A2386 Deutsches Ärzteblatt⏐Jg. 105⏐Heft 45⏐7. November 2008
B R I E F E
PALÄSTINA
Die Blockade des Gazastreifens ge- fährdet die medizini- sche Versorgung der Bevölkerung (DÄ 37/2008: „Eine Visite in Gaza: Medizin un- ter Belagerung“ von Matthias Jochheim).
Großherzigkeit
Herr Kollege Jochheim beschreibt anschaulich den Medikamenten- und Trinkwassermangel, unter dem die Bevölkerung in Gaza zu leiden habe.
Den offensichtlichen Überfluss an Waffen und Sprengstoff in Gaza er- wähnt er hingegen nicht. Es sei noch mal daran erinnert, dass die Bevölke- rung Gazas eine Regierung (Hamas) unterstützt, deren erklärtes Ziel die Vernichtung Israels ist (auch davon kein Wort im Artikel). Dass Israels Regierung angesichts dieser ständi- gen Aggression überhaupt palästi- nensische Patienten aus Gaza zur Be- handlung aufnimmt, ist Zeichen ei- ner kaum zu überbietenden Großher- zigkeit – einen „Anspruch“ darauf kann ich nicht sehen.
Dr. Robert Söll,Kliniken Nordoberpfalz AG, Krankenhaus Neustadt/WN, Felixallee 9, 92660 Neustadt a. d. Waldnaab
Opfer und Täter
. . . Der Autor erwähnt bei den Op- ferzahlen nicht den zweijährigen Dauerbeschuss israelischer Städte (Sderot, Aschdod) in der Nähe zum Gazastreifen durch Kassam- und an- dere Raketen und fragt nicht, wie der Beschuss eines sich friedlich verhaltenden Staates durch den Nachbarn völkerrechtlich eigentlich zu rechtfertigen ist. Dass die Opfer-
zahlen auf palästinensischer Seite so hoch sind, weil die Hamas in Bürgerhäuser eindringt und von Wohnungen aus die Kassams ab- schießt, um zivile Opfer bewusst in Kauf zu nehmen, wird verschwie- gen . . . Dass die Hamas alles ver- sucht, der Welt das Bild zu vermit- teln, 1,4 Millionen Menschen wür- den „in einem Käfig“ gehalten, ver- wundert da nicht, lassen sich damit weiter Hilfsgelder ergattern, die für den Kampf gegen Israel umgeleitet werden. Was erwartet der Autor ei- gentlich? Würde Deutschland freu- destrahlend seine Grenzen öffnen und tatenlos zusehen, wenn es von einem „verrückt“ gewordenen Nachbarstaat, der von Terroristen geführt wird, aus Tag und Nacht be- schossen würde? . . . Für mich ist es ein positives Zeichen, dass sich trotz dieser verfahrenen Lage auf beiden Seiten Ärzte zusammenfin- den, um der selbst gemachten Not im Gazastreifen etwas entgegenzu- setzen. Womöglich werden Patien- ten aus dem Gazastreifen kostenlos in Israel operiert und behandelt, aber wer will den Israelis verbieten, wachsam zu sein . . . Die Weltge- meinschaft muss erkennen, welches Spiel die Machthaber im Gazastrei- fen spielen, und sich nicht – wie lei- der bei Herrn Jochheim geschehen – von ihnen instrumentalisieren lassen . . . Ich wünsche den Palästi- nensern endlich einen eigenen zivi- len Staat nach ihren Vorstellungen auch mit einem effizienten Gesund- heitssystem, denn es gibt unter ih- nen viele gut ausgebildete Ärztin- nen und Ärzte, die darauf warten, endlich in Frieden ihrer Arbeit nachgehen zu können . . .
Dr. med. Johann I. Gips,Brenzelpatt 3, 33334 Gütersloh
DRG-SYSTEM
Die Kostenentwick- lung im Personalbe- reich wird nicht rich- tig abgebildet (DÄ 38/2008: „Personal- kosten im DRG-Sys- tem: Die Grenzen des Kalkulationsmodells“ von Klaus Bau- er et al.).
Falsche Einstiegspreise
Nicht nur, dass prospektiv sich die Entwicklung der Personalkosten mit einer „Verspätung“ von mindestens zwei Jahren (so lange dauert mindes- tens der Kalkulationszyklus) im DRG-System abbildet und somit für diesen Zeitraum die Krankenhäuser in eine Vorfinanzierung treten, wel- che nicht zurückgezahlt wird, son- dern auch retrospektiv hat die DRG- Kalkulation einen großen Schwach- punkt: Bei der Kalkulation der DRGs sind nur die tatsächlich entstandenen Istkosten der Kalkulationshäuser berücksichtigt worden.
Ich möchte hier nur nachfragen: Wo sind die nicht dokumentierten und nicht bezahlten Überstunden des ge- samten Personals abgebildet? Zu- mindest für den ärztlichen Berufs- stand habe ich einen Überblick, wie viele Tausende Überstunden in diese DRG-Anfangskalkulation aus den ca. 200 Kalkulationskrankenhäusern nicht miteingeflossen sind und so- mit von Anfang an viel zu niedrige
„Einstiegspreise“ in die DRG-Welt generiert haben. Dies war meines Wissensstands nach den Verantwort- lichen Politikern und im InEK be- kannt.
Dr. med. Andreas Weigand, Diakonie in Südwestfalen gGmbH, Wichernstraße 40, 57074 Siegen