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Europa: Fiskalpakt Mittel zum Zweck

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DGB-Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Verantwortlich: Claus Matecki, Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin, Kontakt: carina.ortmann@dgb.de Abonnement für „klartext“ und „standpunkt“ unter: http://www.dgb.de/service/newsletter Nr. 16/2012 04. April 2012

DGB-Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Europa: Fiskalpakt Mittel zum Zweck

Es wird einsamer um Merkel in Europa. Immer mehr Länder und Politiker brechen ihr Schweigen. Grund: Die katastrophalen Folgen des Merkelschen Krisenmana- gements werden immer sichtbarer. Nun blickt Europa hoffnungsvoll auf die Wahlen in Frankreich. Selbst der neue EZB-Präsident, Draghi, erkannte rechtzeitig die Zeichen der Zeit und fordert einen Wachstumspakt – ganz in der Sprache von Hollande. Der Fiskalpakt alleine reiche nicht aus, er soll geändert und durch einen Wachstumspakt ergänzt werden. Und die EZB solle direkt die Staaten finanzieren, statt Banken mit billigem Geld zu versorgen, die anschließend die Staaten mit Wucherzinsen abzocken und ihnen Ausgabenkürzungen zulasten der Allgemeinheit aufzwingen. Doch Merkel duldet keine Vertragsänderung, wohl wissend, dass in Rom, Madrid, Dublin, Lissabon und Athen – eigentlich fast in ganz Europa – längst die Tücken des Fiskalpak- tes erkannt wurden. Der Fiskalpakt funktioniert nicht, wie er konstruiert ist.

Er ist in Wahrheit Mittel zum Zweck. Er dient dazu, Privatisierungen, Lohn-, Renten- und Sozialkürzungen und insgesamt Ausgabenkürzungen für alle Ewigkeiten politisch zu legitimieren und das Sparen als vorrangiges fiskalpolitisches Ziel festzuschreiben. Folge: Der Steuer- kuchen wird für alle anderen Politikfelder kleiner, weil jeder Steuer-Cent zuerst für die Schuldentilgung ausge- geben werden muss und neue Schulden ebenfalls unter- sagt sind. Politik verkommt mit Merkelschem Fiskalpakt zur Mangelwirtschaft. Zukunftsgestaltung Fehlanzeige.

Doch damit nicht genug: Der Fiskalpakt, wie er kon- struiert ist, funktioniert nur, wenn es einen robusten Aufschwung gibt, weil der ökonomische Kuchen größer wird, an dem alle teilhaben können - der Staat mit Steuereinnahmen, die Bevölkerung mit guten Jobs und

Unternehmen mit mehr Umsatz und Gewinn. Im Ab- schwung hingegen funktioniert er nicht. Er verschärft sogar die Krise, weil er dem Wirtschaftskreislauf die Kaufkraft zusätzlich entzieht, statt zuzuführen. Zulasten des Staates, der Bevölkerung und der Unternehmen.

Bereits heute wirkt die gesamte Anti-Krisenpolitik pro- zyklisch und verschärft die rezessiven Tendenzen, vor allem in den Krisenländern (siehe Abbildung).

Sinnvoll wäre eine antizyklische Fiskalpolitik, zu der sich die Staaten verpflichten, ihre Schulden, die sie zur Kri- senbekämpfung aufgenommen haben, im Aufschwung abzubauen. Wirtschafts- und Haushaltspolitik bekom- men die notwendige Flexibilität und zugleich auch einen verbindlichen fiskalischen Rahmen. Neben der Notwen- digkeit eines Wachstumspaktes für Europa müssen deshalb auch Konstruktionsfehler des Fiskalpaktes kor- rigiert und neu verhandelt werden. Denn mit dem Fis- kalpakt, wie Merkel ihn will, steuert Europa auf eine soziale Katastrophe zu. Dieser Fiskalpakt funktioniert nicht und ist nicht zu gebrauchen. Er zementiert nur diesen gescheiterten Kurs Merkels.

Sparzwang lässt Wirtschaft einbrechen

Veränderung des BIP zum Vorjahr, preisbereinigt, Prognose

1,4 % 1,5 % -0,4 % -3,5 % -0,1 % 3,7 %

-1,6 % 0,2 % 2,6 % -6,9 % 0,7 % 3,0 %

-4,3 % -2,6 % -1,3 % -6,7 % -1,5 % 0,3 %

-3,0 % -2,9 % -1,3 % -6,2 % -1,7 % 0,7 %

Portugal Italien Irland Griechenland Spanien Deutschland

2010 2011 2012 2013

Quelle: IMK Report Nr. 71

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