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Archiv "8. Mai 1945" (08.05.1985)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

A

n den 8. Mai 1945 hat je- der der heute noch leben- den Ärzte von damals sei- ne eigenen Erinnerungen.

Viele waren in Kriegsgefan- genschaft, halfen unter schwierigsten äußeren Um- ständen Verwundeten und Kranken. Für sie steht der Na- me des Chirurgen Otmar Koh- ler, „Arzt von Stalingrad", un- beirrter ärztlicher Helfer zahl- loser Kriegsgefangener. In seiner Person ehrte das Präsi- dium des Deutschen Ärzteta- ges zehn Jahre „danach" alle die vielen kriegsgefangenen Ärzte, die sich in schwerer Notzeit, ungeachtet eigener Gefahr, für Leben und Ge- sundheit der Kriegsgefange- nen selbstlos und tapfer ein- gesetzt haben. Sie haben, wie die fielen gefallenen Ärzte, ein Beispiel aufopfernder ärztlicher Pflichterfüllung ge- geben.

Viele, für die der Krieg seit Wochen und Monaten „aus"

war, versorgten, selbst Not

8. Mai 1945

leidend, die allgemein notlei- dende Zivilbevölkerung in den befreiten Gebieten. Sie symbolisiert kein einzelner Name, sie waren und sind Teil der namenlosen Mehr- heit der Ärzte, die auch im

„Dritten Reich" Humanität geübt und ihre Patienten, Zi- vilisten oder Soldaten, nach allen Regeln der ärztlichen Kunst betreut haben, ohne Fehl und Tadel.

Manche, die im Geiste der Nazizeit Medizin ohne Menschlichkeit, ja gegen die Menschlichkeit betrieben hatten, harrten bereits ihrer Aburteilung; manche waren untergetaucht, entzogen sich der gerechten Bestrafung. Für sie steht der Name Josef Men- gele, einer von rund 350 Me- dizinverbrechern des „Tau- sendjährigen Reiches". Such-

meldungen nach ihm geistern bis heute durch die Weltpres- se, halten die Erinnerung wach an Greueltaten, die im- mer unvorstellbarer werden, je weniger von uns Heutigen in der damaligen Zeit gelebt oder diese vor nun vierzig Jahren beendete schlimme Zeit bewußt miterlebt haben.

An diesem Tag soll keine bil- lige Rechnung aufgemacht werden, daß von damals un- gefähr 90 000 deutschen Ärz- ten „nur" etwa 350 Medizin- verbrechen begangen hätten.

Diese 350 haben das Ansehen der deutschen Medizin dieses Jahrhunderts befleckt.

In diesen Tagen ist so viel von

„Aufarbeitung der Vergan- genheit" zu hören und zu le- sen. Auch die Erinnerung an die Medizin von 1933 bis 1945 gehört dazu. Jeder einzelne, jeder an seinem Platz, möge an dieser Erinnerung messen, wo er selbst, wo die Medizin heute steht, vierzig Jahre nach dem 8. Mai 1945. roe

D

ie Sprecher der Kranken- häuser malen schwarz.

Eine wachsende Zahl von Krankenhäusern, insbesonde- re kommunale, stünden vor dem Bankrott und müßten schließen, wenn sie nicht von einer der expandierenden pri- vaten Klinikträgergruppen übernommen würden. Grund für diese Entwicklung: Die in vielen Fällen nicht mehr die Selbstkosten deckenden Pfle- gesätze., aber auch die Tatsa- che, daß die öffentlichen Hän- de ihrer Pflicht, für Investitio- nen aufzukommen, nicht mehr genügen. Hinzu kommt.

Die Mehrzahl der 3200 Klini- ken fühlt sich tagtäglich durch sachfremde, oftmals willkürliche Eingriffe von au- ßen, insbesondere durch bü- rokratische Vorschriften be- vormundet.

Das am 1. Januar 1985 in Kraft getretene Krankenhaus-Neu- regelungsgesetz beschert den Krankenhäusern weder mehr

Schwarzgemalt

Geld, noch werden sie alle in der Feuerprobe von mehr Marktwirtschaft und mehr Wettbewerb standhalten. Die offenbar straffer nach be- triebswirtschaftlichen Krite- rien geführten privaten Klini- ken, darunter insbesondere die Klinikketten, scheinen mit den Sparstiftaktionen eher fertig zu werden als die übri- gen Häuser. Auch scheint er- wiesen zu sein, daß die früher oftmals gescholtenen kleine- ren Krankenhäuser, die Be- legkrankenhäuser und Pra- xiskliniken, die eine durch- gängige arztzentrierte, pfle- gesatzgünstige Krankenver- sorgung garantieren, den Fährnissen einer Kostendek- kelung eher gewachsen sind als weniger reagible Kliniken.

Auch die zu novellierende Bundespflegesatzverordnung

wird keine kostendämpfungs- politische Entwarnung geben.

Im Gegenteil! Die Klinikträ- ger, die Verwaltungsleiter und das Personal werden sich wohl oder übel den härteren Bedingungen der Betriebsko- stenfinanzierung stellen müs- sen. Mehr kosten- und lei- stungsorientierte Transpa- renz, variable Pflegesätze und möglicherweise nur vertrag- lich vereinbarte Bereichspfle- gesätze und Sonderentgelte, heißen die Worthülsen einer nur marginal veränderten Fi- nanzierungsmechanik.

Eine „Maximalversorgung"

der Patienten ist heute weder wünschenswert noch mehr bezahlbar. Doch einseitige Schuldzuweisungen sind ebenso unberechtigt wie nutzlos. Es kann doch nicht übersehen werden, daß im Laufe vieler Jahre der Vertei- lerstaat nichts unterließ, um den Erwartungshorizont der Bürger zu pflegen! HC

Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 19 vom 8. Mai 1985 (1) 1381

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