Inverse Stresstests
Neue Anforderungen an Banken
Christopher Berg
Bachelorarbeit
Bachelor + Master Publishing
Christopher Berg Inverse Stresstests
Neue Anforderungen an Banken
Originaltitel der Abschlussarbeit: Inverse Stresstests nach MaRisk als regulatorische Antwort auf Unzulänglichkeiten in konventionellen Bankrisikomanagementsystemen ISBN: 978-3-86341-812-0
Herstellung Bachelor + Master Publishing, ein Imprint der Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2012
Zugl. Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, Berlin, Deutschland, Bachelorarbeit, Juli 2012
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© Bachelor + Master Publishing, ein Imprint der Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2012
http://www.diplom.de, Hamburg 2012 Printed in Germany
Abkürzungsverzeichnis ... I Abbildungsverzeichnis ...II
1 Einleitung ... 1
1.1 Problemstellung ... 1
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit... 2
2 Risiko und Risikotragfähigkeit ... 3
2.1 Von der going-concern- zur gone-concern-Prämisse in der Finanzkrise... 3
2.2 Anforderungen der Bankenaufsicht an das Bankrisikomanagement ... 5
2.3 Wesentliche Risikoarten im Bankgeschäft ... 6
2.3.1 Adressenausfallrisiko ... 6
2.3.2 Marktpreisrisiko ... 7
2.3.3 Liquiditätsrisiko... 7
2.3.4 Operationelles Risiko ... 8
3 Stresstests als Bestandteil des Risikomanagements im Bankensektor... 9
3.1 Grundlagen... 9
3.2 Historische Szenarioanalyse ... 13
3.3 Hypothetische Szenarioanalyse ... 14
3.4 Schwächen des konventionellen Stresstestings ... 15
4 Inverse Stresstests als Ergänzung des konventionellen Risikomanagement- systems ... 17
4.1 Grundlagen... 17
4.2 Stand der Umsetzung in den Banken ... 21
4.3 Qualitativer Ansatz ... 24
4.4 Quantitativer Ansatz ... 26
5 Inverse Stresstests an ausgewählten Beispielen ... 31
5.1 Anwendung des qualitativen Ansatzes ... 31
5.2 Anwendung des quantitativen Ansatzes ... 37
6 Stärken und Schwächen inverser Stresstests... 42
7 Schlussbetrachtung... 45
Literaturverzeichnis ... 48
Internetverzeichnis... 50
I
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AT Allgemeiner Teil
BaFin Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
BIP Bruttoinlandsprodukt CEBS Committee of European Banking Supervisors DSGV Deutscher Sparkassen- und Giroverband
EaD Exposure at Default
EL Expected Loss
EU Europäische Union
EUR Euro
EZB Europäische Zentralbank
FDIC Federal Deposit Insurance Corporation
GE Geldeinheiten
GuV Gewinn- und Verlustrechnung
HGB Handelsgesetzbuch
ICAAP Internal Capital Adequacy Assessment Process IIF International Institute of Finance
InstitutsVergV Institutsvergütungsverordnung
IT Informationstechnik
KWG Kreditwesengesetz
LGD Loss given default
LSLE Least solvent likely event
MaRisk Mindestanforderungen an das Risikomanagement in der Fassung vom 15. Dezember 2010
MLRE Most likely ruin event
PD Probability of default
SolvV Solvabilitätsverordnung
USD US-Dollar
VaR Value at Risk
II
Abbildung 1: Anzahl der Zusammenbrüche von Mitgliedsinstituten der amerikanischen
Einlagensicherung FDIC 2000 - 2012 ... 4
Abbildung 2: Beispielhafte Verlustverteilungsfunktion... 9
Abbildung 3: Wirkung von makroökonomischen Entwicklungen auf die Risikotragfähigkeit... 10
Abbildung 4: Verarbeitung der Ergebnisse aus Stresstests ... 11
Abbildung 5: Überblick über die Methoden des konventionellen Stresstestings... 12
Abbildung 6: Vorgehensweise von konventionellen und inversen Stresstests ... 17
Abbildung 7: Klassifikation von Stresstests nach der Vorgehensrichtung ... 18
Abbildung 8: Vergleich der möglichen Szenarien Basis-Szenario, Stress-Szenario und Stresskurve eines inversen Stresstests... 20
Abbildung 9: Umfrageergebnisse zur Umsetzung inverser Stresstests in deutschen Kreditinstituten... 22
Abbildung 10: Darstellung des Eigenkapitals in Abhängigkeit zweier Risikofaktoren 26 Abbildung 11: Darstellung der kombinierten Häufigkeitsdichte ... 27
Abbildung 12: Zusammenführung der Wirkungsfunktion mit der Häufigkeitsdichte .. 27
Abbildung 13: Anwendung von Porters Fünf-Kräfte-Modell auf den qualitativen inversen Stresstest bei der Bank of Scotland ... 33
Abbildung 14: Darstellung der Wirkungsketten des Beispielinstituts in der Baumstruktur... 14
Abbildung 15: Graphische Darstellung des Verlusts in Abhängigkeit der Risikokombinationen ... 40
1
1 Einleitung
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Das konventionelle Risikomanagement in Kreditinstituten wurde in der Vergangenheit im Wesentlichen über Value-at-Risk-basierte Modelle realisiert. Ihnen liegen oftmals empirisch-historische Verteilungsfunktionen der Risikotreiber zugrunde, die angesichts einer sich beständig wandelnden Institutsumwelt nicht in jedem Fall die jeweilige Risikosituation adäquat widerspiegeln können.1 Für normale Marktphasen erweist sich das Konzept dabei durchaus geeignet; für extreme Marktphasen leitete sich jedoch die Notwendigkeit eines Instruments ab, das über Situationen Aussagen treffen kann, in denen der erwartete und unerwartete Verlust überschritten wird.2 Bereits 2005 ist in der ersten Fassung des BaFin-Rundschreibens über die Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) mit der Verpflichtung zu vorausschauenden Szenariobe- trachtungen die wesentliche Basis heutiger aufsichtsrechtlicher Regelungen in Bezug auf das Stresstesting geschaffen worden (Allgemeiner Teil (AT) 4.3.2 Tz. 3 Ma- Risk2005). Diese wurden im Jahr 2010 um inverse Stresstests ergänzt (AT 4.3.3 Tz. 3 MaRisk2010; die MaRisk-Angabe bezieht sich im Folgenden auf die Fassung vom Dezember 2010).
Während mittels traditioneller Stresstestmethoden ein Ergebnis unter Berücksichtigung spezifischer Szenarien bestimmt werden soll, besteht der Ansatz der inversen Stresstests darin, für das vorab definierte Stresstestresultat der Nichtfortführbarkeit des Geschäfts- modells die möglichen Szenarien für dessen Erreichung zu ermitteln.3 Die sich daraus ergebenden Szenarien lassen sich nach AT 4.3.3 Tz. 3 MaRisk sowohl qualitativ wie quantitativ ermitteln und beschreiben. In Kongruenz mit den Zielen der Bankenaufsicht soll durch diese unkonventionelle Durchführungsweise erreicht werden, dass Banken im Rahmen ihres Risikomanagements einen ganzheitlichen Blick auf ihre tatsächliche Risikosituation erhalten, der eine Abschätzung erlaubt, durch welche endogenen und exogenen Veränderungsprozesse die Gefährdung der Unternehmensfortführung erreicht werden kann.4
1 Vgl. Deutsche Bundesbank (2011), S. 34 (siehe Internetverzeichnis).
2 Vgl. Wolke (2008), S. 59 f.
3 Vgl. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (2010), S. 15 (siehe Internetverzeichnis).
4 Vgl. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (2011), S. 137 (siehe Internetverzeichnis).
2
Von Interesse ist daher, welchen Erkenntnisbeitrag inverse Stresstests als Ergänzung des bereits bestehenden Risikomanagements der Banken leisten können. Praktische Erfahrungen gibt es aufgrund der Neuartigkeit des Instruments kaum.5 Darüber hinaus macht die Branche die anspruchsvolle Umsetzung geltend, die je nach Institut perspek- tivisch auch eine quantitative Komponente umfasst und die sich insbesondere aus der Komposition und Variation einer Vielzahl verschiedener Risikoparameter ergibt.6
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Daher soll diese Arbeit der Frage nachgehen, welche Bedeutung der Einführung inverser Stresstests beizumessen ist sowie welche Möglichkeiten und Grenzen dieses Instrument bietet. Den Einstieg bildet ein kurzer Abriss über Risiken des Bankgeschäfts und Risikotragfähigkeit, der aufzeigen soll, welchen wesentlichen Risiken Banken – auch im Nachgang der Finanzkrise – ausgesetzt sind und welche Anforderungen die Bankenaufsicht an das Bankrisikomanagement stellt. Anschließend wird auf das konventionelle Stresstesting als Instrument des Risikomanagements sowie dessen wesentliche Methoden und Schwächen eingegangen, um anschließend zum inversen Stresstest überzuleiten. Nach der Vorstellung und einer kritischen Würdigung der aktuell in der Diskussion befindlichen Methoden soll das Konzept an ausgewählten konkreten Beispielen unter Berücksichtigung der wesentlichen Risiken und der vorge- stellten Methoden angewandt werden. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse münden abschließend in die Analyse, welche Stärken und Schwächen inverse Stresstests aufweisen und wie diese im Rahmen des Bankrisikomanagements berücksichtigt werden können.
5 Vgl. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (2010a), S. 4 (siehe Internetverzeichnis).
6 Vgl. Zentraler Kreditausschuss (2010), S. 2 f. und S. 15 f. (siehe Internetverzeichnis).