Zur Fortbildung Aktuelle Medizin NOTFALL IM BEREITSCHAFTSDIENST
Die unregelmäßige Bradykardie
Es gibt vielfältige Ursachen für einen langsamen, unregelmäßigen Pulsschlag; die Differenzierung der zugrunde liegenden Rhythmusstörung kann meist nur aus dem EKG erfolgen. Beim jugendlichen Vagotoniker mit ausgeprägter bradykarder Sinusarrhythmie ergeben sich keine therapeutischen Konsequenzen. Beim älteren Patienten bedeutet ein Abfall der Pulsfrequenz unter 50/min oft eine deutliche Leistungseinschränkung, häufig bestehen Zeichen einer Herzinsuffizienz und/oder Koro- narinsuffizienz. Manchmal finden sich bei der Auskultation, eingestreut in einen regelmäßigen Grund- rhythmus ein oder zwei Extraschläge mit anschließender Pause, bei denen es sich in der Regel um ventrikuläre Extrasystolen handelt. Patienten mit einem solchen Rhythmusbild sind als gefähr- det anzusehen. Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt ist die Frage, ob die Bradykardie im Rahmen eines akuten Krankheitsereignisses, zum Beispiel Herzinfarkt, aufgetreten ist oder ob sie längere Zeit bestanden hat, zum Beispiel rheumatisches Mitralklappenvitium. Zur weiteren Beurteilung ge- hört auch eine kurze Medikamentenanamnese, da zum Beispiel Glykoside, Betablocker, Verapamil usw. oft die Bradykardie induzieren und weiter unterhalten können.
Symptomatik
~ Langsamer, unregelmäßi- ger peripherer Puls
~ Herzklopfen
~ Schwindel
~ Synkopen
~ Adams-Stokes-Anfälle
~ eventuell Gedächtnisab- nahme
~ Verwirrtheilszustände
~ Müdigkeit
~ Herdsymptomatik bei be- stehender
~ Zerebralsklerose
~ Mangelnde Belastbarkeit
~ Zeichen der Linksherzin- suffizienz
~ Zeichen der Rechtsherzin- suffizienz
Anschrift des Verfassers:
Dr. V. Hornbach Lehrstuhl für
innere Medizin 111/Kardiologie Medizinische
Universitätsklinik (Direktor: Professor Dr. med. H. H. Hilger) Josef-Stelzmann-Str. 9 5000 Köln 41
Diagnose
~ Herzinsuffizienzzeichen?
Messung des Blutdrucks, wenn Zeichen der Herzinsuf- fizienz mit niedrigem Blut- druck und Pulsdefizit vorhan- den
~ Anamnestische Hinweise:
stärkere Schwindelerschei- nungen oder Adams-Stokes- Anfälle mit kurzfristiger Be- wußtlosigkeit und tonisch- klonischen Krämpfen oder zerebraler Herdsymptomatik?
~ Glykosidüberdosierung?
~ Herzklappenfehler?
Therapie
~ Krankenhauseinweisung mit Begleitung
~ Bei Adams-Stokes-Anfäl- len:
Alupent 1 Ampulle
=
0,5 mglangsam intravenös
~ Krankenhauseinweisung mit Begleitung
~ Zur Überbrückung:
Alupent 3-5x 1/2-1 Tablette
a
20 mg oder 5-10 mg in 250 ml NaCI 0,9%, 20-30 Tropf./min, oder
Atropinum Sulfuricum 0,0005 g 3x1-3x2 Compretten/die
~ Zur weiteren Abklärung der Rhythmusstörung und des zugrunde liegenden Krankheitsbildes Überwei- sung an Internisten/Kardiolo- gen
DEUTSCHES ARZTEBLA'IT Heft 46 vom 11. November 1976 2933