T H E M E N D E R Z E I T
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A378 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 714. Februar 2003
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as Gesundheitswesen ist nicht nur einer der größten Arbeitgeber in Deutschland, es verbraucht auch enorme Ressourcen und hat damit eine beachtliche Relevanz für die Umwelt.Ein Krankenhauspatient beispielswei- se verbraucht am Tag durchschnittlich 80 kWh Wärmeenergie, bis zu 30 kWh elektrische Energie, rund 500 Liter Wasser und verursacht etwa 6 kg Abfall.
Der Normalbürger hingegen braucht nur ein Sechstel dieser Menge. Hochge- rechnet auf alle 2 210 Krankenhäuser in Deutschland, beanspruchen allein die Energiekosten mehr als vier Milliarden Euro jährlich. Eine Minimierung der Umweltbelastung ist notwendig, nicht nur in stationären Einrichtungen, son- dern auch in Arztpraxen.
Engagement in Freiburg
Das Engagement zum Umweltschutz in der Medizin ist meist informell, wie zum Beispiel die Stiftungsprofessur der Deutschen Bundesstiftung Umwelt an der Universität Würzburg: Dort wird ein Therapiekonzept zur Förderung der körpereigenen Abwehrkräfte von Krebspatienten entwickelt, um – neben dem Nutzen für die Patienten – den Einsatz von Medikamenten gegen Krebs zu verringern, denn jährlich fal- len 30 000 bis 40 000 Tonnen Sonder- müll an. Ein anderes Beispiel ist das En- gagement für eine umweltgerechte Hy- giene in Krankenhäusern, das insbeson- dere vom Universitätsklinikum Frei- burg pionierhaft realisiert wurde.
Für den Strahlenschutz oder die Ent- sorgung gibt es zwar gesetzliche Regelun- gen. Diese geben jedoch auch nur einen formellen Rahmen vor, ihre Umsetzung unterliegt den wirtschaftlichen Gegeben- heiten, der generellen Akzeptanz oder al- ten Gewohnheiten. So strebt beispiels- weise das Kreislaufwirtschaftsgesetz an, Abfall besser zu verwerten als zu beseiti- gen – besser noch Abfall zu vermeiden.
Die Praxis zeigt allerdings, dass das Ver- meidungs- und Verwertungspotenzial bei weitem nicht ausgeschöpft ist.
Verschiedene ärztliche Verbände und Körperschaften haben sich entschlos- sen, nicht nur den Einfluss der Umwelt auf den Menschen in der Umweltmedi- zin zu untersuchen, sondern auch den Einfluss der Medizin auf die Umwelt. So werden im „Leitfaden für den Umwelt- schutz“ der Ärztekammer Niedersach- sen (ÄKN) Handlungsmöglichkeiten der Ärzteschaft für den Umweltschutz aufgezeigt, indem Fragen zur Abfallver- meidung, -verwertung und -beseitigung beantwortet werden. Die praktizierte Ökologie in Kliniken und in Praxen ist eine Möglichkeit, Kosten zu sparen und umweltbewusste Patienten für ein spezi- elles Krankenhaus zu gewinnen.
Die Duales System Deutschland AG („Grüner Punkt“) – als Selbsthilfeorga- nisation der Wirtschaft zur Erfüllung
der Verpackungsverordnung gegründet – will die Abfallverwertung stärker an ökologischen Kriterien ausrichten und verbessern. Speziell zur Lösung der Probleme an der Schnittstelle medizini- sche Einrichtungen und Entsorgung wurde der „Arbeitskreis Medizin und Abfall“ gegründet. Der Vorsitzende Prof. Dr. med. Heyo Eckel, Präsident der ÄKN, beschreibt dessen Aufgaben so: „Der Arbeitskreis bündelt die fachli- che Kompetenz verschiedenster auf diesem Gebiet tätiger Ärzte und Inge- nieure. Er soll nicht politisch, sondern fachlich agieren und damit der Duales System Deutschland AG bei Entschei- dungen Hilfestellung geben.“ Die Mit- glieder des Arbeitskreises, dem auch Prof. Dr. med. Franz Daschner, Direk- tor des Instituts für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene am Univer- sitätsklinikum Freiburg, angehört, sol- len vor allem Projekte anregen, die Sachgrundlagen für eine qualitätsorien- tierte Entsorgung in medizinischen Ein- richtungen ermitteln.
Studie zum Umgang mit Krankenhausabfall
Der Arbeitskreis initiierte im Jahr 2002 zwei größere Projekte. Als erstes Pro- jekt wurde ein, von der Niedersächsi- schen Krankenhausgesellschaft geprüf- ter, Fragenkatalog zur Entsorgungssi- tuation in Krankenhäusern erstellt und an 240 Kliniken versandt. Darin enthal- ten sind Fragen zum Entsorgungsange- bot und zur Stellung des Abfallbeauf- tragten im Krankenhaus. Das zweite Projekt ist eine Diplomarbeit mit dem Titel „Studie zum Umgang mit Abfällen in Krankenhäusern“, durchgeführt an der Fachhochschule Gießen-Friedberg.
Die Ergebnisse werden sowohl von dem Autor vor Ort ermittelt als auch durch schriftliche Befragung der Tech- nischen Leiter und Abfallbeauftragten der Krankenhäuser. Auf der Grundlage der Ergebnisanalyse werden Hand- lungsempfehlungen erarbeitet.
Dr. rer. nat. Claus E. Rink
Windmühlenstraße 24 a, 50129 Bergheim www.guidedrink.de und www.geo-coaching.org
Prof. Dr. med. Heyo Eckel
Präsident der Ärztekammer Niedersachsen
Foto:Peter Wirtz