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Archiv "Arzneimittelkommission: Keine Harmonie mit der Industrie" (11.12.2009)

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A 2496 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 106

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Heft 50

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11. Dezember 2009

ARZNEIMITTELKOMMISSION

Keine Harmonie mit der Industrie

Die Arzneimittelkommission der

deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) machte auf ihrer Mitgliederversammlung deutlich, dass sie auch künftig den Pharmafirmen auf die Finger schauen will – in Deutschland und in Europa.

E

s gab viele Geschenke in die- sem Jahr. Für herausragende Mitarbeit, für das scheidende Vor- standsmitglied Prof. Dr. med. Roland Gugler, für die Mammut arbeit an den neu erschienenen „Arzneiver- ordnungen“. Der Hauptgeschäfts- führer der Bundesärztekammer (BÄK), Prof. Dr. med. Christoph Fuchs, lobte, dass sich mehr als 90 Prozent der ehrenamtlich tätigen AkdÄ-Mitglieder im vergangenen Jahr an der Arbeit der Kommission beteiligt hätten. Und der Vorstand der Kassenärztlichen Bundesverei- nigung, Dr. med. Carl-Heinz Mül- ler, bezeichnete die Informationen des Instituts als „aktuell, wissen- schaftlich sauber und praxisrele- vant“. Doch bei ihrer Arbeit will die AkdÄ keine Geschenke verteilen.

„Wir werden uns auch in Zukunft intensiv mit Defiziten in klinischen Studien, die von der Pharmaindus- trie gesponsert und durchgeführt werden, und mit unseriösen Marke- tingstrategien auseinandersetzen“, betonte der Vorsitzende der AkdÄ,

Prof. Dr. med. Wolf-Dieter Ludwig.

Eine ungetrübte und fragwürdige Harmonie mit der Pharmaindustrie nach dem Motto „Friede, Freude, Eierkuchen“ könne und dürfe es nicht geben.

Im vergangenen Jahr hat sich die AkdÄ laut Ludwig unter anderem dafür eingesetzt, eine Lockerung des Werbeverbots für verschrei- bungspflichtige Medikamente auf europäischer Ebene zu verhindern.

Hintergrund ist ein Richtlinienent- wurf der Europäischen Kommis- sion zur Information über ver- schreibungspflichtige Arzneimittel, mit der sich das Europäische Par- lament derzeit befasst. Dieser sehe vor, dass Pharmafirmen ohne aus- reichende Kontrollmechanismen über ihre Arzneimittel in Internet und Printmedien informieren dürften, erklärte der Berliner Onkologe.

AkdÄ und BÄK wollen mit ihrer Kritik an diesem Entwurf verstärkt an die Öffentlichkeit gehen.

„Drug Facts Box“ soll Patienten besser informieren

Stellung genommen hat die AkdÄ auch zu den Vorschlägen der Euro- päischen Kommission, das EU-Sys- tem zur Überwachung von Arznei- mitteln zu verbessern. Die AkdÄ hat dabei besonders begrüßt, dass Informationen über Risiken und Nutzen von Arzneimitteln in einem grafisch hervorgehobenen Abschnitt in die Packungsbeilage aufgenom- men werden sollen. Einen solchen

„Drug Facts Box“ genannten Ab- schnitt empfahl unlängst auch die US-amerikanische Arzneimittelbe- hörde FDA. Zwei randomisierte kontrollierte Studien dazu hatten

gezeigt, dass die Box das Wissen von Patienten über Arzneimittel signifkant verbessere. Ludwig hat sich für seine zweite Amtszeit zu- dem vorgenommen, die Patienten- autonomie bei der Verordnung von Arzneimitteln zu stärken und die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern zu verbessern. Die- se Themen werden auch auf dem 3.

Kongress für Patientensicherheit bei medikamentöser Therapie (4.

und 5. März 2010) diskutiert, der unter anderem von der AkdÄ in Berlin veranstaltet wird.

Begrenztes

Arzneimittelsortiment

Neu im Portfolio der AkdÄ ist die Veröffentlichung „Neue Arzneimit- tel“, wie die stellvertretende Vorsit- zende, Prof. Dr. med. Ursula Gun- dert-Remy, erklärte. Darin würden seit Januar dieses Jahres Ärzte über neu zugelassene Arzneimittel bezie- hungsweise Indikationen in der EU informiert. Enthalten seien unter an- derem Angaben zu Bewertung, kli- nischen Studien und unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Bislang hat die Kommission auf diese Weise über 46 Arzneimittel sowie über pandemische Impfstoffe informiert.

Zudem hat die AkdÄ vor Kurzem die 22. Auflage der „Arzneiverord- nungen“ vorgestellt. Darin emp- fiehlt sie circa 500 der etwa 2 500 Wirkstoffe, die sich zurzeit auf dem deutschen Markt befinden, und be- schreibt sie im Detail. Erstmals macht die AkdÄ zudem einen kon- kreten Vorschlag zu einer Begren- zung des Arzneimittelsortiments für die hausärztliche Praxis auf 153 es- senzielle Wirkstoffe. Möglichst we- nige, aber gut dokumentierte Me - dikamente so zurückhaltend wie möglich einzusetzen, könne Neben- wirkungen und Kosten verringern und die Adhärenz verbessern.

Turnusmäßig wählten die AkdÄ- Mitglieder in diesem Jahr ihren Vorstand: Neben Ludwig und Gun- dert-Remy wurden Prof. Dr. med.

Daniel Grandt und Prof. Dr. med.

Wilhelm Niebling in ihrem Amt be- stätigt. Neu im Vorstand ist der Bre- mer klinische Pharmakologe Prof.

Dr. med. Bernd Mühlbauer. ■ Falk Osterloh Der neue AkdÄ-

Vorstand: Wilhelm Niebling, Ursula Gundert-Remy, Wolf-Dieter Ludwig, Daniel Grandt und Bernd Mühlbauer (v.l.n.r.)

Foto: AkdÄ

P O L I T I K

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