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Da die Erzählungen in der Mehr¬ zahl die Beziehungen zwischen Personen darstellen, steht der soziale As¬ pekt auch in bezug auf den Wein im Vordergrund

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WEIN UND WEINKONSUM IN 1001 NACHT

Von Peter Heine, Münster

Die Sammlung der Märchen aus 1001 Nacht ist nicht nur ein Werk, in dem

"kühnste Geistigkeit und vollkommenste Sinnlichkeit in eins verwoben" (l) ist, sondern auch ein Spiegelbild der mittelalterlichen islamischen Gesellschaft

mit ihren Vergnügen, Abenteuern, Träumen, Ängsten und Obsessionen. Es

vermittelt uns eine Anschauung der Phantasie dieser Gesellschaft, aber nicht

nur der Phantasie, sondern auch ihrer Realität. Erscheinen manche Geschich¬

ten auch als unwahrscheinlich, so entsprechen Einzelheiten darin doch der

Wirklichkeit der Erzähler und Zuhörer. Die Kongruenz ist vor allem dort vor¬

handen, wo es um Kleinigkeiten geht, um Vorgänge des täglichen Lebens, die

in ihrer Selbstverständlichkeit, ihrer Realitätsnähe, das Außerordentliche der

phantastischen Handlung noch unterstreichen.

Fragen zum Wein und Weinkonsum möchte ich zu diesen Einzelheiten zäh¬

len. Die Sammlung erhält durch sie einen gewissen Quellenwert für eine Dar¬

stellung des Weins im islamischen Mittelalter. Da die Erzählungen in der Mehr¬

zahl die Beziehungen zwischen Personen darstellen, steht der soziale As¬

pekt auch in bezug auf den Wein im Vordergrund. Während Anbau und Produk¬

tion des Weins, selbst der Handel mit ihm nur unzureichend erwähnt werden,

spielt die Darstellung des Konsums in vielen Einzelheiten und seine Wirkung

eine große Rolle. In diesem Zusammenhang fällt auf, daß die koranischen Sank¬

tionen des Weingenusses zwar registriet worden sind, aber in den Handlungen

kaum ihren Niederschlag finden. Zwar geraten Personen in Folge des Wein¬

genusses in Schwierigkeiten und ins Unglück, zwar werden Ermahnungen und

Argumente gegen den Wein angeführt, in der Mehrzahl der Fälle jedoch ist

der Weingenuß durchaus etwas Selbstverständliches, das den Zuhörern gegen¬

über auch keiner näheren Erklärung oder Entschuldigung bedarf.

Wenn auch der soziale Aspekt des Weins im Vordergrund der Daten aus

1001 Nacht steht, gibt es doch die eine oder andere Angabe zum Anbau

und zur Produktion des Getränkes. So erfahren wir in der Geschichte von

r - V *

'Ala ad-Din AbT s-Sämät von der Existenz von Weinpflanzungen in der Umge¬

bung von Bagdad (2), ein Faktum, das durch eine Vielzahl anderer unterschied¬

licher Quellen bestätigt wird. Der Besitz von Weinbergen ist auch in 1001 Nacht

ein Zeichen von Wohlhabenheit (3). Vom Aussehen dieser Weingärten erhalten

wir keine ausführlichen Angaben. Wir erfahren lediglich, daß sie mit Mauern

zum Schutz gegen wilde Tiere umgeben waren, eine Tatsache, die Dalman für

die jüngste Vergangenheit ebenso beschrieben hat (4). Wir hören auch, daß die

Reben über Gitter gespannt waren (5). In den Erzählungen von Sindbad, dem

Seefahrer oder anderen Handelsreisenden ist ebenfalls von der Existenz von

Weinstöcken die Rede (6). Hier kann man sich allerdings fragen, ob Reisende

wirklich auf Weinstöcke auf den Inseln des Indischen Ozeans gestoßen sind.

Klimatische und hortikulturelle Erkenntnisse lassen sie jedenfalls fraglich

erscheinen.

(2)

Zum Weinbau und die verschiedenen Phasen des Weinwuchses finden wir in

1001 Nacht wenig, allerdings hat ein spezieller Teil der Weinpflege seinen

Niederschlag in der Märchensammlung gefunden: Die Abwehr von wilden Tie¬

ren, die die reifen Trauben als Nahrung bevorzugen. Dies geschah, wie oben

erwähnt, durch Mauern. Wenn die Tiere die Mauern dennoch überwanden, ver¬

suchte man sie in Fallen zu fangen, die als Gruben konstruiert waren und bei

denen man Trauben niederlegte. Die Gruben selbst waren mit einem dünnen

Tuch bedeckt, das die Last eines Tieres nicht tragen konnte (7). Das sprich¬

wörtliche Interesse des Fuchses an Trauben wird uns in Fabeln bestätigt (8);

im übrigen wird die Art der Tiere, die den Reben Schaden zufügen konnten

nicht näher bestimmt. Den Märchenerzählern und ihren Zuhörern war bekannt,

daß es verschiedene Trauben so rten gab, die in den Märchen vor allem durch

die Beschreibung ihres Aussehens unterschieden werden. Es wird von hellen,

roten und dunklen Trauben berichtet. Der häufigste Vergleich der Trauben mit

Frauenfinger findet sich auch hier. "Sie hängen an dünnen Stengeln, oft zwi¬

schen dem Weinlaub versteckt an schwankenden Reben"(9).

Uber die Größe der Trauben erhalten wir selten genaue Angaben. Nur ein¬

mal ist davon die Rede, daß Trauben 20 Pfund wogen und leicht zu pflücken

waren (10).

Hinweise zum Weinanbau aus Kaiendarien finden sich auch in den Mär¬

chensammlungen. So meinte man, daß die Trauben nicht gedeihen, wenn der

erste Tag des Jahres ein Sonntag ist, während es eine reiche Ernte gibt, wenn

er ein Montag ist. Fällt der Jahresanfang auf einen Donnerstag, bekommt das

den Trauben auch nicht gut (11).

Da die Weinherstellung in den Händen von Minderheiten lag, ist es

auch nicht verwunderlich (12), daß von Einzelheiten der Weinproduktion in

den nur ein begrenztes Allgemeinwissen wiederspiegelnden Märchen nichts

gesagt wird. Nur allgemein verbreitete Vorstellungen kommen zum Ausdruck:

Bei seiner 5. Reise füllte Sindbad einen ausgehöhlten Kürbis mit Traubensaft,

schloß die Öffnung und stellte ihn in die Sonne. Nach Ablauf mehrerer Tage

war dieser Saft zu einem starken Wein geworden (l3). Natürlich wird man

hier in Wirklichkeit nicht von Wein sprechen können. So leicht läßt sich das

Getränk nicht herstellen. Aber eine Grundvoraussetzung für die Herstellung

von Wein, die Gärung und das Entstehen von Alkohol, in diesem FeüI durch

Zuführung von Wärme, wird richtig geschildert. Die Existenz von Keltern,

die wie in Palästina in der Nähe von Weingärten in den Boden eingelassen

waren (14), muß für die Geschichte des Königs Moljammed b. Sabä'iq und

des Kaufmanns Hasan vorausgesetzt werden. Hier wurden die Trauben ge¬

sammelt, in eine Grube gelegt und mit den Füßen zertreten. Nachdem der

Saft eine Zeit lang von der Sonne bestrahlt worden war, war er zu Wein ge¬

worden (15).

In der Sammlung finden wir nur Hinweise auf die Herstellung von Wein

aus Trauben . Uber denselben Vorgang für Datteln, andere Früchte oder

Honig finden wir nichts, obwohl Dattelwein (16) und Apfelwein (l7) erwähnt

werden.

Zahlreicher als Angaben über die Weinherstellung sind solche über die

Aufbewahrungsmöglichkeiten. So wird vor allem der Krug ge¬

nannt (18), der Schlauch, in dem der Wein transportiert wird (19), und die

Flasche (20), die versiegelt werden kann (21) und deren Farbe ails dunkel¬

grün angegeben wird (22). Da uns diese Gefäße auch sonst geläufig sind, kön-

(3)

nen wir von der Richtigkeit dieser Angaben überzeugt sein

Wenn Wein auch gern getrunken wurde, ihn zu kaufen, war nicht ohne Mühe.

Der ständige Wechsel der Duldung des Weinhandels, die dann neben Chri¬

sten und Juden auch von Muslims freudig akzeptiert wurde, und totalem Wein¬

verbot, das von den politischen Autoritäten in Fällen großer äußerer Bedro¬

hung erlassen wurde, kommt auch in 1001 Nacht zum Ausdruck. Zwar hören

wir, daß Wein auf dem Markt gekauft werden konnte (23), weit häufiger aber

lagen die Weinläden am Rand oder außerhalb der Städte (24). Sie waren nicht

immer als solche zu erkennen und erst auf ein Klopfen wurde dem Kunden der

Wein schnell zugesteckt (25).

Die Weinhändler und Wirte stamden in einem schlechten Ruf. Sie wurden mit

fliegenden Händlern und Zuhältern auf eine Stufe gestellt und mußten Spitzel¬

dienste leisten (26).

Nicht weiter erstaunlich ist, daß vor allem Christen als Weinhändler ge¬

nannt werden (27). Entweder kaufte man den Wein in Flaschen, um ihn zu

Hause zu konsumieren (28), oder man trank an Ort und Stelle seinen Wein

becherweise (29). Dafür stellten die Wirte den Gästen auch Separes zur Ver¬

fügung (30).

Auch Preisangaben für Wein finden sich in den Märchen. In einem Fall

wird für zwei Flaschen Wein ein Dinar gezahlt (31), während in der Geschich¬

te vom Lastenträger und den drei Damen der doppelte Preis genannt wird (32).

Natürlich haben diese Hinweise mehr eine symbolische Bedeutung. In beiden

Fällen soll ausgedrückt werden, daiß es sich um einen Luxusgegenstand handelt.

Mit diesen Angaben stimmen jedoch die der Historiker nicht überein, die ziem¬

lich einheitlich für verschiedene Zeiten und Regionen einen Preis von 0,005 -

0,007 Dinar angeben (33). Die Frage ist hier, ob es sich in den Märchen um

Phantasiepreise beziehungsweise um echte Preise für Spitzenweine handelte,

oder ob es einfache Weine waren, von denen die Historiker reden.

Die Angaben über den Konsum sind häufiger und ausführlicher als die

zu Anbau, Produktion und Handel. Das mag daran liegen, daß in diesem Zu¬

sammenhang Dinge zur Sprache kommen, über die es allgemein verbreitete

Kenntnisse gab. In vielen Fähen werden natürlich literarische Topoi wiederge¬

geben, hinter denen nur eine indirekte Realitätskenntnis stand. Wenn aber die

idealen Formen des geselligen Trinkens geschildert werden, so kann man da¬

von ausgehen, daß diese angestrebt und hin und wieder auch erreicht werden.

Ort der geselligen Zusammenkunft für das Trinkgelage war oft ein Gar¬

ten (34), der den koranischen Beschreibungen der Paradiesgärten entsprach.

Man fand dort alle Arten von Fruchtbäumen, in deren Zweigen die schönsten

und seltensten Vögel ihre Lieder erschallen ließen, alle Arten von Duftkräu¬

tern und Blumen, vor allem Rosen; durch den Garten flössen Bäche und es

befand sich darin die Hütte des Gartenwächters. Man fand sich an vorberei¬

teten schattigen Sitzplätzen zusammen (35). Nicht minder häufig traf man

sich aber auch in Häusern zum Trinken; man benutzte die Innenhöfe, große

Hallen oder Säle, die mit allem Luxus ausgestattet waren, in denen es "Estra¬

den, Erker, Nischen und Schränke, vor denen Vorhängehingen", gab, aber auch

Brunnen und einen Teich (36). Ob die Gelage aber nun im Freien stattfanden

oder im Haus, die Plätze waren mit feinen Teppichen und Kissen ausgelegt,

beim abendlichen Trinken wurden Kerzen angezündet und in den Häusern wur¬

de Weihrauch und Parfüm benutzt (37). In 1001 Nacht wird vornehmlich abends

und nachts getrunken (38). Von Christen wird berichtet, daß sie auch morgens.

(4)

nach dem Besuch des Bades einen Becher Wein zu sich nahmen, vom Morgen-

trunk aber ist nicht die Rede (39). Da wir aber auch Hinweise auf Gelage zum

Mittag und am Nachmittag haben, können wir sagen, daß das Weintrinken von

keiner Tageszeit abhängig war (40). Bei größeren Gesellschaften wurde der

Wein den Zechern von Schenken gereicht. Das waren Diener und Dienerinnen,

die ohnehin im Hause zur Verfügung standen (4l). Sie schenken bei der Ge¬

sellschaft nur auf Aufforderung des Gastgebers aus (42). In den Märchen ist

der Schenke nicht in dem Maße Thema des Interesses wie in der Dichtung. Nur

an einer Stelle wird dazu ausführlich geschrieben: "Die Schenken aber waren

mondgleiche Jünglinge, bekleidet mit alexandrinischen Gewändern, die mit

Gold durchwirkt waren; und auf der Brust trugen sie kristallene Flaschen

mit Bosenwasser, das mit Moschus gemischt war" (43).

Daß es verschiedene Arten von Wein gab, war auch den Erzählern von

1001 Nacht bekannt. Wir hören von "vierzig Flaschen, von denen jede einen

anderen Wein enthielt" (44), oder edlen Wein aller Art (45). Auch, daß die

Qualität des Weins von der der Rebe abhängig war, wußte man (46). Häu¬

fig ist von altem Wein die Rede (47), der die Epiteta "rein, klar und alt" hat

und dessen Duft man mit Moschus vergleicht (48). Daß auch junger Wein zu

trinken ist, war ebenfalls nicht verborgen geblieben (43). Wir erfeihren hier

sogar die Lagerdauer von 80 Tagen, was in der Tat einen jungen Wein er¬

gibt (50). Die Farben der Weine werden mit rot (5l) und hell angege¬

ben (52). Wert wurde vor allem auf seine Klarheit gelegt (53). Uber den

Geschmack des Weins können wir uns anhand der Märchen nur ein un¬

vollkommenes Bild machen. Natürlich wird süß genannt (54). Aber in der

Geschichte von Nür ad-DTn speit dieser den Wein aus mit der Bemerkung,

er sei bitter. Daraufhin süßte man ihn mit Zucker (55). Hier handelt es sich

wohl um die typische Empfindung von jemsinden, der zum ersten Mal Wein

trinkt. Neben Überlegungen, die unabhängig von 1001 Nacht bestehen, spricht

für den süßen Geschmack des Weines, daß man dazu u.a. Süßigkeiten aß.

Der Wein, der vor dem Trinken noch einmal geklärt werden mußte, wurde

aus Schläuchen oder Flaschen in Krüge umgefüllt, die mit Grün (Basilikum)

umwunden waren (56). Das Material dieser Krüge konnte Porzellan (57),

Kristall (58) oder ein Edelmetall (59) sein. Wein, der nicht mehr geklärt

werden mußte, wurde aus Krügen, in denen er aufbewahrt wurde, ausge¬

schenkt (60). Getrunken wurde dann aus Schalen und Bechern (61), die aus

verschiedenen Materialien sein konnten. Wir hören von Gold (62), Glas (63),

Silber (64) und Kristall (65). Diese waren kostbar gearbeitet und mit In¬

schriften versehen (66). Häufig genannt wird auch der 'Tisch des Weins',

der nach dem 'Tisch der Speisen' gebracht wird (67). Er bestand aus einer

Marmorplatte, die verziert sein konnte (68); er konnte aber auch mit einem

Seidentuch bedeckt sein (69).

Der Wein wurde gemischt und u n g e m i s c h t getrunken. Uber das

Verhältnis Wasser zu Wein erfahren wir in den Märchen nichts, wohl aber

von den zahlreichen Zusätzen, mit denen der Wein parfümiert und gewürzt

wurde. So hören wir von Rosenwasser und Moschuspulver (70) aber auch

ganz allgemein von Spezereien (71). Die berauschende Wirkung des Weins

wurde gern dadurch verstärkt, daß man Bendsch hinzufügte (72).

Der Wein wurde in der Regel nach dem Essen getrunken, nachdem man

die Hände gewaschen hatte (73). Für die Körperhaltung beim Essen wird

das Sitzen angegeben. Die Mehrzahl der Stellen spricht davon auch beim an-

(5)

schließenden Trinken (74). Aber es heißt auch: "Dann befahl sie ihrer Die¬

nerin, Speise und Trunk zu holen; und als sie alles gebracht hatte, setzten

sie sich und aßen, bis sie gesättigt waren. Dann lagerten sie sich zum Wein"(75).

Wenn es sich um mehrere Zecher handelte, bildete sich eine Runde, in der der

Becher kreiste (76). Das Einschenken besorgte ein Schenke oder der Gastgeber

selber. Handelte es sich um zwei Trinkende, so schenkten diese sich oft gegen¬

seitig ein (77). Wollte ein Trinker seinen Gastgeber besonders ehren, trank er

den Becher stehend aus (78) oder küßte den Becher (79); auch der Gastgeber

konnte auf diese Art seine Ehrerbietung seinem Gast gegenüber ausdrücken (80).

Vornehme gaben bei Gelagen auch Befehl, jemanden besonders zu versorgen (81),

oder tranken jemandem ständig zu, so daß der Gast Bescheid tun mußte (82).

Ansonsten war es wohl die Regel, daß alle die gleiche Menge tranken (83).

Wie wir aus diätetischen und anderen Quellen wissen, waren die Speisen

des arabischen Mittelalters recht fett. In. 1001 Nacht spricht man ganz allge¬

mein von Fleisch (84) und seltener von speziellem Fleisch, z.B. Lamm¬

fleisch (85) und Fladenbrot (86) als Speisen vor dem Trinken. Als Zukost zum

Wein gab es Naschwerk (87) und Süßigkeiten (88), aber auch Früchte (89).

Worum es sich bei den letzteren im einzelnen handelte, hören wir in der Ge¬

schichte von "AzTz und "AzTza: Feigen, Granatäpfel, Weintrauben, Orangen,

Limonen, Zitronen (90).

Daß das Gelage nicht ohne Unterhaltung vor sich ging, versteht sich

von selbst. So spielte man z.B. Trick-Track (91). Vor allem aber widmete

man sich der Musik; denn "dem Trunk fehlt ohne Musik das Wichtigste von

allem, das zu ihm gehört" (92). Als Hauptinstrumente hören wir von Harfe

und Laute (93). Vor allem aber wurde gesungen sowohl von Sängern als auch

von Sängerinnen (94). Neben der Musik war auch das Rezitieren von Gedich¬

ten der klassischen Literatur beliebt (95). Aber der Gastgeber konnte auch

Stegreifgedichte verlangen (96). Einen weiteren Zeitvertreib bildete das Er¬

zählen von Abenteuern und seltsamen Erlebnissen (97). Der Sindbad-Zyklus

beruht darauf.

Eines der Hauptargumente - bisweilen das einzige - mit dem die Kom¬

mentatoren das koranische Weinverbot erklären, ist, daß der Weingenuß

Unzucht zur Folge habe. Dafür liefert die Märchensammlung in schöner

Unbefangenheit eine ganze Anzahl von Beispielen, die frei von jeder Prüde¬

rie, moralischen Überheblichkeit oder Entrüstung sind. Als ob die Märchen

die Absicht der Juristen und Theologen bestätigen wollten, finden wir hier

zahlreiche Beispiele dafür, daß der Wein Hemmungen sittlicher Art abbaut.

Die erotische Atmosphäre wird unterstrichen durch die oben geschilderte

Umgebung (Garten, Wohnhalle), durch das Vorhandensein von Dienerinnen

und Sängerinnen und durch die Musik (98).

Obwohl in der Mehrzahl der Geschichten das Weintrinken als etwas durch¬

aus Übliches erscheint, wird doch das religiöse Verbot nicht ganz verges¬

sen. Wenn es eine Rolle im Handlungsablauf spielt, dann vom ethischen Stand¬

punkte aus eher eine negative. Die Weigerung, Wein zu trinken, hält in der

Regel nicht lange an, da die Ettikette offenbar mehr Gewicht haben als das

koranische Gebot. Der Gast kann den angebotenen Wein nicht ablehnen, we¬

der der junge Nür ad-DTn (99), noch Ma"rüf, der Schuhflicker ( lOO), noch

der alte Saitj IbrähTm in der Geschichte von Nür al-DTn "AIT und AnTs al-

galTs (lOl). Nur ein besonders vornehmer Gast bekommt statt Traubenwein

Apfelwein zu trinken (l02). Allein mit der Behauptung, man sein zur Pil-

(6)

gerfaht entschlossen, läßt sich der Weingenuß vermeiden, ohne den Gastge¬

ber zu sehr zu verletzen (l03).

Die ausführlichen Gedanken über die passende Zahl der Zechgenossen

und deren Verhalten, die sich manche Adab-Schriftsteller machten, haben in

den Märchen nur einengeringenNiederschlag gefunden. Was die Zahl angeht,

son konstatiert man nur - genannt wir die Zahl zehn (l04) oder 20 (l05).

Von den Zechgenossen wurde Heiterkeit verlangt (l06), er sollte ein vertrau¬

ter Freund und von edler Herkunft sein (107). Er durfte nicht stumpfsinnig

sein, kein Schreihals und nicht leicht betrunken werden. Für Streithähne war

kein Platz. Er sollte tanzen, singen und Gedichte rezitieren können (l08).

An besonderen Etiketten sei noch erwähnt, daß für einen besonders vorneh¬

men Gast neue Becher oder Gläser gebracht wurden (l09). Wenn der Gast¬

geber ausschenkte, trank er zunächst einen Becher, ehe er seinen Gästen

zu trinken gab, wohl um die Qualität des Weins zu kosten (110).

Was nun die K o n SU m en t en , also die Weintrinker angeht, so lassen sich

auch bei 1001 Nacht deutliche soziologische Merkmale feststellen. Es waren

zunächst einmal Juden und Christen, also die Vertreter religiöser Minder¬

heiten, denen das Weintrinken erlaubt ist (ill). Unter den Muslimen waren

es aus dem Mittelstand vor allem Kaufleute und Händler, die als Weintrinker

geschildert werden (ll2). Unter den Handwerkern war nach den Märchen der

Weingenuß nicht so verbreitet, wir hören nur von einem Schneider und einem

Goldschmied (113). Vor allem aber bei Hofe wurde getrunken. Hier war der

Weingenuß bei allen verbreitet, gleich ob es sich um Freie oder Sklaven,

Herren oder Diener handelte. Wenn wir von dem ausgehen, was die Märchen

schildern, und andere Quellen bestätigen das Bild nur, dann gehörte der Wein¬

genuß in der Oberschicht sozusagen zum täglichen Leben. Natürlich gab es

besonders wackere Zecher, die auch sonst genannt werden, z.B. Abü Nuwäs

oder IbrähTm al-MausilT, über die zahlreiche Anekdoten berichtet werden;

doch wir hören auch von Kalifen, Prinzen und Prinzessinnen oder ungenann¬

ten Sklavinnen und Sängerinnen bei Hofe. Es ist jedoch nicht nur der Abassi-

den-Hof von Bagdad, von dem wir in diesem Zusammenhang hören, sondern

es sind auch andere, oft fiktive Höfe an denen tüchtig getrunken wurde. All

dies ist wohl nur ein Reflex auf die Zustände an den islamischen Höfen zu

allen Zeiten (ll4). Aus alledem müssen wir schließen, daß die Frage, ob

man Wein trank oder nicht, vor allem abhängig war von den wirtschaftlichen

Verhältnissen, in denen sich jemand befand. In den Märchen tranken auch ein¬

fache Leute, z.B. Lastenträger. Das besondere aber ist, daß sie in solchen

Fällen immer eingeladen sind. Ihre sonstige Enthaltsamkeit hat also keine

religiösen Motive (ll5). Beim Weintrinken gab es auch keine besonderen

Einschränkungen für Frauen. Sie konnten trinken wie Männer und taten das

in den Märchen zum Teil sogar in der Öffentlichkeit (116).

Zum Trinken brauchte man auch in den Märchen keinen besonderen Grund.

Nur hin und wieder nahm man ein gelungenes Gedicht oder einen schönen Lied¬

vortrag zum Anlaß, einen Becher zu leeren (ll7), oder man trank auf den Ab¬

schluß eines Ehekontraktes (ll8).

Von den Mengen, die in 1001 Nacht getrungen werden, können wir an¬

nehmen, daß sie nur symbolischer Natur sind. Denn neben dem einen Be¬

cher Wein, den man morgens oder nach dem Bad trinkt (119), werden nur

noch zwei Zahlenangaben gemacht: drei Becher werden als die gewöhnliche

Menge die man trinkt, angegeben (120) und von zehn Bechern ist die Rede,

wenn man ausdrücken will, daß jemand sich betrunken hat (l2l).

(7)

Folge und Zweck des Weinkonsums ist der Rausch auch in 1001 Nacht (122).

An den Trinkenden wird zunächst beobachtet, daß ihre Wangen rot und ihre Au¬

gen dunkler werden (122), daß sie vergnügter werden und in ihrer Aufmerksam¬

keit nachlassen (124). Der Betrunkene fällt um vor Trunkenheit (l25), oder

er schwankt wenigstens (l26). Der Wein erfüllt nach diesen Vorstellungen das

Gehirn des Betrunkenen (127), steigt den Trinkern zu Kopf und wird Herr ih¬

rer Sinne (128). Eine klassisch zu nennende Schilderung über zu zahlreichen

Alkoholgenuß findet sich in der Geschichte von "AzTz und "AzTza: "Dann nahm

ich den Weinkrug und dachte bei mir, ich will nur einen Becher trinken. Den

trank ich auch; aber dann trank ich einen zweiten und einen dritten, bis es im

ganzen zehn geworden waren. Da traf mich ein Lufthauch und ich sank zu Bo¬

den wie ein geschlagener Kämpfer" (129). In der Geschichte vom Buckligen

glaubt ein betrunkener Christ, der Messias sei nahe (l30) und in der Geschich¬

te vom König Badr Bäsim glaubt der Trinker, der ganze Palast tanze (l3l).

Oft fanden die Betrunkenen den Weg nach Hause nicht mehr, oder mußten dort¬

hin gebracht werden (l32), oder sie schliefen an Ort und Stelle ein (l33).

Das arabische Amusement über Dumme, Behinderte und Berauschte, dem

wir so manche Anekdote in den verschiedenen Formen der arabischen Litera¬

tur verdanken, findet seinen Niederschlag auch in 1001 Nacht, wo vor allem

Abü Nuwäs für Scherze herhalten muß (134).

Wenn der Weingenuß auch, wie gesagt, in der Regel wertneutral geschil¬

dert wird, finden sich doch auch einige Geschichten, in denen auf die schlim¬

men Folgen zeitlicher und ursächlicher Art hingewiesen wird, die sich nach

dem Weintrinken entwickeln. Einzelne geraten ins Unglück, verlieren nahe¬

stehende Menschen, ihr Vermögen (l35), selbst ganze Städte geraten in die

Hand ihrer Feinde (l36).

Die berauschende Wirkung des Weins wird in den Märchen genutzt, um Ver¬

brechen zu begehen, Menschen auszurauben, wie in der Geschichte von der

listigen Dalila (137), oder sonst jemandem zu schaden, ferner um jemanden

zu überlisten, ein Versprechen oder ein Geheimnis herauszulocken (l38).

Daß der Wein in der mittelalterlichen Medizin auch als Heilmittel ver¬

wendet wurde, findet in den Märchen seinen Ausdruck (l39). So hören wir,

daß er die Verdauung fördert, gegen die Flatulenz wirkt, das Blut reinigt,

die Hautfarbe klärt (l40), vor allem aber wird er als Stärkungsmittel ver¬

wandt, bei Erschöpften, oder nach einer Operation (l4l). Daneben wurde

er, wie wir heute sagen würden, als Psychopharmakon verwsindt bei Depres¬

sionen (l42), oder ständigen psychischen und physischen Belastungen (l43).

Wenn auch, wie wir gesehen haben, die mittelalterliche islamische Öffent¬

lichkeit das Weintrinken nicht ausdrücklich verurteilte, gab es doch Ordnungs¬

behörden, die einen allzu großen Mißbrauch zu verhindern hatten. Die Wach¬

hauptleute, die auf Anzeigen aus der Bevölkerung angewiesen waren (l44),

mußten vor allem dafür sorgen, daß Weintrinker nicht als Zeugen auftra¬

ten (145).

Vergleichen wir die Angaben von 1001 Nacht mit denen von Autoren wie

Nawägi (l46) oder BadrT (l47), die sich ausführlich über den Wein geäu¬

ßert haben, so stellen wir gewisse Ubereinstimmungen aber auch bestimmte

Unterschiede fest. Vor allem fehlt den Märchen der philologische Aspekt,

dem sich die Schriftsteller verpflichtet fühlten. Die Zusammenstellung von

Weinnamen oder Weingeräten fehlen ganz. Auf die wenigen Angaben zur Wein¬

herstellung wurde schon hingewiesen. Vor allem fehlen aber ausführliche Dar-

(8)

Stellungen zur Rolle des Schenken und des Zechgenossen. Weil die Funktion

der Märchen eine ganz andere war, sind die Angaben zum Wein entsprechend

kürzer und weniger inhaltsreich als bei den "Wein-Autoren" . Es muß aber be¬

tont werden, daß wir in 1001 Nacht keine Angaben finden, die sich bei diesen

Autoren nicht bestätigen lassen. Darum ist die Sammlung ein Beweis dafür,

daß die Angaben eines Ibn al-Mu"tazz (148) oder Kusägim (l49) den tatsäch¬

lichen Verhältnissen des täglichen Lebens entsprachen. Und hierin besteht ihr

Wert als Quelle für kulturgeschichtliche Untersuchungen.

Bibliographie und Verzeichnis der Abkürzungen

Alf Laila wa Laila.

Diesen Ausführungen liegt zu Grunde: Die Erzählungen aus den Tausendundein

Nächten ... übertragen von Enno Littmann. Wiesbaden 1953. Die röm. Zah¬

len in den Anmerkungen beziehen sich auf den Jeweiligen Band dieser Ausgabe.

Ashtor.

Eliyahu Ashtor, Histoire Des Prix Et Des Salaires Dans L'Orient Medieval.

Paris 1969.

BadrT

Abü t-Tuqä TaqT-ad-DTn Abü Bakr b."Abdallah b. Muh.Rähat al-arwäh fT 1-

hasTs wa-r-räh. Paris Ms. ar. 3544.

Dalman.

Gustaf Dalman, Arbeit und Sitte in Palästina. Bd. 4 Gütersloh 1935.

Ibn al-Mu"tazz.

Ibn al-Mu"tazz. K. TabäsTr as-sudür. Fusül at-TamätTl. Ms. Berlin (Ahl¬

wardt) 8316.

Kusägim.

Kusägim, Adab an-nadTm. Buläq 1298 H.

Nawägi.

Nawägi, K. Haibat al-kumait, Kairo 1299 H; ders. K. as-Sabüh. Berlin

(Ahlwardt) 8396.

Vogt.

Vogt, Jakob, Lemperle, Weiss. Der Wein. Stuttgart 1974

Anmerkungen

1. Hoffmannsthal, Einleitung zu 1001 Nacht, S. 8.

2. II 633 3. II 792

4. II 251; V 626; Dalmann 316

5. V 627 6. V 286 7. II 251, 253.

8. II 249-253 9. V 627

10. V 287

11. III 678-680

(9)

12. Ill 426

13. IV 167, zur Weinherstellung vgl. Vogt 6 5-

14. Dalmann 345-356 15. V 286

16. III 570 17. III 136

18. II 512; III 299; IV 300; VI 316

19. IV 633; V 290

20. V 269 21. 1 137; III 628 22. I 97

23. I 477, 478 24. 1 256 25. 1 97 26. III 313 27. I 97; III 342 28. 1 97; III 342 29. II 783 30. IV 725 31. III 342 32. I 97

33. Ashtor, Prix 63, 369, 441

34. III 596

35. I 433-435; V 626-635

36. I 100, 372; II 510; III 118, 322; IV 100

37. I 100; II 40; III 342, 460; V 573

38. 1 335; III 436; IV 822; V 144

39. 1 304, 305; III 253

40. 1 100, 436; VI 623, 640

41. 1 103; II 523; III 498; V 639, 771

42. III 498 43. III 570

44. I 537; V 269

45. III 127; IV 99 46. IV 100

47. II 838; III 299, 426, 428, 460; V 683

48. V 460

49. II 147 50. III 682 51. III 579 52. III 426.

53. I 153; III 426; VI 411 54. II 363; III 219, 585 55. V 640

56. I 103, 435; II 219; III 39, 97; VI 621

57. II 40 58. III 579 59. VI 411 60. II 512

61. I 104, 313, 373; III 461, 473

(10)

63. I 403 ...

64. I 572; III 570; VI 411 65. I 572; III 570; VI 411 66. III 39, 579

67. I 577; II 654; III 473; V 572; VI 621

68. V 639

69. II 40

70. I 276; V 585

71. III 570 72. I 556; III 426 73. I 532; III 456

74. I 103, 435; III 436, 456

75. II 554 76. III 436

77. I 436; III 460; V 139, 144

78. I 373 79. III 460 80. III 473 81. III 304 82. I 557 83. IV 646 84. III 256, 455

85. V 677

86. III 455

87. I 179, 557; III 343; IV 100; V 141

88. I 557; II 853

89. I 557; II 853; III 118; IV 100; V 141

90. II 40 91. IV 822

92. V 641

93. IV 12

94. III 281; IV 100, 681; V 140

95. I 103, 440, 447; II 294; V 639, 640

96. III 305 97. II 824

98. I 105, 477, 479; III 304; V 144

99. V 640

100. VI 626

101. I 436 102. III 136 f 103. I 113 104. III 477 105. III 132 106. III 206 107. I 103 108. I 355 109. III 97 110. I 527

111. I 295 f, 334 f; TV 12 f, 760; V 582

(11)

112. I 320; III 322, 454; IV 349; V 627 f 113. 1 354; IV 297

114. 1 256; III 304, 348, 425, 436. 442; IV 675

115. I 90

116. I 90, 372; III 482 f; IV 349; V 585

117. IV 681 118. Ill 146

119. I 304, 305, 313

120. Ill 122, IV 676 121. V 641

122. IV 719, 725, 735, 766

123. I 477

124. 1 435; 111 546; V 572 125. IV 719

126. Ill 442 127. V 641

128. 1 335; III 137, 210 129. II 47, ähnlich I 256 130. 1 295

131. V 140 132. Ill 324 133. I 315, 335 134. Ill 304

135. I 295; III 211, 454; IV 822

136. I 747

137. IV 719; auch II 772, 853

138. Ill 546; VI 621 139. Ill 461

140. V 640

141. II 73; III 256; IV 680, 819 142. II 654

143. II 554; III 597; IV 167 144. IV 795

145. Ill 312

146. vgl. K. as-Sabüh u. Halbat al-Kumait 147. vgl. K. Rähat al-arwäh

148. vgl. K. tabäslr al- sudür 149. vgl. Adab an-Nadrm

(12)

GADAL BEI AT-TUFI

Eine Interpretation seiner Beispielsammlung

Von Wolfhart Heinrichs, Gießen

Der hanbalitische Gelehrte Nagmaddin at-Tüfi (l) (st. 716/1316) ist in

jüngerer Zeit durch seine eigenständige maglajia-Theorie bekannt geworden,

welche, von Rasid Ridä wieder aufgenommen, eine breite Diskussion auslö¬

ste (2) und so auch das Augenmerk der westlichen Forschung auf den Autor

lenkte (3). Liest man die Artikel, die ihm in den biographischen Sammelwer¬

ken gewidmet werden (4), so verstärkt sich der Eindruck, daß wir es mit

einer Persönlichkeit zu tun haben, die im Rahmen des vorgegebenen geistig¬

religiösen Systems um unabhängiges Denken bemüht war: Die Eigentümlich¬

keit seines Lebenswegs, insbesondere seine Bestrafung wegen s"i°itischer Nei¬

gungen, die widersprüchlichen Beurteilungen, die ihm zuteil geworden sind,

und nicht zuletzt die weitläufige Liste der Werke, die er in seinem kurzen Le¬

ben (er ist nur wenig über 40 Jahre alt geworden) verfasst hat (5) - all das

bezeugt einen Mann und Denker, welcher den geistigen Aufschwung der bahrl-

mamlukischen orthodoxen Renaissance, an der die Hanbaliten nicht geringen

Anteil hatten, auf seine eigene - etwas zwiespältige - Weise widerspiegelt.

Ein vertieftes Studium unseres Autors ist daher denn auch mit Recht von Henri

Laoust empfohlen worden (6).

Von den etwa fünfzig dem Titel nach bekannten Werken at-Tüfis sind immer¬

hin neunzehn erhalten; davon ist mit Ausnahme des Abschnitts über das ma$ -

lalja -Problem aus dem Sarh al-Arba"in an-Nawaw!ya (7) noch nichts ediert

worden. Der Schwerpunkt seines literarischen Schaffens liegt auf dem Gebiet

der usül al-fiqh : Fünfzehn seiner Werke sind, wenn wir bei verlorenen Wer¬

ken dem Wortlaut des Titels und den Angaben der Biographen trauen können,

dem Gesamtbereich oder Teilgebieten der ugül al-fiqh gewidmet. Zu diesen

gehört auch eine erhaltene Abhandlung über die Disputierwissenschaft mit dem

Titel "Alam al-gadal ff "ilm al-gadal (8) ("Das Banner der Fröhlichkeit:

über die Wissenschaft vom Disput"). Die Zuordnung eines gadal -Werkes zu

den usül al-fiqh bedarf der Rechtfertigung, und zwar unter zwei Gesichts¬

punkten: Zum einen gibt es, wie uns Ibn Haldün sagt, zwei in ihrer Anwendung

verschiedene Methoden des Disputierens, nämlich diejenige al-BazdawIs, wel¬

che sich ausschließlich auf die u?ül al-fiqh bezieht, und die von al-"AmTdr,

welche in allen Disziplinen anwendbar sei (9). Und zum andern sind sich die

ugüllyün nicht darüber einig, ob der gadal im engeren Sinne einen Teil der

usül al-fiqh oder aber eine gesonderte Disziplin bildet (lO). Was die erste

Frage betrifft, so erscheint die Antwort klar; denn at-Tüfl sagt in der Ein¬

leitung des erwähnten Werkes unzweideutig, daß der Stoff ( mädda) der gadal -

Wissenschaft die ugül al-fiqh seien (ll), und führt weiter aus, daß sich

gadal zu UßOl al-fiqh wie Dichtung zu Sprache verhalte. Wir werden aber im

Verlaufe unserer weiteren Ausführungen sehen, daß at-Tüfl immer wieder aus

dieser thematischen Beschränkung ausbricht, und werden versuchen, diese

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