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Veröffentlichungsreihe des Internationalen Instituts für Vergleichende Gesellschaftsforschung

Wissenschaftszentrum Berlin

Arbeitstätigkeit und betriebliches System - Eine Betriebsfallstudi~zur Analyse der inte- grierten Belastung von Instandhaltern

von Winfried Wotschack IIVG/dp/79-212

Juli 1979

Publication series of the International Institute for Comparative Social Research - SP 11

Wissenschaftszentrum Berlin Steinplatz 2, D 1000 Berlin 12 030/313 40 81

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Vorbemerkung

Diese Arbeit verfolgt den Zweck, einen Beitrag zum besseren Verständnis des Begriffs der "Gesamtbelastung" bzw. der

. "integrierten Belastung,,1) im industriellen Arbeitsprozeß zu leisten. Als empirische Basis dienen Ergebnisse aus einer Betriebsfallstudie, um einen Einblick in Bedingungen zu er- möglichen, welche mittelbar und unmittelbar zur Beanspruchung des Arbeitsvermögens führen.

In vielen Arbeiten zum Belastungsproblem wird auf die Schwierig- keit der Kronkretisierung insbesondere psychischer Belastungen hingewiesen. Psychisch belastend sind nicht nur die konkreten Arbeitstätigkeiten, aufgefaßt als gegenständliche Verrichtun- gen in einern bestimmten Zeitablauf • Vielmehr bringen neue A,rbeits- formen, verschiedene Auswirkungen des betrieblichen Sozialge- füges sowie außerbetriebliche Einflußfaktoren ein komplexes Syndrom von Leistungs- und Verhaltens anforderungen an die Arbeiter hervor. Diese Komponenten können einerseits die Lei- stungsfähigkeit aktuell'oder langfristig fördern oder beein-

trächtigen. Sie müssen andererseits als - oft schwer 'erkennbare - Ursachen für negative Auswirkungen auf die Arbeiter angesehen werden. Der Begriff der "integrierten Belastung" versucht diese Zusammenhänge als System abzubilden.

Ein "System" von Belastungen und Beanspruchungen läßt sich als eine mannigfaltige Vielfalt miteinander verflochtener Bedin- gungen denken. Diese Bedingungen werden dadurch jedoch nicht ohne weiteres nach ihrem Stellenwert innerhalb des Systems be- stimmbar. Die Folge kann eine subjektive Bedeutungszuschreibung und damit selektive Auswahl dieser Faktoren bzw. ihrer Ver- koppelungen sein. Oder Arbeitssituationen werden als jeweils einmalige Zusammenhänge verabsolutiert und in dieser prinzi- 1) Vgl. U. .Mergner, "Technisch-organisatorischer 1;1andel und Be-

lastungsstruktur", in: R.Kasiske (Hrsg.), Gesundheit am Arbeitsplatz, Reinbek bei Eambur,g, 1976. F.Naschold und B.Tietze, "Arbeitsgestaltungspolitik durch rechtliche Nor- mierung. Zum Entwurf der DIN 33 405; Psychische Belastung und Beanspruchung", in? Argument - Sonderband- AS 14, 1917.

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pie11en Einmaligkeit zu quantifizieren versucht. Beide Vor- gehensweisen widersprechen praktischen Konsequenzen. Das Forschungsinteresse an einer Belastungsanalyse zielt grund- sätzlich auf die Prävention, d.h. auf eine Verri~gerung von negativen Beanspruchungen. Dieses praktische Ziel erfordert die Analyse typischer Belastungen. Es erfordert demnach die Bestimmung von wesentlichen Zusammenhängen und Bedingungs';"

momenten. Naheliegend vor allem für empirische Analysen ist die Vorstellung eines entsprechenden veJ;:'a1lgemeinerbaren

"Modells". "Modelle sind gedankliche Entwürfe, in denen in vereinfachter Form komplizierte Strukturen wiedergegeben wer- den. ,,2) Entscheidend ist es, dieses Modell nach seinen wesent-

lichen Bezügen zu bestimmen. Zur zusammenfassenden Charakteri- sierung des hier angewandten analytischen Vorgehens sind in diesem Sinne drei Merkmale hervorzuheben: Es wird erstens der Frage nachgegangen, inwiefern sich Belastungen aus der Ein- bindung der Arbeitssituation in den betrieblichen Systemzusam- menhang ergeben. D.h. es werden Momente der Gesamtbelastung von Arbeitern illustriert und ansatzweise ana1ysiiert, wie sie aus dem betrieblichen Gefüge resultieren. Zweitens soll die hier untersuchte spezifische Tätigkeit auf die grundlegenden gesellschaftlichen Entwicklungstrends der betreffenden Art von Arbeitsituation bezogen werden. Da eine Reparaturschlosser- tätigkeit exemplarisch dargestellt wird, ist drittens ein Be- trag zur Analyse von Beanspruchungen bei allgemein als "autonom"

betrachteter Arbeit angestrebt.

Es muß ausdrücklich auf den Diskussionscharakter der folgenden Darstellung und Auswertung hingewiesen' werden. In dieser vor- gezogenen Analyse 3) kommt es weitgehend auf jene Untersuchungs- . linien an, die bereits in einern direkteren Zusammenhang mit

der Belastung stehen. Der Anspruch besteht folglich in der Darstellung des (vereinfachten) Modelles eines "Falls" objek- tiv gegebener Bezüge, die eine Arbeitstätigkeit 'über den Tätig-

2) H.Pornsch1egel, ölTarifpolitische·Gestaltungsbereiche - ein Modell", in: Der Gew'erkschafter- Heft 10/1978, S.3 ..

3) Es ist eine umfasende Gesamtauswertung zusammen mit Th.Malsch und H.-J.Weißbach geplant.

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keitsinhalt hinaus charakterisieren. bzw. den Tätigkeitsin- halt selbst beeinflussen. Das allgemeine theoretische Problem liegt wesentlich in der Beziehung von ~objektiven" Arbeits- bedingungen und den psycho-physiologischen Auswirkungen auf die Arbeitskraft. Für diesen ersten Schritt der Auswertung muß von den Auswirkungen, Denk- und Handlungsmustern jedoch abstrahiert - werden, soweit sie in ihrer individuellen Differenzierung auf-

treten. Vielmehr steht die Frage im Mittelpunkt, welche Rolle allgerr•.ein-betriebliche Faktoren innerhalb der lIintegrierten Belastung" spielen.

Statt im einzelnen auf eine theoretische Fundierung des in- halts eines "integrierten Belastungsbegriffes" einzugehen 4) 1 sollen vor der eigentlichen Falldarstellung einige eher for- male Anforderungen an diesen Begriff und damit die wesentlichen Arbeitshypothesen der Auswertung thesenartig dargestellt wer- den. Im Anschluß an die Fallskizze wird auf verallgemeinerbare Schlußfolgerungen hingewiesen.

4) Vgl. neben U.Mergner, a.a.O. und F.Naschold!B.Tietze, a.a.O.

auch W. Wotschack, "Belastungsfolgen 'des Produktionsprozesses - Thesen zum Zusammenhang von Belastungsforschung und Industrie- soziologie", Diskussionspaper am WZB, Okt. 1978.

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1. Grundsätze des analytischen Vorgehens

Eine empirische Belastungsanalyse läßt sich durch drei grund- - legende Schwierigkeiten kennzeichnen: Es muß ein "System" inte-

9'rierter Belastun9'szusammenhänge erfaßt werden. Dieses System stellt sich formal als bestimmte Verflechtung VOn Anforderungen und Reaktionen dar, d.h. als Mehrfachbelastung, Belastungs- kumulation und -aufschaukelung,antizipierte Belastungen, Be- wältigungshandeln gegenüber Anforderungen usw. Weiterhin läßt die je individuelle Situtation an konkreten Arbeitsplätzen keine unmittelbare Verallgemeinerung und damit Typisierung von Belastungen zu. Faktoren wie das Lebensalter mit dem entsprechen- den Arbeits- und Reproduktionsverhalten, die konkrete psycho- physische Konstituion führen zu verschiedenen Beanspruchungs- und Bewältigungsformen in einer gegebenen Arbeitssituation.

Von diesen "individuellen" Faktoren bleiben auch die "objek- tiven" Arbeitsbedingungen nicht unbeeinflußt. Die Arbeitsge-

schwindigkeit, das Vo+handensein oder Fehlen gegenseitiger Hilfe- leistungen sind Beispiele für Bedingungen der Arbeit, die auch von Persönlichkeitsvariablen abhängig sind. Durch gezielte

Personalselektionen der Betriebe können Arbeitssituationen etwa trotz hoher objektiver Belastungen den Anschein geringer Be- anspruchung erhalten. Ebenso ist dE?r umgekehrte Fall denkbar.

Schließlich sind diese Belastungszusarnrnenhänge nur eingeschränkt bzw. in widersprüchlicher Weise über das Wissen der Betroffenen zu analysieren. Die Betroffenen "gewöhnen" sich an Belastungen, sie verdrängen, verschieben ihre Beanspruchung; sie unterstellen die Determinaten ihrer Arbeit als normal, ohne sich über die betrieblich-systematischen und gesellschaftlichen Ursachen

ihrer je konkreten Situation im einzelnen klar zu sein. Während also die von Belastungen Betroffenen diese Belastungen 'am ehe- sten kennen müßten, sind jedoch den dann naheliegenden Analysen durch Befragung die angedeuteten Schranken gesetzt.

Angesichts der Tatsache, daß die konkreten Bedingungen insbesondere der psychischen Beanspruchung bisher weitgehend unbekannt sind, kommt der nachfolgenden Analyse eher eine forschungsprogramma- tische Bedeutung zu. D.h. aber, daß die empirische Forschung

einen bedeutenden Stellenwert für eine "Theorie'der Belastung" er- hält, 'ohne daß dies zum "theorielosen" Empirismus führen darf.

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1.1. Theorie und Empirie der Belastung

Die Studie ist schwerpunktmäßig empirisch orientiert. D.h. es wird der Versuch unternommen, in der konkreten Realität Be- dingungsfaktoren und Zusammenhänge aufzufinden, die ~ in wie

immer vermittelter Form - schließlich als Anfo:r:derungssyndrom an die Arbeiter als konkrete Individuen erscheinen. Diese Be- dingungen werden als die wesentlichen Voraussetzungen des - wenngleich individuell differierenden - "Beanspruchungsver- haltens" der Arbeiter aufgefaßt. Sowohl die konkreten Anfor- derungen wie auch das aktive und reaktive Verhalten der Ar- beiter sollen zu allgemeineren Strukturen der betrieblichen Realität in Beziehung gesetzt werden. Bereits durch diesen hypothetischen Zusammenhang vOn alLgemeineren (industriesozio-

logisc~en) Momenten der Arbeitswelt mit den Formen des indi- viduellen Verhaltens ist d~s empirische Vorgehen nicht theo- retisch voraussetzungslos. Im Gegenteil: Die theoretischen Hypothesen sind sowohl eine Voraussetzung der empirischen "Er- hebung" in einem engeren Sinne wie auch das Mittel der Inter-

pr~tation der komplexen empirischen Fakten.

Die hier angestrebte industriesoziologische Forschung kann je- doch nicht als direkte Reproduktion von Theorie nur auf kon- kreteren Ebenen gedacht werden - sei es als konkretisierte Fassung "allgemeiner Gesellschaftstheorie" oder als Bestäti- gung" vorausgesetzter spezieller Thesen. Unter Berücksichti- gung ihresr.elativ eigenständigen Bezuges zum Empirisch-Kon- kreten ist industriesoziologische Forschung vielmehr in.der Lage, auch.zur·Entwicklung-'der·Theorie - und damit auch einer

"Belastungstheorie " - beizutragen. Sie erhält damit eine heu- ristische Funktion. Mit dieser Zielrichtung sind Forschungs- defizite zu vermeiden, yvelche zu einer "Beschränkung" der empirischen Ergebnisse auf grund zu allgemeiner oder selek- tiver theoretischer Voraussetzungen führen. Im einzelnen bedeutet dies, daß die vorausgesetzten Thesen nur insofern das Mittel der Interpretation der emprischen Daten sind, als sie selbst einen präzisierbaren bzw. modifizierbaren oder auch widerlegbaren Charakter besitzen. Als Beispiel sei auf die in den 60er Jahren verbreitete These der Belastungs-

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reduktion durch Rationalisierung bzw. Automatisierung hinge- wiesen. Die auf das "Mensch-Maschine-Verhältnis" reduzierten Belastungsanalysen schienen berechtigt, von den gesellschaft- lichen Faktoren des Produktionsprozesses wurde abst~ahiert.

Aus dieser Sicht wurden traditionelle B.elastungenalJs vorüber- gehend vernachlässigt, für die aus der Automatisierung neu ent- stehenden Zwänge existieren bis heute kaum Bewertung.skriterien. 5) Eine besondere Gewichtung der Empirie ergibt sich vor allem aus zwei Gesichtspunkten: Einerseits stellt die theoretische Ent- wicklung des Belastungsbegriffs eine noch zu lösende inter- disziplinäre Aufgabe dar; die praktisch-empirischeniForschungs- konsequenzen sind entsprechend wenig entwickelt. Eine wichtige Voraussetzung für die Theorie der Belastung ist daher eine

("aufschließende") Empirie, welche insbesondere nicht von den verschiedenen Determinanten integrierter Belastung abstrahiert.

Die Industriesoziologie erhält in diesem Rahmen auf grund ihres Forschungsgegenstandes die Aufgabe, grundsätzlichere Zusammen- hänge von gesellschaftlichem Produktionsprozeß und der Arbeits- kraft herauszuarbeiten.

Zweitens folgt die wirkliche Entwicklung des Arbeitsprozesses keinen abstrakten, naturwissenschaftlich ableitbaren Zusammen- hängen, sondern ist beeinflußt von tnteressen, insbesondere denen der Tarifparteien. Aus der Kritik traditioneller Arbeits- analysen der Arbeitswissenschaft läßt sich der Schluß ziehen, daß gesellschaftliche Bedingungen - von der Intensivierung der Arbeit bis hin zu den Restriktionen durch den Arbeitsmarkt - eine wesentliche Rolle in der Belastungsfrage spielen: Ob etwa die "mentale Anreicherung" einer Arbeit (cl.1s Selbsti;tndigkei t, Prozeßkenntnis usw.) tatsächlich entlastend wirkt, ist nicht per se zu entscheiden. Diese Faktoren sind vielmehr auf die Zeitstruktur der Arbeit, auf die Sanktionsformen usw. zu be- ziehen.

Der hier dargestellte Fall, in welchem insbesondere die Einflüsse des betrieblichen Systems berücksichtigt werden, soll in diesem

5) 'Vgl. etwa H.Pornschlegel: "Neue Formen der Arbeitsorganisation - Stoff für Lonkonflikte?", in: Der Gewerkschafter, Heft 11/78

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'Sinne als ein Schritt zur Entwicklung eines verallgemeiner- baren Belastungsmodells verstanden werden. Einen unmittel- baren Bezug zur Analyse verschiedener objektiver Determinanten von Arbeitsbeanspruchungen haben die Arbeitswissenschaft und die Industriesoziologie. Die neueren Konzeptionen beider Disziplinen bieten folglich die Ausgangsbasis zur Analyse -

"integrierter Belastungen".

1.2. Die Arbeitstätigkeit als Bezugsrahmen

Arbeitsanalyseverfahren der Arbeitswissenschaft legen weitgehend den Tätigkeitsinhalt bzw. die Tätigkeitsve:rrichtungen zugrunde.

Da sich auch die folgende Darstellung des Fallbeispiels in ge- wisser Hinsicht auf den Arbeitsinhalt (des Reparaturschlossers) als Bezugs- und Vergleichsbasis bezieht"ist zu betonen:

Ihre'gesamte Belastungsrelevanz erhalten auch die Tätigkeits- verrichtungen - insbesondere im Sinne der Stressforschung - erst unter Berücksichti~ungvon faktisch existierenden oder anti- zipierten Sanktionen und bewußten oder unbewußten Persönlich- keitsbedrohungen. Knapp zusammengefaßt ergeben sich aus dieser Sicht folgende Defizite von Arbeitsanalysen, sofern diese den Anspruch des Einbezugs von Beanspruchungen bzw. Belastungen er- heben 6) :

- Die sichtbaren, d.h. aber weitgehend körperlichen Verrichtungen werden weit ausführlicher erfaßt als die nicht beobachtbaren, also geistig-psychischen Prozesse und Anforderungen. biese Bewegungsorientierung bedeutet entsprechend, daß psychische Beanspruchungen ebenfalls auf gegenständliche Indikatoren

(von Bedienelementen bis zu Datenträgern, und -gebern) redu- .ziert werden.

- Es werden fast auschließlich aktuelle Belastungen erfaßt.

Der länger F.rist:ig v7ährende Ve:'::schleiß des Arbeitsvermögens - z.B. der Summationseffekt "kleinerer" Belastungen - bleibt außerhalb der Betrachtung.

- Im Vordergrund steht das abstrakte Verhältnis von Arbeitsver- mögen und Arbeitsergebnis. Von den informellen, jedoch der Ar- 6) Entfällt

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beitssituation immanenten Beziehungen (zu Vorgesetzten, Kollegen) wird ebenso abstrahiert wie von den nicht ein- deutig operationalisierbaren Voraussetzungertfür konkrete

"Verrichtungen" (etwa Anlagenkenntnisse als Grundlage für Detailarbeiten) .

- Die Verflechtung mi~ anderen Tätigkeiten unddaner anderen Personen - insbesondere die sich hieraus erg$benden Restrik- tionen - werden ausgeblendet.

- Die Arbeitskraft wird als reagierendes Glied aufgefaßt, nicht als aktives Moment eines Prozesses.

Insgesamt kann die Analyse der konkreten Tätigkeit vor 'allem im Sinne integrierter Belastung nur a.ls einer der "Einflußfaktoren"

gedacht werden. D.h. erst durch das Zugrundelegen der Gesamtheit von Arbeitsbedingungen erschließen sich die Auswirkungen auf den Arbeiter. Die Analyse der hiermit angesprochenen allgemei- neren Arbeitsbedingungen ist das erklärte Anlie.gen der Industrie- soziologie.

Der Einbezug von wesentlichen Untersuchungs aspekten des Forschung2 gegenstandes der Industriesoziologie führt zugleich zu einer

differenzierte.ren Einschätzunc; a.er Rolle des Arbeitsinhalts. Aus der Sicht des Arbeitsvermögens müssen dessen Fähigkeiten, Quali- fikationsvoraussetzungen und -möglichkeiten, das Interesse an der Arbeit bei gleichzeitigen Restriktion~n durch Leistungsver- dichtung, die Bewußtheit hinsichtlich der Arbeitsanforderungen usw. in die Analyse miteinbezogen werden. D.h. neben der "Tätig- keit" und den chemisch-physikalischen Arbeitsum~ebungsbedingungen

sind Faktoren wie das betriebliche Sozialgefüge und die Situa- tion des Arbeitsmarktes entscheidende objektive Determinanten psychischer, aber auch dadurch vermittelter physischer Belastung und Beanspruchung. Mit anderen Worten: die Untersuchung des

"Mensch-Maschine-Verhäl trüsses" läßt nur sehr bedingt Aussagen über die Lage der Arbeitskräfte zu; die angedeu.teten Bereiche wirken dagegen als potentielle Persön1-ichkeitsbedrohungen und daher als unmittelbare oder mittelbare Basis betrieblicher Lei- stungsanforderungen und Sanktionen. Die von der Industriesozio- logie beschriebenen Faktoren bet'rieblicher Realität wie Kollegenko kurrenz, betriebsspezifische Qualifikation, technologische;

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arbeitsorganisatorische und betriebshierarchische Entwick- lungen sind jedoch sehr allgemein. In der nachfolgenden Dar- stellung des Fallbeispiels wird u.a. zu zeigen sein, daß weder die formale Arbeitsorganisation noch der Mechanisierungs-

grad oder die faktische Hierarchie eine ausreichende Be=

stimmung des Belastungsgrades zulassen.

Als Konsequenz dieser Uberlegungen soll kurz auf die konkre- teren analytischen Voraussetzungen eingegangen werden: Auf die Rolle allgemeinerer be'trieblicher Faktoren und auf die gesellschaftlichen Bezüge von Arbeitstätigkeit hinsichtlich des Belastungsproblems.

1.3. Betriebliches System und Arbeitsti3.tigkeit u

Für die Fallstudie leitet sich folgender grundleg~nde Zugang ab: Die Arbeit~tätigkeitist zwar stoffliche Bezugsbasis. Die Analyse der Tätigkeit als Belastungssituation erfolgt jedoch erstens unter Rückgriff auf eine allgemeinere betriebliche Ebene, d.h. fußt auf der These, daß Belastungen 'auch betriebs- spezifisch vorgegeben sind. Die These des Einflusses betrieb- licher Determinanten ist im Rahmen dieser Studie eher me'tho- disch bzw. untersuchungspragmatisch zu verstehen. D.h. hier- mit werden keine Aussagen über eine Theorie von Bestimmungs- momenten einer "betrieblichen Strategie" selber (etwa analog der Betriebsautonomie-These des Instituts für Sozialforschung München, rSP) angestre~t. Die betriebliche Politik in ihrer Auswirkung auf den Einsatz von Produktionsmitteln und Arbeits- kräfte gilt vielmehr als die unabhängige Variable, die weit- gehend die konkreteren Belastungsmomente bestimmt. Deren Kennt- nis wird damit Voraussetzung der Analyse integrierter Belastung.

Zur empirischen Ermittlung der betrieblichen Strategie muß allerdings auf grundlegende betriebsexterne Bestimrnungsfak- toren zurückgegriffen werden, wie sie auch in der Darstellung angegeben sind.

Neben dem betrieblichen System (aufgefaßt als die ,Mittel und Möglichkeiten der umsetzung von Leistungsanforderungen) muß

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zweitens die konkrete Tätigkeit in ihrem gesellschaftlichen Wandel und in ihren Randbedingungen erfaßt werden. Konkret geht es um den allgemeinen (qualitativen) Zusammenhang, welcher

auf Seiten der Arbeitskräfte - als Motiv oder Zwang -Arbeits- leistungen hervorbringt. Bezogen auf das Beispiel eines Herz- infarkt-prOjektes7

) bedeutet dies, daß zwar aufgrund von retro- spektiven Untersuchungen - durch eine Krankenbefragung - gro- be Belastungsmerkmale des Arbeitslebens lokalisiert werden können. 8) Durch konkretere Analysen mÜSSen jedoch die im

einzelnen wirkenden Faktoren in ihren Wechselbeziehungen nach- gewiesen werden. Für psychosomatische Risiken lassen sich

diese Bedingungen - söfern sie "objektiver" Natur sind - in

folgender Weise als Auswirkung des Arbeitslebens vermuten: Einer- seits als spezifische Faktoren, d.h. technologisch konkretisier- bare Merkmale. Technologie (und formale Arbeitsorganisation) gel- ten in diesem Falle als mittelbare gesellschaftlich-betriebliche Anforderungsbedingungen. Andererseits sind hiervon die mit der Tätigkeit mittelbar zusammenhängenden, d.h. die der Tätigkeit ge- genüher "unspezifischen" Momente zu unterscheiden: angefangen von Bedingungen wie Akkord- oder Schichtarbeit, über die betrieb- liche Autoritätsstruktur und den Grad der Kontrollierbarkeit des Arbeitsablaufes bis hin zu den Wirkungen von Erfahrungen aus der vergangenen und der Antizipation der zukünftigen lIBe- rufskarriere " .

Für das Fallbeispiel der Instandhaltung ergeben sich folgende Sghlußfolgerungen. Die typ~schen Belastungen der untersuchten Arbeitstätigkeit werden durch eine Gegenüberstellung der Ent- wicklungen des komplexen "Berufsbildes" der Instandhalter mit der hier untersuchten Instandhaltungssituation herausge- arbeitet. Im Vordergrund dieser Teilauswertung stehen also

---- ---

weniger die Tätigkeitsverrichtungen, sondern deren entschei- dende emprischer Entwic~lungstrends,wie sie sich als bestimm- te Instandhaltungsanforderungen ausdrücken. Die hier unter- suchte-Arbeitstätigkeit des Reparaturschlossers muß weiterhin 7) Vgl. Projekt "Koronare Herzkrankheiten und industrielle Ar-

beitsplätze" am Wissenschaftszentrum Berlin

8) Vgl. U. Mergner, Indikatoren zur Veränderung der Arbeits- bedingungen in der BRD (Referat), in: Zur Vermittlung von

institutioneller Reform und gesellschaftlicher Krise, Arbeits- papiere des Fachbereicqs Wirtschaftswissenschaft der Gesamt- hochschule Wuppertal, Ifluppertal 1978, Nr. 27.

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als ein bestimmter Typ von Industriearbeit begriffen werden.

Gemeint sind verschiedene allgemeine Randbedingungen dieser Tätigkeit wie Facharbeiterqualifikation, gegenüber dem Pro- duktionsprozeß sekundäre Arbeitsfunktionen, aufgrund des __________________ s.tochastischen Reparaturanfalles eine relative Autonomie.

Diese Tätigkeit ist folglich nur bedingt mit anderen Tätig~

keiten vergleichbar. Allerdings könnten hier exemplarisch jene-latenten, schwer operationalisierbaren Formen der Lei- stungsabforderung in besonderer ].!~usprägung gegeben sein, wi sie sich möglicherweise auch bei stärker taktgebundenen Ar- beiten wiederfinden lassen.

Auf den Zusammenhang von Arbeitsaufgabe und Anforderungsstruk- turen an die Instandhaltung ist kurz einzugehen. Die allge- meine Arbeitsaufgabe der Instandhaltung bestell~ im Aufrecht- erhaltenund der Wiederherst~llungder Funktionsfähigkeit von Produktionsmitteln. Hinter dieser Definition verbirgt sich jedoch eine Vielzahl konkreter Aufgaben, die von unterschied- licher Bedeutung für eine Belastungsanalyse sind. Die Tätig- keitsanforderungen sind zum Teil durch die Art der Technologie und die besonderen Bedingungen ihres Auslastungsgrades vorge- geben. Sie erhalten ihre umfassende Belastungsre.levanz. jedoch in ihrer Bezie~ung zur Organisation der _Instandhaltung und der

Notwendigkeit für den .Instandhalter, seine Qualifikation zu bewahren bzw. zu erweitern.

Ist die Organisation wenig rationalisiert, so erhalten die Instandhalter einerseits Freiräume für ihre Tätigkeit. Repara- turarbeit wird als ungebundene Arbeit, als "freie Entfaltung der persönlichen Leistungsfähigkeit" beschrieben; die Arbeits- autonomie gilt als Bedingung für den Erfolg der Instandhaltung.

Eine Kontrolle der Reparaturarbeiter findet eher als Sach-, d.h. ~~foigskontrollestatt. Diese Arbeitsautoriomie wird je- doch durch Planung und die Auflösung in Detailarbeiten als

prinziell

aufh~bbar angesehen9~

Andererseits können sich hinter

diesen "Freiräumen" starke indirekte Kontrollen verbergen, die .1

weitgehend von der traditionell-betrieblichen Instandhaltungs- 9) Etwa: H.Kern und M. Schumann, Industriearbeit und Arbeiter-

bewußtsein, Frankfurt am Main 1970, Bd. 1, S. 170.

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strategie und dem Grad der Planun,,? von Instandhaltungsarbeiten abhängig sind.

Ein wichtiger Indikator für den Stand der Planung ist die Unterscheidung von unplanmäßigen (Havarie-) Reparaturen und planmäßigen vorbeugenden Reparaturen (geplante Instandhaltung).

Hierauf wird anhand des Falles - ebenso wie auf angrenzende Arbeitsaufgaben der Instandhalter - genauer einzugehen sei~.

Geplante Instandhaltung drückt sich in arbeitsstrukturellen Merkmalen wie schriftlichen Arbeitsvorgaben, Vorgabezeiten, Systematisierung von Routinetätigkeiten a~s. Während für die ungeplante Instandhaltung indirekte Kontrollen zu über- wiegen scheinen, sind bei geplanter Instandhaltung eher Sank-

tionen durch Vorgesetzte und die Konkurrenz unter dem Repara-

turpersonal zu vermuten. /

Im Zuge der Rationalisierung der Instandhaltung steigt das

Interesse der Reparaturarbeiter an der Erhaltung bzw. Erweiterung ihrer Fähigkeiten. Als Ursache lassen sich im einzelnen anführen:

Rationaliserung drückt sich in einer Detailierung von Arbeits- aufgaben aus, die zu fachbezogener (mechanischer, elektrischer, elektronischer usw.) und qualifiktaionshierarchischer Arbeits- teilung führt. Aufgrund der zum Teil nicht eindeutigen Ab- grenzung der Arbeitsaufgaben von Instandhaltung und Produktion werden weniger anspruchsvolle Reparaturen, Reinigungsarbeiten usw. auf die Produktions arbeiter übertragen. Für sehr kompli- zierte Reparaturen oder für einfache Routinetätigkeiten (Rei- nigung) werden Fremdfirmen hinzugezogen.

Diese Entwicklungen führen auf Seiten der Reparaturarbeiter zu veränderten Kontroll- und Sanktionsrnechanismen und zu veränderten AufgabenJ::iElreichen.Die konkrete Tätigkeit ist für die Reparaturarbeiter von weitreichender Bedeutungl da sie die Mobilitätsfähigkeit (inner- und aUßerbetrieblich) erweitern oder einschränken kann. Auf Seiten des Betriebes wirken sich diese Entwicklungen in widersprüchlicher Weise auf die Effekt- tivität der Reparaturabteilung aus. Z.B. scheint die "Ar-

beitszufriedenheit"""der Reparaturarbeiter einerseits

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eine prdduktiv~Potenzzu sein, ~ährend andererseits - vor

. . ,

allem in metall~fremdenBranchen - die 'Einschätzung des

Wirkungsgrades einer "autonomen" Instandhaltung auf Schwierig- keiten stößt. Daher ist eine Neigung zum Auslagern oder Ab- bau komplizierterer Reparaturen teilweise selbst dann zu ver- muten, wenn dies wegen unproduktiver Arbei tsausfäl.le, gesun-

kenerArbeitsmotivation oder- auch steigender Fluktuation.kosten- mäßig negative Folgen zejtigt. 'Diese Problematik spielt in dem untersuchten Betrieb keine unwesentliche Rolle.

Mit der knappen übersicht zum Spannungsfeld einer exemplarischen Industriearbeitstätigkeit ist die Belastungs- bzw. Beanspru- chungsfrage nur vermittelt angesprochen. Wie widersprüchlich sind diese allgemeinen empirischen Entwicklungen durchsetzen und welche Auswirkungen sich für das Reparaturpersonal ergeben, ist durch die Betriebsanalyse konkreter - d.h. aber als ein

"Fall" - nachzuzeichnen.

1.4. Bemerkungen zur Methode

Eingangs ist bereits darauf hingewiesen worden, daß Belastunga- zusammenhänge nur eingeschränkt bzw. in widersprüchlicher Weise über das Wissen der Betroffenen zu analysieren sind. Hieraus sollen vor allem methodische Konsequenzen abgeleitet werden, die jedoch auf inhaltlichen Voraussetzungen beruhen: Belastung.

und Beanspruchung durCh gesellschaftliche Arbeit ist auch ab- hängig von allgemeinen gesellschaftsstrukturellen Bedingungen wie Bewußtheit, Leistungsideologie, Konkurrenzverhalten, Grad der gewerkschaftlichen Organisation usw. Diese Momente sind auch in "tätigkeitsbezogenen" 'Analysen zu berücksichtigen; sie ha- ben ihr Korrelat in der Einschät~ung von konk~eten Arbeitsbe- dingungen auf Seiten der Individuen. Die Einsichten in tra-

ditionelle Bedingungen der Struktur von Lohnarbeit sind beispiels- weise ein Moment, welches zur Eigenmotivation (etwa bei gefor- derten überbeanspruchungen) oder zur Art der Reaktion eine Be-

"-

ziehung aufweist, d.h. das Bewältigungshandeln modifiziert bzw. bestimmt. 10)

10) Vgl. ,auch den Begriff der "Lebenssituation" bei G.Bosch,

Arbe~tsplatzverlust.Die sozialen Folgen einer Betriebs-

st~:legung, Fr8:nkfurt-New York 1978, S. 25

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Im einzelnen sind RpersonenabhängigeR Gewichtungen der Bedeutung von Belastungsfaktoreri und -zusammenhängen, deren Unter- oder überbewertung auf grund von Kompensationsmöglichkei.ten (Lohn, Ansehen) oder individuell unterschiedlichen Vergle.ichsmaß- stäben usw. als formale Schranken für eine Analyse durch Be- fragung zu nennen. Von den Arbeitern als fixe Größen (Tech-

nologie, ökonomische Faktoren) unterstellte Beding.ungan könnten diesen als weniger relevant erscheinen. Sie werden daher ent,.

w~der

bei einer Befragung nicht thematisiert11), oder es liegt ein verringertes Wissen überbetriebsstrukturelle Be- dingungen vor.

Dieser Problemlage muß das Untersuchungs instrumentarium gerecht werden. Die angewandten I'nstrumente sind - entsprechend dem

Ziel einer Raufschließenden Empirietl - schwerpunktmäßig auf die qualitativen Zusammenhänge gerichtet. EineWeiterentwick-

lung des InstrUmentariums etwa zum Fernziel einer besseren Quantifizierbarkeit von' Belastungsdeterminanten und -indika- toren ist als ein Nebenziel der Auswertung anzusehen. Die

Instrumente mußten konkret folgenden Anforderungen entsprechen:

Erfassung von betriebs externen BedinguI}g:en; Analyse des be- trieblichen Syst.ems hinsichtlich der Auswirkungen auf die Arbeitstätigkeit; Analyse der Arbeitstätigkeitsanforderungen

und -belastungen in Relation zu den Qualifikationsvoraussetzungen einschließlich der berufsbiographischen Entwicklung; Analyse des Kenntnisstandes und der Bewußtheit von arbeitsstrukturellen

Bedingungen.

Eingesetzt wurde ein kombiniertes Untersuchungsverfahren, wel- ches einerseits offene und standardisierte Befragungen von Arbeitern und andererseits Arbeitsplatzbeobachtungen und Ex- pertengespräche umfaßte. Diese Kombination zielte auf zwei wesentliche Gegenüberstellungen. 12) Die Arbeiterinterviews

(offener Gesprächsleitfaden und hochstandardisierter Fragebo- gen) mußten ~owohl eine interpersonelle Vergleichbarkeit wie

11) Enfällt

12) Auf weitere Aufgaben des Instrumentariums - wie Vergleich zu'weiteren Betriebsanalysen, Spezifik der Instandhaltung, Bewußtheitsbedingungen - ist hier nicht einzugehen. Vgl.

dazu Fußnote 3

(17)

auch die Abbildung von feinstrukturierten Bedingungen ge- währleisten. Als Vorteil eines standardisierten Instruments werden häufig die Vergleichbarkeit von Antwortkategorien und die "Neutralität" gegenüber den Befragten angegeben. Als, Nachteile gelten entsprechend: Die Differenziertheit,kann

nicht durch Nachfragen erhöht werden, sprachliche Mißverständ- nisse können nicht kompensiert werden und der unterschied- liche Grad der Aufgeklärtheit geht verzerrend in die Unter- suchung ein. 13) un einer Entdifferenzierung der Wirklichk- keit entgegenzuwirken, um auch institutionell wenig typisierte bzw. objektivierte Sachverhalte zu erfassen, gilt es als Korn- promiß, über die Möglichkeiten einer standardisierten Befra- gung hinauszugehen. Die qualitative Befragung führt jedoch ebenfalls zu einer (selektiven) Entdifferenzierung der Reali- tät durch den Einfluß des Subjektes des Forschers, den situa- tiven Kontext des Gesprächs usw.14)

Die formal-analytische Kopplung beider Instrumente ist je- doch keine ausreichende Bedingung für den Erfolg einer heu- ristischen Untersuchung, in welcher auch Raum bleiben muß für grundsätzlich nicht-antizipierbare Bedingungen des For- schungsgegenstandes. Auch mit der Grundlegung von theoretischen Kenntnissen über "Verrichtungen" und Tätic;keitsfelder, über petrieblicheund arbeitsmarktmäßige Bedingungen sind die ana-

lytischen Möglichkeiten nicht ausgeschöpft. Deshalb wurden die Arbeiterinterviews'in eine Beziehung zu den Arbeitsplatzbeöbach..:.

tungen und Expertengesprächen-gestellt. Dlese beruhten auf Be- obachtungs- bzw. Gesprächsleitfäden. Sie dlenten der Ermittlung der konkreten betriebsstrukturellen und arbeitseJ.'nsatzstrate- gisehen Bedingungen.

Für den Gesamtzusamrnenhang des an gewandten Instrumentariums läßt:

sich zusammenfassen, daß wechselweise Arbeiterinterviews, Ar-, beitsplatzbeobachtungen und Expertengespräche eingesetzt wurden.

D. h. die halbstandardisierten Arbeiterinterviews wurden zu den Ergebnissen der Gesamt-Betriebsanalyse in eine Beziehung 13) Etwa H.P. Euler, Arbeitskonflikt und Leistungsrestriktion

im Industriebetrieb, Düsseldorf 1973, 'S. 69 ff.

14) N. Abendroth, N. Beckenbach , S. Braun und R. Dombois , Hafen~~

arbeit im Wandel, Bd. 1, o.J., S. XV'ff.

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gesetzt. Auf diese Weise konnte der These von eingeschränkter Kenntnis und Bewußtheit der eigenen und der betrieblichen Situation durch eine Technik des Problemverfolgens Rechnung getragen werden. Bei dieser Technik wurden die in einem Inter- view nicht (vollständig) zu klärenden Fragen durch andere

Interviews bzw. am Arbeitsplatz geklärt (bzw. validiert).

Diese Klärung wurde in die Arbeitsinterviewszurückgetragen, womit eine Konfrontation VOn Aussagen entstand.

Ein für die Expertengespräche hervorzuhebendes Charakteristi- kum ist - insbesonders bei langer Betriebszugehörigkeit -

eine gewisse Betriebsblindheit und eine fachspezifische Sicht- weise. Daraus resultiert das sozialwissenschaftliche Erfor- dernis, die erkannten Widersprüche in die Gespräche mitein- zubringen. Die eigene Deutungsweise bzw. die entstehenden Hypothesen flossen also kontinuierlich in die Gespräche ein und konnten somit Überprüft werden. Auffällig war, daß die technische Intelligenz durchaus sozialwissenschaftlichen Er-"

klärungsversuchen zugänglich war, mit deren Hilfe die Pro- blemformulierungskapazität ihrer fachlichen Begrifflichkeit problematisiert wurde.

Die nun darzustellende Belastungsstruktur konnte tatsächlich erst in abschließenden Arbeiterinterviews bestätigt werden, weil einerseits die theoretische Kenntnis über die Zusammen-\ hänge des betreffenden. Berufs (Reparaturschlosser) und die

betrieblichen Abläufe (technologisch bis kaufmännisch) zugrunde- gelegt wurde; andererseits konnte das durch die Expertengespräche .gewonnene Wissen über die betrieblichen Zusammenhänge in die

Fragestellung miteinbezogen werden. Die ersten Interviews mit Arbeitern deckten dagegen nur einen Teil der Belastungszu- sammenhänge auf. Dies gilt vor allem für Belastungen, die als überbeanspruchend bestimmt werden müssen.

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2. Die Fallskizze

Untersucht wurde e~n mittelgroßer Betrieb in einer Großstadt.

-Seine Hauptaufgabe besteht in der Abfüllung von flüssigem Füll- gut verschiedener Viskosität.Die Kenntnis der Branchenzuge~.

hörigkeit läßt in diesem Falle wenig Aussagen über markt- politische Bedingungen zUo

Zur Illustration von "integrierten Belastungzusammenhängen"

soll eine bestimmte Arbeitssituation dieses Betriebes exem- plarisch herausge~riffenwerden, nämlich die von Reparatur- schlossern, welche an den Maschinenanlagen selbst stationiert sindo Diese Anlagen dienen der Abfüllung und Verpackung.

Wenngleich diese Arbeitssituation ihren belastenden Cha1iakter erst in der Wechselwirkung mit anderen Personen (Kollegen

in der arbeitsteiligen Instandhaltung, Produktionsarbeiterinnen).

und der Verzahnung mit anderen Tätigkeiten erhält, so soll

h~er aus Platzgründen jedoch auf die Belastung an diesen

Arbeitsplätzen selbst nicht eingegangen werden. Auch soll die Darstellung der zu beschreibenden Arbeitssituation auf wenige Kernprozesse beschränkt werden; von den Tätigkeitsverrichtungen wird im einzelnen abstrahiert und ein Vergleich mit weiteren Arbeitssituationen von Instandhaltern dieser Firma muß eben-

falls unterbleiben. 15)

Der erste Eindruck über die Situation des Instandhaltungsperso- nals ließ keine besonderen Probleme erkennen. Die Gruppe der

(mechanischen) Instandhalter, welche für das Funktonieren der Maschinenanlagen verantwortlich sind, 'arbeiteten ohne unmittel- bare Aufsicht. Sie mußten keine Zusatzaufgaben erfüllen, wenn die Produktion störungsfrei lief, sondern hatten die Mögl.ich- keit, legitime Pausen in speziellen Pausenräumen einzulegen.

Kornrnunikationsmöglichkeiten waren mit den Fertigungsarbeite- rinnen - sieht man ab von einigen stark lärmenden Anlagen - und mit Kollegen ausreichend gegeben. Die Arbeitsaufgabe war relativ klar abgegrenzt als In-Betrieb-Setzen und Funktions- 15) Vgl. hierzu, sowie zu exemplarischen Rationalisierungs-

umstellungen, zur eingehenderen Analyse des Arbeits- und Produktenmarktes, zu den Ergebnissen der statistischen Aus- wertung usw. die oben angekündigte Arbeit.

(20)

erhaltung der weitgehend automatischen Anlagen zur Abfüllung des flüssigen Füllgutes und der Verpackung der Behältnisse.

Je zwei Instandhalter sind für 1 bis 4 Anlagen - je nach deren Größe - zuständig.

Die Anlagen bestehen aus stark verketteten Maschinenaggre- gaten mit den Grundfunktionen einfüllen, verschließen, eti- kettieren, verpacken. Hierzu mußten allerdings bei den kompli- zierteren Anlagen bis zu 12 Aggregate durchlaufen werden. Die Arbeitsaufgabe selbst machte einen abwechslungsreichen Ein- druck: sie umfaßt die ganze Palette der Instandhaltungsaufga- ben und der angrenzenden Bereiche: Umrüsten, 'Berei tschafts- wartung, Reparieren,.- bestimmte technische Kontrollen, und Hilfestellung beim Anfahren der Anlagen. Bei größeren Stö- rungen konnte die Hilfe von der zentralen Instandhaltungswerk- statt angefordert werden, gegebenenfalls wurden Honteure von Fremdfirmen angefordert. Für elektrische und umfangreichere pneumatische Instandhaltungsaufgaben sind die Elektriker

, ,

deE (zentralen) Elektrowerkstatt zuständig. Die, an den An- lagen stationierten Instandhalter erhielten neben ihrem Stun- denlohn eine Prämienlohn, der nach den Durchschnittsleistungen der Maschinenarbeiterinnen an allen Anlagen ihres Arbeits- bereichs - in dem noch einige ;,veitere Instandhaltungskollegen tätig sind - bemessen wurde.

Umgekehrt war der relativ hohe Krankenstand bei den Instand- haltern ebenso auffällig, wie die große Fluktuation. Es exi- stierte nur eine kleine Gruppe mit längerer Betriebszugehörig- keit (die sich nicht durch höhrere Qualifikationen auszeichnet) . Die Mehrzahl des Instandhaltungspersonals wechselte im Durch- schnitt nac~ 3 Jahren. Neu eingestellte Instandhalter gaben diese Arbeit öfter nach 3 Monaten wieder auf. Nach ersten Interviews, mit Reparaturarbeitern'wurden hierfür kaum Gründe einsichtig. Die Kollegen hätten sich eben etwas besseres ge- sucht, hieß

eS.

Oder: nach ein paar Monaten merkt man erst, ob einern diese Arbeit liegt. Oder, bereits konkreter: man müsse mit den Frauen (den Maschinenbedienerinnen) gut auskommen,

was nicht jeder könne.

(21)

Die genauere Analyse der Instandhaltungssituation war erst über einen Prozess des Wechsels von Expertengesprächen, Ar- beiterinterviews und Arbeitsplatzbeobachtungen möglich.

_ D:l"E;'! Ergebnisse sollen in Abschnitten über die Organisation der Instandhaltung, die eingesetzte Technologie und_die Qualifikationsfrage dargestellt werden. Faktisch sind diese-...

_.~---.._.,~ --.-._~_. _.---~-._---*

Ebenen aber eng miteinander verflochten.

2.1 Organisation der Instandhaltung

Je nach Firma ist die Instandhaltung räumlich entweder zentral in einer Werkstatt, dezentral mit speziellen Werkstätten und Stützpunkten oder als Mischform organisiert. 15) In dem dar- zustellenden Fall traf die Mischform zu: es existiert sowohl eine relativ kleine zentrale Werkstatt mit dort arbeitenden Reparaturschlossern, während andere Instandhalter an den Anlagen - zum Teil unter einem Vorarbeiter - selbst statio- niert sind. Der größte Teil der m,echanischen Instandhaltung untersteht dem Meister. Für einige Anlagen existierte ein weiterer Meisterbereich. Die zentrale Werkstatt wurde zur Zeit der Untersuchung durch einige speziell betriebsspezi- fisch ausgebildete Instandhalter verstärkt.

Gemessen an einer häufig vermuteten Entwicklung von der

improvisierten Instandhaltung auf der Basis von Meisterwissen zur geplanten Instandhaltung befand sich die Instandhaltungs- organisation auf einem unteren Niveau. Während geplante In- standhaltung idealtypisch als vorbeugende Instandhaltung, Schwachstellenanalyse mit Hilfe von Datenerfassugnssystemen beschrieben werden kann" stützt sich die "ungeplante" Instand- haltung auf die persönliche Umsicht des Meisters und führt zu "Feuerwehreinsätz.en" bei Störungen, falls die Wartungsauf- gaben nicht mehr ausreichend erfüllt we~den können. Diese

"Feuerwehreinsätze" waren die übliche For~_in der betreffenden Firma: aufgrund hoher Produktionsverluste bei Störungen der 15) Auf weitere Organisationskriterien wie fachbezogene Ar- beitsteilung und Polarisierung nach Qualifikationen ist später einzugehen.

(22)

schnellaufenden Anlagen mußten diese Störungen schnell be- seitigt werden. Die Störung eines Aggregat führte aufgrund nicht vorhandener oder zu kleinerZwischenpuffer zusätzlich zum Stillstand der gesamten Anlage. Für eine erfolgreiche Stö- rungsbeseitigung ist aber weitgehend nicht der Instandhaltungs- meister und noch weniger der fachfremde Fertigungsmeister

die Kontroll'" bzw. die Sanktionsinstanz . Maschinens'tillstand führt vielmehr zu einer Sanktion über das Entlohnungssystem in drei Schritten: erstens reduziert sich der Akkordlohn der Anlagen- Arbeiterinnern, zweitens senkt sich bei längerem Ausfall der

Prämienlohn von Instandhalt.ern und Anlagen-Arbeiterinnen und drit- tens wird schließlich der Instandhaltungsetat durch Verbuchung der Stillstandskosten selber betroffen, was zu' Sanktionen durch die technische Betriebsleitung führt. Diese Sanktionsstufen hängen von der Dauer und der Qualität der Reparatur ab. Um diesen Mechanismus darzustellen, muß zumindest knapp auf die Arbeitssituation der Bandarbeiterinnen eingegangen werden.

Die Arbeitsaufgabe der Maschinenbedienerinnen besteht für einen Teil der Frauen in dem Füllen von Automatisierungslücken - d.h.

Arbeit im Maschinentakt, wie zum Beispiel die Endverpackung, Behältniszufuhr. Andere Arbeiterinnen sind an bestimmten Aggregaten ständig stationiert, um kleinere Störungen - z.B . .in der Zufuhr von Material und Staus im Transportsystem -

zu beseitigen. Die Störungen häufen sich dann, wenn Reparatur- arbeiten schlecht ausgeführt wurden, weil für gründlichere Reparaturen keine Zeit bleibt (worauf noch einzugehen ist).

Oie Frauenkolonne erhält ihren Akkordlohn für die Gruppen- arbeit. Steht die Anlage still, tritt folgender Mechanismus inkraft: bis zu 10 Min. Stillstand gehen zu Lasten des Akkords der Maschinenarbeiterinnen, danach wird die Anlage ~abgesetzt:.

Dann erhalten die Frauen eine andere Arbeit (wo!?-ei·beim "Um-

zug~ an eine neue Anlage der niedrigere Stundenlohn bezahlt wird). Aus diesem System folgt ein prinzipiell ~nlösbarer

Konflikt zwischen den Arbeiterinnen und Instandhaltern:

Die Frauen sind sowohl an einer "blitzschnellen" wie auch langfristig wirksamen Reparatur interessiert: sicherheits- halber halten sich die Instandhalter auch bei störungsfreiem Lauf in der Nähe von anfälligen Aggregaten auf bzw. arbeiten

(23)

selbst mit. Reparaturen werden mitunter in großer Hektik

ausgeführt, Stillstände treten teilweise im 5-Minuten-Rythmus auf. Erkennt der Instandhalter, daß die Anlage "abgesetzt"

werden muß, so erspart er sich eine Reparatur unter hohem Zeitdruck und die Frauen werden weniger Lohneinbußenhaben.

Dies gilt allerdings nur dann, wenn das Absetzen berechtigt . war. D.h. wenn der Schaden nicht doch kurzfristig hätte be- hoben werden können. Werden die Anlagen nämlich statistisch

"zu oft" abgesetzt, so schlägt sich dies auf grund der häufigen Anlagenwechsel für die Frauen wiederum in Lohnreduzierung

nieder. überdies kann die Arbeit der Instandhalter mit der zweiten Schicht über das veränderte Ausfallverhalten ver- glichen werden. Bereits das Gerücht über die Unfähigkeit

eines Instandhalters machte diesem die Arbeit fast unmöglich:

die Frauen wünschen einen guten Instandhalter.

Steht die Anlage länger als 10 Minuten, so tritt als nächste Stufe eine Reduzierung des Prämienlohnes für die Instand- halter und die Anlagenarbeiterinnen inkraft. Läuft die An-

lage schließlich auch nach 30 Minuten nicht wieder an, so wird untersucht, ob hier ein Versagen der Instandhaltung z~

verzeichnen ist. Dies zieht möglicherweise persönliche Konse- quenzen für die Instandhalter unter Einschaltung der Meister- ebene nachsieh.

Die normale Form der Leistungskontrolle ist jedoch der un- mittelbare Konflikt unter den Arbeitergruppen, der mitunter kritische Punkte erreicht. Die Sanktionsmöglichkeiten der Maschinenarbeiterinnen sind überdies vielfältig. Der Instand- halter ist auf die Informationen der Arbeiterinnen für die Störungsbeseitigung angewiesen. Arbeiterinnen können bewußt Störungen herbeiführen. Unter zeitweiligem Lohnverzicht be- steht für sie daher selbst die Möglichkeit, Instandhalter zur Arbeitsaufgabe zu zwingen, ohne höhere Instanzen einzu- schalten.

Die Störanfälligkeit steigt zugleich mit ,der Anlagengeschwin- digkeit, an welcher die Arbeiterinnen aufgrund des Akkord-

lohns hohes Interesse haben. Die Warnungen der Instandhalter' vor der - ständig praktizierten - Akkordschere hatten nur

(24)

eingeschränkt Erfolg: Zum Zeitpunkt der Untersuchung lief z.B.

eine Anlage seit 4 Tagen mit 140 %der Sollvorgabe und die In- standhalter rechneten mit dem 1?aldigen Heraufsetzen des Akkord- satzes. Die Anlagen erhalten dann eine höhere "Normalge-

schwindigkeit", und sowohl die Bandarbeiterinnen wie die In- standhalter werden zu erhöhtem Arbe~tseinsatz gezwungen sein.

Der sich in der Firma schrittweise erhöhende Maschinentakt wird aber keinesweg durch neuere, störungsärmere Aggregate oder vorbeugende Reparaturen kompensiert (was in enger Be- zeihung zur Firmenpolitik steht). Hier greif'\; eher die Kalku- lationsabteilung dann ein, wenn der Ausschuss den Nutzen über- steigt. Hierzu muß jedoch angemerkt werden, daß in dieser

Firma keine optimalen Höchstgeschindigkeiten der Anlagen be- kannt sind. Daher versucht die Kalkulationsabteilung in regel- mäßigen Abständen eine 'höhere Nenngeschwindigkeit durch-

zusetzen, durch welche das Ausfallverhalten wiederum über- proportional steigt. Berücksichtigt man weiterhin, daß gründlichere - d.h. auch ungeplant vorbeugende - Instand- haltung nur mit Hilfe von 0berstunden eingeplant ist, so entsteht ein erster Eindruck über eine betriebliche Politik, die sich durch einen hohen Anteil an Maschinenstillständen charakterisieren läßt. Dies zieht konkrete,., ~olgen für die

Arbeitstätigkei~nach sich.

In regelmäßiger Wochenendarbeit werden größere Reparaturen ausgeführt, die nach Aussagen der Instandhalter aber unzu- reichend-sind.

Im Punkt der überstunden trat übrigens deutlich der Meister als "Sanktionsinstanz" auf. Ein Instandhalter, der noch nicht lange in der Firma arbeitete, protestierte gegen die Wochen- endarbeit. Dara~~ wurde er nicht mehr zu überstunden einge- teilt. Dies stellte sich ihm aber als Diskriminierung dar, weil er dadurch in eine Außenseiterposition gedrängt wurde.

Denn trotz des verkürzten Wochenendes hatte die Arbei:t außer- halb der Produktionszeit, nach Aussagen der Instandhalter, einen eher "gemütlichen" Charakter. Während der überstunden entsteht somit eine Kollegialität,' die sich in der regulären Arbeitszeit nicht einstellen kann. Sind Überstunden ohne

Zweifel eine Zusatzbelastung, so stellte sich auf der Basis

(25)

des betrieblichen Sozialgefüges aber der Ausschluß des er- wähnten Instandhalters als die größere Belastung dar - er will sich zukünftig an Überstunden beteiligen.

Bevor auf weitere Bedingungen der Arbeitssituation einge- gangen wird, ist, es angebracht, kurz auf die Ursache der .angedeuteten betrieblichen Strategie einer kaum kalkulier-

ten (über-) Auslastung der Maschinerie hinzuweisen.

2.2 Die betriebliche Grundstrategie

In Stichpunkten lassen sich folgende - dem Zweigwerk gegen-

über - externe: Einflußfaktoren unterscheiden~derBetrieb hatte in den letzten Jahren einen (nicht vorausgesehe'nen) überaus

starken Absatz-Aufschwung, der eine umstellung auf kontinuier- liche Produktion und die Einführung einer 2. Schicht herbei- fÜhrte. Da der Betrieb sich räumlich nicht ausdehnen kann, wurde zugleich auf intensivste Auslastung der Maschinerie

orientiert. Allgemeine technische Innovationen gehen faktisch von der Konzernleitung aus, ohne jedoch genügend technische Ressourcen bereitzustellen und ohne die Rationalisierung i, Detail zu planen. Überdies ist die technische Leitung des Zweigwerkes personell überaus dünn ausgestattet.

Das Mißverhältnis von Anforderungen an das Zweigwerk und

ungenügenden L0sun~smöglichkeitenbringt eine spezifische. F~~m

von Rentabilität des Zweigwerkes hervor: die Effektivität kann von der Konzernleitung "abstrakt", d.h. vorn Ausstoß her kontrolliert werden, da das weitere Zweigwerk (mit völlig an- deren infrastrukturellen Bedingungen, es liegt "zwischen

Wiesen") zugleich der konzerninterne Konkurrenz- und Vergleichs=

betrieb ist. Produktionen, die im untersuchten Werk unrentabel sind, könnten überdies schnell verlagert werden. Es besteht auch keine Notwendigkeit Z~ Produktinnov-ationen und damit ver- bundenen technologischen Innovationen, da die Hauptprodukte gut abgesetzt werden.

Der Leitung des Zweigwerkes ist es weitgehend anheim gestellt,

(26)

wie sie bei diesen Widersprüchlichkeiten die Produktivität aufrechterhält. Sie bewältigt die Anforderungen durch Vor- gaben an d~e Produktionsabteilungen, die kurzfristigen Charakter besitzen und durch Versuch und Irrtum modifiziert werden. Di~ Folge ist eine diffuse Anforderung an die Instand- haI ter unp' Produktionsarbe.i ter, (einschließlich der Meister) die sich darstellt als Maschinenverschleiß, Improvisation,

"Feuerwehreinsätze" der Instandhalter, allgemeiner Arbeits- kräfteverschleiß . Die wei'tgehend ungeplanten Prozesse ver- hindern darüberhinaus auch die Möglichkeit von Rückmeldungen, die für eine Planung unter diesen Umständen hilfreich wären.

Durch die Abschreibungspolitik der Firma - viele Anlagen laufen ca. nur 3 Jahre _. wird zum Maschinenverschl,eiß quasi indirekt aufgefordert. Darüberhinaus macht die Firma (wegen der ihrer Ansicht nach notwendigen Spezialmaschinen) auch nicht von der Möglichkeit Gebrauch ihr eigenes Planungsdefi- zit durch Rückgriff auf die Erfahrungen anderer Betriebe aus- zugleichen. Statt eingehender tech~ologischerPlanung bietet sich folglich eine Abwälzung der Bewältigung der Anforderungen stufenweise auf die Zweigwerksleitung, die mittlere Hierarchie- ebene und schließlich die Arbeiter als in aller Irrationalität erfolgreiche Strategie an. Daß die diffuse Strategie nicht nur ungezielt ist, zeigt sich an der fast vollautomatisierten

(umfangreichen) Lagerhaltung. Diese war aufgrund der Raum- not ein unbedingtes Uberlebenserfordernis für den Betrieb.

2.3 Technologie und II];standhaltung:

Umfanq und, Quali tät der technolog~schenEntwicklung' sind ein Spiegelbild der Firm'9nstrategie. Die "3/4-automatisierten Anlagen sind technologisch störanfälliq. Auch an den auto- matischen Aqqreqaten stehen folqlich ständig Arbeiterinnen, welche einfachste Routinetätigkeit zur Störungsbeseitigung ausführen. Die ungenügenden Puffer machen um so stärker eine ständige Aufsicht durch Arbeiterinnen notwendig: bei Ausfall eines Aggregat steht die Gesamtanlage. Die unterdimensionierten

(27)

und damit ineffektiven Puffer zeugen jedoch nicht unbedingt von technologischer Unfähigkeit der Konstrukteure. Eher

spielt hier als wesentliches Moment die ad-hoc-Zusammenstücke- lung von Aggregaten unterschiedlicher Firmen zu Anlagen

eine Rolle, wenn die.Auftragslage günstig ist. Danach fehlen die Ressourcen zur Bereinigung der Stückwerktechnologie.

Hervorstechendes Beispiel für ungezi~lte Innovationen sind_

die Ettiketiermaschinenaggregate. Obwohl der Marktanteil .für Hauptprodukte' wesentlich "von der visuellen Wirkung der

Verpackung abhängig ist, neigen gerade die Ettiketiermaschinen 'zu einer besonderen Störanfälligkeit.

Hieraus leitet sich eine Instandhaltungsstrategie ab, die zum Haupttei.l in Routine-Störungsbeseitigungen besteht. Ent- gegen dem ursprünglichen Augenschein ergibt die Analyse, daß die an den Anlagen stationierten Instandhalter sich ständig wiederholende Arbeitsaufgaben auf qualitativ niedrigem Niveau erfüllen. Zum Teil können auch einige besonders motivierte Band- arbeiterinnen diese Störungen beseitigen. Umfassendere Repara- turen werden von Fremdfirmen - in der Regel den Hersteller- firmen - ausgeführt, was die Auslagerung höher qualifizierter Tätigkeit rnitsichbringt. Technologiepolitik und Organisation der Instandhaltung .sind letztlich sowohl Ausdruck wie Ergebnis einer verfestigten und ungeplanten Instandhaltungsstrategie.

Nicht einmal der Meisterbereich kann eine planende Zentrale sein, da die Anlagen per "Feuerwehrreparaturen" am Laufen ge- halten werden müssen.

Neben der Störungsbeseitigung - einschließlich Routinekontrol- len niedrigen Niveaus - besteht die weitere Aufgabe der

stationierten Instandhalter im Umrüsten der Anlagen auf Pro- duktmodifikationen (Behältnisgrößen und Produktfarben) . Diese Tätigkeit ist ebenfalls eine Routinefunktion. Damit zeichnet sich für die Instandhalter eine Arbeitsanforderung ab, die im wesentlichen auch durch ungelernte Arbeiter zu erfüllen wäre (vgl.Arbeitsmarkt und Qualifikation) .

Aus dem auch in di'eser Firma sichtbaren Trend Von der mecha- nischen zur elektronischen und pneumatischen Instandhaltung ergeben sich unter diesen Bedingungen spezielle Restriktionen.

(28)

Einerseits ist die Pneumatik Aufgabe der elektrischen Instand- haltung. Andererseits ist die Instandhaltung der Mechanik

und der Pneumatik oft schwer zu trennen. Die für die Störungs- beseitigung der Pneumatik betriebspezifisch völlig unzureichend qualifizierten mechanischen Instandhalter (ein 1-wöchi-ger Kurs) versuchen folglich oft, Störungsutsachen als pneumatikspezi- fisch zu definieren. Dies führt zu aufwendigen Reparaturver- suchen, zu Reibereien mit der elektrischen Instandhaltung, in welche auch die Meisterebene eingeschaltet wird. Ein wei- teres Beispiel für die Un~icherheit des Instandhaltungsper- sonals ist die unklare Grenze zwischen kleineren Störungsbe- seitigungen und größeren Reparaturen. Die Instandhalter sind daher geneigt, Anlagen als grundlegender gestört zu melden~

Haben sie Erfolg, so werden die Reparaturen von Fremdmonteuren ausgeführt.

"Feuerwehreinsätze ,,', störanfällige Maschinerie, 3-j ähriger Maschinenwechsel', problematische Zuständigkeiten bei unzu- reichender Qualifikation führen schließlich zu einer grund- legenden Verunsicherung des Instandhaltungspersonals, die als Ausdruck der 'konkreten Belastungsmomente gelten kann und sich angesichts der Firmenpolit.ik ständig reproduzieren muß.

Den Instandhaltern droht indirekt auch eine Versetzung in Einsatzbereiche , in denen Anlagen mit hohen Ausf~ll~n und dadurch bedingten niedrigen Prämien bzw. mit ungünstigeren Umgebungsbedingungen stehen. Als übliche Bewältigungsptrategie sind zwangsläufig Störungsbeseitigungen bei laufender Maschi- nerie zu verzeichnen: bei hoher Unfallgefährdung erhält der Instandhalter faktisch hier erst den IIHandlungspielraum" für seine Arbeit - die Produktion läuft ja weiter und niemand äußert Interesse, an einer schnellen Reparatur. ?ieser "Frei- raum" wird erst durch die Störung eines weiteren Aggregats zu- nichte.

Die Instandhalter geben an, daß ihre Situation durch eine bessere vorausplanung zum Teil verbessert würde. Andererseits äußerten sie den begründeten Verdacht, bei besserer Planung noch zusätzlichen systematischen Kontrollen unterworfen zu werden. Folgende Ansätze zur .Planung sind sichtbar. Einer-

(29)

seits werden einige schlosser für umfangreichere Reparatur- arbeiten qualifiziert. Diese müssen den übrigen Instand-

haltern allerdings als - höherbezahlte - Konkurrenz erscheinen.

Denn diese Instandhalter zeichnen sich kaum durch eine höhere '-Qualifizierung aus, sondern erhalten ihren Sondervertrag für

die jederzeitige Einsetzbark.eit zu überstunden. Andererseits wird ein neues Punkte-Entlohnungs system für Instandhalterein- geführt, nach welchem insbesondere prozeßunspezi~ischeQuali- ',fikationen (Pünktlichkeit, Arbeitseifer usw.) bewertet werden.

Es werden Versuche unternommen, bestimmt Reparaturen in ihrer Zeitdimension mit Hilfe von Arbeitszetteln zu erfassen.

Einer wirklichen Planung der Instandhaltung stehen in der Fir- ma objektive Gründe gegenüber. Geplante Instandhaltung setzt

Datenerfassung, Schwachstellenanalyse, Analyse der Laufzeiten von Aggregaten und schließlich voraus geplante Generalüber- holungen voraus. Den - zeitweiligen - Aufwand des ErstelIens von Planungsgrundlagen scheut jedoch die Firmai' zumal nur eine EDV-Anlage von begrenzter Kapazität vorhanden 'ist und yiele Mas6hinenanlagen nur 3 Jahre im Betrieb laufen. Die kurze Lauf- zeit erschwert eine Datenerfassung. (Zugleich bedeutet Eie

ein Erschwernis für die Instandhalter, -die mit einem Umgewöhnen auf modifizierte Routinearbeiten zusätzlich belastet werden.) Die Planung von größeren Überholungen der Maschinerie stößt aber auch von anderer Seite auf Schwierigkeiten: zwar existiert eine ausgebau'l:e LagerhaI tung für Rohstoffe und Halbfabrikate.

Dagegen ist die Lagerhaltung für die Fertigprodukte eng begrenzt, was - insbesondere in Konjunkturzeiten - zu pausenlosen ad-hoc- Auslastungen der Anlagen führt.

Die diffusen Anforderungen gelten den Betroffenen jedoch als _. Normalbedingungen, die nur unspezifisch als allgemeines Un-

wohlsein reflektiert werden. Erst gezielte Nachfragen mit in- zwischen erworbenem Hintergrundwissen führten zur Bestäti- gung der angezeigten Anforderungsstrukturen. Die Bewältigung erfolgt als Inkaufnehmen von Unfallgefahren, Hektik, Abschie- ben von Arbeit, Krankheiten (z.B. Magenerkrankungen) und Fluk- tuationen. Diesen Fluktuationen sind jedoch aus arbeitsmarkt- politischen Gründen Grenzen gesetzt, wodurch sich eine gewisse Kontinuität des betrieblichen Arbeitskräftepotentials herstellt.

(30)

2.4 Arbeitsmarkt und Qualifikationen

Die sich vertiefende betriebliche Arbeitsteilung einerseits nach Fachgebieten (mechanische/pneumatische Instandhaltung), andererseits nach Qualifikationen (Routine/kompliziertere

Reparaturen) kann für das Gros der Instandhalter nur als kurz- fristig effektive Bewältigungshilfegelten. Die beschriebenen Arbeitsplätze waren zugleich durch Unterforderung (Brach- liegen von Qualifikationen) wie auch durch tJberforderung (un- genügende Qualifikationen) mitunter in einer Personcharakteri- siert. Z.B. befürchtete ein Instandhalter, seine schweiß-

technischen Fähigkeiten verloren zu haben, während er sich gleichzeitig nicht in der Lage sah, mit der Pneumatik aus- reichend vertraut zu werden. Tatsächlich sind sich Instand- halter bewußt, daß neben ihrer psychischen Überlastung auch die Einseitigkeit ihrer Arbeitsaufgaben zur langfristigen Ent- wertung ihrer Arbeitskraft führt. Sie befinden sich folglich in dem permanenten Widerspruch, auf der einen Seite den Be- trieb - dem Beispiel ihrer Kollegen folgend - möglichst schnell zu verlassen. Dem stehen auf der anderen Seite je- doch arbeitsmarktpolitische Gegebenheiten gegenüber. Die In- standhalter rekrutierep sich zum größten Teil nicht aus

"Spitzen-Schlossern", wie aus den Berufsbiographien ersichtlich.

Zum Teil führten zeitweilige Engpässe im Arbeitsmarkt zum längeren unfreiwilligen Verweilen in der betreffenden Firm~.

Zum Teil wären die Instandhalter gezwungen, eine vergleich- bare Arbeit mit großer Entfernung vom Wohnort zu suchen.

Diese Widersprüche schlagen auf die Rivalität innerhalb der Instandhaltungsgruppe selbst zurück. Denn die Qualifizierungs- politik neigt sowoh~ zur Vergabe von Sonderverträgen für

Instandhalter wie auch zur - begrenzten - Spezialqualifizierung (etwa in Bezug auf bestimmte ausländische Maschinen). Hierdurch wird auch eine Rivalität zwischen den Instandhaltern der ver-

schiedenen Einsatzbereiche gefördert. Einige Instandhalter besuchten Kurse bei den Spezialmaschinenherstellern oder in dem weiteren Zweigwerk. IhrenWissensvorsprung können sie je- doch aufgrund der ad hoc-Einsätze nicht vermitteln - der

"Spezialist" repariert dann die Maschine. Dadurch wird die

(31)

einsatzbereichs-spezifische Qualifizierung verstärkt.

An bestimmten sehr störanfälligen Aggregaten sind Schlosser eingesetzt, die sich kaum durch höhere Qualifikationen aus-

zeichnen, sondern durch die ihnen zuge~chriebene-Eigenschaft~

streB-resistent und unempfindlich gegenüber Lärm, Gestank.und Hitze zu sein.

3. Schlußfolgerungen

Der Darstellung des Fallbeispiels lag die allgemeine These zu- grunde, daß die Belastungsanalyse einer bestimmten betrieb- lichen Arbe!tssituation abhängig ist von der Kenntnis erstens des technischen und betrieblichen Systernzusanunenhangs ein- schließlich der Lohnform, zweitens der überbetrieblichen tech-

n~schen und arbeitsorganisatorischen Entwicklungen der spezi- fischen Art von Arbeitssituation und drittens von den - quer hierzu stehenden ... arbeitsmarktmäßigen und qualifikatorischen Tendenzen, von welchen das Berufsfeld der Arbeitskraft be- troffen ist. Abschließend sollen einige hypothetische Schluß- folgerungen formuliert werden - im Bewußtsein der Grenzen, welche die qualitative Analyse eines Falles mitsichbringt.

3.1. Das betriebliche System

Die Belastungen, die mit einer Arbeitstätigkeit verbunden sind, haben einen wesentlichen Ursprung in der betrieblichen Durch- setzung von Leistungsanforderungen. Für eine Belastungsanaly.se bedeutet dies, daß,betriebsexterne Determinanten und die kon- krete Betriebspolitik berücksichtigt werden müssen. Unter dieser Voraussetzung werden erst die' bestimmten Formen sichtbar, mit welchen die Leistungen der Arbeiter kontrolliert, und sanktoniert werden. Dies läßt sich zusammenfassen in die These, daß die

Belastung eines Arbeitsplatzes wesentlich durch die betriebs- interne Strategie determiniert ist. Diese betriebliche Politik kann sich unterschiedlich darstellen. Bezogen auf das Fall-

(32)

beispiel werden etwa für die Instandhaltung in einem Metall- Fertigungsbetrieb andere Bedingungen gelten. In der unter- suchten Firma sind die Produktionsmeister, -vorarbeiter und -arbeiter "fachfremd". Dadurch erhöht sich einerseits die Autonomie für die Instandhaltungstätigkeiten (etwa g'egen-

über der' Instandhaltung in Maschinenbau-Abteilungen). Anderer- seits ist die Firmenleitung geneigt, spezielle - eher infor- melle - Sanktionssysteme zu fördern.

Die Branche scheint jedoch kein. ausreichendes Differenzierungs- merkmal zu sein. Die gezeigte Form der Leistungsanforderungen läßt sic;:h konträr von einer weiteren Firma unterscheiden:

Der oben beschriebene Betrieb bevorzugt eine stark auf das Ent- lohnungssystem bezogent? Kontrolle. Als entgegengesetzter

Fall kann eine untersuchte Zigarettenfabrik gelten, in welcher ein deutlich "familiäres" Betriebsklima gefördert wird. Gleich- zeitig rekrutieren sich aber die Vorarbeiter an den Anlagen aus der Instandhaltungsabteilung. Dadurch nehmen sie automatisch eine Kontrollfunkton gegenüber Instandhaltungstätigkeiten wahr.

Die Anlagenarbeiterinnen erhalten Stundenlohn und üben keinen unmittelbaren Einfluß auf die Instandhaltung aus. Aufgrund ~e­

stimmter objektiver Determinanten - auf die hier nicht einzu- gehen ist - zeigt diese Firma ein starkes Interesse an einer Stammbelegschaft.

Die Instandhaltungsaufgaben haben in dem untersuchten Werk ei- nen extrem ungeplanten Charkter. Ohne Zweifel führt dies auch zu unprodUktiven .Reibereien, zusätzlichen informellen Kon- flikten und Belastungen, nicht kalkulierbaren Maschinenaus- . fällen und verstärkt zugleich die eher spontane Investitions- politik. Versucht man jedoch die Effektivität der Instand-

haltung zu beurteilen, dann reicht ein "rationaler" Vergleichs- maßstab wie die allgemein konstatierbare Entwicklung zur ge- planten Instandhaltung nicht aus. Die Potenz des tradierten Wissens bei Arbeitern und Meistern, das eingefahrene betrieb- liche Sozialgefüge, die Arbeitsmarktlage für Instandhalter und Produktionsarbeiter und insbesondere der Umfang des Absatzes müssen als gegenläufige Faktoren gelten. Zwar hat sich das

historisch entstandene betriebliche Hie~archie-, Organisations- und technische System auf dem Warenmarkt als effektiv zu

erweisen. Dennoch besitzt· es eine Eigendynamik , die sich aus

(33)

seinem·relativ naturw~chsigen und verfestigten Charakter herleitet. Die Tradition trägt zur Kontinuität bei und geht - bewußt oder unbewußt - in das Rentabilitätskalkül ein.

Eine Veränderung der tradierten Situation - unter Einschluß einer veränderten Arbeitsorganisation - könnte_daher als ein.

überflüssiges Risiko erscheinen. Allerdings bleibt.dieFrage .. offen, ob die oben beschriebenen betriebs externen Bedingungen

zukünftig stabil bleiben.

Die tatsächliche Konfliktträchtigkeit wird von jener Hierar- chieebene am weitgehensten durchschaut, die unmittelbar im Spannungsfeld von "abstrakter" Anforderung des Managements und konkreter Durchsetzung bei den Arbeitern steht: gemeint ist die mittlere t~chnisch gebildete Führung oberhalb der Meisterebene, welche den Spielraum der betrieblich gewährten

zeitlichen und sachlichen Ressourcen noch übersehen kann, deren Einfluß jedoch begrenzt ist. Den Arbeitern selbst sind diese betrieblichen Anforderungs~ und Sanktions formen dagegen nur teilweise durchsichtig. Dies gilt um so mehr, wenn die Anforderungen nicht im einzelnen geplant sind, d.h. latenten Charakter besitzen.

3.2. Tätigkeit und Anforderung

Die geplant vorgegebene Arbeitsaufgabe einerseits und die relative Autonomie des Arbeitshandelns andererseits lassen sich als zwei Pole des Anforderungscharakters an die Arbeiter unterscheiden. Beide Extreme finden sich in der Realität

jedoch in einer Mischform. Je höher der Grad der "Autonomie"

einer Industriearbeitssituation liegt, um so eher ist mit

einer Fülle von latenten, nicht institutionalisierten Sanktions- und Anforderungsmechanismen zu rechnen. Autonomie muß daher

grundsätzlich als eine Anforderung aufgefaßt werden, welche zum individuellen Auffangen von Widersprüchen zwingt. Der faktische Grad von "Autonomie" kann durch den Arbeitsinhalt selber (z.B. die stochastische Verteilung der Reparaturarbei- ten) und die betriebliche Strategie determiniert sein.

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