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Aromaräder für eine bessere Verständigung

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Academic year: 2022

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Agroscope

Gutes Essen, eine gesunde Umwelt und eine wettbewerbsfähige Land- und Ernährungs- wirtschaft – dafür forscht Agroscope im Auf- trag des Schweizer Bundes. Agroscope nimmt zudem Kontrollaufgaben und gesetzliche Aufgaben zum Schutz von Mensch, Tier und Umwelt wahr. In der Forschungsanstalt Wä- denswil liegen die Schwerpunkte im Bereich Obst-, Reb-, Gemüse- und Zierpflanzenbau sowie im Bereich Qualität, Sicherheit, Verar- beitung und Lagerung pflanzlicher Lebens- mittel. Im Projekt „Extension Destillate“ sind Sonia Petignat-Keller und Martin Heiri tätig.

Anhand von Brennversuchen, Brennkursen und Prämierungen sollen die Qualität und Innovation der Schweizer Edelbrände geför- dert und Marktchancen gesteigert werden

Wie beschreibt man Qualität?

Aromaräder für eine bessere Verständigung

Man kennt sie aus dem Weinbereich, wo sie schon längst gang und gäbe sind: Aromaräder, mit Hilfe derer man sich eines vorgegebenen Wortschatzes bedient, um Produkte einheitlich be- schreiben zu können. Die Forschungsanstalt Agroscope Changins- Wädenswil ACW hat verschiedene Aromaräder zur Beschreibung von Destillaten entwickelt, wie der folgende Beitrag zeigt.

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ür die qualitative Beurteilung eines Edelbrandes bestehen grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Einerseits kann ein Destillat instrumentell unter die Lupe genommen werden. Mittels Gaschromato- graphie werden die im Brand enthaltenen Substanzen quantifiziert. Es hat sich je- doch in der Praxis gezeigt, dass sich über Analysen mittels Gaschromatographie nur bedingt Aussagen bezüglich der Aromatik machen lassen.

So kann beispielsweise der analysierte Kirsch A einen doppelt so hohen Gehalt an Essigsäureethylester (Essigester) aufweisen wie Kirsch B, sensorisch jedoch wird diese typisch, nach Lösungsmittel riechende Vor- laufkomponente im Kirsch A nicht verstärkt wahrgenommen.

Die zweite Möglichkeit ist, das Destillat zu verkosten. Dabei sind Aussagen wie:

„Das ist ein super Kirsch!“ ungenügend, wenn es um die Frage nach der Qualität geht. Es wird ein Vokabular vorausgesetzt, um das Destillat objektiv zu beschreiben.

Erst dadurch wird verständlich, wieso der Kirsch so gut ist. Genau dieses Vokabular wird durch das Aromarad vorgegeben.

Dies war die Motivation und Ausgangs- lage, Aromaräder für die Verkostung von Spirituosen zu entwickeln.

Das richtige Vokabular

Aromaräder sind ein Werkzeug, das bei Wein, Cognac und Whisky seit Jahren zum Beschreiben der Produkte eingesetzt wird, und das nun auch bei Edelbränden seinen Einzug hält. Denn damit wird die sensori- Die drei Stufen des Aromarades.

Eine der beiden Versuchsbrennanlagen (100 l) der Schweizer Forschungsanstalt Agroscope, Wädenswil.

Sonia Petignat-Keller ist Le- bensmittel-Ingenieurin (ETH Zürich).

Sie leitet die Gruppe Lebensmittelqualität, zu dem auch das Projekt „Extension Des- tillate“ zählt.

Martin Heiri hat an der Hochschule in Wä- denswil ein Studium als Umweltingenieur mit Vertiefung Hortikultur abgeschlossen.

Zu den Aufgaben der beiden Forscher, die bei der Agroscope tätig sind, gehören u.a.

die Durchführung von Brennversuchen und -kursen sowie die Beratung und Schulung

Autoren

Sonia

Petignat-Keller Martin Heiri

Foto: Agroscope

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Forschung

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sche Charakterisierung eines Edelbrandes erleichtert. Zudem führt das einheitliche Vokabular zu einer systematischen, ob- jektiven Beschreibung der Produkte.

Aromaräder im Allgemeinen stei- gern die Kompetenz des Ver- kosters, da diesem eine breite Auswahl von Attributen zur Verfügung steht und damit die Genauigkeit der Be- schreibung erhöht wird.

Ein weiteres wichtiges Argument für den Ein- satz von Aromarädern ist die Vergleichbarkeit von Produkten. Wer- den dieselben Destil- late von verschiedenen Kennern mit dem glei- chen Werkzeug beur- teilt, so lassen sich die Auswertungen miteinan- der vergleichen. Das macht ein Aromarad auch für Ver- kostungen zu einem uner- setzlichen Instrument.

Gemeinsame Sprache für Brenner und Kunden

„Komplex, typisch, rustikal, bodenständig“

– beschreibt ein Produzent seinen Zwetsch- genbrand in dieser Form, so legen sich oft tiefe Falten in das Gesicht des Kunden und dies zurecht. Eine solche Beschreibung ist ohne Aussage. Wird der gleiche Brand mit den Worten „vielseitige Mischung aus Bittermandel, Zimt und blu- migen Komponenten; Honig und eine pfeffrige Note“ um- schrieben, stösst der Produ- zent beim Konsument auf offene Ohren. Genau dies soll mit dem Aromarad erreicht werden: das Verständnis zwischen Produzent und Konsu- ment wird gefördert.

Ein Aufbau in drei Stufen

Das Aromarad ist in drei Stufen gegliedert.

Diese Aufteilung erlaubt eine Beschreibung, welche vom Groben ins Detail geht (siehe Abb. links oben). Die verschiedenen Aromakatego- rien sind farblich getrennt und zum Teil in Unterkategorien aufge- teilt. Die Einteilung der Kategorien er- laubt dem Beschreiber eine erste Zuord- nung zu treffen und vereinfacht die Suche nach den einzelnen Attributen. Diese Attri-

bute, welche mit eigentlichen Aroma-Refe- renzen unverwechselbar charakterisiert

werden können, liegen ganz aussen am Rad. Sie liefern Anhaltspunkte für

die Aromavielfalt der verschiede- nen Destillate und helfen ein

Aromenprofil für jeden Brand zu erstellen.

Aromaräder zur Beschreibung von

Destillaten und Säften

In den vergangenen drei Jahren hat die Forschungsanstalt Ag- roscope Changins- Wä- denswil ACW vier Aro- maräder für die Cha- rakterisierung verschie- dener Destillate und Säfte entwickelt. So gibt es ein Aromarad für Kirsch, die in der Schweiz am meisten pro- duzierte Spirituosensorte nebst dem Kernobst. Ein zweites Aroma- rad besteht für die Beschreibung von Zwetschgen- und Mirabellenbränden.

Mit dem dritten Aromarad für Apfelsaft und Apfelwein können auch Produkte aus dieser Kategorie differenziert beschrieben werden. Mit dem Aromarad für Whisky lässt sich die Vielfalt der im Alpenraum produzierten Whiskys charakterisieren.

Fazit

Die Aromaräder erleichtern das Degustieren und Beschreiben von Edelbränden. Sie erhö-

hen die Genauigkeit der sensorischen Beschrei-

bung und steigern die Kompetenz des Verkos-

ters. Die Räder sind eine Bereicherung für Produzent und Konsu- ment, da sie die Kom- munikation zwischen diesen erleichtert.

Sonia Petignat-Keller und Martin Heiri, Wädenswil (CH)

Besucher der Intervi- tis erhalten am Stand des Ulmer Verlages in Halle 1 (F 20) kostenlos ein Aromarad ihrer Wahl. Die Aromaräder können auch von der Agroscope-Website (www.destillate.agroscope.ch) herunter- geladen werden

Tipp

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Aromarad für Brände aus Kirschen ...

... und aus Zwetschgen/Mirabellen.

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