DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
FÜR SIE GELESEN EDITORIAL
„Fleischfarbenbereich" aber ist das menschliche Sensori- um besonders empfindlich (vielleicht, um die psychische Verfassung des anderen ihm gegenüber stehenden „nack- ten Affen" besser abschätzen zu können). Bekanntlich sind die Wellenlängen, aus denen alle anderen Nuancen ein- schließlich des weißen Lichtes abgeleitet werden können, diejenigen, die unser Zentral- nervensystem als rot, grün und blau empfindet. Beim Farbvideo werden die Farben des Objektes durch elektro- nisch zum Leuchten gebrach- te anorganische Substanzen auf dem Bildschirm erzeugt und nachgeahmt. Es handelt sich dabei um drei verschie- dene Arten von „Kristallen", die im nicht angeregten Zu- stand auch bei Beleuchtung kaum Eigenfarbe besitzen.
Werden sie dagegen durch ei- nen Elektronenstrahl ange- regt, dann emittieren sie Rot, Grün und Blau, aus denen ad- ditiv auch die anderen Farben entstehen. Stellt man direkt sichtbare Farben denen mit der Videooptik gesehenen ge- genüber, dann zeigt sich, daß Blau und Grün verhältnismä- ßig gut, wenn auch verweiß- licht und abgeschwächt, Rot dagegen nur mäßig gut, häu- fig mit Blaustich, wiedergege- ben werden.
Eine schlechte Bildqualität lie- fern vom Fernsehschirm ge- nommene Fotografien. Hierbei spielt der Umstand eine Rolle, daß das menschliche Gehirn unvollkommene Farbkomposi- tionen besser verarbeitet, als der „gehirnlose" Film. Eine Teilursache für die mindere Qualität der Fotografie ist der beim Videogerät vorhandene, sogenannte strukturierte Grauschleier. Er entsteht da- durch, daß der die einzelnen
Kristalle unterschiedlicher Farbemission anregende zei- lenförmig wandernde Elektro- nenstrahl eine Schlitzmaske durchlaufen muß. Das bedeu- tet, daß ein beträchtlicher Teil des Bildschirmes überhaupt keine Farbe liefert. Das menschliche Auge muß das nicht unbedingt bemerken.
Das fotografische Filmmaterial spricht aber sehr empfindlich darauf an. Hinzu kommt, daß die spektrale Absorption der Farben im Fotomaterial und die spektrale Emission der Farben vom Videoschirm sehr verschieden sind. Hier wäre noch Pionierarbeit zu leisten.
Eine Verbesserung der Farb- qualität auf dem Bildschirm selbst ist möglicherweise da- durch zu erreichen, daß die Video-Endoskopie, wie von der Firma Welch Allyn zuge- sagt, demnächst von dem amerikanischen NTSC- auf das deutsche PAL-System umge- stellt wird. Video-Endoskope werden derzeit auch von der japanischen Firma Fuji (bisher noch nicht in der Bundesrepu- blik Deutschland) angeboten.
Ein Gerät der Firma Olympus kam Mitte September zum Er- proben nach Deutschland. Die Umstellung des Untersuchers von den herkömmlichen Glas- faserinstrumenten auf
Video-Endoskope gelingt leicht.
Was die finanzielle Seite be- trifft, so ist bisher gegenüber den Glasfaseroptiken ein Vor- teil nicht erkennbar. Es er- scheint jedoch nicht abwegig, auf die Wirksamkeit der freien Marktwirtschaft zu hoffen.
Professor Dr. med.
Ludwig Demling Med. Universitäts-Klinik Krankenhausstraße 12 8520 Erlangen
Immunoassay für die Gonorrhö-Diagnostik
In der Basler Universitäts-Hautkli- nik ist der Solid-Phase-Immunoas- say „Gonozyme" (Abbot) zum Nachweis von Neisseria gonor- rhoeae getestet worden, und zwar gegen die Kultur mit verschiede- nen Transportmedien.
Bei 185 Männern wurde durch die Kultur in 69 Fällen N. go. nachge- wiesen; der Gonozyme-Test war bei 68 dieser Patienten positiv.
Acht falsch positive Ergebnisse kamen dazu.
Daraus ergibt sich eine Sensitivi- tät des Gonozyme-Tests von 98,6 Prozent und eine Spezifität von 93,1 Prozent.
Die falsch positiven Resultate sind möglicherweise in einigen Fällen auf Keimreste von vorangegange- nen Behandlungen zurückzufüh- ren (anamnestisch bestätigt in zwei Fällen), also nicht eigentlich falsch positiv. Es kann sich auch um vancomycin-empfindliche Stämme handeln, die auf dem ver- wendeten Kulturmedium nicht an- wachsen.
Andere Autoren berichten über ei- ne geringere Sensitivität des Tests bei Zervixabstrichen, was teilweise auf die vorangegangene
„Selbstbehandlung" von Prosti- tuierten zurückgeführt werden mag.
Dem stehen die Vorteile gegen- über: Das Testmaterial kann pro- blemlos transportiert werden; das Ergebnis liegt in wenigen Stun- den vor, aber das Testmaterial kann auch, um wirtschaftliche Testzahlen zu erhalten, einige Ta- ge aufbewahrt werden. bt
Rufli, Th., Rohrbach, M., Voller, E.: Klinische Evaluation des Enzymimmunoassays „Gono- zyme" im Vergleich zum modifizierten Thayer- Martin-Medium und Jembec-Transportmedi- um. Schweiz. med. Wschr. 115, 1268-1273 (1985).
Prof. Dr. med. Th. Rufli, Dermatologische Uni- versitätsklinik, Kantonsspital, CH 4031, Basel.
3442 (68) Heft 46 vom 13. November 1985 82. Jahrgang Ausgabe A