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Archiv "„Wenn Ärzte töten“: Vom Heiler zum Mörder" (21.12.2009)

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A 2570 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 106

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Heft 51–52

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21. Dezember 2009

„LIEBESLIED“

Tremor in Moll

A

ls das Zittern beginnt, ver- steckt Roger seine Hand unter der Jacke, drückt sie in der Nacht unter seinen Körper oder trinkt Bier zur Beruhigung. Er sagt sich, Par- kinson kann es nicht sein. Denn Par- kinson bekommen nur alte Leute.

Und Roger ist 40, arbeitet auf dem Bau, steht mitten im Leben. Doch die Symptome lassen nicht nach.

Erst ein Arbeitsunfall zwingt Roger zum Arzt, und während er seiner be- sorgten Frau am Telefon noch er- zählt, alles sei in Ordnung, hält er den Arztbrief mit der Diagnose in der Hand: Morbus Parkinson.

Im Schatten der öffentlichen Wahrnehmung erkranken zehn Pro- zent aller Parkinsonpatienten bereits um das vierzigste Lebensjahr. Ein

Alter, in dem das Stigma, der gesell- schaftliche Druck und häufig auch die finanziellen und privaten Folgen weit schwerer wiegen als bei einer Erkrankung in höherem Alter. Der

Film „Liebeslied“ von der aus Nor- wegen stammenden Regisseurin An- ne Høegh Krohn wirft ein Schlag- licht auf eine wenig bekannte Seite einer bekannten Krankheit und be- dient sich dafür eines ungewöhnli- chen Stilelements: In den emotiona- len Momenten sprechen die Haupt- darsteller Jan Plewka, Frontmann der Band Selig, und Nicolette Krebitz nicht, sie singen. Wenn man sich ein- mal an die dadurch aufgebrochene Erzählebene gewöhnt hat, entwickelt der Film auf diese Weise einen kraft- vollen, ebenso herzlichen wie groben Charme, dem man eine phasenweise naive Darstellung der somatischen Parkinsonsymptome durchaus ver- zeiht. Kinostart: 10. Dezember. ■ Falk Osterloh

„WENN ÄRZTE TÖTEN“

Vom Heiler zum Mörder

R

obert Jay Lifton zählt zu den großen Erforschern der menschlichen Seele. Als Mitbe- gründer der sogenannten Psycho- historie hat er die Auswirkungen von extremen Drucksituationen auf die Psyche untersucht, insbesonde- re von Kriegsopfern, aber auch von Kriegsverbrechern. Für sein Buch

„Ärzte im Dritten Reich“ hat er die Mediziner interviewt, die in Auschwitz für den Mord an Hun- derttausenden von Juden verant- wortlich waren. Zu seinen Thesen gehört, dass der Mensch nicht von sich aus grausam ist, dass er aber unter bestimmten gesellschaftli- chen Voraussetzungen grausame

Verbrechen begehen kann. Der Mensch besitzt laut Lifton die Fä- higkeit, sein Selbst zu doppeln.

Während der eine Teil grausame Taten begehen kann, bleibt der an- dere, zum Beispiel im Urlaub, da- von unberührt.

Die beiden Dokumentarfilmer Hannes Karnick und Wolfgang Richter haben nun einen Inter- viewfilm mit Robert Jay Lifton ge- dreht, in dem der heute 83-Jährige die zentralen Aspekte seiner Arbeit über Ärzte im Nationalsozialismus präsentiert. Herausgekommen ist ein etwas wortlastiger, uninspiriert inszenierter Dokumentarfilm, der jedoch sowohl durch die Präsenz seines Protagonisten als auch durch den Gehalt von Liftons For- schung ein großes Gewicht erhält.

„Wenn Ärzte töten“ ist eine gute Gelegenheit, Robert Jay Lifton und seine Arbeit kennenzulernen. Ki- nostart: 3. Dezember. ■ Falk Osterloh Das gedoppelte

Ich: Robert Jay Lifton erklärt die Abgründe der menschlichen Seele.

Foto: docfilm/W-film

K U L T U R

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