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Archiv "IN VITRO: Schlußstrich ziehen" (30.04.1986)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

BRIEFE AN DIE REDAKTION

Vorwurf, eine solche For- schung mache den Men- schen zum Objekt züchteri- scher Verfahren. Hier wer- den Vokabeln in die Dis- kussion eingeführt, die der Tierzucht entlehnt und in unseliger deutscher Ver- gangenheit mißbraucht wurden. Sie dienen nicht einer sachlichen Aufklä- rung, sondern führen zu ei- ner Emotionalisierung.

Denn: Welchem in einem IVF/ET-Programm arbei- tenden Arzt will man im Ernst eine züchterische In- tention unterstellen? Die IVF/ET ist eine von mehre- ren möglichen Therapien zur Sterilitätsbehandlung.

Wegen der potentiellen Mißbrauchsgefahr muß sie stark reglementiert und restriktiv gehandhabt wer- den. Das ist den Beteiligten klar, wird akzeptiert und ist nicht zuletzt aus Gründen des Selbstschutzes er- wünscht. Die Unterstellung, im Rahmen einer solchen Sterilitätstherapie einen Homunkulus zu produzie- ren, ist absurd. Welchen fragwürdigen Ruhm hätte ein solcher Kollege auch zu erwarten?

Im Leserbrief von Herrn Dr.

Spielmann wird die Frage nach dem Beginn des Le- bens angesprochen. Auch diesbezüglich sind die Richtlinien eindeutig und sollte keine Unklarheit be- stehen: Neues individuelles Leben beginnt mit der Be- fruchtung, der Verschmel- zung von männlichem und weiblichem Vorkern mit dem dadurch entstande- nen neuen Genom. Eine menschliche Eizelle ist vom Augenblick der Be- fruchtung an schutzwür- dig. Die von englischen Wissenschaftlern vorge- schlagene irreführende Be- zeichnung „Präembryo- nen" für die frühen Ent- wicklungsstadien vor der Implantation wird von uns abgelehnt. Wir sehen darin ein Täuschungsmanöver gegenüber der Öffentlich- keit. Die von Herrn Dr.

Spielmann aufgestellte Be-

hauptung trifft nicht zu, daß sich auf dem IV. Welt- kongreß für In-vitro-Fertili- sation in Melbourne 1985 die Wissenschaftler auf die Anwendung dieses Begrif- fes geeinigt hätten. Aus ei- gener aktiver Beteiligung (HMB) können wir bestäti- gen, daß die Mehrzahl der dort anwesenden Wissen- schaftler diesen Begriff ab- lehnt.

Wir sind nicht der Meinung von Herrn Dr. Spielmann, daß „menschliches Leben in jeder Form" im gleichen Ausmaß zu schützen ist.

Wir sprechen uns vielmehr für eine abgestufte Schutz- würdigkeit des ungebore- nen menschlichen Lebens in seinen verschiedenen Entwicklungsphasen aus.

Eine solche abgestufte Schutzwürdigkeit ent- spricht unserer Meinung nach auch der gegenwärti- gen Rechtsprechung. Die- se läßt beispielsweise aus medizinischen Gründen bei chromosomalen oder anderen Schäden des Foe- ten eine Interruptio, eine Abtötung zu. Kein Arzt kä- me aber auf den Gedan- ken, ein Neugeborenes zu töten, welches an einer Er- krankung leidet, die eine Interruptio-Indikation ge- wesen wäre. Beharrte man auf einer uneingeschränk- ten Schutzwürdigkeit des menschlichen Lebens in al- len embryonalen Phasen, dann ständen auch be- stimmte hormonelle Kon- trazeptiva, die diesen Na- men nicht mehr verdienen, und Implantationshemmer (z. B. Intrauterinpessare) zur Disposition.

Einig sind wir mit Herrn Dr.

Spielmann in der Auffas- sung, daß die moderne Bio- technologie der Fortpflan- zung Risiken birgt und daß Auswüchse unter allen Um- ständen verhindert werden müssen. Im Gegensatz zu ihm meinen wir aber, daß die verabschiedeten Richt- linien den sowohl von Fachleuten als auch von Laien geäußerten Beden-

ken wirkungsvoll, differen- ziert und verantwortungs- bewußt Rechnung tragen.

Dr. med. Dr. agr.

Bernd Fischer

Prof. Dr. med. Dr. rer. nat.

Henning M. Beier

Abteilung Anatomie und Reproduktionsbiologie der Medizinischen Fakultät der RWTH Aachen, Mitglied der Kommission des Wis- senschaftlichen Beirates der Bundesärztekammer Melatener Straße 211 5100 Aachen

Schlußstrich ziehen

Der Hippokratische Eid — 1948 durch das „Genfer Gelöbnis" ersetzt — ver- pflichtet den Arzt zu „Ehr- furcht vor jedem Men-

SCHWARZWALDKLINIK

Zu der Glosse „Professor Brinkmann raucht(e)", in Heft 10/1986, Seite 602:

Keine

Rechtfertigung

In seiner Glosse ... macht UM dem Schauspieler Wussow zum Vorwurf, daß er in seiner Rolle als Prof.

Brinkmann, Leiter der ima-

ginären Schwarzwaldkli- nik, mehrfach rauchend zu sehen gewesen sei. Wahr- scheinlich ist UM's Vorwurf nicht ernst gemeint, denn es ist klar, daß der Schau- spieler Wussow vertraglich und branchenrechtlich ver-

schenleben von der Emp- fängnis an". Die „Schlüs- selwörter" sind — Ehrfurcht und Empfängnis! Beide zu- sammen schließen „in-vi- tro-Fertilisation" durch den Arzt (!) aus. Darüber hinaus gibt es ein ungeschriebe- nes Gesetz für Ärzte, das besagt, daß das Leben der Mutter immer über dem Le- ben des Kindes steht. Hier müssen nicht „bestimmte Auswüchse" verhindert werden; hier muß endlich ein Schlußstrich gezogen werden unter die Irrtümer der „naturwissenschaft- lichen Erkenntnisse" von der „Evolution" und der

„Zweigeschlechtigkeit der Menschheit".

Dr. med. Gisela Winkler Richard-Dehmel-Straße 5 2000 Hamburg 55

pflichtet ist, den Weisun- gen seines Spielleiters bzw. seines Drehbuches zu folgen; der Vorwurf richtet sich nicht gegen den Dar- steller, sondern den Film, das spürt man — und da sollte man einhaken.

Das Fernsehen wird aus zwei Quellen finanziert, den Gebührenzahlern, die Unterhaltung (und nicht er- hobene Zeigefinger) sehen wollen; und den Werbeträ- gern, die an eingeschalte- ten (und nicht wegen Schulmeisterei abgeschal- teten) Geräten interessiert sind. Wenn man die Schwarzwaldklinik aus ei- ner sicher oft falschen Wunschatmosphäre des Du rchschnittszuschauers in ein subkutan nicht den

„Ist", sondern den „Soll"- Zustand darstellendes Me- dium umfunktionieren will, so heißt dies, die Mittel ob des Zweckes heiligen — und wo das hinführt, das ha- ben wir in erinnerungs- trächtiger Vergangenheit erlebt.

Man kann die Tatsache nicht wegglossieren, daß in den Augen der großen Ma- 1260 (8) Heft 18 vom 30. April 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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Extrapyramidale NW mit parkinson-ähnlichen Symptomen, z. B Diskinese, Akathisie, Akinese.

Kreislauflabilität, Magen-Darmstörungen, Muskelsteife, intrahepatische Cholestase. Wechselwir- kungen: Verstärkung: Zentraldämpfende Pharmaka/Alkohol, Anti-

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jorität die Entscheidung, ob zu rauchen, eine private Angelegenheit ist, ja daß offenbar viele sogar mei- nen, seinen Weg zur Hölle solle man jeden selbst pfla- stern lassen.

Tatsache ist jedoch, daß die von der Ärzteschaft er- kannten nosogenen — und damit auch volkswirt- schaftlichen — Auswirkun- gen des Rauchens ein Ein- schreiten des Gesetzge- bers voll rechtfertigen wür- den; und das nicht nur in Form von mehr oder min- der drastischen Werbe- beschränkungen, sondern

GLOSSE

Zu der Diskussion über Not- arzt, Rettungsarzt, Bereit- schaftsdienst:

Identitätskrise

Die Installation eines flä- chendeckenden Rettungs- dienstes ist längst vollzo- gen, da kommt die Bundes- ärztekammer mit nahezu umstürzlerischen Absich- ten — wer hat sie jemals so erlebt — ins Feld.

Als die Welt noch in Ord- nung war, schufen fleißige Ärzte, also Mitglieder der Kammer, eine griffige No- menklatur. Sie hielt Einzug in die Rettungsdienstgeset- ze der Länder, die Deut- sche Industrie-Norm (DIN) usw. Einträchtig saß ein Notarzt im Notarztwagen (NAW) oder im Notarzt-Ein- satz-Fahrzeug (NEF), ein Rettungssanitäter im Ret- tungswagen (RTW) alles ordentlich nach DIN! Und daneben tat der fleißige ärztliche Bereitschafts- dienst seinen Dienst. Alle wußten, wo sie hingehör- ten. Dann kam der Um- sturz, und wie das so ist, geriet alles durcheinander.

Auf dem Notarztwagen soll ein Rettungsarzt fahren, die Niedergelassenen wur- den kurzerhand zu Notfall- ärzten, und nun wird's zum

sogar als klares Rauchver- bot. Daß die deutsche Ärz- teschaft bei der Bemühung kläglich versagt hat, auf die Öffentlichkeit und beson- ders die Politiker entspre- chend korrigierend einzu- wirken, ist aber keine Rechtfertigung dafür, daß man nun — sogar auch nur in einer Glosse — die Schuld an diesem Versa- gen sozusagen (zumindest teilweise) Brinkmann-Wus- sow & Co. in die Schuhe zu schieben versucht.

Herbert Schablin Aachener Straße 38 5190 Stolberg

Notfall, denn was macht der Notfallarzt im Notfall ..., er holt den Rettungs- arzt.

D. h., per definitionem ist ein Notfallarzt ein Arzt, der im Notfall den Rettungsarzt holt! So, jetzt haben wir's!

Hartmut Röhlke Kurt-Fischer-Straße 8 2070 Ahrensburg

EINSPRUCH

Der redaktionelle Kommentar

„Einspruch der DDR-Sektion!"

in Heft 14/1986 löste 14 spon- tane Leserproteste aus, in der Tendenz gleich oder ähnlich wie die nachstehenden Aus- züge:

Der Fakt — deutsch?

DÄ zitiert in dem seite-eins- Kommentar „Einspruch der DDR-Sektion" aus mei- nem Brief .. .

Bis auf gewisse rechtsradi- kale Kreise ist es heute im politischen Alltag aner- kannter Fakt, daß es zwei deutsche Staaten gibt, die Bundesrepublik Deutsch- land und die Deutsche De- mokratische Republik. Den Arbeitstitel eines Ge- sprächskreises für unseren IPPNW-Kongreß in Köln von deutsche Ärzteschaft

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

BRIEFE AN DIE REDAKTION

1262 (10) Heft 18 vom 30. April 1986 83. Jahrgang

Referenzen

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