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P 91 - 101 Der lange Weg zur Einheit- Unterschiedliche Lebensqualität in den “alten" und “neuen“ Bundesländern Detlef Landua Annette Spellerberg Roland Habich

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den “alten" und “neuen“ Bundesländern

Detlef Landua Annette Spellerberg

Roland Habich

AG Sozialberichterstattung Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)

Berlin, März 1991

(2)

Seite 1

1 Vorbemerkungen

Die ehemalige DDR unterscheidet sich von der früheren Bundes­

republik unter wohlfahrtsrelevanten Gesichtspunkten immer noch erheblich. Dies betrifft nicht nur die objektiven Lebensbedingungen, sondern auch die subjektiven Bewertungen, die Ansprüche, Orien­

tierungen, Sorgen und Ängste. Im Hinblick auf die politische Ziel­

setzung, gleiche Lebensverhältnisse in Ost und West zu schaffen, kommen deshalb Informationen über die Ansprüche der DDR-Bür­

ger und die Bewertung ihrer Lebensverhältnisse große Bedeutung zu.

Diese Fragestellung wurde im Rahmen der Wohlfahrtsfor­

schung bearbeitet, die an den Zielen der Dauerbeobachtung des sozialen Wandels und der Wohlfahrtsentwicklung orientiert ist.

Wohlfahrt beruht auf den objektiven Lebensbedingungen, der subjek­

tiv wahrgenommenen Lebensqualität und dem Zusammenhang bei­

der. Diese Konzeption erlaubt, die Perspektive des Bürgers in die gesellschaftspolitische Debatte einzubringen, Diskrepanzen zwi­

schen erstrebten Zielen und der Lebenssituation zu ermitteln, sowie Risiken und Problemgruppen aufzudecken.

Seit 1978 werden Wohlfahrts surveys1 in der Bundesrepublik regelmäßig durchgeführt. Über zentrale individuelle, private und öffentliche Lebensbereiche hinweg - von Arbeit, Wohnung, Freizeit, Gesundheit, Einkommen bis hin zu öffentlicher Sicherheit und Umweltschutz - wurden replikativ in vier Surveys (1978, 1980, 1984

1 Die Umfragen wurden im Sonderforschungsbereich 3 "Mikroanalytische Grundlagen der Gesellschaftspolitik" der Universitäten Frankfurt und Mannheim unter der Leitung von Wolfgang Zapf, Wolfgang Glatzer und Heinz-Herbert Noll entwickelt. Auswertbare Interviews liegen von 2012 Befragten (1978), 2427 Befragten (1980), 2067 Befragten (1984) bzw. 2144 Befragten (1988) vor. Hinweise zu ausgewählten Publikationen zu den W ohlfahrtssurveys finden sich im Anhang.

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allem Zufriedenheiten erhoben.

Die Antworten auf Fragen nach der Zufriedenheit geben Auf­

schluß darüber, wie der einzelne Bürger vor dem Hintergrund sei­

ner spezifischen Erwartungen und Ansprüche eine objektiv gege­

bene Situation bilanzierend bewertet. Zufriedenheitsangaben sind Maße, die verschiedene Dimensionen individueller Bewertungs­

prozesse vereinigen: Sie sagen etwas über das wahrgenommene Verhältnis zwischen objektiver Lage und subjektiver Bewertung aus, sie repräsentieren das Ergebnis von sozialen Vergleichspro­

zessen etwa mit Freunden und Bekannten, und sie weisen, z.B. im Falle von massiv geäußerter Unzufriedenheit, auf Handlungspo­

tentiale hin, diese Unzufriedenheit oder die sie verursachende Situa­

tion zu ändern bzw. zu überwinden. Solche Angaben interpretieren wir als zentrale Indikatoren für das Wohlfahrtsniveau und für die von den Bürgern wahrgenommene Lebensqualität.

Die Wohlfahrtssurveys stellen insgesamt die wohl umfassendste Datenquelle in der "alten" Bundesrepublik dar, mit der auf der Indi­

vidualebene systematisch der Zusammenhang von objektiven Lebensbedingungen und subjektivem Wohlbefinden über eine große Zahl von Lebensbereichen hinweg beobachtet und analysiert werden kann. Im Oktober/November 1990 wurde dieses bewährte Instru­

ment in der ehemaligen DDR zum ersten Male eingesetzt, um ver­

gleichbare Daten und Fakten über objektive Lebensbedingungen und die subjektiv wahrgenommene Lebensqualität in einer repräsenta­

tiven Studie zu erhalten und damit den gesamtgesellschaftlichen Wandel im wiedervereinigten Deutschland auch empirisch früh­

zeitig zu beobachten.

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Seite 3

2 D er W ohlfahrtssurvey 1990 - Ost

Die Durchführung der Feldarbeiten dieser Umfrage wurde vom Zentralinstitut für Jugendforschung (ZIJ), Leipzig organisiert. Die Befragung erfolgte in Form von mündlichen Interviews. Der zunächst vorgesehene Zeitrahmen für die Erhebungsphase (29.

Oktober bis 3. November 90) mußte aufgrund von Postzustellungs­

problemen bis Mitte Dezember ausgedehnt werden. Über 90 Prozent aller Interviews wurden jedoch innerhalb von fünf Wochen durchge­

führt. Detaillierte Informationen zur Ermittlung des Bruttoan­

satzes, zur Aus Schöpfung der Stichprobe und zur Verteilung der Ausfallgründe gibt die folgende Übersicht.

Aufgrund erheblicher Probleme bei der Postzustellung der Interviewermaterialien war eine zusätzliche Nachbearbeitungs­

phase im Interviewereinsatz erforderlich. Mit dieser Maßnahme gelang es, 735 Interviews zu realisieren. Das entspricht einer Aus­

schöpfungsquote von fast 72 Prozent des bereinigten Bruttos (1.026), einem durchaus befriedigendem Ergebnis. Bezüglich der qualitäts­

neutralen Ausfälle zeichnet sich erwartungsgemäß ein - verglichen mit westdeutschen Umfragen - geringerer Anteil an nicht zur Stichprobenpopulation gehörenden Haushalte (insbesondere Aus­

länderhaushalte) ab. Die Quote der systematischen Ausfälle beträgt zusammen 28.3 Prozent. In fast sechs Prozent aller Interviewerein­

sätze kam dabei kein Haushaltskontakt zustande. Eine Ursache hierfür dürfte in dem Umstand zu suchen sein, daß die Interviewer des ZIJ die Befragungshaushalte höchstens dreimal zu kontaktieren hatten. Erfreulich selten wurden die Interviewer bereits an der Haustür abgewiesen (1.5%). Allerdings begann sich diese Art von Ausfällen gegen Ende der Feldarbeiten zu häufen. Handschriftliche Ergänzungen in den Adressenprotokollen lassen darauf schließen,

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Ausschöpfung und Ausfallgründe des "Wohlfahrtssurvey 1990-Osf ’

Phase 1 (Erster Postversand; Anfang Oktober 90):

Ermittelte Startadressen (=Interviewerzahl) - Zusätzlich eingesetzte WZB-Mitarbeiterlnnen

N 212 + 2

(%)

Summe 214 (100.0)

Nicht bearbeitet (bis 10. November 90): - 65 (30.4)

- davon: a. Interviewerausfälle (29 (44.6))

b. Fehlende Postzustellung (36 (55.4))

Eingesetzte Interviewer: 149 (69.6)

- mit je 6 Befragungshaushalten (-Personen) 6x 149

1. Zwischensumme Bruttoansatz: 894

Phase 2 (Zweiter Postversand; Mitte November 90):

Umfang der zweiten Postzustellung öfnrr (100.0) Nicht bearbeitet bis Ende der Feldarbeiten -11 (29.7)

- davon: a. Interviewerausfälle (5 (45.5))

b. Fehlende Postzustellung (6 (54.5))

Eingesetzte Interviewer: 26 (70.3)

- mit je 6 Befragungshaushalten (-Personen) 6x 26

2. Zwischensumme Bruttoansatz: 156

Gesamtsumme Bruttoansatz N:

Gesamtsumme Bruttoansatz N: 1050 (100.0)

A u sfallg rü n d e:

- Die ermittelte Wohnung ist nicht bewohnt: - 19 ( 1.8) - Haushalt gehört nicht zur Stichprobe/ Haushalt

ohne Person der Zielgruppe (Ausländer etc.) - 5 ( 0.5)

Bereinigtes Brutto 1026 (100.0)

- Haushalt nie angetroffen - 61 (5.9)

- Haushalt verweigert Auskunft über Zielperson - 16 ( 1.5) - Zielperson war vorübergehend krank/verreist - 14 ( 1.4) - Zielperson verweigert aus Zeitgründen - 19 ( 1.9) - Zielperson verweigert prinzipiell die Teilnahme - 138 (13.4) - Ausfallgrund nicht exakt bestimmbar - 24 (2.3)

Durchgeführte Interviews 735 (71.7)

+ 156 1050 894

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Seite 5

daß für diesen Umstand vor allem Erfahrungen der Haushalte in der (ehemaligen) DDR mit westlichen Vertreterbesuchen verant­

wortlich waren. Relativ selten (1.4%) war die Zielperson durch Krankheit oder Abwesenheit verhindert. Das Gros der Ausfälle (zusammen: 15.3%) resultierte - wie auch in vergleichbaren westdeutschen Umfragen - aus Verweigerungen der Zielpersonen.

In 2.3 Prozent aller Fälle war der Ausfallgrund nicht exakt bestimmbar.

3 Subjektives Wohlbefinden in Ost-und Westdeutschland

Die zentralen Ergebnisse der Wohlfahrtssurveys in der füheren Bundesrepublik sind im Datenreport 1989 (Hg.: Statistisches Bundes­

amt) dokumentiert. Sie lassen erkennen, daß die Wohlfahrtsstruk­

tur in der früheren Bundesrepublik über die letzten zehn Jahre hinweg als weitgehend stabil bezeichnet werden kann. Da bis zum Oktober/November 1990 keine dramatischen Veränderungen der Lebenssituation in der früheren Bundesrepublik zu verzeichnen wa­

ren, gehen wir davon aus, daß die Daten aus beiden Landesteilen vergleichbar sind, auch wenn eine Zeitspanne von zwei Jahren zwi­

schen den Erhebungszeiträumen in West- und Ostdeutschland liegt.

Die Abbildungen und Tabellen in diesem Kapitel sind ebenso wie im Datenreport aufgebaut, um direkte Vergleiche zu ermöglichen2 .

3.1 Was ist w ichtig für das Wohlbefinden?

Die Menschen bewegen sich in verschiedenen Lebensbereichen und halten unterschiedliche Dinge für wichtig. Wie schon im Wohl- fahrtssurvey (West) 1988 fragten wir in der ehemaligen DDR wie wichtig einzelne Lebensbereiche, z.B. Arbeit, Familie oder Freizeit

2 Wir danken Wolfgang Seifert für die Mitarbeit bei der Erstellung dieses Papers.

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einzelner Lebensbereiche hinaus können diese Ergebnisse im inter­

nationalen Vergleich Aufschluß über kulturelle Grund Stimmungen eines Landes geben. Aufgrund der unterschiedlichen Geschichte und der ökonomischen Differenzen in beiden Teilen Deutschlands hätten durchaus unterschiedliche Relevanzzumessungen erwartet werden können. Aus der nachfolgenden Abbildung ist jedoch ersichtlich, daß die Rangfolge der Wichtigkeiten in West- und Ost­

deutschland eine erstaunliche Ähnlichkeit aufweist - mit allerdings deutlich höheren Ansprüchen in der ehemaligen DDR. An der Spitze der Rangfolge stehen in beiden Teilen Deutschlands private Lebensbereiche wie Gesundheit und Familie. Am unteren Ende der Rangreihe steht der berufliche Erfolg und die Möglichkeit, politi­

schen Einfluß auszuüben. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, daß die Befriedigung privater immaterieller Bedürfnisse im Westen wie im Osten als subjektiv vorrangig bewertet werden. Als der wichtigste öffentliche Bereich wird von den neuen und alten Bundesbürgern der Umweltschutz erachtet. Die hohe Sensibilisierung und der große Problemdruck dürften der Hintergrund für diese Wichtigkeitsein­

schätzungen sein.

Neben diesem ähnlichen Grundmuster fallen jedoch auch wesentliche Unterschiede auf. So werden den Bereichen Arbeit und Einkommen jeweils andere Bedeutungen zugewiesen. Während zwei Drittel der ehemaligen DDR-Bürger Einkommen als "sehr wichtig" einstufen, liegt der entsprechende Anteil im Westen ledig­

lich bei einem Drittel. Auch die Arbeit wird im Osten häufiger als

"sehr wichtig" befunden (6 von 10) als im Westen (4 von 10). Die öko­

nomische Krise sowie Arbeitsplatz- und Einkommensunsicherhei­

ten sind vermutlich für diese höheren materiellen Ansprüche ver­

antwortlich.

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Seite 7

Im Westen wie im Osten variiert der jeweilige Stellenwert ein­

zelner Lebensbereiche nach Altersgruppen und nach der Stellung im Lebenslauf. Im Alter spielt, wohl wegen der durchschnittlich größeren Probleme in diesem Bereich, die Gesundheit eine zentrale Rolle, die anderen Lebensbereiche treten in der Wichtigkeitsein­

schätzung dagegen deutlich zurück. Die Befragten der mittleren Altersklasse (30 bis 59 Jahre) bewerten die Familie, die Arbeit und das Einkommen höher als die übrigen Gruppen. Für die Personen der jüngsten Altersklasse sind die Freizeit, der Erfolg und der Umweltschutz von Bedeutung. Im Vergleich zu der Gruppe der unter 30-Jährigen in Westdeutschland weisen die Befragten im Osten höhere Wichtigkeiten hinsichtlich der Familie und des Ein­

kommens auf, die auf das DDR-spezifische frühere Heiratsalter und die früheren Geburten von Kindern zurückzuführen sein dürften.

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Bundesrepublik und in der früheren DDR

Lebensbereich ist "sehr wichtig" West in %

Einfluß Datenbasis: Wohlfahrtssurvey 1988.

Ost

Datenbasis: Wohlfahrtssurvey Pilotstudie Ost (Okt./Nov.) 1990

©WZB-AG SB 91-101

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Seite 9

3.2 Allgemeine Lebenszuftdedenheit

Um das Wohlbefinden und die wahrgenommene Lebensqualität der Befragten zu messen, wird in der Wohlfahrtsforschung unter anderem nach der gegenwärtigen Lebenszufriedenheit im Allge­

meinen gefragt. Dieser Indikator soll Auskunft über die zusammen­

fassende Bewertung der persönlichen Lebensbedingungen vor dem Hintergrund eigener Erwartungen und Ansprüche geben. Hierin sind auch soziale Vergleichsprozesse eingeschlossen, etwa mit Bekannten oder - aktuell und auf den Wohlfahrssurvey 1990-Ost bezogen - mit "den anderen" Deutschen.

Auf einer Skala von 0 bis 10 (0: völlig unzufrieden bis 10: ganz und gar zufrieden) sollen die Befragten ihre gegenwärtige Lebenszu­

friedenheit einschätzen. In der alten Bundesrepublik herrscht eine stabile, hohe Zufriedenheit über die letzten 10 Jahren hinweg vor.

1988 lag der Durchschnittswert bei 7,9; lediglich etwa jeder dreißigste (3%) war völlig unzufrieden und knapp jeder fünfte (17%) hoch zufrieden (Datenreport 1989). In der ehemaligen DDR liegt das Niveau mit einem Durchschnitt von 6,5 deutlich niedriger; der Anteil von völlig Zufriedenen einerseits (6%) und hochgradig Unzu­

friedenen (13%) andererseits kehrt sich im Vergleich zu den Werten aus dem Westen beinahe um. Die Gesamtbevölkerung im Osten Deutschlands weist damit in der Gesamtbilanzierung ihrer Lebens­

umstände ein Zufriedenheitsniveau auf, wie es im Westen lediglich bei typischen Problemgruppen (Arbeitslose/ alleinlebende, einsame Altere/ dauerhaft gesundheitlich Beeinträchtigte) anzutreffen ist.

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Die Zufriedenheit mit dem Leben

Frage: "Was meinen Sie, wie zufrieden sind Sie gegenwärtig - alles in allem - heute mit Ihrem Leben?"

Zufriedenheitsskala von 0 bis 10 Insge- Durch­

unzufrieden ganz und gar samt schnitt

zufrieden

0-4 5 6 7 8 9 10

1978 % 4,2 5,6 7,3 15,4 31,5 18,0 17,9 100 7,8

1980 % 4,2 8,4 8,3 17,7 29,8 13,0 18,4 100 7,7

1984 % 6,0 6,6 6,2 14,4 32,0 17,3 17,4 100 7,7

1988 % 3,4 4,6 7,3 15,2 33,8 18,8 16,8 100 7,9

1990 % 12,8 16,9 13,9 79,? 23,5 o > 6 100 5,5

Datenbasis: Wohlfahrtssurvey 1978,1980,1984,1988. W ohlfahrtssurvey 1990 Ost

West Ost . Q 1978

' 1980 1— I ’990 I 1984 1— 1 1

I

1988

und gar zufrieden

10

©WZB-AG SB 91-101

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Seite 11

3.3 Emotionales Wohlbefinden: Glück

Während die Frage nach der Zufriedenheit sich eher auf die kognitive Bewertung des Wohlbefindens richtet, weist die Frage zum Glück bzw. Unglück stärker auf einen affektiven Zustand hin, der postive und negative Erfahrungen und Erlebnisse der Befragten ein­

bezieht. Die Verteilung in der früheren Bundesrepublik hat sich in den Jahren 1978 bis 1988 kaum verändert und vermittelt einen ins­

gesamt sehr positiven Eindruck: lediglich ein Prozent der Bevölkerung über 18 Jahren gab an, "sehr unglücklich" zu sein und nur wenige äußerten, "ziemlich unglücklich" zu sein. In der ehemaligen DDR zeigt sich ein deutlich anderes Bild: dreimal so viele Befragte bekundeten, "unglücklich" zu sein, etwa gleich viele gaben an, "ziemlich glücklich" zu sein und etwa halb so viele wie im Westen meinten, "sehr glücklich" zu sein. Obwohl sich der weitaus größte Teil der neuen Bundesbürger alles in allem als "glücklich"

bezeichnet, deutet die ungünstigere Verteilung durchaus auf eine andere Grundstimmung in der ehemaligen DDR hin.

Emotionales Wohlbefinden

Frage: Ist Ihr Leben im Augenblick...?

sehr unglücklich

ziemlich unglücklich

ziemlich glücklich

sehr glücklich

Insgesamt

in%

1978 0,7 3,8 74,0 21,5 100

1980 0,6 5,1 68,7 25,6 100

1984 1,1 7,9 71,2 19,8 100

1988 0,6 4,0 72,4 23,0 100

7990 1,8 14,0 73,1 B : 77,2 100

Datenbasis: Wohlfahrtssurvey 1978,1980,1984,1988. W ohlfahrtssurvey 1990-0st

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3.4 Zufriedenheiten nach Lebensbereichen

Hinsichtlich der Zufriedenheiten in einzelnen Lebensbereichen ergibt sich eine Bewertungshierarchie, die der Rangfolge im Westen durchaus ähnlich ist (wie schon bei den Wichtigkeiten), die Zufrie­

denheitswerte liegen jedoch fast durchweg auf einem deutlich nied­

rigeren Niveau. In beiden Teilen Deutschlands stehen die privaten Lebensbereiche Familie und Ehe/Partnerschaft an der Spitze einer Rangordnung der Zufriedenheiten, während die öffentlichen Bereiche Umweltschutz und öffentliche Sicherheit mit hoher Unzu­

friedenheit bewertet werden. Große Differenzen zeigen sich bei den materiellen Lebensbedingungen: Mit dem Haushaltseinkommen sind viermal so viele Ost-Befragte unzufrieden wie die 1988 in West­

deutschland Befragten (43% vs.11%) und mit ihrem Lebensstandard dreimal so viele (21% vs. 7%). Aber auch bei der Öffentlichen Sicherheit, dem Netz der Sozialen Sicherung und dem Arbeitsplatz zeigen sich ähnliche Diskrepanzen (65% vs. 23%; 34% vs. 7%; 13% vs.

4% Unzufriedene). Im Bereich Umweltschutz liegt das Verhältnis bei 84% zu 46% Unzufriedener.

Die beobachtbaren Unterschiede zwischen West- und Ostdeutsch­

land bleiben auch bei der Betrachtung einzelner Bevölkerungsgrup­

pen bestehen (siehe nachfolgende Tabelle): In den hier ausgewie­

senen Werten für Männer und Frauen sowie für verschiedene Alters- und Bildungsgruppen liegt das Zufriedenheitsniveau der DDR-Bürger (mit einer Ausnahme: Ausbildung differenziert nach Geschlecht) immer unter dem entsprechenden Niveau der Bundes­

bürger.

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Zufriedenheit mit Lebensbereichen

Eher 1 Eher un­

zufrieden darunter: zufrieden Hochzu­

frieden

West

in %

Ost West Ost West Ost West Ost

Fhe/P artnerschaft2 96,1 f 9 Ä 47,2 4 4 2 1,5 8,9 8 8

Familienleben3 96,6 89,3 37,9 1,9 3,6 8,7 8,3

Wohngegend 86,3 65,9' 39,2 ” 23,9. 7,8 10,5 8,1 6,8

Arbeitsteilung im Haushalt2 88,4 1 Ä i 40,9 ""34,6 6,5

lü l

8,2 7.9

Arbeitsplatz 4 92,3 ?H H

15,3 3,7 | 1 | 7,8 6,7

Lebensstandard 83,1 57,1 16,3 7,3 B t t 7,5 6.0

Wohnung 88,8 | 62,6 37,4 W B 4,7 i W 8,2 6.5

Freizeit 85,2 1 66,7 28,6 i6.6 8,1 17,0 7,8

Haushaltseinkommen 77,7 ? 39.4 14,3 3^5 10,8 42t? 7,1 ! | | 1

Gesundheit 78,1 | 71,6 19,7 16,1 12,6 : 1&1 7,3 6,9

Soziale Sicherung 77,1 1

•38,? 11,2 W . 10,1 33,9 7,0 f B !

Ausbildung 76,7 | 71,7 22,6 16,5 13,1 1?2 7,2 6,9

Politische Beteiligung 57,3 | 50,6 8,8 76 21,5 2S,3 6,0 B l l

Öffentliche Sicherheit 58,2 : 15 6 4,4 23,4 653 5,8 3,4

Umweltschutz 30,3 | 6,3 1,8 10 46,1 843 4,5 B l l

1 Zufriedenheitsskala von 0 bis 10; "eher zufrieden' = 6-10; "hochzufrieden' = 10; ” eher unzufrieden" = 0-4.

2 N u r Befragte m it (Ehe-)Paitner.

3 N ur Befragte m it Ehepartner.

4 N u r abhängig Beschäftigte (ganz- und halbtags).

Datenbasis: W ohlfahrtssurvey 1988, W ohlfahrtssurvey Ost 1990

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Hinsichtlich des Geschlechts fällt auf, daß Frauen im Osten mit der Ehe/Partnerschaft zufriedener als Männer sind, mit dem Fami­

lienleben und der Arbeitsteilung jedoch unzufriedener. Hier spiegelt sich möglicherweise die geschlechtspezifische Aufteilung der Haus­

arbeit und die überwiegende Zuständigkeit der Frau für den Privat­

bereich, die vor allem zum Problem werden kann, wenn beide Part­

ner erwerbstätig sind. Auffällig ist weiterhin die unterschiedliche Bewertung der sozialen Sicherung im Osten (Frauen unzufriedener) und des Arbeitsplatzes (Frauen zufriedener). Werden die Angaben nach Geschlecht im Ost-West-Vergleich betrachtet, liegen die Werte von Frauen im Osten in den Bereichen Arbeit und Ausbildung über denen von Männern, während im Westen Männer eine höhere Zufriedenheit aufweisen. Vermutlich ist die stärkere Einbindung von Frauen in den Arbeitsprozeß der Hintergrund für die positiveren Einschätzungen der Frauen in der ehemaligen DDR.

Wird die Zufriedenheit nach dem Alter betrachtet, ist bei den Jüngeren im Osten eine relativ hohe Unzufriedenheit mit der Woh­

nung erkennbar. Hier zeigt sich die relative Unterversorgung mit angemessenem Wohnraum gerade der jungen Bevölkerung. Dies läßt sich anhand der erhobenen Daten bestätigen: mit steigendem Alter nimmt der Anteil der Befragten zu, die in Wohnungen mit Bad, WC und Zentralheizung leben (36% der Ledigen unter 30 Jahre, 49% der Verheirateten unter 30, 60% der verheirateten 30- bis 60- Jährigen). In der Altersklasse über 60 fällt der Anteil der Befragten mit gut ausgestatteten Wohnungen wieder ab. Die jüngste Alters­

gruppe bewertet die Bereiche Freizeit, Ausbildung, und Umwelt­

schutz sowie den Arbeitsplatz ebenso negativ. Da die Freizeit, der Umweltschutz und der berufliche Erfolg gleichzeitig als "sehr wich­

tig" eingestuft werden (vgl. Tab. S.9), geht die Schere zwischen Ansprüchen und Zufriedenheiten vor allem bei Personen der jüng­

sten Altersgruppe stark auseinander. Ältere Befragte sind vermut­

lich wegen der größeren Beeinträchtigungen, mit ihrer Gesundheit vergleichsweise unzufrieden. In vielen Bereichen liegt ihr Zufrie­

(16)

Seite 15

denheitsniveau hingegen über dem der anderen Altersgruppen. Der Vergleich zwischen den Älteren in West und Ost zeigt vor allem im Bereich Soziale Sicherung einen nennenswerten Unterschied: Wäh­

rend im Westen die Zufriedenheit mit dem Alter steigt, bleibt sie im Osten auf einem sehr niedrigen Niveau. Dies verweist auf die Wahrnehmung von Versorgungsunsicherheiten in dieser Gruppe.

Anhand der Differenzierung nach Haushaltstypen werden typi­

sche Probleme und Wohlfahrtserträge für Familien und Haushalte deutlich, die für West und Ost gleichermaßen gelten. Familien mit Kindern sind relativ unzufrieden mit dem Lebensstandard, der Wohnung, der häuslichen Arbeitsteilung, der Freizeit und der Umwelt. Diese Gruppe liegt in fast allen Bereichen unter den Durchschnittswerten; dies deutet auf besondere Belastungen und Einschränkungen hin. Familien ohne Kinder sind zufriedener mit ihren materiellen Lebensbedingungen, aber auch mit ihrer Ehe, dem Familienleben und der Arbeitsteilung im Haushalt. Sie geben auch im Freizeitbereich ein größeres Wohlbefinden an, das vermut­

lich auf ihren größeren Anteil freier Zeit zurückzuführen ist. Unter den Alleinlebenden sind zu einem großen Teil ältere, verwitwete Personen zu finden,was ihre erkennbare Unzufriedenheit mit der Gesundheit und Zufriedenheit mit der Wohnung plausibel erschei­

nen läßt.

Zwischen Städtern und Befragten aus ländlichen Gebieten beste­

hen kaum Differenzen. Es zeigt sich in beiden Teilen Deutschlands jedoch die schlechtere Wohnraumversorgung in der Stadt. Im Ost­

teil des Landes sind die Städter zudem mit der öffentlichen Sicher­

heit sehr unzufrieden, eine vermutlich neue subjektive Problemdi­

mension; im Westteil ist dies nicht der Fall.

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Gesundheit Arbeitsplatz Freizeit Ausbildung U m w elt­

schutz

Öffentliche Sicherheit

Soziale Sicherung M ittelw erte

Insgesamt 7,3 6,9 i- 7,8 6,7 7,8 6 6 7,2 6,9 4,5 2 2 5,8 3,4 7,0 4 3

Geschlecht

7,0 5.1

M änner 7,6 7,2 i 7,8 6,6 7,8 63 7,4 6,8 4,4 2,1 6,0 3,4

Frauen 7,1 6,7 i 7,7 6,9 7,8 6,6 6,9 7,0 4,5 2 3 5 3 3,4 ■ 6,9 4 3

A lter in Jahren

18-34 Jahre 8,2 8,2 7,8 6 3 7,2 6,3 7,2 6,5 3,8 1 3 6,1 3 ,6 6,5 5,0

35-59 Jahre 7,4 6,6 i 7,8 6 9 7,6 6,6 7,1 7,1 4,5 2 3 5,8 3,2 6,9 4,8

60 Jahre un d älter 6,0 5,4 8,9 8,7 7,5 7,3 7.» 5,2 2 3 5,5 3,5 7,5 5,0

Bildungsabschluß

Hauptsch./8.K1 7,0 6.0 i 7,8 6 3 7,9 ; 7,0 6,8 6,8 4,7 2 3 5,6 3,3 6,9 4,6

m ittl.R./10.K l 7,6 7,6 i 7,8 i 6,7 7,8 6,4 7,5 6,9 4,3 2,1 6,0 3,5 7,0 : 5>l

Abitur 7,9 7,4 7,6 6,6 7,7 6,3 7,8 6,9 4,1 2.1 6,5 3,2 7,0 5 3

Haushaltsform3

7,1 5,0:

Alleinlebende 6,6 5,7 i 7,4 6,7 8,1 7,1 7,0 6,4 4,5 2,5 5,8 3,4

Ehepaare ohne Kinder

7.0 6 3 i; 8,1 7,2 8,2 7,2 7,3 7,3 4,9 2.2 5,6

5,9

o : ■ 7,9 6 3

4 3 Fam ilien m it 4,9

Kindern

7,8 7,4 i 7,8 6,7 7,5 6,1 7,3 4,4 2,1 3,4

Stadt-Land- Kontinuum

7,0 5,1

Dorf 7,6 : 6,8 7,6 6,4 7,6 6,6 7,2 7,0 4,6 2 3 6,0 3 3

G roßstadt 7,2 : 7,0 8,0 ; 6-6 7,8 6,6 7,3 6,9 4,2 2,1 6,0 2,9 6,9 4 3

Einkommen

. 5,1

O berstes Q uintil 7,0 7,0 6,7 7,3 2,0 3,1

U nterstes Q uintil 6,5 6,1 6.5 6 3 2.2 3,1 ' 4,2

Quelle: Wohlfahtssurvey 1988; Wohlfahrtssurvey 1990-Ost

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Seite 17

Zufriedenheit in ausgewählten Lebensbereichen nach sozial relevanten Merkmalen

Lebens H aushalts- W ohnung E he/ F am ilien- Arbeits-

Standard einkom m en Partnerschaft leben teilung

M ittelwerte

Insgesam t 7,9 6,0 7,1 fi 4 ,7 < 8,2 6,5 ;1 8,9 8,8 8,5 < 8,3 8,2 7,9

Geschlecht

M änner 7,4 6,0 i 7,1 < 4,8 8,1 6,5 9,0 8.0 8,5 8,5 8,5 8,2

Frauen 7,5 :: 5,9 7,0 ä: 4’6 8,3 6,5 1 8,9 8,7 8,5 i 8,2 7,9 7,7

A lter in Jahren

18-34 Jahre 7 . 2 : 5,9 6,8 , 4.6 7,8 5,9 9,0 8,8 8,3 8.3 8,1 7,9

35-59 Jahre 7,5 : 6,0 7,2 4,8 8,0 6,7 8,8 .8,8 < 8,6 8.3 8,0 7,7

6 0 Jahre u.ä. 7,6 6,0 7,1 : 4,7 ; 8,6 6,9 9,2 9.3 8,5 8,3 9,0 8,7

Bildungsabschluß

Hauptsch./8.K1 ■ 7,3 ;: 5,7 6,9 ... i 8,2 6,5 9,0 9,0 8,5 8,3 8,4 8,1

m ittl. R./10. KI 7,6 : 7 , 2 1 4,9 8,0 6,4 9,0 8,8 8,6 8,4 8,1 7,9

A bitur 7,8 6 3 7,4 51 5,0 i 8,0 6,4 8,7 8,6 8,2 «,2 8,1 7,6

Haushaltsform 3

Alleinlebende 6,8 ■ 6,0 6 ,3 : 4.6 8,0 7,0 7,1 7,1 -

Ehepaare ohne 7,8 - « 3 7,5 <1 5,0 8,1 6,7 9,1 9,2 1 9,0 9,0 8,8 8,6

Kinder Fam ilien m it Kindern

7,6 5,9 7,3 ? 4,6 8,1 63 8,9 8,7 8.8 8.3 7.8 7.6

Stadt-Land - K ontinuum

Dorf 7,5 ; 5 ,9 7,1 K 4,6 8 5 7,0 8,9 8,9 8,6 8.4 ' 8,2 7.9

Großstadt 7,3 6,0 6,9 4,6 7,6 6 ,4 8,9 8,7 8,3 8,2 ' 8,4 7,9

Einkom m en

Oberstes Quintil 6,5 5,6 6 3 9,1 8,7 ■8,3

U nterstes Quintil 5,0 V ... 6,1 8,5 7,6 7,9

Quelle:Wohlfahrtssurvey 1988; Wohlfahrtssurvey 1990-Ost

3.5 Sozialer Wandel in der (ehemaligen) D D R 1990

Die Veränderung innerhalb des letzten halben Jahres 1990 ging im Osten Deutschlands in Richtung einer noch ausgeprägteren Unzufriedenheit. Dieses Ergebnis beruht auf einem Vergleich zwi­

schen dem Wohlfahrtssurvey 1990-Ost und gleichlautenden Fragen des Sozio-ökonomischen Panel (Ost). Die Konzeption dieses Ost Panels beruht im wesentlichen auf dem Sozio-ökonomischen Panel (West), einer Wiederholungsbefragung, die seit 1984 in der früheren Bundesrepublik jährlich durchgeführt wird und ein Projekt am

(19)

Federführung des Panel-Projektes am DIW wurde in Zusammen­

arbeit mit dem Institut für Soziologie und Sozialpolitik der Akademie der Wissenschaften der DDR sowie der Arbeitsgruppe Sozialbericht­

erstattung des WZB im Juni 1990 die Basiserhebung mit über 4400 Befragten in über 2000 Haushalten in der ehemaligen DDR durchge­

führt.

Obwohl diese Erhebungen in der ehemaligen DDR nur einen kurzen Zeitraum abbilden (Juni und Oktober/November 1990), doku­

mentieren die vergleichbaren Indikatoren wesentliche Verände­

rungsprozesse in negativer Hinsicht. Dies ist für fast alle Lebensbe­

reiche zu konstatieren: Die Zufriedenheit mit dem Einkommen sank im Durchschnitt von 5,5 auf 4,7; mit der Umwelt von 3,1 auf 2,2; mit der Arbeit von 7,2 auf 6,7 und mit dem Wohnen von 6,9 auf 6,5.

Lediglich im Bereich Gesundheit scheint eine positive Veränderung wahrgenommen worden zu sein: hier stieg die Zufriedenheit von einem Durchschnitt von 6,6 zum ersten Befragungszeitpunkt auf 6,9 zum zweiten Erhebungstermin. Mit dieser Entwicklung korres­

pondieren Veränderungen der Bedeutsamkeit einzelner Lebensbe­

reiche: Die Arbeit hielten im Juni 1990 45 Prozent der Befragten für sehr wichtig, während es im Oktober/November 60 Prozent waren;

den Freundeskreis erachteten in der ersten Erhebung 25 Prozent für sehr wichtig, in der zweiten stieg der Anteil auf 42 Prozent. Im Bereich Gesundheit sind die Ansprüche eher reduziert worden (von 99% auf 80% sehr wichtig).

Gleichzeitig weist die allgemeine Lebenszufriedenheit eine erstaunlich geringe Veränderung auf (Mittelwert im Panel: 6,6; im Ost-Wohlfahrtssurvey 6,5). Das Absinken der Zufriedenheit in ein­

zelnen Lebensbereichen scheint sich demnach noch nicht auf die allgemeine Lebenszufriedenheit ausgewirkt zu haben.

(20)

Seite 19

3.6 Zufriedenheitsentwicklung: Heute, vor fünf Jahren, in fünf Jahren

Aussagen zur Lebenszufriedenheit vor fünf Jahren und in fünf Jahren deuten wir als Indikatoren der Bewertung der Vergangen­

heit und der Erwartungen für die Zukunft. Die Angaben auf die im Wohlfahrtssurvey-Ost gestellte Frage nach der erwarteten Lebenszu­

friedenheit in fünf Jahren weist, verglichen mit der aktuellen Lebenszufriedenheit, auf einen ausgeprägten Optimismus und große Hoffnungen hin: 61 Prozent glauben, in fünf Jahren zufrie­

dener zu sein als zum Befragungszeitpunkt. In der Bundesrepublik lag der Wert 1988 bei 22 Prozent, der höchste Wert wurde 1978 (in einer ökonomischen Wachstumsphase) mit 24 Prozent erreicht.

Jeder vierte Befragte in der ehemaligen DDR erwartet keine Verän­

derungen (im Westen 1988: 60%) und nur jeder siebte einen Rück­

gang im allgemeinen Wohlbefinden (Bundesrepublik 1988: 18%).

Der Vergleich der gegenwärtigen Zufriedenheit mit der Bewertung

"vor fünf Jahren" ergibt, daß trotz aller Probleme 42 Prozent (im Westen 1988: 35 %) heute eine Verbesserung ihres Wohlbefindens angeben (in der folgenden Grafik die durchgezogene Linie). Dem­

nach scheint die gegenwärtige Umbruchphase trotz aller Unsicher­

heiten und Unwägbarkeiten für einen großen Teil der Befragten im Osten einen positiven Einfluß auf ihr subjektives Wohlbefinden gehabt zu haben. Ein Viertel hat keine Veränderung wahrgenom­

men (gestrichelte Linie), aber immerhin ein Drittel beurteilt die heu­

tige Situation schlechter als die Lebensverhältnisse vor der Mauer­

öffnung (durchbrochene Linie; 1988 im Westen: 18%). Allen drei Typen ist jedoch gemeinsam, daß sie für die Zukunft Verbesserun­

gen der allgemeinen Lebenszufriedenheit erwarten. Dabei ist der Zukunftsoptimismus bei jenen am stärksten ausgeprägt, die bisher Verschlechterungen wahrgenommen haben.

(21)

Wahrgenommener Verlauf subjektiven Wohlbefindens:

Heute - vor fünf Jahren - in fünf Jahren Allgemeine Lebenszufriedenheit

Mittel­

werte — vor 5 Jahren

in fünf Jahren

Zufriedenheit heute liegt tiefer als vor fünf Jahren

Zufriedenheit heute liegt höher als vor fünf Jahren

Zufriedenheit heute und vor fünf Jahren ist gleich

© W Z B - A G SB 91-101

______________

Werden die Gruppen der Zufriedeneren und Unzufriedeneren (im Vergleich der Lebenszufriedenheit heute und vor fünf Jahren) genauer betrachtet, lassen sich Hinweise au f sogenannte

"Verlierer" und "Gewinner" des Umbruchs in der ehemaligen DDR finden. Bei den heute Unzufriedeneren sind Frauen, Ältere und Arbeitslose überrepräsentiert: (jeweiliger Anteil an den Unzufrie­

denen vs. Anteil an den Zufriedeneren: 61% vs. 49%; 28% vs. 19%

und 10% vs. 3%). Erwerbstätige hingegen konstatieren deutlich häu­

figer eine Verbesserung ihrer Lebenszufriedenheit. Auch die Partei­

zugehörigkeit zeigt hier einen deutlichen Zusammenhang: Die CDU/CSU-Anhänger sind eher bei den Zufriedeneren zu finden (44%

der Zufriedeneren und 18% der Unzufriedeneren), die Neigung zur SPD zeigt keinen Einfluß (17% bzw. 15%) und die Anhänger der PDS,

(22)

Seite 21

Bündnis 90/Grünen und Befragte ohne Parteineigung konstatieren überdurchschnittlich häufig Einbußen ihres Wohlbefindens.

3.7 Negative Indikatoren des subjektiven Wohlbefindens Die Befragten in der ehemaligen DDR äußern nicht nur eine geringere Lebenszufriedenheit, sondern auch häufiger Sorgen (nächste Tabelle): Die Hälfte fühlt sich "öfter erschöpft oder zer­

schlagen", mehr als ein Viertel überkommen "immer wieder Ängste und Sorgen" und jeder sechste ist "gewöhnlich unglücklich oder niedergeschlagen". Obwohl diese Anteile deutlich über denen in Westdeutschland liegen, so gibt doch jeweils eine Mehrheit der Befragten an, von diesen Symptomen nicht betroffen zu sein. Mehr als ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung in Ostdeutschland äußert keines dieser fünf Symptome (Bundesrepublik 1988: knapp die Hälfte).

Werden diese negativen Komponenten des Wohlbefindens im Zusammenhang mit der Zufriedenheit betrachtet, zeigt sich, daß auch die Befragten, die angaben, mit ihrem Leben hochzufrieden zu sein, nicht frei von Sorgen sind. Die "Unzufriedenen" weisen jedoch erwartungsgemäß wesentlich häufiger Besorgnissymptome auf.

A uf eine weitere Beeinträchtigung des Wohlbefindens weisen Anomiesymptome hin, z.B. Einsamkeit, Entfremdung bei der Arbeit oder Orientierungslosigkeit. Die Werte liegen auch hier deutlich über den in Westdeutschland ermittelten: jeweils ein Fünftel der Befragten fühlt sich "oft einsam" und hat "keine Freude an der Arbeit", und mehr als ein Drittel der Befragten beurteilt das Leben heute so kompliziert, daß sie sich "nicht mehr zurechtfinden" (vgl.

nachfolgende Tabelle). Diese Indikatoren interpretieren wir, wie auch im Westen, als mangelnde soziale Integration. Obwohl die Gruppe der Isolierten und Desorientierten im Osten weit größer als

(23)

Besorgnissymptome nach Lebenszufriedenheit

Besorgnissymptome Anteil unter allen Anteil unter den Anteil unter Befragten Unzu friedener) Hoch­

zufriedenen?

1988 1990 1988 1990 1988 1990

Öfter erschöpft

52 75 65 37 41

oder erschlagen 44 Immer wieder

Ängste und Sorgen 19 Ständig aufgeregt

28 56 50 14 24

oder nervös Gewöhnlich unglücklich

12 17 22 32 9 17

oder

niedergeschlagen Öfter Zittern

10 16 55 39 5 15

oder Schütteln Keines der

6 23 11 4 10

angegebenen Symtome

47 37 15 23 56 40

1 Einstufung "Null" bis "Vier" auf der Zufriedenheitsskala "Null" bis "Zehn"

2 Einstufung "Zehn" auf der Zufriedenheitsskala von "Null" bis "Zehn"

Datenbasis: Wohlfahrtssurvey 1978,1980,1984,1988. W ohlfahrtssurvey 1990-Ost

im Westen ist, sollte auch berücksichtigt werden, daß jeweils mehr als die Hälfte der Befragten im Osten Freude an der Arbeit haben, sozial eingebunden sind und sich Zutrauen, die starken Verände­

rungen zu bewältigen.

Darüber hinaus wurden in Ostdeutschland zu diesem Themen­

bereich zwei weitere Fragen gestellt, die im Wohlfahrtssurvey 1988 (West) nicht erhoben wurden. Ein Item zielte auf die Wahrnehmung von Eingriffs- und Einflußmöglichkeiten. Drei Viertel der Inter­

viewten meinen, an den "heutigen Schwierigkeiten nicht viel ändern" zu können. Dem Statement "Wenn man es heute zu etwas bringen will, muß man fast zwangsläufig einige Dinge tun, die nicht ganz korrekt sind" stimmen 37 Prozent der Befragten zu.

(24)

Seite 23

Anomiesymptome

Stimmt Stimmt Stimmt Stirn mt Ins- ganz und eher eher ganz und ge-

gar nicht g arn icht samt

in %

Ich fühle mich oft einsam 1978 7,6 9,9 21,9 60, 7 100

1980 7,1 11,1 23,7 58, 1 100

1984 7,1 10,1 27,4 55,5 100

1988 4,6 9,3 29,7 56,4 100

1990 9,8 11,4 24,9 53, 9 100

Das Leben ist heute so 1980 4,1 11,1 28,5 56,2 100

kompliziert geworden. 1984 4,0 9,7 27,5 58,8 100

daß ich mich fast nicht 1988 3,0 8,0 28,6 60,3 100

mehr zurecht finde

1990 12,1 26,3 37,0 24,3 100

Meine Arbeit macht mir 1980 5,1 10,1 28,5 56,3 100

eigentlich keine Freude 1984 6,2 8,5 29,3 56,0 100

1988 4,2 9,3 29,7 56,4 100

1990 7,2 13,0 26,1 53,(? : 100

Ich kann an den Schwierig­

keiten nicht viel ändern 1990 33,7 40.0 20,5 5.7

: 100

Man muß Dinge tun, 1990 11,8 25,3 32,1 30,8 100

die nicht korrekt sind

Datenbasis: Wohlfahrtssurvey 1978,1980,1984,1988. Wohlfahrtssurvey 1990-Ost

3.8 Konfliktwahm ehm ung

In beiden Teilen Deutschlands wird z.T. ein erhebliches Konflikt- potential wahrgenommen. Beispielsweise sehen 7 von 10 Befragten (West) bzw. 8 von 10 Befragten (Ost) Spannungen zwischen politisch rechts und politisch links stehenden Parteien. Im Ostteil des Landes

(25)

geht, fast doppelt so hoch wie im Westen (42% vs. 24%). Nach Ein­

schätzung der Befragten wird demnach die Auseinandersetzung um die ökonomische und soziale Entwicklung mit stärkeren partei­

politischen Spannungen einhergehen. Mit steigendem politischen Interesse wird eine höhere Konfliktintensität wahrgenommen (vgl.

die nachfolgende Tabelle).

Das zur Zeit in der Öffentlichkeit stark diskutierte und augen­

scheinlich problematische Verhältnis zwischen Deutschen und Ausländern in der ehemaligen DDR entspricht der relativ stark ausgeprägten Konfliktwahrnehmung im Osten zu diesem Aspekt.

Während die Hälfte der im Westen Befragten zwischen Ausländern und Deutschen Spannungen sieht, sind es im Osten zwei Drittel (19% bzw. 29% bemerken sehr starke Konflikte). Hierbei ist zu beach­

ten, daß der Ausländeranteil in der DDR-Bevölkerung lediglich ein Prozent beträgt. Mangelnde Erfahrungen, aber auch ausgeprägtere Vorurteile in Kombination mit wirtschaftlichen Problemen bieten für das Ressentiment gegenüber Ausländern offenbar einen guten Nährboden.

Spannungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sehen 50 Prozent der Ost-Befragten. Im Westen bemerken zwei Drittel Divergenzen in der Arbeitswelt, worin u.E. die institutionalisierten Auseinandersetzungen, z.B. zwischen den Tarifparteien zum Aus­

druck kommen, die so in der Ex-DDR noch nicht eingespielt sind.

"Zwischen Ost- und Westdeutschen” werden relativ selten Span­

nungen konstatiert, wobei gruppenspezifische Differenzen zu berücksichtigen sind (z.B. nehmen Frauen hier häufiger Konflikte wahr als Männer). Bemerkenswert ist ferner, daß im Vergleich zum Westen nur halb so viele Befragte im Osten Konflikte zwischen Männern und Frauen wahrnehmen (22% vs. 11%), und das Geschlechterverhältnis generell in beiden Landesteilen als relativ unproblematisch erlebt wird (wobei Frauen etwas häufiger auf Spannungen hinweisen). Besonders ausgeprägt ist im Ostteil

(26)

Seite 25

Deutschlands auch die hohe Wahrnehmung von Konflikten zwi­

schen "Arm und Reich" sowie zwischen "Politikern und den norma­

len Leuten". In bezug auf die gesamtdeutsche Entwicklung dürfte diesen beiden Konfliktpunkten ein besonderer Stellenwert ein­

zuräumen sein. Insgesamt zeigen sich in diesen Angaben deutlich gesellschaftliche Konfliktlinien, die zum Teil im Westen, zum Teil im Osten stärker ausgeprägt sind und auf spezifische Problemlagen und historische Hintergründe verweisen.

Wahrgenommene gesellschaftliche Konflikte

In s g e s a m t G e s c h le c h t M ä n n e r F ra u e n Konflikt zwischen

... Ist sehr stark_________________________________

A rb e itg e b e rn - A r b e itn e h m e rn

W e s t - 19 8 8 16 16 16

O s t - 19 9 0 15 .... 1 4 ; -1&;

D e u ts c h e n - A u s lä n d e rn

W e s t - 19 8 8 19 18 20

O s t - 199 0 2 9 : 2 7 7-7 7 3 0 :

L in k s - R e c h ts

W e s t - 19 8 8 2 4 2 4 24

O s t - 19 9 0 .. ■ • - 4 3 ; • < 41

M ä n n e r F ra u e n

W e s t - 1 9 8 8 3 2 4

O s t - 1 9 9 0 2 7

N u r E x-D D R :

S ta d t - L a n d - i l s ä a s - : - - - - r - 2.-

7-777l74-i'7. 3 7- 177:7l-77 5:77 : A r m - R e ic h 7. .1||5?7777 ...77l777..2T::

P o litik e rn - n o r n a le n j 19 16 77,77:2.1..

O s td e u ts c h e n - ■ . 8 W e s td e u ts c h e n

S u b je k tiv e S c h ic h tz u g e h ö rig k e it P o litis c h e s In te re s s s e A r b e ite r ­

s c h ic h t

M itte l­

s c h ic h t

o b e re M itte l­

s c h ic h t

s e h r sta rk O b e rh a u p t n ic h t

21 15 14 21 16

15 • O s . 2 0 14

16 21 19 2 0 21

7 2 9 7 < 7 2 8 7 728 7 : 2 6

24 2 4 27 33 17

77 4 5 ' 7 .50:77.7:.: 77777:307

3 3 3 4 2

7 7 - ' - 2 7 7 77773777:7.7 4 i ' 747'-

7 7 7 7 4 577::'7 77 777 2 7' 7 3 .7.7.7747..

7775 7 7 .7 7 7 -: < 7 7 7 3 7 . 7 7 7 '7 : 7 3 ' 7 - . 7< 11

18 7 7:771787:7 7 : 7 777<22:77777 2 6

19 18 2 2 2 8

7 . 9 7 77.77 I ß r - --7 7 8

D a te n b a s is : W o h lfa h rts s u rv e y 1 9 8 8 , W o h lfa h rts s u rv e y 19 9 0 O s t

(27)

3.9 Wie w ar es in der früheren DDR?

Ein Ziel des Wohlfahrts surveys 1990-Ost war es herauszufinden, wie typische Errungenschaften und Besonderheiten der ehemaligen DDR im nachhinein bewertet werden (vgl. Frage 16 im Anhang).

Die "Bereitstellung eines Arbeitsplatzes für jeden der arbeiten will" und "ausreichende Kinderbetreuungsmöglichkeiten" bewerten nahezu alle Befragten in der ehemaligen DDR heute sehr positiv (jeweils 96%). Die staatliche Arbeitsplatzgarantie und die flächen­

deckende Versorgung mit Betreuungseinrichtungen für Kinder kommen hierin zum Ausdruck. Die "Hilfsbereitschaft der Men­

schen untereinander", bewerten 85% der Befragten als gut bzw. als sehr gut. Die hohe Bedeutung der sozialen Netzwerke scheint auch heute noch fortzubestehen; die steigende Wichtigkeit von Freunden weist in diese Richtung (vgl. Kap. 3.1). In der Rangfolge der positi­

ven Einschätzung gesellschaftlicher Leistungen folgen die Punkte

"Gleiche Rechte für Männer und Frauen" sowie "Die Sicherung sta­

biler Preise" (81% bzw. 79%). Während drei Viertel der Befragten die frühere "Versorgung im Krankheitsfall" als ausreichend beurtei­

len, sind es bei der "Fürsorge und Hilfe für alte Menschen" nur noch 60% der Befragten. Dies weist auf stärkere Defizite in der Ver­

sorgung der älteren Bevölkerung hin. Sehr schlechte Noten werden der "B ereitstellung angem essener Wohnungen" und dem

"Umweltschutz" zugeteilt: 82% bzw. 97% meinen, diese Aufgaben seien unzureichend erfüllt worden.

(28)

Seite 27

4 Soziale Lagen und Lebensqualität

Aus den bisherigen Vergleichen der Indikatoren des subjektiven Wohlbefindens zwischen Ost- und Westdeutschland kann als ein zentrales Ergebnis festgehalten werden, daß die ehemalige DDR insgesamt eine Gesellschaft mit einer anderen Wohlfahrtsstruktur ist. Wir wollen im folgenden diesen Vergleich erweitert und diffe­

renziert nach bestimmten Sozialgruppen vornehmen, die zusam­

mengenommen zentrale Elemente der sozialstrukturellen Grund­

gliederung der Bevölkerung enthalten.Wir unterteilen hierzu die erwachsene Bevölkerung der ehemaligen DDR (1990) und der BRD (1988) in einzelne soziale Lagen, die durch Erwerbsstatus, Alter (unter/über 60 Jahre) und Berufsgruppen bestimmt sind. Wir unter­

suchen sodann für jede soziale Lage die objektive und subjektive Wohlfahrt anhand ausgewählter Indikatoren - sowohl innerhalb jedes gesellschaftlichen Teilsystems, als auch im Vergleich zwi­

schen den Teilsystemen in Ost und West. Die objektiven Lebensbe­

dingungen messen wir mit dem "Haushaltsnettoeinkommen pro K o p f und mehreren Wohnungsausstattungsmerkmalen. Die sub­

jektive Wohlfahrt wird auch hier anhand von Indikatoren erfaßt, wie sie bereits in den vorangegangenen Kapiteln vorgestellt wurden.

Für jede der sozialen Lagen wird also objektive Wohlfahrt anhand beobachtbarer Ressourcen, subjektive Wohlfahrt aufgrund von erfragten Bewertungen und Einschätzungen bestimmt. Um auch einen plastischen Eindruck über den Umfang einzelner Soziallagen zu erhalten, werden neben den prozentualen Anteilswerten auch die jeweils hochgerechneten Fallzahlen dieser Gruppen angeführt.

(29)

4.1 Die sozialstrukturelle Gliederung einzelner sozialer Lagen in Ost- und Westdeutschland

Durch den Vergleich der Verteilungen sozialer Lagen gewinnt man zunächst ein Bild der unterschiedlichen sozialstrukturellen Gliederung in Ost und West. Die DDR war eine Arbeitsgesellschaft mit einer deutlich höheren Erwerbsquote, insbesondere der Frauen.

Die Anteile weiblicher Beschäftigter in Ostdeutschland liegen in fast allen Erwerbstätigengruppen deutlich über den Anteilen in West­

deutschland. Umgekehrt zählen die großen westdeutschen Sozial­

lagen mit hohem Frauenanteil (Hausfrauen, noch nie hauptberuf­

lich Erwerbstätige) im Osten zu eher marginalen Randgruppen. Die DDR war eine Arbeitergesellschaft, präziser: eine Facharbeiterge­

sellschaft (20%), aber mit einem nicht unerheblichen Leitungsüber­

bau und zugleich Unternutzung der Fachqualifikationen (Zapf 1991).

Erkennbar sind auch negative Folgen des sozialstrukturellen Trans­

formationsprozesses in der ehemaligen DDR, bspw. in Gestalt des mit 5,4% überproportionalen Anteils an (überwiegend weiblichen) Arbeitslosen.

4.2 Die B ew ertung von Wohn- und Einkommensverhält- nissen einzelner Soziallagen

In zentralen Dimensionen der objektiven Lebensqualität liegen die ehemaligen DDR-Bürger deutlich unter dem westdeutschen Ni­

veau. Dieses Ergebnis gilt ausnahmslos für jede der angeführten So­

ziallagen.

Selbstverständlich zeigt das "Haushaltsnettoeinkommen pro Kopf' im Ost-West-Vergleich noch erhebliche Unterschiede; die Bürger der ehemaligen DDR unter 60 Jahren "erreichen" jeweils lediglich rund 60 Prozent des Niveaus eines Haushaltsnettoeinkom­

mens in Westdeutschland. Für die Nichterwerbstätigengruppen über 60 Jahren liegt dieser Wert sogar nur bei etwa 50 Prozent. Diese

Referenzen

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