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Loycke, H. J. (1968). Zur Prognose der Entwicklungstendenzen forstlicher Mechanisierung. Berichte, Eidgenössische Anstalt für das forstliche Versuchswesen: Vol. 10. Birmensdorf: Eidgenössische Anstalt für das forstliche Versuchswesen.

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Aktie "Loycke, H. J. (1968). Zur Prognose der Entwicklungstendenzen forstlicher Mechanisierung. Berichte, Eidgenössische Anstalt für das forstliche Versuchswesen: Vol. 10. Birmensdorf: Eidgenössische Anstalt für das forstliche Versuchswesen."

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Eidgenössische Anstalt für das forstliche Versuchswesen, Birmensdorf ZH

Eidg. Ans~lt für das forstliche Versuchs en

Sonderdruck

23.

Jahrgang/Nr.

3

Der Forst- und Holzwirt

August 1 968, Nr. 1 0 Verlag M. & H. Schaper, Hannover, Grazer Straße 20

Zur Prognose der Entwicklungstendenzen forstlicher Mechanisierung*)

Von Dr. H. J. L o y c k e, Dillingen/Donau Wie kommt eine Prognose zustande

Sprechen wir von der Mechanisierung eines Forst.:.

betriebs, meinen wir damit zunächst den Z u s t a n d , in dem sich der Arbeitssektor des Betriebs befindet.

Man denkt dabei an die Organisation der Arbeits- prozesse, aber auch an den derzeitigen Besatz der Betriebe mit Großgeräten und Maschinen sowie an etwa vorhandene technische Anlagen.

Wirtschaftsvorgänge dürfen nicht nur statisch betrachtet werden; sie unterliegen bezogen auf die Zeit einer bemerkenswerten D y n a m i k. Entwicklungs- tendenzen pflegen sich anzukündigen; es kommt darauf an, sie im voraus zu erkennen und richtig ein- zuschätzen.

Die vorausschauende Beurteilung des Fortschritts gelingt am ehesten, wenn man sich darauf beschränkt, kurzfristige Voraussagen zu machen. Jede Prognose ist mit erheblichen Unsicherheiten behaftet. Die Weiterentwicklung der Mechanisierung hängt von einer Reihe Einflußgrößen ab, die vermutlich von nieman- dem korrekt und vollständig erfaßt werden können.

Schließlich bringen Konjunkturschwankungen und wirtschaftliche Krisen auch das beste Konzept in Unordnung.

Bei Abgabe von Prognosen kann man sich darauf stützen, daß auch die Weiterentwicklung des Mecha- nisierungsprozesses bestimmten Gesetzmäßigkeiten folgt. Geht es beispielsweise darum, Entwicklungs- tendenzen rein zahlenmäßig zu erfassen, ist eine um so genauere Prognose möglich, wenn die bisherige Ent- wicklung gleichmäßig verlaufen ist. Man versucht, Schlüsse für den Mechanisierungsfortgang an Hand von Kurvendiagrammen zu ziehen. Man unterstellt dabei, daß das weitere Anwachsen der gleichen Ten- denz folgen wird, die der Darstellung für die letzten Jahre zu entnehmen ist. Die Methode ist simpel, doch sie erfüllt manchmal ihren Zweck.

Die zahlenmäßige Prognostizierbarkeit eines betriebstechnischen Tatbestandes nimmt erfahrungs- gemäß mit der Länge des Vorhersagezeitraums rapide ab. Der spekulative Charakter der Prognose tritt um so deutlicher in Erscheinung. Man sollte sich aus diesen Gründen bei langfristigeren Voraussagen im wesent- lichen auf eine allgemeine Schilderung der wahrschein- lich auf uns zukommenden Entwicklung beschränken.

Bei allem Bemühen um Objektivität dürfte auch der sachkundige Beurteiler subjektive Gesichtspunkte mehr oder weniger unbewußt zur Geltung bringen. Um diese Gefahr zu mildern, wird gerade der Sachkundige vor der Prognose bestrebt sein, durch eingehende D i a g n o s e der bisherigen Entwicklung und des gegenwärtigen Zustands, sich ein Fundament für seine Aussagen zu schaffen. Zu einer Prognose sollte er sich erst entschließen, wenn er wenigstens einen Teil der Einflußgrößen überschaut, die in den zurückliegenden Jahren wirksam waren.

Zur Diagnose der heutigen Situation

Jede Diagnose beginnt mit der analysierenden Be- trachtung des Tatbestands, von dem man auszugehen hat, in unserem Fall der Analyse des Standes der Mechanisierung im forstlichen In- und Ausland. Die Ergebnisse einer solchen Analyse gestatten es wie- d·~rum, nach den Ursachen zu forschen, die die bisherige Entwicklung der Mechanisierung im einzelnen bewirkt haben. Sind wir uns über die Ursachen einigermaßen im k!aren, können wir uns erlauben, aus dem bis- herigen Geschehen auf dem Gebiet der Mechanisierung Schlußfolgerungen zu ziehen.

*) Einleitendes Referat eines Kolloquiums am Institut für Waldarbeit und Forstmaschinenkunde Hann. Münden, am 7. 12. 1967.

ETHICS WSL 8. Februar 1968

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Die I n t e n s i t ä t d e r M e c h a n i s i e r u n g ist in westlich orientierten, mitteleuropäischen Ländern wesentlich geringer als in nordeuropäischen oder in Kanada, USA und der Sowjet-Union. Der Begriff Intensität beinhaltet ein Doppeltes, nämlich einmal die S t u f e , bis zu der die Mechanisierung vorangetrieben wurde, sowie den G r a d der Mechanisierung, d. h.

deren Umfang und Ausdehnung innerhalb des Forst- betriebs.

Die Mechanisierungsstufe, d. h. die Entwicklungs- phase des Mechanisierungsprozesses der Forstarbeit, läßt sich in verschiedener Weise ansprechen. Die Fest- legung der Stufe kann einmal über die Art und Stärke

der eingesetzten Forstmaschinen oder über den auf den ha Holzbodenfläche bezogenen Neuwert des Maschinen- parks erfolgen. Es ist auch wichtig zu wissen, wer schwerpunktmäßig als Träger der Mechanisierung auf- tritt. Sind nur Kleinmaschinen vorhanden, ist es der Dienstbezirk des Revierbeamten, vielfach auch das Forstamt. überbetriebliche Institutionen, wie die forst- liche Mittelinstanz, ein Maschinen- oder Arbeitshof bzw. große Lohnunternehmen, treten als Träger von höher mechanisierten Arbeitsprozessen auf. Nicht zu- letzt bildet die gegenüber Handausführung durch Mechanisierung erreichte Produktivitätssteigerung ein Kennzeichen für die Mechanisierungsstufe.

In der Bundesrepublik ist zur Zeit die Mehrzahl der größeren Forstbetriebe der dritten Mechanisie- rungsstufe zuzurechnen. Das besagt, es sind neben Einmann-Motorsägen, Motorkleingeräte für den Pflanz- garten oder die Kulturpflege, i. d. R. auch Einachs- oder Vierrad-Kleinschlepper, oft auch Ackerschlepper mit oder ohne Spezialausrüstung für den Forsteinsatz vorhanden. Auch Forstradschlepper mit einer Motor- nennleistung von 40 bis 70 PS fehlen in dieser Stufe normalerweise nicht. Gelegentlich kommen eine Seil- krananlage oder eine Schneidkopfentrindungsmaschine dazu. Die Maschinenhaltung geht normalerweise nicht über die Forstamtsbasis hinaus. Die erreichte bzw.

bestenfalls zu erzielende Produktionssteigerung hält sich noch in bescheidenen Grenzen.

Die am derzeitigen Neubeschaffungswert zu messen- de Kap i t a 1 in v es t i t i o n bildet den besten Wei- ser für die Mechanisierungsintensität. Die Investition ist bei Betrieben, die zur dritten Mechanisierungsstufe gehören, mit Beträgen von 60-80 DM je ha nicht son- derlich groß. Die wenigen relativ hoch mechanisierten, der vierten Stufe zuzuzählenden Forstbetriebe im Bun- desgebiet bringen es auf 120 bis 200 DM je ha. Vorerst nur im Ausland anzutreffende, wirklich hoch mecha- nisierte Forstbetriebe der Stufe 5 haben als Maschinen- kapital 180 bis 300 DM je ha investiert.

Auf eine Eigenart unserer Mechanisierung, die sich, langfristig betrachtet, nachteilig auswirkt, muß hin- gewiesen werden. Die meisten Forstbetriebe überlassen die Investitionslast Außenstehenden. Bei uns stellen die Waldarbeiter die Motorsägen selbst, und ca. 80 0/o der Forstradschlepper stehen im Eigentum von Lohn- unternehmern.

Die effektive Investition, die die meisten Forst- betriebe in unserem Land unter den geschilderten Umständen auf sich nehmen, beträgt statt der erwähn- ten 60 bis 80 DM in der dritten Mechanisierungsstufe

tatsächlich nur 15 bis 30 DM/ha. Wenigstens 10 bis 12 DM entfallen auf waldarbeitereigene Motorsägen, zwischen 30 und 45 DM je ha sind für Schlepper aller Art, u. U.

auch Schneidkopf-Entrindungsmaschinen usw. in Ab- zug zu bringen. Die mit der Mechanisierung verbun- denen Risiken sind bei dieser Handhabung für den Forstbetrieb gering. Den je Hektar in Maschinen in- vestierten 15 bis 30 DM stehen vergleichsweise 400 bis 1000 DM gegenüber, die je ha Holzbodenfläche im Wegenetz eines Forstamts investiert sind. Die Beträge beziehen sich in beiden Fällen auf die derzeitigen Neu-

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bau- bzw. Beschaffungskosten unter Vernachlässigung von Abschreibungsbeträgen. Wie S t e i n 1 i n mitteilt, wendet die Landesforstverwaltung von Baden-Würt- temberg im Jahre ca. 25 DM für Wege, jedoch bloß :!,50 DM für Forstmaschinen auf.

Das im gegenwärtigen Zeitpunkt von der Forstwirt- schaft der Bundesrepublik in Maschinen, Geräten und in entsprechenden Anlagen investierte Gesamtkapital dürfte schätzungsweise 160 Millionen DM betragen. Es waren vor 1 ¼ Jahrzehnten bestenfalls 5 oder 6 Millio- nen DM. Doch mit Blickrichtung auf die ausländische Forstwirtschaft sollten wir uns folgendes vor Augen halten: Wären in der Bundesrepublik die knapp 2000 Forstbetriebe mit mehr als 500 ha Holzboden- fläche voll- oder hochmechanisiert, würden mindestens 400 Millionen, wenn nicht 600 Millionen DM in Maschi- nen investiert sein. Wie weit wir tatsächlich noch von einer Hochmechanisierung entfernt sind, geht aus der Überlegung hervor, daß von den gegenwärtig inve- stierten 160 Millionen DM je 65 bis 70 Millionen auf zwei für die heutige Mechanisierungsstufe charakte- ristische Maschinengruppen entfallen, nämlich auf Ein- mann-Motorsägen und auf Radschlepper.

Die Analyse der E n t w i c k 1 u n g i m A u s - 1 a n d bereitet mehr Schwierigkeiten. Wir dürfen die europäische Forstwirtschaft dabei nicht als Einheit sehen, sondern wir müssen unsere Beobachtungen auf v i e r L ä n d e r g r u p p e n konzentrieren, die für die Waldverhältnisse unseres Kontinents bezeichnend sind.

Es handelt sich dabei um

die nordeuropäische Gruppe mit Norwegen, Schweden und Finnland, die bezüglich der Vorbe- dingungen sowie nach dem Stand der Mechanisie- rung kanadischen Verhältnissen entspricht.

Die o s t e u r o p ä i s c h e Gruppe, die Sowjet- Rußland vertritt, verdient wegen der Ausstrahlung ihres Ideenguts auf mitteleuropäische Länder, die dem Ostblock angehören - Polen, Tschechoslowa- kei, Ungarn-, Beachtung.

Die m i t t e l e u r o p ä i s c h e Gruppe, zu der neben Deutschland die Schweiz, Österreich, Teile von Jugoslawien und Rumänien sowie die erwähn- ten drei Ostblockstaaten, schließlich Dänemark, die Niederlande und Großbritannien zu zählen sind, stößt infolge der Produktionskraft ihrer Stand- orte, des erzeugten starken Holzes, einer Vielzahl von Baumarten, die artenreiche Mischbestände bilden, besonders intensiver Waldwirtschaft usw.

bei der Mechanisierung der Forstwirtschaft auf Schwierigkeiten.

Die vierte, die m e d i t e r r a n e Gruppe, ist hier nicht von Interesse.

Im Osten und Norden Europas haben G r o ß - m a s c h i n e n nahezu völlig Maschinen geringerer Dimensionierung verdrängt. Das gilt vornehmlich für die Holzernte, in Rußland und Finnland aber auch für kulturtechnische Maßnahmen, vor allem Entwässerung und Grabenräumung.

Im Mittelpunkt aller Bemühungen um die E n t - wicklung und Konstruktion geeigneter

Groß m a s chi n e n für die Holzernte steht die auf internationalen Tagungen lebhaft diskutierte Frage nach dem zweckmäßigen O r t d e r Au f a r b e i - tun g des Holzes. Wer sich wie die tschechische Forst- verwaltung dem russischen Beispiel folgend für die Ver- wendung besonders großer und leistungsfähiger statio- närer Entrindungs-, Entastungs-, Einschneide- und Sortiermaschinen entscheidet, ist gezwungen, große Aufarbeitungsplätze außerhalb des Waldes anzulegen und die einzelnen Bearbeitungsstätten auf den Plätzen durch moderne Transporteinrichtungen zu verbinden.

Auch im Wirtschaftsjahr 1966 wurden in einem forsttecbnisch so fortschrittlichen Lande wie Schweden noch 91 °/oder Jahreserzeugung am F ä 11 o r t, d. h. nach dem Kurz h o 1 z ver f ab r e n aufgearbeitet. Es waren beim Großwaldbesitz jedoch nur noch 30 bis 65 O/o.

Das eingeschnittene Holz wird vom Fällort in geringem Umfang durch Pferde, überwiegend durch Acker- schlepper oder Radschlepper an die Straße gerückt.

Über 40 0/o des Anfalls an Kurzholz ( = 37 0/o der Gesamt- erzeugung) werden von überschweren Rückezügen über- nommen. Von diesen gewaltigen Maschinenzügen stan- 38

den im vergangenen Jahr bereits 2600 im Einsatz. Bei diesen Zügen vom Bautyp „Brunett" oder Volvo- Tim- merkalle" dient ein schwerer Radschlepper herk'ömm- licher Bauart, dem die Vorderräder fehlen, als Front- achse. Dieser einachsige Schlepperrumpf ist über Knicksteuerung mit einem robusten, Holzlasten bis zu 20 rm aufnehmenden Einachsanhänger verbunden. Der Anhänger trägt die gleichen Räder wie die Schlepper- hinterachse.

Das Kurzholzverfahren wird vorwiegend n a c h K a h l s c h l a g angewendet, denn die Kurzholz-

Bringungszüge haben mit einer Gesamtbreite von 2,5 bis 2,65 m Ausmaße, die über das hinausgehen, was wir von den wenigen Rückezügen, die in unserem Land laufen, gewohnt sind (z. B. Unimog mit Ladekran und Anhänger). Im Durchforstungsweg gewonnenes Holz wird neuerdings nach dem Entästen und Ein- schneiden durch fahrbare Hackschnitzelmaschinen ge- schickt. Den Geländetransport der Schnitzel über- nimmt ebenfalls ein „Brunett"-Zug, jedoch mit Behäl- teranhänger.

Etwa zwei Drittel des in nordischen Ländern ein- geschlagenen Holzes wurden noch bis vor kurzem im Wald mit ortsbeweglichen Maschinen entrindet. Die Holzindustrie fand sich bisher lediglich bereit, unent- rindetes Kurzholz aus frachtgünstigen Lagen zu über- nehmen. Neuerdings geht die Industrie dazu über, größere Mengen an unentrindetem Holz zu kaufen. Sie hat erkannt, daß die Werksentrindung nach dem indu- striellen Trommelverfahren fabrikationstechnische Vor- teile bietet. Schon jetzt steht in schwedischen Forsten ein Teil der ortsbeweglichen Lochrotormaschinen still oder ist ungenügend ausgelastet.

Ist die Entrindung nicht mehr Sache des Forst- betriebes, fallen bei manueller Aufarbeitung unter schwedischen Verhältnissen i. d. R. 55 0/o der benötigten Zeit auf das Entästen. Man hat sich deshalb frühzeitig um die Entwicklung leistungsfähiger Entastungs- maschinen gekümmert. Die Maschinenfabrik Sund

brachte den S u n d -P r o c e s s o r , eine Entastungs- maschine heraus, die a u f P 1 ä t z e n a m R a n d e L k w - b e f a h r b a r e r F o r s t s t r a ß e n , d. h. halb- stationär, eingesetzt wird. Neun Fällarbeiter versorgen die Maschine; die Stämme werden durch jeweils drei Bringungsspezialschlepper (z. B. Timberjack) mit der Krone unter Anwendung des Choker-Systems gerückt.

Zwei Arbeiter bereiten die Lasten am Fällort für drei Schlepper vor, ein Mann koppelt sie auf dem Auf- arbeitungsplatz an der Straße ab. Die Bringungs- distanz beträgt wenigstens 200 bis 300 m; das Rücken erfolgt i. d. R. über sehr unwegsames Gelände.

Die Sund-Entastungsmaschine selbst bildet lediglich den Kern der Anlage, sie wird mit Hilfe eines fahr- baren Motorgeräts, einem „Tree Feeder" beschickt.

Äste und Abfall werden von einem Transportband auf Haufen geworfen und die entasteten Stämme hinter den Maschinen in gewünschte Längen eingeschnitten und gestapelt. Mit einer solchen Entastungseinheit können im Jahre bei 6stündiger Arbeitszeit 35 000 bis 45 000 fm schwaches Holz aufgearbeitet werden. Vor- erst laufen in Schweden nur 11 Maschinenaggregate dieser Art, von denen 1 0/o der Erzeugung aufgearbeitet wird.

Ein anderes Verfahren beruht darauf, daß Holz nach dem Fällen und Entasten in langem Zustand g e r ü c k t und abgefahren wird, um auf einem z e n - t r a 1 e n A u f a r b e i tu n g s p 1 a t z zumeist außer- halb des Waldes weiterbehandelt zu werden. Auf sol- chen Plätzen kommen ausschließlich stationäre Ein- schneide- und Entrindungsmaschinen sowie mecha- nische Sortier- und Stapelvorrichtungen zur Verwen- dung. Die Anlage eines derartigen Platzes erfordert Investitionen von ca. 500 000 bis 1 Million DM. Von einer Arbeitsschicht werden jährlich 50 000 bis 70 000 fm aufgearbeitet. Gelegentlich arbeiten auch zwei oder drei Schichten. Immerhin gehen zur Zeit 8 0/o der schwe- dischen Holzproduktion von 45 Millionen fm, das sind 3,6 Millionen fm, über solche Plätze.

In der Bundesrepublik gibt es vorläufig nur drei relativ kleine Plätze, ein Platz wurde in Holland, einige in Österreich und Großbritannien eingerichtet.

Die Tschechoslowakei verfügte 1966 über 691 zentrale Aufarbeitungsplätze, deren Kapazität mit 5000-8000 fm Der Forst- und Holzwirt Nr. 3

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viel zu niedrig bemessen ist. Man hofft, bis 1980 die Aufarbeitungskapazität um wenigstens 60 0/o zu er- höhen, die Anzahl der Plätze dagegen auf 500 ver- ringern zu können. Die je Platz zu verarbeitende Holz- menge soll zwischen 30 000 und 40 000 cbm liegen, maxi- mal 80 000 fm nicht über- und 10 000 fm nicht unter- schreiten.•)

Nach den beiden letztgenannten Verfahren werden in Schweden jährlich also 4 Millionen fm aufgearbeitet.

Um diese Holzmenge im langen Zustand mit oder ohne Krone vom Fällort zum Aufarbeitungsplatz bzw. Ver- ladeplatz an der Straße zu transportieren, wurden 1966 nicht weniger als 530 s c h w er e B r in g u n g s - spe z i a 1 s c h 1 e p per (sog. Skidder) vom Typ Tree Farmer oder Timberjack eingesetzt. Demgegenüber laufen zur Zeit in der Bundesrepublik im Höchstfall 12 Schlepper dieser Art. In Schweden sind zu der Gruppe der Bringungsspezialschlepper auch noch die erwähnten 2600 Schlepper mit Knicksteuerung der modernen Rückezüge (Forwader) hinzuzurechnen. Bei uns laufen lediglich 5 oder 6 wesentlich leichtere Rückezüge.

In Finnland sind vergleichsweise bei einer Gesamt- erzeugung von 42 Millionen fm neben Ackerschleppern und anderen Maschinen zur Zeit 2200 schwere Schlep-

per, unter diesen eine große Anzahl Skidder, eingesetzt.

Die österreichische Bundesforstverwaltung beschaffte 1967 für ihr Forstamt Gußwerk zum Rücken von einigen hunderttausend fm Sturmholz für etwa 2 Mil- lionen DM kurzfristig 26 Tree Farmer. Von den in der Forstwirtschaft der Bundesrepublik derzeitig laufen- den rund 1600 schweren Forstradschleppern sind zur Zeit mehr als die Hälfte Unimogs, der Rest schwere Schlepper herkömmlicher Bauart, zumeist mit Allrad- antrieb.

Die W a h 1 d e r A u f a r b e i t u n g s s t ä t t e ist für die Wirtschaftlichkeit der Aufarbeitungsprozesse von entscheidender Bedeutung. Erfolgt die Aufarbei- tung auf Plätzen an der Straße oder außerhalb des Waldes, steigt die Arbeitsproduktivität erheblich. In der Steiermark ließ sich die Arbeitsproduktivität nach Einrichtung eines Aufarbeitungsplatzes für Nicht- sägeholz durch eine Privatverwaltung auf etwa das Dreifache steigern. Der finanzielle Gewinn beträgt nach ausländischen Erfahrungen jedoch nur 5 bis 15 0/o.

Andererseits setzt eine so weitgehende Umstellung auf dem Arbeitssektor die Unternehmensleitung i. d. R. in die Lage, die Verwaltungskosten durch Vereinfachung der Betriebsorganisation (z. B. übergehen zum Funk- tionsbeamtensystem) fühlbar zu senken.

Die schwedische Logging Research Foundation ver- öffentlichte kürzlich aufschlußreiche Zahlen für das Jahr 1966 (7). Die Produktivitätssteigerung hat beim K u r z h o 1 z v e r f a h r e n nach Einsatz der oben er- wähnten überschweren Rückezüge gegenüber dem Rücken mit Pferden ca. 26 0/o, gegenüber der Bringung mit einfachen Schleppern immerhin noch 16 0/o betra- gen. Gegenüber dieser hochmechanisierten Form des Kurzholzverfahrens bewirkt das stamm w e i s e R ü c k e n (Tree-length-logging) bei Aufarbeitung an der Straße jedoch in bisher üblicher Weise je nach Stärke des Holzes (Festgehalt der Stämme 0,2-0,4 fm) eine Produktivitätssteigerung zwischen 16 und 19 0/o.

Wird das Holz dagegen auf einem zentralen Platz ver- arbeitet, ist die Produktivität um 35 bis 37 0/o angestie- gen. In Schweden erwies sich die Aufarbeitung von mit der Krone gerücktem Holz (Full-tree-logging) an der Lkw-befahrbaren Straße mit den neuentwickel- ten Entastungsmaschinen usw. als besonders wirksam.

Hier werden nur noch 55- 56 0/o der menschlichen Arbeit benötigt, die bei der wirtschaftlichsten Form des Kurzholzverfahrens aufzubringen sind. Die Produk- tivitätssteigerung beläuft sich damit auf 78-82 0/o. Auf Grund dieser Feststellungen ist man heute in Schweden ebenso wie in Kanada nicht davon überzeugt, daß sich zentrale Aufarbeitungsplätze allgemein durchsetzen.

Man gibt sich in auf forsttechnischem Gebiet füh- renden Ländern noch keineswegs mit Lösungen zufrie- den, bei denen die Aufarbeitung des Holzes unter Ein- satz halbstationärer Maschinen auf Plätzen erfolgt. Den

") Nach Mitteilungen der tschechoslowakischen Delegier- ten anläßlich eines Experten-Gesprächs in Genf, Frühjahr 1967.

Maschinenkonstrukteuren steht das Beispiel Mäh- drescher vor Augen; sie versuchen, Vo 11 ernte - m a s c h i n e n zu schaffen, die von einem Mann ge- steuert über die Hiebsfläche fahren um Stamm für Stamm zu fällen. Sie lassen diese Ma1schinen sich selbst die Stämme hydraulisch auf- und bündelweise abladen O?e.r sie il?ertragez: ihnen auch noch die Ausführung e1mger weiterer Teilarbeiten. So wird der Stamm von einer Vollerntemaschine entastet und eingeschnitten anschließend werden die Rundlinge in einen Behälte;

abgelegt. Eine andere Maschine ergreift, entastet und zopft den Stamm vor dem Abtrennen, um ihn am Ende des Aufarbeitungsvorgangs auf rückegerechte Haufen zu legen.

Diese aus Forstradschleppern mit Knicksteuerung bzw. Raupenschleppern entwickelten Maschinen werden bereits in USA, Kanada, Schweden, Sowjetrußland und der Tschech~slowakei als P r o t o t y p e n erprobt, oft auch schon m kleinen Serien gefertigt. Aus unserer Sicht haben sie mehrere recht wesentliche Nachteile.

Ihre Anwendung muß auf Flachlandgebiete allenfalls hügelige Gegenden beschränkt bleiben. Sie' setzen im allgemeinen Kahlschlagwirtschaft voraus; auch dabei sind noch mäßig geschlossene, gleichaltrige Bestände von schwächerem Durchmesser ein weiteres Erfordernis.

Diese Vollerntemaschinen haben in der Ausführung a~s Radschlepper_ mit ca. 125 PS Motornennleistung em L e e r g e w 1 c h t von 8 bis 10 t, d. h. ein fast doppelt so hohes Gewicht wie Bringungsspezial- schlepper bzw. Skidder. Der über das Fahrgestell eines Kettenschleppers bewegte „Tree-harvester" - Motor- leistung 170 PS - wiegt sogar 25 t. Bilden schon bei diesen Maschinen, die mit ihren Schnittvorrichtungen Nadelholzstämme bis zu Grenzdurchmessern einschließ- lich der Wurzelanläufe von 45 oder 50, gelegentlich 60 cm vom Stock trennen, hinreichend tragfähige Böden ein weiteres unerläßliches Erfordernis ist kaum damit zu rechnen, daß einmal Vollerntemascllinen ge- baut werden, die in der Lage sind, in Baum.hölzern unserer Dimensionen zu arbeiten. Die bisherigen Maschi- nen kosten schon je nach Typ und Ausführung 200 000 bis 500 000,- DM. Es bleibt abzuwarten, ob sie jemals wirtschaftlich arbeiten können.

Ursachen für das Entstehen der Mechanisierungssysteme Im Anschluß an diese Analyse haben wir nach den tieferen Ursachen für das Entstehen so verschieden- artiger Mechanisierungssysteme zu forschen. Der S t a n d d e r i n d u s t r i e 11 e n T e c h n i k ist in den zuvor erwähnten Ländern nahzu der gleiche.

Daran kann es nicht liegen. Das An g e.b o t a n geeig- neten Forst m a s chi n e n ist jedoch keineswegs allerorts dasselbe; das hat seine Gründe.

Sicherlich sprechen die wesentlich anderen biolo- gischen, forsttechnologischen und betriebsstrukturellen Gegebenheiten bei Zustandekommen der Unter- schiede entscheidend mit. Allzu häufig erweisen sich betriebsorganisatorische und verwaltungstechnische Ge p f 1 o g e n h e i t e n, nicht passende haushalts- rechtliche Vorschriften sowie noch völlig unzu- reichende f o r s t p o li t i s c h e M a ß n a h m e n als arger Hemmschuh des Fortschritts.

Von besonderem Einfluß sind die in der Forstwirt- schaft tätigen M e n s c h e n , auf deren Einstellung zur Mechanisierung es mehr denn je ankommt. Nicht zu- letzt verdient in diesem Zusammenhang das Ver h ä 1 t - n i s der Forstwirtschaft zu der sie mit Arbeitsmitteln versorgenden I n d u s t r i e Beachtung.

Bezüglich der Einstellung des Menschen zur Mecha- nisierung muß gesagt werden, daß sich unsere W a 1 d - a r b e i t e r s c h a f t geschlossen für den technischen Fortschritt ausgesprochen hat. Allein dem Waldarbeiter ist die Einführung der Einmann-Motorsäge zu danken.

Unsere Waldarbeitsschulen haben den Arbeiter in hervorragender Weise in der Handhabung und Pflege der Motorsäge unterwiesen. Leider bekamen diese Schulen weder vor geraumer Zeit noch in der Gegen- wart die Möglichkeit, sich an die sich laufend weiter verändernde Situation anzupassen. Es fehlen ihnen heute nicht bloß die unerläßlichen technischen Einrich- tungen, sondern auch das technische Lehrpersonal.

Bei uns werden Forstradschlepper und komplizierte Zusatzeinrichtungen wie Rückeaggregate oder Lade- krane usw. üblicherweise von normalen Waldfacharbei-

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tern bedient und gefahren, die als kleinere Landwirte über besdleidene Erfahrung mit Ackerschleppern ver- fügen. Keiner dieser Schlepperführer, - sei er auch noch so gewandt - , ist nach unseren Beobachtungen vorerst in der Lage, etwa einen BringungSSpezial- schlepper mit Knicksteuerung wirklidl auszufahren, d. h. das aus dieser Maschine herauszuholen, was in ihr steckt. Das gelingt nur einigen Lohnunternehmern.

Die in allen Teilen Sdlwedens durchgeführte hohe Mechanisierung der Holzernte wurde ein Erfolg; weil sich der Staat sowie die zur Rationalisierung der Wald- arbeit geschaffenen Institutionen früh genug ihrer Verpflichtung bewußt ·waren. Der schwedischen For:st- wirtschaft stehen über 40 B e r u f s a u s b i 1 d u n g s - stät t e n zur Verfügung. Man sollte jedem Leiter einer deutschen Waldarbeitsschule baldmöglich Gele- genheit geben, diese m u s t er g ü 1 t i g eingerichteten Schulen und deren für uns völlig neue Lehrmethoden kennenzulernen.

Ein großer Teil unserer F o r s t b e a m t e n - s c h a f t ist leider immer noch für technische Fragen zu wenig aufgeschlossen. Sind doch viele der Meinung:

„Wir brauchen uns auch in dieser prekären Situation der Forstwirtschaft nicht umzustellen; es wird sich schon alles wieder von selbst einrenken." Die wenigen überdurchschnittlich mechanisierten Forstbetriebe unseres Landes verdanken ihren Entwicklungsstand ausnahmslos dem Weitblick: und der Tatkraft ihrer Leiter. Jeder dieser Betriebe besitzt noch eine in d i - v i d u e 11 e N o t e. Leider sind die A u s s t r a h - 1 u n gen dieser als Pionier- und Beispielbetriebe zu wertenden Unternehmen auf die große PraXis vorerst nur gering.

Diese und andere Erfahrungen veranlaßten die Forstdirektion Tübingen, rationellere Arbeitsverfah- ren unter Großmaschineneinsatz auf überbetrieblicher Basis einzuführen. Die z e n t r a l e S t e u e r u n g die- ses Einsatzes durch die forstliche Mittelinstanz führte schnell zu Erfolgen.

Es bedarf kaum der Erwähnung, daß die Mechani- sierung der Forstarbeit in Ostblockstaaten intensive Förderung erhält. Aus unserer Sicht verfolgen wir mit größerem Interesse die weitgehende U n t er s t ü t - zu n g , die die forstliche Mechanisierung in Schweden und anderen nordischen Ländern d ur c h zweckvolle f o r s t p o l i t i s c h e M a ß n a h m e n erfährt. Der forstlichen Forschung fließen namentlich in Schweden Jahr für Jahr erhebliche Finanzmittel zu. Sie sind zweckgebunden und werden schwerpunktmäßig einge- s~tzt. _Man fördert einmal die Erforschung von Mög- lichkeiten zur Beschleunigung des Wachsens von Be- ständ~n, zum ~deren. die Verbesserung der Nutzungs- techruk, d. h. die Vereinfachung der Waldarbeit bei der Holzernte. Das Streben nadl noch rationellerer Arbeit bzw. höherer Mechanisierung bildet somit einen Eck- pfeiler der gelenkten forstlichen Forschung.

Die Gunst oder Ungunst der b e t r i e b s s t r u k - tu r e 11 e n V o r b e d in g u n g e n haben und werden die forsttechnische Entwicklung beträchtlich beeinflus-

~n. Sdlwed~n ist bei 56 0/o Bewaldung in der glück- lidle~ Lage ü~er riesige, geschlossene Waldgebiete zu verfügen. Betriebe von 50 000 bis 100 000 ha Größe sind keine Seltenheit. Unter dem Druck von Kosten- gestaltung und Preisniveau entwickelt in Schweden auch der Kleinwaldbesitz bereits seit .Jahren eine beme!kenswerte ~vität. Etwa 60 0/o der 230 000

~-1 e1 n w a 1 d bes 1 tzer, denen über 50 0/o der Wald-

~dle des Landes zu eigen ist, haben sich zu

s

e l b s t _ h 1 l f eo r g a n i s a t i o n e n zusammengeschlossen. Ihre V~rb~de halten eigene Forstbeamte sowie Maschinen- hofe, sie besitzen Werke der holzverarbeitenden Indu- strie. _Dad~ erreichte die forstlidle Medlanisierun auch un Klemwald einen ungewöhnlich hohen Stand. g t . Für Sdlweden ist die v e r t i k a 1 e In t e g r a _

1 o n von Forstbesitz und Holzwirtschaftsbetrieb e~nso typisch wie für Norwegen. Das ist ein betrieb~~

wirtschaftlicher und zugleich ein volkswirtschaftlicher Vorteil. Die enge Verbindung zwischen forstlidler Er- zeugung und Nadlproduktion unter Einschluß des ges~ten HolztransPorts madlt die Urproduktion viel-

fft

~berftershaupt erst rentabel. Die Integration erstreckt s o auch noch auf Industrieunternehmen die u. a. Forstmaschinen herstellen. In unserem L~nde 40

fühlen sich Forst- und Holzwirtschaft im allgemeinen als Kontrahenten bzw. Marktgegner. Zum mindest die

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s t r 1 e 1st rrut Aufarbe1tungskapazitäten von oft 1500 bis 5000 fm je Betrieb und Jahr noch schlech~ur

als die der Forstwirtschaft. er

In ":iE:Ien Fällen ist ein Übergehen zu höheren Mechams1erungsstufen ohne zuvorige Änderung d Betriebsstruktur gar nicht möglich. Das sei am Beis _e~

Fors~pfl.anzgart~n erlä~tert. Pflanzgartenmaschi~~~

arbeiten nur wirtschaftlich, wenn diese ihrer Kapazität entspechend . auf der„ in einer Pflanzschule verfüg- baren Beetfläche annahernd ausgelastet werden k"

nen. Bei einer Wirtschaftlichkeitsstudie (6) wu~;

bezu~nehmend auf die jeweilige Pfl.anzgartengröße (Rev1ergarten 0,3-1,0 ha, Forstamtsgarten über 1

o

b' 3,~ ha, der Versorgung mehrerer Forstämter dien~nd 18 mittelgroßer Forstpflanzgarten ü?er 3,0-8,0 ha sow!~

,,. gro~er Forstpfl.anzgarten 8,0 bis 15,0 ha) vier als optm~al anz~p~ech~nde Mechanisierungsstufen aus- g~sch1eden. Die _m diesen Stufen für den Hektar Beet- flache erforderlichen Investitionssummen steigen von 1500,- DM beim Reviergarten auf etwa 120 000 _ DM

bei Großpflanzschulen an. '

D~e ~zah~ d<:r je ha .. Beetfl.äche erforderlichen Arbe1tskrafteemhe1ten betragt je nach dem Erzeu- gungsprogramm, der Wirtschaftsweise und der Schwere des ~?dens bei rei_ner _Handarbeit 3,6 bis 5,0. Dem- gegenuber werden m emem nach der zweiten Stufe mechanisierten Forstarntspflanzgarten nur 1 5-2

o

AK benötigt. Es sind im mittleren Forstpfl.anzgarte'n bei Stufe III 1,1-1,5 AK, im großen 0,6-0,8 (Stufe IV) in großen Baumschulen lediglich noch 0,5--0,6 AK. Die Arbeitsproduktivität läßt sich hier durch Hochmecha- nisierung etwa auf das Siebenfache steigern.

Die einheimische M a s c h i n e n i n d u s t r i e bietet in der Bundesrepublik wie in Schweden die gleichen guten Voraussetzungen zur Te c h n i sie r u n g der Forstbetriebe. Die Bereitschaft der Industrie etwas Entscheidendes für die Forstwirtschaft zu tun ist dagegen in den beiden Ländern sehr unterschie<ilich.

Leider funktioniert bei uns das für die freie Markt- wirtschaft charakteristische Spiel der Kräfte in dem Sonderfall der Versorgung der Forstwirtschaft mit wirklich modernen Maschinen nicht in wünschens- werter Weise. Angebot und Nachfrage regeln den Markt nicht bloß bezüglich Preisbildung, sondern ebenso über die Produktion von Gütern.

Im Gegensatz zu den Forstwirtschaften anderer Länder tritt die deutsche überhaupt nicht als geschlos- sene Kä~erschicht auf. Bisher bildete lediglich. unsere Waldarbeiterschaft eine geschlossene, von der Motor- sägenindustrie hoch geschätzte Verbraucherschicht.

Lohnunternehmer zählen zum gern gesehenen Kun- denkreis einiger Schlepperwerke. Die Mehrzahl unse- rer Forstverwaltungen ist jedoch an technischen Neue- rungen und hoch mechanisierten Arbeitsmitteln noch weitgehend desinteressiert.

Der Hersteller geht deshalb bei uns mit der Ent- wicklung und Fertigung einer Maschine, die für die Forstwirtschaft bestimmt ist, ein außergewöhnlich

~oßes Risiko ein. So konnte eine deutsche Firma, die . viele hunderttausend DM in die Entwicklung einer großen Entrindungsmaschine gesteckt hatte, im Laufe der Jahre ganze zwei Maschinen absetzen. Der noch in der Entwicklung befindliche Hangschlepper wurde ebenso wie Bringungsspezialschlepper verschiedenen Fabrikats unter erheblichen Kosten an zahlreichen Plätzen und auf Ausstellungen der Forstwirtschaft Im Bundesgebiet vorgestellt, ebenso eine neue, vielleicht noch nicht ausgereifte Entastungsmaschine. Verkauft wurden bisher keine Maschinen. Man darf sich nicht wundern, wenn die Neigung der einheimischen Indu- strie, für die Technisierung der Forstwirtschaft etwas zu tun, von Jahr zu Jahr abnimmt.

Folgerungen

Der Abstand zu den in der Mechanisierung der Waldarbeit führenden Ländern Europas und Amerikas ist in den letzten Jahren noch größer geworden. Die Entwicklung ging in der Zwischenzeit im Ausland den Weg zur Großmaschine, d. h. zu Maschinen, die uns überdimensioniert erscheinen. Das einprägsame schwe-

Der Forst- und Holzwirt Nr. 3

l

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dische Beispiel hat zweifellos auch in einigen deutschen Betrieben Forsttechnik und Arbeitsorganisation be- einflußt. Trotzdem blieb Versuchen, in größerem Umfang schwedischen Maschinen Eingang zu ver- schaffen, der Erfolg versagt. Die forstlich-biologischen Voraussetzungen und die betriebsstrukturellen Ver- hältnisse sind eben doch zu verschieden.

Wir müssen zunächst feststellen, daß der Weiter- entwicklung der M e c h a n i s i e r u n g d e r F o r s t - a r b e i t im Augenblick in der Bundesrepublik G r e n - z e n gesetzt sind. Wir haben zwar das Ende der ersten Mechanisierungswelle erreicht, wir stehen nun- mehr aber vor Hindernissen, die nicht so ohne weiteres zu überwinden sein werden. Es wäre Selbsttäuschung, anzunehmen, daß die bei uns zu beobachtende Stagna- tion für die mitteleuropäische Forstwirtschaft typisch ist. Dagegen sprechen Fortschritte, die beispielsweise in Österreich und in der Tschechoslowakei in letzter Zeit erzielt worden sind.

Wir können gerade aus dem schwedischen Beispiel lernen, daß man in Notjahren, wie auch wir sie durch- machen, weder resignieren noch die Hände in den Schoß legen darf. Die schwedische Forst- und Holz- wirtschaft bat jedenfalls in der gleichen Situation eine bewundernswerte A k t i v i t ä t gezeigt. Es wäre bei einem Bewaldungsprozent von 56 und nur 19 Einwoh- nern je qkm ohnehin sinnlos gewesen, sich eine Sanie- rung durch Honorieren der Wohlfahrtswirkungen des Waldes zu erhoffen. Man setzt auch keine Erwartungen auf eine Stützung der Holzpreise, denn man ist sich darüber im klaren, daß man wettbewerbsfähig bleiben muß. Die Forstwirtschaft bat in Schweden ihre Ratio- nalisierungsmaßnahmen mit einem Blick für die

Zukunft so rechtzeitig eingeleitet, daß sich bereits Erfolge abzeichnen.

Wir haben dagegen viel Zeit ungenutzt verstreichen lassen. Es kommt heute um so mehr darauf an, endlich die V o r a u s s e t z u n g e n z u s c h a f f e n , die es auch uns erlauben, eine erfolgversprechende betrieb- liche U m s t e 11 u n g zu w a g e n , und die die dann notwendigen, erheblichen Investitionen rechtfertigen.

Um dies zu erreichen, bedarf es gezielter f o r s t - p o 1 i t i s c b e r M a ß n a h m e n. Dabei sollten bil- dungspolitische Maßnahmen den Vorrang haben. So wäre es dringend notwendig, die eine oder andere Waldarbeitsschule unter großzügiger Gewährung der dazu erforderlichen Geldmittel nach dem Vorbild der hochmodernen schwedischen f o r s t t e c b n i s c b e n B e r u f s a u s b i l d u n g s s t ä t t e n in Fachschulen für hochqualifizierte Forstfacharbeiter und Maschinen- führer, Vorarbeiter und Meister umzuwandeln. Wir benötigen außerdem neuartige F o r t b i 1 du n g s - s t ä t t e n für F o r s t b e a m t e , die die auf tech- nischem Sektor tätigen Beamten auf ihre heute stetem Wandel unterliegenden, schwierigen Arbeitsaufgaben vorbereiten und in Abständen neu ausrichten.

Besondere Bemühungen haben der V e r b e s s e - r u n g der Betriebs s t r u kt ur zu gelten. Groß- maschinen haben Einsatzbereiche, die über die Forst- amtsgrenzen erheblich hinausgeben. Werden diese Maschinen auf überbetrieblicher Basis eingesetzt, stören die vielen unproduktiven Zeiten das Tages- ergebnis fühlbar. Auch die Auslastung der Kapazität von Aufarbeitungsplätzen gelingt nur, wenn sie ohne Rücksicht auf die Besitzverhältnisse mit Holz ver- sorgt werden können. Es gehört nicht zum Thema, die Möglichkeiten zu besprechen, welche sich bezüglich der F o r s t b e t r i e b s g r ö ß e zur Strukturverbesserung anbieten. Es sei nur an das Zusammenlegen von Betrieben, die über betriebliche Organisation und Aus- führung von Forstarbeiten oder die Bildung von Bewirt- schaftungsgenossenschaften und Verbänden erinnert.

Die t e c h n i s c h e R a t i o n a l i s i e r u n g bzw.

die Mechanisierung von Arbeitsprozessen führt erst zum vollen Erfolg, wenn man in gleichem Maße um die b e t r i e b l i c h e R a t i o n a 1 i s i e r u n g bemüht ist. Dazu gehört es, den Betriebsablauf wesentlich zu v e r e in f a c h e n , räumlich zu k o n z e n t r i e r e n und den Arbeitsanfall je Flächeneinheit zu v er - d i c h t e n. Das bezwecken letzten Endes auch die viel diskutierten Vorschläge von Stein l in und Gram - m e l für die kostensparende Aufarbeitung von Faser- holz durch Ausformung zu Industrieholz und Ein.tüh- rung der Gewichtsvermessung. Es ist immer dringender

zu fordern, daß sich auch andere forstliche Disziplinen wie Waldbau, Ertragskunde und Forsteinrichtung ent- schließen, auf manche unnötig scheinende V e r f e i - n e r u n g u n d in biologischer Beziehung dem Streben nach unangebrachter P er f e kt i o n z u v e r - z ich t e n. Auch die maßvolle Mechanisierung wird leider durch allzu fachbetonte Forderungen und Maß- nahmen behindert oder überhaupt unmöglich gemacht.

Denken wir nur an die in den beiden letzten Jahr- zehnten vielerorts verkleinerten Produktionseinheiten.

Zu intensive waldbauliche Maßnahmen, die eine ver- nünftig gehaltene Mechanisierung ausschließen, ge- fährden letzten Endes doch die Weiterführung eines Waldbaus, der wenigstens noch einigermaßen unseren zu Recht hohen Anforderungen entspricht.

Es ist sicher, daß auch der R e v i e rau f s c b 1 u ß durch befestigte Wege aus der Siebt heutiger Mecha- nisierung mancherorts zu weit getrieben worden ist.

Werden moderne Bringungsmittel eingesetzt, reicht normalerweise eine W e g e d i c h t e von 30--40 rn/ha aus. An den Ausbau der Wege wird man vermutlich in Zukunft höhere Anforderungen stellen als bisher.

Schließlich liegt es nahe, zu fragen, was unsere Forstwirtschaft aus dem Ausland zu üb e r n eh m e n vermag. Normalerweise werden es nicht die Maschinen sein, weil diese mit Ausnahme von stationär einzuset- zenden nur selten unseren Anforderungen entsprechen.

Lehrreich und nachahmenswert ist das B e i s p i e 1 , das uns gegeben wird. Vorbildlich sind Geist und W a g e m u t , mit dem die zeitnahen Probleme draußen angepackt werden.

Prognose der Entwicklung

Bei der Prognose wollen wir uns auf die in der deutschen Forstwirtschaft zu erwartende Entwicklung beschränken. Die Tendenzen werden in nordeuro- päiscben Ländern oder Kanada infolge der glücklicheren Vorbedingungen wesentlich andere sein. Sowjet- rußland gebt ohnehin eigene Wege. Die Technisierung dürfte aber auch in kommenden Jahren in den Forst- wirtschaften einzelner mitteleuropäischer Länder schnellere Fortschritte machen als in der Bundes- republik.

Gebt man davon aus, daß die Mehrzahl der Vor- aussetzungen, die überhaupt erst eine höhere Mecha- nisierung der Forstarbeit gestatten, bei uns noch nicht bestehen, kann die Voraus sage zum minde- sten für das erste Ja b r z e b n t nicht optimistisch ausfallen. Nur wenn es innerhalb des vor uns liegenden Jahrzehnts gelingt, das nachzuholen, was wir verab- säumt haben, dürfen wir hoffen, wenigstens in dem übernächsten Entwicklungsabschnitt einiges aufzu- holen. Es wird vor allem darauf ankommen, die Dring- lichkeit durchgreifender forstpolitischer Förderungs- maßnahmen zu erkennen, unseren Beamten und Wald- arbeitern das geistige und manuelle Rüstzeug zu geben, dessen sie bedürfen, um danach die für Investitionen benötigten hoben Geldmittel bereitzustellen. Erst da- durch dürfte das Interesse der Industrie an der Ver- sorgung der einheimischen Forstwirtschaft mit passen- den Arbeitsmitteln erneut erweckt werden können.

Die Mechanisierung der Forstarbeit wird aus den vorerwähnten Gründen in der Bundesrepublik i n naher Zukunft kaum bemerkenswerte Verände- rungen erfahren, obwohl mit noch schnellerem tech- nischen Fortschritt gerechnet werden muß. Wir haben in dem kommenden Zeitraum bezüglich der großen Entwicklungslinie nachstehende Fakten zu berück- sichtigen.

1. Persönliche Einstellung, Können und Leistungs- willen der im Forstbetrieb tätigen Menschen sind letztlich dafür entscheidend, ob man sich einer intensiveren Mechanisierung zuwenden kann. Zu einem schnellen Durchbruch nach vorn fehlen uns zur Zeit in der breiten Praxis die Menschen, die aus- reichend und in geeigneter Form auf ihre neuen Berufsaufgaben vorbereitet wurden.

2. Aus diesen und anderen Gründen wird sich die Forsttechnik des nächsten Jahrzehnts noch der überkommenen Betriebsstruktur anzupassen haben.

An eine Umstellung der Betriebe auf die Erforder- nisse neuzeitlicher Technik, wie sie in den Forst- wirtschaften anderer Länder erfolgte, ist vorerst nicht zu denken.

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3. Ein Trend zu größeren und leistungsfähigeren Maschinen zeichnet sich bei uns nicht so deutlich ab. Großmaschinen setzen sich vorläufig nicht in wünschenswertem Umfang durch; kleinere Maschi- nen behalten bis auf weiteres den Vorrang.

4. Das zu erwartende Angebot an wirklich neuen, für die Forstwirtschaft bestimmten Maschinen wird nicht besonders groß sein; das läßt sich mit ziem- licher Sicherheit voraussagen.

So finden erfahrungsgemäß neuartige Maschinen, mit denen sich die forsttechnische Prüfung befaßt, etwa nach zwei bis drei Jahren in der großen Praxis Eingang. Maschinen, die sich zur Zeit noch in Entwicklung befinden, trifft man, - falls sie sich durchsetzen - , in Forstbetrieben frühestens in 4 bis 6 Jahren in stärkerem Umfang an. Technische Möglichkeiten, deren Lösung gegenwärtig von der Forschung vorangetrieben wird, werden erst in mehreren Jahren von der Industrie ausgewertet. Es vergehen bis zur Praxisreife wenigstens noch 8 bis 10, wenn nicht 12 Jahre.

5. Spezialmaschinen dürften vorerst in unseren Betrie- ben nur in begrenzter Anzahl eingesetzt werden.

Das gilt sowohl für Processing-Maschinen (Auf- arbeitungsmaschinen) wie für Bringungsspezial- schlepper aller Art.

Somit wird die Fällung nach wie vor mit Ein - m a n n -Mo t o r sägen erfolgen. Allerdings erreich- ten diese Sägen ein Endstadium ihrer Entwicklung. Sie unterliegen nach Form und Farbe bereits Mode- erscheinungen; man darf in technischer Beziehung über den AV-Griff hinaus von ihnen nicht mehr allzuviel erwarten. Der Lärm, den diese Sägen verursachen, wird sich kaum abstellen lassen. Nachdem sich die Forschung des Auslands bereits intensiv mit anderen Schnittsystemen für Holz, vor allem dem Prinzip der hydraulischen Schere befaßt, ist anzunehmen, daß im Laufe des zweiten Jahrzehnts die Motorsäge durch modernere, und was Lärm und Vibration anbetrifft, wesentlich ungefährlichere Schnittvorrichtungen abge- löst wird. Dabei sei vorausgesetzt, daß es gelingt, hydraulische Scherenvorrichtungen auf relativ ein- fache Weise bestandsbeweglich zu machen.

Auch das Entasten wird bis auf weiteres noch mit der Einmann-Motorsäge geschehen. Auf a r bei - tu n g s m a s c h i n e n sind vorerst nur bei schwäche- rem Holz zu verwenden, das in unseren Wäldern jedoch nur in begrenzten Mengen anfällt. Die mecha- nische Handhabung von schwereren Stämmen vor und hinter diesen auf fliegenden Plätzen halbstationär ein- zusetzaiden Maschinen bildet für den Techniker eine nicht leicht zu lösende Aufgabe. Ebenso werden orts- b e weg l ich e Lochrotor-Entrindungs- m a s chi n e n keine allzu große Verbreitung finden.

Schneidkopfmaschinen sind nicht gerade ideal, aber sie entrinden zufriedenstellend. Ihre Verwendung ist unter den zur Zeit vorherrschenden ungünstigen betriebs- strukturellen Verhältnissen vielfach zweckmäßig.

Die Entwicklung neuartiger Maschinen, von denen stehende stärkere Stämme nach Möglichkeit im glei-

chen Arbeitsgang entastet und entrindet werden, befindet sich noch in frühem Stadium. Vielleicht er- lauben es uns solche Maschinen im zweiten Jahrzehnt, diese beiden überaus zeitraubenden Arbeiten auch in Durchforstungsbeständen in hochmechanisierter Form auszuführen.

Müssen wir damit rechnen, daß die Holzernte- arbeiten im nächsten Jahrzehnt keinen durchgreifen- den Veränderungen unterliegen, wird man zwangsläu- fig allen mit der Holzbringung in Zusammenhang stehenden technischen Möglichkeiten und Problemen erhöhte Aufmerksamkeit schenken müssen. F o r s t - r a d s c h l e p p e r m i t K n i c k s t e u er u n g haben auch in den kommenden Jahren zunächst noch um all- gemeine Anerkennung zu ringen. Die Sturmkatastro- phen der letzten Jahre haben Spezialschleppern zwar zu höl;lerem Ansehen verholfen; man erkannte deren Vorzüge für das Entzerren der Verhaue und das Brin- gen von schwerem Stammholz über unwegsames Gelände auf größere Distanz. Der Bestand an schwe- ren Forstradschleppern aller Art dürfte sich während der nächsten zehn ,fahre von ca. 1600 auf gut 42

2000 Maschinen erhöhen. Von diesen 2000 Aggregaten werden 100-150, bestenfalls 200 Bringungsspezial- schlepper sein. Diese Mutmaßung stützt sich auf die Tatsache, daß Schlepper mit Knicksteuerung ein- schließlich einer guten Forstausrüstung 65- 80 0/o mehr kosten als ähnlich ausgestattete, etwa gleichstarke Forstradschlepper der bisher verwendeten Bau- formen. Unter normalen Einsatzbedingungen sind die mit einem Bringungsspezialschlepper zu erzielenden Mehrleistungen niemals so groß, daß sie die um 25-30 0/o höheren Betriebsstundenkosten, - einschließ- lich Fahrer- und Beifahrerlohn nebst Sozialzuschlag - , aufwiegen.

Ende 1968 wird die Prüfung des ersten in der Bun- desrepublik gebauten Allradschleppers m i t hydro - statischem An tri e b abgeschlossen. Schon in wenigen Jahren dürften die Vorteile, die solche Schlep- per beim Rücken sowie anderen Forstarbeiten ver- sprechen, der Praxis zugute kommen. Derzeit ebenfalls in Prüfung befindliche Zusatzeinrichtungen für Schlepper, wie Ladekrane, neue Seilwinden sowie besonders stabile und geländegängige Schichtholz- anhänger oder Foltervorrichtungen, werden den Brin- gungsvorgang ganz allgemein verbessern und er- leichtern.

Im Gegensatz zu der Entwicklung in anderen Ländern werden sich im kommenden Jahrzehnt in der deutschen Forstwirtschaft noch A c k e r s c h 1 e p p e r mit Hinterachsenantrieb von 30-40 PS Motornenn- leistung, - ein Alptraum nordischer Forstleute - , vor- nehmlich als Schlepper hofbesitzender Waldarbeiter und kleinerer ländlicher Lohnunternehmer behaupten. Die kürzlich für solche Schlepper geschaffenen S e i l - winden -Rücke wagen zweier Fabrikate, die vom Dreipunktgestänge aufgenommen werden, erlauben unter einfachen Bedingungen das Rücken von Stamm- holzlasten bis zu 1,5 oder 2,0 fm.

Die deutsche Forstwirtschaft muß in naher Zukunft mit Jahren rechnen, in denen die Mechanisierung geringe Fortschritte macht. Man wird diese Jahre zunächst dazu benutzen müssen, die oben erwähnten vordringlichen Maßnahmen einzuleiten., die uns über- haupt erst gestatten, vom Fleck zu kommen. Die Praxis wäre gut beraten, wenn sie in dieser Zeit alles daransetzen würde, um mit dem „dilettantischen Maschineneinsatz" aufzuräumen, wie S t ein l in die gegenwärtige Situation hart aber treffend bezeichnet.

Wir machen beispielsweise bei Arbeitsuntersuchungen häufig die Beobachtung, daß bei der Stammholz- bringung oft nur 50 bis 60 0/o der möglichen Tages- leistung erzielt werden. Vielfach macht die Praxis von der heutigen Mechanisierung längst nicht den rich- tigen Gebrauch. Es fehlt in solchen Fällen an einer genauen Planung der Einsätze, an gründlicher Arbeits- vorbereitung und an einer zweckentsprechenden Arbeitsgestaltung.

Es läßt sich viel schwerer voraussagen, welche W a n d 1 u n g die Dinge i m z w e i t e n J a h r - zehnt nehmen werden. Die weitere Entwicklung beruht sicherlich sehr wesentlich darauf, inwieweit es den Forstverwaltungen sowie forstpolitisch zuständigen Instanzen bis dahin gelingt, die oben skizzierten F ö r d er u n g s maß n a h m e n überhaupt und recht- zeitig genug in Gang zu setzen. Hiervon wird wiederum abhängen,

1. ob sich eine jüngere Generation Forstmänner auf einen zielbewußten Kurs in der Rationalisierung des Forstbetriebes einzustellen vermag,

2. ob man in weiten Kreisen der Praxis schon während des ersten Jahrzehnts den Mut findet, die Steuerung einer noch intensiver geführten Mechanisierung selbst in die Hand zu nehmen,

3. ob man allerorts bereit ist, die erforderlichen hohen Investitionen vorzunehmen, um damit natürlich

auch ein höheres Risiko auf sich zu laden, und 4. ob und inwieweit die einschlägige Industrie schon

in der ersten Periode gewillt ist, Arbeit und Kapital in die Entwicklung und den Bau moderner Forst- maschinen zu stecken, die den Belangen neuzeit- lich geführter Forstbetriebe genügen. Die Entwick- lungsarbeit müßte in engem Zusammenwirken mit

den fachlichen Stellen der Forstwirtschaft erfolgen.

Der Forst- und Holzwirt Nr. 3

(7)

Die A r b e i t s f ü h r u n g bildet einen wesent- lichen Teil der Betriebsführung; sie droht der Hand des leitenden Forstmannes zu entgleiten. Geschieht dies tatsächlich, wäre die folgerichtige Weiterentwicklung der Mechanisierung bei u:ns in Frage gestellt. Man muß sich deshalb klar vor Augen halten, daß

a) gekonnte Eigenausführung von Forstarbeiten i. d. R.

erheblich billiger kommt als Unternehmerarbeit, b) zu einer höheren Mechanisierungsstufe nur Betnebe

übergehen sollten, die die nächst niedere durchge- gestanden und dabei genügend Erfahrungen gesam- melt haben,

c) sich die zunehmende Überlassung der Ausführung von Forstarbeiten an größere Lohnunternehmer mit der Zeit nicht bloß nachteilig für die Kostengestal- tung auswirkt, sondern eine echte Gefahr für eine gesunde Betriebsführung bedeuten kann,

d) nach den Kat'astrophenhieben und infolge der be- sprochenen Unterlassungen der Lohnunternehmer nicht mehr überall nur der erwünschte Helfer beim Ausgleich von Arbeitsspitzen geblieben ist,

e) seriösen, in der Mechanisierung von Arbeits- prozessen erfahrenen, großen Lohnunternehmen gelegentlich schon die Ausführung ganzer Arbeits- ketten übertragen wird. Diesen Unternehmen fällt damit ein nicht unweserutlicher Anteil an der dis- positiven, d. h. leitenden Arbeit zu.

f) Das mag im Augenblick auch berechtigt sein. Ginge die Entwicklung aber in dieser Richtung weiter, hätte die Betriebsleitung sich auf dem Arbeits- sektor mit der Zeit bloß noch mit Fragen der Arbeitsplanung, der Vergebung von Arbeits- aufträgen, der allgemeinen Arbeitskontrolle und der Arbeitsabrechnung zu befassen.

Ist in einzelnen Forstbetrieben in späteren Jahren ein übergehen zu einer Mechanisierung höherer Stufe aus den oben dargelegten Gründen nicht zu vertre- ten, bleibt noch ein Ausweg übrig. Verfügt die Forst- wirtschaft bis dahin wenigstens teilweise über gut aus- gebildetes Personal, könnten große Maschinen- und Arbeitshöfe u. U. als Einrichtungen von Zusammen- schlüssen der Waldbesitzer gegründet werden.

Nicht zuletzt ist für den Umstand, ob ein Wandel eintritt oder ausbleibt, bestimmend, inwieweit es wäh- rend des ersten Zeitabschnitts gelingt, für die zuvor angeschnittenen I n t e g r a t i o n s p r o b 1 e m e zeit- gemäße Lösungen zu finden. Im Augenblick werden Versuche, eine horizontale Integration, d. h. eine engere Verbindung zwischen Waldungen verschiedener Besitzformen zu erreichen, auf erheblichen Wider- stand stoßen. Es ist kaum zu erwarten, daß es in knapp 10 bis 12 Jahren gelingt, eine vertikale Integration zwischen Forst- und Holzwirtschaft zu bewerkstelligen.

Die einheimische Sägeindustrie dürfte beispielsweise von sich aus kaum in der Lage sein, ihre Struktur so grundlegend zu verbessern, wie es im Hinblick auf eine moderne .Wirtschaft und eine intensivere Mecha- nisierung notwendig wäre. Vielleicht gelingt es in ab- sehbarer Zeit, durch gemeinschaftliche Bemühungen von Forst- und Holzwirtschaft. eine vertikale Inte- gration zu erreichen; die Aussichten hierfür sind nach Ansicht des Berichterstatters aber gering.

Stein 1 in setzt in richtiger Erkenntnis der Lage seine Hoffnungen auf eine g e i s t i g e vertikale In t e - g r a t i o n von Forst- und Holzwirtschaft. Der Bericht- erstatter hatte vor Jahrzehnten als damaliger Leiter eines sehr großen staatlichen Wirtschaftsbetriebes (Kiefern-Balsam-Harzerzeugung und -verarbeitung), zu dem später ein der Nachproduktion dienendes Indu- striewerk gehörte, ausgiebig Gelegenheit, zunächst Er- fahrungen mit der „geistigen", anschließend mit echter vertikaler Integration zu machen, Auf Gnmd dieser Erfahrungen erscheint es illusorisch, anzunehmen, daß sich Marktpartner aus Industrie und Handel bemühen, so zu denken, wie sie in einem integrierten Unter- nehmen gezwungen wären, zu denken. Die Forstwirt- schaft bleibt wohl bis auf weiteres auch der Holz- industrie gegenüber der schwächere Partner, nicht zuletzt deswegen, weil Unternehmen der Nachproduk- tion normalerweise von sehr gewandten Kaufleuten geleitet werden.

. Überließe man im Zuge der Arbeitsvereinfachung emen Teil der Aufarbeitung dem industriellen Abneh-

8. Februar 1968

mer,. bringt dies vermutlich der Forstwirtschaft ebenso- w~rug ~ orteile wie damals bei der Harzerzeugung.

Wär~ die Industrie infolge hochmechanisierter Auf- ar:t,eitung mit stationären Maschinen in der Lage, m1t 4,- DM Lohnkosten dort auszukommen wo die Forstwirts~aft 5,- DM zu zahlen hat, ergibt sich - ebenfalls . m_ Anl~hnung an frühere Erfahrungen - w~hrsche1~1ch die folgende Situation. Die Industrie w!rd gemaß ihren Kalkulationsgepflogenheiten unter

~mr,e~ung der üblichen Zuschläge statt der 4,- DM Je Emhe1t etwa 7,- bis 8,-DM verrechnen Die Rund- holzpreise bilden sich bekanntlich durch ·Rückwärts- kall~ula~ion _ vom Preis des Enderzeugnisses her, unter B8:Ucksichtlgung einer ausreichenden Rendite für Indu- stne u~d Handel. In unserem Beispiel wird sich der Holzer los der Forstwirtschaft um 2 - bis 3 - DM se_nken, sta~t gleichzubleiben oder ehvas anzu'steigen.

D_1e Forstwirtschaft wird sich infolgedessen auch für die Zukunft auf eine Eigenaufarbeitung des Holzes ein- zustellen haben. Es wäre sogar möglich daß sie sich auf lange Sicht, um intensiver mechants'ieren zu kön- nen, genötigt sieht, aus eigener Kraft eine vertikale Integration anzustreben.

. Einen Weg zur rationelleren Mechanisierung, der sich schon heute als ausführbar anbietet, bildet die Anlage zentraler Aufarbeitun,gsplätze außerhalb des Waldes. Geeignete stationäre Maschinen und Trans- porteinrichtungen können zum Teil aus dem Inland überwiegend von ausländischen Industrie-Werken be~

zogen werden. Vorerst wird die Anlage solcher Plätze auf Sonderfälle beschränkt bleiben; sie ist solange wenig sinnvoll, als die Versorgung der Plätze mit Nadelstammholz infolge der Zerstreutlage unserer Forsten, einer gegendweise zu geringen Walddichte vor allem aber in Anbetracht der unterschiedliche~

Waldbesitzverhältnisse ungesichert ist. Um doppeltes Auf- und Abladen des Holzes bzw. dessen zweimaligen Transport zu vermeiden, sollten zentrale Aufarbei- tungsplätze unmittelbar neben einer Stätte der Wei- terverarbeitung, etwa einem Sägewerk mit entspre- chend hoher Kapazität oder einem großen holzverarbei- tenden Betrieb angelegt werden.

Diese unabdingbaren Vorbedingungen für die Ein- richtung zentraler Plätze setzen eigentlich die Verw--irk- lichung einer horizontalen sowie einer vertikalen Inte- gration voraus. Das schwedische Vorbild lehrt uns in dieser Beziehung manches. Die Jahreskapazität der mit der Forstwirtschaft enger verbundenen Säge- oder Holzwerke sollte in Rücksicht auf die Ausnutzung des Maschinenparks der mit diesen Werken zu verbinden- den bzw. an sie anzulegenden Aufarbeitungsstätten bei schwächerem Holz wenigstens 20 000 bis 30 000 fm, bei Nadelstammholz mindestens 35 000 bis 40 000 fm be- tragen. Auf jeden Fall werden bei der Versorgung die- ser Plätze mit Rundholz erhebliche Transportentfer- nungen zu überwinden sein. Die Rationalisierung des Ferntransports von stamm- und Schichtholz gehört damit schon heute zu den vordringlichen Aufgaben der Forst- und Arbeitstechnik. Im Ausland war dies schon immer so.

Der Berichterstatter ist nicht der Auffassung, daß sich die Aufarbeitung von mit der Krone gerücktem Nadelholz an die Lkw-befahrbare Straße mit Hilfe von halbstationären Maschinen bei uns stärker durch- setzen wird. Das mag örtlich infolge größeren Anfalls von schwächerem Holz einmal der Fall sein. Heute bekannte Maschinen und Verfahren erweisen sich zur Behandlung von schwerem Nadelholz kaum ausbau- fähig.

Nach allem geht man nicht fehl, zu vermuten, daß auch im zweiten Abschnitt der Prognose noch der größte Teil unseres Jahreseinschlags am Fällort auf- gearbeitet werden wird. Wir dürfen aber hoffen, bis dahin eine dem Fichtel & Sachs-Gerät in der Kon- struktion ähnliche, ortsbewegliche und selbst in älte- ren Beständen einsetzbare Klettermaschine zu besit- zen. Mittels dieser Maschine sollten auch stärkere Stämme vor der Fällung möglichst in einem Arbeits- gang entastet und entrindet werden können. Mit dem Einsatz solcher Maschinen fallen der Schlagabraum- beseitigung sicherlich besondere Aufgaben zu.

Die vorstehenden Überlegungen berechtigen zu dem Schluß, daß wir in den beiden vor uns liegenden Jahr- zehnten keineswegs mit einer schnellen, bestimmt nicht

43

(8)

mit einer sprunghaften Entwicklung der Mechanisie- rung der Forstarbeit zu rechnen haben. Es liegt ganz in unserer Hand, ob wir auch künftig in der Rationa- lisierung der Arbeitsprozesse hinter anderen Ländern zurückbleiben oder diese wieder einholen. Das letzte dfüfte nur möglich sein, wenn wir uns hierbei nicht auf die Hilfe des Auslands verlassen, sondern Maschi- nen und Transportmittel entwickeln," die den Anforde- rungen mitteleuropäischer Forstwirtschaft entsprechen.

Mit Wundern sollten wir nicht rechnen. Es werden in diesen beiden Jahrzehnten ganz gewiß keine völlig neuartigen Maschinen serienmäßig gebaut werden, die den technischen Forstbetrieb revolutionieren und durch die sich u. U. noch ohne unser Zutun alle anstehenden Probleme zur Zufriedenheit lösen lassen. Nüchternes Überdenken der gegenwärtigen Situation, vernünftiges Planen, zielsicheres Vorgehen und rechtzeitiges Han- deln helfen allein weiter. Schon heute, spätestens aber .in dem vor uns liegenden ersten Jahrzehnt haben wir Maßnahmen zu ergreifen, deren Auswirkungen uns dann wenigstens im zweiten Vorhersageabschnitt eine vernünftige Gestaltung des forstlichen Arbeitsprozesses erlauben.

Literaturverzeichnis

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Der Forst-und Holzwirt Nr. 8

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