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Archiv "Verdacht auf Infertilität nach Leukämien und soliden Tumoren im Kindes- und Jugendalter" (17.02.2012)

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ORIGINALARBEIT

Verdacht auf Infertilität

nach Leukämien und soliden Tumoren im Kindes- und Jugendalter

Magdalena Balcerek, Simone Reinmuth, Cynthia Hohmann, Thomas Keil, Anja Borgmann-Staudt

ZUSAMMENFASSUNG

Hintergrund: Mit besseren Heilungsraten von Krebserkrankungen im Kindes- und Jugendalter gewinnen Langzeitfolgen onkologischer Therapien wie Fertili- tätsstörungen an Relevanz.

Methoden: Im Rahmen einer bundesweiten Umfrage im Jahr 2008 wurden 4 689 volljährige, ehemalige pädiatrisch-onkologische Patientinnen und Patien- ten angeschrieben und gebeten, Angaben zur Menstruationsanamnese, zu vo- rangegangenen Fertilitätsuntersuchungen, zu Versuchen eine Schwangerschaft herbeizuführen und zu Schwangerschaften zu machen. In einer ergänzenden Studie im Jahr 2009 wurden 748 ehemaligen Berliner Patienten Hormon- und/

oder Spermienanalysen angeboten. Ein Verdacht auf Infertilität bestand bei Frauen mit einem Anti-Müller-Hormonwert < 0,1 ng/mL, bei Männern mit FSH- Werten >10 IU/L und Inhibin-B-Werten < 80 pg/mL oder einer Azoospermie.

Ergebnisse: An der bundesweiten Umfrage nahmen 1 476 ehemalige Patienten mit Leukämie und 1 278 ehemalige Patienten mit solidem Tumor teil. 104 der Leukämiepatienten und 96 der Patienten mit soliden Tumoren hatten zuvor eine Fruchtbarkeitsuntersuchung durchführen lassen. Anhand dieser Untersuchun- gen ergab sich bei 26 % (95-%-Konfidenzintervall [95-%-KI]: 18–34 %) der Leukämiepatienten und 34 % (95-%-KI: 25–43 %) der Patienten mit solidem Tu- mor ein Verdacht auf Infertilität. Unter den Teilnehmern der Berliner Hormon- und Spermienanalysen hatten 59 eine Leukämie und 104 einen soliden Tumor gehabt. Hier zeigte sich bei 25 % (95-%-KI: 14–35 %) der ehemaligen Leukä- miepatienten und bei 27 % (95-%-KI: 18–36 %) der ehemaligen Patienten mit soliden Tumoren ein Verdacht auf Unfruchtbarkeit.

Schlussfolgerung: In der Subgruppe der Patienten mit Fertilitätstests bestand bei bis zu einem Drittel der Verdacht auf Infertilität. Patienten mit Leukämien oder soliden Tumoren im Kindesalter sollten über eine mögliche Unfruchtbar- keit und fertilitätserhaltende Maßnahmen aufgeklärt werden.

►Zitierweise

Balcerek M, Reinmuth S, Hohmann C, Keil T, Borgmann-Staudt A:

Suspected infertility after treatment for leukemia and solid tumors in childhood and adolescence. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(7): 126–31.

DOI: 10.3238/arztebl.2012.0126

D

urch die Optimierung der Behandlung hat sich in den letzten 30 Jahren die Überlebensrate bei ma- lignen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter ge- bessert. So ist die 5-Jahres-Überlebensrate der jährlich an Krebs erkrankten Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren von 67 % Anfang der 1980er Jahre auf mitt- lerweile 83 % angestiegen (1).

90 % der langzeitüberlebenden Frauen und Männer, die an der vorliegenden bundesweiten Umfrage 2008 teilnahmen, wünschten sich ein Kind (Borgmann- Staudt A, et al.: Pediatr Blood Cancer 2009; 53: 857;

Abstract). Dies entspricht dem Anteil an Personen mit Kinderwunsch in der altersentsprechenden Allgemein- bevölkerung (2, e1). Allerdings haben einige der ehe- maligen pädiatrisch-onkologischen Patienten aufgrund der Schädigung der Gonaden durch eine Chemo- und/

oder Strahlentherapie keine Möglichkeit, diesen Wunsch zu verwirklichen (Borgmann-Staudt A, et al.:

Pediatr Blood Cancer 2009; 53: 857; Abstract, [3]).

Die Rate infertiler Paare in der Allgemeinbevölke- rung liegt bei ungefähr 5 % (4). Für die 25-Jährigen wurde eine Infertilitätsrate von 3 %, für die 30-Jährigen von 6 % beschrieben (5). Die Infertilität ehemaliger pä- diatrischer Krebspatienten scheint jedoch um einiges höher zu liegen. Bei Patientinnen können auch bei zu- nächst regelmäßigen Menstruationsblutungen nach der Therapie eingeschränkte Konzeptionschancen beste- hen, da sich eine vorzeitige Erschöpfung der Ovarialre- serve im Sinne eines prämaturen Ovarialversagens ent- wickeln kann (6, 7). Dieses kann sich in Abhängigkeit von Alter und Therapie der Patientinnen bei bis zu ei- nem Drittel entwickeln (6–8).

Um weitere Erkenntnisse zur Häufigkeit sowie zu den Risikofaktoren für eine Unfruchtbarkeit pädia- trisch-onkologischer Patienten zu erhalten, führten die Autoren 2008 die bundesweite Umfrage „Fertilität nach Chemo- und Strahlentherapie im Kindes- und Jugendal- ter, FeCt“ mit ehemaligen Patienten, in Kooperation mit dem Deutschen Kinderkrebsregister (DKKR), durch (Borgmann-Staudt A, et al.: Pediatr Blood Cancer 2009;

53: 857; Abstract, [9]). Zur Objektivierung der Umfra- geergebnisse boten die Autoren im Rahmen einer er- gänzenden Studie im Jahr 2009 ehemaligen Berliner Patienten Hormon- und Spermienanalysen an (7).

Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin:

Balcerek, Reinmuth, PD Dr. med. Borgmann-Staudt

Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité-Universitätsmedizin Berlin:

Dipl.-Psych. Hohmann, PD Dr. med. Keil

(2)

Bei der vorliegenden Auswertung der Daten beider genannter Studien handelt es sich um Teilergebnisse der bundesweiten Umfrage sowie der Berliner Hor- mon- und Spermienanalysen. Es werden die in den Stu- dien erhobenen Daten zur Häufigkeit von Schwanger- schaften und des Verdachts auf Unfruchtbarkeit bei Überlebenden von Leukämien und soliden Tumorer- krankungen im Kindes- und Jugendalter präsentiert. In einer weiteren, hier noch nicht dargestellten Analyse, werden die Risikofaktoren für Unfruchtbarkeit nach onkologischer Therapie präsentiert.

Methoden Bundesweite Umfrage

Studiendesign und Teilnehmer – Die Methoden wurden bereits im Detail beschrieben (Borgmann- Staudt A, et al.: Pediatr Blood Cancer 2009; 53: 857, 3; Abstract, [9]). 2008 führten die Autoren eine Frage- bogenumfrage zur Fertilität unter fast allen bereits volljährigen, im DKKR geführten Langzeitüberleben- den nach einer Krebserkrankung im Kindes- und Ju- gendalter durch. Ausgeschlossen wurden Patienten mit Morbus Hodgkin, da hier bereits Erkenntnisse zur Gonadotoxizität der verwendeten Therapieprotokolle vorliegen (3, 10), sowie Patienten mit einer Stamm- zelltransplantation, weil hier eine hohe Infertilitätsra- te schon bekannt ist (11, 12). Zudem wurden Patien- ten mit einem Rezidiv beziehungsweise einer mali- gnen Zweiterkrankung ausgeschlossen, da bei diesen kumulative Chemo- und Strahlentherapiedosen im Rahmen der onkologischen Behandlung nicht verläss- lich zu ermitteln sind. Eine positive Stellungnahme der Ethikkommission der Charité – Universitätsmedi- zin Berlin liegt für die Durchführung der bundeswei- ten Umfrage vor.

Bestimmung der Fertilitätsstörungen – Folgende Angaben der Studienteilnehmer der bundesweiten Um- frage wurden zur Bestimmung der Fertilitätsstörungen herangezogen:

Menstruationsanamnese

bereits durchgeführte Fertilitätsuntersuchungen

Versuche, eine Schwangerschaft herbeizuführen

Schwangerschaften

Geburten.

Der verwendete Fragebogen ist unter http://paedonko.

charite.de/forschung/fertilitaet_nach_chemotherapie/

zu finden.

Berliner Hormon- und Spermienanalysen

Studiendesign und Teilnehmer – Die Methoden wur- den bereits im Detail beschrieben (7). In einer anschlie- ßenden Studie zur Objektivierung der Ergebnisse der bundesweiten Umfrage haben die Autoren im Jahr 2009 ehemaligen, in Berlin behandelten, pädiatrisch-onkolo- gischen Patienten, die mittlerweile volljährig waren, Hormon- und Spermienanalysen angeboten. Zusätzlich wurde der gleiche Fragebogen wie bei der bundeswei- ten Umfrage eingesetzt. Eingeschlossen wurden Berli- ner Patienten mit allen malignen Grunderkrankungen, auch Patienten mit einem Morbus Hodgkin und Patien-

ten nach einer Stammzelltransplantation. Ein Rezidiv oder eine maligne Zweiterkrankung galten auch bei den Berliner Hormon- und Spermienanalysen als Aus- schlusskriterium. Für die Berliner Hormon- und Sper- mienanalysen liegt eine positive Stellungnahme der Ethikkommission der Charité – Universitätsmedizin Berlin vor.

Bestimmung der Fertilitätsstörungen – Folgende Angaben wurden zur Bestimmung der Fertilitätsstörun- gen herangezogen:

Bei Frauen wurde das Anti-Müller-Hormon (AMH) herangezogen, das gut mit der Follikelre- serve korreliert (13). AMH-Werte < 0,1 ng/mL wurden als „Verdacht auf Infertilität“ interpretiert, Werte zwischen ≥ 0,1 ng/mL und < 1,0 ng/mL als

„Verdacht auf drohende Infertilität“ (14).

Als Kriterien für einen „Verdacht auf Infertilität“

galten für männliche Teilnehmer ein FSH-Wert

>10 IU/L (FSH, follikelstimulierendes Hormon) in Kombination mit einem Inhibin-B-Wert < 80 pg/mL, da diese Kombination gut mit der Sper- miogenese korreliert (15).

Des Weiteren wurde eine Azoospermie ebenfalls als „Verdacht auf Infertilität“ gewertet. Die Be- funde der Spermiogramme wurden in Überein- stimmung mit den gültigen WHO-Leitlinien er- stellt (16).

80 70 60 50 40 30 20 10 0

51 50 49 50

Anteil Patienten (%)

Leukämie Solider Tumor

Diagnosegruppen Teilnehmer der bundesweiten Umfrage 2008

Non-Responder der bundesweiten Umfrage 2008 GRAFIK 1

Verteilung der Diagnosen der 2 754 Teilnehmer der bundesweiten FeCt-Umfrage 2008 (Leukämie: n = 1 476, solider Tumor: n = 1 278) im Vergleich zu der Verteilung der Diagnosen der Nichtteilnehmer;

Leukämie: akute lymphoblastische Leukämie, akute myeloblastische Leukämie; Solider Tumor: Non-Hodgkin-Lymphom, Ewing-Sarkom, Osteosarkom, Weichteilsarkom, extra-/intrakranieller Keimzelltumor, Hirntumor, Neuroblastom, Leber- und Nierentumor, andere.

(3)

Ergebnisse Bundesweite Umfrage

59 % (2 754/4 689) der angeschriebenen ehemali - gen kinderonkologischen Patienten nahmen an der bundesweiten Umfrage teil. Die Teilnehmer und Nichtteilnehmer waren sowohl zum Zeitpunkt der Diagnose als auch zum Umfragezeitpunkt vergleich- bar alt (9).

Unter den Teilnehmern waren 1 476 ehemalige Leu- kämie-Patienten mit einem medianen Alter von 7 Jah- ren (0–15 Jahren) bei Diagnose und 25 Jahren (19–43 Jahren) zum Umfragezeitpunkt. 1 278 ehemalige Pa- tienten mit solidem Tumor hatten ein medianes Alter von 10 Jahren (0–15 Jahren) bei Diagnose und 24 Jah- ren (19–43 Jahren) zum Umfragezeitpunkt. Die Vertei- lung der kinderonkologischen Diagnosegruppen der Teilnehmer war mit der der Nichtteilnehmer vergleich- bar (Grafik 1).

Schwangerschaften – In der Gruppe der ehemali- gen Leukämiepatienten berichteten 19 % (272/1 458) der weiblichen und männlichen Teilnehmer über min-

destens eine Schwangerschaft beziehungsweise eine erfolgreiche Zeugung, die in einer Schwangerschaft mündete. Teilnehmer, die in ihrer Kindheit oder Jugend einen soliden Tumor hatten, gaben in 16 % (195/1 253) der Fälle mindestens eine Schwangerschaft an (p = 0,033).

Verdacht auf Infertilität – Insgesamt trafen 551 (37,3 %) Teilnehmerinnen mit einer Leukämie und 507 (39,7 %) Teilnehmerinnen mit einem soliden Tumor Aussagen zu ihrer Regelblutung. Unter den Teilnehme- rinnen mit ehemals einer Leukämie gaben 43 (7,8 %) eine vorübergehende und 8 (1,5 %) eine permanente Amenorrhö an. Von 507 Teilnehmerinnen mit ehemals einem soliden Tumor berichteten 69 (13,6 %) über eine vorübergehende und 30 (5,9 %) über eine permanente Amenorrhö.

Die Frage „Haben Sie bisher versucht, ein Kind zu zeugen?“ konnte für 55 Teilnehmer mit einer Leukämie und 45 Teilnehmer mit einem soliden Tumor in Hin- blick auf die WHO-Definition für Infertilität (24 Mona- te erfolglos versucht eine Schwangerschaft herbeizu- führen [17]) ausgewertet werden: 20 (36,4 %) ehemali- ge Patienten mit einer Leukämie und 23 (51,1 %) mit ehemals einem soliden Tumor gaben hierbei an, min- destens 24 Monate erfolglos mit ihrem Partner/ihrer Partnerin, bei dem/der keine Infertilität bekannt war, versucht zu haben ein Kind zu zeugen.

104 Teilnehmer mit Leukämie berichteten von Ferti- litätsuntersuchungen, bei denen 26 % (27/104) den Ver- dacht auf Infertilität ergaben. Unter Teilnehmern mit solidem Tumor berichteten 96 von Fertilitätsuntersu- chungen, bei denen 34 % (33/96) eine Infertilität ver- muten ließen (Tabelle). Teilnehmer mit Fertilitätstest waren älter als Teilnehmer ohne Fertilitätstest: Median 10,0 versus 8,0 Jahre bei Diagnosestellung (p < 0,001) und 27,5 versus 24,0 Jahre zum Umfragezeitpunkt (p < 0,001). Die Verteilung der Diagnosen der Teilneh- mer mit Fertilitätsuntersuchungen entsprach der des ge- samten Teilnehmerkollektivs.

Berliner Hormon- und Spermienanalysen

Von 748 angeschriebenen, ehemaligen kinderonkologi- schen Patienten, die in Berlin behandelt worden waren, nahmen 163 (22 %) an der Studie teil und beantworte- ten den Fragebogen. 159 ließen eine Hormon- und 42 eine Spermienanalyse durchführen. Die Diagnosever- teilung unter den Teilnehmern war etwa vergleichbar mit der Diagnoseverteilung in der deutschen Kinder - onkologie laut DKKR 2007 (7) (Grafik 2).

59 ehemalige Patienten mit einer Leukämie und 104 mit solidem Tumor nahmen teil. Acht der 59 ehemali- gen Leukämiepatienten und einer der 104 ehemaligen Patienten mit solidem Tumor hatten im Rahmen der on- kologischen Therapie eine Stammzelltransplantation erhalten. Das mediane Alter der Teilnehmer mit einer Leukämie betrug 9 Jahre (0–17 Jahre) bei Diagnose und 22 Jahre (19–42 Jahre) zum Umfragezeitpunkt. Die Teilnehmer mit solidem Tumor waren im Median bei Diagnose 12 Jahre (0–34 Jahre) und zum Umfragezeit- punkt 24 Jahre (19–41 Jahre) alt.

TABELLE

Teilnehmer mit Schwangerschaften und Teilnehmer mit auffälligem Fertilitätstest*1

*1 Therapieoptimierungsstudien: ALL, CoALL zur Behandlung von Patienten mit akuter lymphoblastischer Leukämie; AML: akute myeloblastische Leukämie, NHL: Non-Hodgkin-Leukämie, Ewing: Ewing-Sarkom, COSS: Osteosarkom, CWS: Weichteilsarkom, MAHO/MAKEI: extrakranielle Keimzelltumoren, NB: Neuroblastom, SIOP/WTS: Nephroblastom, HB: Hepatoblastom, HIT: Hirntumoren, GCT: intrakranieller Keimzelltumor, in den Patientengruppen der Teilnehmer der bundesweiten Umfrage 2008, die entsprechend ihrer Diagnose nach aufgeführten Therapieoptimierungsstudien behandelt worden sind.

*2 Vergleich Schwangerschaften bei Teilnehmern mit Leukämie versus soliden Tumoren (19 % vs. 16 %, p = 0,033)

*3 Vergleich Verdacht auf Infertilität (laut Fruchtbarkeitsuntersuchungen) bei Teilnehmern mit Leukämie versus soliden Tumoren (26 % vs. 34 %, p = 0,195).

FeCt-Teilnehmer Leukämie

Solider Tumor gesamt ALL, CoALL AML gesamt NHL Ewing COSS CWS MAHO, MAKEI NB SIOP, WTS HB HIT GCT Andere

≥ 1 Schwangerschaft in % (n/N)

19 % (272/1 458)*2 18 % (237/1 302)

22 % (35/156) 16 % (195/1 253)*2 33 % (27/82) 15 % (17/112) 19 % (29/153) 18 % (42/228) 14 % (19/134)

13 % (8/61) 16 % (34/211)

- % (-/-) 4,3 % (9/207) 12 % (3/25) 22 % (7/32)

Verdacht auf Infertilität in % (n/N ) 26 % (27/104)*3 26 % (23/90)

29 % (4/14) 34 % (33/96)*3 29 % (2/7) 43 % (6/14) 31 % (5/16) 40 % (6/15) 50 % (4/8)

67 % (2/3) 28 % (5/18)

- % (-/-) 13 % (1/8) 20 % (1/5) 50 % (1/2)

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Schwangerschaften – 12 (7 %) Teilnehmer berich- teten über mindestens eine Schwangerschaft, darunter drei ehemalige Patienten mit Leukämie und neun mit solidem Tumor.

Verdacht auf Infertilität – Unter den 59 Teilneh- mern mit Leukämie wurde bei 15 (25 %) der „Verdacht auf Infertilität“ anhand von mindestens einem Infertili- tätskriterium der Hormon- und Spermienanalysen gestellt. Hierbei waren 11 von 33 (33 %) Männern be- troffen. Bei 9 von 31 (29 %) bestand dieser Verdacht anhand der Hormonanalysen und bei 3 von 17 (18 %) anhand einer Azoospermie im Spermiogramm. Bei 4 von 26 (15 %) Frauen mit einer Leukämie in der Kindheit oder Jugend zeigte sich der „Verdacht auf In- fertilität“ anhand der Hormonanalysen. Darüber hinaus wurde bei einer der 26 ehemaligen Patientinnen (4 %) der „Verdacht auf eine drohende Infertilität“ gestellt.

In der Patientengruppe mit soliden Tumoren wurde bei 28 von 104 (27 %) der Teilnehmer der „Verdacht auf Infertilität“ anhand von mindestens einem Inferti- litätskriterium gestellt. Bei 18 von 44 (41 %) Män- nern zeigte sich der „Verdacht auf Infertilität“ in den Hormon- und Spermienanalysen: Bei 15 von 42 der männlichen Teilnehmer zeigten die Hormonanalysen Werte, die Anlass zu einem „Verdacht auf Infertilität“

gaben, an, bei 10 von 25 Männern ergab die Sper- mienanalyse eine Azoospermie. Der „Verdacht auf Infertilität“ wurde bei 10 von 60 (17 %) Frauen mit einer soliden Tumorerkrankung im Kindes- und Ju- gendalter durch die Werte der Hormonanalysen ge- stellt. Zusätzlich wurde bei 20 von 60 (33 %) der Teilnehmerinnen mit einer soliden Tumorerkrankung anhand der Hormonanalysen der „Verdacht auf dro- hende Infertilität“ gestellt.

Diskussion Hauptergebnisse

Fertilitätsstörungen stellen ein relevantes Problem un- ter ehemaligen pädiatrisch-onkologischen Patienten dar. Die bundesweite Fertilitätsumfrage 2008 und die Berliner Hormon- und Spermienanalysen 2009 zeigten hierbei vergleichbare Ergebnisse bezüglich des Ausmaßes im jeweiligen Untersuchungskollektiv.

Innerhalb der verschiedenen Diagnosegruppen gab es allerdings Unterschiede bezüglich der Häufigkeit des Verdachts auf Infertilität. So zeigte sich in der vor- liegenden Analyse unter den Teilnehmern mit voran- gegangenem Fertilitätstest in der bundesweiten Studie ein Trend dahingehend, dass ehemalige Leukämie - patienten seltener von einem auffälligen Fertilitätstest berichteten als Patienten mit soliden Tumorerkrankun- gen (26 % versus 34 %). Die Ergebnisse der Berliner Hormon- und Spermienanalysen ergaben bei 25 % der ehemaligen Leukämiepatienten den „Verdacht auf Infertilität“ verglichen mit 27 % der ehemaligen Patienten mit solidem Tumor.

In der bundesweiten Umfrage wies die Gruppe der ehemaligen Leukämiepatienten eine signifikant höhere Schwangerschaftsrate von 19 % im Vergleich zu ehe- maligen Patienten mit einem soliden Tumor (16 %) auf.

Im gesamten Studienkollektiv der bundesweiten Um- frage lag die Schwangerschaftsrate signifikant unter der der altersentsprechenden deutschen Allgemeinbevölke- rung (9, 18).

Vergleich mit anderen Studien

Die Tatsache, dass ehemalige Leukämiepatienten ein geringeres Infertilitätsrisiko als ehemalige Patienten mit einem soliden Tumor zeigten, ist nicht verwun - derlich, da Patienten, die an einem soliden Tumor erkranken, einen höheren Anteil in der Gruppe der postpubertären Patienten bilden und häufiger eine Beckenbestrahlung erhalten. Postpubertäres Alter bei Therapie und Beckenbestrahlung waren signifikante Risikofaktoren für Störungen der Fertilität in der Stu - die Berliner Hormon- und Spermienanalysen (7, e2).

Derzeit ermitteln die Autoren die Risikofaktoren für Fruchtbarkeitsschädigungen in einer weiteren Analyse der Daten der bundesweiten Umfrage

Green et al. untersuchten die Auswirkungen der Therapie bei pädiatrisch-onkologischen Patienten auf die Ovarfunktion in der Kohorte der Childhood Cancer Survivor Study. Ein akutes Ovarialversagen trat bei 6,3 % der Teilnehmerinnen auf, wobei eine Becken - bestrahlung, Alkylanzien einschließlich Procarbazin,

80 70 60 50 40 30 20 10 0

36 34

64 66 Anteil Patienten (%)

Leukämie Solider Tumor

Diagnosegruppen

Teilnehmer der Berliner Hormon- und Spermien- analysen 2009

kinderonkologische Patienten in Deutschland, DKKR 2007

GRAFIK 2

Verteilung der Diagnosen der 163 Teilnehmer der Berliner Hormon- und Spermienanalysen 2009 (Leukämie: n = 59, solider Tumor:

n = 104) im Vergleich zu den im Deutschen Kinderkrebsregister (DKKR) 2007 geführten Patienten; Leukämie: lymphoblastische Leu- kämie, akute myeloblastische Leukämie; Solider Tumor: Morbus Hodgkin, Non-Hodgkin-Lymphom, Ewing-Sarkom, Osteosarkom, Weichteilsarkom, extra-/intrakranieller Keimzelltumor, Hirntumor, Neuroblastom, Leber- und Nierentumor, andere.

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sowie ein höheres Alter bei Diagnosestellung signifi- kante Risikofaktoren waren. Zusätzlich trat eine vor- zeitige Menopause bei 8 % der Teilnehmerinnen auf.

Hierbei waren Risikofaktoren höheres Alter, höhere Bestrahlungsdosen auf die Ovarien, ein „increasing alkylating agent score“ und eine Erkrankung an Morbus Hodgkin. In dieser Studie wurden Patienten mit einem Tumor oder einer Bestrahlungsdosis > 30 Gy im Bereich des Hypothalamus und/oder der Hypophy- sen ausgeschlossen (19).

Wiederkehrend beschriebene Risikofaktoren waren

die Gabe von Alkylanzien

eine Beckenbestrahlung

postpubertäres Alter bei Therapie (7, 8, 19, 20).

Stärken und Limitationen

Die Umfrage mit einer Teilnahmequote von fast 60 % ist die erste große bundesweite Studie zur Fertilität nach Chemo- und Strahlentherapie im Kindes- und Ju- gendalter. Die Teilnehmer dieser Studie wurden ein- heitlich nach den Therapieprotokollen der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie behan- delt, die vor allem im deutschsprachigen Raum einge- setzt werden. Das Studienkollektiv sowohl der bundes- weiten Umfrage als auch der Berliner Hormon- und Spermienanalysen hatte mit 26 beziehungsweise 23 Jahren ein relativ junges medianes Alter zum Umfrage- zeitpunkt. Dies ist vor allem damit zu erklären, dass das DKKR, aus dem die Teilnehmer rekrutiert wurden, erst seit 1980 die Daten pädiatrisch-onkologischer Patien- ten in Deutschland systematisch erfasst und regelmäßig aktualisiert (e2). Nicht auszuschließen ist, dass vor al- lem bei Teilnehmern mit einem entsprechenden Ver- dacht eine Fertilitätsuntersuchung durchgeführt worden war, so hatten nur 200 der 2 754 Teilnehmer der bun- desweiten Umfrage von einer vorangegangenen Fertili- tätsuntersuchung berichtet. Die Teilnehmer mit Fertili- tätstest waren bei Diagnose 2 Jahre und zum Befra- gungszeitpunkt 3,5 Jahre älter als Studienteilnehmer ohne Fertilitätstests. Die Verteilung der onkologischen Diagnosen der Teilnehmer mit Fertilitätstest war aller- dings mit der Verteilung der Diagnosen aller Teilneh- mer vergleichbar.

Ebenso lässt sich bei einer geringen Teilnahmerate von 22 % an den Untersuchungen der Berliner Hor- mon- und Spermienanalysen nicht ausschließen, dass vor allem ehemalige Patienten mit einem entsprechen- den Verdacht teilnahmen. Eine Kumulation von Patien- ten mit erhöhtem Infertilitätsrisiko ist in der Gruppe der Teilnehmer der Berliner Hormon- und Spermienanaly- sen im Gegensatz zu der bundesweiten Umfrage zudem zu vermuten, da hier neun ehemalige Patienten mit ei- ner Stammzelltransplantation, und dadurch erhöhtem Infertilitätsrisiko, eingeschlossen wurden (20). Unter den Teilnehmern der Berliner Hormon- und Spermien- analysen liegt im Vergleich zu der Verteilung der kin- deronkologischen Diagnosen in der Allgemeinbevölke- rung ein höherer Anteil an Patienten mit Morbus Hodgkin und ein niedrigerer Anteil an Hirntumorpa- tienten vor (7). Morbus-Hodgkin-Patienten haben auf-

grund der möglichen Lymphknotenbestrahlung, unter anderem auch im Beckenbereich, und aufgrund der Therapie mit Procarbazin, ein nachweislich erhöhtes Risiko für Infertilität (3, 13).

Fazit

Bei der Subgruppe der Patienten mit Fertilitätstests bestand bei bis zu einem Drittel der Verdacht auf In- fertilität, verglichen zu einer Infertilitätsrate von etwa 5 % in der altersentsprechenden Allgemeinbevölke- rung (5, 6). Auch bei vorsichtiger Interpretation hin- sichtlich eines möglichen Selektionsbias machen die Ergebnisse die Notwendigkeit einer umfassenden Aufklärung über die Möglichkeiten fertilitätserhalten- der Maßnahmen – vor allem für Patienten mit bekann- ten Risikofaktoren wie Beckenbestrahlung und post- pubertärem Alter bei Behandlung – deutlich. Auf- grund des zum Teil präpubertären Alters bei Therapie sowie der Notwendigkeit eines unmittelbaren Thera- piebeginns stehen häufig nur einige fertilitätserhalten- de Maßnahmen für kinderonkologische Patienten zur Verfügung:

die Kryokonservierung von Spermien und Hoden- gewebe

die Ovaropexie

die Kryokonservierung von Eizellen und – noch nicht etabliert – von Ovargewebe (21–25).

Weitere Informationen zur Fertilitätsprotektion sind unter www.fertiprotekt.de zu finden.

KERNAUSSAGEN

Bei bis zu einem Drittel der Subgruppen pädiatrisch-on- kologischer Patienten mit Fertilitätstests (7 %, n = 200) ergab sich in den Studien der Verdacht auf Infertilität.

Bei Patienten mit einer Leukämie war der Anteil an Schwangerschaften verglichen zu Patienten mit einer soliden Tumorerkrankung höher.

Das Ausmaß der Fertilitätsbeeinträchtigung bei ehe- maligen kinderonkologischen Patienten macht die Not- wendigkeit einer umfassenden Aufklärung von Patien- ten und ihren Eltern über eine mögliche Unfruchtbar- keit und entsprechende fertilitätserhaltende Maßnah- men deutlich.

Danksagung

Die Autoren danken den Kolleginnen und Kollegen des Deutschen Kinder- krebsregisters, der Therpieoptimierungsstudien der Gesellschaft für Pädiatri- sche Onkologie und Hämatologie sowie der Deutschen Kinderkrebsstiftung, der Kind-Philipp-Stiftung und der José-Carreras-Stiftung für die gute Zusam- menarbeit und Unterstützung und selbstverständlich allen Teilnehmern für ihr Engagement.

Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Manuskriptdaten

eingereicht: 13. 12. 2010, revidierte Fassung angenommen: 24. 10. 2011

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Anschrift für die Verfasser PD Dr. med. Anja Borgmann-Staudt Charité – Universitätsmedizin Berlin Campus Virchow-Klinikum

Otto-Heubner-Centrum für Kinder- und Jugendmedizin Klinik für Pädiatrie m. S. Onkologie/Hämatologie Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin anja.borgmann@charite.de

SUMMARY

Suspected Infertility After Treatment for Leukemia and Solid Tumors in Childhood and Adolescence

Background: With improved cure rates of cancer in children and adolescents, the long-term effects of oncological treatment, including impaired fertility, have become an important clinical issue.

Methods: In 2008, we conducted a nationwide survey in Germany in which we asked 4689 female and male patients who had been treated for cancer in childhood or adolescence for information on menstruation, previous fertility testing (if any), attempts to conceive, and pregnancies.

In a complementary study carried out in 2009, 748 former cancer pa- tients in Berlin were offered hormone testing and sperm analysis. The defined criteria for suspected infertility were, in women, anti-muellerian hormone levels below 0.1 ng/mL; in men, FSH levels above 10 IU/L and inhibin B levels below 80 pg/mL, or azoospermia.

Results: The respondents to the nationwide survey included 1476 leu- kemia survivors and 1278 persons who had had a solid tumor. 104 for- mer leukemia patients and 96 former solid tumor patients had already undergone fertility testing, leading to the suspicion of infertility in 26%

and 34% of the persons in these respective groups (95% confidence intervals [CI], 18%–34% and 25%–43%). The patients who were tested in the Berlin study included 59 leukemia survivors and 104 persons who had had a solid tumor. The frequency of suspected infertility in these two groups was 25% and 27%, respectively (95% CI, 14%–36%

and 18%–36%).

Conclusion: Up to one-third of adults who undergo fertility testing after having been treated for cancer in childhood or adolescence have suspected infertility. Patients and their parents should be counseled about the possibility of infertility and about fertility-preserving measu- res.

Zitierweise

Balcerek M, Reinmuth S, Hohmann C, Keil T, Borgmann-Staudt A:

Suspected infertility after treatment for leukemia and solid tumors in childhood and adolescence. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(7): 126–31.

DOI: 10.3238/arztebl.2012.0126

@

Mit „e“ gekennzeichnete Literatur:

www.aerzteblatt.de/lit0712 eKasten:

www.aerzteblatt.de/12m0126

The English version of this article is available online:

www.aerzteblatt-international.de

(7)

eKASTEN

Statistische Methoden

Die Stammdaten – einschließlich der Angaben zu den Grunderkrankungen der Teilnehmer – der bundesweiten Umfrage sowie der Berliner Hormon- und Spermienanaly- sen wurden vom Deutschen Kinderkresbsregister (DKKR) bei Vorlage einer entsprechenden Einwilligungserklärung der Teilnehmer zur Verfügung gestellt. Die Patienten wur- den für die vorliegende Analyse anhand ihrer Diagnosen und der entsprechenden Therapieprotokolle in die folgen- den Gruppen eingeteilt:

„Leukämie“:

– akute lymphoblastische Leukämie (ALL) – akute myeloblastische Leukämie (AML)

„Solider Tumor“:

– Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) – Ewing-Sarkom

– Osteosarkom – Weichteilsarkom

– extrakranieller und intrakranieller Keimzelltumor – Hirntumor

– Neuroblastom – Leber- und Nierentumor – andere

Die Gruppe „solider Tumor“ umfasste für die Analyse der Daten der Berliner Hormon- und Spermienanalysen zu- sätzlich Patienten mit der Diagnose Morbus Hodgkin.

Die Auswertung wurde mit dem Statistik-Programm

„Predictive Analytics Software (PASW)“ Version 18 durch- geführt. Als deskriptive Statistiken wurden Häufigkeiten und Mediane berechnet. Für den Vergleich der beiden Gruppen „Leukämie“ und „solider Tumor“ bezüglich der di- chotomen Variablen „Verdacht auf Infertilität“ wurde der Chi²-Test verwendet.

(8)

ORIGINALARBEIT

Verdacht auf Infertilität

nach Leukämien und soliden Tumoren im Kindes- und Jugendalter

Magdalena Balcerek, Simone Reinmuth, Cynthia Hohmann, Thomas Keil, Anja Borgmann-Staudt

eLITERATUR

e1. Allensbacher Umfrage 2005: Das subjektive Zeitfenster für die Elternschaft. www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_files/sozialpolitik- aktuell/_Politikfelder/Familienpolitik/Dokumente/allensbach- zeit fenster-kurzfassung,property=pdf.pdf) (last accessed on 11 March 2011).

e2. Deutsches Kinderkrebsregister, www.kinderkrebsregister.de.

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