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Von 1992 bis 1998 fanden auf dem Schieß-platz zunächst überwiegend kleinflächige Pflegemaßnahmen, wie z. B. Entbuschung, Mahd, Plaggenhieb und Beweidung statt, da die Sukzession hier weiter fortgeschritten war als auf dem Taktikgelände. Im Jahr 1998 wurden auf beiden Offenflächen größere Bereiche mit Calamagrostis-Dominanzbe-ständen als ersteinrichtende Pflegemaßnah-me gemäht und gemulcht. Seitdem werden jährlich von Mitte Mai bis November Graue Gehörnte Heidschnucken und einige Ziegen zur Pflege der Flächen eingesetzt. In jedem Jahr werden die zu pflegenden Flächen

zwei-mal abgeweidet, außer bei nachgewiesener Nahrungsarmut. Zwischen der Nutzung der Einzelflächen werden mehrwöchige Ruhe-zeiten eingehalten, um eine Störung von Brut-vögeln weitgehend auszuschließen. Neben der Hutebeweidung werden in Ausnahme-fällen Koppeln eingerichtet, um Calamagros-tis-Bestände und den Neuaustrieb von Gehöl-zen in entkusselten Bereichen zurückzudrän-gen. Bis auf wenige kurzzeitige Ausnahmen werden seit Beginn der regelmäßigen Bewei-dung Nachtpferche außerhalb der zu pfle-genden Flächen genutzt.

Im Rahmen des von der Deutschen Bundes-stiftung Umwelt (DBU) geförderten Projek-tes „Entwicklung von Verfahren für eine na-turschutzgerechte und ökonomisch tragfähi-ge Heidenutzung als Beitrag zur Regional-entwicklung am Beispiel der Heidefläche NSG Forsthaus Prösa“ werden außerdem die Heidemahd und die Ernte von Energieholz erprobt (NHL 1992-2010, CONRAD et al.

2010).

4 Datenerfassung

Zur Dokumentation der Vegetationsentwick-lung wurden auf dem Taktikgelände 7 Dauer-beobachtungsflächen in Form von Transekten eingerichtet, die jeweils 3 bis 7 Teilflächen (3x3m) beinhalten. Auf den Transekten 1 bis 4 erfolgte die erste Vegetationsaufnahme im Jahr 1998, auf den Transekten 5 bis 7 im darauffolgenden Jahr. Die Aufnahmen wur-den im Frühjahr vor Beginn und im Herbst nach Ende der Beweidung durchgeführt, wobei alle vorkommenden höheren Arten erfasst und die Artmächtigkeiten anhand der erweiterten Braun-Blanquet-Skala geschätzt wurden. Der Deckungsgrad von Moosen und Flechten wurde in jeweils einer Gruppe zusammengefasst. Zudem wurden die

Flä-chen im Herbst fotografiert. Anfangs erfolg-ten Vegetationsaufnahmen und Fotodoku-mentation jährlich, seit 2004 aller zwei Jah-re. Die letzte Vegetationserfassung erfolgte im Jahr 2010.

Die Vegetationsentwicklung im Beobach-tungszeitraum wurde mittels pflanzensozio-logischen Methoden analysiert. Für die Zeit-reihenanalyse wurde außerdem eine indirek-te Ordination (PCA) mit dem Programm CANOCO 4.5 (TERBRAAK& SMILAUER 2002) durchgeführt. Als Grundlage dienten die Deckungsmittelwerte der einzelnen Arten bzw. Artengruppen aller Teilflächen eines Transektes aus einem Aufnahmejahr. Daraus können die Entwicklungstendenzen über den gesamten Beobachtungszeitraum ermittelt werden.

Die pflanzensoziologische Einordnung richtet sich nach SCHUBERTet al. (2001), die Nomen-klatur der höheren Pflanzen folgt ROTHMALER

(2005).

5 Ergebnisse

5.1 Entwicklung der Vegetationsbestände Die Vegetationsbestände im Untersuchungs-gebiet werden im Wesentlichen von den Vegetationsgesellschaften des Spergulo mori-sonii-Corynephoretum canescentis (R. TX. 1928) LIBB. 1933 (Frühlingsspergel-Silbergras-Rasen), des Euphorbio-Callunetum J. BRAUN

1915 (Wolfsmilch-Heidekrautheide) und der ranglosen Gesellschaft des Calamagrostis-Dominanzbestandes bestimmt. Im ersten Aufnahmejahr (1998 bzw. 1999) wurden die Transekte 1 bis 6 großflächig durch Calama-grostis-Dominanzbestände geprägt. Auf den Transekten 4 und 6 war in Ansätzen ein Mischbestand mit Besenheide (Calluna vul-garis)und Arten der Silbergrasfluren erkenn-bar. Lediglich auf Transekt 7, das einen typi-schen artenarmen, offenen Frühlingsspergel-Silbergras-Rasen aufwies (Abb. 3), war kein Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos) vor-handen.

Während des Beobachtungszeitraumes war auf allen Transektflächen ein deutlicher Rück-gang von Calamagrostis epigejoszu verzeich-nen, der schließlich zum Auflösen des Domi-nanzbestandes führte. Infolgedessen wurde auf den Transekten 1 bis 6 eine Entwicklung in Richtung der Zielbestände – Silbergrasflu-ren und Calluna-Heiden – begünstigt. Im Jahr 2010 wurden die Transekte 1, 3 und 5 von einem festliegenden Frühlingsspergel-Silbergras-Rasen beherrscht, d. h. es waren kaum Offenbodenstellen, aber Moose mit hoher Deckung und viele Begleitarten (wie z. B. Borstgras, Nardus stricta und Kleiner Sauerampfer, Rumex acetosella) vorhanden.

Auf Transekt 2 hat sich eine Wolfsmilch-Hei-dekrautheide entwickelt, wobei außerdem Waldkiefer (Pinus sylvestris) am Bestands-aufbau beteiligt war. Die Transekte 4 und 6 sind durch ein kleinräumiges Mosaik aus Wolfsmilch-Heidekrautheide und Frühlings-spergel-Silbergras-Rasen ausgewiesen. Auf Transekt 7 fanden kaum Veränderungen statt, Abb. 2

Schrägluftbildaufnahme östlicher Teil Taktikgelände mit „Thurmberg“ (Dünenaufwehung,

134,0 m ü.NN) 2009 Foto: Naturparkarchiv, D. Rosenhahn

der artenarme Frühlingsspergel-Silbergras-Rasen war auch im Jahr 2010 vorhanden.

Die beobachtete Vegetationsentwicklung auf den Transekten 1 bis 6 ist auf die regel-mäßige Beweidung zurückzuführen. Dies lässt sich v. a. daraus ableiten, dass auf Transekt 2, das als Kontrollfläche zunächst von Pflege-maßnahmen ausgeschlossen war, erst mit Einsetzen der Beweidung der Deckungsgrad von Calamagrostis epigejos ebenfalls ab-nahm.

Parallel zur Veränderung der Vegetations-bedeckung war auch eine Veränderung der Artenzahlen zu verzeichnen. Die Gesamt-artenzahlen der Transekte stiegen von 5 bis 8 Arten im Jahr 1998 bzw. 1999 auf 8 bis 17 Arten im Jahr 2010.

Da sich Transekt 7 unmittelbar an einem Weg befindet, ist der Erhalt der charakteristi-schen Pionierarten des Silbergras-Rasens v. a.

auf die Nutzung des Weges und angrenzen-der Bereiche durch Rad- und Motocrossfah-rer, Reiter und vereinzelt Autofahrer zurück-zuführen, wodurch ständig offene Boden-stellen entstehen.

Zur Veranschaulichung der Vegetationsent-wicklung wurden einzelne Arten bzw. Arten-gruppen herausgegriffen und anhand der mittleren, prozentualen Deckungswerte be-trachtet.

Calamagrostis epigejosnahm im Beobach-tungszeitraum auf den Transekten 1 - 6 von anfangs ca. 38 - 85% auf 0 - 10% 2010 deutlich ab bzw. wanderte nicht in Transekt 7 ein (siehe Abb. 4a, Abb. 5).

Silbergras (Corynephorus canescens)als Cha-rakterart der Frühlingsspergel-Silbergras-Ra-sen wanderte im Beobachtungszeitraum in alle Transekte ein. Allerdings konnte die Art sich nicht auf allen Transekten etablieren bzw.

deutlich zunehmen (siehe Abb. 4b). Lediglich auf Transekt 7 war infolge der kontinuierli-chen Störungen eine gleichbleibend hohe Deckung zu verzeichnen.

Eine deutliche Zunahme der Deckungswerte von Calluna vulgariskonnte auf drei Tran-sekten festgestellt werden (Abb. 4c), in deren Abb. 3

Blick auf Transekt 7 im Jahr 1999 Foto: G. Ober

Abb. 4a

Veränderung der prozentualen Deckung von Calamagrostis epigejos.

Abb. 5

Reduktion des Calamagrostis-Bestandes auf Transekt 5 im Beobachtungszeitraum. Links: September 1999, rechts: Januar 2011.

Foto: G. Ober

Umgebung sich ebenfalls Calluna-Bestände befinden. In der Nähe der übrigen Transek-te, auf denen die Art mit schwankenden Deckungswerten bzw. erst am Ende des Beobachtungszeitraumes auftrat, sind

hin-gegen keine oder nur vereinzelt Calluna-Be-stände vorhanden.

Die Deckung der Moose nahm von 18 bis 60% im ersten Aufnahmejahr auf 53 bis 81% im Jahr 2010 zu.

Zur Analyse der Gehölzentwicklung wurden die Transekte zusammengefasst betrachtet (Abb. 4d). Insgesamt zeichnen sich alle Tran-sekte durch eine geringe Gehölzdeckung aus. Die zwischenzeitliche Abnahme kann als Verbiss von Gehölzjungwuchs durch die Weidetiere interpretiert werden. Auffallend ist ein kontinuierlicher Anstieg der Deckung bei Pinus sylvestris ab 2006. Wie der Ver-gleich von Teilfläche 2B in den Jahren 1999 und 2010 in Abb. 6 zeigt, hat der Bereich deutlich an Offenlandcharakter verloren.

5.2 Hauptkomponentenanalyse

Die PCA ergab, dass mit der ersten Achse 41,7% und mit der zweiten Achse 18,6%

der Varianz des Datensatzes erklärt werden.

Aufgrund der Lage der Aufnahmen und Art-vektoren im Raum kann die erste Haupt-komponente als Pflege- bzw. Nutzungsgra-dient interpretiert werden (Abb. 7): In den Anfangsjahren werden die Transekte 1 bis 6 v .a. durch Calamagrostis epigejosgeprägt.

Infolge des Rückgangs des Deckungsgrades von Calamagrostis epigejosund der Zunah-me weiterer Arten der Zielbestände, Silber-grasfluren und Calluna-Heiden, ordnen sich die Vegetationsaufnahmen im Verlauf des Beobachtungszeitraumes zunehmend auf der rechten Seite des Ordinationsdiagramms an. Für die Aufsplittung der Transekte ent-lang der zweiten Hauptkomponente sind wahrscheinlich unterschiedliche Faktoren, wie z. B. die Nähe zu Diasporenquellen, aus-schlaggebend.

Unter Einbeziehung der Ergebnisse aus der vegetationskundlichen Auswertung und den Ergebnissen der Hauptkomponentenanalyse kann die Entwicklung auf den einzelnen Tran-sekten folgendermaßen zusammengefasst werden: Die hohe Deckung von Calama-grostis epigejosauf den Transekten 1, 3 und 5 nimmt infolge der Pflegemaßnahmen deut-lich ab und Arten wie Rotes Straußgras (Agrostis capillaris), Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosella), Hypochoeris radicata sowie Moose bestimmen die weitere ähnli-che Entwicklung der Vegetationsbestände.

Auffallend ist bei allen drei Transekten eine Änderung der Entwicklungsrichtung ab 2006, die auf Deckungswertzunahmen von Schaf-schwingel (Festuca ovina agg.) sowie teil-weise Corynephorus canescens, Nardus stric-taund Flechten beruht. Aufgrund fehlender Beweidung ist bei den Aufnahmen von Transekt 2 zunächst keine gerichtete Entwick-lung erkennbar. Erst mit Beginn der Bewei-dung ab 2000/2001 kommt es zu einer Abnahme des Deckungswertes von Calama-grostis epigejos, wodurch in den Folgejahren eine gerichtete Entwicklung erkennbar wird.

In diesem Fall nehmen besonders Calluna vulgarisund Pinus sylvestrisEinfluss auf die Entwicklungsrichtung. Die Lage der Aufnah-men von Transekt 4 im unteren Teil des Ordi-nationsdiagramms resultiert aus dem Einfluss von Calluna vulgaris, das den Bestand bereits seit Beginn der Vegetationsaufnahmen prägt.

Allerdings war Calamagrostis epigejos eben-so wie auf Transekt 6 zunächst mit hoher Abb. 4b

Veränderung der prozentualen Deckung von Corynephorus canescens.

Abb. 4c

Veränderung der prozentualen Deckung von Calluna vulgaris.

Abb. 4d

Veränderung der prozentualen Deckung der Gehölze.

Deckung vertreten, nahm infolge der Pflege-maßnahmen jedoch ab. Im Verlauf des Beob-achtungszeitraums ist die Entwicklung zu Mischbeständen mit Arten der

Silbergrasflu-ren und Calluna-Heiden deutlich ersichtlich, wobei z. B. Calluna vulgaris, Nardus stricta, Hieracium pilosellaund Corynephorus canes-censbestandsprägend sind.

Der abweichende Zustand von Transekt 7, ein durch Corynephorus canescensgeprägter Frühlingsspergel-Silbergras-Rasen ohne Cala-magrostis epigejosmit nur geringen Verän-derungen im Laufe des Beobachtungszeit-raumes, geht aus dem Ordinationsdiagramm besonders deutlich hervor.

6 Schlussfolgerungen für das