Ringvorlesung WS 07 / 08:
Chemie des Lebens Teil 2
Wolfgang Dröge-Laser
Übersicht:
Chemie des Lebens:
16.11.07 I. Der chemische Rahmen des Lebens
chemische Elemente chemische Bindung
II. Wassers – das Lebenselexier
III. Kohlenstoff – ein wichtiges Element der belebten Welt
21.11.07 IV. Biologische Makromoleküle
Kohlenhydrate Proteine
Nukleinsäuren Lipide
23.11.07 V. Einführung in den Stoffwechsel
Energieumwandlung in der Zelle Enzyme
IV. Biologische Makromoleküle
Das Polymerprinzip:
HO H HO H
HO H
Monomer Oligomer
H
2O
längeres Oligomer
H
2O
HO H HO H
„Dehydratisierung“
„Kondensation“
„Hydrolyse“
(griech.: hydro:
Wasser; lysis:
auflösen)
Makromoleküle in der belebten Welt
¾ Riesenmoleküle > 100 000 Dalton
¾ Vielfalt der Makromoleküle durch Kombinatorik der Monomere (Vergleich: Buchstaben – Worte – Sätze)
40 – 50 häufige und wenige seltene Monomere Polymer (griech.: polys: viele; menis: Teil)
¾ Aufbau nach dem Polymerprinzip:
- Kohlenhydrate - Proteine
- Nucleinsäuren
nicht aber:
- Lipide
Viele Makromoleküle als essentielle Nährstoffe
Protein / Eiweiß Fett
Kohlenhydrate
1. Kohlenhydrate
Funktion der Kohlenhydrate:
„Betriebsstoffe“ und „Baustoffe“
Baustoffwechsel
Photosynthese
Energiestoffwechsel
Glucose
pflanzliche Zellwand:
Cellulose
Wie sind Kohlenhydrate chemisch aufgebaut?
Kohenhydrate enthalten Carbonylgruppen:
Carbonylgruppen entstehen durch Oxidation eines Alkohols Allgemeine Summenformel (CH
2O)
nFunktionelle Gruppe: Carbonyl-Gruppe C=O
¾ Alkohol (-OH) wird zur Carbonylverbindung (C=O) oxidiert
¾ Redoxreaktion:
wenn eine Verbdg.
oxidiert (Abgabe e
-) wird, muss eine andere reduziert
(Aufnahme e
-) werden
OH
O O
Allgemeine Summenformel (CH
2O)
nFunktionelle Gruppe: Carbonyl-Gruppe C=O
asymmetrisches C-Atom
* * =
dem Betrachter zugewandt!
*
…es entstehen
2 spiegelbildliche Isomere („Enantiomere“):
* *
A B
C D
A B C
D
Isomerie bei Kohenhydraten
Kohlenhydrate unterteilen sich in Aldosen und Ketosen
Ketose Aldose
(Traubenzucker) (Fruchtzucker)
*
*
*
*
*
*
*
D,L-Nomenklatur
Bezieht sich auf das letzte asymmetrische C-Atom D („dextro“): OH rechts L („levo“): OH links In der Natur ist die D-Form verbreitet!
Tutorium: Wie viele asymmetrische C-Atome gibt es für Glucose?
Wieviele Isomere gibt es?
Aldosen und Ketosen
Glycerin- aldehyd
C
3C
5C
6Carbonyl- Gruppe
asymmetr.
C-Atom:
Glucose und Galactose unterscheiden sich in ihren Eigenschaften
Lineare und ringförmige Glucose stehen in wässriger Lösung im Gleichgewicht
Halbacetal
36% 64%
„Anomerie“:
bei Ringschluss entsteht ein neues asymmetrisches C-Atom Lineare und ringförmige Glucose stehen in wässriger Lösung
im Gleichgewicht
Welche Kohlenhydrate sind biologisch relevant ?
Zucker im …..
Man unterteilt die Kohlenhydrate in:
Einfachzucker (Monosaccharide) z. B. Traubenzucker (Glucose)
Doppelzucker (Disaccharide) z. B. Rohrzucker (Saccharose)
Makromoleküle (Polysaccharide) z. B. Stärke
Das „Baukastenprinzip“:
HO H HO H
H
2O
Glykoside sind Zuckeracetale
Disaccharide entstehen, wenn die OH-Gruppe Teil eines anderen Zuckers ist…..
Halbacetal Acetal
Disaccharide: Saccharose
Fructose (Ketose)
Glucose (Aldose)
(engl. Sucrose) 2 1
in Pflanzen:
wichtige Transportform für Kohlenhydrate
Hexosen:
1,2-glykosidische Bindung
nicht-reduzierender Zucker:
keine Ringöffnung möglich, da die OH-Gruppen die glykosidische Bindung eingehen!
2 3
4 5
6
1
4 3 5
6
Was sind Polysaccharide ?
Stärke und Glykogen sind Speicherstoffe der Pflanzen und Tiere
Stärke:
¾ Speicherpolysaccharid der Pflanzen
¾ Energiespeicher der Getreidesamen
Glykogen:
¾ Speicherpolysaccharid der Tiere (Leber!)
¾ verzweigter als Amylopektin
Stärke besteht aus Amylose und Amylopektin 1 4
1,4-glykosidische Bindung vom α-Glucose (α-1,4-Verknüpfung)
unverzeigt, bildet Spiralen
Stärke besteht aus Amylose und Amylopektin 1 4
1,4-glykosidische Bindung von α-Glucose (α-1,4-Verknüpfung)
unverzweigt, bildet Spiralen
1,6- Verzweigung keine Spiralen
andere Eigenschaften ! 1
6
Nachweis von Stärke
Polysaccharide: Cellulose
1 4
1,4-glykosidische Bindung von β-Glucose: (β-1,4 Verknüpfung)
lineare Ketten, keine Helix!
Cellulose- ein Strukturpolysaccharid
¾ 2000 – 8000 Monomere
¾ reißfeste, lineare Fasern
¾ parakristallin, schwer abbaubar (Mensch kann Cellulose nicht
verdauen: „Ballaststoffe“
¾ Mikroorganismen im Pansen der Kuh können Cellulose
abbauen
2. Protein
Proteine (griech. proteios: „erstrangig“)
¾
mehr als 50 % des Trockengewichts der meisten Zellen¾ Proteine sind Polymere aus Aminosäuren („Polypeptide“)
H
2N COOH
¾ Proteine werden i. A. aus 20 Aminosäuren aufgebaut; weitere kommen in Organismen vor, werden aber nicht in Proteine eingebaut
Welche Aufgaben erfüllen Proteine in Lebewesen ?
Proteintyp Funktion Beispiel
Strukturproteine Formgebung, Halt Keratine in Haaren und Federn Virale Hüllproteine
Speicherproteine Speicherung von Samenspeicherproteine Aminosäuren
Transportproteine Transport von Stoffen Hämoglobin
Ionen-Transporter Hormonelle Koordination der Insulin
Proteine Aktivität eines Organismus
Rezeptoren Reaktion einer Zelle Membranständige Rezeptoren auf chemische Reize von Nervenzellen
Kontraktile Bewegung Aktin, Myosin
Proteine Muskeln, Flagellen
Abwehr Schutz vor Krankheiten Antikörper
Enzyme selektive Beschleunigung Verdauungsenzyme einer chemischen Reaktion
Proteine haben vielfältige Aufgaben
Wie sind Proteine aufgebaut ?
Die monomeren Bausteine der Proteine: die Aminosäuren
Allgemeine Struktur:
Carboxyl-Gruppe Amino-Gruppe
α-C-Atom (meist asymmetrisch)
Zwitterion:
Das Bauprinzip der Proteine
H
2N COOH
N-terminales Ende C-terminales Ende
„Peptidbindung“
¾ Seitenketten
Kondensation
¾ Rückgrat
Primärstruktur:
lineare Aminosäurekette
Die 4 Ebenen der Proteinstruktur:
Primärstruktur der Proteine
…lineare Abfolge von Aminosäuren bestimmt die Eigenschaften des Proteins
¾ Die Seitenketten der
Aminosäuren bestimmen die Eigenschaften
des Proteins
¾ Rückgrat
Hydrophob, nicht polar:
Die Aminosäure-Bausteine unterscheiden sich in ihren Eigenschaften:
Dreibuchstaben- Code
Einbuchstaben- Code
aliphatische Seiten-
kette
Polar, jedoch ungeladen:
Hydroxy-Gruppe
Proteine sind aus 20 Aminosäuren (Monomere) aufgebaut
geladen,
deshalb sehr hydrophil
Proteine sind aus 20 Aminosäuren (Monomere) aufgebaut
basisch
sauer
Die “Proteinbiosynthese” findet an den Ribosomen statt
Genexpression im Überblick:
Transkription:
DNA RNA
Modifikation der RNA
Reife messenger RNA (mRNA)
Export aus dem Kern Translation
an den Ribosomen:
„Proteinbiosynthese“
Protein-Sequenzierung:
Frederick Sanger Nobelpreis 1958
Die Primärstruktur des
Insulin
…V-H-L-T-P-E-E… …V-H-L-T-P-V-E…
Sichelzellenanämie: Veränderung der Primärstruktur kann zur Veränderung der Proteinfunktion führen
Hämoglobin (146AA)
Hämoglobin Protein
Folge:
Konformationsänderung der Proteine:
sichelförmige rote Blutkörperchen, die
Blutgefäße verstopfen können Mutation im
Hämoglobin
Sekundärstruktur: Proteindomänen formen geordnete, sich wiederholende Strukturen die durch Wasserstoffbrücken stabilisiert werden
Die 4 Ebenen der Proteinstruktur:
Wasserstoffbrücken stabilisieren die Sekundärstruktur der Proteine
α-Helix
¾„Stäbchen“
¾ Wasserstoffbrücken des Rückgrats
¾ zwischen jeder 4. Aminosäure
β-Faltblatt
¾ „Platten“
¾ Wasserstoffbrücken
zwischen zwei oder mehreren Kettenabschnitten
δ- δ+
antiparallel
parallel
Linus Pauling Nobelpreis 1963
Tertiärstruktur: unregelmäßige Strukturen
die durch verschiedenartige Wechselwirkungen der Seitenketten stabilisiert werden.
Die 4 Ebenen der Proteinstruktur:
¾
hydrophobe Wechselwirkungen:hydrophobe Seitenketten sammeln sich im Inneren, der wässrigen Phase abgewandten Regionen
(van-der-Waals- Wechselwirkungen)
Die räumliche Tertiärstruktur wird stabilisiert durch:
CH3 CH3 CH
CH3 CH3
¾ Wasserstoffbrücken CH
¾kovalente
Disulfidbrücken
CH2
S S
CH2 CH2 NH3+
-
O COCH2 CH2
¾ Ionische Wechselwirkung zwischen positiv und negativ geladenen Seitenketten
Quartärstruktur: mehre Polypeptide assoziieren zu einem funktionsfähigen Komplex
Die 4 Ebenen der Proteinstruktur:
Die Proteinfunktion ist von der räumlichen Konformation abhängig
Quartärstruktur:
Mehrere Protein-Untereinheiten lagern sich zu einem funktionellen Komplex zusammen
Einzelne Aminosäure-Austausche können die räumliche Konformation und die
Protein-Funktion verändern
H
H H
Reduktion H
„reversible“
Konformationsänderung Oxidation
Denaturierung Renaturierung
Funktion: aktiv inaktiv
Die Proteinfunktion ist von der räumlichen Konformation abhängig
¾ Chaperone (auch als Chaperonine bezeichnet) sind Proteine, die andere Proteine bei der Faltung unterstützen
3. Nucleinsäuren –
Speicher und Überträger der Erbinformationen
!"#$%&'()*+,-./0123456789:;<=>
? @ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ[\]
^_ `abcdefghijklmnopqrstuvwxyz{|}~
Welche Rolle spielen Nucleinsäuren in
biologischen Systemen ?
Nucleinsäuren speichern und übertragen Erbinformation
Genexpression im Überblick:
Transkription:
DNA RNA
Modifikation der RNA
Reife messenger RNA (mRNA)
Export aus dem Kern Translation
an den Ribosomen:
„Proteinbiosynthese“
Wie sind Nucleinsäuren aufgebaut ?
Ein Nucleinsäurestrang ist ein Polymer aus Nucleotiden
HO H
Polymer
Monomer:
Nucleotid
DNA RNA
Watson Crick Nobelpreis 1962
Die DNA-Doppelhelix
Franklin
DNA: Desoxyribonucleinsäure Die Nukleotid-Bausteine:
Desoxyribose (Pentose)
Phosphat- gruppe
Ester
N-haltige
Base: Adenin N-haltige
Base: Guanin
Purin
Pyrimidin
Cytosin
Thymin
Desoxyribose
(Pentose)
RNA: Ribonucleinsäure Die Nukleotid-Bausteine:
Ribose (Pentose)
Phosphat- gruppe
Ester
Pyrimidin
Uracil
„Nucleosid “
„Nucleotid“
Ein Nucleinsäurestrang ist ein Polymer aus Nucleotiden
Monomer:
Nucleotid
Phospho-
diesterbindung
Zucker- Phosphat- Rückgrat
Base
5` Phosphat-Ende
3` OH-Ende
Die Basenpaarung wird durch Wasserstoffbrücken vermittelt
Zucker- Phosphat- Rückgrat:
kovalente Bindungen
Wasserstoff- brücken
A T G C
Replikation
Basenpaarung:
DNA- und Proteinsequenzen geben Aufschluss über die Evolution
Identität: 98,8 % !
4. Lipide
Allgemeines:
¾ Sammelbegriff für hydrophobe Naturstoffe
¾ sehr vielfältig in Struktur und Funktion
¾ Makromoleküle aber nicht nach dem Polymerprinzip gebaut
¾ deutlich geringere Molekülmassen als die meisten anderen Makromoleküle
¾ wichtigste Lipidfamilien: 1. Fette
2. Phospholipide
3. Steroide
Lipide: 1. Fette
¾ wichtiger Energiespeicher:
Energiegehalt von 1 g Fett entspricht dem von 2 g Stärke
¾ Tiere müssen ihre Energiereserven bewegen Energiespeicher: Fett
Pflanzen nutzen bevorzugt: Stärke
¾ Lipidspeicher bei Pflanzen: z. B. Raps-Samen
¾ Fettgewebe: Polster, Isolation
Wie sind Fette chemisch aufgebaut ?
Chemischer Aufbau:
Fette sind Ester aus Glycerin und Fettsäuren
Dehydratisierungs-
reaktion Ester-Bindung
Alkohol
org. Säure Ester
Glycerin
Fettsäure Fettsäure Fettsäure
Fette oder Triacylglycerine
Chemischer Aufbau:
Fette sind Ester aus Glycerin und Fettsäuren
Dehydratisierungs-
reaktion Ester-Bindung
Alkohol
org. Säure Ester
Glcycerin:
3 Hydroxy-Gruppen (dreiwertiger Alkohol)
Fettsäure
aliphatische CH-Kette (unpolar)
Carboxyl- gruppe
Chemischer Aufbau:
Fette sind Ester aus Glycerin und Fettsäuren
Glcycerin:
3 Hydroxy-Gruppen (dreiwertiger Alkohol)
Fettsäure
aliphatische CH-Kette (unpolar)
Carboxyl- gruppe gesättigte Fettsäuren:
ungesättigte Fettsäuren (enthalten Doppelbindungen!):
Doppelbindungen
Welchen Einfluss hat die Zusammensetzung
der Fette auf die chemischen Eigenschaften ?
Mehrfachbindungen beeinflussen die Eigenschaften der Fettsäuren
Doppelbindungen:
„Knick“ in der Kohlenwasserstoffkette
„gesättigte“ Fette:
meist tierischer Herkunft
„ungesättigte“ Fette:
aus Pflanzen oder Fischen
Härtung: synthetische Addition von Wasserstoff an ungesättigte Fettsäuren Öle, bei RT flüssig
Phospholipide bilden die Hauptbestandteile der Zellmembranen
hydrophober
Bereich
Membran
Wasser Wasser
Lipide: 2. Phospholipide
Phospholipide bilden die Hauptbestandteile der Zellmembranen
Glycerin Cholin
Phospholipide bilden die Hauptbestandteile der Zellmembranen
hydrophober Bereich
Membran
Phospholipiddoppelschicht
Die Phospholipidzusammensetzung bestimmt die Membraneigenschaften
Lipide: 3. Steroide
Kohlenstoffgrundgerüst aus 4 Ringen
Cholesterin:
¾ Bestandteil tierischer Membranen
¾ Vorläufer für Hormonsynthesen (z. B. Sexualhormone)