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Offener Brief der Kreisärztekammer Erzgebirgskreis

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Academic year: 2022

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Ärzteblatt Sachsen 1|2021

CORONA-PANDEMIE

Mit größter Empörung reagieren Ärzte unseres Landkreises auf öffentliche Aktivitäten von Dr . med . Gerlind Läger aus Oelsnitz/Erzgebirge . Mit folgen- dem Brief bezieht der Vorstand der Kreisärztekammer Stellung:

Sehr geehrte Frau Dr . Läger,

auf diesem Weg möchte ich Sie als Vorsitzender der Kreisärztekammer des Erzgebirgskreises kontaktieren . Ich darf davon ausgehen, dass Ihnen die berufspolitischen Strukturen in unserer freiheitlichen Demokratie bekannt sind . Die Ärzteschaft darf und muss sich im Rahmen unserer Freiberuflichkeit um ihre berufsständigen, berufspolitischen und berufsrechtlichen Angelegenheiten selbst kümmern, dies ist Aufgabe und Privileg zugleich . Nur somit resultiert eine politisch unabhängige Ausübung der Erfüllung unserer beruflichen Auf- gaben an unseren Patienten .

Genau aus diesem Grund erreichen uns als Vorstand der Kreisärztekammer zahlreiche Anrufe und Meinungsäuße- rungen über Ihr öffentliches Auftreten im Zusammenhang mit der derzeitigen Pandemie . Am 7 . Dezember 2020 wur - de darüber in der Freien Presse berich- tet . Dass mit diesem sehr ausführli- chen Artikel der Bogen der journalisti- schen Pressefreiheit überspannt wurde und der Inhalt eher bei der lesenden Bevölkerung zu weiteren Verunsiche- rungen Anlass gibt, sei hier nicht weiter kommentiert .

Die unzähligen schon erwähnten Reak- tionen stammen nicht nur aus Ihrem näheren Umfeld des Altkreises Stoll- berg . Die überwiegende Mehrheit der niedergelassenen Haus- und Fachärzte, die ärztlichen Kolleginnen und Kollegen in den stationären Einrichtungen sowie

die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im öffentlichen Gesundheitswesen dis- tanzieren sich von Ihren Aktivitäten, Frau Dr . Läger . Uns als Vorstand liegen dazu schriftliche Stellungnahmen vor, welche die Empörung zum Ausdruck bringen .

Unser Gesundheitssystem ist im Mo - ment mit all seinen Facetten auf das Höchste gefordert, die Ärzteschaft besitzt einen großen Vertrauensbonus in unserer Bevölkerung . Wir haben bei der Berufsausübung, also bei Diagnos- tik und Therapie aber auch bei der psy- chologischen Führung unserer Patien- ten die Aufgabe wissenschaftlich fun- diert zu agieren . Da wir aber erst seit kurzer Zeit mit dieser Erkrankung kon- frontiert sind, fehlen uns noch eine Vielzahl an Erkenntnissen . Die noch be - stehenden großen Wissenslücken sind der Nährboden für Angstverbreitung mit dem Ziel der gesellschaftlichen Spal- tung, dabei findet das Mittel der Provo- kation seine Anwendung . Welche Maß- nahmen zur Prävention am sinnvolls- ten und am effektivsten sind, werden wir erst erfahren, wenn alle Wissenslü- cken weitestgehend ge schlossen sind . Es mag sein, dass Sie vielleicht tat- sächlich keine schwer an COVID-19 erkrankten Patienten kennen, aber den meisten Ihrer Kolleginnen und Kollegen sind derartige Verläufe bekannt . Allzu gern würde ich Sie zu einer morgendli- chen Röntgenfalldemonstration oder zu einer Visite auf unseren COVID-Sta- tionen einladen . Die klinischen Bilder und die Röntgenbefunde sind erschre- ckend . Ihre Handlungsempfehlungen zur Missbilligung der derzeit gültigen präventiven Maßnahmen wie Ab stands- gebot oder Mund-Nasen-Schutz sowie die Betitelung als „Maulkorb“ und „Lap-

pen“ oder Parallelen zum Nationalsozi- alismus sind nicht tolerabel, unethisch und beschmutzen die unermüdlichen Bemühungen in den Gesundheitsäm- tern, in den Arztpraxen und in den sta- tionären Einrichtungen . Zum Glück dür- fen wir täglich auch überdurchschnitt- liches Engagement ohne Blick auf die Stechuhr oder auf das Arbeitszeitge- setz erleben . Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Berufsgruppen arbeiten in dieser belastenden Phase unter schweren Bedingungen mit hoher Empathie und Einsatzbereitschaft an unseren Patienten .

Wir alle treffen uns doch bei dem ge - meinsamen Ziel wieder, die Pandemie zu beherrschen, daraus zu lernen und dass sich unser gesellschaftliches Leben rasch erholt . Jeder einzelne macht ge - rade seine ganz persönliche Erfahrung in dieser Zeit, jedem steht eine persön- liche Meinungsbildung zu . Aber wir Ärztinnen und Ärzte stehen eindeutig in einer besonderen Verantwortung gegenüber der gesamten Bevölkerung, gegenüber jedem einzelnen Patienten, gerade deshalb haben wir uns doch für diesen Beruf entschieden .

Werte Frau Dr . Läger, mir kommt in die- ser Zeit immer wieder das Sprichwort

„Es ist einfacher, gegen etwas zu sein, als für etwas zu sein .“ in den Sinn . Ich würde mir wünschen, dass Sie nach Erhalt dieses Briefes den Kontakt zu mir suchen .

Mit freundlichen Grüßen Dr . med . Dirk Müller Vorsitzender der Kreisärztekammer

im Auftrag des Vorstandes

Offener Brief der

Kreisärztekammer Erzgebirgskreis

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