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Ringvorlesung WS 07 / 08:
Chemie des Lebens Teil 1
Wolfgang Dröge-Laser
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Campbell /Reece: Biologie Spektrum Verlag
Campbell /Reece: Biologie Pearson Verlag
Literatur:
3
Powerpoints im www
Login: rv07 Pass: molbio
URL: http://gobics.de/lectures/ws07/rv/
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Warum “Chemie des Lebens”?
5
Was ist Biologie?
6
Von Atom zum Organismus: die Hierarchie biologischer Ordnung
“Chemie”
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Chemie ist in der Biologie allgegenwärtig
Biologische Prozesse sind durch Stoff-und Energieumwandlungen
gekennzeichnet
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Übersicht:
Chemie des Lebens:
16.11.07 I. Der chemische Rahmen des Lebens
chemische Elemente chemische Bindung
II. Wasser – das Lebenselexier
III. Kohlenstoff – ein wichtiges Element der belebten Welt
21.11.07 IV. Biologische Makromoleküle
Kohlenhydrate Proteine
Nukleinsäuren Lipide
23.11.07 V. Einführung in den Stoffwechsel
Energieumwandlung in der Zelle
Enzyme
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I. Der chemische Rahmen des Lebens
10
Woraus besteht die Materie?
Die chemischen Elemente
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„Die vier Elemente der Alchemie“
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Materie besteht aus chemischen Elementen oder ihren Verbindungen
Materie: - alles was einen Raum einnimmt oder Masse besitzt
Masse: - Masse gibt die Menge an Materie an
(Masse ist nicht gleich Gewicht! Warum?)
- biologische Organismen bestehen aus Materie
Element: - ein Stoff, der durch eine chemische Reaktion nicht weiter in andere Stoffe zerlegt werden kann
- Elemente haben Eigenschaften
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Elemente haben Eigenschaften
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Materie besteht aus chemischen Elementen oder ihren Verbindungen
Materie: - alles was einen Raum einnimmt oder Masse besitzt
Masse: - Masse gibt die Menge an Materie an
(Masse ist nicht gleich Gewicht! Warum?)
- biologische Organismen bestehen aus Materie
Element: - ein Stoff, der durch eine chemische Reaktion nicht weiter in andere Stoffe zerlegt werden kann
- Elemente haben Eigenschaften:
¾ Aggregatzustand bei Raumtemperatur
¾ Löslichkeit in Wasser
¾ Löslichkeit in organischen Lösungsmitteln
¾ Geruch
¾
Farbe
…
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Elemente haben eine Ordnung Das Periodensystem der Elemente
Meyer Mendelejew
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Die Eigenschaften der Elemente verändern sich periodisch Haupt-Gruppen
Mitglieder einer Gruppe zeigen ähnliche Eigenschaften
Neben-Gruppen
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Die Eigenschaften der Elemente verändern sich periodisch
Eigenschaften ändern sich oft periodisch mit zunehmender
Ordnungszahl (z. B. Atomradius,
Dichte etc)
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O: 65,0 %
Vorkommen im
Menschlichen Körper:
Biologisch bedeutende Elemente:
Ca: 1,5 %
P: 1,0 %
K: 0,4 %
S: 0,3 %
Na: 0,2 %
Cl: 0,2 %
Mg: 0,1 %
Spurenelemente:
Fe
C: 18,5 %
H: 9,5 %
N: 3,3 %
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Mangelerscheinungen bei Pflanzen
Justus von
Liebig
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Kann Materie sich verändern ?
Die chemischen Reaktion
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+
Element 1 Element 2
Schwefel Eisen
Gemisch
chem. Verbindung
Energie
lässt sich
physikalisch trennen
Element - Gemisch - Verbindung
neuer Stoff mit
neuen Eigen-
schaften
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Element - Verbindung
Element 1 Element 2 Verbindung:
Natrium Chlor Natriumchlorid
(Kochsalz)
+
Verbindungen haben neue Eigenschaften
- brennbares Metal - glänzend
- giftiges Gas - gelbe Farbe
Eigenschaften
-
wasserlöslich
-essbar
-
weiße Farbe
Na Cl 2 NaCl
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Wodurch wird die Reaktivität der Elemente bestimmt?
Der subatomare Aufbau der Elemente
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Subatomare Teilchen
¾ Atome bestehen aus Atomkern und Hülle
¾ Neutronen schirmen die positive Ladung der Protonen ab
¾ Die Masse des Elektrons ist nur 1/2000 der Masse des Protons bzw. Neutrons und kann als sehr klein vernachlässigt werden.
¾ Masse des Protons = Masse des Neutrons = 1 Dalton
Atomhülle
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Schalenmodell nach Bohr
2 He
4
Ordnungszahl:
Massenzahl:
Masse:
Kern 2 Protonen 2 Dal
2 Neutronen 2 Dal Hülle 2 Elektronen >>
Zahl der Protonen Zahl der Elektronen Masse
Zahl der Protonen + Neutronen
Elementsymbol Helium
Ladung eines
Atoms ist ausgeglichen !
Niels Bohr
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Die Elemente sind im “Periodensystem der Elemente” organisiert
2 He
Ordnungszahl:
Symbol:
27
Fe Eisen
26
Ordnungszahl:
Wieviele Teilchen enthält eine Stoffmenge?
55
26p oder 26e 26p + 29n= 55
Der Mol-Begriff:
¾ 1 Mol ist die Menge eines Stoffes, die der Molmasse in g entspricht Beispiel: 1 Mol Eisen = 55 g
¾ 1 Mol eines Stoffes besteht aus 6,022 x 10
23Teilchen (Avogadro Konst.)
Massenzahl
28
Der Mol-Begriff
440
Fe
29
Wie können Atome miteinander reagieren ?
Die chemische Bindung
30
Elektronenverteilung nach dem Bohrschen Atommodell
2
8
18
¾ die chemische Reaktivität eines Elements wird durch die
Konfiguration der äußeren Elektronen bestimmt („Valenzelektronen“)
¾ Elemente mit gefüllten Schalen sind sehr stabil („Edelgase“)
¾ Tendenz die äußere Schale voll zu besetzen (Aufnahme / Abgabe von e
-)
Maximale
Zahl der
Elektronen
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Die chemische Bindung:
1. Die Ionen-Bindung
+
Durch Abgabe / Aufnahme von Elektronen entstehen geladene Atome, die Ionen Anion: negativ (z. B. Cl - )
Kation: positiv (z. B. Na
+)
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Die Ionen-Bindung
+
Durch Abgabe / Aufnahme von Elektronen entstehen geladene Atome, die Ionen Anion: negativ (z. B. Cl - )
Kation: positiv (z. B. Na
+)
Kristall-
gitter
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Valenzen biologisch wichtiger Elemente
Valenzen: 1 2 3 4
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Schalenmodell
Wasser:
H 2 O
Die chemische Bindung:
2. Die kovalente Bindung
Kalottennmodell
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Orbitalmodell
aber: der Aufenthaltsort des Elektrons läßt sich nicht genau bestimmen
Orbitalmodell:
Angabe der Wahrscheinlichkeit für den Aufenthaltsort des Elektrons
=> Wahrscheinlichkeitsraum oder „Orbital“
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Welches Modell ist „richtig“?
¾ Modelle helfen Beobachtungen und Messergebnisse zusammenzufassen
¾ Modelle können Messergebnisse veranschaulichen, die jenseits des menschlichen Wahrnehmungsvermögens sind (z. B. sehr kleine Objekte)
¾ Modelle sind nur ein unvollständiges Abbild der Wirklichkeit – sie haben
Grenzen und erklären oft nicht alle Beobachtungen
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Die kovalente Bindung (Orbital-Modell)
Bindungen entstehen durch Überlappung der Orbitale:
durch Überlappung von s-Orbitalen entstehen σ− Molekülorbitale
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Wasserstoff:
H
2Polarität
Kochsalz:
NaCl
Elektronegativität (EN):
Bestreben eines Atoms Bindungselektronen an sich zu ziehen
Elektronegativität
Die chemische Bindung:
3. Die polare kovalente Bindung
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Van-der-Waals-Wechselwirkung: schwache Wechselwirkungen, die durch kurzzeitige polare Anteile einer kovalenten Bindung entstehen.
Biologische Bedeutung: Interaktionen zwischen Proteindomänen
Wasserstoffbrücken treten auf, wenn ein H-Atom, das kovalent an ein elektronegatives Atom gebunden ist, zusätzlich von einem anderen
elektronegativen Atom angezogen wird
δ-
δ+ δ+
Dipol
H . . H H . . H H . . H
δ+ δ-
δ- δ+
Die chemische Bindung:
4. schwache Wechselwirkungen
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Schwache chemische Bindungen haben eine große Bedeutung für die „Chemie des Lebens“
Signal- molekül
Rezeptor-Liganden-Interaktionen werden durch schwache Wechselwirkungen vermittelt
Bedeutung:
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II. Wasser - das Lebenselexier
Organismen bestehen zu 70 – 95 % aus Wasser
42
Was macht Wasser so einzigartig ?
43
Wasserstoffbrücken
Wasserstoffbrücke
δ- δ+
¾
bei 37
oC sind 15% aller Wassermoleküle mit 4 Partnern assoziiert
¾
Wasserstoffbrücken sind kurzlebig:
sie werden ständig neu geknüpft und wieder gebrochen
¾
Wasserstoffbrücke: schwache Interaktion kovalente Bindung: ca. 400 kJ/mol
Wasserstoffbrücken: ca. 20 kJ/mol (!)
Eis Wasser Wasserdampf 44
Aggregatzustände des Wassers
45
Eis Wasser Wasserdampf
Alle Aggregatzustände des Wassers kommen unter
natürlichen Bedingungen vor
46
Welche Eigenschaften des Wassers sind
in der Biologie wichtig ?
47
Kohäsion: Interaktion zwischen den Wassermolekülen
=> „Strukturierung“ des Wassers
Beispiel: Wassertransport im Xylem der Pflanzen
1.Wasserstoffbrücken bestimmen die physikalischen Eigenschaften des Wassers
Biol. Bedeutung:
Adhäsion: Interaktion zwischen unterschiedlichen Stoffen
=> Gefäßwände
Oberflächenspannung: geordnete Grenzfläche zwischen Wasser und Luft
H
2O
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2. Wasser dient als „Temperaturpuffer“
¾ Wasser hat eine hohe Wärmekapazität:
Es müssen relativ hohe Energiemengen zugefügt werden, um die Wasserstoff- brücken zu trennen
Eis Wasser Wasserdampf
Wasserstoffbrücke
δ-
δ+
49
Wasser dient als „Temperaturpuffer“
Wasser hat eine hohe spezifische Wärmekapazität:
Es müssen relativ hohe Energiemengen zugefügt werden, um die Wasserstoff- brücken zu trennen.
Einheit der Energie: 1 Joule [1 J]
Definition: 4,187 Joule ist die Energiemenge, die benötigt wird um die Temperatur von 1 g Wasser um 1
oC zu erhöhen [alte Einheit: Kalorie (cal) 1 cal entspricht 4,187 J]
o
C : Grad Celsius
auf Meereshöhe gefriert Wasser bei 0
oC und kocht bei 100
oC K : Kelvin, 273 K entspricht 0
oC
0 K: der absolute Temperatur - Nullpunkt
(keine thermische Bewegung der Moleküle)
Temperatureinheiten
50 spez. Wärmekapazität des Eisens
0,42 J pro 1
oC
spez. Wärmekapazität des Wassers 4,187 J pro 1
oC
Wo verbrennen Sie sich?
Am sich erwärmenden Wasser oder am Eisentopf ?
Spez. Wärmekapazität
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Verdunstungskälte
H 2 O CO 2
H 2 O
Kühlung des Blattes
¾ Bei der Verdunstung von Wasser wird der Umgebung Wärme (Energie)
entzogen
52
3. Anomalie des Wassers
Ausdehnung bei Gefrieren
geringste Diche bei 4
oC
Eis Wasser
53
Seen gefrieren im Winter nicht vollständig, da Eis oben schwimmt
54
4. Wasser – „das“ polare Lösungsmittel
Viele biochemische Reaktionen laufen im wässrigen Milieu ab !
„Hydrathülle“
„hydrophil“
(griech. philios „liebend“)
55
Konzentrationsbestimmung:
Wieviele Teilchen sind in einer 1 molaren Rohrzuckerlösung ?
Wieviel g Rohrzucker müssen Sie in 1 l Wasser lösen?
Tutorium:
56
Sogar Makromoleküle wie Proteine können in Wasser gelöst werden
57
… nicht alle Stoffe sind wasserlöslich !
„hydrophob“
(griech. phobos „fürchten“)
z.B. Öltröpfchen
¾ Grundlage für die Schaffung zellularer Strukturen
Abgrenzung von Reaktionsräumen durch hydrophobe Membranen
58
¾ Kohäsives Verhalten
¾ Stabilisierung von Temperatur
¾ Ausdehnung bei Gefrieren
¾ Vielseitiges Lösungsmittel
Welche Eigenschaften machen
Wasser so einzigartig?
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III. Kohlenstoff –
ein wichtiges Element der belebten Welt
60
Warum besitzt der Kohlenstoff eine
besondere Rolle in der belebten Welt?
61
O: 65,0 %
Vorkommen im
Menschlichen Körper:
Kohlenstoff – “das” Element in der Biologie
Ca: 1,5 %
P: 1,0 %
K: 0,4 %
S: 0,3 %
Na: 0,2 %
Cl: 0,2 %
Mg: 0,1 %
Spurenelemente:
Fe
C: 18,5 %
H: 9,5 %
N: 3,3 %
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Organische Chemie – die Chemie der Kohlenstoffverbindungen
¾ große Vielfalt: zur Zeit sind mehr als 15 Mil. Verbindungen beschrieben
¾ kleine Moleküle, aber auch Makromoleküle,
die oft aus vielen Atomen bestehen (Molekularmassen über 100.000 Dalton)
¾ Kohlenstoff ist meistens gebunden an C, O, H, N, S, P
Protein
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Unterscheidet sich die Chemie der „belebten“ und „unbelebten“
Materie?
Friedrich Wöhler 1800–1882
Experiment: Synthese einer natürlich vorkommenden Verbindung (Harnstoff) aus anorganischen Vorstufen
Widerlegung der Vorstellung des „Vitalismus“, die eine „Lebenskraft“
außerhalb naturwissenschaftlicher Gesetze für Organismen postulierte.
64
Stanley Miller 1953Experiment: „ Simulation“ der natürlichen Entstehung biologisch relevanter Moleküle
Unterscheidet sich die Chemie der „belebten“ und „unbelebten“
Materie?
65
Welche chemischen Eigenschaften sind für die
vielfältige Chemie des Kohlenstoffs verantwortlich?
66
¾ 4 Valenzelektronen: Kohlenstoff hat keine Tendenz zur Ionenbindung
¾ Auffüllen der äußeren Schale durch kovalente Bindungen
Kohlenstoff – ein Element der 4. Hauptgruppe
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Kohlenstoff - Wasserstoff - Verbindungen
Elektronen-
Konfiguration:
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Alkane besitzen eine C-C-Einfachbindung
Ethan Propan Butan Pentan Hexan Heptan
…
¾ hydrophobe Eigenschaften nehmen mit der Länge der
Kohlenwasserstoffkette zu
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Alkene und Alkine besitzen C-C-Mehrfachbindungen
Ethen
Propen Buten Penten Hexen Hepten
…
Ethin
Propin Butin
…
C C C C
¾ Mehrfachbindungen sind reaktiver als Einfachbindungen
H H
H H
H H
… ein gasförmiges Pflanzenhormon
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Isomere: Verbindungen, die die gleiche Summenformel besitzen, sich aber in Struktur und Eigenschaften unterscheiden
Isomerie
spiegelbildliche Moleküle entstehen an
„asymmetrischen C-Atomen“
(4 unterschiedliche Liganden)
A B
C D
A B C
D
Konformartionsisomere
cis
–trans
Isomerecis trans
Enantiomere
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Valenzen biologisch wichtiger Elemente
Valenzen: 1 2 3 4
72
Wie funktioniert der Baukasten der organischen
Chemie ?
73
Kombinatorik der Kohlenstoffchemie
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Vielfalt in der Kohlenstoffchemie – funktionelle Gruppen bestimmen die chemischen Eigenschaften einer Verbindung
Östradiol
Testosteron
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Funktionelle Gruppen in der Kohlenstoffchemie
R – O H
δ-
δ+
Endung: -ol
¾Wasserstoffbrücken
¾gute Löslichkeit in Wasser
¾Zucker enthalten OH-Gruppen (Löslichkeit!)
¾Glycerin:
sehr polar, viskos
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Funktionelle Gruppen in der Kohlenstoffchemie
Formaldehyd (Methanal)
Aceton (Propanon)
Endung: -al Endung: -on
unpolare organische Lösungsmittel
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Zucker enthalten Carbonyl- und
Hydroxyl-gruppen :
Zucker
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Funktionelle Gruppen in der Kohlenstoffchemie
Essig- säure
δ-
δ-
Elektronen
Säure