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Archiv "Patientenratgeber: Gut gemeint, belegbar gesundheitsschädigend" (26.03.2004)

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Intensivmedizin

Zu dem Beitrag „In der Existenz be- droht“ von Prof. Dr. med. Hilmar Buchardi in Heft 11/2004:

Irreführende Überschriften

Es ist doch erstaunlich, wel- chen Einfluss Überschriften haben können; das wissen Journalisten natürlich am be- sten!

Mein Artikel zur Notlage der Intensivmedizin in Kranken- häusern der Maximalversor- gung wurde leider durch Überschriften, die von der Redaktion eingefügt wurden, völlig entstellt: In der Ab- handlung wird beschrieben, wie das neue Fallpauschalen- system die hochwertige und aufwendige Intensivmedizin in Krankenhäusern der Maxi- malversorgung (und nur dort!) bedrohlich untervergü- tet. Dieses Vergütungsdefizit beruht darauf, dass in der Maximalversorgung die In- tensivmedizin eine ständige Handlungsbereitschaft vor- hält, also rund um die Uhr mit kompetentem ärztlichem und pflegerischem Personal im Schichtdienst besetzt sein muss. Die damit verbundenen Personalkosten, die zwischen 45 % und 65 % der Gesamt- kosten der Intensivstation betragen, führen zu hohen Vorhaltungskosten, die grundsätzlich und täglich an- fallen. Das hat mit „hohen Verwaltungskosten“, wie es die Zwischenüberschrift sug- geriert, nichts zu tun! Es ist schade, dass dadurch ein völ- lig irreführender Eindruck vermittelt wird. Es ist zu hof- fen, dass sich die Leser (trotz des Zeitdrucks) die Mühe ge-

macht haben, den ganzen Ar- tikel zu lesen; dann werden sie die Missdeutung erkannt haben.

Prof. Dr. med. H. Burchardi, Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V., Am Weinberge 18, 37120 Bovenden

Arzneimittel

Zu dem Beitrag „Arzneimittelfor- schung an Schwangeren: Liberalisie- rung nicht erforderlich“ von Dr. med.

Christof Schaefer et al. in Heft 4/2004:

Prinzipiell alles bestens?

Es ist überraschend, wie die Autoren des deutschen Stan- dardwerks „Arzneiverord- nung in Schwangerschaft und Stillzeit“ auf die von uns in Heft 15/2003 vorgebrachte Anregung reagiert haben, auch in Deutschland in eine differenzierte Diskussion über die Einbeziehung schwangerer Frauen in klinische Studien einzutreten – weisen die Auto- ren doch im genannten Stan- dardwerk selbst darauf hin, dass „zu den meisten Arznei- mitteln die für eine genauere Risikobewertung erforderli- chen Daten nicht vorliegen“

(S. 16). Warum wird nun also gegen eine „Liberalisierung der Arzneimittelforschung“, gegen eine „Revision ethi- scher Vorbehalte“ und einen

„emanzipatorischen An- spruch“ zu Felde gezogen, statt die Relevanz der zugrun- de liegenden Problematik zu unterstreichen?

In nicht unbeträchtlichem Maße diskussionswürdig er- scheint uns die Annahme der Autoren, es lägen zu den mei- sten bei Schwangeren und Stil-

lenden vorkommenden Er- krankungen „ausreichende Therapieempfehlungen“ vor;

somit handle es sich im Prinzip um ein Auswertungs- und Ver- mittlungsproblem vorhande- ner „Datenquellen“ (welche vornehmlich aus prospektiven Beobachtungsstudien, retro- spektiven Fallberichten und Studien an Nichtschwangeren bestehen). In anderen Berei- chen der Medizin würde die Hypothese der generellen Ver- zichtbarkeit kontrollierter kli- nischer Studien an einer be- stimmten Population Erstau- nen und Protest hervorrufen, insbesondere wenn – wie im Falle von Schwangeren im Vergleich zu Nichtschwange- ren – die Übertragbarkeit der Ergebnisse u. a. aufgrund ver- änderter metabolischer Ver- hältnisse nicht gegeben ist. Die Verzichtbarkeit bestimmter Studientypen kann nicht ein- fach unterstellt werden, son- dern bedarf einer sorgfältigen Begründung – gerade hier könnte die Debatte beginnen, die wir mit unserem Artikel anstoßen wollten.

Doch von der methodischen Diskussion ganz abgesehen, bleiben zentrale ethische Fra- gen unberührt: Sollten z. B. er- wachsene Frauen, auch wenn sie schwanger sind, nicht in der Tat das Recht auf eine autono- me Entscheidung für oder ge- gen eine Studienteilnahme ha- ben – ein Recht, das dann möglicherweise (und das ist eben zu diskutieren) durch be- stimmte Voraussetzungen, wie minimales Risiko, erwarteter individueller Nutzen oder Gruppennutzen, einzuschrän- ken ist? Und haben nicht auch schwangere Frauen ein An- recht auf eine medizinische Versorgung, die auf der best- möglichen Wissensbasis be- ruht und gegenwärtigen thera- peutischen Standards gerecht wird?

Es geht uns nicht darum, ver- unsicherte schwangere Frauen in riskante Studien mit frag- würdigem therapeutischem Nutzen zu hetzen. Ebenso we- nig geht es uns darum, die ver- dienstvolle Arbeit embryo- und reproduktionstoxikologi- scher Institute infrage zu stel-

len. Im Gegenteil haben wir unseres Erachtens das gleiche Anliegen, nämlich die Verbes- serung der Wissensbasis für ei- ne kompetente und wohlinfor- mierte Behandlung schwange- rer Frauen. Wie dieses Ziel bestmöglich erreicht werden kann, ist die Frage, zu deren Lösung alle Beteiligten aufge- rufen sind.

Priv.-Doz. Dr. med. Dr. phil. Nikola Biller-Andorno,

cand. med. Verina Wild, Abt. für Ethik und Geschichte der Medizin, Universität Göttingen, Humboldtallee 36, 37073 Göttingen

Patientenratgeber

Zu dem Leserbrief „Unredlichkeiten“

von Dr. Hedwig M. Hoyer in Heft 10/2004, der sich auf den Beitrag „Ei- ne Vielzahl haarsträubender und ver- antwortungsloser Ratschläge“ von Priv.-Doz. Dr. med. Jörg Dötsch et al.

in Heft 5/2004 bezog:

Gut gemeint, belegbar gesundheitsschädigend

Patientenratgeber, insbeson- dere wenn von Betroffenen selbst geschrieben, sind meist eine unendlich wertvolle Er-

gänzung zu professionellen therapeutischen Bestrebungen bei kranken Kindern und Er- wachsenen. Dies gilt für alle Spektren heilmedizinischer Betreuung, nicht nur für die Schulmedizin, denn allen the- rapeutischen Bemühungen zu- grunde liegt die Absicht, dem Patienten in seinem Leiden zu helfen und vor allem aber, ihm nicht zu schaden. Letzterer Grundsatz hat sich empirisch A

A844 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 1326. März 2004

Leserzuschriften werden von der Redaktion sehr beachtet. Sie geben in erster Linie die Meinung des Briefschreibers wieder und nicht die der Redaktion. Die Veröffentlichungsmöglichkeiten sind leider beschränkt; der Redaktion bleibt oft keine andere Wahl, als unter der Vielzahl der Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Die Chance, ins Heft zu kommen, ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Die Redaktion muss sich zudem eine – selbst- verständlich sinnwahrende – Kürzung vorbehalten.

LESERZUSCHRIFTEN

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belegbar bei mindestens sechs Patienten, deren Eltern den Ratgeber „Mein Kind war Spastiker“ von Silke I. Herzog Muethen, David Verlag, gele- sen hatten, nicht erfüllt. Die meisten der Kinder wurden mit z. T. lebensbedrohlichen Hypercalcämien aufgrund ei- ner nach Lektüre des Ratge- bers applizierten Dosis von Vit- amin D bis zu 20 000 I.E./Tag stationär behandlungspflichtig (klinische Einzelheiten bei ei- nem Patienten vgl. auch Zim- mermann et al., Maternal ad- ministration of high dose vit- amin D(3) for cerebral palsy in her child. Eur J Pediatr. 2004).

Schade, dass Frau Dr. Hoyer in ihrem Leserbrief gerade dem wichtigsten Aspekt des Ratge- berwesens, nämlich den kon- kret erzielten Ergebnissen, mit keinem Wort nachkommt, ganz zu schweigen von einem Zurückziehen des Buches.

Denn „nil nocere“ ist doch si- cher auch das akzeptierte Prinzip der an diesem Ratge- ber beteiligten Personen.

Für die Autoren:

Priv.-Doz. Dr. Jörg Dötsch,Klinik für Kinder und Jugendliche, Friedrich- Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Loschgestraße 15, 91052 Erlangen

Metamizol

Zu dem Leserbrief „Umstritten: Me- tamizol“ von Prof. Dr. med. C-P. Criée in Heft 7/2004, der sich auf den „Von schräg unten“-Beitrag „Weihnach- ten“ von Dr. med. Thomas Böhmeke in Heft 51–52/2003 bezog:

Vermisste Substanz

Als einer der in den betroffe- nen „relevanten“ Staaten (in meinem Falle Großbritannien) an akutem Metamizolmangel leidenden Kollegen möchte

ich hiermit noch mal eine Lan- ze für das zwar zu Recht in der Anwendung eingeschränkte, aber dennoch bewährte Meta- mizol brechen.

Aus der täglichen Erfahrung in der postoperativen

Schmerztherapie einer großen deutschen Universitätsklinik kommend habe ich dort zwar Anaphylaxien gesehen (laut Literatur 1/20 000, bei circa 22 000 Narkosen im Jahr also eine bis zwei), aber nie eine Agranulozytose (laut meiner Literaturkenntnis 1/100 000, also wesentlich seltener, in sieben Jahren nie gesehen, außerdem durch Absetzen therapierbar).

Die doch relevante Anaphyla- xiehäufigkeit rechtfertigt also sicher ein Abstandnehmen von iv-Boli (sonst geht’s Herrn Böhmeke unter Umständen wirklich schlechter), aber kei- nesfalls eine völlige Verdam-

mung des hervorragend anal- getisch wirkenden Präparates (Verabreichung als kurz/

kontinuierliche Infusion oder p.O.).

Hier in England stehen wir oft vor dem Problem, bei Post-OP- Schmerzen (vor allem nach abd/urolog. OP) keine adä- quate Schmerztherapie mit Nichtopioiden durchführen zu können (dies verlängert die Aufwachraumzeit der Patien- ten oft deutlich) und trotz Opioideinsatz oft keine ver- gleichbar gute Analgesie errei- chen zu können.

Die Agranulozytosegefahr dürfte nicht höher und auch nicht schlimmer als etwa die Gefahr von GI-Blutungen bei NSAID-Einsatz bzw. Leber- problemen bei Paracetamol- anwendung liegen. So gesehen ist Metamizol eine der drei von mir hier am meisten ver- missten Substanzen, und ich B R I E F E

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hoffe, sie eines Tages im BNF zu finden.

Oliver Cramer,St. Mary’s Hospital, Newport IoW, Großbritannien

Krankenhäuser

Zu dem Kommentar „Kapitalmangel – und kein Ende“ von Dr. rer. pol.

Harald Clade in Heft 3/2004:

Expertenrat überhören

Beim Lesen des Artikels kann der falsche Eindruck entste- hen, dass eine Vielzahl von Krankenhäusern, besonders öffentlich-rechtliche, durch schlechtes Wirtschaften rote Zahlen schreibt und daher subventioniert werden muss.

Subventioniert werden aber nicht die Krankenhäuser, son- dern die Krankenkassen, da der Subventionsbedarf durch

von der Politik gewollte, nicht kostendeckende Budgets ent- steht, um die Kassen zu entla- sten. Über private und frei-ge- meinnützige Häuser fließen ebenso Subventionen. Diese haben über Tariföffnungsklau- seln die Möglichkeit zu Lohn- dumping und Insolvenzab- wendung.

Was Experten empfehlen, soll- te man einfach überhören, handelt es sich doch meist um selbst ernannte oder von hilf- losen Politikern ernannte Ex- perten, die diese brauchen, um sich auf ihre Vorschläge beru- fen zu können. Die Empfeh- lung, das Heil in der Weiterent- wicklung von Kliniken zu kapi- talmarktfähigen Betrieben zu suchen, ist schlecht. DieKausa- lität der Finanzprobleme, näm- lich das Wegbrechen der Ein- nahmen der GKV durch den Rückgang der beitragspflichti-

gen Einkommen, bleibt wie bei der so genannten Gesundheits- reform unberücksichtigt. Der Staat würde sich der Aufgabe, für eine angemessene medizi- nische Versorgung der Bevöl- kerung zu sorgen, entziehen und sie unkontrolliert auf In- stitutionen, die in erster Linie am Gewinn orientiert sind, übertragen.

Dr. med. Christian Karsten, Mohlenweg 1, 56626 Andernach

Pflegeversicherung

Zu dem Beitrag „Private beitragssta- bil“ in Heft 7/2004:

Zuckerseite angegeben

Über die Stabilität der PPV braucht man sich nicht zu wundern, wenn man einmal die Mitgliederzahl von fast

neun Millionen Personen und den 114 463 pflegebedürftigen Mitgliedern (Stand Ende 2002) auf der einen Seite und die Beiträge auf der anderen Seite berücksichtigt. Im Bei- trag wird nur die Zuckerseite mit den niedrigen Monats- beiträgen angegeben. Bei älte- ren Mitgliedern sieht das schon anders aus. Man sollte wissen, dass in der PPV der Beitrag nicht wie in der sozia- len Pflegeversicherung pro- zentual vom Einkommen er- mittelt wird, sondern hier ori- entiert sich der Beitrag am Eintrittsalter zuzüglich gesetz- licher Vorgaben. Ich bin 82 Jahre alt und seit Jahrzehnten Mitglied der DKV. Ich bezahle zurzeit mtl. 58,66 Euro. Letzte Beitragsanpassung in 2003 plus 8,48 Euro. Zusätzlich wer- de ich bei einer kleinen Kriegsrente mit 5,51 Euro be- lastet, dieser Betrag erhöht sich in diesem Jahr durch die neue Gesetzgebung bei der BfA-Rente auf 11,02 Euro.

Insgesamt beträgt mein mtl.

Beitrag für die Pflege dann 69,68 Euro, das wären nach al- ter Rechnung, und dement- sprechend etwas instruktiver, 136,28 DM und das überwie- gend auf einer mehr als zwie- spältigen Berechnung des Bei- trages. Eine Beitragsrücker- stattung bekomme ich, wenn ich die entsprechenden Vor- aussetzungen erfülle, jedes Jahr für die Beiträge im ambu- lanten Bereich und bei der Zahnbehandlung. Eine geson- derte Rückerstattung, wie sie in dem Artikel angeführt ist, habe ich bei der PPV noch nicht erhalten.

Dr. med. Clausdieter Oelschlägel, Steenbalken 49, 22339 Hamburg

Ulla Schmidt

Ein Leser hat seinen Unmut über die Gesundheitsreform auf CD gepresst in der Hoffnung, so gehört zu wer- den:

Musikalisch

. . . Da wir offensichtlich nicht mehr zu den Zentren der Macht vorgelassen werden und unsere Briefe nicht mehr A

A846 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 1326. März 2004

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gelesen werden, ja nicht ein- mal deren Eingang vom Mini- sterium bestätigt wird, sah ich mich gezwungen, meine Mei- nung über die Bundesgesund- heitsministerin und ihre „Re- form“ musikalisch zu formu- lieren. Vielleicht erreicht mein Unmut wenigstens auf diese Art deren Gehör. Es wäre zu hoffen, denn „wer nicht fühlen will, muss hören!“.

Dr. med. Wolfhard Ottenhausen, Römerstraße 1 A, 54347 Neumagen-Dhron

Nitroglycerin

Zur Diskussion um den Dauerge- brauch von Nitroglycerin:

Schwere Schäden nach Dauergebrauch?

In dem Artikel „Dynamit für die Zelle“ (Stern-Magazin 10/2004) über die Forschungs-

ergebnisse von Prof. Münzel, Hamburg, wird eine aner- kannte und sehr häufig einge- setzte Pharmakotherapie nachhaltig infrage gestellt.

Dort heißt es u. a.: „Zudem mussten wir feststellen, dass bei langer Einnahme des Stof- fes die Radikalbildung zu star- ken Veränderungen in den Adern führt“, sagt Münzel,

„also Nitroglycerin das Ge- fäßproblem des Kranken im- mens verschärft“.

Richtig ist, dass sich in einer randomisierten Placebo-kon- trollierten klinischen Studie mit circa 20 000 Patienten zeigte, dass Nitroglycerin die Verminderung der Herzin- farkt-Todesfälle durch ACE- Hemmer um 50 % steigert (GISSI-3, 1994). In einer wei- teren klinischen Studie mit circa 60 000 Patienten kom- men die Autoren nach einer integrierten Metaanalyse zu

dem Schluss, dass Nitrate bei bestimmungsgemäßem Ge- brauch keine schädlichen Wirkungen im Sinne einer Verschlimmerung der Grund- erkrankung aufweisen (ISIS-4, 1995).

Dagegen hat Prof. Münzel Kaninchen und Ratten mit et- wa 30- bis 50facher therapeu- tischer Nitroglycerindosie- rung für drei Tage ohne die klinisch erforderliche Nitrat- pause behandelt. Erst dann lässt sich eine erhöhte vas- kuläre Radikalbildung nach- weisen. Dies erinnert mehr an toxikologische als an pharma- kologische Untersuchungen.

Außerdem war in anderen Studien mit Nitroglycerin (Münzel T et al., JACC 2003;

36: 628), ISDN (Keimer R et al., JCP 2003; 41: 284) und ISMN (Muller S et al., JACC 2003; 41: 1994) keine erhöhte Radikalbildung nachweisbar.

Konseqenzen für die Therapie mit Nitroglycerin ergeben sich also nicht.

Literatur beim Verfasser Prof. Dr. Georg Kojda,

Institut für Pharmakologie und Klinische Pharmakologie, Universitätsklinikum, Heinrich-Heine-Universität, Moorenstraße 5, 40225 Düsseldorf

Sozialstaat

Ein paar Worte der Wut:

Zukunft?

. . . Eine Metapher drängt sich ins Gehirn: Man sieht ei- nen riesigen Bus, voller Rost und Dreck, die Karosserie klappert an allen Ecken und Enden. Die Bremsen sind völ- lig defekt. Aber: Der Motor, die Macht der Legislativen, heult mit Wut und Wucht auf B R I E F E

(5)

– die Pleuelstange, die Exiku- tive, überträgt die Macht als Gewalt auf die Räder des Busses. Jeder Staat beruht auf Macht, jede Macht auf Ge- walt, und Gewalt, sagt Ein- stein, zieht stets moralisch Minderwertige an (Karl- Heinz Deschner, Bissige Aphorismen). Im Bus unserer Menschengemeinschaft – die meisten Gesichter haben ihre Schönheit verloren, sie sind verzerrt durch den Neid. Die Menschen stehen mit tief ge- ducktem Rücken, nur so kön- nen sie die Last ihrer

Rucksäcke tragen und ertra- gen, die Last der zu vielen Gesetze und viel zu vielen Durchführungsverordnungen, die Last der Arroganz der Po- litik und die Last der Men- schen schindenden Bürokra- tie. Der Bus kommt in Fahrt, das Tempo wird zur velozife- rischen Raserei („,Alles velo- ziferisch‘ oder Goethes Ent- deckung der Langsamkeit“

von Manfred Osten). Die Straße ist der Weg zur Knechtschaft („Der Weg zur Knechtschaft“ von Hayek).

Das Ziel ist schon in Sicht, die Klippe zur endlos tiefen Gruft, wo schlimmste Armut und Not herrschen und in Ge- nerationen wüten wird. Die Menschengemeinschaft wur- de übel betrogen. Ich bete, dass der große Clown kom- men möge, der diesen Alb- traum zum Platzen bringt.

Zukunft, Zukunft, Zukunft?

Nur: Der zivile Ungehorsam, der zivile Ungehorsam, der zi- vile Ungehorsam!

Dr. med. Wolfgang Grote, Frohnhofweg 4, 50858 Köln

Arzthonorar

Zur Berechnung des kassenärztlichen Honorars:

Hungerlöhne

Arzthonorar 71 Cent pro Mi- nute! Das ist so viel, wie man für eine Minute Handyge- bühren bezahlt. Wenn gleich- zeitig noch die Tochter oder die Ehefrau telefonieren, dann reicht das Honorar schon nicht mehr, erst recht nicht, wenn einmal ein Gerät oder Auto kaputt geht. Haben un- sere Vertreter in den Verhand- lungen nicht daran erinnern können, dass auf unserem Wis- sen, auf der Arbeit der Ärzte- schaft, sich die Verwalter, Poli- tiker, Kontrolleure usw. breit machen? Müssen wir uns von diesen wie die Underdogs be- handeln und auszahlen lassen?

In früheren Zeiten in Deutschland und heute in an- deren Ländern mit stolzen Bürgern würde man solche Hungerlöhne nicht annehmen, sondern denen, die sie geben wollen, vor die Füße werfen . . . Dr. med. C.-P. Hammerle,

Ehlersstraße 19, 88046 Friedrichshafen

A

A848 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 1326. März 2004

Hausärzte

Zu der Meldung „Qualität durch ,Pra- xistest’“ in Heft 10/2004:

Teures zertifizieren

In Zukunft sollen Kassenärzte und in erster Linie wir beson- ders vermögenden Hausärzte alle drei Jahre ein Zertifikat für Qualitätsmanagement er- werben. Ein Prof. Dr. med.

Ferdinand Gerlach, Vorsitzen- der von Topas Germany, meint dazu „wir wollen damit keine Geschäfte machen“, die Ko- sten sollen inklusive Zertifikat bei rund 2 000 Euro liegen.

Zweitausend Euro, alle drei Jahre?

Was sagt ein KBV-Dezernent Dr. med. Bernhard Gibis da- zu? „Wir halten es für einen sehr soliden Ansatz.“

Praxisbegehungen, jede Men- ge Euro für einen Aufkleber auf die Elektroliege, viele Stunden von uns zu bezahlen- de Fortbildungen und was noch auch immer, klar dass sich da noch leicht ein Qua- litätsmanagement für ein paar Tausend Euro unterbringen lässt.

Wie auch immer, ich jedenfalls bin dankbar dafür, dass zumin- dest Herr Prof. Dr. med. Ferdi- nand Gerlach mit uns keine Geschäfte machen will.

Dr. med. Lutz Born, Möwenstraße 2, 17454 Zinnowitz

Neueingänge

Medizin/Naturwissenschaft Gottfried Lemperle, Dennis von Heimburg (Hrsg.): Ästhetische Chirurgie. Ecomed Verlagsgesell- schaft, Landsberg, 2003, Lose- blattwerk im Arbeitsordner, ca.

650 Seiten, Format 24 × 30,5 cm, mit laufenden Ergänzungen und Aktualisierungen, 228 A Ulrich Leuschner (Hrsg.): Fett- leber und Fettleberhepatitis – NASH und ASH. UNI-MED Science, UNI-MED Verlag, Bre- men, 2003, 168 Seiten, 104 Abbil- dungen, Hardcover, 44,80 A Ulrich Eberhard: Leitfaden Kam- po-Medizin. Japanische Phyto- therapie. Elsevier GmbH, Urban

& Fischer Verlag, München, 2003, IX, 598 Seiten, Einband Kunst- stoff, 64,95 A

Antonio Guglietta (Editor): Phar- macotherapy of Gastrointestinal Inflammation. Progress in Inflam- mation Research. Birkhäuser Ver- lag, Basel, Boston, Berlin, 2004, X, 146 Seiten, Hardcover, 98 A Tumorzentrum München (Hrsg.):

Manual Hirntumoren und pri- märe Tumoren des Rückenmarks.

Empfehlungen zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge. 2. Auf- lage, W. Zuckschwerdt Verlag, München u. a., 2004, VIII, 222 Seiten, kartoniert, 25,10 A Hansjörg Schneble: Heillos, heilig, heilbar. Die Geschichte der Epi- lepsie von den Anfängen bis heute.

Walter de Gruyter GmbH & Co.

KG, Berlin, New York, 2003, XIII, 182 Seiten, 7 Abbildungen, 24 × 17 cm, Broschur, 29,95 A

P. Schreib, M. Wirsching: Paar- und Familientherapie. Leitlinie und Quellentext. Reihe: Leitlinien Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Schattauer GmbH, Stuttgart, New York, 2004, XXII, 70 Seiten, kartoniert, 14,95 A Leo Latasch, Eva Knipfer (Hg.):

Anästhesie, Intensivmedizin, In- tensivpflege. 2., komplett überar- beitete Auflage, Urban & Fischer Verlag, München, 2004, 815 Sei- ten, über 300 Zeichnungen und Fotos, gebunden, 49,95 A Anne G. Osborn, Susan I. Blaser, Karen L. Salzman: PocketRadiol- ogistTMGehirn. Die 100 Top-Dia- gnosen. Elsevier GmbH, Urban &

Fischer Verlag, München, 2002, XV, 370 Seiten, 170 SW-Abbildungen, 30 farbige Abbildungen, 49,95 A Rolf Rossaint, Christian Werner, Bernhard Zwißler (Hrsg.): Die Anästhesiologie. Allgemeine und spezielle Anästhesiologie, Schmerz- therapie und Intensivmedizin.Sprin- ger-Verlag, Berlin, Heidelberg u. a., 2004, XXI, 1827 Seiten, 699 Abbil- dungen, 611 Tabellen, 169,95 C

William G. Bradley, William J.

Zwiebel, Anne Roberts, Anne G.

Osborn, H. Ric Harnsberger, Lawrence N. Tanenbaum: Pocket- RadiologistTMGefäße. Die 100 Top-Diagnosen. Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag Mün- chen, 2003, XVI, 392 Seiten, 160 SW-Abbildungen, 40 farbige Abbildungen, kartoniert, 49,95 A Michael Bamberg, Michael Molls, Horst Sack (Hrsg.): Radioonkolo- gie. Band 2 Klinik. W. Zuck- schwerdt Verlag, München u. a., 2004, IX, 854 Seiten, 143 Abbil- dungen, 314 Tabellen, 125 A

Versorgungsstrukturen Hermann Fenger, Jens Göben (Hrsg.): Sponsoring im Gesund- heitswesen. Zulässige Formen der Kooperation zwischen medizi- nischen Einrichtungen und der Industrie.Verlag C. H. Beck, Mün- chen, 2004, XXIII, 367 Seiten, 59 A Kassenärztliche Bundesvereini- gung (Hrsg.): Verzeichnis der Krankenkassen und Kassenärzt- lichen Vereinigungen. Bundes- republik Deutschland. 57. Ausga- be, Stand: 1. 10. 2003. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln, 2003, 29,95 A Gelbe Liste Pharmindex. Das top- aktuelle Arzneimittel-Informati- onssystem für Pädiater mit CD- ROM. Zu beziehen direkt beim Verlag Medi-Media, Medizinische Medien Informations GmbH, Am Forsthaus Gravenbruch 5–7, 63263 Neu-Isenburg, 15 Azuzügl.

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rororo science Sachbuch TB Nr.

61154, Rowohlt Taschenbuch Ver- lag, Reinbek bei Hamburg, 2002, 288 Seiten, kartoniert, 9,90A Andrea Flemmer: Das Anti-Krebs- Kochbuch. Verlag J. Neumann- Neudamm AG, Melsungen, 2003, 184 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Format 14,5 × 21 cm, 19,95 A

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