322 Erdkunde Band XII sollte nicht ausgewichen werden. Es wurde in der
Hoffnung aufgenommen, dafi seitens der Regional forscher auch die kritischen Aufierungen nicht etwa als Angriffe empfunden werden, sondern als Einwande
eines Diskussionspartners aus einem ?freundnachbar
lichen" Fach. Erst kritische Stellungnahme zwingt ja
zur weiteren Prazisierung der methodischen Stand
punkte, und daran miissen beide Seiten interessiert
sein!
Im weiteren stofit der Geograph dann einerseits auf ihm Vertrautes, d. h. auf die Darstellung einer Reihe
in seinem Fach erarbeiteter Raumgliederungsmetho
den, die hier auch fiir ihn erstmalig iibersichtlich zu sammengestellt sind; er empfindet sicher auch Ge nugtuung dariiber, dafi sie Anerkennung und Ver wendung durch den Raumforscher, Planer oder Sta tistiker finden. Zum anderen wird er mit einer Fiille
weiterer Raumgliederungen aus der planerischen Pra
xis, der Volkswirtschaftslehre, Statistik, Verwaltung usw. bekanntgemacht. So wird eine wirklich aufschlufi reiche Zusammenfassung der empirischen Forschung aus den verschiedensten Fachgebieten geboten, die, wie man den Verfassern dankend zugibt, in ihrer fach
lichen, sachlichen und quellenmafiigen Zersplitterung
sonst nur schwer zu iibersehen sind. Es ist kaum mog
lich, die umfangliche Liste der erfafiten Gliederungen
hier wiederzugeben. Von der ?Naturraumlichen Glie
derung" oder den ?Zentralen Orten" (als Beispielen
struktureller bzw. funktionaler Raumgliederungen sei
tens der Geographie), iiber agrarische und gewerbliche Raumgliederungen, Gemeindetypisierungen, die Bil
dung statistischer Einheiten (z. B. der englischen
? Conurbations", der niederlandischen ?Verzorgings gebieden" usw.), Erorterungen zur ?Wirtschaftsraum
lichen Gliederung" (die inzwischen seitens der deut schen Geographie systematisch in Angriff genommen wurde) bis zu rein volkswirtschaftlichen Raumver
flechtungen, wie regionalen Sozialproduktsberech
nungen oder der regionalen Konjunkturbeobachtung (dieser volkswirtschaftliche Teil ist von H. Ranz be arbeitet) reicht die Spannweite der behandelten Raum gebilde. Sie dienen dem Ziel des Buches, ?das Pro blem der Zusammenhange zwischen dem Raum und
dem Sozial- und Wirtschaftsleben" zu beleuchten. Be
sonderes Gewicht wird auf Studien gelegt, die mittels statistischer Verfahren durchgefuhrt werden, mit dem Bestreben, dem Regionalforscher die statistischen Me
thoden nahezubringen. (Oberfliissig zu sagen, dafi da bei auch der Geograph mit Nutzen in die Lehre geht!)
Im Interesse der Zusammenarbeit sollte man viel
leicht die Regionalforschung noch bitten, bei der Pra gung von Begriffen auf die Nachbarfacher moglichst weitgehend Riicksicht zu nehmen. Fiir den Geographen
vermag wohl kein Stichwort deutlicher zu machen, was damit gemeint ist als der Landschaftsbegriff. Es mufi zu Schwierigkeiten der methodischen Verstandi
gung fiihren, wenn der auf der einen Seite in miih samer Diskussion allmahlich einer Klarung entgegen reifende Begriff vom Nachbarn auch in entgegenge setzter Weise gebraucht wird. So wird der Geograph
gerne folgen, wenn unter ?Wirtschaftslandschaften"
regionale Einheiten verstanden werden sollen, die
hinsichtlich ihrer Merkmalsstruktur eine echte Einheit darstellen; er kann heute aber wohl nicht mehr im glei
chen Atem die Alternative stellen: ?oder (hinsichtlich) ihrer funktionellen Zusammengehorigkeit" mitein ander verbunden sind (S. 20)! Meist verbinden die
(fern-) funktionalen Bindungen ja gerade sich er ganzende, weil in ihrem innenbiirtigen Gefiige verschie
denartige (Landschafts-) Raume7). Aber auch Homo genkat eines einzelnen Kriteriums formt noch keine Landschaft, die vielmehr stets ein chorologisch zu er
fassender Komplex ist ? man mochte deshalb die Raumforschung bitten, als Bezeichnung fiir die (aufierst bedeutsamen und als Teilglieder der Bildung
von Landschaftskomplexen auch sehr wirksamen!)
raumlichen Gruppierungen gleicher Sozialstruktur nicht bereits den Begriff jjSoziallandschaften" (S. 110)
zu wahlen.
Das ist nur ein Beispiel ? es zeigt aber, dafi es sicher fur beide Seiten notig ist, nicht nur iiber die praktische Materie, sondern auch auf der begrifflichen Ebene miteinander zu diskutieren. Dazu wollen diese Ausfiihrungen einen kleinen Beitrag leisten.
Harald Uhlig
7) Siehe auch dazu die ausfiihrliche Stellungnahme des Verf. in ?Die Kulturlandschaft . . ." (vgl. Anm. 6) oder die jiingste Zusammenfassung durch Bobek, H.: ? Gedanken iiber das logische System der Geographie", in: Mitt. d.
Geogr. Ges. Wien, 1957.
TAGUNG DES ARBEITSKREISES
?TOPOGRAPHISCH-MORPHOLOGISCHE
KARTENPROBEN" IN WIESBADEN 1958 Am 14. und 15. Marz 1958 fand in Wiesbaden eine Tagung des Arbeitskreises fiir die topographisch morphologischen Kartenproben 1 : 25 000 statt. Die
Einladung ging vom Leiter des Arbeitskreises, Prof.
R. Finsterwalder von der Technischen Hochschule
Miinchen, aus, Gastgeber war das Hessische Landes vermessungsamt in Wiesbaden, das Hessische Ministe
rium fiir Landwirtschaft und Forsten hatte einen Sit zungssaal zur Verfugung gestellt. Die Teilnahme an der Tagung war erfreulich grofi, neben den Vertretern
aller Landesvermessungsamter der Bundesrepublik
und des Instituts fiir Angewandte Geodasie in Frank
furt war auch eine ganze Reihe von interessierten Geographen und Kartographen erschienen.
Prof. Finsterwalder gab in seiner Eroffnungs ansprache noch einmal einen Uberblick iiber den Stand der Arbeiten des Arbeitskreises, der es sich zum
Ziele gesetzt hat, in enger Zusammenarbeit zwischen
den Topographen und Kartographen einerseits, den Geographen andererseits die Grundlagen fiir ein land
schaftsnahes, der Wirklichkeit angenahertes und zu gleich technisch hochstehendes, grofimafistabliches Kar
tenwerk zu gewinnen. Dabei stellt die Darstellung der Gelandeformen vor besondere Aufgaben, und dem
entsprechend kommt der Mitarbeit der Geomorpholo gie an den Arbeitsvorhaben eine besondere Bedeutung zu. Nur die geomorphologische Beschreibung und Er
lauterung kann das voile Verstandnis der in der Karte auftretenden Oberflachenformen vermitteln und kann dadurch bewirken, dafi die Formen in den Schicht linien und sonstigen Darstellungsmitteln mit alien Feinheiten des kartographischen Ausdrucks erscheinen.
Berichte und kleine Mitteilungen 323
Die wissenschaftliche Forschungsaufgabe, die hier ge
stellt ist, wird von der Deutschen Forschungsgemein schaft unterstiitzt, soweit die kartographische Arbeit nicht von den Landesvermessungsamtern getragen
wird. Prof. Finsterwalder legte einige neuere Arbeiten vor, die geeignet sind, die Zusammenarbeit zwischen Geographie und Kartographie in diesem Sinne beson
ders zu fordern, die Landschaften Niedersachsens (2. Auflage, Hannover 1957), das Handbuch fiir die topographische Aufnahme der deutschen Grundkarte (Stuttgart 1956), den ?Atlas des Formes du Relief"
(Paris 1956) u. a. Auf die wichtige Arbeit L. Brand statters uber exakte Schichtlinien und topographische Gelandedarstellung (Wien 1957) ist nochmals geson
dert einzugehen, sie hat mit ihren Anregungen und mit der durch diese ausgelosten Diskussion geradezu die Tagung beherrscht. Im einzelnen gab es gegeniiber dem angekiindigten Tagungsprogramm einige Abwei chungen und Umstellungen, und es kann hier auch nur auf die bedeuten deren Punkte eingegangen werden.
Eine wesentliche Aufgabe der Tagung bestand zu nachst darin, die Berichte der einzelnen Landesvermes
sungsamter und Institute iiber den Stand der in ihrem
Bereiche betriebenen Arbeiten entgegenzunehmen.
Diese Berichte waren teilweise rein geschaftsmafiig und beschrankten sich auf die Angabe von Daten fiir
Befliegungen, photogrammetrische Auswertungen,
kartographische Neubearbeitungen und Abschlufi
termine. Zusammenfassend lafit sich sagen, wie das
auch Prof. Finsterw alder schon einleitend hervorhob, dafi seit Wiederaufnahme der Arbeiten an den topo graphisch-morphologischen Kartenproben im Jahre
1953 erst die Halfte der Arbeit an den vorgesehenen 30 Probeblattern bewaltigt werden konnte. An sich
ist ein Abschlufi der gesamten Kartenproben bis 1960 in Aussicht genommen worden; die Uberlastung der
Landesvermessungsamter mit kurzfristigen anderen
Arbeiten lafit es iedoch schon jetzt als unwahrschein lich erscheinen, dafi dieser Termin eingehalten wer den kann. Da es sich bei den Kartenproben um Grundlagenforschung handelt, deren Ergebnisse nicht
nur der Modernisierung der Topographischen Karte
1 : 25 000, sondern auch anderen Kartenwerken zu gute kommen, ware es demnach sehr erwiinscht, wenn
die Arbeit an den Kartenproben noch mehr als bisher
beschleunigt werden konnte.
Ober einzelne Kartenproben wurde ausfiihrlicher berichtet und diskutiert. Das Gebiet des Rheindurch bruchs im Rheinischen Schiefergebirge, das von Hessen und Rheinland-Pfalz gemeinsam aufgenommen und kartographisch bearbeitet wird, soil nach Moglichkeit die Nahemiindung bei Bingen mitumfassen, um den Ausschnitt geomorphologisch noch vielseitiger und in
teressanter zu gestalten. Die Bearbeitung eines Binnen
dunenfeldes, die zunachst von Niedersachsen iibernom men werden sollte, stofit auf immer erneute Schwie
rigkeiten. Offenbar besitzt die Bundesrepublik kein unberiihrtes, noch nicht von Sandgruben und Bauten verandertes Diinenfeld mehr. Prof. Lehmann hat die Bearbeitung eines Ausblasungsfeldes im Hiimmling vorgeschlagen, das ja ebenfalls geomorphologische Windwirkuneen zu zeigen vermoge. Im iibrigen wurde
sowohl iiber die Aufteilung des Blattes in mehrere kleine Ausschnitte als auch iiber eine Zusammenarbeit
mit der sowjetzonalen Landesvermessung gesprochen,
die in den grofien Urstromtalern Brandenburgs und Mecklenburgs iiber vollendete Beispiele von Binnen
diinen verfiigt, ohne dafi es aber schon zu einer Ent scheidung iiber diese Frage gekommen ware. Das Bei spiel Rumpfgebirge und Talverjiingung im Harz
mufite wegen der nahen Zonengrenze von Amts wegen
vorlaufig zuriickgestellt werden, man denkt nun ge gebenenfalls an eine Bearbeitung durch eine geodatisch kartographische Dissertation. Die aus Dsterreich zur
Verfugung gestellten Kartenproben entsprechen, so weit es sich um photogrammetrisch aufgenommene
Alpenvereinskarten handelt, den Anspriichen und Richtlinien des Arbeitskreises; doch mussen hier die
seit der Aufnahme eingetretenen Veranderungen an
den Gletschern und Firnfeldern noch berucksichtigt
werden.
Hohepunkte des Vortrages waren die geomorpho logischen Darstellungen zweier weiterer Kartenpro
ben. Prof. Spreitzer schilderte mit vorzuglichen Farb
aufnahmen einen Ausschnitt der Niederen Tauern, der
nunmehr als Beispiel fiir Felswande mit Karen im
kristallinen Gestein vorgesehen ist. Prof. Panzer, der
die Geomorphologie der Kartenprobe Bruchschollen land am Taunusrand bearbeitet, gab einen Uberblick iiber die Probleme dieses Ausschnittes als Einfiihrung fiir die Exkursion der Tagungsteilnehmer am folgen
den Tage.
Die Arbeiten an der Kartenprobe der ?Eiszerfall
Landschaft" von Seeon im Chiemsee-Vorlande sind
seit der letzten Tagung des Arbeitskreises sehr weit
vorangeschritten. Ein Ausschnitt der Kartenprobe
wurde eben im Mafistabe 1:10 000 mit ausfiihrlichen Beschreibungen in den Mitteilungen der Geographi
schen Gesellschaft Miinchen 1957 veroffentlicht. Ein Andruck der Kartenprobe in 1 : 25 000 konnte auf
der Tagung vorgelegt werden. Prof. Finsterwalder nahm dieses Beispiel zum Anlafi, um iiber einige Er
fahrungen und Erkenntnisse bei der Aufnahme und kartographischen Darstellung dieser Kartenprobe zu berichten. Da das Kartenbild einer Toteislandschaft
gerade besonders von Kleinformen bestimmt wird,
traten die topographischen Unzulanglichkeiten der reinen Schichtliniendarstellung stark hervor, in der mangelnden Anschaulichkeit bei fehlender Scharwir
kung der Schichtlinien und in der Unterdriickung von Kleinformen innerhalb der Aquidistanz. Es wurde nachdriicklich auf die Untersuchungen und Vorschlage
von L. Brandstdtter verwiesen, die eine wesentliche
Verbesserung der Kartenbilder durch Kantenzeich nung, Schraffen und geomorphologische Schummerung
erlauben. Kartograph G. Neugebauer, der die Karten
probe in den Mafistaben 1:10 000 und 1 : 25 000 am Institut fiir Photogrammetrie, Topographie und An gewandte Kartographie der Technischen Hochschule Miinchen bearbeitet hat, hat sich bemuht, die Grund
satze L. Brandstdtters, teilweise in leichter Abwand
lung, zur Anwendung zu bringen, und trug seine Er gebnisse in einem lebhaft diskutierten Referat vor. Er hat zunachst gezeigt, dafi auch kleinkuppiges, viel gestaltiges Gelande, wie das einer Toteislandschaft, im Mafistabe 1 : 25 000 noch nicht generalisiert zu wer
den braucht. Zur Betonung von Kleinformen, Kanten
linien, Flachenverschneidungen und Boschungen sind
324 Erdkunde Band XII
Schraffen benutzt worden, die im allgemeinen recht
ansprechende Kartenbilder ergeben und von dem Ar
beitskreise begriifit wurden, in einigen Fallen aller dings ider Mehrheit der Anwesenden iiber die Lesbar
keit hinaus differenziert erschienen. Prof. Lehmann
zeigte, dafi sich die Schraffen nicht leicht von ihrer herkommlichen Verwendung losen lassen und dafi bei
ihrem Kanteneffekt auch die psychologische Wirkung nicht ganz aufier acht gelassen werden darf. Ohne Zweifel bieten die Kartenproben die giinstigste Gele
genheit, um weiter an den Fragen der Kantenlinien
und Boschungsschraffen zu arbeiten und schliefilich eine giinstige Losung zu finden.
Am Beispiel der Kartenprobe des Karstplateaus Hoher Ifen in den Allgauer Alpen erlauterte L.Brand
st'dtter selbst die Luftbildauswertung und die Erfor dernisse der kartographischen Darstellung eines Hoch gebirgsblattes. Das Luftbild ermoglicht die richtige Erfassung aller Gelandeformen und die Darstellung
aller wesentlichen Ziige gerade in einem derartig un ubersichtlichen Gelande, wie es ein von Dolinen und
Karrengassen durchzogener Hochkarst ist. Die Kan
tenmethode leistet bei der Verdeutlichung solcher
scheinbar wirrer Oberflachenformen besonders gute Dienste. ImBereiche der Waldgrenze und desKrumm
holzgiirtels schlagt Brandstdtter aufierdem eine Vege
tationsdarstellung mit Flachentonen vor, da Signatu
ren die lockeren, vielfach durchbrochenen und dem
Relief angepafiten Vegetationsflecken im Hochgebirge
nicht ausreichend wiederzugeben vermogen. Die vor
gelegte Kartenprobe fand bei den Teilnehmern der Tagung grofien Anklang. Schliefilich wurden einige farbige Luftbilder vorgefiihrt und in bezug auf ihre Auswertbarkeit fiir kartographische Zwecke disku
tiert.
Am 15. Marz 1958 begaben sich die Teilnehmer im Omnibus in das Gebiet von Eppstein am Siidrande
des Taunus, wo Prof. Panzer in einer ausgezeichneten
Fiihrung die geomorphologische Entwicklung und den Formenschatz des Bruchschollenlandes und die Fragen seiner kartographischen Wiedergabe darlegte. Dabei standen naturgemafi die Kleinformen des Reliefs, die Felsrippen und Wandabstiirze in den Quarziten, im Vordergrunde des Interesses. Ein Rundblick vom Kai
sertempel bei Eppstein schlofi diese vom Wetter be giinstigte Exkursion und damit auch die Tagung ab.
Fiir die Geographie ist die gute grofimafistabliche Karte das wichtigste Dokument, speziell fiir die Geomorphologie eine unentbehrliche Arbeitsgrund
lage. Die topographisch-morphologischen Kartenpro ben 1 : 25 000, an denen Kartographen und Geogra phen zusammenarbeiten, dienen damit auch einem
dringenden Anliegen der Geographie, und wir sollten den Fortgang dieser Arbeiten mit dem hochsten In
teresse verfolgen und unterstiitzen.
Carl Ratbjens
LITER AT URBERICHTE
CARL RATHJENS jun., Geomorphologie fiir Karto graphen und Vermessungsingenieure. Band 6 der Karto graphischen Schriftenreihe, 112 S., 60 Abb. und 4 Tafeln.
Astra Verlag, Lahr/Schwarzwald, 1958. DM 29,40.
Als ausiibendem Topographen und Kartographen steht es dem Referenten nicht zu, das vorliegende Lehrbuch im geographisch-wissenschaftlichen Sinne zu besprechen, doch mag vielleicht der subjektive Eindruck, den ein Schaffender
der im Buchtitel angesprochenen Fachrichtung beim Studium des Werkes gewonnen hat, allgemein bedeutsam sein.
Jedem ernst strebenden Topographen wird es von selbst klar, dafi der eigentliche Messungsvorgang zur Kartierung eines Gelandeabschnittes, sei es im Wege der direkten Punktmessung oder im Wege der photogrammetrisehen Hohenlinienmessung, nur das Mittel zu einem hoheren
Zwecke darstellt, dem Zwecke namlich, ein wahres, geome trisch erlautertes und moglichst anschauliches Abbild der Erdoberflache zu entwerfen. Wenn daher der Autor ein
gangs des Werkes vom Aufnehmenden oder Kartierenden geomorphologisches Verstandnis und die Fahigkeit zu selb
standiger geomorphologischer Gedankenarbeit fordert, ebensosehr aber auch das Mitspracherecht des Geographen
in der Kartographie betont, so ist damit jene Geistesrich tung gekennzeichnet, die heute wohl alle, die mit aktiver Arbeit an Gelandekarten beschaftigt sind, zum allgemeinen Nutzen beherrschen sollte.
In einer knappen, lebendigen und mit instruktiven Block bildern erlauterten Darstellung des Baumaterials, der wir kenden Krafte und der entstehenden Formengruppen un
ter besonderer Beriicksichtigung der klimatischen Verhalt nisse, wird im Hauptteil des Buches der allgemeine Stoff der Geomorphologie dem Studierenden in meisterhafter
Form dargeboten. Die Art und Weise der Stoffbehandlung beweist das grofie Einfiihlungsvermogen des Autors in die Bediirfnisse einer Nachbarwissenschaft. Fiir diese aufier
ordentlich gut gelungene Spezialisierung und Systematisie rung des fast uniibersehbaren und schwierigen Wissensstof fes miissen wir Vermessungsleute und Kartographen dem Autor ganz besonders dankbar sein. Doch ist der Wert des Buches damit noch nicht erschopft.
In einem eigenen Abschnitt ?Die Geomorphologie und die Kartenentwicklung" wird die enge Beziehung zwischen der Geomorphologie und der Kartographie beleuchtet und die Notwendigkeit der Zusammenarbeit begriindet. Nach Meinung des Referenten erhoht damit das Werk seine Wirksamkeit ganz aufierordentlich, denn es wendet sich aus dem geomorphologischen Wissensstoff heraus mit Gedanken und Forderungen direkt an den Kartenpraktiker. Einige grundsatzliche Fragen gehen unmittelbar hervor: Genauig keit der Hohenlinien, Vertikalabstand der Hohenlinien, Darstellung dessen, was Hohenlinien verschweigen. Zur
praktischen Bewaltigung dieser Fragen sollen die topogra phisch-morphologischen Kartenproben, die gegenwartig in Gemeinschaftsarbeit von Fachleuten der Geomorphologie,
derTopographie und der Kartographie entstehen, beitragen, und sie sollen vor allem den endgiiltig befriedisenden Kar tentyp fiir den Mafistab 1 : 25 000 festlegen helfen. Es sind aber alle Gelandekarten der verschiedensten Mafistabe fiir die Geomorphologie bedeutungsvoll, d. h. geomorphologi sches Verstandnis mufi auch von den Bearbeitern der Karten kleinerer Mafistabe gefordert werden, da die formentypi sche Generalisierung schwierige Aufgaben stellt. Ein Abrifi der geomorphologischen Zweckkarten und Sonderdarstel
lungen beschliefit die Besprechung der graphischen Darstel lungsmoglichkeiten. Welchen Gewinn graphische Darstellun