Mobbing unter Kindern
• Mobbing – ein Gruppenphänomen
• Was ist Mobbing
• Was Sie als Eltern tun können
• Link- und Literaturliste
Mobbing - ein Gruppenphänomen
Der Mensch hat ein psychologisches Urbedürfnis: er will sich zugehörig fühlen.
Um nicht aufzufallen, um nicht anders zu sein, ist er manchmal sogar bereit, sich ganz anzupassen – selbst wenn er von sich aus, gewisse Dinge nicht tun würde – damit er dazu gehört
Gruppenzwang.
Im Falle von Mobbing, wo es verschiedene Rollen gibt, haben der Part der Zuschauer und der
Mitläufer eine gewichtigere Bedeutung als bisher angenommen. Daher spielt sich Mobbing nicht nur zwischen Täter und Opfer ab und es sollten auch nicht nur die Täter geahndet werden (die, wenn sie sanktioniert werden, sich wiederum am Opfer rächen dies erklärt die Angst der Opfer überhaupt Hilfe zu holen), sondern es muss mit der ganzen Gruppe gearbeitet werden, da Mitläufer und Zuschauer durch ihre Billigung der Situation, Mobbing erst möglich machen. – Mobbing darf nicht akzeptiert und auf die leichte Schulter genommen werden.
Die Art der Intervention entscheidet, wie nachhaltig, die Mobbingsituationen gelöst und wie das Klassenklima verbessert werden kann.
Was ist Mobbing?
Der Begriff Mobbing stammt aus dem Englischen und bedeutet «angreifen», «anpöbeln», «über jemanden herfallen». Von Mobbing spricht man, wenn jemand regelmässig und systematisch von anderen direkt oder indirekt, körperlich oder seelisch verletzt wird. Mobbing ist eine besondere Form von Gewalt, die in den meisten Gruppen entstehen kann. Im Unterschied zu aggressivem Verhalten im Allgemeinen richtet sich Mobbing immer gegen eine bestimmte Person, die als Zielscheibe dient und von andern grundlos gequält wird. Mobbing ist gekennzeichnet durch ein Ungleichgewicht der Kräfte: mehrere gegen einen oder Stärkere gegen Schwächere. Mobbing ist nicht einfach ein Konflikt, es ist kein Streit und keine Auseinandersetzung, bei der alle dieselben Chancen haben. Mobbing zeichnet sich dadurch aus, dass das Opfer immer in der schwächeren Position ist und mit wenig oder keiner Unterstützung rechnen kann. Mobbing ist nicht immer einfach zu erkennen, weil es die unterschiedlichsten Formen annehmen kann und für Aussenstehende oft schwer von «Blödeleien», spielerischen Kämpfen oder Spass zwischen Kindern und Jugendlichen zu unterscheiden ist. Mobbing ist ein Muster, das sich aufgrund vieler dieser negativen Handlungen im Verlauf der Zeit herausbildet.
Mobbing geschieht häufig im Verborgenen. Je mehr jemand über Mobbing weiss, desto grösser die Chance, es früh genug zu erkennen und effizient stoppen zu können. Viele Opfer von Mobbing schämen sich, darüber zu reden oder haben Angst, dass sich die Täter rächen könnten und die Situation dann nur noch schlimmer würde.
Mobbing betrifft alle!
Mobbing kann jede und jeden treffen
Der Grund für Mobbing ist nicht einfach in der Persönlichkeit des Opfers oder der Täter- Kinder zu suchen. Viel eher sind es bestimmte Situationen, die Mobbing begünstigen. Kinder, die Spass daran finden, andere Kinder zu mobben, müssen nicht bösartig sein; es reicht, dass sie gelernt haben, dass sich Mobbing lohnt und dass niemand eingreift. Die Opfer trifft keine Schuld.
Mobbing ist ein Gruppenphänomen
Auch die Kinder, die «nur» zuschauen und mitlachen, leisten ihren Beitrag. Die mobbenden Kinder werden durch solches Verhalten ermutigt, weiter zu plagen und wissen oft selbst gar nicht mehr, wie sie aus diesem Muster wieder aussteigen können.
Soziale Ansteckungsgefahr
Je öfter eine Handlung durchgeführt wird, umso mehr wird sie als akzeptabel erlebt. Mit der Zeit gehört es zum Alltag einer Gruppe, das Opfer zu plagen.
Mobbing macht Angst
Auch wenn einige Kinder das Mobbing lustig finden, herrscht in einer Gruppe, die davon betroffen ist, vor allem ein Klima der Heimlichkeiten, der Einschüchterung, der Hilflosigkeit und der Angst. Die TäterInnen haben Macht in der Klasse, jede und jeder muss befürchten, selbst einmal zum Opfer zu werden.
Was ist Mobbing Quelle:
Mobbing ist kein Kinderspiel, Arbeitsheft zur Prävention in Kindergarten und Schule, schulverlag blmv AG, Bern 2004.
Bei Cybermobbing erfolgen die Bedrohungen und Belästigungen über elektronische Medien wie Chat, Facebook oder Handy. Die Eingriffe sind rund um die Uhr möglich und beschränken sich nicht auf die Schul- oder Arbeitszeiten. Zudem bleiben die Täter meist anonym und die Opfer wissen nicht, von wem sie bedroht werden. Ausserdem ist die Verbreitung von Nachrichten und Bildern im
Internet kaum zu kontrollieren.
Was Sie als Eltern tun können
Wie können Sie Mobbing erkennen, wenn Ihr Kind nichts sagt
• Schlafstörungen, Essstörungen (Frustessen, keinen Appetit)
• reizbar, aggressiv, Rebellion/Auflehnung u. Aggressivität zu Hause / gegen Schwächere
• Frustrationstoleranz = 0, fehlende Lebensfreude, Minderwertigkeitskomplexe
• abfallende Schulleistungen, schulische Schwierigkeiten
• Schulverweigerung, fehlende Motivation, Unlust, Interessenverlust, Lügen
• Verhaltensveränderungen, Wesensveränderungen, ungewöhnliches Verhalten
• immer wieder krank, Gesundheitsprobleme, emotional unstabil
• psychosomatische Beschwerden: Bauchweh, Kopfweh, Übelkeit,…
• (soz.) Rückzug, wenig Kontakte, Isolation, fehlende Sozialkontakte, Anhänglichkeit
• traurig, aggressiv (Autoaggressionen z.B. Selbstverletzungen oder gegen andere)
• Niedergeschlagenheit, Vereinsamung, Depression, Selbstmordgedanken
• Bettnässen, blaue Flecken, Aussehen und Kleidung verändern sich
• Alpträume, Unsicherheit, Angst, Stimmungsschwankungen, Stress
Intervention – wo Sie Hilfe holen können Mein Kind ist das Opfer
• das Kind ernst nehmen
• sicherer Rahmen + Dialogbereitschaft geben
• Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl stärken, ermutigen Wo Hilfe holen:
• Kontakt zur Lehrperson
• Sozialarbeiter/-in
• Schulleitung
• Schulpsycholog/-in
• bei Cybermobbing: Polizei, Beratungsstellen, z.B. skit oder perspektive TG, Opferhilfe Ich beobachte eine Mobbing-Situation
• Eltern des Opfers ansprechen
• Beobachter aktiv werden, Zivilcourage zeigen
Vorsicht: lösen Sie das Problem nicht selber mit den „Täter-Eltern“ oder mit dem „Täter-Kind“!
Mein Kind ist der Täter / die Täterin
• nicht werten auf die Gefühlsebene gehen Einfühlung
• Wiedergutmachung (logische Konsequenz statt Strafe) gemeinsame Lösungsfindung
• Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl stärken, ermutigen damit das Kind nicht durch das
„Fertigmachen“ anderer seine Bestätigung holen muss
• Beziehungsqualität verbessern Dialog verbessern Und wie geht man vor bei Cybermobbing?
• Beweismaterial sammeln
• Kontakt zur Schule: Lehrperson, Schulsozialarbeiter/-in, Schulleitung
• Kontakt zur Polizei: die Polizei berät einen gerne – Beratung heisst nicht gleich Anzeige – es gibt aber auch oft Cybermobbingfälle, bei denen eine Anzeige unumgänglich ist.
Prävention
Fördern Sie das Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl Ihres Kindes durch:
• Offenheit, Zivilcourage vorleben
• Mobbing besprechen und definieren
• im Internet begleiten
Begleitung zur Medienkompetenz statt unbegleiteten Medienkonsum
• Einfühlung / Empathie fördern (Filme, Bücher, etc.)
• erklären, dass „beobachten“ auch „mitmachen“ bedeutet
• Bauchgefühl NEIN sagen, wenn man das Gefühl hat, dass es etwas nicht stimmt
• „die Mehrheit hat nicht immer recht“
• eigene Identität und Selbstständigkeit stärken, Vertrauen und Selbstvertrauen stärken
• aktives Zuhören, Ermutigung, Mitbestimmung, Wohlwollen und Wertschätzung
• liebevolle und konsequente Erziehung, freundlich und bestimmt
• logische Konsequenzen statt Strafen
• Sprechen Sie mit Ihrem Kind über Gefühle / Fördern Sie die Gefühlswahrnehmung Ihres Kindes.
• Dafür sorgen, dass das Kind auch ausserhalb der Schule soziale Kontakte hat (Vereine, etc.)
Eine positive Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule ist extrem wichtig.
Bleiben Sie in Kontakt mit der Lehrperson.
Link- und Literaturliste
https://www.youtube.com/watch?v=0QP4PlEBlng
https://www.youtube.com/watch?v=rOi0H_cJM3Y
www.mobbing.seitenstark.de
Film von Fabian Grolimund
„Gemeinsam Probleme lösen“
am Beispiel des Themas „Mobbing“
Film von Fabian Grolimund
„Mobbing in der Schule: No Blame Approach.“
Mobbing – Schluss damit! Eine informative Homepage für Schüler, Eltern und
Lehrpersonen.
www.schueler-gegen-mobbing.de Schüler gegen Mobbing: Hilfe für Schüler, Eltern und Lehrepersonen
www.klicksafe.de Die EU-Initiative für mehr Sicherheit im
Netz – siehe Thema Cybermobbing
Alsaker, Françoise; Mutig gegen Mobbing: in Kindergarten und Schule, Hans Huber Verlag Mustafa Janan; Das Anti-Mobbing-Elternheft: Schüler als Mobbing-Opfer – was Ihrem
Kind wirklich hilft, Beltz-Verlag
Kathryn Cave; Irgendwie Anders, Oetinger Verlag (extrem schön – Bilderbuch zum Thema Ausgrenzung)
Lorenz Pauli; Mutig, mutig, Beltz Verlag (Bilderbuch zum Thema Gruppenzwang) Tipps zur ermutigenden/präventiven Erziehung: STEP-Elterntraining, Beltz-Verlag oder www.instep-online.ch
Blogartikel
https://edufamily.ch/kinder-und-mobbing/
Hier finden Sie auch die beiden Filme aus dem Vortrag.
https://edufamily.ch/zivilcourage/
Interviews/Artikel aus Fritz und Fränzi
https://www.fritzundfraenzi.ch/erziehung/elternbildung/frau-schlapfer-muss-man-sich-bei-mobbing- immer-einmischen
https://www.fritzundfraenzi.ch/gesundheit/psychologie/cybermobbing-kinder-mussen-sich-bewusst- werden-was-sie-anrichten