Inhaltsverzeichnis 3
Inhaltsverzeichnis
Einleitung. . . 4
1 Grundlagen 1.1 Was mündliche Leistungen sind . . 6
1.2 Zur rechtlichen Situation . . . 6
1.3 Bewertungsbereiche festlegen . . . 7
1.4 Bewertungskriterien. . . 7
1.5 Besonderheiten des Faches Latein . . . 9
1.6 Ziele der Leistungsfeststellung bestimmen . . . 10
1.7 Methoden / Tipps und ihre Ziele in der Übersicht . . . 13
2 Leistungsfeststellung objektivieren und für die Förderung nutzen 2.1 ICE-Methode . . . 15
2.2 Lehrerfeedback . . . 16
2.3 Schüleraufgaben . . . 16
2.4 Beurteilungskriterien mit den Schülern entwickeln . . . 17
2.5 Schülerjury . . . 18
2.6 Selbsteinschätzungen . . . 19
2.7 Personalgespräch . . . 20
2.8 Selbstbewertung . . . 20
2.9 Gruppenbewertung . . . 21
3 Schüler zur Mitarbeit motivieren 3.1 Ballstafette . . . 22
3.2 Klassenfokussiert abfragen . . . 23
3.3 Heißer Stuhl . . . 24
3.4 Begriffe raten . . . 25
3.5 Tauschbörse. . . 26
3.6 Grabbelsack. . . 27
3.7 Lostopf . . . 28
3.8 Begriffskreis . . . 29
3.9 Buzz-Gruppen-Referat . . . 30
3.10 Fishbowl-Diskussion . . . 30
3.11 Entscheidungspyramide . . . 31
3.12 Ideenwettrennen . . . 32
3.13 Meinungsbarometer. . . 33
3.14 Wörterkette. . . 34
3.15 Wahr oder falsch? . . . 34
4 Basis der mündlichen Leistungs- feststellung verbreitern 4.1 Rollenbewerbung. . . 36
4.2 Experteninterview durchführen / Pressekonferenz . . . 36
4.3 Eine Rede halten . . . 37
4.4 Kreative Textpräsentation . . . 38
4.5 Dolmetscher. . . 39
5 Ängste mindern 5.1 Fragen an den Text . . . 40
5.2 Stundenzusammenfassung . . . 41
5.3 Blitzlicht . . . 41
5.4 Begriffsakronym / Akrostichon. . . . 42
5.5 Abecedarium . . . 43
5.6 Vier-Ecken-Methode . . . 44
5.7 Schreibgespräch . . . 45
6 Unterschiedlichen Lerntypen gerecht werden 6.1 Hörverstehenstest . . . 47
6.2 Hörtexte szenisch umsetzen. . . 48
6.3 Texte szenisch präsentieren . . . 48
6.4 Aussagen visualisieren . . . 49
6.5 Figurengespräch . . . 49
6.6 Rollenspiel . . . 50
6.7 Pantomime . . . 51
6.8 (Kreuz-)Worträtsel . . . 52
Kopiervorlagen Vorlage: Rückmeldebogen für Schülerbeobachtungen . . . 53
Vorlage: Selbsteinschätzungsbogen für Schülerbeobachtungen . . . 54
Vorlage: Bewertungsbogen für Referate / Präsentationen . . . 55
Vorlage: Arbeitsblatt „Abecedarium“. 56 Register . . . 57
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HAU
Einleitung
Romanes eunt domus – dieser absolut verunglückte lateinische Satz führt dazu, dass Brian, die Hauptperson des Filmes „The Life of Brian“ der britischen Komikergruppe Monty Python, von einem römischen Soldaten über die Regeln der lateinischen Grammatik abgefragt wird.
Teilweise mit dem Schwert an der Gurgel und folglich unter höchster Angst wird Brian dazu gebracht, richtige Konjugationen und Deklinationen aufzusagen.
Auch wenn im Lateinunterricht sicher niemand ein Schwert zückt und niemand in Lebens- gefahr schwebt, dürften beim klassischen Abfragen manche Schüler1 ähnliche Gefühle wie Brian in der beschriebenen Szene entwickeln.
Eine klassische Abfrage läuft üblicherweise so ab, dass ein Schüler dazu auserwählt wird, den zu lernenden bzw. zu wiederholenden Stoff vor der gesamten Klasse wiederzugeben.
Der damit verbundene Fokus auf einen Schüler kann zu Unsicherheit und Versagensängsten führen. Diese Unsicherheit wiederum führt zu einer schlechteren Leistung beim Abrufen des Gelernten, wodurch sich der Schüler eventuell bloßgestellt fühlt. Derart negative Gefühle stehen einer produktiven Wiedergabe von Lernstoff im Weg und sollten daher nicht heraufbe- schworen werden.
Zudem stehen berechtigte Zweifel an der Validität einer solchen Abfrage im Raum. Es stellt sich nämlich die Frage, inwieweit eine Abfrage tatsächlich das gelernte Wissen abprüft oder vielmehr die Fähigkeit, sich selbst zu präsentieren und über eventuelle Wissenslücken hin- wegzutäuschen.
Daher scheint es für Lehrer geraten, regelmäßig das Verhalten bei der Abfrage bzw. allgemein bei der Einholung von mündlichen Leistungen zu überprüfen und auch zu hinterfragen.
Mit den in diesem Buch gesammelten „44 kreativen Wegen zur mündlichen Note Latein“
sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie man in der mündlichen Leistungsfeststellung den oben benannten Problemen begegnen und einen Methodenmonismus vermeiden kann.
„Patentlösungen“ kann es dabei aber keinesfalls geben.
Methoden und Tipps können vielmehr immer nur zielgerichtet wirksam sein, müssen also auf das jeweilige Fach, die jeweilige Klasse und vor allem auf die jeweilige Lehrerpersönlichkeit abgestimmt sein. Im Abschnitt „Grundlagen“ werden deshalb zunächst die den Methoden und Tipps übergeordneten Ziele näher beschrieben; der Teil „Grundlagen“ enthält außerdem allgemeine Hinweise zur mündlichen Leistungsfeststellung und deren Organisation.
Die Darstellungen der Methoden / Tipps folgen im Wesentlichen dem gleichen Schema:
Jede Methode / jeder Tipp ist einem der in den Grundlagen beschriebenen übergeordneten Ziele zugeordnet.
1 Aufgrund der besseren Lesbarkeit ist in diesem Buch mit Lehrer auch immer Lehrerin gemeint, ebenso verhält es
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Einleitung 5
Mithilfe von Icons werden Angaben zur Dauer, zu den Jahrgangsstufen sowie ggf. zum benö- tigten Material gemacht:
= Dauer
= in Frage kommende Jahrgangsstufen
= Material, das über die normale Ausstattung wie Tafel, Papier, Stifte usw. hinaus benötigt wird
Es folgt eine Erläuterung des Tipps bzw. eine Beschreibung der Methode. Die Hinweise zur Durchführung wurden bewusst knapp gehalten, um eine rasche Handhabung zu ermögli- chen. In vielen Fällen verdeutlichen konkrete Beispiele die Ausführungen.
Unter „Weitere Hinweise“ finden sich ergänzende Informationen zum jeweiligen Tipp, aber auch Varianten oder Alternativen.
Mit einem Pfeil () wird auf Vorlagen im Anhang verwiesen.
Im Register am Buchende finden sich alle dargestellten Tipps und Methoden sowie die als Alternativen benannten Methoden (diese sind in den entsprechenden Abschnitten fett ge- druckt) in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet.
Viel Erfolg und Spaß mit den 44 kreativen Wegen zur mündlichen Note Latein!
Florian Bartl
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lorian Bartl: 44 kreative Wege zur mündlichen Note Latein Auer Verlag
1 Grundlagen
1.1 Was mündliche Leistungen sind
Der Begriff „mündliche Leistung bzw. Note“ wird von Bundesland zu Bundesland unterschied- lich verstanden. So kann es sein, dass als mündliche Leistungen alle Leistungen definiert sind, die nicht vorher angekündigt werden. Darunter können dann also auch schriftliche Leistungen (Stegreifaufgaben etc.) fallen, sodass der engen Wortbedeutung, nämlich dem Einfließen der Mündlichkeit, nicht entsprochen wird.
Im engeren Sinn fallen aber unter „mündliche Leistungen“ tatsächlich nur die Leistungen, die sich aus dem gesprochenen Wort ergeben.
Diese können durch Abfragen, Beteiligung am Unterrichtsgespräch, Referate oder vergleich- bare Präsentationen entstehen.
Die vorliegende Handreichung versucht, verschiedene und kreative Möglichkeiten zur Er- hebung echter mündlicher Leistungen im Lateinunterricht vorzustellen. Auch dem Problem, dass manche Schüler sich nicht trauen, aktiv am Unterrichtsgespräch teilzunehmen, wird begegnet: Hierfür zeigt das Buch unterschiedliche Methoden auf, die schüchterne Schüler zu mündlichen Beiträgen ermuntern.
1.2 Zur rechtlichen Situation
Im Normalfall gilt, dass sich die Gesamtnote in einem Fach sowohl aus schriftlichen als auch aus echten mündlichen Leistungen zusammensetzt.
In welcher Gewichtung die einzelnen Leistungen in die Gesamtnote eingehen, ist im Detail nicht vorgeschrieben.
Es empfiehlt sich daher, zu Beginn eines Schuljahres sowohl Schülern als auch Eltern klar zu kommunizieren, welcher Art die verschiedenen Leistungserhebungen sein werden und in welchem Anteil sie in die Jahresnote einfließen.
Gleiches gilt für die Bewertungskriterien, die bei der Benotung angelegt werden.
Im Hinblick auf die Noten hat der Lehrer bzw. die Schule gegenüber dem Schüler (bzw. den Erziehungsberechtigten) eine Mitteilungspflicht.
Das Mindestmaß an Mitteilung ergibt sich in der Regel automatisch durch Zwischenzeugnisse bzw. Notenstandsberichte, die zumeist einmal im Halbjahr ausgegeben werden.
In einzelnen Fällen kann es jedoch angebracht sein, unabhängig von den verpflichtenden Notenmitteilungen ein Gespräch mit Schülern und Eltern über den Leistungsstand zu suchen, um eventuellen Fehlentwicklungen rechtzeitig entgegenzusteuern und eine positive Entwick- lung anzustoßen.
Für mündliche Leistungsbewertungen besteht keine Dokumentationspflicht in dem Sinne, dass ein Lehrer eine Art Kurzprotokoll, zum Beispiel über eine Schülerbefragung, anzufer- tigen hätte. Sehr wohl aber muss der Lehrer in der Lage sein, Schülerleistungen näher zu beschreiben bzw. zu charakterisieren und Angaben zu den unterrichtlichen Voraussetzungen (insbesondere zu den Unterrichtsinhalten) zu machen. Die Mindestanforderung für die Doku- mentation einer mündlichen Note ist also das Datum, an dem die Note erhoben wurde, sodass im Zusammenhang mit der Unterrichtsvorbereitung des Lehrers eine Rekonstruktion der Inhalte möglich ist.
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1 Grundlagen 7
Florian Bartl: 44 kreative Wege zur mündlichen Note Latein © Auer Verlag
1.3 Bewertungsbereiche festlegen
Nicht nur um seiner Dokumentations- und Mitteilungspflicht besser nachkommen zu können (vgl. oben den Abschnitt „Zur rechtlichen Situation“), sondern auch um für sich selbst mehr Transparenz zu schaffen, empfiehlt es sich, für jede Klasse am Schuljahresbeginn eine Über- sicht nach dem Muster in der folgenden Tabelle anzulegen, sodass zu jedem Schüler entspre- chende Einträge erfolgen können.
Die Gewichtung der einzelnen Bereiche sollte dabei an die jeweilige Klassenstufe angepasst werden. So könnte man etwa der Beteiligung am Unterricht zu Beginn der Sekundarstufe I, den vorbereiteten größeren Aufgaben dagegen in der Sekundarstufe II einen größeren Stellenwert beimessen. Ebenso kann und sollte die Bewertung von Transferleistungen in der Oberstufe mehr Gewicht erhalten als in der Unterstufe.
Beurteilungsbereiche in der Übersicht (Muster):
Beteiligung am Unterricht / Rechenschaftsablage
(un)vorberei- tete größere Aufgaben
vorbereitete umfangreiche
Aufgaben Reproduktion Produktion Transfer
z. B.
Wiedergabe von Unterrichts- inhalten, Beantwortung von Wissens- fragen, Wort- schatz in der Lernform (z. B.
Stammformen)
z. B.
Diskussions- beiträge, weiterführende Fragen, Formen- bildung bzw.
-erschließung
z. B.
Interpretation bzw. selbststän- dige Analyse, fach- bzw.
themenübergrei- fende Vergleiche, Bildung analoger Formen, Überset- zung
z. B.
Zusammenfas- sung / Paraphrase eines längeren, behandelten Textes, Diskus- sionsleitung
z. B.
Referat über einen Autor, Vorstellung von neuem oder bekanntem Grammatikstoff, Erarbeitung einer Übersetzung mit Interpretation Die Unterteilung der Unterrichtsbeteiligung in die Bereiche Reproduktion, Produktion und Transfer sollte dabei den Schülern in altersgerechter Form erläutert werden. Auch wenn ein Schüler sich bei einfachen Wiederholungs- bzw. Wissensfragen immer wieder meldet und diese gegebenenfalls auch korrekt beantwortet, ist seine mündliche Leistung insgesamt noch nicht „gut“, sondern eben nur „gut“ im Bereich Reproduktion, nicht jedoch in den anderen Bereichen, die für eine sinnvolle, umfassende mündliche Note unerlässlich sind.
1.4 Bewertungskriterien
Als Orientierung für die Leistungsfeststellung im Bereich Rechenschaftsablage / Unterrichts- beteiligung und der (un)vorbereiteten größeren Aufgaben kann – unter Berücksichtigung des gesamten Lernentwicklungsverlaufs der Schüler – die folgende Übersicht dienen.
Die Kriterien können dabei den Schülern mitgeteilt und in höheren Klassen gegebenenfalls auch mit ihnen diskutiert und abgeändert werden, sodass die Notengebung ein Stück weit transparenter wird.
Für die Dokumentation der „Beteiligung am Unterricht“ sollte man sich dabei ein Ziel setzen (z. B. mindestens drei genaue Beobachtungen pro Halbjahr).
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lorian Bartl: 44 kreative Wege zur mündlichen Note Latein Auer Verlag
Kriterien für die Leistungsfeststellung im Bereich Unterrichtsbeteiligung Note 1
(13–15 Punkte)
sehr gute Unterrichtsvorbereitung
Stoff wird vollständig beherrscht und reflektiert (zumindest teilweise auch kontextübergreifend)
regelmäßige Mitarbeit in den Bereichen Reproduktion, Produktion und Transfer
regelmäßige Bereicherung des Unterrichts durch eigene Ideen Beiträge sind sprachlich und stilistisch prägnant
Note 2
(10–12 Punkte)
gute Unterrichtsvorbereitung
Stoff wird vollständig beherrscht und – im Rahmen des jeweiligen thematischen Zusammenhangs – reflektiert
regelmäßige Mitarbeit in den Bereichen Reproduktion und Produk- tion sowie gelegentlich im Bereich Transfer
gelegentliche Bereicherung des Unterrichts durch eigene Ideen Beiträge sind sprachlich und stilistisch angemessen (d. h. standard-
sprachlich sowie sach- und adressatenbezogen) Note 3
(7–9 Punkte)
mit Unterrichtsvorbereitung
Stoff wird weitgehend (d. h. mit nur wenigen Lücken) beherrscht und – im Rahmen des jeweiligen thematischen Zusammenhangs – an- satzweise reflektiert
regelmäßige Mitarbeit in den Bereichen Reproduktion und Produk- tion
Beiträge sind sprachlich angemessen (weitestgehend standard- sprachlich und sachbezogen)
Note 4
(5–6 Punkte)
mit gelegentlich unvollständiger oder nicht regelmäßiger Unterrichts- vorbereitung
Stoff wird im Großen und Ganzen (d. h. die Lücken gefährden nicht das Gesamtverständnis) beherrscht und – im Rahmen des jeweiligen thematischen Zusammenhangs – ansatzweise und auf einfachem Niveau reflektiert
regelmäßige Mitarbeit im Bereich Reproduktion sowie gelegentlich im Bereich Produktion
Beiträge sind meist sprachlich angemessen Note 5
(1–4 Punkte)
mit häufig unvollständiger bzw. nicht erfolgter Unterrichtsvorberei- tung
mit deutlichen Lücken im Stoff, die noch geschlossen werden könn- ten
gelegentliche Mitarbeit in den Bereichen Reproduktion und Produk- tion
Note 6 (0 Punkte)
keine oder nur seltene Unterrichtsvorbereitung
mit voraussichtlich nicht zu schließenden Lücken im Stoff, auch im Grundwissen
keine Mitarbeit in den Bereichen Reproduktion und Produktion (auch nicht nach Aufforderung)
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1 Grundlagen 13
Florian Bartl: 44 kreative Wege zur mündlichen Note Latein © Auer Verlag
Um möglichst alle Schüler anzusprechen und damit wiederum Motivation zu wecken sowie letztlich auch Ängste zu reduzieren, sollten die verschiedenen Lerntypen in den mündlichen Leistungserhebungen idealerweise stets angesprochen werden.
Dabei kann man bei der Gestaltung der Leistungserhebung gezielt einen Lerntyp heraus- suchen, wenn man weiß, dass ein Schüler auf eine bestimmte Weise lernt und dem Schüler so entgegenkommen. Dennoch sollte auch bei streng auf einen Lerntyp fixierten Schülern ver- sucht werden, weitere Kanäle anzusprechen, um das Gelernte flexibel abzurufen.
Alternativ kann daher versucht werden, möglichst viele Sinne gleichzeitig anzusprechen, sodass für jeden Lerntyp etwas dabei ist. In diesem Fall könnte auch ein gewisser Übungs- bzw. Transfereffekt einsetzen. Wenn z. B. ein Schüler rein visuell lernt, kann durch ein gleich- zeitiges auditives Element dieser Lernkanal gefördert werden, sodass sich dem Schüler unter Umständen neue Möglichkeiten eröffnen, die wiederum mehr Sicherheit bei Leistungsnach- weisen geben.
1.7 Methoden / Tipps und ihre Ziele in der Übersicht
Ziele:
Methoden / Tipps:
LF*
objekti- vieren, fördern
Basis der LF verbreitern / Beteiligung steigern
Schüler
motivieren Ängste
mindern Anderen Lerntypen gerecht werden
Abecedarium ● ● ●
Aussagen visualisieren ● ● ● ●
Ballstafette ● ● ● ●
Begriffsakronym ● ● ●
Begriffskreis ● ● ● ●
Begriffe raten ● ● ● ●
Beurteilungskriterien entwickeln ● ● ● ●
Blitzlicht ● ● ●
Buzz-Gruppen-Referat ● ● ● ●
Dolmetscher ● ● ●
Entscheidungspyramide ● ● ●
Experteninterview durchführen ● ● ● ●
Figurengespräch ● ● ●
Fishbowl-Diskussion ● ● ●
Fragen an den Text ● ● ●
Grabbelsack ● ● ● ●
Gruppenbewertung ● ● ● ●
Heißer Stuhl ● ● ● ● ●
Hörtexte szenisch umsetzen ● ● ●
Hörverstehenstest ● ● ●
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lorian Bartl: 44 kreative Wege zur mündlichen Note Latein Auer Verlag Ziele:
Methoden / Tipps:
LF*
objekti- vieren, fördern
Basis der LF verbreitern / Beteiligung steigern
Schüler
motivieren Ängste
mindern Anderen Lerntypen gerecht werden
ICE-Methode ● ● ●
Ideenwettrennen ● ● ● ●
Klassenfokussiert abfragen ● ● ●
Kreative Textpräsentation ● ● ●
Kreuzworträtsel ● ● ●
Lehrerfeedback ● ● ●
Lostopf ● ● ● ● ●
Meinungsbarometer ● ● ● ●
Pantomime ● ●
Personalgespräch ● ● ● ●
Rede halten ● ●
Rollenbewerbung ● ● ●
Rollenspiel ● ●
Schreibgespräch ● ●
Schüleraufgaben ● ● ● ● ●
Schülerjury ● ● ●
Selbstbewertung ● ● ●
Selbst- / Fremdeinschätzungen ● ● ● ●
Stundenzusammenfassung ● ● ●
Tauschbörse ● ● ● ● ●
Texte szenisch präsentieren ● ● ●
Vier-Ecken-Methode ● ● ● ●
Wahr oder falsch ● ● ● ●
Wörterkette ● ● ● ●
* LF = Leistungsfeststellung
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3 Schüler zur Mitarbeit motivieren 29
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3.8 Begriffskreis
20–25 Minuten ab Klasse 7 Notizzettel bzw.
Papierstreifen
Beschreibung
Das Ziel eines Begriffskreises ist es, alle Schüler aktiv an der Wiederholung, Erarbeitung oder Strukturierung von Inhalten zu beteiligen. Im Austausch mit anderen können ggf. Unklarheiten oder Fragen geäußert und besprochen werden.
Durchführung
Die Schüler notieren zu einem behandelten Text zentrale Begriffe auf Papierstreifen (z. B.
zwei oder drei Begriffe pro Schüler, je einen pro Zettel). Anschließend stellen sich die Schüler mit ihren Zetteln in einem Kreis auf. Nacheinander erklären die Schüler, wieso der von ihnen notierte Begriff (bzw. das Schlüsselwort) für den Text wichtig ist. Es ist dabei überhaupt nicht problematisch, wenn einzelne Begriffe mehrfach zur Sprache kommen, da die Schüler auch unterschiedliche Zugänge zum Begriff bzw. zum Thema haben können.
Nach der Vorstellung der Begriffe können die Papierstreifen auf einem großen Plakat mit dem Thema in der Mitte zu einer Mindmap geordnet und diskutiert werden.
Beispiele
Begriffskreise eignen sich sowohl zur Erschließung als auch zur Wiederholung von Texten.
Für die Erschließung notieren die Schüler nach dem ersten Lesen Begriffe (die vielleicht durch Vorwissen vorhanden sind) oder Vokabeln, die ihnen wichtig erscheinen. Im Ge- spräch wird dann die tatsächliche Relevanz für den Text erarbeitet. Bei der Wiederholung verfährt man ähnlich.
Die Schüler können auch ihnen unbekannte Wörter notieren. Im Kreis entwickeln sie An- nahmen zu deren Bedeutung und erhalten Feedback durch ihre Mitschüler.
Zur Wiederholung kann das Verfahren auch zum Abschluss nahezu aller Unterrichtsequen- zen eingesetzt werden, auch vor einer Klassenarbeit.
Weitere Hinweise
Der Begriffskreis kann auch gezielt zur Ermittlung des Nachhol- bzw. Förderbedarfes einge- setzt werden: In diesem Fall notieren die Schüler Begriffe zu Inhalten oder zu Grammatik- themen, zu denen es noch Fragen oder Unsicherheiten gibt.
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3.9 Buzz-Gruppen-Referat
variabel ab Klasse 8 keines
Beschreibung
Das Buzz-Gruppen-Referat zählt zu den interaktiven Referatsformen und wird angewendet, um einerseits eine größere Nachhaltigkeit des referierten Stoffs zu sichern und um anderer- seits die Zuhörer – nicht zuletzt in der Oberstufe – stärker in den Referatsprozess einzubin- den.
Durchführung
Das Referat wird vom Referenten wie ein normales Referat vorbereitet und dann in mehreren Abschnitten vorgetragen. In jeder Referatspause arbeiten die Zuhörer in „Buzz“-Gruppen (engl. buzz – „summen“; auch „Murmelgruppen“ genannt) zu zweit oder zu dritt: Sie fassen die Hauptaspekte des bisher Gesagten kurz zusammen. Der Referent kann während der Gruppenarbeit herumgehen, Fragen beantworten und / oder Aspekte sammeln, die er später kommentieren möchte.
Alternativ können die Referenten am Ende jedes Abschnittes Fragen oder Arbeitsaufträge an ihre Mitschüler stellen.
Weitere Hinweise
Zur Beurteilung von Referaten vgl. im Anhang die Vorlage „Bewertungsbogen für Referate / Präsentationen“, S. 55.
3.10 Fishbowl-Diskussion
variabel ab Klasse 7 keines
Beschreibung
Die Fishbowl-Methode (engl. Fishbowl – „Aqua- rium“) gehört zu den Gruppengesprächsformen.
Ziel der Methode ist es, durch aktives Diskutieren sowie durch Beobachtung Strategien zu entwi- ckeln, wie man überzeugend und fair diskutiert und zum anderen natürlich, ein möglicherweise kontroverses Thema von verschiedenen Seiten her zu beleuchten. Zugleich werden alle Schüler in den Arbeitsprozess eingebunden.
Durchführung
Zu einem vom Lehrer vorgegebenen Thema
S S S S S S S S GS GS S S M FS S S GS GS S S S S S S S S
S = Schüler GS = Gruppensprecher M = Moderator FS = Freier Stuhl
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3 Schüler zur Mitarbeit motivieren 31
Florian Bartl: 44 kreative Wege zur mündlichen Note Latein © Auer Verlag
Gruppen erarbeiten möglichst viele Argumente und bestimmen einen Sprecher. Um einen frei- en Stuhl in der Mitte herum nehmen die Gruppensprecher Platz. Alle übrigen Schüler bilden einen äußeren Stuhlkreis. Die Gruppensprecher in der Mitte diskutieren nun stellvertretend für die Gesamtgruppe über das strittige Thema. Während der Diskussion haben alle Schüler der Außenrunde jederzeit die Möglichkeit, sich auf den freien Stuhl in der Mitte zu setzen; sie erhalten dann sofortiges Rederecht und kehren nach ihrem Redebeitrag in den Außenkreis zurück. Nach der Diskussion sollte das Diskussionsverhalten bewertet werden.
Beispiele
Als Themen für eine Diskussion bieten sich verschiedene Aspekte des Lateinunterrichts an, z. B. Sklavenhaltung in der Antike, die Rolle der Philosophie im Alltag, verschiedene philoso- phische Sichtweisen etc.
Weitere Hinweise
Die Fishbowl-Methode kann auch mit einem Moderator, der dann ebenfalls in der Mitte Platz nimmt, durchgeführt werden.
Wie für alle Gruppengesprächsformen ist auch bei der Fishbowl-Methode die anschließen- de begründete Bewertung zentral.
Wichtige Bewertungsaspekte sind: Sachlichkeit, Themenkonzentriertheit (sachfokussiert vs. abschweifend), Bezug auf die vorherigen Redebeiträge, Einhaltung der Gesprächsre- geln, Richtigkeit der Argumentation, Verständlichkeit der Äußerung (lautes und deutliches vs. undeutliches Sprechen).
3.11 Entscheidungspyramide
15–20 Minuten ab Klasse 7
hinreichend viele Zettel, eventuell Pinnwand
Beschreibung
Mithilfe der Entscheidungspyramide können aus einer Vielzahl von Vorschlägen bzw. Ideen die jeweils relevanten ermittelt werden. Durch das Verfahren werden alle Schüler in den Ent- scheidungsprozess eingebunden. Zugleich trägt die Methode zur Entwicklung der kommuni- kativen Fähigkeiten der Schüler bei und schärft deren Argumentationsfähigkeit.
Durchführung
Zu einem Problem bzw. einer Fragestellung notieren alle Schüler zunächst jeweils ihre drei bevorzugten Ideen bzw. Lösungen. Die Schüler finden sich dann in Paaren (oder Dreiergrup- pen) zusammen und einigen sich nach kurzer Diskussion auf drei gemeinsame Vorschläge.
Diese werden nun in Vierer-, Fünfer- oder Sechsergruppen diskutiert, bis wieder nur drei Vor- schläge übrig bleiben. Dieses Verfahren wird gemäß dem Prinzip der wachsenden Gruppe so lange fortgesetzt, bis sich zwei Gruppen gegenüberstehen und die Gesamtgruppe aus sechs Vorschlägen wiederum drei gemeinsame auswählt. Die letzten drei Vorschläge können ggf.
erneut diskutiert oder einfach zur Abstimmung gestellt werden.
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5.2 Stundenzusammenfassung
2–3 Minuten ab Klasse 5 keines
Beschreibung
Am Ende des Unterrichts fasst ein Schüler spontan die wesentlichen Inhalte der Stunde mög- lichst knapp zusammen, ohne wichtige Elemente wegzulassen.
Durchführung
Die Methode dient der wiederholten Sicherung und Verankerung des Lernstoffes, und zwar sowohl beim Schüler, der zusammenfasst, als auch bei denen, die zuhören.
Die Zuhörer bekommen nämlich die Aufgabe, zu überprüfen, ob alles Wichtige in der Zusam- menfassung korrekt enthalten ist.
Beispiele
Vor allem in Stunden, in denen ein neues Grammatikthema (z. B. Bildung des Imperfekts, Einführung einer neuen Deklination, …) behandelt wird, bietet sich die Stundenzusammenfas- sung als Abschluss der Stunde an.
Aber auch in einer Lektürestunde kann sie zum Einsatz kommen. Dann werden die sprachli- chen und inhaltlichen Ergebnisse der Textarbeit zusammengefasst.
Weitere Hinweise
Die Zuhörer können in die Bewertung der Zusammenfassung miteinbezogen werden, indem sie Aussagen über die Qualität der Zusammenfassung machen.
5.3 Blitzlicht
2 Minuten ab Klasse 5 evtl. ein Ball
Beschreibung
Mithilfe dieser Methode können alle Schüler am Unterrichtsgeschehen beteiligt werden: Jeder Schüler äußert sich zu einem Stichwort, einem Thema oder einer Frage. Die Äußerungen wer- den nicht kommentiert, wodurch ängstliche bzw. schüchterne Schüler entlastet werden.
Durchführung
Die Schüler machen sich zu einem bestimmten Stichwort Gedanken und bringen diese mög- lichst präzise auf den Punkt.
Ein Schüler darf mehrfach Beiträge liefern, allerdings sollten alle Schüler der Klasse mindes- tens einmal das Wort erhalten.
Wer etwas gesagt hat, ruft einen Mitschüler auf, damit dieser seinen Beitrag liefern kann. So geht es reihum.
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42 5 Ängste mindern Florian Bartl: 44 kreative Wege zur mündlichen Note Latein © Auer Verlag
Wiederholungen sind dabei erlaubt. Wenn ein Aspekt besonders wichtig ist, kann es sogar sinnvoll sein, diesen mehrfach und auch aus verschiedenen Blickwinkeln zu hören.
Bei dieser Methode kommt jeder Schüler zumindest einmal zu Wort und kann einen Beitrag zum Thema liefern. Dadurch, dass auch wiederholte Nennungen erlaubt sind, besteht auch eine geringere Gefahr, dass sich schüchterne Schüler nicht trauen, etwas zu sagen.
Beispiele
Ein Blitzlicht kann z. B. zur Umwälzung des Wortschatzes herangezogen werden, wenn zu einem bestimmten Sachfeld möglichst viele lateinische Wörter gefunden werden sollen.
Auch zur Bearbeitung eines thematischen Bereiches bietet es sich an. Dazu wird eine These aufgestellt, die die Schüler bewerten oder zu der sie Stellung nehmen sollen.
Weitere Hinweise
Alternativ kann ein Ball verwendet werden, den der Sprecher einem Mitschüler zuwirft. Auf diese Weise bekommt die Methode einen spielerischen Charakter.
5.4 Begriffsakronym / Akrostichon
5–10 Minuten ab Klasse 5 keines
Beschreibung
Akronyme bzw. Akrosticha dienen in der Mnemotechnik als Hilfsmittel. Ein Akronym ist ein Kunstwort, das aus den Anfangsbuchstaben verschiedener Wörter gebildet wird. Ein Akro- stichon entsteht so, dass man aus den Buchstaben eines Wortes andere – evtl. inhaltlich verwandte – Wörter oder sogar eine kurze Geschichte bildet.
Die gebildeten Wörter sollen dazu dienen, die Wörter besser in Erinnerung zu behalten.
Durchführung
Die Schüler bekommen die Aufgabe, entweder ein Akronym oder ein Akrostichon zu verfas- sen.
Ein Akronym bietet sich dann an, wenn mehrere Wörter aus dem Wortschatz oder als Fach- begriffe aus dem Sachwissen zu lernen sind. Aus den Anfangsbuchstaben der zu lernenden Wörter wird dann ein neues, rein erfundenes Wort kreiert, sodass die Anfangsbuchstaben der zu lernenden Wörter besser memoriert werden können.
Beim Akrostichon werden mit den Anfangsbuchstaben eines existierenden Wortes ein kurzer Text oder auch nur einzelne Wörter gebildet, sodass der jeweilige Begriff inhaltlich beschrie- ben wird.
Das Akrostichon eignet sich vor allem für eine Überprüfung des Wissens, da ein Begriff inhalt- lich erklärt werden soll.
Natürlich ist diese Methode auch sprachlich eine Herausforderung, da die vorgegebenen Buchstaben nur relativ engen Spielraum lassen. Gerade darin liegt aber auch der Reiz.
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Beispiele
Akrostichon zu „Hexameter“:
H Hiat wird vermieden E Erste Silbe stets lang
X „X“ als Kennzeichnung der letzten Silbe, da Länge oder Kürze möglich
A Aphärese als Auslassung des anlautenden Vokals „e“ bei Formen von „esse“ zur Hiatvermeidung M Metren sind der Daktylus (–
ˆˆ
) bzw. der Spondeus (– –) E Ende des Hexameters in der Regel – ˆˆ
/ - x (Merkhilfe: Angela Merkel) T Takte gibt es im Hexameter sechs (gr. „hexa“ – sechs)
E Elision bezeichnet die Auslassung eines auslautenden Vokales zur Hiatvermeidung R Regelmäßige Verwendung als episches Versmaß
Akronym zu den „officia oratoris“:
IDEMA (Inventio, Dispositio, Elocutio, Memoria, Actio) Weitere Hinweise
Wenn es sich anbietet, kann auch im Rahmen des Sachwissens darauf eingegangen wer- den, dass den antiken Komödien des Plautus oft ein Akrostichon, gebildet mit dem Titel der Komödie, vorangestellt ist, um den Inhalt kurz zusammenzufassen.
Wird Bezug zum Sachwissen genommen, kann besonders leistungsstarken Schülern die Aufgabe gestellt werden, dass sie mit lateinischen Wörtern arbeiten sollen.
5.5 Abecedarium
15 Minuten ab Klasse 5
Plakate, evtl. mit vorgedrucktem Alphabet (siehe Anhang, S. 56)
Beschreibung
Abecedarien stellen eine bewährte Methode dar, um komplexe Zusammenhänge zu struktu- rieren. Sie tragen außerdem dazu bei, die Unterrichtsbeteiligung zu erhöhen und schüchterne Schüler besser in Klassengespräche einzubinden.
Durchführung
Die Klasse wird in Gruppen zu drei oder vier Personen eingeteilt. Jede Gruppe bekommt die Aufgabe, zu einem bestimmten Thema ein Alphabet zu erstellen.
Die Methode kann einerseits zur Wiederholung des Wortschatzes eingesetzt werden, ande- rerseits auch zur Abfrage eines bestimmten Sachthemas.