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Archiv "Frida Kahlo: Malerin der Schmerzen" (23.01.2004)

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ch war augenblicklich vollkommen trunken von der Erscheinung dieser außergewöhnlichen Frau“ – so schildert der Berliner Kunst- sammler Heinz Berggruen in seiner Autobiografie seine erste Begegnung mit Frida Kahlo, Mexikos bedeutend- ster Malerin des 20. Jahrhun- derts. Wie reizvoll, wenngleich explosiv auch ihre künstle- rische Ästhetik war, beschrieb der große französische Surrea- list André Breton enthusia- stisch als „Kunst wie mit einer farbigen Schleife um eine Bombe“.

So sehr Frida Kahlos Per- son und Werk die Menschen ihrer Umgebung auch faszi- nierten – als sie am 13. Juli 1954 starb, war dennoch ihr Name außerhalb Mexikos fast nur eingeweihten Künstlerkolle- gen bekannt. Heute, fast 50 Jahre später, hat sich das Bild grundlegend gewandelt. Nicht zuletzt dank der Hollywood- Produktion „Frida“ gilt die

„Malerin der Schmerzen“ nun als eine der ganz großen Künstlerlegenden des 20. Jahr- hunderts – weltweit.

Frida Kahlo ist Kult, auch in Deutschland. Längst kann man in Monographien über sie ihr Tagebuch studieren, ihre ambivalente Liebesge-

schichte zu dem Maler Diego Rivera in allen Einzelheiten nachlesen oder sich sogar mit den kulinarischen „Künsten“

des Hauses Kahlo vertraut machen.

Auch Theater- und Kino- fans zieht Frida Kahlos Aus- nahmeerscheinung mittler- weile in ihren Bann. So lässt das Theater Junge Generation in Dresden bereits seit No- vember 2001 im Theaterstück

„Alegria“ in einem vom kanadischen Regisseur Eddy Socorro inszenierten Monolog für eine Schauspielerin Frida Kahlos Leben noch einmal Revue passieren (www.tjg- dresden.de). Im Theater Bonn feierte Johann Kresniks Stück

„Frida Kahlo“ im November 2003 Premiere. Ebenfalls in diesem Jahr avancierte die mexikanische Schauspielerin Salma Hayek in Julie Taymors

„Frida“ zum internationalen Kinostar.

Im Film imponiert Frida Kahlo vor allem als lebens- hungrige und ungemein anzie- hende Frau. Dabei war ihre Vita eine einzige Kranken- geschichte: Im Alter von sechs Jahren erkrankte sie mög- licherweise an Poliomyelitis, mit 18 Jahren erlitt sie einen schlimmen Verkehrsunfall mit schweren orthopädischen und gynäkologischen Verletzungen, mehr als 30 Ope- rationen schlos- sen sich an in ei- ner jahrelangen Odyssee durch Hospitäler Mexi- kos und der USA. Alkohol- und Drogen- sucht, Depressio- nen und immer wieder Schmer- zen, schließlich

Amputation des rechten Beins und das Lebensende im Roll- stuhl waren die weiteren Sta- tionen ihres physischen und psychischen Martyriums.

Frida Kahlo, die ursprüng- lich Ärztin werden wollte, verarbeitete dies auf ihre Wei- se. Einen Teil ihrer erschüt- ternden Gemälde voller Mar- ter, Schönheit und Poesie, die im mexikanischen Museo Do- lores Olmedo Patino behei- matet sind, zeigt das Mai- länder Museo della Perma- nente bis zum 8. Februar in der Ausstellung „Frida Kahlo La Mostra“ (www.lapermanente- milano.it).

Wer sich hierzulande einen Überblick über ihre einzigar- tige Ikonographie verschaffen will, kann dies mit einem jetzt erschienenen großformatigen Bildband der Kunsthistorike- rin Helga Prignitz-Poda tun (Frida Kahlo. Die Malerin und ihr Werk. 264 Seiten, 175 Illu- strationen, Schirmer/Mosel, München, 78 Euro). Nur 143 meist kleinformatige Gemälde hat Frida Kahlo hinterlassen;

die meisten sind Selbstporträts voller Emotionalität und Di- rektheit. Im Gemälde „Henry Ford Hospital“ (1932) etwa verweist Kahlo nach einer Fehlgeburt auf die Todesum-

stände des ungeborenen Kin- des – rund um ihr mit Blut be- flecktes Krankenbett platziert sie Symbole ihrer Sexualität und fehlgeschlagenen Schwan- gerschaft. In „Meine Geburt“

(1932) malt sie ihren im Blut liegenden Kopf schonungslos eingeklemmt zwischen den Beinen der Mutter – niemand ist in dem kahlen blauen Raum in der Nähe, um bei der Ent- bindung zu helfen. Im großfor- matigen Doppelporträt „Die zwei Fridas“ (1939) stellt sie sich mit herausgeschnittenem Herzen dar und verarbeitet damit ihre Ehekrise und Tren- nung. Im berühmten Selbst- porträt „Die gebrochene Säu- le“ (1944) zeigt Kahlo ihren Körper geöffnet und gibt den Blick frei auf die mehrfach ge- brochene Wirbelsäule. Ihr von Nägeln durchbohrter Ober- körper ist von einem orthopä- dischen Korsett umschnürt.

Nicht zuletzt dokumentie- ren Kahlos Selbstporträts auch eindrucksvoll ihre Abhängig- keit von den behandelnden Ärzten.So malte sie aus Dank- barkeit für einen Arzt, der ihr mit mehreren Wirbelsäulen- operationen Mut gemacht hatte, 1951 das rührende

„Selbstporträt mit dem Por- trät von Dr. Farrill“.Klaus Brath V A R I A

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 423. Januar 2004 AA199

Frida Kahlo

Malerin der Schmerzen

Die mexikanische Künstlerin schuf mit ihren Bildern einzigartige Zeugnisse ihrer Krankengeschichte.

I

Feuilleton

Das Theater Junge Generation in Dresden lässt im Theaterstück „Alegria“ Frida Kahlos Leben Revue passieren.

Foto:Theater Junge Generation

Foto:

Arthemisia

Im berühmten Selbstporträt „Die gebr

ochene Säule“

(1944) gibt Frida Kahlo den Blick fr

ei auf die mehrfach gebrochene Wirbelsäule

.

Referenzen

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