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K VB FORUM 11/2021

TITELTHEMA

I

n Krisen werden Menschen be- nötigt, die sich für andere stark machen.“ Das antwortet Jan Henrik Sperling auf die Frage, woher er denn neben all seinen Tätigkeiten noch die Zeit und Energie nimmt, sich seit Frühjahr 2020 als Ärztli- cher Koordinator des Landkreises Memmingen zu engagieren. Der Hausarzt in eigener Gemeinschafts- praxis ist hier ganz pragmatisch.

„Ich habe gesehen, dass da was auf uns zukommt, etwas, das die Gesundheit unserer Bevölkerung betrifft und uns enorm viele Ein- schränkungen bringen wird, wenn wir Ärzte nicht darauf reagieren.

Also habe ich mich da reingehängt.“

Was Sperling so locker über die Lippen kommt, entpuppt sich in

der Nachschau als wahre Mammut- aufgabe. Hierfür musste der zwei- fache Familienvater viel Privatleben und Freizeit opfern. Rückendeckung bekam er vor allem von seiner Ehe- frau, ebenfalls Ärztin, sowie von seinem Praxispartner Dr. med.

Matthias Meine. „Ohne diese Unter- stützung hätte ich es nicht ge- schafft“, resümiert er. „Denn es gab in der Tat viel zu tun: Schutz- ausrüstung musste beschafft, neue Versorgungsstrukturen mussten aufgebaut werden. Insbesondere ging es darum, Schwerpunktpraxen, Test- und Impfzentren aus dem Boden zu stampfen.“ Man habe bei Null anfangen und einen enor- men logistischen Aufwand geleis- tet, was zum Teil recht mühsam gewesen sei. So habe es beispiels- weise sehr lange gedauert, Betriebs- stättennummern für die neuen Einrichtungen zu bekommen. „Ohne die konnten wir aber keine Abstriche bei den Laboren in Auftrag geben.“

Auch der Datenschutz habe sich ab und an als Hemmschuh erwie- sen. So sei es nicht möglich gewe- sen, Adresslisten von Kolleginnen und Kollegen zu erhalten, um diese für eine Akquise in den Schwer- punktpraxen oder Impfzentren zu kontaktieren. Trotzdem zieht Sper- ling ein positives Fazit, denn ins- gesamt habe die kollegiale Zusam-

menarbeit mit den Einsatzkräften vor Ort gut funktioniert und das Engagement aller Beteiligten, wie zum Beispiel des Leiters des Am- tes für Brand- und Katastrophen- schutz, sowie den Ärztlichen Ko- ordinatoren und Ärztlichen Leitern der Impfzentren Memmingen und Unterallgäu, habe ihn sehr beein- druckt. „Jeder hat sich mit enor- mem Arbeitsaufwand für die Bür- gerinnen und Bürger der Region eingesetzt“, betont der Mediziner.

Vom Oberbürgermeister ausgezeichnet

Für sein eigenes Engagement wurde Sperling Ende Juli 2020 von der Stadt Memmingen geehrt. Ober- bürgermeister Manfred Schilder würdigte die Leistung des Allge- mein-, Notfall- und Palliativmedizi- ners bei einer Feierstunde im Rat- haus und dankte ihm für seinen großen Einsatz als Versorgungs- arzt bei der Führungsgruppe Katas- trophenschutz. Unerwähnt blieb an diesem Nachmittag, dass der 43-jährige sich bereits seit Jahren als Mannschaftsarzt des FC Mem- mingen engagiert und den Regional- ligaverein selbstverständlich auch während der Corona-Pandemie begleitet hat. Anlässlich der Wieder- aufnahme des Spielbetriebs nach

Schon vor der Corona-Krise konnte sich Allgemeinmediziner Dr. med. Jan Henrik Sperling aus Memmingen über mangelnde Auslastung nicht beklagen.

Der 43-Jährige engagiert sich außerhalb seiner Gemeinschaftpraxis im Palliativ Care Team Memmingen-Unterallgäu. Ein Kontrastprogramm bietet seine Aufgabe als Mannschaftsarzt des FC Memmingen. Mit der Pandemie kamen zusätzliche ärztliche Herausforderungen. Über einen Mann, der viel bewegt.

„WIR ÄRZTE MÜSSEN

UNSEREN BEITRAG LEISTEN“

Brennt für alles, was er tut: Jan Henrik Sperling ist Allgemein-, Notfall- und Palliativmedizi- ner aus Leiden- schaft.

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Sperling ist auch Mannschafts- arzt beim FC Memmingen – ein Foto noch vor der Pande- mie.

Unterwegs im Impfbus, um den Bürgerinnen und Bürgern ein Impfangebot vor Ort zu machen.

dem ersten Lockdown entwickelte er gemeinsam mit dem Trainerstab und den Verantwortlichen des Vereins ein ausgefeiltes Hygiene- und Testkonzept für die Spieler.

Dieses beinhaltete auch eine inten- sive Aufklärungsarbeit zur Durch- führung von Selbsttests. In Video- konferenzen habe er die Spieler über alle Maßnahmen sowie die Dringlichkeit der Tests informiert.

Diese mussten vor jedem Training und jedem Spiel vorgelegt werden.

Inzwischen ist die Mannschaft dank Jan Henrik Sperling größten- teils durchgeimpft. Auch hierzu war im Vorfeld zum Thema Ängste, Sorgen und Bedenken zu poten- ziellen Nebenwirkungen viel Auf- klärungsarbeit zu leisten. Stich- wort: Herzmuskelentzündungen.

„Mir war dazu ganz wichtig, dass jeder frisch geimpfte Spieler drei bis fünf Tage mit dem Training pausiert. Das war mit dem Trainer- stab auch so abgesprochen.“ Außer- dem, so Sperling weiter, habe man natürlich auf sportliche Einzel- aktionen Rücksicht genommen.

„Wir konnten ja nicht den gesam- ten Spielerkader gleichzeitig imp- fen, die Spieler kommen auch aus unterschiedlichen Regionen, teils auch mit Fahrgemeinschaften. Das musste logistisch geplant werden.“

Sich nicht impfen zu lassen, war und ist aus Sicht des Mediziners keine vernünftige Option, dennoch

blieb die Entscheidung jedem ein- zelnen Spieler selbst überlassen.

„Als Leistungssportler haben sie hier aber eine gewisse Verantwor- tung dem Team gegenüber, sie müssen sich als Kollektiv begrei- fen. Wir haben schon deutlich ge- macht, dass eine Impfung in die- sem besonderen Fall zum Profi- sport dazugehört.“

Bei der Impfquote noch Luft nach oben

Apropos Impfen: Wie zufrieden ist Jan Henrik Sperling generell mit der Impfquote seines Landkreises?

Und was gibt es für ihn hier vor- dringlich zu tun? „Ich denke, dass die Strukturen, die wir geschaffen haben, gut funktionieren und wir bei vielen Dingen bereits gut auf- gestellt sind“, so der Allgemein- mediziner. „Wir haben regelmäßig Konferenzen, in denen ich mich als Ärztlicher Koordinator sowohl mit dem ambulanten Bereich, als auch mit den Kliniken, aber auch mit dem Gesundheitsamt und den Entscheidungsträgern der Stadt Memmingen abstimme. Außerdem profitieren wir von einer engen und guten Anbindung an das Bay- erische Gesundheitsministerium, wofür ich sehr dankbar bin.“ Aller- dings, so bedauert Sperling, sei die Impfquote im Unterallgäu noch zu niedrig. Hier müsse durch ent-

sprechende Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung in den Praxen noch einiges getan werden. „Die Ärzte- schaft der Krankenhäuser Mindel- heim, Ottobeuren und Memmin- gen sowie der Ärztliche Kreisver- band haben dazu unlängst eine Informationsbroschüre herausge- bracht. Die müssen wir publik ma- chen.“ Außerdem wolle man den Einsatz des mobilen Impfbusses in den Regionen intensivieren. „Hier können wir vor Einkaufszentren, an sozialen Brennpunkten oder bei Sportveranstaltungen ein niedrig- schwelliges Impfangebot machen.“

Das Engagement von Jan Henrik Sperling – das wird deutlich – wird also keineswegs nachlassen. „Nein“, meint er, „es geht nach wie vor um die Bewältigung einer großen Her- ausforderung, der wir uns gemein- sam stellen müssen. Es ist unsere Aufgabe als Ärzte, hier unseren Beitrag zu leisten und einen guten Weg zu finden, aus dieser Pande- mie herauszukommen.“ Aber auch dann wird Sperling nicht die Hände in den Schoß legen, sondern sich als Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands Memmingen und Mindelheim um den Haus- und Fachärztemangel der Region küm- mern. Sicher auch wieder eine Mammutaufgabe.

Marion Munke (KVB)

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