M E D I Z I N
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A3110 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 45⏐⏐11. November 2005
Patienten mit Herzinfarkt müssen im Krankenhaus während des Bereitschafts- dienstes länger als zu den regulären Ar- beitszeiten warten, bis bei Ihnen eine per- kutane koronare Intervention (PCI) ver- anlasst wird. Hingegen benötigten die US-amerikanischen Ärzte im Bereit- schaftsdienst für eine fibrinolytische The- rapie im Durchschnitt nur eine Minute länger (34,3 versus 33,2 min).
In der retrospektiven Untersuchung analysierten David Magid und Kollegen von der Yale University, USA, die Da- ten von mehr als 68 000 Patienten, die aufgrund eines Herzinfarkts mit ST- Streckenhebung ins Krankenhaus ka- men.
In dem Untersuchungszeitraum von 1999 bis 2002 erfolgten 68 Prozent der Lysebehandlungen und 54 Prozent der PCI außerhalb der regulären Dienstzei- ten. Von der Ankunft des Patienten im Krankenhaus bis zur Herzkatheterun- tersuchung vergingen im Bereitschafts- dienst 116 min, wohingegen in der re- gulären Arbeitszeit 95 min benötigt wurden. Während des Bereitschafts- dienstes wurde lediglich bei einem Vier- tel die PCI innerhalb der empfohlenen Zeitfensters von 90 min durchgeführt (fast die Hälfte beim regulären Dienst);
42 Prozent mussten über zwei Stunden warten (versus 28 Prozent).
Die länger dauernde Therapie füh- ren Magid und Kollegen in den meisten Fällen darauf zurück, dass es zwischen der Erstellung des EKG und dem Be- ginn der Untersuchung im Herzkathe- terlabor zu Verzögerungen kam. Den Grund vermuten die Autoren darin, dass während der Bereitschaftszeit die Belegschaft des Herzkatheterlabors oft
nicht vor Ort ist. me
Magid DJ, Wang Y, Herrin J et al.: Relationship between time of day, day of week, timeliness of reperfusion, an in- hospital mortality for patients with acute ST-segment elevation myocardial infarction. JAMA 2005; 294:
803–12.
Dr. Harlan M. Krumholz, Cardiovascular Section, Yale University School of Medicine, 333 Cedar Street, PO Box 208088, New Haven, CT 06520-8088, USA, E-Mail:
harlan.krumholz@yale.edu
Herzinfarkt: Schlechtere Versorgung während des Bereitschaftsdienstes Meteorismus: Ineffektive
Gaspropulsion im Dünndarm
Referiert
Viele Patienten mit Reizdarm-Syndrom klagen über Meteorismus. Dabei ist bis- lang unklar, wie dieses Völlegefühl zustande kommt.
Die Autoren führten bei 30 Patienten mit Blähbeschwerden und 22 gesunden Kontrollen Perfusionsstudien durch. Stickstoff, Kohlendioxid und Sauerstoff wurden für zwei Stunden in das Intestinum infundiert und der rektale Ausfluss von Gas gemessen. Die Transitzeit wurde szintigraphisch mittels 133-Xenon- Markierung erfasst bei einer Perfusion von 24 mL/min. Bei Patienten mit Meteo- rismus war die Transitzeit für Gas signifikant verzögert, beim Vergleich einer Gasinstillation Jejunum versus Ileum, Jejunum versus Zökum und Jejunum ver- sus Scheininfusion zeigte sich, dass die Transitzeit im Dünndarm verlangsamt war, nicht jedoch im Dickdarm.
Die Autoren schließen daraus, dass bei Patienten, die über Meteorismus kla- gen, eine ineffektive Gaspropulsion im Dünndarm vorliegt. Es handelt sich dabei nicht um eine vermehrte Gasproduktion, sondern um eine Überempfindlichkeit des Darmes gegenüber Dehnungsreizen bei physiologischem Gasgehalt. w B Salvioli, J Serra, F Azpiroz et al.: Origin of gas retention and symptoms in patients with bloating. Gastroenterology 2005; 128: 574–9.
Dr. F. Azpiroz, Digestive System Research Unit, Hospital General Vall d'Hebron, 08035 Barcelona, Spanien, fernando.azpiroz@wol.es
Patienten mit Leberzirrhose und dokumentierten Ösophagusvarizen erleiden in 25 bis 40 Prozent der Fälle eine Varizenblutung innerhalb von zwei Jahren nach Diagnosestellung. Da Propanolol und Nadronol als nicht selektive Betablocker den Pfortaderdruck senken, wurden diese Substanzen bislang zur Prophylaxe ei- ner Varizenblutung eingesetzt.
Die Autoren berichten über eine Studie an 62 Patienten mit massiven Öso- phagusvarizen auf dem Boden einer Leberzirrhose, die entweder Propranolol in einer Dosierung erhielten, die den Ruhepuls um mindestens 25 Prozent zu sen- ken vermochte, oder eine Gummibandligatur. Diese wurde in einmonatigem Abstand so lange durchgeführt, bis keine Varizen mehr nachweisbar waren. Die Follow-up-Periode betrug im Mittel 15 Monate. Studienendpunkt war eine en- doskopisch dokumentierte Varizenblutung oder eine schwere Komplikation, die ein Absetzen beziehungsweise eine Unterbrechung der Therapie erforderlich machte.
Die Studie wurde vorzeitig beendet, nachdem eine Interimsanalyse gezeigt hatte, dass die Propranolol-Behandlung signifikant schlechter abschnitt als die Gummibandligatur. Auch die kumulative Mortalitätsrate lag in der Propanolol- Gruppe signifikant höher als in der Gruppe, bei der eine Gummibandligatur durchgeführt worden war. Bezüglich der direkten Kosten ergab sich kein Unter-
schied zwischen beiden Behandlungsgruppen. w
Jutabha R, Jensen DM , Martin P et al.: Randomized study comparing banding and propanolol to prevent initial va- riceal hemorrhage in cirrhotics with high-risk esophageal varices. Gastroenterology 2005; 128: 870–81.
Dr. D. M. Jensen, CURE/Digestive Disease Research Center, WLA VA Medical Center, Building 115, Room 318, 11301 Wilshire Boulevard, Los Angeles, CA 90073-1003, USA, E-Mail: djensen@mednet.ucla.edu