A460 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 8⏐⏐23. Februar 2007
P O L I T I K
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ie lassen sich neue Medien und Lernformen sinnvoll im Gesundheitswesen nutzen? Das ist eine der Fragen, die in der „Health- Care Arena“ während der Bildungs- messe Learntec in Karlsruhe erörtert wurden. „Gut ausgebildete Mitarbei- ter bedeuten Wettbewerbsvorteile“, betonte Karin Gräppi, Leiterin der Personalentwicklung und Akademie des Helios-Konzerns. Ein wesentli- ches Ziel des Unternehmens, zu dem inzwischen 58 Kliniken mit 26 000 Mitarbeitern gehören, sei der syste- matische Ausbau zum Wissenskon- zern. Es gelte, bestehende Wissens- strukturen in den einzelnen Häusern weiter auszubauen und zu vernetzen, um das Wissen der Mitarbeiter im Sinne einer „Wissens-Team-Leis- tung“ für alle abrufbar zu halten, so Gräppi. Rund fünf Millionen Euro (mindestens 0,25 Prozent des Umsat- zes) steckt der Konzern jährlich in die Weiter- und Fortbildung seiner Mitarbeiter. Eine wesentliche Kom- ponente im Rahmen dieser Strategie ist das AiW/extra-Programm (Arzt in Weiterbildung), das neben der fach- spezifischen auch eine außerfachli- che Fortbildung der Assistenzärzte vorsieht, wie etwa Kurse zu profes- sioneller Kommunikation. Darüber hinaus umfasst das Wissensmanage- mentkonzept eine eigene Datenbank für klinische Studien und eine On- line-Bibliothek mit circa 260 elektro- nischen Zeitschriften sowie aktuel- len Beiträgen und Publikationen von Mitarbeitern des Konzerns.„Helios-Wiki“ im Aufbau
Als Umsetzungsorgan für die interne Aus-, Weiter- und Fortbildung ist seit rund einem Jahr die „Helios Akade- mie“ aktiv, die Strategien für künftige Fortbildungsmaßnahmen entwickeln und den Ausbau der zentralen Kom- munikationsplattform unter www.helios-wissen.de vorantreiben soll.
Orientiert an der freien Internet-En- zyklopädie Wikipedia, wird ein „He- lios-Wiki“ aufgebaut, eine Daten- bank, in der brachliegendes Wissen der Mitarbeiter zusammengeführt werden soll. Im Rahmen dieses An- gebots entsteht unter anderem eine Mediathek mit Fortbildungsvideos und Animationen. „Solche Fortbil- dungssequenzen, etwa zur Nahttech- nik, zum Legen eines Katheters oder zur Reanimation, müssen wir nur ein-
mal entwickeln oder einkaufen und können sie anschließend in sämtli- chen Häusern des Konzerns online verfügbar machen“, erläuterte Dr.
med. Parwis Fotuhi, der Leiter der Akademie. Das vorhandene interne Know-how abzurufen ist allerdings keine leichte Aufgabe: „Die Bereit- schaft, das Wissen zu teilen, ist leider nicht immer vorhanden“, so Fotuhi.
Daher habe man die Aktion „Macht auf eure Schränke“ gestartet, mit der Ärzte dazu bewogen werden sollen, Video- und Bildmaterial sowie ihr fachspezifisches und erfahrungsba- siertes Wissen aus der klinischen Routine anderen Kollegen und Mitar- beitern zur Verfügung zu stellen.
Mit unerwartet vielen Problemen bei der Einführung von E-Learning
in die ärztliche Fortbildung hatte die Landesärztekammer Hessen zu kämpfen. Seit 2001 erprobt die Kam- mer das Modell des Blended Learn- ing – die Kombination von Präsenz- lernen und E-Learning – in ihrem Fortbildungszentrum in Bad Nau- heim (www.fbz-hessen.de) und führ- te 2002 ein erstes Pilotprojekt durch.
Die Erfahrungen: Inhalte für das E- Learning zu erstellen erwies sich als aufwendiger und teurer als zunächst gedacht. Darüber hinaus stellten die Referenten ihre Lehrinhalte nur wi- derstrebend zur Verfügung, Fragen des Copyrights und der Vermarktung blieben ungeklärt. Bei den Veranstal- tungsbesuchern hingegen fehlte teil- weise die Bereitschaft zur Projektteil- nahme. Inzwischen hat man mit der Planung für ein Blended-Learning- Projekt in der Weiterbildung für Ar- beitsmediziner begonnen.
„Neben der Verkürzung der Präsenzlernphasen für die Teilnehmer soll mit diesem Ansatz die Möglichkeit des modularen Aufbaus der ärztlichen Weiter- und Fort- bildung, mit entsprechen- den E-Learning-Anteilen, evaluiert werden“, erläuter- te Wolfgang Römer, Leiter Technische Dienste des Fortbildungszentrums.
Dass Ärzte sich fortbil- den, gehöre seit jeher zum Selbstverständnis des ärztli- chen Berufsbildes, betonte Karin Brösicke, Bundesärz- tekammer. Neu sei jedoch die mit dem GKV-Modernisierungsgesetz verankerte Pflicht zur Dokumenta- tion der Fortbildungsbemühungen, welche die Ärzte innerhalb einer Frist von fünf Jahren durch das Sammeln von Fortbildungspunkten und ein Fortbildungszertifikat ihrer Ärzte- kammer nachweisen müssten. Spätes- tens mit dem Ende des ersten Zyklus Mitte 2009 sei zu fragen: „Geht es beim Run auf die Fortbildungspunkte nur darum, mit wenig Aufwand mög- lichst viele Punkte zu sammeln? Wer- den die richtigen Anreize gesetzt?
Wie kann man die ärztliche Kompe- tenz messen? Was bringt die ärztli- che Fortbildung wirklich, und was kommt davon beim Patienten an?“ I Heike E. Krüger-Brand
WISSENSMANAGEMENT IM GESUNDHEITSWESEN
„Macht auf eure Schränke“
Lebenslange Fortbildung unter Einsatz neuer Lehr- und Lernformen wird im Gesundheitsbereich immer wichtiger.
Seit 15 Jahren informiert die HealthCare Arena – neuerdings inner- halb der Learntec – über aktuelle Lösungen aus ver- schiedenen Berei- chen des Gesund- heitswesens.