EXECUTIVE SUMMARY
SUBVENTIONEN UND STEUERLICHE
BEGÜNSTIGUNGEN
MIT UMWELTRELEVANZ
Eine Studie des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung im Auftrag des Klima- und Energiefonds
von Daniela Kletzan-Slamanig und Angela Köppl
SUBVENTIONEN UND STEUERLICHE
BEGÜNSTIGUNGEN
MIT UMWELTRELEVANZ
DIESE STUDIE WURDE AUS MITTELN
DES KLIMA- UND ENERGIEFONDS GEFÖRDERT.
Eine Studie des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung im Auftrag des Klima- und Energiefonds
von Daniela Kletzan-Slamanig und Angela Köppl
Die Studie fokussiert auf die Analyse von direkten Subventionen bzw.
steuerlichen Maßnahmen auf Bundes- ebene in den Bereichen Energie- erzeugung und -nutzung sowie Verkehr.
Der Bereich Wohnen fällt weitgehend in die Kompetenz der Bundesländer, wird jedoch aufgrund seiner Wechsel- wirkungen sowohl in Hinblick auf Ener- gienutzung als auch Verkehr in die Untersuchung mit einbezogen.
1 Aufgrund gesetzlicher Änderungen und angewendeter Schätzmethoden sind in einigen Fällen Bandbreiten angegeben (EU ETS, pauschale Dienstwagenbesteuerung, Stellplatzverpflichtung).
SUMMARY
Die bestehenden Produktions- und Konsumstrukturen sind vielfach mit nicht nachhaltigem Ressourcen- und Umweltverbrauch verbunden.
Ein Instrument, das für die Lenkung bestimmter Aktivitäten eingesetzt werden kann, sind Förderungen. Während diese einerseits auch auf umweltfreundliche Verhaltensweisen abzielen können, gibt es andererseits eine Reihe von Förder- maßnahmen, die anderen – sozial- oder
wirtschaftspolitischen – Zielen dienen, aber nicht intendierte Nebeneffekte auf die Umwelt mit sich bringen.
Eine Reform dieser umweltschädlichen Subventionen ist nicht nur unmittelbar aufgrund der damit verbundenen
Umwelteffekte geboten. Auch in Hinblick auf die in Österreich erforderliche
Konsolidierung des öffentlichen Budgets sind Förderungen auf ihre Effizienz und Effektivität hin zu untersuchen.
Wie in den meisten anderen europäischen Ländern spielen direkte Subventionen (Förderung über Zuschüsse, Darlehen etc.) in Österreich in den genannten Bereichen so gut wie keine Rolle mehr. Der Großteil der analysierten Förderungen besteht aus steuerlichen Begünstigungen – vorwiegend im Rahmen der Energie- und Einkommens- besteuerung. Des Weiteren wird die
Gratisallokation der Emissionszertifikate im Rahmen des EU-Emissionshandelssystems berücksichtigt. Die Stellplatzverordnung wird – als nicht budgetwirksame Regelung
mit Subventionscharakter – einbezogen, da dadurch eine Mehrnutzung von Pkws und damit eine Ausweitung des motorisierten Individualverkehrs begünstigt werden.
Die Quantifizierung der umweltkontra- produktiven Förderungen in Österreich in dieser Studie ergibt im Durchschnitt der letzten Jahre (i. d. R. 2010 bis 2013) ein Volumen von 3,8 bis 4,7 Mrd. €1 (Übersicht 1 fasst die analysierten Fördermaßnahmen und die ermittelten Fördervolumina zusammen).
UMWELTSCHÄDLICHE SUBVENTIONEN IN ÖSTERREICH NACH BEREICHEN
Volumen
in Mio. € Zeitraum Anmerkungen
Energieabgabenvergütung für
energieintensive Industrie
450
2010 – 2013 Herstellerprivileg für die Produzentenvon Energieerzeugnissen
535
2010 – 2013 Energiesteuerbefreiung für die nicht energetischeVerwendung fossiler Energieträger
300
2010 – 2013 Energieforschungsausgaben deröffentlichen Hand für fossile Energie
1
2010 – 2014 Gratis Zuteilung der CO2-Emissionsberechtigungen
374
2008 – 2012Die Differenz ergibt sich aufgrund der geänderten Allokationsmethode
100
2013 – 2014 Summe Energiebereitstellung und -nutzung1.760
ENERGIEBEREITSTELLUNG UND -NUTZUNG
Abb. 1Betrachtet man die Verteilung der analysierten umweltschädlichen Subventionen (untere Grenze) auf Sektoren (Abbildung 1-3), so entfällt der größte Anteil auf den Verkehr (rund die Hälfte), gefolgt vom Bereich Energie (etwas über ein Drittel) und dem Bereich Wohnen (rund 10 %).
Der Bereich Energieerzeugung und
-verbrauch erhält durchschnittlich Subven- tionen in der Höhe von 1,4 bis 1,7 Mrd. €.
Dies betrifft sowohl die Energieerzeugung (z. B. Energiesteuerbefreiung der Stromer- zeugung) als auch den Energieverbrauch (z. B.
Energieabgabenvergütung für die Industrie,
Gratisallokation im EU ETS).
Auf den Verkehr entfallen Förderungen in der Höhe von 2,0 bis 2,2 Mrd. € p. a., die zu drei Vierteln dem Straßenverkehr zugute- kommen (über die Dieselsteuerbegünstigung, Pendlerförderung oder pauschale Dienst- wagenbesteuerung) und zu einem Viertel dem Flugverkehr.
Der Bereich Wohnen erhält ein Fördervolumen von 390 bis 790 Mio. € p. a.
Die Subventionen fördern den Neubau von Eigenheimen, Verkehrsflächen oder
begünstigen die Bereitstellung bzw. Nutzung von Abstellplätzen.
Volumen
in Mio. € Zeitraum Anmerkungen
Mineralölsteuervergünstigung für Diesel
640
2010 – 2013 Berücksichtigt wird die Differenz zum Steuersatz für BenzinMineralölsteuerbefreiung Kerosin
330
2010 – 2013 Mehrwertsteuerbefreiung für internationale Flüge185
2013Mineralölsteuerbefreiung der Binnenschifffahrt
10
2010 – 2013 Pendlerpauschale560
2010 – 2014 Pauschale Dienstwagenbesteuerung 1)225
420
bis 2012Die Differenz ergibt sich aufgrund der Annahmen über die Anzahl der Dienstwagen mit Privatnutzung Steuerbegünstigungen im Rahmen der
Normverbrauchsabgabe, Kraftfahrzeug-/
Versicherungssteuergesetz, Fiskal-LKW
85
2013Grundsteuerbefreiung von Verkehrsflächen Die Maßnahme wurde nicht quantifiziert
Summe Verkehr
2.035
bis2.230 VERKEHR
Abb. 21* In diesem Bereich kommt es im Zuge der Steuerreform 2016 zu Änderungen und einer Reduktion des Fördervolumens.
Volumen
in Mio. € Zeitraum Anmerkungen
Neubauförderung im Rahmen der
Wohnbauförderung
275
2010 – 2013 Berücksichtigt wurden die Förderung für Ein- und Zweifamilienhäuser Geltendmachung von Sonderausgabenzur Wohnraumschaffung 2)
Die Maßnahme wurde nicht quantifiziert
Ordnungsrechtliche Maßnahmen im Zusammen- hang mit Baurecht (z. B. Stellplatzverpflichtung) 3)
114
bis517
2013Die Differenz ergibt sich aus unterschiedlichen Annahmen zu Errichtungskosten und Zinssätzen Summe Wohnen
389
bis792
Gesamtsumme
3.810 bis 4.682
WOHNEN
Abb. 32* Diese Maßnahme wird im Zuge der Steuerreform 2016 mit einer Übergangsfrist bis 2020 abgeschafft.
3* Die Berechnung erfolgte für das Jahr 2014 unter Berücksichtigung aller seit 2001 errichteten Stellplätze.
4 Zieht man die obere Schranke der Förderungen – insbesondere in den Bereichen Stellplatzverordnung und pauschale Dienstwagenbesteuerung – heran, erhöht sich der Anteil der privaten Haushalte auf 46 %.
* Quelle: WIFO-Darstellung.
Neben den Förderbereichen kann auch die Verteilung auf Begünstigtengruppen (private Haushalte und Unternehmen) betrachtet werden (Abbildung 4). Dieser Vergleich ergibt eine Aufteilung von etwa 40 % der Subventionen4, die den privaten Haushalten zugutekommen – v. a. verkehrsbezogene Maßnahmen wie Pendlerförderung, pau- schale Dienstwagenbesteuerung, aber auch das gesamte Volumen im Bereich Wohnen.
Die Förderungen für Energieerzeugung und -nutzung kommen demgegenüber aus- schließlich dem Unternehmenssektor zugute.
Abb. 4: Aufteilung der umweltkontraproduktiven Förderungen auf die Bereiche Energie- erzeugung und -verbrauch, Verkehr und Wohnen sowie Abb. 5: auf Haushalte und Unternehmen
Wohnen
10
53 37
Energie
Verkehr
VERTEILUNG NACH SEKTOREN Abb. 4
60
40
Haushalte
Unternehmen VERTEILUNG AUF HAUSHALTE UND UNTERNEHMEN
Abb. 5
VOLUMEN UND REGULIERUNGSEBENE DER UMWELTKONTRA- PRODUKTIVEN FÖRDERUNGEN IN ÖSTERREICH
* Quelle: WIFO-Berechnungen.
Die im Rahmen dieser Studie für Österreich analysierten umweltkontraproduktiven Förderungen können jedoch zum Teil aus rechtlichen Gründen (Regelungen auf EU- Ebene, völkerrechtliche Verträge) nicht im nationalen Alleingang und/oder vollständig abgebaut werden. Auch ist in Hinblick auf die Erreichung eines multilateralen Übereinkom- mens mit einer längeren Vorlaufzeit für eine Reform zu rechnen. Entsprechend dieser Auf- teilung sind knapp zwei Drittel der quantifi- zierten Fördermaßnahmen (2,3 bis 2,9 Mrd. €) auf nationaler Ebene änderbar (Abbildung 6).
Abb. 6 und 7: Die Größe der Kreissegmente entspricht der Größe des Fördervolumens in Mio. €.
INTERNATIONAL
Abb. 7535
330
185 300 10 100
Herstellerprivileg
MÖSt.- Befreiung Kerosin
Nicht energetische Verwendung MÖSt. Befreiung
Schifffahrt EU ETS
MwSt.-Befreiung internationaler Flugverkehr
NATIONAL
Abb. 6640 560
450 225 275
85 114
Pauschale Dienstwagenbesteuerung
Dieselbegünstigung Pendlerpauschale
(inkl. Pendlereuro)
Energieabgaben- vergütung
Wohnbauförderung (Neubau) Sonstige Steuer-
vergünstigungen KfZ
Stellplatzverordnung