• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Telefonhörtest: Zur Früherkennung von Schäden des kommunikativen Gehörs" (17.09.1986)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Telefonhörtest: Zur Früherkennung von Schäden des kommunikativen Gehörs" (17.09.1986)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Aktuelle Medizin

Zur Fortbildung

Telefonhörtest:

Zur Früherkennung von Schäden des kommunikativen Gehörs

Hans-Joachim Radü

Aus der Abteilung Phoniatrie und Pädaudiologie der Hals-Nasen-Ohren-Klinik

(Direktor: Professor Dr. med. Harald Feldmann) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster

H

örstörungen, die das kommu- nikative Gehör (Hörverlust über 30 dB im Frequenzbereich von 300 bis 3400 Hz) beeinträchti- gen, sind häufiger, als man es ge- meinhin annimmt. Neben vielen anderen Ursachen können banale Infekte, Unfälle oder langsam pro- gredient verlaufende Schwerhö- rigkeiten Grund für eine solche Hörstörung sein. Die Symptome der Schwerhörigkeit werden in den unterschiedlichen Lebensab- schnitten häufig fehlgedeutet. In der Regel nimmt man kaum an, daß ein organischer Grund für das Nichtverstehen vorliegt. Vielmehr geht man davon aus, daß ein Nicht- hörenwollen Grund für das Nicht- reagieren war.

Die Aufdeckung solcher Schäden scheitert oft am Mangel eines ge- eigneten Testgeräts. Mit dem Tele- fon ist ein solches Testinstrument an vielen Orten erreichbar. Damit ist es möglich, im Frequenzbe- reich zwischen 300 und 3400 Hz Hörverluste von mehr als 30 dB aufzudecken.

Die Forderungen an ein Scree- ningverfahren sind: geringe Ko- sten bei Anschaffung des Gerätes und Durchführung des Tests,

Screeninguntersuchungen zur Er- kennung von Hörstörungen vom dritten Lebensjahr an sind mit dem Telefonhörtest möglich. Man kann damit orientierend zeit- und ortsunabhängig das Hörvermögen überprüfen, um sprachbehindern- de Hörstörungen zu erkennen.

Hörstörungen im Frequenzbereich zwischen 300 und 3400 Hz über einen Hörverlust von 30 dB sol- len auf diese Weise aufgedeckt und einer adäquaten Diagnostik und Therapie zugeführt werden.

leicht erreichbar, leicht auswert- bar, kein Bedarf an fachspezifi- schen Kenntnissen des Testleiters.

All diese Forderungen konnten mit diesem Verfahren erfüllt werden.

Wir haben bewährte audiometri- sche Testverfahren für den Ge- brauch als Screeningmethode mit dem Telefon umgestaltet. Als Vor- lage wurde der Göttinger Kinder- sprachverständnistest

I

sowie der Reimtest nach Sotschek genom- men. So sind die Untersuchungser- gebnisse der regulären Sprach- audiometrie auch auf den Telefon- hörtest anzuwenden.

Wichtigstes Testkriterium ist die Tatsache, daß ein bestimmter Schallpegel notwendig ist, um ein vollkommenes Sprachverständnis (100 Prozent) von einsilbigen Wör- tern zu erreichen. Da vom Telefon ein bestimmter Schallpegel einge- halten wird, haben wir dieses Ge- rät als Screeninggerät ausge- sucht. Die Eigenschaften der Tele- fonübertragung werden von der Bundespost überwacht, und Nor- men werden aufrechterhalten.

Zum sicheren Ausschluß einer ge- störten Übertragung wurde eine Prüftonserie mit abnehmender Lautstärke dem Test vorgeschal- tet, damit der normalhörige Test- leiter die Leitungsqualität über- prüfen kann. Die Pegelanpassung wurde unter Beachtung der für die Sprachaudiometrie relevanten DIN-Normen sowie der Ergebnisse von Paralleluntersuchungen an normal- und schwerhörigen Pa- tienten und in Zusammenarbeit mit den posteigenen Forschungs- instituten erstellt.

Zu beliebigen Zeiten ist es also möglich, zu Hause, in Schulen, Kindergärten,

Altersheimen, Un-

fallambulanzen und Krankensta-

tionen

rasch orientierend das Hör- Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 38 vom 17. September 1986 (31) 2519

(2)

Abbildung: Beispiel einer von zehn Bildkarten. Das Kind zeigt auf der Bildtafel 8 im Testdurchgang den Mann, der Testleiter protokolliert die Position 4

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Telefonhörtest

vermögen seitengetrennt mit ei- nem geeichten Testgerät zu über- prüfen. Die Prüfwörter wurden dem Sprachsatz des dreijährigen Kindes entnommen. Die Altersan- passung wurde bei gleichem Prüf- wortschatz durch unterschied- liche Aufgabenstellung erzielt:

> Drei- bis sechsjährige Kinder sollen die gehörten Begriffe auf vorliegenden Bildkarten zeigen

(Abbildung); der normalhörige Testleiter protokolliert die jeweils angegebene Bildposition und kann am Ende mit einem Zahlen- schlüssel das Ergebnis des Testes bestimmen.

> Schulkinder und Jugendliche sprechen die gehörten Wörter nach. Der Testleiter kann das Er- gebnis in der Art des Kindertestes protokollieren oder dazu den Test für Erwachsene benutzen.

> Erwachsene sollen aus einer Wortreihe von je sieben optisch angebotenen Reimwörtern den vorgesprochenen Begriff heraus- hören; das Ergebnis wird wieder am Zahlenschlüssel kontrolliert.

Im Test werden beispielsweise für das achte Wort Ci) RAN, © DRAN,

® SANN, ® MANN, C) BANN, C)

SPANN, (1) TANN angeboten; der sich selbst testende Erwachsene unterstreicht den gehörten Begriff und kontrolliert mit dem Zahlen- schlüssel das Ergebnis.

Vergleichsuntersuchungen mit konventionellen audiometrischen Verfahren und dem Telefontest wurden an Normalhörigen, Kin- dern mit einer Innenohrschwerhö- rigkeit, Kindern mit einer Schallei-

tungsschwerhörigkeit, Kindern mit einer Sprachentwicklungsver- zögerung und schwerhörigen Er- wachsenen durchgeführt. Zudem veranlaßten wir Untersuchungen mit Testleitern, die nur durch die Anleitung im Testheft über die Ausführung informiert waren, an einer Grundschule und zwei Schwerhörigenschulen. Die au- diometrischen Ergebnisse der schwerhörigen Schüler lagen uns aus früheren Untersuchungen vor.

Bei der Auswertung der Ergebnis- se zeigte sich, daß bei Schwerhö- rigkeiten mit einem Hörverlust von mehr als 30 dB im Frequenzbe- reich von 300 bis 3400 Hz nicht mehr als sieben von zehn Wörtern verstanden wurden. Die Testgren- ze wurde darum mit acht Wörtern festgelegt. In diesem Zusammen-

hang erscheint bemerkenswert zu sein, daß auch normalhörige, sprachbehinderte Kinder im Sinne des Testes auffällig waren. Wir führen das auf die mangelnde Sprachkompetenz dieser Kinder zurück.

Die übrigen Ergebnisse bestätigen die audiologische Grundtatsache, daß ein bestimmter Schallpegel notwendig ist, damit der Normal- hörige 100 Prozent Wortverständ- nis erreicht. Zum negativen Aus- gang des Tests führt jede Form von Schwerhörigkeit (Hörverlust über 30 dB im Frequenzbereich zwischen 300 und 3400 Hz), die die Kommunikationsfähigkeit ihres Trägers beeinträchtigt.

Der rasche Zugriff auf das Verfah- ren ist besonders für Kinder be- deutsam, da man bei ihnen häufig von wechselnd stark ausgepräg- ten Schalleitungsschwerhörig- keiten ausgehen muß. Man ist dar- um auf bequeme, häufige Wieder- holungsmöglichkeiten angewie- sen. Da der Proband während des Tests keine Angaben über die rich- tige oder falsche Antwort erhält, wird die Möglichkeit von Lernef- fekten weitgehend reduziert.

Die Zahl von 126 315 Anrufen in der Zeit vom 19. Januar 1985 bis 19. Januar 1986 bestätigt den Be- darf der Bevölkerung an einem solchen Test. Der Test ist nur durchführbar mit einer Anleitung, die bei der Druckerei Rave, Post- fach 1, 4403 Ottmarsbocholt zu beziehen ist. Die Rufnummer des Testes ist derzeit 1 15 05 oder 01 15 05 oder 02 51-1 15 05. Wir bemühen uns zum jetzigen Zeit- punkt, die bundesweite Verbrei- tung des Tests zum Billigtarif zu erzielen.

Literatur beim Verfasser

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Hans-Joachim Radü Hals-Nasen-Ohren-Klinik

Westfälische Wilhelms-Universität Kardinal-von-Galen-Ring 10 4400 Münster

2520 (32) Heft 38 vom 17. September 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Bestimmen Sie jeweils das charakteristische Polynom und die Eigenwerte

Bestimmen Sie jeweils die Determinante der

Geben Sie alle m¨oglichen Jordanschen Normalformen von A an.. Geben Sie alle m¨oglichen Jordanschen Normalformen von

12_GrenzwertberechnungenFlaechen_slag Grenzwertberechnungen bei Flächen.

charakteristische Polynom und das

(Hinweis: Die zu l¨ osende DGL wird durch einen Eulerschen Multiplikator der Form y −2 in eine exakte Form

Dabei kann es sich um sehr stark institutionalisierte Formen handeln, wie etwa Handballspiele; es können aber auch Liebesakte sein, die bislang zwar in ihrer „geskripteten

Zeigen Sie, dass f¨ur einen “intrinsischen” Halbleiter das chemische Potential bei T → 0 in der Mitte der