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Zeitschrift: Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg Heft 3 - 2011 | Startseite | LfU

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Einzelverkaufspreis: 5,00 Euro

Beilage: Rote Liste der Fische und Rundmäuler des Landes Brandenburg (2011)

N ATURSCHUTZ UND L ANDSCHAFTSPFLEGE IN B RANDENBURG

B EITRÄGE ZU Ö KOLOGIE , N ATUR - UND G EWÄSSERSCHUTZ

(2)

Zum Schmetterling des Jahres 2011 haben die Naturschutzstiftung des BUND-Landes- verbandes Nordrhein-Westfalen und die Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V. den Großen Schiller- falter (Apatura iris) gekürt. Die Wahl fiel somit auf einen der wohl schönsten Tagfalter der gemäßigten Breiten. Hätte nicht bereits der Eisvogel den Beinahmen „Fliegender Edelstein“, so könnte man auch diesen schönen Tagfalter mit seinen kräftig blau schillernden Flügeloberseiten so betiteln.

Die – allerdings weniger farbenfroh gezeich- neten – Weibchen der Art können bis zu sieben Zentimeter Flügelspannweite errei- chen und der Große Schillerfalter ist damit einer der größten Tagfalter Europas. Die blau schillernden Flügeloberseiten, die dem Schmetterling zu seinem Namen verhalfen, tragen allerdings nur die Männchen. Sie sind auf winzige Luftkammern in den Flügel- schuppen zurückzuführen, die je nach Licht- einfall die kräftigen Farben erkennen las- sen. Die Weibchen hingegen haben eine dunkelbraune Grundfärbung. Bei beiden Geschlechtern sind die weißen Flecken auf den vorderen Flügeln und eine deutliche und sich sehr kräftig abhebende, weiße Binde sowie ein kleiner Augenfleck auf den Hinterflügeln charakteristisch.

Während der sehr ähnliche und kaum klei- nere Kleine Schillerfalter (Apatura ilia)von der Oberseite her seinem großen Vetter sehr ähnlich ist, kann man ihn anhand dieser Merkmale der Unterseite gut unterscheiden.

Das orangene Auge mit dem dunkler gefärbten Kern auf den Vorderflügeln tra- gen beide Arten, allerdings ist es beim Gro- ßen Schillerfalter größer und deutlicher ausgeprägt. Sehr oft zeigt einem der Schil- lerfalter, wenn er sich denn mal niederlässt, ohnehin bei zusammengeschlagenen Flü-

geln nur die Unterseite etwas länger, so dass eine sichere Bestimmung nicht schwer fallen sollte.

Interessant ist die Lebensweise der Schiller- falter, denn sie tun im Gegensatz zu den meisten anderen Tagfalterarten nun gar nicht das, was man von solchen schönen Tieren erwartet. Denn es gehört schon sehr viel Glück dazu, einen Schillerfalter – dann allerdings eher zufällig – mal auf einer bun- ten Blüte zu erwischen! Warum sollten sie das auch tun, denn der Nektar der Blüten, der Nahrungsgrundlage für viele Schmetter- linge ist, interessiert sie nicht im Geringsten.

Vor allem die Männchen sieht man oft, wie sie sich am Boden niederlassen und dort ent- weder auf feuchten Böden oder auch von Kothaufen verschiedener Säugetiere Mine- ralstoffe oder auch Feuchtigkeit aufnehmen.

So kann es auch passieren, dass sie sich auf der ausgestreckten Hand oder dem Arm niederlassen, denn auch Schweiß wirkt auf sie magisch anziehend!

Die Weibchen hingegen bekommt man ohne- hin seltener zu Gesicht, denn die meiste Zeit halten sie sich in den Kronenbereichen der Bäume auf. Sie ernähren sich im Gegensatz zu den Männchen vor allem von kohledydrat- haltigen Nahrungsgrundlagen wie zum Bei- spiel den Honigtau-Absonderungen von Blattläusen. Dies ist auch der Grund dafür, dass sie sich öfter auf Blättern und anderen Pflanzenteilen niederlassen. Die Männchen haben sehr viel mehr zu tun, sie müssen Konkurrenten vertreiben oder sich um die Weibchen zur Paarung kümmern, daher sieht man sie auch häufiger.

Der Große Schillerfalter hat ein recht großes Verbreitungsgebiet, welches von Zentral- über Osteuropa bis nach Westsibirien, China sowie Korea und Japan reicht. Im Norden kommt er auch in Teilen Skandinaviens und

bis Nordengland und Irland vor, im Süden ist die Art bis zum Mittelmeerraum zu fin- den, im Gebirge wurde sie bis in Höhen von etwa 1500 m nachgewiesen.

Bevorzugte Lebensräume des Großen Schillerfalters sind reich strukturierte Laub- mischwälder. Vor allem in den Wipfeln markanter, überstehender alter Eichen oder Buchen finden sich Männchen und Weib- chen zur Paarung ein. Das Weibchen legt seine Eier dann einzeln fast ausschließlich an die Blätter von Sal-Weiden ab, deren Vorkommen (selten werden andere Weiden- arten genutzt) somit eine weitere wichtige Voraussetzung für das Vorkommen des Schillerfalters ist. Die mit 2 Kopfhörnern versehene, grüne Raupe schlüpft nach etwa 8-10 Tagen, spinnt sich dann in das Blatt ein und frisst es schließlich bis zu den Blatt- rippen ab. Sie überwintert an den Zweigen der Futterpflanze und im Frühjahr verpuppt sich die Raupe von Mai bis Juni. 2-3 Wochen später schlüpfen die Falter.

Die speziellen Lebensraumansprüche sind auch die Ursache dafür, dass der Große Schillerfalter seltener geworden ist und in Deutschland mittlerweile in der Roten Liste der gefährdeten Tierarten in der Vorwarn- liste geführt wird. Die Gefährdung dieser Lebensräume war auch ein Grund für die Wahl der Art zum Schmetterling des Jah- res. In Brandenburg ist der Große Schiller- falter übrigens sogar stark gefährdet.

Frank Zimmermann

Fotos:

Oberseite: Beate und Edmund Salomon (Ost-Erzgebirge/Sachsen, 2011);

Unterseite: F. Zimmermann (Mala Fatra/Slo- wakei/Juni 2011)

Schmetterling des Jahres 2011 – Der Große Schillerfalter (Apatura iris)

(3)

Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg

Beiträge zu Ökologie, Natur- und Gewässerschutz

20. Jahrgang Heft 3, 2011

Inhaltsverzeichis

FRANKZIMMERMANN

Verbreitung und Gefährdungssituation der heimischen Orchideen (Orchidaceae) in Brandenburg

Teil 3: Stark gefährdete, gefährdete und ungefährdete Arten sowie Arten

mit unzureichender Datenlage 80

EVAROCKMANN, LARSTHIELEMANNund BIRGITFELINKS

Auswertung langjähriger Vegetationsaufnahmen auf beweideten Offenflächen

eines ehemaligen Truppenübungsplatzes im Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft 97 FRANKZIMMERMANN, THOMASSCHOKNECHTund KERSTINPIETZOFSKI

Zum Jubiläum von Naturschutzgebieten in Brandenburg 104

KLEINEBEITRÄGE

FRANKZIMMERMANN

Schmetterling des Jahres 2011 – Der Große Schillerfalter (Apatura iris) 78 Internationale Tagung „Steppenlebensräume Europas – Gefährdung,

Erhaltungsmaßnahmen und Schutz“ – 3. bis 6. Juni 2012 in Erfurt 111

LITERATURSCHAU 110

Impressum

Herausgeber: Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg (LUGV)

Schriftleitung: LUGV, Referat Ö2

Natura 2000/Arten- und Biotopschutz Dr. Matthias Hille

Dr. Frank Zimmermann Beirat: Thomas Avermann

Dr. Martin Flade Dr. Lothar Kalbe Dr. Bärbel Litzbarski Dr. Annemarie Schaepe Dr. Thomas Schoknecht Anschrift: LUGV, Schriftleitung NundLBbg

Seeburger Chaussee 2

14476 Potsdam, OT Groß Glienicke Tel. 033 201/442 223

E-Mail: matthias.hille@

lugv.brandenburg.de

ISSN: 0942-9328

Es werden nur Originalbeiträge veröffentlicht. Autoren werden gebeten, die Manuskriptrichtlinien, die bei der Schriftleitung zu erhalten sind, zu berücksichtigen.

Zwei Jahre nach Erscheinen der gedruckten Beiträge werden sie ins Internet gestellt.

Alle Artikel und Abbildungen der Zeitschrift unterlie- gen dem Urheberrecht.

Die Vervielfältigung der Karten erfolgt mit Genehmi- gung des Landesvermessungsamtes Brandenburg (GB-G 1/99).

Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbe- dingt die Meinung der Redaktion wieder.

Redaktionsschluss: 30.11.2011 Layout/Druck/Versand:

Brandenburgische Universitäts- druckerei und Verlagsgesellschaft Potsdam mbH

Karl-Liebknecht-Str. 24/25 14476 Potsdam (OT Golm) Tel. 0331/56 89-0 Fax 0331/56 89-16 Bezugsbedingungen:

Bezugspreis im Abonnement: 4 Hefte – 12,00 Euro pro Jahrgang, Einzelheft 5,00 Euro.

Die Einzelpreise der Hefte mit Roten Listen sowie der thematischen Hefte werden gesondert festgelegt.

Bestellungen sind an o. g. Druckerei zu richten.

Titelbild: Das Helmknabenkraut (Orchis militaris)ist im Tiefland eine typische Art wechselfeuchter Pfeifengraswiesen (bei Nauen, 25.5.2010) Rücktitel: Artenreiche Feuchtwiese mit Breitblättri- gem Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) im Naturpark „Märkische Schweiz“

Fotos: F. Zimmermann

BEILAGE ZUHEFT3, 2011

JULIASCHARF, UWEBRÄMICK, LARSDETTMANN, FRANKFREDRICH, UDOROTHE, CHRISTIANSCHOMA-

KER, HENRIKSCHUHR, MICHAELTAUTENHAHN, ULRICHTHIEL, CHRISTIANWOLTER, STEFFENZAHN&

FRANKZIMMERMANN

Rote Liste der Fische und Rundmäuler (Pisces et Cyclostomata)des Landes Branden- burg (2011)

(4)

Zusammenfassung

Nahezu alle wild wachsenden Orchideen sind in ihren Beständen in Brandenburg in unterschiedlichem Ausmaß gefährdet. Der Beitrag setzt mit der Darstellung der gerin- ger gefährdeten und der ungefährdeten Arten die bereits erschienenen Arbeiten zu den aus- gestorbenen und vom Aussterben bedroh- ten Arten die Übersicht über die historische und aktuelle Verbreitung und Gefährdungs- situation der in Brandenburg heimischen Orchideen-Arten fort.

Insgesamt sind in Brandenburg 9 Orchideen- arten, 2 Unterarten und ein Hybrid in den Gefährdungskategorien „stark gefährdet“

(RL 2) sowie „gefährdet“ (RL 3) eingestuft, für eine Sippe ist die derzeitige Datenlage nicht ausreichend für eine endgültige Ein- schätzung der Gefährdung (RL D). Lediglich eine Orchideenart (Breitblättrige Sitter - Epi- pactis helleborine) kann in Brandenburg als ungefährdet gelten. Mit der Bienenragwurz (Ophrys apifera)ist seit 2007 eine Art hinzu- gekommen, die bislang in Brandenburg nicht vorkam.

1 Einleitung

Der vorliegende Beitrag zu den heimischen Orchideen setzt die bereits erschienenen Beiträge zu den in Brandenburg ausgestorbe- nen sowie zu den vom Aussterben bedroh- ten Arten (ZIMMERMANN 2008, 2009) fort.

Damit wird die erste zusammenfassende Dar- stellung der Orchideenflora Brandenburgs seit WISNIEWSKI (1969) abgeschlossen. Alle zwischenzeitlichen Darstellungen betrachte- ten die gesamte DDR (z. B. WISNIEWSKI1969, HAMEL 1981), einzelne Bezirke (GELBRECHT

1974, WISNIEWSKI 1978, HAMEL 1988) oder Landkreise (KLEMM 1977, HANSPACH 1981, FISCHER1983, SCHULZ1992).

Von den aktuell in Brandenburg, teilweise in mehreren Unterarten, Varietäten und For- men vorkommenden 26 Orchideenarten sind 7 Arten und 2 Unterarten sowie ein Hybrid stark gefährdet (Kategorie 2, vgl. RISTOWet al. 2006). Weitere 2 Arten werden in RISTOW

et al. (2006) als gefährdet (Kategorie 3) ge- führt. Für eine Sippe (Epipactis helleborine ssp. orbicularis) ist die derzeitige Datenlage für eine endgültige Einschätzung der Gefähr- dung nicht ausreichend. Lediglich die Breit- blättrige Sitter - Epipactis helleborine kann in Brandenburg als ungefährdet gelten. Im Jahr 2007 konnte die Bienenragwurz (Oph- rys apifera)erstmals in Brandenburg nach- gewiesen werden.

Auf die Nennung genauer Angaben der Ein- zelfundorte wird aus verschiedenen Gründen bewusst verzichtet, auch wenn es sich bei den hier abgehandelten Arten nicht um akut gefährdete Orchideen handelt. In den letz- ten Jahren wurden in Brandenburg gehäuft Fälle von Plünderungen an Orchideenstand- orten bekannt.

Die Nomenklatur der behandelten Arten bzw. Sippen richtet sich wie in den vorheri- gen Arbeiten nach AHO(2005), wie sie sich überwiegend auch in anderer einschlägiger Literatur (BUTTLER 1986, BUTTLER & HAND

2008; PRESSER 2002, ROTHMALER 2005) und in der aktuellen Roten Liste der Gefäßpflan- zen Brandenburgs (RISTOWet al. 2006) fin- det.

2 Die in Brandenburg stark gefährdeten Orchideen- arten (RL 2)

Cephalanthera damasonium(MILL.) DRUCE Weißes Waldvögelein

C. damasoniumbesiedelt mit Ausnahme von Nordskandinavien nahezu ganz Europa und erreicht im Südosten Kaukasien und das Kas- pische Meer. Es ist eine Orchidee kalkreicher Buchenwälder, wo sie oft mit den anderen beiden heimischen Cephalanthera-Arten und weiteren Orchideen vorkommt. Die Art kann aber auch in Gebüschen und an Sekundär- standorten mit aufgeschlossenen kalk- bzw.

basenreichen Substraten auftreten. Vor allem in den Kalkgebieten West- und Süddeutsch- lands ist das Weiße Waldvögelein recht häu- fig und in den meisten Bundesländern gilt es als ungefährdet, lediglich in Schleswig-Hol- stein ist die Art vom Aussterben bedroht.

Im Nordosten Deutschlands und so auch in Brandenburg zeigt C. damasoniumeine auf- fällige, nahezu ausschließliche Bindung an die Hauptendmoränen der letzten Inlandver- eisung (Weichselglazial). Das Verbreitungsbild markiert somit vor allem die Pommersche Hauptendmoräne mit hohem Kalkgehalt und den dort verbreiteten baltischen Buchenwäl- dern, weiter nördlich findet man die Art erst wieder in den Buchenwäldern der Kreide- küsten Rügens sowie auf Usedom. Isolierte Vorkommen finden sich in Brandenburg z. B.

bei Neuzelle sowie bei Luckenwalde. Zwi- schen den Vorkommen in den nordbranden- burgischen Jungmoränen und den Buchen- waldgebieten Mitteldeutschlands fehlt C. da- masoniumedaphisch bedingt nahezu völlig.

Von den insgesamt knapp 50 besetzten MTB-Q in Brandenburg war nach 1950 etwa ein Drittel nicht mehr besetzt (vgl. BEN-

KERTet al. 1996).

Während einige größere Vorkommen in Buchenwäldern Nordost- und Ostbranden- burgs als recht stabil gelten können (z. B. bei Bad Freienwalde), sind die Bestände an vie- len anderen Standorten stark rückläufig. So sind beispielsweise einige noch vor 10 Jahren gut besetzte Vorkommen an Sekundärstand- orten heute fast erloschen. So fand sich bei Luckenwalde in einem Pappelforst mit hoch- gepflügtem Wiesenkalk 2009 nur noch eine Pflanze (Prinke, mdl. Mitt.). Auch bei Nieder- finow, wo Mitte der 1990er Jahre viele hun- dert Pflanzen in einem Pappel-Weiden-Vor- wald auf kalkreichen Talsanden in einer frü- heren Sandgrube standen, ist das Vorkom- men heute fast erloschen.

Ganz wesentlich für die langfristige Erhal- tung der brandenburgischen Bestände von C. damasonium ist die Erhaltung und schonende Bewirtschaftung der kalkreichen Buchenwälder als wichtigste Standorte.

Cephalanthera rubra(L. RICH.) – Rotes Wald- vögelein

Entsprechend dem mit der vorigen Art iden- tischen Hauptlebensraum (reiche Buchen- wälder) hat C. rubrain Europa ein sehr ähn- liches Areal wie C. damasoniumund C. lon- gifolia. Es reicht jedoch mit einigen Exklaven

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Verbreitung und Gefährdungssituation der heimischen Orchideen (Orchi- daceae) in Brandenburg

Teil 3: Stark gefährdete, gefährdete und ungefährdete Arten sowie Arten mit unzureichender Datenlage

Schlagwörter: Orchidaceae, Brandenburg, stark gefährdete, gefährdete und ungefährdete Arten, historische

und aktuelle Verbreitung, Gefährdungsursachen

(5)

weit nach Osten bis zum Ural sowie süd- westlich bis nach Nordafrika. In Branden- burg ist die Bindung an die weichselglazialen Hauptendmoränen weniger deutlich, da die Art offensichtlich auch in geeigneten Lebens- räumen mit geringerem Kalkgehalt gedeihen kann. Auch die „Verbreitungslücke“ bis zum mitteldeutschen Raum ist weniger ausge- prägt, wogegen C. rubra in Mecklenburg- Vorpommern ein mit C. damasoniumnahe- zu identisches Verbreitungsbild zeigt.

Im Gegensatz zur vorigen Art ist C. rubra nur in Thüringen und Bayern ungefährdet und gilt wegen der dortigen stabilen Vorkom- men auch deutschlandweit als ungefährdet (vgl. KORNECK et al. 1996). In Sachsen-An- halt ist die Art gefährdet (ARBEITSKREIS HEIMI-

SCHEORCHIDEENSACHSEN-ANHALTe. V. 2011).

In allen norddeutschen Bundesländern gilt C. rubra als stark gefährdet, in Schleswig- Holstein kam die Art nie vor (vgl. AHO 2005).

In Brandenburg waren insgesamt ca. 100 MTB-Q besetzt, nach 1950 waren jedoch die Vorkommen in etwa der Hälfte aller vor- her besiedelten MTB-Q erloschen (BENKERT

et al. 1996). Auffällig ist die Häufung von Vorkommen östlich von Berlin, wo die Art auch heute noch in Laubmischwäldern und Kiefernforsten zu finden ist. Dies ist – abge- sehen von ursprünglichen Vorkommen im Rüdersdorfer Kalkgebiet – in erster Linie auf die bis Ende der 1980er Jahre auftretende, massive Kalkstaubemission durch den Kalk- tagebau und die Zementproduktion um Rüdersdorf zurückzuführen. Die damit ver- bundene massive Aufkalkung ließ hier ver- schiedene Orchideenarten gedeihen. Nach- dem jedoch mit dem Einbau moderner Filter- anlagen die Kalkstäube auf ein Minimum reduziert wurden, lässt die Wirkung immer mehr nach und viele Vorkommen von Orchi- deen und anderen Kalk liebenden Arten sind mittlerweile erloschen.

Da C. rubraauch stärkere Beschattung erträgt und dann zumindest noch in sterilen Pflan- zen überdauert (vgl. auch AHO 2005), ver- mag sie auch an Sekundärstandorten lange Zeit zu überleben. So hat sie beispielsweise an einem von N. Wisniewski in den 1970er Jahren durch Ausbringung begründeten und vom Autor seit fast 30 Jahren regelmäßig kontrollierten Standort an einer ehemaligen Tongrube bei Oranienburg bis heute ohne jegliche Pflegemaßnahmen trotz fortschrei- tender Gehölzsukzession zusammen mit der ebenfalls eingebrachten C. damasoniumüber- lebt, während dort Epipactis atrorubens, E. palustrisund Orchis militarismittlerweile erloschen oder nahezu verschwunden sind.

Das Rote Waldvögelein weist in vielen Beständen starke Schwankungen von Jahr zu Jahr auf. Gute und stabile Bestände hat C. rubra heute beispielsweise noch in den ausgedehnten Buchenwaldgebieten der nord- östlichen Uckermark.

Eine schonende Waldbewirtschaftung sowie ggf. Auflichtungen zu stark verschatteter Bestände (z. B. in Hallenwäldern) sind für den Erhalt der Vorkommen erforderlich. In Gebie- ten mit überhöhten Schalenwildbeständen erfolgt ein starker Verbiss der Pflanzen.

Abb. 1

Das Weiße Waldvögelein (Cephalanthera damasonium) besiedelt neben reichen Buchen- wäldern auch Sekundärstandorte, wie hier bei Niederfinow (28.5.1992)

Foto: F. Zimmermann

Abb. 2

Das Rote Waldvögelein (Cephalanthera rubra) ist eine typische Art der reicheren Buchen- wälder, besiedelt aber auch Sekundärstandorte. Hier an der Tongrube bei Mühlenbeck wur- de sie von N. Wisniewski in den 70er Jahren angesiedelt und wächst heute noch in etwa 50

Exemplaren (20.6.2006) Foto: F. Zimmermann

(6)

Dactylorhiza incarnata(L.) SOÓssp. incarna- ta– Steifblättriges Knabenkraut

Wohl kaum eine andere heimische Orchi- deenart dringt in Europa soweit nach Nor- den vor wie D. incarnata. Ihr Areal umfasst nahezu ganz Europa, wo sie lediglich auf der Iberischen Halbinsel und in Italien weitge- hend fehlt, große Teile West- und Mittelsibi- riens (mit einer Exklave in Ostsibirien) und reicht südöstlich bis zum Altai. Dabei handelt es sich um eine charakteristische Art der naturnahen Niedermoore, Feuchtwiesen und Moorgebüsche, die ihre Hauptverbreitung in Zentraleuropa im Flach- und Hügelland hat.

Da sie im Gegensatz zu vielen anderen heimi- schen Orchideen auch kalk-/basenarme Standorte zu besiedeln vermag, lässt sich wohl ihr von fast allen hiesigen Orchideen abweichendes Verbreitungsmuster in Deutsch- land erklären, denn in den mitteldeutschen Trockengebieten und den Mittelgebirgen war und ist sie nur sehr zerstreut verbreitet (vgl.

AHO 2005, BENKERTet al. 1996). Klare Ver- breitungsschwerpunkte waren und sind Nord- ostdeutschland und das Alpenvorland, also im weitesten Sinne die von Weichsel- und Saaleglazial geprägten Gebiete.

Da die Hauptlebensräume von D. incarnata– einst im nordostdeutschen Tiefland recht weit verbreitete kalk- und basenreiche Nieder- moore – über Jahrhunderte vom Menschen extrem verändert oder zerstört wurden, lässt sich die im Gegensatz zur weiten natürlichen Verbreitung vergleichsweise starke Gefähr-

dung der Art erklären. Nur in Bayern und Baden-Württemberg gilt D. incarnataals ge- ring gefährdet (Kat. 3, vgl. KORNECK et al.

1996). In fast allen anderen Bundesländern ist die Art stark gefährdet (Kat. 2), in Sach- sen und Thüringen ist sie vom Aussterben bedroht.

In Brandenburg hat die Art – ungeachtet einer noch vorhandenen recht hohen Anzahl von Fundorten – in den letzten 50 Jahren einen unvergleichlichen Niedergang erlitten.

Bei ASCHERSON(1864) gehört D. incarnatazu den wenigen Orchideenarten, für die auf- grund der Häufigkeit keine Einzelfundorte genannt werden. Er schreibt „d. d. G. meist nicht selten“ (Anm. des Autors: d. d. G. = durch das Gebiet). Zusammen mit der noch häufigeren und weiter verbreiteten D. maja- lisgehörte D. incarnatawohl noch bis Ende der 1960er Jahre zu den häufigsten Orchi- deen des nordostdeutschen Tieflandes. Auf über 200 MTB-Q wurde die Art in Branden- burg insgesamt nachgewiesen, lediglich ein einziger Quadrant (!) davon war nach 1950 nicht mehr besetzt. Der wirkliche Nieder- gang der Art wurde wohl vor allem in den 1970er Jahren mit den Komplexmelioratio- nen der großen Niederungen Brandenburgs eingeleitet. Dennoch blieben nahezu überall noch kleinere Restvorkommen erhalten, die jedoch im Zuge der zunehmenden Nutzungs- auflassung von Feuchtwiesen nach 1990 im- mer mehr in Bedrängnis gerieten. D. majalis war von den Meliorationsprozessen ab den

1970er Jahren weniger betroffen, da diese gern leicht vorentwässerte, moorige bis anmoorige Standorte besiedelt. D. incarnata ist jedoch im Gegensatz dazu an einen mög- lichst intakten Wasserhaushalt mit ganzjäh- rig hohen Grundwasserständen gebunden.

Andererseits vermag die Art selbst in länger andauernden Auflassungsphasen besser zu überdauern als D. majalis. Selbst in relativ dicht verschilften Wiesen kann D. incarnata hier und da noch eine Zeit lang überleben.

Heute existieren in Brandenburg wohl sicher noch weit über 100 Vorkommen von D. in- carnata. Darunter sind jedoch nur relativ we- nige stabile und individuenreiche Bestände.

Oft handelt es sich nur noch um wenige Pflanzen, nicht selten sind nur noch Misch- bestände aus D. majalisund Hybridschwär- men der beiden Arten (D.x aschersoniana) vorhanden, während D. incarnataals Eltern- teil mitunter bereits fehlt.

Während D. majalisdurch Wiederinnutzung- nahme nicht zu stark entwässerter oder inten- sivierter Feuchtwiesen recht schnell wieder vitale, individuenreiche Bestände aufbauen kann, ist eine Bestandsverbesserung bei D. incarnatanur durch gleichzeitige Verbes- serung des Wasserhaushaltes möglich. Aller- dings ist dann auch das Fleischfarbene Kna- benkraut in der Lage, sich in kurzer Zeit wie- der zu vermehren, wie z. B. die sehr erfreuli- che aktuelle Entwicklung in wiedervernäss- ten Braunmoosmooren (z. B. in der Liebero- ser Endmoräne) oder in Nasswiesen mit wie-

Abb. 4

Vor allem in kalk- und basenreichen Braunmoosmooren treten gehäuft Exemplare mit weißen oder hellrosa Blüten von Dactylorhiza incarnata auf. Die manchmal auch am Spornschlund leicht gelblich gefärbten Blü- ten können zu Verwechslungen mit D. incarnata ssp. ochroleuca führen (16.6.2011, NSG Lieberoser Endmoräne) Foto: F. Zimmermann Abb. 3

Steifblättriges Knabenkraut in der Nominatform (Dactylorhiza incar- nata ssp. incarnata) (NP Märkische Schweiz, 25.5.2011)

Foto F. Zimmermann

(7)

der aufgenommener Pflege in den Naturpar- ken Märkische Schweiz und Barnim zeigt.

Die Variabilität von D. incarnataist hinsicht- lich verschiedener Merkmale recht groß und führt auch immer wieder zu Verwechslungen.

Während D. majaliswegen ihrer gefleckten Blätter oft für das Gefleckte Knabenkraut (Dactylorhiza maculatas. l.) gehalten wird, werden von der „Normalform“ abweichen- de Pflanzen von D. incarnataimmer wieder mit Arten verwechselt, die bei uns nie oder vermutlich nicht vorkamen (z. B. Dactylorhiza cruenta, D. traunsteineri). Besondere Verwir- rung stiften vor allem die oben genannten Hybridschwärme mit D. majalis.

An sehr nassen Standorten in naturnahen Braunmoosmooren lassen sich gehäuft Pflan- zen mit weißen oder zumindest sehr hellen, nur leicht rosa überhauchten Blüten finden, bei denen auch die typische Zeichnung der Lippe völlig fehlt oder stark verblasst ist. In einem großen Bestand der Art in der Liebe- roser Endmoräne machen diese weißen oder hellen Pflanzen beispielsweise etwa 30 % aus, ein anderes Vorkommen im Schlaubetal weist regelmäßig 10-15 % weißblühende Exemplare auf.

Das hellgelb blühende, sehr großwüchsige Strohgelbe Knabenkraut wird mittlerweile von einigen Autoren als eigene Art (D. ochroleuca) geführt (vgl. ZIMMERMANN2009).

In naturnahen, kalk- oder basenreichen Flach- mooren kommt auch in Brandenburg D. incar- natassp. serotina(HAUSKN.) SOÓvor, eine Sip- pe, die heute oft nur noch im Rang einer Varietät geführt wird und daher in RISTOW

Abb. 5

Die spätblühende Sippe des Steifblättrigen Knabenkrautes (D. incarnata ssp. serotina) blüht in Brandenburg 3-4 Wochen nach der Nominatsippe und ist nur in wenigen Braunmoosmoo- ren zu finden (Templin, 11.6.2009)

Abb. 6

Der sehr seltene Hybrid D. incarnata ssp.

ochroleuca X D. incarnata ssp. serotina ist an der gelblichen Färbung des Spornschlun- des zu erkennen und kommt in Brandenburg nur an einem Standort bei Templin in weni- gen Pflanzen vor (11.6.2009)

Foto: F. Zimmermann

(8)

et al. (2006) nicht bewertet wurde. Von der frühblühenden Sippe unterscheidet sich die ssp. serotinadurch die späte Blütezeit (ca. 2-4 Wochen später) und dunklere, fleischfarbe- ne Blüten, einen meist kleineren Wuchs und schmalere Blätter aus (vgl. AHO 2005). D. in- carnatassp. serotinaist in Brandenburg aus- gesprochen selten. Da die Sippe in der dies- bezüglichen Literatur aus Brandenburg kaum separat aufgeführt wird, kann wenig über die frühere Verbreitung gesagt werden. Auf- grund ihrer Bindung an weitgehend intakte oder zumindest in einem guten Pflege- zustand befindliche Braunmoosmoore kann jedoch als sicher gelten, dass sie wohl schon immer recht selten vorkam. Bei separater Beurteilung der Sippe wäre sie heute als vom Aussterben bedroht einzuschätzen.

Als absolute Rarität soll an dieser Stelle die in Brandenburg nur an einem Fundort bei Templin sicher nachgewiesene und auch heute dort noch vorkommende Hybride von D. incarnatassp. ochroleucaund D. incarna- ta ssp. serotinaerwähnt werden (s. Abb. 6).

An gleicher Stelle konnte bei einer Exkursion des Autors mit K. P. Buttler im Jahr 2009 auch die äußerst seltene Hybride von D. incarnata ssp. ochroleucamit D. majalisssp. majalis (Dactylorhiza x templinensis POTUCEK) mit einer Pflanze wiedergefunden werden.

Dactylorhiza maculata(L.) SOÓs. l. – Gefleck- tes Knabenkraut

D. fuchsii[Druce] SOÓ– Fuchs´sches Knaben- kraut

Nach dem von BAUMANNin AHO (2005) vor- gelegten Konzept wird der überwiegende Teil der bis dahin D. maculatazugeordneten Pflanzen zu D. fuchsii gestellt. In diesem Sinne erfolgte auch die Beurteilung der Gefährdung für Brandenburg (RISTOWet al.

2006), und auch in ARBEITSKREIS HEIMISCHE

ORCHIDEENSACHSEN-ANHALTe. V. (2011) wird unter Verweis auf die ausstehende endgülti- ge Klärung diesem Konzept gefolgt.

Die Sippenstruktur des Dactylorhiza macula- ta-Komplexes darf auch heute noch keines- wegs als befriedigend geklärt gelten. Die Unterscheidung der D. maculatas. str. von D. fuchsii(DRUCE) SOÓbereitete schon immer in vielen Gebieten große Schwierigkeiten. Frü- her wurde versucht, die Arten zytologisch zu trennen. D. maculata s. str. soll demnach tetraploid [2n=80], D. fuchsiidiploid [2n=40]

sein (vgl. VERMEULEN 1947, WISSKIRCHEN &

HAEUPLER1998). Ganz abgesehen davon, dass eine Trennung der beiden Sippen anhand die- ses Merkmales feldbiologisch nicht anwend- bar ist, konnte dies in der Praxis auch nicht durchgängig bestätigt werden. STAHLBERG&

HEDREN (2007) haben anhand morphologi-

scher und zytologischer Untersuchungen erst kürzlich anhand von Populationen in Schwe- den erneut versucht, zur Klärung beizutragen.

D. maculatas. l. ist in ganz Europa und gro- ßen Teilen Asiens weit verbreitet. Auch in Deutschland gehört der Komplex zu den recht weit verbreiteten Orchideen, wenn- gleich mit deutlichem Schwerpunkt in der Mitte und im Süden.

Weder in Deutschland insgesamt noch in Brandenburg wurden aufgrund der o. g.

Probleme die beiden Sippen bislang bei den Kartierungen konsequent getrennt. Wäh- rend eine Zuordnung z. B. im Alpenraum, den deutschen Mittelgebirgen und den Kalk- Gebirgen vieler europäischer Länder sicher möglich erscheint (dort ist D. fuchsiis. str.

z. T. weit verbreitet), ist eine saubere Tren- nung der Sippen zumindest im Tiefland nur schwer möglich.

Mit den brandenburgischen Vorkommen des D. maculata-Komplexes beschäftigte sich bereits SCHARFENBERG(1977) ausführlich. Dem- nach wurden die meisten Vorkommen hier bislang D. maculatas. str. zugeordnet. Aller- dings konnten auch durch den Autor – vor allem in Ost-Brandenburg – bei den noch existenten Vorkommen hinsichtlich der Merk- male verschiedene Formen und Übergänge zwischen „maculata“- und „fuchsii“-Typen

Abb. 7

Typische Pflanzen des Gefleckten Knabenkrautes (D. maculata s. str.) an einem Autobahnausstich bei Forst (Mai 1993)

Foto: F. Zimmermann

Abb. 8

Blütenstand einer anderen Pflanze am Standort bei Forst (Mai 1993) Foto: F. Zimmermann

(9)

beobachtet werden. D. „fuchsii“nach „klas- sischer“ Sichtweise, wie man sie aus vielen Regionen Mitteleuropas kennt (s. Abb. 9), konnte in Brandenburg vom Autor lediglich ein einziges Mal 1993 an einem vermutlich angesalbten und kurz danach wieder

erloschenen Vorkommen südlich von Potsdam beobachtet werden. Dennoch lassen sich Pflan- zen an verschiedenen Standorten im östli- chen Brandenburg (z. B. Märkische Schweiz, Schlaubetal) anhand der Blütenmerkmale sicher D. fuchsiizuordnen (s. Abb. 11).

Im Süden und Südosten Brandenburgs tendie- ren die Pflanzen insbesondere nach den Blü- tenmerkmalen schon immer mehr zu D. ma- culatas. str. (s. Abb. 7 u. 8).

Nach den nicht unumstrittenen Ausführun- gen in AHO (2005) soll D. maculata s. str.

Abb. 9

Typische Pflanze des Fuchsschen Knabenkrautes (Dactylorhiza fuch- sii) an dem bereits kurz nach dem Auffinden wieder erloschenen Standort am Grössinsee bei Potsdam. Vermutlich wurden die Pflan- zen dort in einer Mischpopulation von D. majalis und D. incarnata

angesalbt (Mai 1993). Foto: F. Zimmermann

Abb. 10

Dactylorhiza fuchsii – Detail des Blütenstan- des der Pflanze vom Grössinsee (Mai 1993) Foto: F. Zimmermann

Abb. 13

Dactylorhiza maculata – Detail des Blüten- standes einer anderen Pflanze aus dem Bestand in der Lieberoser Endmoräne (Mai

1993) Foto: F. Zimmermann

Abb. 11

Meist ist vor allem im östlichen Brandenburg diese Form aus dem D. maculata-Komplex zu finden, die v.a. anhand der Blütenmerk- male D. fuchsii zuzuordnen ist (NSG Schlau- betal, 19.6.2010) Foto: F. Zimmermann

Abb. 12

Geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza maculata) in der Lieberoser

Endmoräne (Mai 1993) Foto: F. Zimmermann

(10)

identisch mit der später zu Dactylorhiza maculata gestellten ssp. elodes sein. Die Vorkommen von D. maculata s. str. sollen demnach ausschließlich in sauren Torfmoos- mooren liegen und in strenger Auslegung dieser Sichtweise soll sie in Deutschland nur an einem einzigen Standort im äußersten Westen an der Grenze zu Holland vorkom- men. Durch SCZEPANSKI (2006) wird jedoch anhand umfangreicher Analyse der Original- beschreibungen und Auswertung zahlreicher Herbarbelege sowie eigener Untersuchun- gen nachvollziehbar dargelegt, dass D. ma- culata s. str. und D. maculata ssp. elodes nicht identisch sind.

D. maculata s. str. ist wohl auch das Vor- kommen bei Lieberose zuzuordnen ist (Abb.

12 u. 13.).

Der in AHO (2005) vertretenen Auffassung folgend wurden alle brandenburgischen Vor- kommen in der aktuellen Roten Liste (RISTOW

et al. 2006) vorläufig als D. fuchsiibewertet.

Unabhängig davon wäre jedoch in jedem Falle auch D. maculatas. str. als stark gefähr- det zu führen. Von den in BENKERTet al. (1996) markierten, insgesamt über 100 MTBQ- Nachweisen von D. maculatas. l. dürften bis heute über 80 % erloschen sein.

Im Westen Brandenburgs fehlen aktuelle Nachweise zum D. maculata-Komplex völlig, lediglich im Südosten gibt es noch eine gewis- se „Häufung“ allerdings überwiegend sehr kleiner Vorkommen. Die Fundorte von D. ma- culata s. l. in Brandenburg liegen historisch

wie aktuell schwerpunktmäßig in Gebüschen und an Waldrändern sowie (im Südosten) vereinzelt auch in Mooren oder an Moorrän- dern (einschließlich Torfstichen). ASCHERSON

(1864) gibt sie auch für „trockenere Wie- sen..., zerstreut d. d. G., oft gesellig, gern mit G. conopsea“ an, HUDZIOK (1964) bezeichnet sie als „ziemlich häufig“ und nennt nur Beispiele von Vorkommen.

Konkrete Schutzmaßnahmen gestalten sich aufgrund der recht undifferenzierten Habitat- bindung als sehr schwierig. Das kleine Vor- kommen bei Lieberose, welches möglicher- weise der var. ericetorum zugeordnet wer- den kann, ist aufgrund jahrelangen Wasser- mangels und fortschreitender Sukzession stark im Rückgang und akut bedroht. Nach den erst vor wenigen Jahren im Rahmen des brandenburgischen Waldmoorprogrammes durchgeführten Vernässungsmaßnahmen (vgl.

LANDGRAF 2010) sind dort jedoch die Was- serstände in den niederschlagsreichen Jahren 2010/2011 wieder deutlich angestiegen und geben Anlass zur Hoffnung, dass der Stand- ort erhalten bleibt.

Dactylorhiza majalis (RCHB.) P. F. HUNT &

SUMMERH. ssp. majalis– Breitblättriges Kna- benkraut

D. majalisist eine typische Art mit zentral- europäischem Verbreitungsschwerpunkt, das geschlossene Verbreitungsgebiet reicht west- wärts bis zu den Pyrenäen und nach Süd- england, im Norden bis Dänemark, im Süden

bis zum Mittelmeer und im Osten bis ins sar- matische Florengebiet. In Südosteuropa und Teilen Kleinasiens wird die Art durch die ökologisch vikariierende D. cordigerasowie weiter östlich durch D. euxinaersetzt. Bereits in Südschweden sowie in Irland und Schott- land befinden sich nur einzelne, weit vorge- schobene Vorposten, die iberische Halbinsel wird abgesehen von den Pyrenäen nicht erreicht.

In Deutschland liegt die heutige Hauptver- breitung von D. majalis in den Bergwiesen der Mittelgebirge und des Alpenvorlandes.

Dort hat sie wohl heute noch eine ähnliche Häufigkeit wie bis Mitte des 20. Jahrhun- derts auch in großen Teilen Norddeutsch- lands.

D. majalisist eine der wenigen Orchideen Brandenburgs, zu der sich nicht nur in älte- ren Florenwerken nur sehr allgemeine Ver- breitungsangaben finden. ASCHERSON(1864) schreibt unter Orchis latifolia, wie sie damals noch hieß: „Feuchte Wiesen, d. d. G. ge- mein“. Und auch in ROTHMALERund anderen Bestimmungsbüchern der letzten Jahre fin- den man noch Angaben wie „…alle Bundes- länder verbreitet“ und nur wenige regionale Einschränkungen.

Zweifelsfrei gehört D. majalis noch zu den recht weit verbreiteten und nicht akut gefährdeten Orchideen. Es ist auch derzeit nicht zu befürchten, dass die Art deutsch- landweit oder in Brandenburg in eine höhere Gefährdungskategorie „abrutscht“. Den-

Abb. 14

Das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) verfügt dank einer optimierten Pflege und engagierter Gebietsbetreuer wieder über eini- ge große Vorkommen in Brandenburg (NP Märkische Schweiz, 25.5.2011) Foto: F. Zimmermann

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noch sind die Bestände, die wir heute vor- finden, oft besorgniserregend klein. Neben massiven Bestandseinbußen durch Nutzungs- intensivierung und Melioration von Feucht- wiesen in den 1960er und 1970er Jahren folgten durch Nutzungsauflassung nach 1990 zunächst nochmals massive Bestands- rückgänge, die landesweit bis heute anhal- ten. Diese betreffen weniger die Anzahl der Vorkommen als vielmehr teilweise katas- trophale Rückgänge der Individuenzahlen an den einzelnen Standorten. Waren noch Mitte der 80er Jahre viele Vorkommen mit teilweise tausenden Pflanzen besetzt, schrumpften die Bestände innerhalb von wenigen Jahren auf manchmal nur noch einzelne Pflanzen.

In Brandenburg ist D. majalisimmer wieder mit D. incarnata(meist ssp. incarnata) ver- gesellschaftet und bildet mit dieser fertile Hybridschwärme (D.x aschersoniana, siehe dort und bei den Ausführungen bei D. incar- nata). Die ohnehin recht starke Variabilität von D. majalis vor allem hinsichtlich Blatt- fleckung, Blütenfärbung und -zeichnung sowie Wuchshöhe und Habitus führt im Zusammenhang mit diesen Hybridschwär- men sehr oft zu Fehlbestimmungen. Am häufigsten ist die (leicht vermeidbare) Ver- wechslung mit D. maculata, denn die Blatt- fleckung ist beispielsweise kein Unterschei- dungsmerkmal zu dieser Art. Aber auch das breite Merkmalsspektrum der Hybriden lässt mitunter keine saubere Ansprache zu. Dabei kann es schon einmal vorkommen, dass aus einer Wiese vermeintlich drei Orchideen- arten gemeldet werden und sich bei einer Kontrolle letztlich alles „nur“ als D. majalis oder bestenfalls noch beigemischte D. x aschersonianaherausstellt. Auch erfahrenen Botanikern fällt die Ansprache dieses Arten-/

Hybridkomplexes um D. majalisund D. in- carnatamitunter nicht leicht.

Bis heute nicht zufriedenstellend geklärt ist die systematische Zuordnung der bislang auch in der Roten Liste Brandenburgs (RISTOW

et al. 2006) als eigene Unterart geführten D. majalis ssp. brevifolia (s. auch ZIMMER-

MANN2008). Neuere, noch nicht abgeschlos- sene Untersuchungen anhand von Herbar- material und Pflanzen von Naturstandorten in Nordostdeutschland lassen den Verdacht aufkommen, dass die in einigen kalk- bzw.

basenreichen Mooren Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns (früher) gefun- dene, kleinwüchsige, zierliche Sippe mit schmalen Blättern möglicherweise D. traun- steineri nahesteht oder möglicherweise sogar mit dieser identisch ist (Buttler mdl.), aber auch eine Zugehörigkeit dieser Pflan- zen zu D. lapponicawäre denkbar (Sczepan- ski in litt.).

Eine vollständige Überprüfung aller ehemali- gen Standorte dieser Pflanzen in Branden- burg steht noch aus. An früher für die Sippe angegebenen Standorten im Seechen bei Templin sind derartige Pflanzen seit längerer Zeit verschwunden und im Mergelluch bei Prenden, wo G. Hamel (mdl.) und auch der Autor noch vor etwa 20 Jahren möglicher- weise zu dieser Sippe gehörende Pflanzen

Abb. 15

Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) in einer Feuchtwiese bei Nauen

(25.5.2010) Foto: F. Zimmermann

Abb. 16

Blütenstand des Breitblättriges Knabenkrautes (Dactylorhiza majalis) (bei Nauen, 24.5.2011) Foto: F. Zimmermann

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beobachten konnten, scheint sie auch zumin- dest verschollen zu sein.

Kaum eine andere Orchideenart reagiert so schnell positiv auf eine geänderte oder wie- der aufgenommene Nutzung wie D. majalis.

Da zumeist immer einige Pflanzen in den Vorkommensgebieten unter suboptimalen Bedingungen ausgedauert haben, können sich manche Bestände ebenso schnell wieder zu Massenvorkommen aufbauen wie sie vor- her an gleicher Stelle oder anderswo zusam- mengebrochen sind. Gab es noch vor eini- gen Jahren nur noch ein einziges Vorkom- men der Art in Brandenburg mit mehreren Tausend Exemplaren (bei Brandenburg/Stadt, max. 6.000), so gibt es heute dank erfolgrei- cher Renaturierungsmaßnahmen und opti- mierter oder wieder aufgenommener Pflege wieder mindestens 5 solcher Massenvorkom- men. In einem Vorkommen am Rand des Spreewaldes wurden 2010 beispielsweise weit über 20.000 Exemplare gezählt.

Weiß blühende Pflanzen treten bei D. maja- lisäußerst selten auf und sind selbst in grö- ßeren Beständen nur ganz vereinzelt zu fin- den. Derartige „Raritäten“ wecken leider auch immer wieder den Sammlerinstinkt fragwürdiger „Naturfreunde“. Erst im letz- ten Jahr wurde die offensichtlich einzige weißblühende Pflanze an einem Standort im Naturpark Märkische Schweiz ausgegraben (Wedl mdl.), während einige weitere sehr Abb. 17

Hybridpopulationen von D. x aschersoniana (D. majalis x D. incarnata ssp. incarnata) geben oft Anlass für Verwechslungen (NSG Biesentha-

ler Becken, 10.6.2009) Foto: F. Zimmermann

Abb. 18

Blütenstände von D. X aschersoniana (NSG Biesenthaler Becken, 26.5.2011)

Foto: F. Zimmermann

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hellblühende, aber wohl überwiegend hybri- dogene Pflanzen (D. x aschersoniana) un- versehrt blieben.

Dactylorhizax aschersonianaHAUSKN. (BOR-

SOSet SOÓ) (D. majalisssp. majalisx D. in- carnatassp. incarnata)

Zu D.x aschersonianaals fertiler Hybrid sei ergänzend zu den bereits bei den Eltern erfolgten Ausführungen ergänzt, dass die Hybridsippe oft im Gelände nicht als solche erkannt wird. Dies ist vor allem der großen Variabilität geschuldet, die von fast den Elternarten gleichkommenden Pflanzen bis hin zu allen Übergängen und Merkmalskom- binationen reicht. Sind nicht selten auftre- tende Pflanzen mit mehr oder weniger star- ker Blattfleckung (von D. majalis) und gut ausgeprägter bis angedeuteter Kapuzenspitze (von D. incarnata) noch sehr leicht als hybri- dogen zu identifizieren, fällt dies in den meisten Fällen deutlich schwerer. Vor allem die Abgrenzung hybridogener Pflanzen, die von den Merkmalen her stark zu D. incarna- tatendieren, zu reinen D. incarnatagestaltet sich oft extrem schwierig und ist mitunter sogar unmöglich.

Da zudem in nicht wenigen Gebieten D. x aschersoniana und D. majalis gemeinsam

vorkommen, während die anspruchsvollere (und feuchtere sowie nährstoffärmere Stand- orte bevorzugende) D. incarnata als Eltern- art aus den o. g. Gründen (zumindest aktuell) fehlt, wird so mancher Hybrid leichtfertig D. incarnatazugeordnet.

Bei optimierten oder wieder aufgenommenen Pflegemaßnahmen in Feuchtwiesen stellen sich alsbald vor allem D. majalis und D. x aschersoniana wieder ein oder bauen rasch große Bestände auf, während D. incarnata i. d. R. verzögert und in geringerem Umfang folgt und manchmal mangels vorhandener

„Restexemplare“ in der Fläche oder der Nach- barschaft längere Zeit oder völlig ausbleibt.

Mikrostandörtlich schließen sich D. incarnata und D. majalishinsichtlich des Feuchte- und Nährstoffgradienten oft aus, allerdings sind die mosaikartigen Verteilungen beider Arten in einer Fläche mitunter sehr kleinräumig ver- zahnt (vor allem in wechselfeuchten Wiesen mit kleinräumig wechselndem Mikrorelief.

Epipactis palustris(L.) CRANTZ– Sumpf-Sitter, Sumpf-Stendelwurz

E. palustris ist nach dem Frauenschuh und den Cephalanthera-Arten diejenige heimische Orchideenart mit den größten und auffällig- sten Blüten, der man auch viel offensichtli-

cher ihre Zugehörigkeit zur Familie der Orchi- deen ansieht. Die Art kommt fast in ganz Europa vor, wo sie lediglich im Südteil der iberischen Halbinsel und im nördlichen Skan- dinavien fehlt. Das geschlossene Areal endet östlich am Ural, aber die Art kommt den- noch immer wieder bis weit nach Zentral- asien vor. In Kleinasien findet man E. palus- trisinteressanterweise – wie so manche an- dere Art auch – ausschließlich im Nordosten in kleinen Vorpostenvorkommen entlang der östlichen Schwarzmeerküste am Pontischen Gebirge und dann wieder im Kaukasus. Im Süden erreicht sie Nordafrika.

Die Verbreitung in Deutschland korreliert mit der Verbreitung der natürlichen Lebensräu- me der Art – kalk- und basenreiche Nieder- moore, Quell- und Hangmoore mit intaktem Wasserhaushalt. Dass E. palustrisheute noch weiter verbreitet ist als andere Arten dieser Lebensräume, ist wohl lediglich auf die Tat- sache zurückzuführen, dass die Art – wohl auch aufgrund ihrer Lebensweise als Rhy- zomgeophyt – auf Habitatveränderungen etwas weniger empfindlich reagiert. Ein Blick auf die aktuelle und historische Verbreitung (BENKERTet al. 1996) zeigt aber auch deutli- che Verbreitungsschwerpunkte im nordost- deutschen Tiefland und dem Alpenvorland,

Abb. 19

Die Sumpfsitter (Epipactis palustris) besiedelt bevorzugt quellige und wechselfeuchte Wiesen und Moore (25.6.2000, NSG Rheinsberger

Rhin) Foto: F. Zimmermann

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also Räumen, in denen kalk- und basenreiche Feuchtstandorte der Jungmoränengebiete natürlicherweise teils großräumig vorkamen.

Dabei wird auch deutlich, dass die histori- sche Verbreitung vor 1950 in Mitteldeutsch- land weitaus größer war als heute und die Ausdünnung der Standorte dort bereits viel früher von statten ging als im Nordosten Deutschlands. So weist die entsprechende Karte in BENKERTet al. (1996) sehr anschau- lich aus, dass vor allem in Thüringen, Sachsen- Anhalt und Sachsen die Zahl der bereits vor 1950 erloschenen Vorkommen (helle Kreise) bei insgesamt ähnlicher historischer Fundort- dichte weitaus überwiegt, während sie in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpom- mern nur ganz wenige Standortverluste vor 1950 aufzeigt.

Umso gravierender sind in Nordostdeutsch- land die Rückgänge von E. palustris auf- grund der flächendeckenden Komplexmelio- rationen in den 1960er und 1970er Jahren zu bewerten, die zahllose Moorflächen über- wiegend irreversibel vernichtete oder ent- wertete und deren Auswirkungen noch heu- te überall in der Landschaft zu sehen sind.

Der Blick in die bislang noch nicht aktuali- sierte Rote Liste der Gefäßpflanzen Deutsch- lands (KORNECKet al. 1996) lässt Interessan- tes erkennen. So gibt es wohl nur vergleichs- weise wenige andere Pflanzenarten, bei denen die Gefährdungssituation in den meis- ten Bundesländern identisch ist. E. palustris wird in fast allen Bundesländern völlig ein- heitlich als stark gefährdet (2) eingestuft, lediglich in Bayern und Baden-Württemberg gilt die Art „nur“ als gefährdet (3). Ohne die Verbreitung und Häufigkeit der Art dort en detail zu kennen, kann vielleicht doch die Fra- ge aufgeworfen werden, ob die in KORNECK

et al. (1996) getroffene Einstufung der deutsch- landweiten Gefährdung der Art als „gefähr- det“ (3) damals wie heute den Tatsachen entspricht.

In Brandenburg gibt es aktuell vielleicht noch 50-100 Vorkommen von E. palustris. Doch die Zahl ist weiter rückläufig und – ähnlich wie bei anderen Arten der basen- und kalk- reichen Feuchtstandorte – weisen viele Vor- kommen nur noch kleine Restbestände auf.

Auch E. palustris reagiert auf Renaturie- rungsmaßnahmen geeigneter Standorte sehr positiv und kann über Samenausbreitung sehr schnell wieder große Bestände aufbauen.

Darüber hinaus vermag die Art auch Sekun- därstandorte mit geeigneten Bedingungen zu besiedeln, an denen sie kurzzeitig Massen- bestände ausbilden kann. Vor allem Ton- und Mergelgruben, aber auch Sandgruben mit kalk-/basenreichen Sanden und anstehen- dem Grundwasser an der Abbausohle wur- den in der Vergangenheit immer wieder besiedelt. Allerdings verschwand die Art (wie auch die manchmal an solchen Stellen gemeinsam auftretende Liparis loeselii) im Verlauf der rasant ablaufenden Gehölzsuk- zession recht bald wieder. Heute entstehen solche Standorte ohnehin kaum noch neu, sie sind aber für die Etablierung stabiler Vor- kommen und die (mittel- bis langfristige) Ver- besserung der landesweiten Bestandssitua-

tion nicht geeignet (wie im Übrigen auch für die eben genannte L. loeselii!).

Neottia nidus-avis(L.) RICH. – Nestwurz Die Nestwurz nimmt von Gestalt und Lebens- weise her eine Sonderstellung unter den hei- mischen Orchideen ein. Die saprophytisch auf Rohhumus und Laubstreu lebende Art hat kein Chlorophyll und die Blätter sind auf kleine Stängelschuppen reduziert. So kann

N. nidus-avisauch extrem stark beschattete Waldstandorte besiedeln, sofern sie den ent- sprechenden Kalkgehalt aufweisen.

Das weltweite Verbreitungsgebiet ähnelt auf den ersten Blick dem von Platanthera bifolia und umfasst nahezu ganz Europa (mit Aus- nahme des südlichen Spaniens und Nord- skandinaviens). Im Osten dünnen sich jedoch die Vorkommen der Nominatsippe hinter dem Ural stark aus. In Ostasien einschließlich

Abb. 20

Solche kräftige Exemplare der Nestwurz (Neottia nidus-avis) findet man in Brandenburg nur

sehr selten (bei Nauen, 31.5.2010) Foto: F. Zimmermann

(15)

Japan kommt die var. manshuricavor, woraus sich ein disjunctes weltweites Areal ergibt.

Das Verbreitungsbild in Deutschland weist in Mittel- und Süddeutschland eine nahezu flä- chendeckende Verbreitung aus, im Nordos- ten bildet es grob den Verlauf der jüngeren Endmoränengebiete der Weichselvereisung ab. Vor allem in ihren Hauptlebensräumen, den reicheren Buchenwäldern, ist N. nidus- avis in Deutschland auch heute noch weit verbreitet und gilt in Deutschland sowohl insgesamt als auch in vielen Bundesländern als ungefährdet. In Sachsen und Schleswig- Holstein ist die Art wie in Brandenburg stark gefährdet (2), in Nordrhein-Westfalen gefähr- det (3).

N. nidus-aviskommt in Brandenburg nur sehr punktuell und fast immer mit sehr kleiner Individuenzahl vor. Anders als in vielen Regionen Deutschlands liegen die meisten Fundorte der Art bei uns in Restbeständen ehemaliger Mittel- und Niederwälder in Niederungsbereichen, vereinzelt findet man sie auch in Buchenwäldern der Endmoränen.

Die hiesigen Pflanzen sind meist sehr klein und wenigblütig. Lediglich an einem, erst vor einigen Jahren (wieder)gefundenen Vor- kommen bei Nauen werden die Pflanzen so kräftig, wie man sie aus anderen Gebieten kennt. Dieser Standort liegt in einem nach missglückter Aufforstung mit Birken wieder durchgewachsenen Niederwald aus Hasel- büschen mit wenigen Überhältern verschie- dener älterer Laubbäume und ist extrem stark beschattet. Vor dem Aufforstungsversuch wurde die Fläche durch Pflügen vorbereitet, wodurch in großen Mengen der darunter anstehende Wiesenkalk nach oben gebracht wurde und dort in unterschiedlichen Kom- partimentgrößen im Boden und auf der Ober- fläche liegt. Die Bodenvegetation ist aufgrund der Lichtverhältnisse sehr schütter und arten- arm. Im Jahr 2010 wurden vom Autor dort über 600 Pflanzen von N. nidus-avissowie etwa 200 Pflanzen des Großen Zweiblatts (Listera ovata) und ca. 50 Exemplare der Breitblättrigen Sitter (Epipactis helleborine) gezählt. Sonst ist am Standort fast nur noch Goldschopf-Hahnenfuß (Ranunculus aurico- mus)sowie die Einbeere (Paris quadrifolia) zu finden.

Dieses Beispiel zeigt, dass möglicherweise durch Wiederaufnahme historischer Wald- nutzungen an ausgewählten, geeigneten Standorten besonders gefährdete Arten gefördert werden könnten.

Orchis militarisL. – Helm-Knabenkraut O. militarisist in großen Teilen Zentraleuro- pas mit gemäßigtem Klima verbreitet, fehlt im südlichen Mittelmeerraum und erreicht auch nur punktuell den Süden der Britischen Inseln und Schwedens. Östlich reicht das Areal in einem breiten Streifen bis nach Zen- tralasien.

Auch in Deutschland ist die Art im Norden nur ganz vereinzelt zu finden, kam in Schles- wig-Holstein z. B. nie vor und ist mit weni- gen historischen und aktuellen Fundorten in Mecklenburg-Vorpommern vom Aussterben bedroht!

In Mittel- und Süddeutschland ist O. militaris schwerpunktmäßig in Trockenrasen noch recht gut vertreten, gilt aber in keinem einzi- gen Bundesland ungefährdet. In Branden- burg ist O. militariseine klassische Wiesen- orchidee mit Schwerpunktvorkommen in basi- philen, wechselfeuchten Pfeifengraswiesen.

Unter geeigneter Pflege (einschürige Mahd ab Mitte Juni, keine Düngung) kann sie an solchen Standorte große und stabile Bestände aufbauen. Bei uns wurden auch immer wie- der Sekundärstandorte in aufgelassenen Ton- und Mergelgruben oder auch Sandgruben mit kalkhaltigen Sanden besiedelt (so z. B.

bei Eberswalde/Niederfinow oder bei Ora- nienburg). Durch die natürliche Gehölzsuk- zession verschwand die lichtliebende Art jedoch nach anfänglicher Massenentwick- lung alsbald wieder.

Anders als z. B. bei Dactylorhiza majalisoder D. incarnata als weitere typische Wiesen- orchideen war für die Rückgänge der Art seit den 1960er Jahren nicht die Melioration von Feuchtwiesen und Mooren verantwortlich, sondern Düngung und Übernutzung der Flächen.

Die Vorkommenspunkte entlang der Oder- hänge bei Lebus (vgl. BENKERT et al. 1996) sind übrigens (ursprünglich!) nicht auf Fund- orte in den dort vorkommenden kontinenta- len Trockenrasen zurückzuführen. Es gibt in Brandenburg kaum historische Nachweise für Vorkommen der Art in Trockenrasen.

Vielmehr kam O. militarisdort in den Mäh- wiesen vor, die sich in den oft quelligen Be- reichen unterhalb der Hänge befanden, bis auf kleinste Reste seit Jahrzehnten nicht mehr genutzt werden und heute verschilft Abb. 21

Das Helmknabenkraut (Orchis militaris) ist in Brandenburg eine Art der wechselfeuchten, ar- tenreichen Pfeifengraswiesen mit Kalk- oder Baseneinfluss (bei Nauen, 25.5.2011)

Foto: F. Zimmermann

(16)

oder von Weidengebüschen und anderen Gehölzen bewachsen sind. Das seit Ende der 80er Jahre immer wieder vereinzelt Pflanzen von O. militarisin Trockenrasen gefunden werden konnten, ist eine neue Entwicklung.

Offensichtlich sind immer noch kleine Rest- bestände in den ehemaligen Mähwiesen

Abb. 23

Weiß blühende Pflanzen des Helmknabenkraut (Orchis militaris) sind relativ selten (bei Nauen, 25.5.2010) Foto: F. Zimmermann

Abb. 24

Ausschnitt aus dem Blütenstand einer fast weißen Pflanze von Orchis militaris bei Nauen

(24.5.2011) Foto: F. Zimmermann

Abb. 22

Einzelblüte von Orchis militaris mit der typischen Lippenform und den zu einem „Helm“ aufragenden oberen Perigonblättern (bei Nauen,

24.5.2011) Foto: F. Zimmermann

vorhanden, die dann in die angrenzenden Trockenrasen ausstreuen.

Heute existiert in Brandenburg (wieder) eine ganze Reihe größerer Vorkommen von O. mil- taris, v. a. bei Potsdam und Nauen sowie im Naturpark Schlaubetal, was jedoch aus- schließlich der Fortsetzung oder Wiederauf-

nahme einer geeigneten Pflege und dem Engagement von Naturschutzbehörden und Ehrenamtlichen zu verdanken ist. An der landesweit anhaltend starken Gefährdung der Art ändert dies nichts.

Platanthera bifolia(L.) RICH. – Zweiblättrige Waldhyazinthe

Die Zweiblättrige oder Weiße Waldhyazin- the – die Orchidee des Jahres 2011 (vgl.

ZIMMERMANN2011) – hat ein großes Areal, welches von Europa bis nach Ostasien reicht. Sie kommt noch weit nördlich des Polarkreises sowohl in Gebirgen bis in 2.300 m Höhe vor, besiedelt große Teile des Mittel- meerraumes und die Britischen Inseln.

P. bifoliaist in Mittel- und Süddeutschland auch heute noch weit verbreitet und gebiets- weise sogar häufig und hat dort ihren Ver- breitungsschwerpunkt in Trockenrasen, Moor- wiesen und kalkreichen Buchenwäldern. In Brandenburg besiedelte sie Wälder und sogar Kiefernforste, Vorkommen in Wiesen waren sehr selten und auch in den kontinentalen Trockenrasen kam die Art nie vor. Wie kaum eine andere Orchideenart hat P. bifoliavor allem in den letzten 20 Jahren im norddeut- schen Tiefland starke Rückgänge zu verzeich- nen. Die Hauptvorkommen der Zweiblätt- rigen Waldhyazinthe in Brandenburg lagen in lichten Laubmisch-Mittelwäldern und

„Wald“-Heiden, also durch historische Wald- nutzungsformen geprägten Lebensräumen der Kulturlandschaft. Die Vorkommenshäu- fung im Südosten Berlins und den angren- zenden, von ausgedehnten Kiefern-Alters- klassenforsten bedeckten Sander- und Tal- sandgebieten im Berlin-Fürstenwalder Ur-

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Abb. 25

Die Weiße Waldhyazinthe (Platanthera bifolia) muss wohl aktuell in Brandenburg aufgrund weiterer Bestandsrückgänge bereits als vom Aussterben bedroht eingestuft werden (NSG To-

te Täler bei Naumburg, 22.5.2011) Foto: F. Zimmermann

stromtal und dessen Randbereichen war durch die hohe Kalkstaubemission der Rüdersdor- fer Zementwerke begünstigt. Nach Einbau moderner Filteranlagen seit Mitte der 1980er Jahre ging die Art dort immer weiter zurück und hat heute nur noch kleine Reliktvorkom- men um Woltersdorf und Rahnsdorf. Dort konnten vom Autor 1985 in damals etwa 100jährigen Kiefernforsten noch Tausende von Pflanzen beobachtet werden.

Da die aktuelle Verbreitungssituation von P. bifoliaim Süden und Nordosten Branden- burgs weitestgehend unbekannt ist, sollte ganz besonders auf die letzten Vorkommen dieser Art geachtet werden. In der Roten Liste (RISTOWet al. 2006) wurde die Art als stark gefährdet (2) eingestuft, sie muss aber wohl künftig aufgrund der massiven lang- und kurzfristigen Bestandsrückgänge und wenigen verbliebenen Reliktvorkommen als vom Aussterben (1) bedroht eingeschätzt werden.

3 Die in Brandenburg gefährdeten Orchideen- arten (RL 3)

Epipactis atrorubens HOFFM. ex BESSER Braunrote Sitter

Das Verbreitungsgebiet von E. atrorubens umfasst nahezu ganz Europa, selbst die nördlichsten Teile Norwegens und der Briti- schen Inseln werden besiedelt. Im Südwes- ten endet die geschlossene Verbreitung an den Pyrenäen, weiter südlich finden sich nur kleinere Vorposten. Im Osten reicht das Areal bis nach Westsibirien, im Südosten wird punktuell Mittelasien, der westliche Kaukasus und Kleinasien (Pontisches Gebirge) erreicht.

In den Gebirgen steigt die Art bis fast 2400 m auf (AHO2005).

In Deutschland ist E. atrorubensv. a. in den Kalkgebieten weit verbreitet, teilweise häufig und gilt insgesamt als ungefährdet (KORNECK

et al. 1996). In Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Bayern gilt die Art auch in Landeslisten als ungefährdet, in fast allen anderen Bundesländern gilt sie als gefährdet (RL 3).

Die vergleichsweise geringe Gefährdung von E. atrorobens liegt wohl vor allem darin begründet, dass sie in der Lage ist, neben den natürlichen auch sekundäre Lebensräu- me zu besiedeln. So findet man sie auch in den Hauptverbreitungsgebieten oft an Weg- rändern und Böschungen sowie in aufgelas- senen Abbaugruben, sogar die großräumig devastierten Bergbaufolgelandschaften der Niederlausitz und Mitteldeutschlands hat sie sich als Lebensräume erschlossen.

In Brandenburg gab es ursprünglich nur recht wenige Fundorte, was auch zur Einstufung in die damals noch verwendete Gefährdungs- kategorie 4 („Potenziell wegen Seltenheit gefährdet“ in BENKERT& KLEMM(1993) führte.

Unter Berücksichtigung der offenbar aber doch bereits schon länger vorhandenen Fund- orte sowie der Neuansiedlungen v. a. in den Bergbaufolgelandschaften Südbrandenburgs erfolgte in RISTOW et al. (2006) die Einstu-

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fung in Kategorie 3. Die Gefährdungseinschät- zung bezieht sich dabei auf die ssp. atro- rubens.

Aus Ostbrandenburg wurde außerdem E. atro- rubens var. triploidea (GELBR. & G. HAMEL) KREUTZbeschrieben (GELBRECHT& HAMEL1987;

KREUTZ2004). Dieser einzige Fundort der sehr kräftigen, bis 1,30 Meter hohen, triploiden Pflanzen existiert noch (J. Gelbrecht mdl.).

Listera ovata (L.) R. BR. - Großes Zweiblatt Das weltweite Verbreitungsbild von L. ovata ist nahezu identisch mit dem von E. atroru- bens. Allerdings kommt L. ovatasogar auf Island vor, erreicht aber dafür nicht die Nord- spitze Norwegens.

In großen Teilen Deutschlands ist die Art häufig und besiedelt unterschiedlichste Stand- orte von Laubwäldern über Feuchtwiesen bis hin zu Trockenrasen. Sie gilt daher deutsch- landweit als ungefährdet (KORNECKet al. 1996) und auch in allen westdeutschen Bundeslän- dern ist sie ungefährdet. Lediglich im Nord- osten Deutschlands sind teilweise deutliche Rückgänge zu verzeichnen, weshalb sie in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin als gefährdet geführt wird.

Die Hauptvorkommen von L. ovataliegen in Brandenburg in Laubwäldern frischer bis feuchter Standorte (Eichen-Hainbuchen- Wälder, Erlenbruchwälder, Erlen-Eschenwäl- der) und in teilweise wechselfeuchten Wie- sen, während Trockenrasen hier nicht besie- delt werden. Die als Halblicht- bzw. Halb- schattenart anzusehende Pflanze (vgl. AHO

2005) scheint aufgrund ihrer Standort- und Abb. 26

Die Braunrote Sitter (Epipactis atrorubens) ist – vor allem im Süden Brandenburgs – in leich- ter Ausbreitung begriffen. Sie besiedelt dort auch die Bergbaufolgelandschaften (Prosiecka Dolina, Chocske Vrchy/Slowakische Republik, 16.7.2010) F. Zimmermann

Abb. 27

Epipactis atrorubens hat einen sehr kon- trastreichen Blütenstand (Prosiecka Dolina, Chocske Vrchy/Slowakische Republik,

8.7.2006) F. Zimmermann

Abb. 28

Das Große Zweiblatt (Listera ovata) hat in Brandenburg zwar weniger Fundorte als z. B. das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis), ist aber insgesamt weniger stark zurückge- gangen und gehört daher zu den wenigen, vergleichsweise etwas häufigeren Orchideenarten

(NSG Biesenthaler Becken, 10.6.2009) Foto: F. Zimmermann

(19)

Lichtansprüche früher zumindest bei uns durch historische Waldnutzungen wie Nie- der- und Mittelwälder gefördert worden zu sein. Schwerpunkt der Verbreitung ist Ost- Brandenburg, im Westen des Landes gibt es nur recht spärliche Vorkommenspunkte.

In absehbarer Zeit kann sicher nicht von einer deutlichen Verschärfung der Gefährdungs- situation von L. ovatain Brandenburg aus- gegangen werden. Allerdings sind gerade auch in den letzten Jahren Bestandseinbußen in einigen Vorkommen in Wäldern durch unangepasste Nutzung (z. B. Harvestereinsatz) zu verzeichnen. In Feuchtwiesen, wo die Art früher unter extensiver Wiesennutzung deut- lich häufiger war, hat sie zusammen mit ande- ren Wiesenorchideen (D. majalis, D. incarna- ta)zunächst durch Nutzungsintensivierung und Entwässerung und seit Anfang der 1990er Jahre aufgrund der Nutzungsauflassung deut- liche Rückgänge hinnehmen müssen.

4 Arten, für deren Gefähr- dungseinschätzung die Datenlage nicht aus- reichend ist (Kategorie D)

Epipactis helleborinessp. orbicularis(K. RICHT.) E. KLEIN– Kurzblättrige Sitter

Außerhalb der Westalpen, von wo die Sippe ursprünglich als E. distansbeschrieben wurde, war E. helleborinessp. orbiculariswohl lange Zeit verkannt und wurde nicht von E. hellebo- rineund anderen Epipactis-Sippen unterschie- den. Erst seit Anfang der 1990er Jahre wurde sie sowohl im Südwesten Deutschlands als auch im Nordosten als solche erkannt (PRES-

SER2002). Auch im Nordosten Brandenburgs konnten seitdem immer wieder Funde gemel- det werden (z. B. im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, vgl. PRESSER2002).

Ob es sich in diesen Fällen immer um bisher nicht als solche erkannte Pflanzen handelt oder sich die Sippe sogar in Ausbreitung befindet, kann derzeit nicht eingeschätzt werden. Erst kürzlich wurde ein weiterer Fund aus Brandenburgs Nordosten gemeldet (S. Sczepanski mdl.). Somit müssen wohl zahlreiche, bisher E. helleborinezugeordne- te Vorkommen – vor allem solche auf armen Sandstandorten (s. bei E. helleborine) erneut überprüft werden.

5 Ungefährdete Arten

Epipactis helleborine (L.) CRANTZ – Breit- blättrige Sitter

Epipactis helleborineist wohl die am weites- ten verbreitete und häufigste heimische Orchideenart. Ihr weltweites Areal umfasst fast ganz Europa, sie geht allerdings in Skan- dinavien weniger weit nach Norden als E. atropurpurea. Östlich reicht die Verbreitung bis nach Zentralsibirien, den Himalaya und Südost- und Ostasien bis Japan. In Klein- asien ist die Art nur vereinzelt zu finden.

Bereits seit über 100 Jahren kommt E. helle- borine auch im östlichen Nordamerika vor und breitet sich von dort immer weiter bis in

die westlichen Staaten aus (BROWN & FOL-

SOM2003).

In Deutschland ist E. helleborine insgesamt ungefährdet (KORNECKet al. 1996), auch in allen Bundesländern außer Sachsen (dort RL 3) wird sie als ungefährdet geführt. Aller- dings sind v. a. im Norddeutschen Tiefland und in Sachsen auch Rückgänge zu verzeich- nen. In Brandenburg ist E. helleborine die einzige ungefährdete Orchideenart. Die Fähigkeit der Art, unterschiedlichste Stand- orte zu besiedeln bedingt auch in Branden- burg die noch recht weite Verbreitung, wenn- gleich sie nicht als häufig gelten kann. Eine sehr auffällige Häufung auch noch aktuell gut besetzter Vorkommen ist im Raum östlich von Berlin sowie dem Nordosten zu verzeich- nen, während E. helleborinein Westbranden- burg nur ganz vereinzelt zu finden ist.

In den Regionen mit Buchenwäldern mittle- rer bis reicher Standorte ist E. helleborine regelmäßiger Begleiter verschiedener ande- rer Orchideenarten, v. a. der Cephalanthera- Arten. Im Raum Rüdersdorf – Erkner – Straus- berg begegnet man E. helleborine besonders häufig. Hier ist E. helleborine in Laubwäldern unterschiedlicher Standorte, Kiefernforsten und auffällig oft in Pappelaufforstungen aus den 1970er und 1980er Jahren zu finden.

Selbst arme Dünensande werden besiedelt, und E. helleborine wächst dort zusammen mit Arten wie Armeria elongataund Cory-

Abb. 29

Die Breitblättrige Sitter (Epipactis hellebori- ne) ist die häufigste und zugleich einzige ungefährdete Orchideenart Brandenburgs (Nauen, 25.5.2009)

Foto: F. Zimmermann

Abb. 30

Blütenstand von Epipactis helleborine (Alt-Rüdersdorf, 16.7.1961) Foto: N. Wisniewski

Referenzen

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