer 1986, S. 744-749; Betke 1989, S. 64-68).

Wasserverschmutzung

Die Flüsse Chinas enthalten und verbreiten große Mengen toxischer Industrie­

abwässer. Hierzu gehören Ölprodukte, chlorierte Kohlenwasserstoffe, Nitrate, Sulfate, Cyanide, Arsen und Schwermetalle. Hinzu kommen 15 Millionen Ton­

nen Asche jährlich, die bei der Energieumwandlung auf Kohlebasis anfallen. Die Abwässer gelangen unter anderem in die meist unrationellen landwirtschaftlichen Bewässerungssysteme. Ihre Menge wird auf 60 Millionen m3 im Jahr geschätzt.

Bewässert wird eine halbe Million km2 landwirtschaftlicher Nutzfläche. In der Industrie wird - auf den Produktionswert bezogen - dreimal so viel Wasser ver­

braucht wie in der Bundesrepublik. Als Folge der Wasserverunreinigung sind Fischsterben in der Nähe der Städte und Industriegebiete zu verzeichnen.

Grundwasserübemutzung führte bereits zu Bodenabsenkungen. Beijing allein benötigte 1990 schätzungsweise 600 bis 800 Millionen m3 Trinkwasser im Jahr, das aus Grundwasser gewonnen wird (Smil 1984, S. 100-113; Schaffer 1986, S. 739-743; Betke 1989, S. 61-64).

4 Glaeser • Umwelt und Entwicklung in China

(9)

Bodenverschlechterung

Zwischen 1957 und 1977 wurden 210.000 km2 landwirtschaftlicher Nutzfläche neu gewonnen, zumeist Böden schlechterer Qualität, die nur etwa ein Drittel bis ein Fünftel des durchschnittlichen Flächenertrags erzielen. Zur gleichen Zeit al­

lerdings gingen 330.000 km2 Boden bester Qualität verloren, seither jährlich etwa 7.570 km2. Dies ist eine durchaus dramatische Entwicklung, denn der Verlust entspricht ziemlich genau einen Drittel der gesamten landwirtschaftlichen Nutz­

fläche von einer Million km2. Zur Einschätzung der Größenordnung sei ergänzt, daß diese landwirtschaftlich genutzte und auch produktive Fläche nicht mehr als 10 % der Gesamtfläche der Volksrepublik entspricht; sie ist ohne Qualitätsverlust kaum zu erhöhen. Grunde für diese Entwicklung sind Naturkatastrophen, vor allem aber Entwicklungsmaßnahmen in Stadt und Land. Hierzu gehören Sied- lungs- und Straßenbau, die Errichtung von Industriekomplexen sowie die Erstel­

lung von Bewässerungskanälen und Rückhaltebecken. Außerdem wurde eine Minderung der Bodenqualität durch veränderte Anbaumethoden hervorgerufen.2 Hierzu zählen eine sorglose Bewässerungspolitik, eine zum Teil überhöhte che­

mische Düngung sowie das Verlassen bewährter landwirtschaftlicher Regenerati­

onsmaßnahmen wie Fruchtfolge, Gründüngung und Leguminosenanbau (Smil 1984, S. 68-77; Schaffer 1986, S. 751-753; Betke 1989, S. 57-61, 68-70).

1.2. Umweltpolitik 1949-1978

Angesichts der gewaltigen Umweltprobleme mit ihren potentiell destabilisieren­

den sozialen Begleit- und Folgeerscheinungen entwickelte sich - erstaunlich früh - eine Umweltpolitik, die heute großenteils dem Vorbild westlicher Indu­

strieländer folgt, die in ihren frühen Phasen jedoch andere Wurzeln hatte (Glaeser 1990, 1991). Das Jahr 1978, Ende der Kulturrevolution und Beginn der Modemisierungspolitik, markiert üblicherweise eine Zeitenwende, die auch der folgenden Nachzeichnung und Analyse unterlegt wird.

Nach der Revolution von 1949 waren die Städte verarmt. Hunger, Kriminalität und Korruption waren Folgeerscheinungen. Zu den ersten Maßnahmen der neuen Führung gehörte daher der industrielle Wiederaufbau im Verbund mit So­

zialmaßnahmen, vor allem medizinischer Versorgung, für das städtische Proleta-

2 Z ur traditionellen chinesischen Landwirtschaft vgl. King 1949 [1911],

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riat. Hierbei spielte das Umwelthygiene-Konzept (huanjing weisheng) eine be­

deutende Rolle: Sauberes Wasser schützte gegen die Verbreitung von Krankhei­

ten und Epidemien; die Trinkwasserversorgung wurde ausgebaut. Diese Maß­

nahmen bezeichnen den Beginn chinesischer Umweltpolitik.

Während des ersten Fünfjahresplanes von 1953 bis 1957 wurde die chinesische Schwerindustrie aufgebaut - ein Entwicklungskonzept nach sowjetischem Vor­

bild und mit sowjetischer Hilfe. Als Folge der Maßnahmen erhöhte sich der An­

teil der Stadtbevölkerung an der Gesamtbevölkerung von 10,6 % im Jahre 1949 auf 12,5 % in 1952 und 15,4 % in 1957. Umweltpolitik wurde in diesem Zu­

sammenhang nicht explizit formuliert, doch hatten "Sparsamkeit und Beseitigung der Verschwendung" bei Naturressourcen und "Mehrzwecknutzung" (zonghe liyong) industrieller Abfälle durchaus ökologische Bedeutung (Stemfeld 1984, S. 7-8). Hinzu traten erste Umweltforschungen und entsprechende gesetzliche Maßnahmen, so die Überwachung der Industrialisierungsfolgen durch örtliche Gesundheitsämter (Stemfeld 1984, S. 8-11).

Der "große Sprung nach vom" von 1958 bis 1959 propagierte einen massiven Entwicklungsschub mit Hilfe einer kombinierten Industrie- und Landwirtschafts­

entwicklung in den Volkskommunen auf dem Lande. Allerdings waren die klei­

nen und bisweilen unprofessionell geführten Produktionseinheiten - umweltpoli­

tisch gesehen - von zweifelhaftem Wert. Plannungsfehler, Naturkatastrophen und der Abzug sowjetischer Wirtschaftshilfe führten zum Abbruch der Kam­

pagne.

Unmittelbar nach dem Zusammenbruch des großen Sprungs wurden 1962 maxi­

male Immissionsgrenzwerte - sogenannte MAK-Werte: "Maximale Arbeitsplatz- Konzentrationen" - erlassen. Ziel dieser Maßnahme war, die Bevölkerung vor Schadstoffkonzentrationen in Wohngebieten und am Arbeitsplatz zu schützen.

Damit gehörte China - übrigens neben der Sowjetunion - zu den ersten Staaten der Welt, die Höchstwertbestimmungen einführten.

Während der "Kulturrevolution" von 1966, die auf politische Initiative Mao Zedongs mit Hilfe der meist jugendlichen roten Garden vorangetrieben wurde, brachen nicht nur der Parteiapparat, sondern auch Industrieproduktion und Rechtssystem zusammen. Ziel der Kulturrevolution war die Veränderung innenpolitischer Strukturen und mit ihrer Hilfe eine Rückkehr zum Entwick-

6 Glaeser • Umwelt und Entwicklung in China

(11)

lungskonzept des großen Sprungs. Erreicht werden sollte dies, vor allem das Ziel einer importunabhängigen Wirtschaft "im Vertrauen auf eigene Kraft", an den Führungskadem vorbei mit Hilfe der Mobilisierung der Massen. Massenkam­

pagnen sollten aber auch Umweltschäden beseitigen helfen. Beispiele hierfür sind die Reinigungsmaßnahmen der Flüsse Huangpu und Suzhou zur Rückge­

winnung von Rohstoffen.

Eine Änderung der umweltpolitischen Ausrichtung war zu Beginn der siebziger Jahre zu verzeichnen, vermutlich durch die Debatte über die Grenzen des Wachs­

tums im Westen und entsprechende Entwicklungen in Japan ausgelöst. Rein sprachlich wurde der Begriff der Umwelthygiene (huanjing weisheng) aus der russischen Terminologie durch den Begriff Umweltschutz (huanjing baohu) aus der englisch-amerikanischen Terminologie ersetzt. Zugleich wurden zwei neue Begriffe zur Bezeichnung der Umweltverschmutzung in die chinesische Sprache eingefiihrt: huanjing wuran, das englische environmental protection, und gonghai für öffentliche Schäden, eine Übernahme des japanischen Begriffs.

Diese sprachlichen Neuerungen und Nomenklaturen symbolisieren eine insge­

samt geänderte Sichtweise: Anstelle der menschlichen Gesundheit (Umwelt­

hygiene) standen nun - zumindest in der Theorie - Ökosysteme (Umweltschutz) im Vordergrund.

Diese umweltpolitische Entwicklung fiel mit Chinas außenpolitischer Öffnung zusammen. Ab 1972 wurde moderne Technologie importiert, gefolgt von einem deutlichen industriellen Aufschwung im Jahre 1973. Dies war auch das Jahr der Wiedereinsetzung Deng Xiaopings - seine erste Rehabilitierung - in seine alten Ämter nach sieben Jahren der Diffamierung. Zhou Enlai proklamierte 1975 das Wirtschaftsprogramm der sogenannten "vier Modernisierungen" für Industrie, Landwirtschaft, Wissenschaft und Technik sowie Rüstung (Stemfeld 1984, S. 11-15).

Die neue umweltpolitische Sichtweise wurde 1971 bis 1972 durch die

"Kampagne zur Beseitigung und Umwandlung der drei Ab" (san fei), nämlich der Abfälle, Abwässer und Abgase dokumentiert. Mehrzwecknutzung und Recy­

cling, das Konzept der fünfziger Jahre, wurden wieder hervorgeholt (Yu 1975) -jedoch von einem vor allem ökonomischen Kontext in einen stärker ökologi­

schen gestellt (Stemfeld 1984, S. 15-20; Schenkel 1982). Anläßlich und im

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Rahmen der ersten Weltumweltkonferenz in Stockholm (UNCHE) 1972 stellte die chinesische Delegation Umwelt und Entwicklung in einen Zusammenhang:

"In the developing countries, most of the environmental problems are caused by underdevelopment... Therefore the developing countries must mainly direct their efforts to develop their national economy, build their modem industry, and their agriculture, ... to adequately solve their own environmental problems ..." (zitiert in Stemfeld 1984, S. 22).

Erstmals wird hier die Lösung von Umwelt- und Entwicklungsproblemen unmit­

telbar miteinander verknüpft - ein wesentlicher Ursprung des Konzepts

"ecodevelopment" beziehungsweise "sustainable development", wie es später umbenannt wurde. Der chinesische Entwurf ging mit leichten Änderungen in die Umweltdeklaration von Stockholm ein (UNCHE 1973, S. 17) und lieferte somit eine konzeptuelle Grundlage für das neu zu schaffende Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und ihrer Behörde in Nairobi.

Die Erste Nationale Umweltkonferenz wurde 1973 im Gefolge von Stockholm abgehalten und verabschiedete verbindliche umweltpolitische Richtlinien. Damit war Umwelt als eigenständiger Politikbereich in China anerkannt, und staatliche Umweltorgane wurden auf nationaler, provinzialer und lokaler Ebene institutio­

nalisiert. Das "Büro für Umweltschutz beim Staatsrat" war in seinen Kompeten­

zen einem Ministerium vergleichbar (Stemfeld 1984, S. 23-30); sein damaliger stellvertretender Direktor Qu Geping gilt noch heute als "Vater" chinesischer Umweltpolitik.

1.3. Umweltpolitik nach 1978 Industrie und Energie

Im Jahre 1977 wurde Deng zum zweiten Mal rehabilitiert, gefolgt von der Wie­

deraufnahme (1978) der pragmatischen Politik der Öffnung und der ökonomi­

schen Reform im Rahmen der vier Modernisierungen von 1975. Umweltpolitik galt in diesem Konzept als integrierter Bestandteil der wirtschaftlichen Modemi- sierungspolitik, Umwelt selbst wurde unter dem Aspekt der Ressourcenknappheit als Produktionsfaktor gedeutet. Im Sinne dieser Einsicht erhielt die chinesische Verfassung im Artikel 11 eine Deklaration zum Schutz der Umwelt. Im Jahre 1979 wurde das "Umweltschutzgesetz der VR China zur versuchsweisen Durch-

8 Glaeser • Umveit und Entwicklung in China

(13)

fiihrung" (in der autorisierten Übersetzung "for trial implementation") verab­

schiedet (Anonym, 1979; Glaeser 1983, S. 9-28). Dieses Gesetz sieht unter an­

derem Umweltverträglichkeitsprüfungen für Bauprojekte der Großindustrie und Wasserwirtschaft, für Bergbau, Städtebau und Altstadtsanierung vor. Tatsächlich wurden in den Jahren 1980 bis 1983 sechzig derartiger environmental impact Statements erstellt. Weiter wurden Schadstoffabgaben erhoben und Strafen für Umweltvergehen -auch gegen Firmenmanager- eingeftihrt (Stemfeld 1984 (S. 32-45).

Probleme entstanden vor allem beim Vollzug der Umweltgesetze und Verord­

nungen. Die geplanten Umweltmaßnahmen beruhten auf dem neu eingeführten Prinzip unmittelbarer ökonomischer Verantwortung, doch diesem waren noch keineswegs alle Betriebe unterworfen. Andererseits erwiesen sich die Maßnah­

men gerade bei der genannten Zielgruppe als zu schwach, um die weitgehend autonomen Betriebe vom Ziel der Gewinnmaximierung abzulenken (Yu 1987a, S. 120-126). Schließlich waren und sind die Vollzugsprobleme im Umwelt­

bereich eng verknüpft mit ökonomischer Ineffizienz: so wird Energie in großem Ausmaß vergeudet - mit entsprechenden Konsequenzen für die Luftverschmut­

zung in den Städten. Grenzwerte, die zum Teil strenger sind als in der Bundes­

republik, werden oft nicht eingehalten und in vielen Fällen weit überschritten.

Als Folge treten enorme Gesundheitsschäden auf wie Lungenkrebs, Silikose oder chronische Bronchitis (Kinzelbach 1987, S. 178-179).

Land und Landwirtschaft

Auch im Agrarbereich galt nun das Prinzip persönlicher Verantwortung: Der Haushalt ersetzte das Kollektiv als für Gewinn und Verlust verantwortliche Produktionseinheit. Ziel war eine effizientere Versorgung und die Verbesserung der ökonomischen Lage der Bauern mit Hilfe der Stärkung der marktorientierten Warenproduktion anstelle der Planproduktion. Dies schloß auch die private Beschäftigung von Arbeitskräften ein, womit die verdeckte Arbeitslosigkeit auf dem Lande bekämpft werden sollte. Als Folge dieser Politik wurden - unter anderem durch Einsatz der Saatgut-Dünger-Technologie - einerseits bäuerliche Einkommenszuwächse und gewaltige Produktionssteigerungen erreicht, die andererseits - gerade wegen der verstärkten Anwendung von Chemikalien - neue Umweltprobleme mit sich brachten (Hagemann/Pestel 1987, S. 162-169).

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Wälder wurden ebenfalls privater Nutzung und Verantwortung überlassen. In der Forstwirtschaft winden Schutzmaßnahmen zur Erhaltung und Vergrößerung der Wälder getroffen, die jedoch nicht griffen und in den Jahren 1979 bis 1980 zurückgestutzt werden mußten. Die wachsende ländliche Bevölkerung benötigte nämlich mehr Ackerfläche und mehr Brennholz und sah sich gezwungen, die Forstreserven zu nutzen (Betke 1983, S. 277-294; Hill 1994).

Im Pflanzenschutz war es gerade die Rückkehr zur Familienproduktion, die erfolgreiche Ansätze zum integrierten und biologischen Pflanzenschutz untermi­

nierte. Zu deren Anwendung nämlich waren die staatlichen Institutionen mit ihren großen Agrarflächen nützlich (Wagner 1987, S. 128-136). Energie durch Biogas sollte 70 % aller ländlichen Haushalte vom Holzeinschlag unabhängig machen. Im Jahre 1978 gab es sieben Millionen Biogasanlagen in China, davon allein fünf Millionen in Sichuan. Die Erfüllung dieses Zieles scheint jedoch in Frage gestellt, im Norden allein schon aus klimatischen Gründen. Ansonsten sprechen die Anzeichen dafür, daß die Finanzmittel zur Einführung des Biogas austrocknen; die Haltung der politisch Verantwortlichen erscheint unklar (Wagner 1987, S. 137-141).

1.4. Programmatik für die neunziger Jahre

Qu Geping, Direktor der National Environmental Protection Agency und stellver­

tretender Vorsitzender der State Council Environmental Protection Commission stellte 1990 das umweltpolitische Programm für die 90er Jahre vor (Qu 1990, S. 103-108; vgl. auch Qu 1991). In der Problemanalyse unterscheidet Qu zwi­

schen Verschmutzung durch modernes Industriewachstum und Verschmutzung aufgrund von Stagnation und Unterentwicklung. Als Ausgangspunkt jeglicher Umweltpolitik gilt Umweltmanagement. Entscheidend ist hierbei, daß die Wirt­

schaftsentwicklung gestärkt und mit einem kostenminimierenden Umweltschutz

"koordiniert" wird. Hierzu gehören das Anheben des Technikniveaus in den Betrieben ebenso wie die Stärkung der Umweltschutzorgane in Regierung, Mini­

sterien und Betrieben.

Drei Komponenten chinesischer Umweltpolitik, ihr Rückgrat gewissermaßen, erinnern an die umweltpolitischen Prinzipien in der Bundesrepublik:

• Prävention zuerst (Vorsorgeprinzip);

10 Glaeser • Umwelt und Entwicklung in China

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• wer verschmutzt, reinigt (Verursacherprinzip);

• Verstärkung von Staatsaufsicht und Staatsmanagement (in Abwandlung des Kooperationsprinzips).

Zur präventiven Umweltpolitik gehört es, daß Umweltschutz in den nationalen Entwicklungsplänen berücksichtigt wird. Umweltkontrollen werden mit Hilfe einer vorbeugenden Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt.

Das Verursacherprinizip hebt das in allen Wirtschaftsbereichen forcierte Motiv ökonomischer Verantwortung hervor. Dabei spielen folgende Aspekte eine be­

sondere Rolle: Stimulierung technischen Fortschritts, Reinigungsmaßnahmen in­

nerhalb vorgegebener Fristen und für urbane Umwelten, wobei die Stadt als eine Einheit verstanden wird.

Staatskontrolle schließt ein System von Geldstrafen ein, die wieder für den Um­

weltschutz verwendet werden und ein Drittel des Umweltetats ausmachen.

Mehrzwecknutzung wird gefordert; Umweltgesetze, Normen und Standards bil­

den die gesetzgeberische Grundlage für Umweltmanagement. Management- und Kontrollorgane werden auf allen administrativen Ebenen - Zentralstaat, Provinz, Kreis, Kommune - eingesetzt. Umweltschutzpropaganda - in westlicher Termi­

nologie würde man wohl eher von Aufklärung sprechen - sollen das Umwelt­

bewußtsein in der Bevölkerung heben.

Konkrete Maßnahmen zur Umsetzung der Umweltpolitik haben nationale ebenso wie internationale Ziele vor Augen. Die nationalen Maßnahmen betonen den Rahmen ökonomischer Reform und marktwirtschaftlicher Ansätze. Hierzu zäh­

len ein Umweltverantwortungssystem mit Belohnungen und Strafen, die Evaluie­

rung der umfassenden urbanen Reinigungsmaßnahmen in 32 Schlüsselstädten sowie ein zentrales Kontrollsystem für Luft, Wasser und Abfall. Den westlichen Leser mag das prononcierte Plädoyer für die Abschaffung jeglicher Dezentrali­

sierung verblüffen.

Auf der internationalen und diplomatischen Ebene sticht das Angebot zu planeta- rer Kooperation auf dem Gebiet des Umweltschutzes hervor. Angesprochen werden besonders die grenzüberschreitenden Luft- und Klimaprobleme saurer Regen, Verletzung der Ozonschicht und Treibhauseffekt. Allerdings müßten im Rahmen derartiger Kooperationen die entwickelten Länder als Hauptverursacher

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der genannten Probleme ihren Beitrag zur Lösung beträchtlich erhöhen. Zu­

gleich will jedoch auch China als ein Land von großer territorialer Ausdehnung durch nationale Maßnahmen zum globalen Umweltschutz beitragen und überdies an internationalen Initiativen "enthusiastisch" mitwirken.

Zur Einschätzung der Programmatik ist anzumerken, daß interessante Politik­

ansätze vorgelegt werden, doch insgesamt wenige Fakten und Daten und vor allem wenig Konkretes über die Umsetzung von Maßnahmen. Die Vorschläge betonen Einzelverantwortung, verbunden mit staatlicher Kontrolle. Beides bela­

stet das Entwicklungsbudget und somit die Wachstums Strategie kaum. Die kostenextensive Umweltpolitik paßt sich somit den wirtschaftlichen Möglichkei­

ten und Erfordernissen Chinas an. Vermutlich ist die Einschätzung realistisch, daß es diese Zusammenhänge sind, die als Koordinierung von Ökologie und Ökonomie umschrieben werden. Damit dürfte chinesische Umweltpolitik sich auch in der Rhetorik ein Stück weiter von der Ökologie weg auf die Ökonomie zubewegt haben, um eine geläufige Metapher zu verwenden.3

2. Wurzeln im traditionellen Natur- und Wissenschaftsverständnis Läßt sich ein Zusammenhang hersteilen zwischen chinesischer Umweltpolitik und traditionellem Naturverständnis, zwischen Modernisierung und überliefertem Wissenschaftsverständnis? Chin Yueh-lin stellt in einem 1943 verfaßten, aber erst 1980 in Social Sciences in China publizierten Beitrag (Chin 1980, S. 83-93) die Einheit von Natur und Mensch als Grundzug chinesischer Naturauffassung

3 Eher skeptisch sieht Lester Ross die Zukunft chinesischer Umweltpolitik (Ross 1988, S. 210). Andererseits nehmen sich Teile des politisch nicht einflußlosen wissenschaftlichen Establishments seit einiger Zeit verstärkt der Umweltfrage an. Innerhalb der Chinesischen Akadem ie der W issenschaften ist dies u.a. die National Conditions Investigation Group (W angW eiji, ed., 1992), insbesondere aber das Research Center for Eco-Environmental Sciences (RCEES) m it 539 Mitarbeitern (RCEES 1992) einschließlich des Department o f Systems Ecology, das sich vor allem m it hum anen Ökosystemen bis hin zur stadt- und regionalplanerischen Anwendung befaßt (Hu Angang und W an gY i 1991; W ang Rusong, Zhao Jingzhu und Dai Xiaolong, eds., 1990; W ang Rusong, Zhao Jingzhu und Ouyang Zhiyun, eds., 1991). Die Landwirtschaftsuniversität Beijing veranstaltete internationale, um weltrelevante Konferenzen: 1985 zu Bodenversalzung (Instititute o f Agricultural Resources 1985), 1993 zu Ressourcemanagement und nachhaltiger Landwirtschaft (Inter­

national Conference on Integrated M anagement for Sustainable Agriculture) (ICIRMSA).

Dabei gew innt der Gedanke des ökologischen Landbaus wieder an Bedeutung (Cheng Xu, Han Chunru und D. C. Taylor 1992; M inistry o f Agriculture 1992). Schließlich sind Bevölkerungspolitik im Zusammenhang m it Landwirtschaft und Umwelt (Hu Angang und Z o u P in g 1991) sowie eine Fülle regionaler Fallstudien zur Um weltqualität (u.a.

Yang M inghuaeZo/. 1991); Gao Lin et al. 1991) zu erwähnen.

12 Glaeser • Umwelt und Entwicklung in China

(17)

heraus. Der chinesische Begriff tian (Himmel) bedeutet danach nicht nur

"Natur", sondern "sowohl Natur und Gott der Natur", wobei teils das eine, teils das andere betont wird. Das Individuum gilt hierbei als ein mit dem Universum vereinigtes, als Vereinigung und Identität von Subjekt und Objekt (vgl. auch Needham 1977, S. 63-69).

Wenn man diese verkürzte Darstellung einmal so schlicht akzeptiert, wäre hierin - zumindest hypothetisch - ein Hinweis darauf zu sehen, warum offenbar kein oder weniger Wert gelegt wird auf ein erkenntnistheoretisches Denken im westli­

chen Sinne, das heißt im Sinne der Subjekt-Objekt-Spaltung, die ja eine denkeri­

sche Voraussetzung für die Entwicklung der mathematischen Naturwissenschaft und Technik darstellt. Auf die Abwesenheit des mathematischen "Auges" und der exakten Wissenschaften hatte bereits Leibniz (1979 [1697], S. 17) hingewie­

sen.4

Hegel suchte später zu begründen, 'warum die Chinesen in Mathematik und Naturwissenschaften zurückgeblieben seien. Er leitet das "Statarische" des chi­

nesischen Denkens und seine Verhaftung in der Empirie aus der mangelnden Freiheit, der despotischen Herrschaftsstruktur Chinas ab. Hinzu trete noch (dies im Gegensatz zu Leibniz) die Schriftsprache als Hindernis gegenüber wissenschaftlicher Tätigkeit (Hegel 1961 [1837/1840], S. 163, 174, 186, 189).

Marx hält an der Unbewegtheitsthese fest und führt sie auf den angeblichen Gemeinschaftsbesitz von Grund und Boden zurück, auf die Abwesenheit von Privateigentum in der sogenannten "asiatischen Produktionsweise", die außerdem feste Arbeitsteilung und Einheit von Ackerbau und Handwerk umfasse (Marx, Das Kapital, Bd. 1, MEW 23, S. 378; Brief von Marx an Engels vom 2. Juni

1853 vwMEW 28, S. 254).

Karl August Wittfogel wertet das Konzept der asiatischen Produktionsweise empirisch auf und führt es zur theoretischen Reife, wobei er allerdings mit Hin­

weis auf die starke Parzellierung des Bodens die These von der Abwesenheit des Privateigentums stillschweigend verläßt (Wittfogel 1931, S. 383-390). Dagegen nimmt Hegels Hinweis auf die despotische Herrschaft in Wittfogels späterem

4 Zum historischen Hintergrund der W issenschaft in China vgl. Needham 1954-1986, zusam ­ m engefaßt in Needham 1977, S. 13-27.

(18)

Hauptwerk Oriental Despotism von 1957 die zentrale Stelle ein (Wittfogel 1962).

Wittfogels These lautet, daß weltgeschichtlich gesehen der bürgerlich-kapitalisti­

sche Entwicklungsweg Europas nicht der einzige sei. So seien in Asien aus tra- ditionalen Gesellschaften bürokratische Systeme entstanden, die alle Lebens­

bereiche kontrollieren. Staat sei im Marx'schen Sinne nicht Überbau, sondern Teil der Produktionsverhältnisse, denn die Staatsbürokratie organisiere infra- strukturelle Aufgaben, reguliere das Wasser und betreibe massenhafte Arbeits­

einsätze. Klassenherrschaft fuße somit auf bürokratischen Funktionen. Insofern konnte Wittfogel - mit Bezug auf Marx - erklären, warum die Revolution in China (wie vorher in Rußland) keine emanzipatorische Perspektive eröffnete.

Deshalb seien - so Menzel - "Stalinismus und Maoismus keine Pathologie, wie die Modemisierungstheorie annahm, sondern aus der Logik der alten Gesell­

schaften notwendig immer wiederkehrende Ausdrucksformen des Despotismus"

(Menzel 1992, S. 102).

Läßt sich im Verfolg des Chinabildes in der europäischen Tradition Modernisie­

rung stets als implizite, kontrastierende Hintergrundsfolie der Interpretation ent­

decken, so wird sie in Max Webers kultursoziologischer Darstellung chinesischer Entwicklung, und insbesondere chinesischer Wissenschaft und Technik, die ent­

scheidende Variable. Während das "fortschrittliche" Europa eine "Entwicklungs­

richtung von universeller Bedeutung und Gültigkeit" (Weber 1934, S. 1, 341) eingeschlagen hat, bildeten kaiserlich-patrimoniale Herrschaft und konfuziani­

sche Ethik eine Bürokratie heran, die auf Pietätsbanden gründete und deren Ideal klassisch-literarische Allgemeinbildung anstelle der spezialisierten Fachqualifi­

kation war (Weber 1964, S. 776-777). Tilman Spengler spricht von der "Wieder­

geburt des Gedankens von der orientalischen Despotie in den modernen Begrif­

fen einer Herrschaftssoziologie" bei Weber als Grund für das Nichtaufkommen einer emanzipatorischen Stadtkultur und das Nichtentstehen moderner Wissen­

schaft und Technik (Spengler 1979, S. 25).

Welche Bedeutung hat die Tradition für das heutige China und seine Entwick­

lung? Die Transformation und Modernisierung der chinesischen Gesellschaft nach 1949 wird bisweilen als das größte soziale Experiment in der Geschichte der Menschheit bezeichnet. Nach dem Erfolg der Oktoberrevolution im agrari­

schen Rußland vollzog das koloniale China seine nationale und antiimperialisti­

sche Erhebung. In den 30er Jahren setzte Mao Zedong auf die Revolution der bäuerlichen Klassen, die sich nicht auf entwickelte industrielle Produktivkräfte,

14 Glaeser • Umwelt und Entwicklung in China

(19)

sondern auf ländliche Armut gründete. Nach ihrem Erfolg 1949 wurde das sow­

jetische Entwicklungsmodell, Forcierung der Schwerindustrie und der ländlichen Zwangskollektive, auf China übertragen. Damit entstand eine politische Al­

ternative zur westlichen Modernisierung und ein Modell für Entwicklungs­

länder.5

China suchte somit mit Hilfe westlicher Ideen und Technik eine Erneuerung; das heißt eine Modernisierung, die jedoch - ähnlich wie in Japan und anderen Länder Ostasiens - nicht mit Verwestlichung (westernization) gleichzusetzen ist. So sieht C. L. Yu die Modernisierung Chinas fast im Gegenteil als Fortsetzung chi­

nesischer Kulturtradition, vorbereitet durch die klassischen Auffassungen von Materialismus und Dialektik. Hierfür führt er Belege an, die von etwa 1100 v.u.Z. bis 1900 unserer Zeitrechnung reichen (Yu 1987b, S. 14-27). Auf diese Tradition führt er die leichte Übernahme marxistischer Theorie zurück, die auf dem geistigen Humus klassischen Denkens leichtes Spiel gehabt habe. Unter Berufung auf Joseph Needham führt er aus, nicht anders sei es zu erklären, daß die chinesische Intelligentsia den dialektischen Materialismus mit solcher Ein­

mütigkeit annahm, da die Weitsicht chinesischer Kultur seit jeher organisch­

materialistisch mit wenig Raum für idealistische Denkgebäude gewesen sei (Needham 1969, S. 156; zitiert in Yu 1987b, S. 27).

Für Yu liegt ein wesentlicher Faktor für den Erfolg Mao Zedongs in der Über­

nahme des Marxismus, im Sinne einer Rekonstruktion chinesischer Philosophie einschließlich ihrer Praxisorientierung zum Zwecke der Revolution. So interpre­

tierte Mao die klassisch-konfuzianistische Debatte um das Verhältnis von Wissen (zhi) und Tim (xing) mit dem Neokonfuzianisten Wang Yangming (1472-1528) als Einheit beider: "To discover truth (knowing) through practice (doing), and through practice to verify and develop truth" (Mao 1965, S. 308; zitiert in Yu 1987b, S. 28). Wichtig für Mao war die Verarbeitung und Anwendung des Wis­

sens westlicher Wissenschaft und Technologie auf die Praxis der Revolution und vor allem Produktion - kurz auf Chinas Modernisierung, die gerade nicht auf Verwestlichung zielt, wie Yu mit Verve betont. Das heißt: Marxismus in China war mehr als ein revolutionärer Leitfaden, ein Kochbuch der Revolution; das

5 Zu fragen wäre m it Menzel, ob bäuerliche Bewegungen überhaupt revolutionär sein können und nicht vielm ehr restaurativ sein müssen (Menzel 1992, S. 60-61).

(20)

Augenmerk wurde auf soziales Handeln und insbesondere produktives Handeln gelenkt.

Ähnlich wie Yu argumentiert Johan Galtung, daß die westlichen Positionen so­

wohl das Liberalismus (Individualismus, Wettbewerb, Kapitaleffizienz) als auch das Marxismus (Solidarität, Klassenkampf, Revolution) ihre Legitimation in der chinesischen Tradition finden: Wachstum im Konfuzianismus und Verteilung im Buddhismus. Für das chinesische Denken sei es selbstverständlich, Widersprü­

che nicht nur zu dulden, sondern miteinander zu kombinieren, so daß sich in be­

zug auf das zu verfolgende Entwicklungskonzept lediglich die Frage stelle, ob Wachstum Vorrang haben soll, gefolgt von Verteilung, oder umgekehrt (Galtung 1987, S. 42-43). Der chinesische Weg - so eigenartig es klingen mag - besteht nach Galtung in der Kombination von Kapitalismus und Sozialismus: zum Errei­

chen von Wachstumsdynamik und von gerechter Verteilung. Die Pole oszillieren entweder in zeitlicher Abfolge oder - wie in den freien Wirtschaftszonen - in räumlicher Trennung nach dem Motto yi guo, liang zhi (ein Land, zwei Sy­

steme).

Sinngemäß das gleiche scheint auch bezüglich denkerischer Naturtradition und praktischem Umweltverhalten zu gelten - vorausgesetzt, wir dürfen nunmehr das

"eurokritische" Argument, daß der Westen den Osten nicht nur technologisch, sondern intellektuell kolonisiert habe, so daß den Asiaten nur noch der Entwick­

lungsweg westlicher Modernisierung offenstehe, im Hinblick auf China zurück­

weisen oder zumindest zurückstellen. Nach Callicot und Arnes (1989, S. 283- 284) spricht manches dafür, daß daoistisch-buddhistisches Ideal und tatsächliche Praxis im Verhalten gegenüber natürlicher Umwelt nicht im Einklang stehen und vielleicht nie standen. Un-daoistische Aktionen wider die Natur, gigantische Umwelttransformationen wie der Bau der chinesischen Mauer, Kanalausbauten oder das Abholzen von Gebirgszügen, gehören ebenfalls zur chinesischen Tradi­

tion. Nach Tuan Yi-Fu (Tuan, 1968; zitiert in Callicot/Ames 1989, S. 283-284) geschahen derartige Großaktionen in sogenannten Tang-Perioden, das heißt in Zeiten der Dominanz des männlichen Himmelsprinzips, der Abstraktion und der Geometrie, über die weibliche Erde; während in Tzn-Perioden das Erdprinzip in Einklang mit der Geomantik6 des Feng-Shui befolgt wurde, der Kunst, Hügel-

6 geo-manteia = Vergöttlichung m it Hilfe geographischer Formen; W ahrsagen m it M itteln der Erde.

16 Glaeser • Umwelt und Entwicklung in China

(21)

formen und Richtungen der Wasserläufe bei der Anlage von Gebäuden, Straßen oder Brücken zu berücksichtigen, das heißt die modellierenden Einflüsse von Wind und Wasser aufzunehmen. Mit anderen Worten: China selbst verfügte über eine doppelte Tradition kognitiver Konstrukte, neben der buddhistisch- daoistischen die "astronomische und heroische", ohne hierfür auf westliches Denken zurückgreifen zu müssen.

3. Konsequenzen für die gesellschaftliche Transformation 3.1. Entwicklungstheoretische Voraussetzungen

Gegen Ende der 40er Jahre dieses Jahrhunderts nach Ausbruch des "kalten Krie­

ges", begann die amerikanische Politik mit ihren Bemühungen, den Kommunis­

mus weltweit einzudämmen. Dieses politische Interesse fand seine sozialwissen­

schaftliche Grundlegung in der Modemisierungstheorie und der Entwicklungs­

ökonomie in ihrem Gefolge. So ist zum einen die soziologische Theorie der Mo­

dernisierung zurückzubinden an die Politik der Modernisierung - insbesondere Westeuropas nach dem Zweiten Weltkrieg - und deren konvergenztheoretischen Blick auf das Ost-West-Verhältnis (Müller 1992, S. 115).

Die politische Umsetzung der Entwicklungsökonomie, auf der anderen Seite, wurde Entwicklungshilfe beziehungsweise Entwicklungspolitik, später Entwick­

lungszusammenarbeit genannt. So entstand der Gedanke der nachholenden Entwicklung aus der Modemisierungspolitik und ist programmatisch festgehalten in der Charta der Vereinten Nationen. Er stellte zugleich die außenpolitische Devise von Präsident Truman dar, die er 1949 vor der Academy of the Political and Social Sciences vortrug:

"Under Article 56 [of the United Nations Charter] we have promi­

sed ... 'to promote higher standards of living, full employment, and conditions of economic and social progress and development'. For these reasons, assistance in the development... has become one of the major elements of our foreign policy" (Truman 1949, S. 184; zitiert in Müller 1992, S. 116).

Modemisierungstheorie und Entwicklungsökonomie führten die Rückständigkei­

ten der ehemaligen Kolonien auf innergesellschaftliche Faktoren zurück. Mo­

dernisierung wurde verstanden als zwangsläufiger globaler und eindimensionaler

(22)

Prozeß, von dem alle Gesellschaften irgendwann erfaßt würden. Unter Entwick­

lung verstand man primär Wirtschaftswachstum, das heißt Produktions- und Pro­

duktivitätssteigerung in Industrie und Landwirtschaft; sekundär Alphabetisie­

rung, Urbanisierung und soziale Mobilisierung und Transformation zugunsten des monetären Sektors; tertiär Partizipation und Demokratisierung. Entwick­

lungsökonomisch konkurrierten zwei Richtungen. Die Neoklassiker setzten auf die Marktkräfte, folgten der Theorie der komparativen Kostenvorteile und emp­

fahlen internationale Arbeitsteilung. Die Keynesianer vertrauten auf staatliche Eingriffe, folgten der Theorie des ausgabenorientierten demand pull und empfah­

len eine vorwiegend binnenmarktorientierte Wachstumsstrategie (Menzel 1992, S. 17-18).

In Konfrontation zur Modemisierungstheorie entstand in den 60er Jahren die De- pendenztheorie, als Abart und Neuauflage der Imperialismustheorie. Die Ursa­

chen der Entwicklungsproblematik wurden von innen nach außen verlegt: Ge­

sellschaftliche Deformation, Unterentwicklung und Rückständigkeit rühren da­

nach von zum Teil jahrhundertelanger kolonialer Ausbeutung her. Nach Gewin­

nung der Unabhängigkeit führe die Weltmarkteinbindung mit dem Instrument des ungleichen Tauschs die Ausbeutung fort und halte die Rohstoff- und Agrar­

länder von der Industrialisierung fern und damit in Abhängigkeit von den frühe­

ren Kolonialherren. Empfohlen wurde entsprechend ein Ausstieg aus dem Kon­

text des Weltmarktes in Erwartung einer sich anschließenden industriellen Ent­

wicklung. Steigerung der Produktivität und binnenmarktliches Wachstum sollten anstelle einer "peripheren" einer "autozentrierten" Logik folgen. "Der Unter­

schied [zur bürgerlichen Theorie] reduzierte sich im Grunde auf die Instrumente ihrer Durchsetzung und die Schaffung der politischen Voraussetzungen" (Menzel

1992, S. 20).

Historisch ist hierzu anzumerken, daß Marx, der sich in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts der kolonialen Frage zuwandte, die zerstörende Wirkung des britischen Warenexports für das einheimische chinesische und indische Gewerbe herausstellt. Er wird so zum "Kronzeugen für die Dependenztheorie", indem er die Unterentwicklungsprozesse auf Weltmarkteinflüsse zurückführt. Zugleich betont er die "progressive Rolle" von Kapitalismus und Kolonialismus, die die orientalische Despotie zerstören. Damit wird er auch zum Vorläufer der Mo­

demisierungstheorie (Menzel 1992, S. 85).

18 Glaeser • Umwelt und Entwicklung in China

(23)

Seit den 70er Jahren dieses Jahrhunderts ist die Modemisierungstheorie mehr oder weniger diskreditiert als "westernization". Mit Beginn der 90er Jahre steigt sie jedoch überraschend als Phönix aus der Asche des kollabierten realen Sozia­

lismus. Stagnation und weitgehendes Scheitern der Dependenztheorie, die letzt­

lich - um Kant abzuwandeln - die außenverschuldete Unmündigkeit der Entwick­

lungsländer nicht nachweisen konnte, spielten sicher eine Rolle (vgl. Zapf 1991, S. 83).

3.2. Zur Prognostik der Transformation

Wie läßt sich die Entwicklung Chinas, insbesondere unter dem Aspekt der Mo­

dernisierung und ihrem Indikator Umweltpolitik, theoretisch erfassen und ein­

schätzen, vielleicht gar in ihrem künftigen Verlauf prognostizieren? Den Ver­

such einer sozialwissenschaftlichen Prognose zur Beantwortung dieser Frage hat Johan Galtung, wie folgt, unternommen. Auch die gegenwärtige Modemisie- rungsphase werde zu Ende gehen wegen der ungelösten sozialen Konflikte - Klassenwidersprüche, wie Galtung sie nennt: weniger gerechte Verteilung, mehr Ungleichheit und schließlich Ausbeutung der Massen. Um auf dem Welt­

markt konkurrieren und exportieren zu können, müßten die Arbeiter schlecht be­

zahlt werden. Ihre adäquate Versorgung wiederum gehe auf Kosten der Bauern.

Inflation und (zum Teil verdeckte) Arbeitslosigkeit gingen einher mit der Öff­

nung der Märkte (Galtung 1987, S. 41).

Zur Begründung seiner Prognose stellt Galtung die Hypothese von der

"Verteilungs-Wachstums-Oszillation" auf:

• Die chinesische Geschichte seit 1949 kann interpretiert werden als progressive Oszillation zwischen verteilungs- und wachstumsorientierter Politik.

• Diese Oszillation wird sich auch in Zukunft fortsetzen mit der Folge, daß die gegenwärtige Modemisierungspolitik ihr Ende ebenso erreichen wird wie zu­

vor die Kulturrevolution.

• Diese Oszillation ist nicht als Versuch und Irrtum zu werten, sondern ent­

spricht dem chinesischen Entwicklungskonzept in Konsistenz mit der Kultur­

tradition Chinas (Galtung 1987, S. 33).

Im einzelnen hat Galtung vier jeweils neun Jahre dauernde sozioökonomische Entwicklungsphasen ausgemacht, die entweder dem Typus "Verteilung und So­

zialismus" oder dem Typus "Wachstum und Modernisierung" zuzuordnen sind.

(24)

Nach der Revolution von 1949 war bis 1958 die prioritäre Aufgabe Verteilung, insbesondere auf dem Lande. Land wurde umverteilt und als Produktionsmittel kollektiviert. Ökonomische Kontrolle ging vom Lande aus, nicht von den indu­

striellen Zentren. Volkswirtschaftliche Produktivität oder Lebensstandard konn­

ten in diese Periode kaum erhöht werden. Der Wendepunkt ist dann 1958, der große Sprung vorwärts, mit dem Ruf nach Wachstum und Produktivität. Volks­

kommunen werden eingerichtet, Technologien von der Sowjetunion übernom­

men. Verteilung (auch von Macht) ging während dieser Zeit zurück.

Die Antwort hierauf wiederum war die Kulturrevolution von 1966 bis 1969, eigentlich eine soziale Strukturrevolution: mit dem Angriff auf die herrschenden Eliten (Wirtschaft, Intelligenz, Militär, Partei) und mittels Dezentralisierung (self-reliance der Volkskommunen, kleine Fabriken, informelle Ausbildung, Revolutionskomitees; vgl. Myrdal 1985a und b). Das Ergebnis war eine Umver­

teilung der Macht, insbesondere auf der lokalen Ebene, nicht primär des Kon­

sums. Elemente eines Generationenkonflikts waren ebenso präsent wie solche des Klassenkampfes: Jüngere, oft weibliche Studenten protestierten gegen die neue Herrscherklasse der Veteranen des Langen Marsches. Es ging um die Errungenschaften des Klassenkampfes von 1949 und deren Gefährdung durch die neuen Eliten.

Der trade-offist bekannt: Der politische Preis für ein höheres Maß an Gleichheit war der Verlust individueller Freiheit (nicht nur unter den Eliten), von Men­

schenrechten im westlichen Sinne. Der wirtschaftliche Preis war Stagnation:

Wachstumsverluste und Produktivitätsverluste durch mangelnde technologische Entwicklung. Außer der Barfußmedizin (z.B. Akupunktur) und einigen Agrar­

technologien (z.B. biologische Schädlingsbekämpfung, Biogas) wurden kaum

"Volkstechnologien" entwickelt.

Die bisher letzte, noch andauerende Phase der vier Modernisierungen - bei Gat­

tung mit Maos Tod 1976 angesetzt - ist wieder eine des Wachstums. Neue und effiziente Technologie wurde im Ausland geordert. Damit wurden Bürokratie, Kapital und Forschung mit ihren Eliten wieder gestärkt - im Gegenzug zu Parti­

zipation, Arbeit und improvisierender Kreativität. Eine liberalere Orientierung setzte sich zunächst durch. Si Ren Bang (die Viererbande der Kulturrevolution), war eine Propagandaübung, diente der Personalisierung eines sozialen Konflikts und mystifizierte dabei chinesische Entwicklungspolitik. Die eigentlichen

20 Glaeser • Umwelt und Entwicklung in China

(25)

Widersprüche liegen darin, daß technologische Entwicklung und Wachstum mit geringerer wirtschaftlicher, sozialer und politischer Gleichverteilung einhergehen (Galtung 1987, S. 34-41).

Galtungs Neun-Jahre-Rhythmus der sozialen Oszillation war zu kühn als Progno­

se und zu starr, um einzutreffen. Zu einfach wäre es aber, auf den Fristablauf 1985 zu verweisen; 1989 fand vor den Augen der schockierten Weltöffenlichkeit mit dem Schießbefehl der überalterten politischen Führung zumindest die innere Liberalisierung ein Ende (vgl. Galtung 1992, S. 17).

Zu fragen ist vielmehr, wie stabil die seit 1978 geschaffenen wirtschaftlichen und sozialen Strukturen und Institutionen sind, um zu beurteilen, ob soziale Prozesse einen neuerlichen grundsätzlichen Wandel in der Entwicklungspolitik Chinas einleiten können. Auf dem Prüfstand steht die Reversibilität von eineinhalb Jahrzehnten Wachstums- und Modemisierungspolitik. Hierzu vertritt Ste­

fan Brüne die klare Gegenthese zu Galtung mit folgenden Argumenten (Brüne 1993, S. 304-306).

Die Volksrepublik China blickt - seit der Einleitung einer marktorientierten Reform- und Öffnungspolitik im Dezember 1978 - auf eine wirtschaftlich unge­

wöhnlich erfolgreiche Periode zurück. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im Durchschnitt der 80er Jahre um jährlich 9,5 %. In den letzten Jahren betrug das Wachstum 7,7 % für 1991, 12,8 % für 1992 und 13,8 % für das erste Halbjahr 1993. Seit 1978 gelang der Sprung vom vierunddreißigsten auf den dreizehnten Rang der Welthandelsnationen, wobei der Anteil der verarbeiteten Exportgüter bei ungefähr 80 % liegt. Ausländische Direktinvestionen haben sich von 6 Milli­

arden US Dollar im Jahre 1983 auf 13 Milliarden US Dollar 1991 mehr als ver­

doppelt. In den Wachstumszentren an der Küste ist eine starke Zuwanderung aus dem Landesinneren festzustellen. Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas schlug vor, die Errichtung einer "sozialistischen Marktwirtschaft"

als Staatsziel in der Verfassung zu verankern und die bisherige Formulierung

"Planwirtschaft auf der Grundlage des öffentlichen Eigentums" zu streichen (Brüne 1993, S. 304).

Brüne bewertet die Fakten wie folgt: Das Verhältnis von Wirtschaft und Staat habe sich "grundlegend - und wahrscheinlich irreversibel" im Rahmen von bisher vier Reformphasen gewandelt. In Phase 1 1979 bis 1984 begannen die Wirt-

(26)

Schaftsreformen in der Landwirtschaft mit der Einführung privater Bodennut­

zungsrechte. In Phase 2 1984 bis 1988 erhielten die Industriebetriebe, analog zur Landwirtschaft, eigentumsunabhängige betriebswirtschaftliche Entscheidungs­

rechte in den Bereichen Produktion, Absatz, Investition und Personal. Nach einer respektiven Krisenperiode 1988 bis 1991 ist seit Mitte 1991 eine vierte in­

tensivierte Reformphase mit Schwerpunkten in der Liberalisierung des Preis- und Lohnsystems zu verzeichnen. Insgesamt sei die wirtschaftliche Verflechtung mit den ostasiatischen Nachbarländern so weit vorangeschritten, daß keine chinesi­

sche Regierung mehr in der Lage sei, zu der von Galtung prognostizierten neuer­

lichen Verteilungspolitik anstelle des Wachstums zurückzukehren, auch wenn Umfang und Geschwindigkeit der Wirtschaftsliberalisierung - wie Brüne konze­

diert- auch künftig zu Auseinandersetzungen führen können (Brüne 1993, S. 304-305; vgl. auch Schmidt 1993, S. 11).

Zur Einschätzung derart gegensätzlicher Prognosen erscheint es für Sozialwis­

senschaftler unabdingbar, nach möglichen sozialen Begleiterscheinungen der Umwandlung einer Planwirtschaft stalinistischer Prägung in eine Marktwirtschaft zu fragen. Da insbesondere makroskopische empirische Sozialforschung in China noch immer schwierig ist, bietet sich zum Zwecke "gegründeter Spe­

kulation" bei allen Unterschieden der vergleichende Blick nach Osteuropa an, die ehemalige DDR eingeschlossen. Hier haben wir - im Falle der neuen Bun­

desländer leidvoll - gelernt, daß nachholende Modernisierung keiner Automatik folgt, kein problemloser Prozeß sich selbst organisierender Systeme ist, vielmehr kurz- bis mittelfristige Übergangskrisen produziert, die soziale Kosten und Lei­

den verursachen (Zapf 1992).

Parsons mag der Sowjetkommunismus im Zuge der Systemkonvergenz nicht als Abweichung von der westlichen Kultur erschienen sein, wie Klaus Müller betont, sondern als radikaler Versuch, die in der französischen Revolution angelegte Spannung zwischen Freiheit und Gleichheit zugunsten der Gleichheit zu ent­

scheiden (Müller 1992, S. 117). Insofern bleibe Modernisierung die Klammer, die Kapitalismus und Sozialismus in einen übergeordneten System vereint. Im Widerspruch zu den Erwartungen der traditionellen Modemisierungstheorie ha­

ben sich jedoch soziostrukturelle Hindernisse bei der Transformation gezeigt (Müller 1992, S. 120-131), die sich in China wiederholen könnten.

22 Glaeser • Umwelt und Entwicklung in China

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Übersehen wird häufig, daß gegenläufige "objektive" Interessen und infolgedes­

sen Widerstände gegen eine Modemisierungspolitik nicht allein bei der Funktio­

närselite anzutreffen sein können, sondern auch bei anderen und weiteren Teilen der Bevölkerung. Als Werte zählen für die Arbeiter Chinas - ähnlich denen in Osteuropa - vor allem Sicherheit von Arbeitsplatz und Einkommen, eine gesell­

schaftlich egalitäre, wenn nicht privilegierte Position, sowie geringe Arbeits­

intensität.7 In der Transformationsphase drohen dagegen die Wegrationalisie­

rung von Arbeitsplätzen, reale Einkommenskürzungen durch Preissteigerungen, höhere Leistungsanforderungen und individuelle Verantwortung. Die Intelligenz einschließlich der Hochschulabsolventen ist ebenfalls betroffen, wenn Positionen in Partei und Staatsapparat wegfallen. Kürzungen im Sozialetat würden zu Lasten der Rentner und anderer Sozialleistungsempfanger gehen. Kurz: Eine Verengung der Moderisierungspolitik auf kurzfristige Kosteneffizienz läuft Gefahr, die mittelfristigen Ziele der Sozialpolitik ebenso wie die langfristig umweltpolitischen - etwa die Umweltforschung in Landwirtschaft, Industrie und Hochschulbereich - aus dem Auge zu verlieren.

Das sozialstrukturelle Dilemma wird darin sichtbar, daß technischer Fortschritt, andere Produktionsweisen und andere Produkte, neue Dienstleistungen, Wandel, Mobilität und differenziertere Arbeitsqualifikationen erfordern und damit Ge­

winner und Verlierer des sozialen Umbaus produzieren. Somit konkurriert öko­

nomische Modernisierung mit der bisherigen Systemlegitimation, und falls es doch noch zu Erfolgen in der Demokratisierung kommen sollte, könnten diese sogar die Instrumente zur Verhinderung von Reformen liefern.

Ähnlich wie in Osteuropa oder der ehemaligen Sowjetunion ist im Vollzug der Reformpolitik auch eine stärkere Dezentralisierung und Regionalisierung vor­

stellbar (vgl. Müller 1992, S. 128). Neue Nationalismen, fundamentale Religi­

onsgemeinschaften, die entsprechenden regionalen Eliten und nicht-repräsentati- ve Quotierungen (wie zugunsten der Unterkasten in Indien) könnten die Moder- nisierungspolitik der Zentrale in Beijing beeinträchtigen. Proteste, regionale Bewegungen, territoriale Ansprüche und Konflikte könnten die Wachstumserfol­

ge neutralisieren. Stattdessen würden nur die Kosten der Transformation verteilt, verbunden mit der Repression der jeweiligen Minderheiten in immer kleineren Teilregionen, nach dem Modell des ehemaligen Jugoslawien.

7 Zum W ertwandel in China vgl. Inglehart 1989, S. 197-202 bzw. Inglehart 1990, S. 153-157

(28)

Die ökonomische Modernisierung Chinas von oben kommt um die soziale Trans­

formation nur auf Kosten der massiven Repression und kulturellen Gängelung der Bevölkerung herum. Dies hat Spannungen erzeugt, die fortschwelen - wie mir aus vertraulichen Gesprächen bekannt ist - die auch eine soziale Explosion als sehr reale Möglichkeit erscheinen lassen. Umweltbewegungen wie in der DDR könnten durchaus zum Kristallisationspunkt für den gesellschaftlichen Um­

sturz werden. Einstellungen und Akzeptanzen, Konfliktpotentiale und sozialer Wandel wären Gegenstand einer empirischen Sozialforschung in China, die den Umständen entsprechend sensible Methoden zu entwickeln hätte, um die Risiken und Spielräume der Veränderung des Umbruchs, des Konsenses auszuloten. Auf die zunehmende Bedeutung der kulturellen Faktoren für die soziale Stabilität und wirtschaftliche Entwicklung hat Huntington eindringlich hingewiesen (Huntington 1993 S. 3).

3.3. Ausblick: Umwelt und Entwicklung in der Soziologie

Offenbar genügt es nicht - und hier ziehe ich einige Folgerungen für Umwelt und Entwicklung in der Soziologie -, Modemisierungserfordemisse allein wirtschaft­

lich zu bestimmen. Ein adäquater Modemisierungsbegriff würde neben den konflikttheoretischen Überlegungen auch ökologische Erfordernisse einschlie­

ßen. Diese Einsicht ist sicher nicht unbeeinflußt von dem durch den Club of Rome Anfang der 70er Jahre initiierten Diskurs über ökologische Wachstums­

grenzen. Das hierauf fußende Konzept des ecodevelopment betonte den Zusam­

menhang von Entwicklung und Umwelt und erfuhr knapp zwei Jahrzehnte später seine politischen Weihen auf dem internationalen Parkett in dem neuen, sprach­

lich weniger anstößigen Gewand des "sustainable development", der nachhalti­

gen oder dauerhaften Entwicklung.

Dieses Konzept winde von der entwicklungssoziologischen ebenso wie von der entwicklungsökonomischen "Großtheorie" geflissentlich übersehen, einerseits

m it einem gewissen Recht angesichts seiner unübersehbaren theoretischen Unrei­

fe und seiner offensichtlich zunächst schwierigen politischen Umsetzbarkeit.

Andererseits bestand sicherlich eine Abneigung gegenüber einem Konzept, das sich von allen liebgewordenen Überzeugungen und theoretischen Grundpfeilern abwandte:

24 Glaeser • Umwelt und Entwicklung in China

(29)

• Anstelle der Ökonomie wurde Ökologie zum Leitparadigma; der Wirtschafts- haushalt wurde auf den Naturhaushalt zurückgefuhrt.

• Wirtschaftswachstum wurde unter Gefahrdungsaspekten statt unter denen des sozialen Heils gesehen.

• Statt des industriellen Sektors rückte der agrarische in den Vordergrund des Interesses; Risikominimierung durch Emährungssicherung verdrängte Profit­

oder Nutzenmaximierung als existentielle Leitkatagorie.

• Anstelle großräumlicher und großtechnologischer Faktorallokation und kom­

parativer Standortvorteile traten kleinräumliche Standortgerechtigkeit, soziale Angepaßtheit und Überschaubarkeit im Sinne des "small is beautiful".

• Konkrete Menschen und Dörfer lösten abstrakte Märkte und Strukturen als Ziel und Gegenstand der Entwicklung ab.

Soziologisch gesprochen, vollzog sich hier die Überführung des HEP- in das NEP-Paradigma, des human exemptionalism in das new ecological paradigm, wie Catton und Dunlap dies vor allem zwischen 1978 und 1980 ausführten und damit die Umweltsoziologie als neue akademische Disziplin begründeten (Catton/Dunlap 1978a und b; Dunlap/Catton 1979; Catton/Dunlap 1980). Der theoretische Anspruch bestand darin, physisch-biologische Faktoren als unab­

hängige Variablen in ihrem Einfluß auf soziale Struktur und soziales Verhalten, die abhängigen Variablen, anzuerkennen. Dies wäre in der Tat innerhalb der Soziologie ein neues Paradigma, das - so die Intention von Catton und Dunlap - die Mainstreamsoziologie verändern müßte (Catton/Dunlap 1980, S. 42), das je­

doch zumindest - dies ist die hier vorgetragenen Überzeugung - die Entwick­

lungssoziologie mit einer Fülle von mikrosoziologischen empirischen Fallstudien bereits befruchtet hat und die gescheiterte entwicklungssoziologische Großtheo­

rie (Menzel 1992) auch theoretisch zu befruchten beginnt. Wenn Buttel umge­

kehrt neue und befruchtende Ansätze für die Umweltsoziologie aus der Entwick­

lungssoziologie kommen sieht (Buttel 1987, S. 484), dann ist das lediglich die andere Seite derselben Medaille.

4. Schlußfolgerungen

Angesichts der gewaltigen Umweltzerstörungen in westlichen Ländern und mit westlicher Technologie liegt der Blick nach Asien nahe. Hier scheint es gedank­

liche Traditionen zu geben, die das Miteinander von Mensch und natürlicher

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