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Archiv "Gartenkunst: Renaissance oder Romantik – das ist hier die Frage" (22.12.2008)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 51–52⏐⏐22. Dezember 2008 A2767

K U LT U R

A

ls Symbol der deutschen Ro- mantik zählt das Heidelberger Schloss jährlich mehr als eine Milli- on Besucher. Über den Schlossgar- ten begann im Herbst 2007 eine hef- tige Diskussion. Es geht um das Vor- haben der finanziell gut ausgestatte- ten Heidelberger „Stiftung Hortus Palatinus“, den Schlossgarten im Stil der Renaissance umzugestalten.

Der Traum von Hans-Joachim Wes- sendorf, dem Gründer der Stiftung:

Das, was im frühen 17. Jahrhundert durch den Architekten und Mathe- matiker Salomon de Caus als Hortus Palatinus geplant, begonnen und als

„Weltwunder“ bestaunt worden war, sollte im Rahmen einer Kooperation der Stiftung und des Landes Baden- Württemberg vollendet werden. Die Vision, zu deren Verwirklichung zehn Millionen Euro an Stiftungs- geldern bereitlagen: Der Hortus Pa- latinus sollte mit Blumenrabatten, Brunnen, Fontänen, Gewölben und Galerien neu entstehen.

Neben dem Geld für die Gartenan- lage winkte die Stiftung mit Finanz- mitteln für ein neues Informations- zentrum und für die Verbesserung der Infrastruktur. Bei so viel Spender- willen bekam der damalige Finanz- minister Baden-Württembergs und obere Schlossherr Gerhard Stratthaus feuchte Augen. Dass private Stifter bereit sind, viele Millionen in öffent- liche Liegenschaften zu investieren, passiert nicht alle Tage. Gleich nach Bekanntwerden der Pläne signalisier- te der Minister Kooperationsinteres- se, unterließ es dabei aber, sich mit den Denkmalschützern seiner Behör- den und mit unabhängigen Garten- historikern abzustimmen.

Als die Lokalpresse im Dezem- ber 2007 bereits über die Zeitpläne des Gartenumbaus schrieb und der Kooperationsvertrag zwischen der

Stiftung und dem Land nur noch ei- ne Formsache schien, regte sich deutlicher Widerstand gegen das Projekt. Im Januar 2008 stellten sich das Landesamt für Denkmalpflege und das Referat Denkmalpflege im Regierungspräsidium gegen die Umgestaltungspläne. Sie verwiesen auf die „Charta von Florenz“ aus

dem Jahr 1981, in der das Internatio- nale Komitee für historische Gärten verfügte, dass bei Restaurierungen

„nicht eine bestimmte Epoche der Anlagengeschichte auf Kosten einer anderen bevorzugt werden darf“.

Die Kritiker erinnerten daran, dass die Anlage des Gartens nach den Plänen von de Caus zwar 1616 begonnen, wegen des hereinbre- chenden Dreißigjährigen Krieges aber nie vollendet wurde. Würde er jetzt als Renaissancegarten wieder- hergestellt, wäre dies nur ein winzi- ger Ausschnitt seiner Geschichte, die vor allem durch die deutsche Romantik geprägt sei.

Große Teile der Heidelberger Professorenschaft, der Badische

Heimatverein und die Akademie der Künste in Berlin schlossen sich den Vorbehalten an. Die badischen Denkmalschützer: „Der Hortus Pa- latinus, Garten des Kurfürsten Fried- rich V., ist ein Denkmal aus der Ge- schichte Heidelbergs und seines Schlosses. Ihn heute wieder rekon- struieren zu wollen, ist der klägliche Versuch, fünf Jahre aus der Ge- schichte herauszugreifen und zum Anlass für eine vermarktungsfähige Kulisse zu machen. Das Heidelber- ger Schloss bildet als Ruine zusam- men mit dem Landschaftsgarten der Romantik eine Einheit, die nicht zerstört werden darf.“ Die Direkto- rin der Sektion Baukunst der Akade- mie der Künste, Donata Valentien, verglich die Idee der Hortus-Restau- rierung derweil mit dem Ansinnen,

„Werke der Weltliteratur nachzu- schreiben“. Bei so profunder Kritik konnte das Finanzministerium seine vorbehaltlose Kooperationsbereit- schaft gegenüber der Stiftung Hor- tus Palatinus nicht aufrechterhalten.

Vom Tisch sind die Verschöne- rungspläne allerdings nicht. Das Amt Vermögen und Bau Baden- Württemberg hat im Auftrag des Fi- nanzministeriums einen europawei- ten Wettbewerb zur Neugestaltung des Schlossgartens ausgeschrieben, die alle historischen Epochen und Schichten sichtbar machen soll.

Informationen im Internet unter:

www.landeskunde-online.de, www.

stiftung-hortus-palatinus.de. n Helmuth Bischoff

GARTENKUNST

Renaissance oder Romantik – das ist hier die Frage

Die Geschichte eines Streits über den Hortus Palatinus am Heidelberger Schloss

Hortus Palatinus:

Würde der Schloss- garten als Renais- sanceanlage wieder- hergestellt, wäre dies nur ein winziger Ausschnitt seiner Geschichte.

Foto:Hortus Palatinus

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