DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
züglich der Zunahme des Knochen- mineralgehaltes am wirksamsten.
Otosklerose
keine Kontraindikation
6. Die Otosklerose galt bisher als Kontraindikation für eine Östro- gen-Gestagen-Substitution. Durch die vorliegenden Erkenntnisse kann diese Auffassung nicht länger auf- recht erhalten werden.
Malignes Melanom
7. Auch das maligne Melanom wurde bisher unter die Kontraindi- kationen für Östrogene gerechnet.
Es gibt in der vorliegenden Literatur aber keinen Hinweis auf die Östro- genabhängigkeit des malignen Mela- noms. Darüber hinaus liegen auch keine Daten über nachteilige Wir- kungen einer Östrogen-Gestagen- Substitution bei einem oder nach ei- nem behandelten malignen Mela- nom vor. Bei gut begründeter Indi- kation ist daher eine sorgfältig über- wachte Substitution mit Östrogenen und Gestagenen möglich, sofern nicht andere Kontraindikationen vorliegen. Die Kontraindikationen Otosklerose und malignes Melanom sind daher aus der Liste der absolu- ten Kontraindikationen gegen eine Ostrogen-Gestagen-Substitution zu streichen.
Zur weiteren Information über Neuentwicklungen in der Östrogen- substitution wird ausdrücklich auf die Stellungnahme der Kommission Hormontoxikologie der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie ver- wiesen (Deutsches Ärzteblatt 85, Heft 25/26, 1988).
Bezüglich einer
Östrogen-Gestagen-Substitution nach Mammakarzinom liegt eine Verlautbarung der Deutschen Ge- sellschaft für Senologie vor (Gynäko- logie und Geburtshilfe 4, 1989).Anschrift des Verfassers
Professor Dr. med.
Christian Lauritzen
Ärztlicher Direktor der Universitäts- Frauenklinik und Poliklinik
Prittwitzstraße 43 W-7900 Ulm
Kochsalz
bei salzsensitiven und salzresistenten Normotonikern
Ätiologie und Pathogenese der primären arteriellen Hypertonie sind bis heute weitgehend unklar. Ein möglicher Faktor könnte salzreiche Kost sein; die Salzempfindlichkeit ist individuell unterschiedlich stark aus- geprägt und kann darüber hinaus vererbt werden.
Nach Studienergebnissen liegt die Ursache des Phänomens Salzsen- sitivität in einer Fehlregulation adren- erger Rezeptoren begründet. Folge hiervon ist die mangelnde Adaptati- on des sympathischen Nervensy- stems an die geänderte Salzzufuhr.
Die Autoren untersuchten aus diesem Grund die hämodynamische Reaktion auf mentalen Streß, Ortho- stase und Ergometrie an 13 normo- tensiven Probanden unter üblicher Kochsalzzufuhr (200 mval Na/d) und milder Salzrestriktion (50 mval Na/d). Anhand der Reaktion des Ruhe-Blutdrucks wurden acht Pro- banden als salzresistent und fünf als salzsensitiv klassifiziert. Salzsensitive Probanden unter salzreicher Kost haben den höchsten Pulsfrequenzan- stieg, erreichen Höchstwerte beim systolischen Blutdruck und im Trend auch höhere diastolische Werte.
Beim arteriellen Mitteldruck finden sich erneut die absolut höchsten Werte bei den salzsensitiven Proban- den, die salzreich ernährt wurden.
Salzresistente zeigten ausgeprägte Reaktionen unter Salzrestriktion.
Salzresistente Personen sind in allen bisher untersuchten Populatio- nen in der Überzahl. Aus anthropo- logischer Sicht wirft dies die Frage auf, welchen Vorteil ihre Vorfahren unter salzarmen Bedingungen hat- ten, denen sie über den weitaus größten Teil der Phylogenese ausge- setzt waren. mle
Neumayer M. et al.: Gegensinniger Koch- salzeinfluß auf die Hämodynamik bei salz- sensitiven und salzresistenten Normotoni- kern, Nieren- und Hochdruckkrankheiten.
20 (1991) 365-370
Dr. med. M. Neumayer, Wolfratshauser Straße 94, W-8023 Pullach
Diabetes in
der Schwangerschaft kann kindliche
Intelligenz beeinflussen
Um der Frage nachzugehen, in- wieweit der mütterliche Stoffwechsel während der Schwangerschaft die Entwicklung kindlicher Intelligenz beeinflußt, untersuchten die Auto- ren 223 schwangere Frauen und ih- ren Nachwuchs. 89 Frauen hatten ei- nen Diabetes mellitus bereits vor der Schwangerschaft, bei 99 Frauen ent- stand während der Schwangerschaft ein Diabetes mellitus, und 35 Frauen hatten normale Blutzuckerwerte. Pa- rameter des Glucose- und Lipid- metabolismus (Nüchternblutzucker, HbA1c-Werte, Hypoglykämie-Episo- den, Azetonurie, Plasma-ß-Hydroxy- butyrat und freie Fettsäuren) wur- den mit den Ergebnissen zweier In- telligenztests (Bayley-Skala-Entwick- lungs-Index, Stanford-Binet-Intelli- genz-Skala) bei den Kindern korrel- liert.
Nach Berücksichtigung sozio- ökonomischer, rassischer und ethni- scher Faktoren zeigte sich eine inver- se Korrelation zwischen den Ergeb- nissen der Intelligenztests im Alter von zwei Jahren und den mütterli- chen Werten für Plasma-ß-Hydroxy- butyrat und freie Fettsäuren im drit- ten Schwangerschaftstrimenon.
Die Autoren folgern, daß ein Diabetes mellitus in der Schwanger- schaft die geistige Entwicklung des Kindes beeinflussen kann. Aufgrund der nachgewiesenen Assoziation von Ketonämien der Mutter in der Schwangerschaft und niedrigeren IQ-Werten der Kinder empfehlen sie, Ketoazidosen oder Hungerstoff- wechselsituationen bei Schwangeren zu vermeiden. acc
Rizzo, T., B. Metzger, W. Bums, K. Bums:
Correlations between antepartum mater- nal metabolism and intelligente of off- spring. N. Engl. J. Med. 325 (1991) 911-916.
Dr. Rizzo, Northwestem University, Searle Building 10-526,303 E. Chicago Ave., Chi- cago, IL 60611, USA
A-4498 (62) Dt. Ärztebl. 88, Heft 50, 12. Dezember 1991