Nach wie vor besteht hin- sichtlich der Therapie der es- sentiellen Hypertonie zwi- schen Anspruch und Wirk- lichkeit eine deutliche Dis- krepanz: Nur etwa 25 Pro- zent der Betroffenen würden zufriedenstellend behandelt;
und mehr als die Hälfte der Patienten wechsele in- nerhalb der ersten sechs Monate ihre antihypertensive Therapie, schilderte Prof.
Jürgen Scholze (Berlin) die unbefriedigende Situation im Rahmen eines Symposiums in New York.
Nach seinen Angaben lie- gen die Gründe für diese ho- he Zahl in der unzureichen- den Wirksamkeit, mangeln- den Verträglichkeit, aber auch in nicht patientengerechten Anwendungsvorschriften der Antihypertensiva. Vor die- sem Hintergrund wird ver- ständlich, welche Forderun- gen ein modernes Antihyper- tensivum erfüllen muß: es muß effektiv den Blutdruck senken, möglichst nebenwir- kungsarm und einfach an- wendbar sein sowie organ- protektiv wirken.
Besonders gute Verträglichkeit Unter diesen Aspekten gewinnen die AT1-Rezeptor- antagonisten in der Hyper- toniebehandlung an Bedeu- tung. Ihre antihypertensive Wirkung ist umfassend gegen- über ACE-Hemmern, Kal- ziumantagonisten, Betablok- kern und Diuretika belegt.
Hinsichtlich der Verträglich- keit der ATl-Rezeptorantago- nisten betonte Scholze, daß noch nie zuvor eine Substanz- klasse so gut verträglich war wie diese neue Substanzklas- se. Auch in einer Anwen- dungsbeobachtung mit Val- sartan (Diovan®, Norvartis) bei über 26 000 Patienten
konnte dieses außergewöhn- liche Verträglichkeitsprofil be- stätigt werden. Insgesamt wur- den nur bei 2,5 Prozent der Patienten unerwünschte Arz- neimittelwirkungen gesehen.
Vorzeitig wurde die Therapie nur bei 4,1 Prozent der Pa- tienten beendet. Spezifische Nebenwirkungen, wie sie für andere Substanzklassen wie Kalziumantagonisten (Flush, Knöchelödeme) und ACE- Hemmer (Husten) typisch sind, werden unter ATl-Re- zeptorantagonisten nicht be- obachtet.
Ziel einer modernen Hoch- drucktherapie kann jedoch nicht ausschließlich die Sen- kung des Blutdruckes sein.
Ziel sollte vielmehr eine um- fassende Organprotektion und somit letztlich eine Progno- severbesserung sein. Durch eine hypertensive Therapie läßt sich eine Regression der linksventrikulären Hypertro- phie erreichen, wobei auf- grund von Ergebnissen um- fangreicher Metaanalysen da- von auszugehen ist, daß diese Regression bei verschiedenen Substanzklassen unterschied- lich stark ausgeprägt ist.
Während dieser Effekt umfangreich für ACE-Hem- mer belegt ist, liegen nun auch Ergebnisse einer dop- pelblinden, prospektiven Ver- gleichsstudie mit dem AT1- Rezeptorantagonisten Val- sartan vor, die Priv.-Doz. Dr.
Sebastian Harder (Frankfurt) vorstellte. Nach acht Mona- ten Therapie war die Regres- sion der linksventrikulären Masse bei vergleichbarer Blut- drucksenkung unter Valsartan deutlicher ausgeprägt als un- ter dem Betablocker Atene- lol.
In der VALUE-Studie (Valsartan Antihypertensive Long-term Use Evaluation) steht jetzt die Hypothese ei- ner kardioprotektiven Wir-
kung über eine reine Druck- senkung hinaus bei über 14 000 Patienten mit essenti- eller Hypertonie und hohem kardiovaskulärem Risiko auf dem Prüfstand. In dieser Stu- die erhalten die Patienten Valsartan oder den Kalzium- antagonisten Amlodipin. Pri- märer Endpunkt dieser pro- spektiven, doppelblind durch- geführten Studie ist die Mor- talität.
Weitere Studien In kleineren Studien konn- te der Nutzen einer Therapie mit Valsartan auch bei herz- insuffizienten Patienten be- legt werden. Im Rahmen der ValHeFT-Studie (Valsartan Heart Failure Trial), einer prospektiven, randomisier- ten, doppelblinden Studie, wird, wie Dr. Till Höfs (Mag- deburg) erläuterte, der Stel- lenwert des AT1-Rezeptor- antagonisten Valsartan zu- sätzlich zu einer Therapie
mit ACE-Hemmern bei Pa- tienten mit chronischer Herz- insuffizienz evaluiert wer- den. Bis zum Ende des Jah- res werden zirka 5 000 Pati- enten in diese Studie einge- schlossen sein. Mit Ergebnis- sen dieser umfangreichen Stu- die ist im Jahre 2000 zu rech- nen.
Mit der VALIANT-Studie (Valsartan in Acute Myocar- dial Infarction Trial) wird darüber hinaus die Wirksam- keit von Valsartan bei Patien- ten mit Myokardinfarkt un- tersucht. Hierbei werden die Patienten zusätzlich zu Val- sartan den ACE-Hemmer Captopril oder eine Kombi- nation beider Substanzen in ansteigender Dosierung er- halten. Mit diesem Studien- design wird es möglich sein, sowohl den Nutzen einer Mo- notherapie mit Valsartan als auch den Nutzen einer addi- tiven Therapie von Valsar- tan und ACE-Hemmern zu
beantworten. EB
A-1006 (62) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 15, 16. April 1999
V A R I A AUS UNTERNEHMEN
AT1-Rezeptorantagonist Valsartan
Kardioprotektion auf dem Prüfstand
Chronische Wunden wie Ulcera cruri venosa oder Dekubitalulcera benötigen ein gezieltes Wundmanagement, um einen Heilungserfolg zu sichern. Bevor die Wundheilung überhaupt einsetzen kann, steht zunächst eine gezielte Reinigung der Wunde von nekrotischen und schmierigen Belägen. Hierfür steht eine Viel- zahl von Präparaten zur Verfügung. Bei der Beurteilung der Effektivität ver- schiedener Produkte in einer Reihe von Studien erwies sich das Kollagenase- präparat Novuxol®(Knoll Deutschland GmbH) als ein geeignetes Mittel zur effi- zienten Wundreinigung als Basis für den Heilerfolg. Kollagenase (rote Kugeln) spaltet die nativen Kollagenstränge, die entstehenden Kollagenbruchstücke so- wie weitere Eiweißbestandteile der Beläge werden von den Begleitproteasen
(grüne Kugeln) abgebaut. Foto: Knoll