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Archiv "Skandalisierung des Arztes in den Medien: Den Wind aus den Segeln nehmen" (11.04.2014)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 15

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11. April 2014 A 627 SKANDALISIERUNG DES ARZTES IN DEN MEDIEN

Den Wind aus den Segeln nehmen

Nicht erst seit dem Transplantationsskandal werden Ärzte von Journalisten öffentlich an den Pranger gestellt. Wie sich Ärzte verhalten sollten, die in eine solche Situation geraten, diskutierten Experten beim 131. Chirurgenkongress.

S

pätestens seit dem Conter- ganskandal Anfang der 1960er-Jahre sind Medizinskandale immer auch Medienskandale. Die öffentliche Suche nach Verantwort- lichen gerät dabei nicht selten zu ei- ner Jagd, bei der auch beteiligte Ärzte auf der Strecke bleiben kön- nen. Wie sich verhalten sollte, wer ins Visier der Medien gerät, disku- tierten Ärzte und Journalisten auf dem 131. Kongress der Deutschen

Gesellschaft für Chirurgie Ende März in Berlin. „Wir Journalisten wollen redlich bleiben, aber wir wollen auch unangenehme Fragen stellen“, sagte Joachim Müller-Jung von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). „Wir sehen uns in der Rolle des Wächters, das bedeutet:

Zwischen Journalisten und Medizi- nern kann es keine Kumpanei geben.

Die Interessen beider Seite dürfen nie in dieselbe Richtung gehen.“

Sensibilität entwickeln

Damit ein Einzelfall Relevanz für die mediale Berichterstattung erhal- te, müsse er für ein größeres Ganzes stehen und Grundsatzfragen behan- deln – wie bei den Todesfällen von Frühchen in einer Bremer Kinder- klinik, erklärte der Journalist und Politologe Prof. Dr. Frank Überall.

Diesen Grundsatzfragen nachzuge- hen, sei Aufgabe der Journalisten.

Um darauf zu reagieren, müsse ein Krankenhaus oder auch eine Fach- gesellschaft im PR-Bereich gut auf- gestellt sein, um rechtzeitig eigene Statements zu veröffentlichen und den öffentlichen Diskurs auf diese Weise mitzugestalten.

Prof. Dr. med. Karl-Walter Jauch, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universi- tät München, forderte, dass Ärzte

ihr Kommunikations verhalten ver- bessern müssten: „Wir können viel- leicht mit Patienten und Mitarbei- tern gut kommunizieren. Aber bei der Kommunikation mit den Me- dien sind wir noch in der Steinzeit.“

Ein Skandal entstehe häufig dann aus einem Fehler, wenn Ärzte falsch reagierten oder kommuni- zierten. Bei Fehlervorwürfen sei es gut, wenn Ärzte eine Sensibilität dafür entwickelten, wann ihnen das Geschehen aus den Händen zu glei- ten drohe. „Wichtig ist es dann, ei- nen Kommunikationsberater zu ha- ben“, sagte Jauch.

Er kritisierte zudem, dass Ärzte sich häufig von ihren Patienten ab- wendeten, wenn Komplikationen aufträten, statt die Kommunikation zu stärken. Auch „trauen wir uns nicht, zum Beispiel aus falsch ver- standener Kollegialität, ein beob- achtetes Fehlverhalten offenzule-

gen“. Es sei aber besser, dann ge- nauer hinzuschauen und „unseren Berufsstand vor schwarzen Schafen zu schützen“. Jauch wies aber auch darauf hin, dass Betrügereien von Behandlungsfehlern unterschieden werden müssten und Behandlungs- fehler von Komplikationen. Hier müsse auch die Ärzteschaft noch mehr dafür tun, dass diese Fälle in der öffentlichen Darstellung aus - einander gehalten würden.

Journalismus zumeist redlich

„In der Regel funktioniert der Jour- nalismus redlich“, meinte PR-Bera- ter Prof. Dr. Klaus Kocks. Der Res- pekt vor der freien Presse schließe jedoch nicht aus, vor einer Medien- kampagne zu warnen. Kocks nann- te den Fall Wulff. Dieser habe vor Gericht einen Freispruch erzielt, zuvor aber die öffentliche Hinrich- tung seiner Reputation erlebt. Wenn ein Medienskandal eingetreten sei, müsse man verschiedene Maßnah- men beachten: Den eigentlichen Vorwurf in Ordnung bringen, nicht lügen oder niemals Vorwürfe falsi- fizieren – sondern deren Gegenteil verifizieren. „Wehrlosigkeit ist in jedem Fall der schlechteste Zustand angesichts dessen, was Medien- skandale Menschen und Institutio- nen antun können“, sagte Kocks.

FAZ-Journalist Müller-Jung wies darauf hin, dass für Journalisten der Kampf um die Aufmerksamkeit an- gesichts der neuen Medien inten - siver geworden sei. Dabei würden die „bad news“ stärker wahrgenom- men. „Wer im Umgang mit Journa- listen etwas erreichen will, muss auch bereit sein, Auskunft zu ge- ben“, riet er. Wer nicht liefere, sei möglicherweise bald geliefert. Eine restriktive Haltung gegenüber Me- dien führe in jedem Fall nicht zum

Erfolg.

Falk Osterloh Fühlen sich Ärzte und Ärztinnen

in den Medien skandalisiert?

Das Deutsche Ärzteblatt hat Teilnehmer des 131. Deutschen Chirurgenkongress in Berlin befragt:

video.aerzteblatt.de

Video per QR-Code oder unter aerzteblatt.de/

video58181

P O L I T I K

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