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Academic year: 2022

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SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 26/01

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ROLANDBILL,

EIDGENÖSSISCHEFORSCHUNGSANSTALTWÄDENSWIL

E

s ist eine Tatsache, dass Fettleibigkeit (Adipositas) ein Schlüsselproblem der Zivilisationskrankhei- ten – nicht nur in Europa – ist und wesentlich zu den steigenden Kosten im Gesundheitswesen beiträgt», bemerkte Professor Paul Walter, Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Ernährung (SVE) in seinem Eröffnungsreferat. Genetische Faktoren, eine regelmässige sportliche Betätigung, eine gute medizi- nische Versorgung, ein stabiles seelisches Gleichge- wicht sowie eine ausgewogene Ernährung führen, vereinfacht betrachtet, zu einer stabilen Gesundheit.

Mit der richtigen Wahl der Lebensmittel und Geträn- ke bei der täglichen Nahrungsaufnahme übernimmt dabei jeder selbst einen wesentlichen Teil an Verantwortung für sein Wohlbefinden. Periodisch durchgeführte Volksbefragungen hinsichtlich der Ernährungsgewohnheiten lassen, das beweist auch die im Jahr 2000 von Nestlé Suisse erarbeitete und von Bianca-Maria Exl-Preysch vorgestellte Nutri- Trend-Studie, Abweichungen früh erkennen und zei- gen, in welche Richtung des Schweizers Gelüste bei der Verpflegung gehen. Diese Erkenntnis nützt den Konsumenten wie der Lebensmittelindustrie.

Statistische Angaben zur Studie

Die vom Demoscope-Institut in Luzern durchgeführte telefonische Befragung erfasste Einzelpersonen im Al- ter zwischen 18 und 74 Jahren aus der Deutsch- schweiz (50%), der Westschweiz (25%) sowie dem Tessin (25%). Insgesamt wurden 1004 Fragebögen (526 Frauen und 478 Männer) ausgewertet.

Wenn wir auch als arbeitsames Volk eingestuft wer- den, so zeigt diese Studie doch, dass nur jede fünfte Schweizerin voll berufstätig ist. Gerade 37 Prozent ar- beiten Teilzeit und 40 Prozent sind nicht erwerbstätig.

Schweizer Frauen stehen somit im europäischen Ver- gleich weniger häufig im externen Berufsleben.

Die Schulbildung ist bei der Stadtbevölkerung bes- ser als bei den Befragten auf dem Land. Das wider- spiegelt sich ebenfalls im Haushaltsbudget, das in städtischen Verhältnissen höher angegeben wird als in ländlichen Regionen.

Ungefähr ein Drittel aller Befragten hat ein zu ho- hes Körpergewicht. Aus dem Fragebogen wurde der sogenannte Body Mass Index (BMI) berechnet, der das Körpergewicht in Relation zur Körpergrösse stellt. Insgesamt sind 3% der Schweizer untergewich- tig, 66% normalgewichtig, 26% übergewichtig und 5% stark übergewichtig. Männer überschreiten ihren optimalen BMI dabei häufiger als Frauen.

ERNÅHRUNG

Ernährung zwischen Tradition und Moderne

In Zusammenarbeit und mit finanzieller Unterstützung des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) führte Nestlé Suisse im Jahre 2000 eine umfassende Befragung zu den Ernährungsgewohnhei- ten der Schweizer Bevölkerung (Nutri-Trend-Studie) durch. Erfreulich ist, dass gut drei Viertel der Befragten auf die Ernährung achten. Die Studie zeigt aber auch, dass ein Drittel der Bevöl- kerung übergewichtig ist.

Ernährungswissen der Schweizer

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

den Kalorienbedarf täglich ausrechnen und sich daran halten Light-Produkte Potionen immer kleiner wählen, als das Auge möchte

Bioprodukte auf den Cholesteringehalt der Nahrung achten

nicht zu viel Fleisch regelmässig Fisch nicht zu stark salzen regelmässig Milchprodukte regelmässig essen (3 - 5-mal am Tag) auf Fett/Ölsorten achten genügend Nahrungsfasern/Ballaststoffe abwechslungsreich/ausgeglichen viel Gemüse/Salat/Früchte

wichtig es geht so nicht wichtig weiss nicht/keine Angabe

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Wissen allein genügt nicht

Das durchschnittliche Ernährungswissen (Grafik) der Schweizer ist sehr gut. Beinahe 90 Prozent der Be- fragten wissen, dass viel Gemüse, Salat und Früchte für ihr Wohlbefinden wesentlich wären. Mindestens die Hälfte davon ist sich ebenfalls bewusst, dass Milchprodukte und Fisch auf dem Speiseplan er- scheinen sollten. Neun von zehn Befragten kennen ebenfalls die Bedeutung der Begriffe «Cholesterin»,

«Kohlenhydrate» oder «Proteine» in der Ernährung.

Ernährungsempfehlungen, wie sie etwa in der Nah- rungsmittelpyramide zu finden sind, werden durch- aus als sinnvolle Hinweise betrachtet. Die Umsetzung dieser Empfehlungen, das zeigen auch die Lebens- mittel-Verbrauchsstatistiken, fällt allerdings den Schweizern ziemlich schwer. Das deutet darauf hin, dass Essen schlussendlich eben ein sinnliches Ver- gnügen ist und allzu restriktive Verhaltensregeln die Freude am Essen vergällen. Das Wissen alleine, dass eine ausgewogene Ernährung eine entscheidende Rolle bei der Prävention von Herzkrankheiten, Al- tersdiabetes oder Osteoporose spielt, genügt nicht.

Eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten tritt, so die Schlussfolgerung der Studie, wohl erst bei ei- nem persönlichen Leidensdruck ein. Um solch prekä- re Situationen zu vermeiden, sollte das Wissen aus dieser Studie auch auf der Produzentenseite offenes Gehör finden. Mit der Herstellung von Lebensmitteln mit Zusatznutzen (Functional Food) ist wohl der rich- tige Weg eingeschlagen, doch erscheinen von den gleichen Produzenten fast tagtäglich fett- und kalori- enhaltige Snacks auf dem Markt, deren trendige Wer- bespots «für den Hunger zwischendurch» nicht nur den jugendlichen Anteil der Bevölkerung in Versu- chung führen.

Die Ernährungsgewohnheiten

Die Studie beweist: Das Mittagessen hat Tradition und bleibt auch weiterhin die Hauptmahlzeit der Schwei- zer Bevölkerung. Verpflegt wird normalerweise zu Hause. Gute 63% der Bevölkerung kocht regelmässig selber, wenngleich auch der Zeitaufwand fürs Ko- chen, bedingt durch das enorme Angebot an vorge- fertigten Lebensmitteln, bei 50% der Befragten heute weniger als eine Stunde pro Tag beträgt. Erwartungs- gemäss hat die Berufstätigkeit einen entscheidenden Einfluss auf die Gewohnheiten der Mittagsmahlzeit.

Selbst bei voller Erwerbstätigkeit nehmen aber doch noch 45% der Befragten das Mittagessen zu Hause ein.

Die Gastronomie hat einen hohen Stellenwert.

Beim Essen auswärts ist eindeutig die mediterrane Küche in der Favoritenrolle, knapp gefolgt von der traditionellen Schweizer Küche sowie der asiatischen Kochkunst.

Beim Thema Fast Food sind sich die Schweizer ei- nig, dass es nicht unbedingt der gewünschten Esskul- tur entspricht. Trotzdem florieren die Fast-Food-Ket- ten. Sie ködern mit unkonventionellem und schnel- lem Service sowie lässig lockeren Tischsitten die mehr oder weniger jugendliche Bevölkerung. Der weltweite Erfolg der knautschweichen Hamburger als Nahrungsquelle beruht – so eine Studie amerika- nischer Psychologen – bei der jüngeren Generation zu einem guten Teil auf der Assoziation mit der Ge- borgenheit während der Stillzeit an Mutters Brust.

Tiefkühl- oder Fertigpizzas spielen bei den 18- bis 24- Jährigen eine wichtige Rolle im Speiseplan.

Nicht zu vernachlässigen ist der Konsum von Ge- tränken. Reichliches Trinken, 1 bis 1,5 Liter pro Tag, ist für einen gut funktionierenden Stoffwechsel un- abdingbar. Wasser ist und bleibt dabei der ideale Durstlöscher, doch was wäre das schmackhafteste Es- sen ohne ein gutes Glas Wein! Mit der Erkenntnis, dass Wein seit Jahrtausenden als die Milch des Alters bezeichnet wird, ist das tägliche Glas Wein sicher Flüssigkeit, Genuss und Medizin zugleich. Gezucker- te Mineralwasser sollten wenn möglich vermieden werden, denn sie enthalten neben oft kritisch zu be- urteilenden Inhaltsstoffen eine Menge an Kalorien (Tabelle).

Beunruhigend ist die Tatsache, dass ein Drittel der Bevölkerung, unter ihnen auch viele Jugendliche und Schüler, nie oder selten frühstücken. Das Frühstück liefert nicht nur die Energie für die ersten Stunden ERNÅHRUNG

Fertig- und Tiefkühlpizzas sowie Cola-Getränke stehen hoch in der Gunst der jugendlichen Bevölkerung.

Kalorien und Zuckergehalt einiger Getränke

Getränk Vertrieb Brennwert Brennwert Kohlenhydrate

pro dl in kJ pro dl in kcal Gramm pro dl

Bio Alp Tea (Kräutertee) COOP 80 19 4,5

Gatorade Zitrus (Elektrolytgetränk) Promena 106 25 7

Eistee Lipton 140 33 8

Mivella Rot Migros 140 33 8

Aproz Grapefruit Migros 170 41 10

Apfelsaft (Tetrapak) Migros 190 45 11

Birnensaft (Tetrapak) Migros 190 45 11

Pepsi-Cola Migros 197 47 12

Orangensaft (Tetrapak) Migros 210 50 12

Traubensaft Migros 260 62 15

Rotwein (leichte Qualität, trocken) 276 66 <5

Rotwein (schwere Qualität, trocken) 326 78 <5

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des Tages und trägt so zur morgendlichen Leistungs- fähigkeit bei, sondern reguliert auch über den Tag die Nährstoffverteilung durch eine geringere Aufnahme von Fett und mehr Kohlehydraten.

Das Bedürfnis an Information

Eine Umfrage hinsichtlich Ernährungsfragen zeigt, dass sich im Jahre 1985 gerade 25% der Bevölkerung informiert haben. Heute, so Bianca-Maria Exl-Peysch, scheint das Interesse weitaus mehr geweckt, denn 82% fühlen sich relativ gut informiert. Bei der Infor- mationsbeschaffung stehen neben den Fachpersonen auch Fernsehsendungen wie etwa der «Kassensturz»

in der Glaubwürdigkeitsskala weit oben.

Befragt über die Verpackungsinformationen ist 86% der Bevölkerung das Verfalldatum sehr wichtig.

Bereits an dritter Stelle, gleich nach der Zusammen- setzung der Lebensmittel, liegt das Interesse bei den Ernährungsinformationen. Man stellt jedoch auch fest, dass mit der Zunahme der gesetzlich vorge- schriebenen Deklarationen und dem begrenzten Platz auf der Packung die Verständlichkeit nicht mehr gewährleistet ist. Hier wartet in Zukunft noch einiges an Aufklärungsarbeit auf die Lebensmittelindustrie, die gesetzlichen Behörden und die Schweizerische Vereinigung für Ernährung.

Literatur

Exl B.M., Burri-Nauer R., Lüthy J.: Attitudes of consumers towards nutrition in Switzerland: The Nutri-Trend-Study 2000 – Results of a representative survey. Ann. Nutr. Metab. 2001; 45(suppl.1):148.

Frau Dr. Bianca-Maria Exl-Peysch ist Ernährungswissenschafterin und Chefredaktorin von Nestlé Nutrition,

ERNÅHRUNG

L'alimentation: entre la tradition et la modernité

L'étude sur l'alimentation menée en l'an 2000 par la maison Nestlé en collaboration et avec la par- ticipation financière de l'Office fédéral de la santé montre qu'en Suisse comme dans d'autres pays, il reste beaucoup à faire en matière d'éducation nutritionnelle.

La promotion d'une hygiène alimentaire préventive devrait être ciblée sur les problèmes de santé mo- dernes liés à l'alimentation tels que les maladies cardio-vasculaires, le diabète, divers types de can- cers, les problèmes gastro-intestinaux et autres maladies du monde civilisé.

Comme les connaissances théoriques sur la nutrition sont étonnamment bonnes en Suisse, ce qui im- porte pour les consommateurs, ce sont avant tout des aides concrètes pour mettre ces connaissances en pratique au quotidien.

De façon générale, l'étude a montré que les habitudes alimentaires étaient quelque chose de très per- sonnel. Le Suisse s'intéresse beaucoup à la corrélation entre «santé et alimentation» et le «dis-moi ce que tu manges, je te dirai qui tu es» garde tout sa valeur pour lui. Pourtant, il n'aimerait pas se pri- ver des plaisirs de la table, ni se laisser corseter par des règles trop strictes. Manger doit être un acte de plaisir et de jouissance.

La plupart des sujets sondé s déclarent lire les indications sur les emballages des denrées alimentaires et sont bien informés sur la composition des denrées. Cependant, l'intelligibilité des inform ations a diminué car il n'y a pas assez de place sur les emballages.

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ÉSUMÉ

Die vegetarische Küche bietet heute nicht nur gesunde, sondern auch schmackhafte Kost an.

Referenzen

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